WM 1990: Beckenbauers Krönung in Rom

Am Samstag feierte des deutschen Fußballfans liebsten Kind Geburtstag: Die deutsche Nationalmannschaft wird 100 Jahre alt. Grund genug, noch einmal auf den letzten Titelgewinn bei einer WM zurückzublicken. 18 Jahre ist es nun her, dass Andreas Brehme flach ins linke Eck schoss...

Während die deutschen Fußballstars überschwänglich jubelnd auf ihre Ehrenrunde gingen, die 40.000 deutschen Fans im Estadio Olimpico den Triumphmarsch von Verdi anstimmten und sich die deutsche Polit-Prominenz in den Armen lag, suchte Franz Beckenbauer die Einsamkeit - inmitten eines Meeres der Glückseligkeit.

Der 8. Juli 1990 markierte den Höhepunkt in der sechsjährigen Karriere des "Kaisers" als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft. Beckenbauer schlenderte, in Gedanken versonnen, über den Rasen des Olympiastadions von Rom, während um ihn herum der Bär steppte.

Im WM-Endspiel im römischen Olympiastadion hatte Deutschlands Fußball-Galionsfigur mit seiner Mannschaft den Titelverteidiger Argentinien um Superstar Diego Maradona hochverdient mit 1:0 niedergerungen, wobei Andreas Brehme mit seinem Foulelfmetertor (85.) den dritten deutschen WM-Triumph nach 1954 und 1974 sicherstellte. Beckenbauer hatte 16 Jahre zuvor als Kapitän der DFB-Auswahl im Münchner Finale gegen die Niederlande (2:1) den Weltpokal als Spieler bereits in Empfang genommen - in der "ewigen Stadt" schloss sich für "Kaiser Franz" der Kreis.

Seinem Nachfolger Berti Vogts gab er kurz nach dem Sieg gegen die "Gauchos" eine große Bürde mit auf einen dann oft steinigen Weg: "Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft durch die Spieler aus der DDR über Jahre nicht zu besiegen sein wird - so leid mir das für den Rest der Welt tut."

Vogts konnte in den nächsten Jahren als Bundestrainer und neuer Chefcoach die von Beckenbauer prognostizierten Erfolge zumindest bei Weltmeisterschaften nicht erringen. Im EM-Endspiel 1992 in Schweden verlor Deutschland mit 0:2 gegen den krassen Außenseiter Dänemark ärgerte, aber vier Jahre später gewann die DFB-Auswahl die EURO in London durch ein 2:1 nach "Golden Goal" im Finale gegen die Tschechische Republik.

Zuvor war Beckenbauers Ära als Teamchef nicht nur von Erfolg gekrönt. Der einstige deutsche Rekord-Nationalspieler (103 Einsätze) war vom damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger mit der Teamchefrolle als Nachfolger von Jupp Derwall betraut worden. Der Bundestrainer hatte nach dem EM-Vorrundenaus in Frankreich gehen müssen.

In Beckenbauers Premierenspiel gab es aber in Düsseldorf am 12. September 1984 gegen Argentinien ein 1:3. Die Südamerikaner wurden zum ständigen Wegbegleiter des "Kaisers" als Teamchef. Im WM-Endspiel 1986 in Mexiko verlor die deutsche Auswahl, die in der Schlussphase nach einem 0:2-Rückstand zum 2:2-Ausgleich gekommen war, doch mit 2:3.

Und statt bei der Heim-EM 1988 den Titel nach Deutschland zu holen, gab es im Halbfinale in Hamburg gegen den späteren Europameister und Erzrivalen Niederlande ein ernüchterndes 1:2 - Oranje hatte Beckenbauers Mannschaft entzaubert.

Doch damit nicht genug, das Lösen des Tickets für die Coppa del Mondo 1990 in Italien wurde für die Beckenbauer-Mannschaft eine Zitterpartie. Erst der Treffer von Thomas Häßler im entscheidenden WM-Qualifikationsspiel am 15. November 1989 in Köln zum 2:1 gegen Wales öffnete schließlich die Tür zur Weltmeisterschaft.

Beim WM-Turnier auf dem Apennin gelang es dem akribischen Arbeiter Beckenbauer - obwohl ihm als Spieler aufgrund seiner Genialität fast alles förmlich zufiel, war er als Teamchef entgegen der allgemeinen Annahme jemand, der nichts dem Zufall überließ und besessen für den Erfolg werkelte - eine wirkliche Mannschaft zu formen.

Angeführt vom überragenden Kapitän Lothar Matthäus, dem im Turnierverlauf über sich hinauswachsenden Guido "Diego" Buchwald und dem unermüdlichen Sturmduo Rudi Völler und Jürgen Klinsmann gelang der große Wurf. Sogar Europameister Niederlande wurde im Achtelfinale (2:1) eliminiert und die Rote Karte für Völler nach der Spuckattacke von Frank Rijkaard und die daraus resultierende Sperre verkraftet.

Im Elfmeterschießen im Halbfinale gegen England erwies sich dann sogar Torwart Bodo Illgner als Elfmetertöter, obwohl dieser nicht unbedingt als Spezialist dafür galt. Es passte halt alles zusammen, auch beim entscheidenden Strafstoß von Brehme im Endspiel. Denn eigentlich sollte sein Kumpel Matthäus schießen. Weil jedoch die Sohle von "Loddars" Schuh gebrochen war, sprang Brehme ein. So schrieb der Linksverteidiger deutsche Fußball-Geschichte und ermöglichte Beckenbauers Krönung im Stadio Olimpico.

