WM 1978: Das bessere Spiel von Cordoba

Am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) steht für die deutsche Nationalmannschaft der Klassiker gegen die Niederlande auf dem Programm. Es ist bereits das 40. Aufeinandertreffen beider Nationen - DFB.de schaut bis dahin täglich auf besonders interessante Momente einer bewegten Länderspielhistorie zurück. Heute: das rassige 2:2 bei der WM 1978.

Cordoba gilt als Synonym für den Tiefpunkt deutscher WM-Historie. In der argentinischen Stadt unterlag die DFB-Auswahl 1978 im Bruderduell den Österreichern mit 2:3 und musste die Heimreise antreten. Dabei gab es in dieser Stadt ein Spiel, das eigentlich noch viel bedeutender für den Turnierausgang war als die finale Zwischenrunden-Pleite. Schon drei Tage zuvor kam es hier zur WM-Revanche von München, und Deutschland und Holland boten an jenem 18. Juni 1978 eines der besten Spiele dieser WM.

Es war unterhaltsamer und aufregender als alle vorherigen Spiele mit deutscher Beteiligung bei dieser ersten und bis heute einzigen Weltmeisterschaft in Argentinien. Nur das Ende kam den in der Heimat mitfiebernden Fans bekannt vor - es war schon Unentschieden Nummer vier, diesmal immerhin ein 2:2 (1:1).

6:0 und dreimal 0:0 - dann Maiers erstes WM-Gegentor nach 486 Minuten

Sechs Minuten fehlten Helmut Schöns Teams zum Sieg, der den Einzug ins Finale wahrscheinlich und die Titelverteidigung möglich gemacht hätte. Nach der hart umkämpften Nullnummer gegen die Italiener war der Bundestrainer zu Änderungen gezwungen. Spielmacher Heinz Flohe reiste verletzt ab, ihn ersetzte der Berliner Erich Beer. Klaus Fischer brauchte eine Pause, Dieter Müller von Meister Köln schloss die Lücke, und für den ebenfalls verletzten Herbert Zimmermann spielte Rüdiger Abramczik.

Insgesamt also war die Ausrichtung offensiver. Aus gutem Grund. Da die Holländer zum Auftakt Österreich 5:1 geschlagen hatten, hätte ihnen ein Punkt gereicht, um Platz eins zu verteidigen - der Weltmeister hätte den Gruppensieg aus eigener Kraft nicht mehr schaffen können. Offensive war also das Gebot der Stunde. Und es fing gut an für die Deutschen, die mit Ausnahme des Mexiko-Spiels (6:0) - ebenfalls in Cordoba - noch keinerlei Torgefahr verbreitet hatten. Drei 0:0 einer Mannschaft sind ein Novum in der WM-Historie.

Aber der Schalker Rechtsaußen Abramczik beendete schon in der dritten Minute die Nulldiät. Nach einem abgewehrten Freistoß von Rainer Bonhof hechtete er dem Ball entgegen und köpfte das 1:0. Bis zur 27. Minute währte die Führung, ehe der spätere Nürnberger und Stuttgarter Bundesligatrainer Arie Haan aus rund 30 Metern ausglich. Sepp Maier sah dabei nicht gut aus, aber da ihm die Sicht versperrt gewesen war, konnte er nicht rechtzeitig reagieren. Es war der erste Gegentreffer für Maier nach 486 WM-Minuten, also über sieben Stunden. Zur Pause war das 1:1 sogar etwas glücklich für die Deutschen, da Johnny Rep noch die Latte getroffen hatte und die Nation bei zwei weiteren Großchancen von "Oranje" den Atem anhielt.

Sechs Minuten fehlen zum Sieg



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Am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) steht für die deutsche Nationalmannschaft der Klassiker gegen die Niederlande auf dem Programm. Es ist bereits das 40. Aufeinandertreffen beider Nationen - DFB.de schaut bis dahin täglich auf besonders interessante Momente einer bewegten Länderspielhistorie zurück. Heute: das rassige 2:2 bei der WM 1978.

Cordoba gilt als Synonym für den Tiefpunkt deutscher WM-Historie. In der argentinischen Stadt unterlag die DFB-Auswahl 1978 im Bruderduell den Österreichern mit 2:3 und musste die Heimreise antreten. Dabei gab es in dieser Stadt ein Spiel, das eigentlich noch viel bedeutender für den Turnierausgang war als die finale Zwischenrunden-Pleite. Schon drei Tage zuvor kam es hier zur WM-Revanche von München, und Deutschland und Holland boten an jenem 18. Juni 1978 eines der besten Spiele dieser WM.

