Witeczek: „Die U 17-WM ist eine unvergessliche Erfahrung“

Marcel Witeczek: Die Landung in Peking war ein kleiner Kulturschock für uns. Bei der Fahrt vom Flughafen zum Hotel tanzte eine chinesische Folkloregruppe und die Luft war ganz anders als gewohnt. Überall fuhren die Menschen auf den Fahrrädern, ein unglaublicher Anblick. Zwischen den Spielen wurde einiges besichtigt. Wir waren an der Chinesischen Mauer und im Kaiserpalast. Aber Trainer Horst Köppel hat schon Wert darauf gelegt, dass wir uns auf den Fußball konzentrieren.

Frage: Die Vorrunde beendete Deutschland als Gruppenzweiter, schaltete danach Gastgeber China im Viertelfinale aus und stand im Halbfinale gegen Brasilien. Hatte das Team mit einem so erfolgreichen Verlauf gerechnet?

Marcel Witeczek: Wir hatten zuvor – soweit ich mich erinnern kann – kaum Spiele verloren und wussten, dass wir eine spielstarke Mannschaft haben. Insgesamt hatten wir ein gutes Gefühl und waren voller Vorfreude.

Frage: Im Halbfinale gegen Brasilien erzielten Sie drei Treffer und waren damit maßgeblich am Ausscheiden des Favoriten beteiligt. Gehört dieses Spiel zu den größten Begegnungen in Ihrer Karriere?

Marcel Witeczek: Absolut. Trainer Horst Köppel hatte uns vor dem Halbfinale gut eingestellt. Unsere Taktik war, Brasilien das Spiel machen zu lassen und auf Konter zu lauern. Ich war vorne als einzige Spitze aufgestellt. Bei dieser Ausgangslage drei Treffer zu markieren und damit einen Teil zum Erreichen des WM-Finals beizutragen, ist natürlich super und eine außergewöhnliche Erfahrung. So etwas passiert ganz selten im Verlauf einer Karriere.

Frage: Das Endspiel bestritten Sie gegen Nigeria mit dem späteren Bundesliga-Akteur Jonathan Akpoborie, der ein Tor zum 2:0-Erfolg beisteuerte, vor 80.000 Zuschauern in Peking. Beschreiben Sie bitte die Atmosphäre.

Marcel Witeczek: Unter den Zuschauern herrschte bei allen Spielen große Begeisterung. Die Leute konnten ihre Emotionen ausleben und sorgten für eine unglaubliche Atmosphäre. Die Begegnung selbst verlief mit dem frühen Gegentor in der 4. Minute natürlich unglücklich. Nigeria hatte zu diesem Zeitpunkt eine physisch unglaublich starke U 16-Mannschaft mit erfahrenen Akteuren, gegen die wir das Spiel leider nicht mehr drehen konnten.

Frage: Mit acht WM-Treffern sicherten Sie sich den „Goldenen Schuh“ als bester Nachwuchsspieler. Wie gestaltete sich die Verleihung? Hat diese Trophäe noch einen Ehrenplatz bei Ihnen?



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Bei der FIFA Junioren-Weltmeisterschaft 1985 in China – damals noch für U 16–Teams – schaffte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den bis heute größten Erfolg in dieser Altersklasse: Das Team von DFB-Trainer Horst Köppel erreichte nach einer dramatischen Partie gegen Brasilien das Endspiel, unterlag dort erst Nigeria mit 0:2.

Herausragender Akteur der deutschen Talente war Marcel Witeczek. Der Angreifer, der in seiner Karriere unter anderem für Bayer 05 Uerdingen, den 1. FC Kaiserslautern und Borussia Mönchengladbach stürmte und mit dem FC Bayern München 1996 den UEFA-Pokal gewann, erzielte acht Treffer und wurde damit Torschützenkönig der ersten U 16-Weltmeisterschaft.

