"Wir wollen die Begeisterung mitnehmen"

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Am 4. Dezember werden in Südafrika die Gruppen der WM 2010 ausgelost. Erst danach steht fest, wann, wo und gegen wen die deutsche Mannschaft spielen wird. Die organisatorischen Vorbereitungen für das Turnier laufen beim DFB aber bereits jetzt mit Hochdruck, möglichst wenig soll im kommenden Jahr dem Zufall überlassen werden. Vom Trainingslager bis zur Ausstattung des Fitnessraumes im südafrikanischen Teamquartier wird alles akribisch geplant. "Es wird sicher an vielen Stellen anders laufen als bei der WM in Deutschland, aber das macht auch den Reiz dieser WM aus", sagt Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff im "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Chefredakteur Ralf Köttker.

Frage: Herr Bierhoff, nach der Qualifikation für die WM konnten viele Fans die Nationalmannschaft in dieser Woche schon einmal live sehen. Vergangenen Montag war in der Hamburger Arena ein öffentliches Training angesetzt. War das eine spontane Entscheidung nach dem Sieg in Moskau?

Bierhoff: Wir hatten uns seit längerem bereits darüber Gedanken gemacht, mal wieder ein öffentliches Training für die Fans anzubieten. Vor dem wichtigen Spiel in Moskau war es aber nötig, konzentriert zu arbeiten, was bei einem öffentlichen Training nur schwer möglich ist. Für den Erfolgsfall hatten wir die Option im Hinterkopf und als der Sieg in Moskau perfekt war, haben wir uns gleich dazu entschieden. Wir wollten uns damit bei den vielen Fans für die tolle und treue Unterstützung bedanken.

Frage: Die Qualifikation für die WM ist geschafft. Bekommen die Zuschauer gegen Finnland deshalb auch nur ein lockeres Trainingsspielchen zu sehen?

Bierhoff: Nein. Es ist ganz wichtig, dass wir die positive Stimmung und große Begeisterung aus dem Russland-Spiel mitnehmen. Die Fans zahlen Geld für die Tickets und wir sind es ihnen einfach schuldig, eine gute Leistung zu zeigen. Natürlich ist es nicht immer leicht, sich nach einem wichtigen, entscheidenden Spiel noch einmal hundertprozentig zu motivieren. Aber ich weiß von den Spielern, dass sie sich gegen Finnland bestätigen wollen. Sie wollen die Gruppe ohne Niederlage, mit nur einem Unentschieden und neun Siegen beenden.

Frage: Vor dem Spiel in Moskau stand die Mannschaft unter einem hohen Druck. Was bringt der Erfolg für die sportliche Entwicklung des Kaders?

Bierhoff: Es war eine deutliche Aussage der Mannschaft, wie sie in Moskau aufgetreten ist. Nach den zurückliegenden Wochen, in denen auch häufiger mal Kritik aufkam, war das Spiel ein wichtiger Test, um den eigenen Stellenwert zu messen. Die Mannschaft hat gesehen, dass sie weiterhin zur Weltspitze gehört. Und wir sind froh, dass wir sie weiterentwickelt haben. Ein Mesut Özil spielt eine wichtige Rolle, Jerome Boateng hat in Moskau debütiert, wir haben vier, fünf U21-Europameister in unseren Reihen. Neben der souveränen Qualifikation ist es gelungen, die Integration vieler neuer Spieler in die Mannschaft umzusetzen.

Frage: Und was bedeutet die direkte Qualifikation für Sie als Teammanager?

Bierhoff: Sie bedeutet in erster Linie einmal Planungssicherheit. Alles, was wir bisher angedacht haben, kann jetzt auch tatsächlich konkret umgesetzt werden. Solange wir nicht qualifiziert waren, mussten einige Entscheidungen aufgeschoben werden.

Frage: Steht der "Fahrplan" bis zur WM im kommenden Jahr?

Bierhoff: Es gibt ein Grobkonzept, an dem wir weiter arbeiten. Für die detaillierte Planung hängt jetzt natürlich viel von der WM-Auslosung ab. Je nachdem in welcher Gruppe wir sind, kann sich der zeitliche Ablauf um fünf Tage nach hinten verschieben. Gleichzeitig entscheidet sich anhand der Auslosung natürlich auch die Gegnerauswahl für die Vorbereitungsspiele.