Weitere Informationen zur Geschichte der Deutschen Nationalmannschaft finden Sie in unserem Sonderbereich.

[th/sid]

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Am Samstag feierte des deutschen Fußballfans liebsten Kind Geburtstag: Die deutsche Nationalmannschaft wird 100 Jahre alt. Grund genug, noch einmal auf den letzten Titelgewinn bei einer WM zurückzublicken. 18 Jahre ist es nun her, dass Andreas Brehme flach ins linke Eck schoss...

Während die deutschen Fußballstars überschwänglich jubelnd auf ihre Ehrenrunde gingen, die 40.000 deutschen Fans im Estadio Olimpico den Triumphmarsch von Verdi anstimmten und sich die deutsche Polit-Prominenz in den Armen lag, suchte Franz Beckenbauer die Einsamkeit - inmitten eines Meeres der Glückseligkeit.

Der 8. Juli 1990 markierte den Höhepunkt in der sechsjährigen Karriere des "Kaisers" als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft. Beckenbauer schlenderte, in Gedanken versonnen, über den Rasen des Olympiastadions von Rom, während um ihn herum der Bär steppte.

Im WM-Endspiel im römischen Olympiastadion hatte Deutschlands Fußball-Galionsfigur mit seiner Mannschaft den Titelverteidiger Argentinien um Superstar Diego Maradona hochverdient mit 1:0 niedergerungen, wobei Andreas Brehme mit seinem Foulelfmetertor (85.) den dritten deutschen WM-Triumph nach 1954 und 1974 sicherstellte. Beckenbauer hatte 16 Jahre zuvor als Kapitän der DFB-Auswahl im Münchner Finale gegen die Niederlande (2:1) den Weltpokal als Spieler bereits in Empfang genommen - in der "ewigen Stadt" schloss sich für "Kaiser Franz" der Kreis.

Seinem Nachfolger Berti Vogts gab er kurz nach dem Sieg gegen die "Gauchos" eine große Bürde mit auf einen dann oft steinigen Weg: "Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft durch die Spieler aus der DDR über Jahre nicht zu besiegen sein wird - so leid mir das für den Rest der Welt tut."

Vogts konnte in den nächsten Jahren als Bundestrainer und neuer Chefcoach die von Beckenbauer prognostizierten Erfolge zumindest bei Weltmeisterschaften nicht erringen. Im EM-Endspiel 1992 in Schweden verlor Deutschland mit 0:2 gegen den krassen Außenseiter Dänemark ärgerte, aber vier Jahre später gewann die DFB-Auswahl die EURO in London durch ein 2:1 nach "Golden Goal" im Finale gegen die Tschechische Republik.

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Zuvor war Beckenbauers Ära als Teamchef nicht nur von Erfolg gekrönt. Der einstige deutsche Rekord-Nationalspieler (103 Einsätze) war vom damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger mit der Teamchefrolle als Nachfolger von Jupp Derwall betraut worden. Der Bundestrainer hatte nach dem EM-Vorrundenaus in Frankreich gehen müssen.

In Beckenbauers Premierenspiel gab es aber in Düsseldorf am 12. September 1984 gegen Argentinien ein 1:3. Die Südamerikaner wurden zum ständigen Wegbegleiter des "Kaisers" als Teamchef. Im WM-Endspiel 1986 in Mexiko verlor die deutsche Auswahl, die in der Schlussphase nach einem 0:2-Rückstand zum 2:2-Ausgleich gekommen war, doch mit 2:3.

Und statt bei der Heim-EM 1988 den Titel nach Deutschland zu holen, gab es im Halbfinale in Hamburg gegen den späteren Europameister und Erzrivalen Niederlande ein ernüchterndes 1:2 - Oranje hatte Beckenbauers Mannschaft entzaubert.

Doch damit nicht genug, das Lösen des Tickets für die Coppa del Mondo 1990 in Italien wurde für die Beckenbauer-Mannschaft eine Zitterpartie. Erst der Treffer von Thomas Häßler im entscheidenden WM-Qualifikationsspiel am 15. November 1989 in Köln zum 2:1 gegen Wales öffnete schließlich die Tür zur Weltmeisterschaft.

Beim WM-Turnier auf dem Apennin gelang es dem akribischen Arbeiter Beckenbauer - obwohl ihm als Spieler aufgrund seiner Genialität fast alles förmlich zufiel, war er als Teamchef entgegen der allgemeinen Annahme jemand, der nichts dem Zufall überließ und besessen für den Erfolg werkelte - eine wirkliche Mannschaft zu formen.

Angeführt vom überragenden Kapitän Lothar Matthäus, dem im Turnierverlauf über sich hinauswachsenden Guido "Diego" Buchwald und dem unermüdlichen Sturmduo Rudi Völler und Jürgen Klinsmann gelang der große Wurf. Sogar Europameister Niederlande wurde im Achtelfinale (2:1) eliminiert und die Rote Karte für Völler nach der Spuckattacke von Frank Rijkaard und die daraus resultierende Sperre verkraftet.

Im Elfmeterschießen im Halbfinale gegen England erwies sich dann sogar Torwart Bodo Illgner als Elfmetertöter, obwohl dieser nicht unbedingt als Spezialist dafür galt. Es passte halt alles zusammen, auch beim entscheidenden Strafstoß von Brehme im Endspiel. Denn eigentlich sollte sein Kumpel Matthäus schießen. Weil jedoch die Sohle von "Loddars" Schuh gebrochen war, sprang Brehme ein. So schrieb der Linksverteidiger deutsche Fußball-Geschichte und ermöglichte Beckenbauers Krönung im Stadio Olimpico.

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