Im DFB.de-Interview mit DFB-Redakteur Maximilian Geis erinnert sich Marcel Witeczek an die WM 1985, berichtet von der Begeisterung des Publikums und gibt den deutschen U 17-Junioren, die am 20. August in die FIFA U 17-Weltmeisterschaft in der Republik Korea 2007 starten, einige wertvolle Tipps.

Frage: Herr Witeczek, über 20 Jahren liegt das „Abenteuer China“ nun zurück. Können Sie sich noch an die U 16-Junioren-Weltmeisterschaft in China 1985 erinnern?

Marcel Witeczek: Ja klar. Es war schließlich für uns alle die erste größere Reise und natürlich die erste Weltmeisterschaft. Wir flogen mit den anderen europäischen Teilnehmern von Paris nach Peking, solche Entfernungen konnten wir damals gar nicht richtig nachvollziehen.

Frage: Wie war bei dieser außergewöhnlichen Erfahrung die Atmosphäre in der Mannschaft?

Marcel Witeczek: Wir kannten uns zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre seit der U 15, hatten also grundsätzlich immer eine gute Stimmung in der Truppe. Wir hatten auch das Schüler-Länderspiel gegen England absolviert, große Zuschauermengen waren daher kein absolutes Neuland für uns. Aber bei der Ankunft in China trafen wir auf sehr viel Neues und Ungewohntes.

Frage: Zum Beispiel?

Marcel Witeczek: Die Landung in Peking war ein kleiner Kulturschock für uns. Bei der Fahrt vom Flughafen zum Hotel tanzte eine chinesische Folkloregruppe und die Luft war ganz anders als gewohnt. Überall fuhren die Menschen auf den Fahrrädern, ein unglaublicher Anblick. Zwischen den Spielen wurde einiges besichtigt. Wir waren an der Chinesischen Mauer und im Kaiserpalast. Aber Trainer Horst Köppel hat schon Wert darauf gelegt, dass wir uns auf den Fußball konzentrieren.

Frage: Die Vorrunde beendete Deutschland als Gruppenzweiter, schaltete danach Gastgeber China im Viertelfinale aus und stand im Halbfinale gegen Brasilien. Hatte das Team mit einem so erfolgreichen Verlauf gerechnet?

Marcel Witeczek: Wir hatten zuvor – soweit ich mich erinnern kann – kaum Spiele verloren und wussten, dass wir eine spielstarke Mannschaft haben. Insgesamt hatten wir ein gutes Gefühl und waren voller Vorfreude.

Frage: Im Halbfinale gegen Brasilien erzielten Sie drei Treffer und waren damit maßgeblich am Ausscheiden des Favoriten beteiligt. Gehört dieses Spiel zu den größten Begegnungen in Ihrer Karriere?

Marcel Witeczek: Absolut. Trainer Horst Köppel hatte uns vor dem Halbfinale gut eingestellt. Unsere Taktik war, Brasilien das Spiel machen zu lassen und auf Konter zu lauern. Ich war vorne als einzige Spitze aufgestellt. Bei dieser Ausgangslage drei Treffer zu markieren und damit einen Teil zum Erreichen des WM-Finals beizutragen, ist natürlich super und eine außergewöhnliche Erfahrung. So etwas passiert ganz selten im Verlauf einer Karriere.

Frage: Das Endspiel bestritten Sie gegen Nigeria mit dem späteren Bundesliga-Akteur Jonathan Akpoborie, der ein Tor zum 2:0-Erfolg beisteuerte, vor 80.000 Zuschauern in Peking. Beschreiben Sie bitte die Atmosphäre.

Marcel Witeczek: Unter den Zuschauern herrschte bei allen Spielen große Begeisterung. Die Leute konnten ihre Emotionen ausleben und sorgten für eine unglaubliche Atmosphäre. Die Begegnung selbst verlief mit dem frühen Gegentor in der 4. Minute natürlich unglücklich. Nigeria hatte zu diesem Zeitpunkt eine physisch unglaublich starke U 16-Mannschaft mit erfahrenen Akteuren, gegen die wir das Spiel leider nicht mehr drehen konnten.