Frage: Ist bereits festgelegt, wo das Trainingslager vor der WM stattfinden wird?

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Bierhoff: Grundsätzlich ist angedacht, nach der langen Saison wieder vier, fünf Tage mit den Spielern eine regenerative Phase einzulegen. Dann werden wir in Mitteleuropa, voraussichtlich in der Region Österreich, Schweiz, Südtirol ein Quartier beziehen, wo wir uns zwei, zweieinhalb Wochen detailliert vorbereiten können.

Frage: Das Quartier in Südafrika ist bereits gebucht. Warum fiel die Wahl auf das Hotel Velmore in der Nähe von Pretoria?

Bierhoff: Unser Anforderungsprofil ist sehr eng gestrickt, sodass nicht sehr viele Quartiere in Frage kamen. Ich war einige Male in Südafrika und habe mir vor Ort viele Hotels angeschaut. Das trockene Klima in der Gauteng-Region hat die Entscheidung für diese Gegend gegeben. Innerhalb der Gauteng-Region bietet uns dieses Hotel genug Platz für Fitnessbereich, Medien und all die anderen Erfordernisse. Viele andere Hotels waren zu klein oder hatten schlichtweg schlechte Trainingsbedingungen.

Frage: Stellt eine WM in Südafrika organisatorisch eine besondere Herausforderung da?

Bierhoff: Ganz sicher, allein schon aufgrund der Distanzen. Wir müssen in unseren Planungen die Gegebenheiten und Geflogenheiten vor Ort einkalkulieren. Es wird sicher an vielen Stellen anders laufen als bei der WM in Deutschland, aber das macht auch den Reiz dieser WM aus. Ich bin sicher, dass wir uns gut organisieren werden.

Frage: Ist die Infrastruktur im Ausrichterland für die Mannschaft ein Problem?

Bierhoff: Ein wichtiges Kriterium für ein geeignetes Quartier war ein nahegelegener Flughafen, den wir mit einer großen Maschine anfliegen können. Einen solchen Flughafen haben wir in 20 Minuten Entfernung von unserem Hotel. Dadurch ist es für uns kein Problem, schnell in die Spielstädte zu kommen.

Frage: Und wie gehen Sie mit dem Klima um. Während des Turniers ist es in Südafrika Winter. Anders als bei anderen Sommerturnieren werden Aktivitäten im Freien nur eingeschränkt möglich sein.

Bierhoff: Für das Training und die Spiele ist das Klima kein Problem, weil es doch sehr unserem ähnelt. Aber ansonsten ist es schon eine ungewöhnliche Situation. Es wird zu dieser Jahreszeit dort bereits gegen 17, 17.30 Uhr dunkel. Damit verbunden ist ein Temperatursturz, teilweise von 18 auf 5 Grad. Wir machen uns sehr intensive Gedanken, wie wir die Spieler beschäftigen können. Es muss eine gewisse Aktivität vorhanden sein, damit kein Lagerkoller und keine Langeweile entstehen. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass ein gutes Umfeld und eine gute Atmosphäre auch wichtige Faktoren für den Erfolg sind.

Frage: Bleibt das noch Thema Sicherheit. Wie geht der DFB mit der erhöhten Gefährdungslage in Südafrika um?

Bierhoff: Natürlich nehmen wir auch dieses Thema ernst. Wir stehen mit dem BKA in engen Kontakt und haben unsere Sicherheitsleute dabei. Der Veranstalter wird außerdem dafür Sorge tragen, dass für die Mannschaften höchste Sicherheit gewährleistet ist. Aber diese Sicherheit bedeutet natürlich auch, dass wir den Spielern nicht die Freiheiten geben können, die sie bei der WM in Deutschland oder der EM in der Schweiz hatten. In der Konsequenz bedeutet das somit auch eine Einengung der Aktivitäten.