Es war unterhaltsamer und aufregender als alle vorherigen Spiele mit deutscher Beteiligung bei dieser ersten und bis heute einzigen Weltmeisterschaft in Argentinien. Nur das Ende kam den in der Heimat mitfiebernden Fans bekannt vor - es war schon Unentschieden Nummer vier, diesmal immerhin ein 2:2 (1:1).

6:0 und dreimal 0:0 - dann Maiers erstes WM-Gegentor nach 486 Minuten

Sechs Minuten fehlten Helmut Schöns Teams zum Sieg, der den Einzug ins Finale wahrscheinlich und die Titelverteidigung möglich gemacht hätte. Nach der hart umkämpften Nullnummer gegen die Italiener war der Bundestrainer zu Änderungen gezwungen. Spielmacher Heinz Flohe reiste verletzt ab, ihn ersetzte der Berliner Erich Beer. Klaus Fischer brauchte eine Pause, Dieter Müller von Meister Köln schloss die Lücke, und für den ebenfalls verletzten Herbert Zimmermann spielte Rüdiger Abramczik.

Insgesamt also war die Ausrichtung offensiver. Aus gutem Grund. Da die Holländer zum Auftakt Österreich 5:1 geschlagen hatten, hätte ihnen ein Punkt gereicht, um Platz eins zu verteidigen - der Weltmeister hätte den Gruppensieg aus eigener Kraft nicht mehr schaffen können. Offensive war also das Gebot der Stunde. Und es fing gut an für die Deutschen, die mit Ausnahme des Mexiko-Spiels (6:0) - ebenfalls in Cordoba - noch keinerlei Torgefahr verbreitet hatten. Drei 0:0 einer Mannschaft sind ein Novum in der WM-Historie.

Aber der Schalker Rechtsaußen Abramczik beendete schon in der dritten Minute die Nulldiät. Nach einem abgewehrten Freistoß von Rainer Bonhof hechtete er dem Ball entgegen und köpfte das 1:0. Bis zur 27. Minute währte die Führung, ehe der spätere Nürnberger und Stuttgarter Bundesligatrainer Arie Haan aus rund 30 Metern ausglich. Sepp Maier sah dabei nicht gut aus, aber da ihm die Sicht versperrt gewesen war, konnte er nicht rechtzeitig reagieren. Es war der erste Gegentreffer für Maier nach 486 WM-Minuten, also über sieben Stunden. Zur Pause war das 1:1 sogar etwas glücklich für die Deutschen, da Johnny Rep noch die Latte getroffen hatte und die Nation bei zwei weiteren Großchancen von "Oranje" den Atem anhielt.

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Sechs Minuten fehlen zum Sieg

Doch nach 70 Minuten träumte sie wieder von der Titelverteidigung, als Dieter Müller die präzise Flanke von Erich Beer per Kopf zum 2:1 verwertete. Bis sechs Minuten vor Abpfiff. Dann versetzte Rene van de Kerkhof die halbe Abwehr, und Rolf Rüssmanns Rettungsversuch mit der Hand schlug auch fehl. Danach flog der gerade eingewechselte Holländer Nanninga vom Platz, aber es verblieb zu wenig Zeit, um daraus Kapital zu schlagen. Mit dem 2:2 waren beide Teams noch im Rennen um den Finaleinzug, aber die deutschen Chancen waren wegen der schlechteren Tordifferenz gegenüber Holland minimal.

Helmut Schön war nicht unzufrieden und resümierte: "Ich habe mich gefreut, dass beide Mannschaften den europäischen Fußball so gut repräsentiert haben. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, weil alle Spieler hervorragend gekämpft haben." Er selbst wurde jedoch hart kritisiert, weil er wieder nicht auswechgeselt hatte. Warum, das wollte sogar ein Anrufer aus Wiesbaden wissen, der sich ins Quartier von Ascochinga zum Bundestrainer durchstellen ließ.

Auch Buchautor Klaus Fischer haderte später: "Der Bundestrainer hat einen ganz entscheidenden Fehler gemacht. Er hätte die Defensivspieler Schwarzenbeck und Cullmann auf alle Fälle einwechseln müssen. Es gab bei diesem Spielstand kurz vor Schluss nur noch eines: stur verteidigen." Und die SZ schrieb: "Helmut Schön registrierte im Umkleideraum Depression." Für die meisten Spieler war dieses Cordoba-Erlebnis schlimmer als das, was drei Tage später folgen sollte.