Frage: Mit acht WM-Treffern sicherten Sie sich den „Goldenen Schuh“ als bester Nachwuchsspieler. Wie gestaltete sich die Verleihung? Hat diese Trophäe noch einen Ehrenplatz bei Ihnen?

Marcel Witeczek: Nach dem Finale richtete die FIFA ein Bankett mit allen vier Mannschaften der Finalspiele aus. Dort wurden wir nach vorne gerufen und bekamen die Trophäen überreicht. Natürlich habe ich den „Goldenen Schuh“ noch zuhause. Er hat dort einen Ehrenplatz bekommen.

Frage: Die deutsche Mannschaft wurde auch als fairstes Team der Titelkämpfe geehrt. Welche Erfahrungen haben Sie als Nachwuchsspieler von diesem Turnier mitgenommen?

Marcel Witeczek: Natürlich sind die internationalen Spiele eine sehr wichtige Sache. Und eine WM ist eine außergewöhnliche Erfahrung. Es ist schön, bereits in der Jugend dieses Erlebnis mitnehmen zu können. Man lernt andere Spielweisen kennen und kann sich mit völlig neuen Gegnern messen.

Frage: Im weiteren Verlauf Ihrer Karriere waren Sie ein gefährlicher Angreifer, der vor allem in seiner Zeit beim FC Bayern München noch einige Titel sammeln konnte. Wie verlief der Übergang vom Jugendspieler zum Fußballprofi?

Marcel Witeczek: Ich wurde bereits als A-Jugendspieler in das Bundesliga-Team von Bayer Uerdingen berufen. Der Übergang verlief nahtlos. Ich fand mich schnell zurecht und nachdem ich im zweiten Bundesliga-Jahr eine für diese Altersstufe völlig normale Leistungsschwankung durchlaufen hatte, haben sich meine Einsatzzeiten und Leistungen stabilisiert.

Frage: 2005 beendeten Sie Ihre Karriere bei der SG Wattenscheid 09. Sind Sie auch heute noch dem Fußball verbunden?

Marcel Witeczek: Ja natürlich. Ich spiele bei den „Bayern All Stars“, der Traditionsmannschaft des FC Bayern München. Außerdem bin ich als Mitarbeiter der AOK Rheinland auch in der AOK-Mannschaft aktiv, da bleibt man am Ball. Seit kurzer Zeit habe ich eine neue sportliche Leidenschaft: den Marathon.

Frage: Wie sind Sie darauf gekommen?

Marcel Witeczek: Um ehrlich zu sein: Ich war als Spieler eigentlich nie ein Freund des Laufens. Aber ich habe erkannt, dass man dadurch fit und gesund bleiben kann. Ich wollte schon immer mal diese Herausforderung annehmen. Und wenn man sportlich aktiv ist, dann hat man diesen natürlichen Ehrgeiz in sich. Ich bin im April in Duisburg meinen ersten Marathon gelaufen und bereite mich derzeit auf den Köln-Marathon im Oktober vor. Mein großer Traum ist es, irgendwann mal den New York-Marathon zu laufen. Den peile ich im kommenden Jahr an.

Frage: Was geben Sie der U 17 und Trainer Heiko Herrlich mit auf den Weg in die Republik Korea?

Marcel Witeczek: Die Spieler müssen sich bewusst sein, was für eine einmalige Chance ein solches Turnier ist. Für Ihre Karriere wird die Weltmeisterschaft eine unvergessliche Erfahrung sein. Sie sollen sich nicht davon überraschen lassen, dass auch die kleinen Länder gut Fußball spielen können. Ich wünsche den Jungs und Heiko natürlich alles Gute und viel Erfolg.