Frage: Die nächste Dienstreise nach Südafrika steht am 4. Dezember an. Nach der souveränen Qualifikation wird Deutschland bei der Auslosung jetzt noch mehr als ohnehin schon zum Favoritenkreis gehören.

Bierhoff: Es wird nicht so sein, dass wir wie die Spanier als Topfavorit gehandelt werden. Aber Deutschland hat immer den Anspruch, zu den Favoriten zu gehören. Und dieser Druck, das hat man gegen Russland wieder gesehen, tut der Mannschaft gut. Ich freue mich, dass wir die Mannschaft dazu gebracht haben, dass sie als einer der Favoriten nach Südafrika fährt. Selbstbewusst, mit einer guten Stimmung. Und die großen Hoffnungen unserer Fans sind immer wieder ein Antrieb für die unsere Spieler, Höchstleistungen zu bringen.

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Am 4. Dezember werden in Südafrika die Gruppen der WM 2010 ausgelost. Erst danach steht fest, wann, wo und gegen wen die deutsche Mannschaft spielen wird. Die organisatorischen Vorbereitungen für das Turnier laufen beim DFB aber bereits jetzt mit Hochdruck, möglichst wenig soll im kommenden Jahr dem Zufall überlassen werden. Vom Trainingslager bis zur Ausstattung des Fitnessraumes im südafrikanischen Teamquartier wird alles akribisch geplant. "Es wird sicher an vielen Stellen anders laufen als bei der WM in Deutschland, aber das macht auch den Reiz dieser WM aus", sagt Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff im "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Chefredakteur Ralf Köttker.

Frage: Herr Bierhoff, nach der Qualifikation für die WM konnten viele Fans die Nationalmannschaft in dieser Woche schon einmal live sehen. Vergangenen Montag war in der Hamburger Arena ein öffentliches Training angesetzt. War das eine spontane Entscheidung nach dem Sieg in Moskau?

Bierhoff: Wir hatten uns seit längerem bereits darüber Gedanken gemacht, mal wieder ein öffentliches Training für die Fans anzubieten. Vor dem wichtigen Spiel in Moskau war es aber nötig, konzentriert zu arbeiten, was bei einem öffentlichen Training nur schwer möglich ist. Für den Erfolgsfall hatten wir die Option im Hinterkopf und als der Sieg in Moskau perfekt war, haben wir uns gleich dazu entschieden. Wir wollten uns damit bei den vielen Fans für die tolle und treue Unterstützung bedanken.

Frage: Die Qualifikation für die WM ist geschafft. Bekommen die Zuschauer gegen Finnland deshalb auch nur ein lockeres Trainingsspielchen zu sehen?

Bierhoff: Nein. Es ist ganz wichtig, dass wir die positive Stimmung und große Begeisterung aus dem Russland-Spiel mitnehmen. Die Fans zahlen Geld für die Tickets und wir sind es ihnen einfach schuldig, eine gute Leistung zu zeigen. Natürlich ist es nicht immer leicht, sich nach einem wichtigen, entscheidenden Spiel noch einmal hundertprozentig zu motivieren. Aber ich weiß von den Spielern, dass sie sich gegen Finnland bestätigen wollen. Sie wollen die Gruppe ohne Niederlage, mit nur einem Unentschieden und neun Siegen beenden.

Frage: Vor dem Spiel in Moskau stand die Mannschaft unter einem hohen Druck. Was bringt der Erfolg für die sportliche Entwicklung des Kaders?

Bierhoff: Es war eine deutliche Aussage der Mannschaft, wie sie in Moskau aufgetreten ist. Nach den zurückliegenden Wochen, in denen auch häufiger mal Kritik aufkam, war das Spiel ein wichtiger Test, um den eigenen Stellenwert zu messen. Die Mannschaft hat gesehen, dass sie weiterhin zur Weltspitze gehört. Und wir sind froh, dass wir sie weiterentwickelt haben. Ein Mesut Özil spielt eine wichtige Rolle, Jerome Boateng hat in Moskau debütiert, wir haben vier, fünf U21-Europameister in unseren Reihen. Neben der souveränen Qualifikation ist es gelungen, die Integration vieler neuer Spieler in die Mannschaft umzusetzen.

Frage: Und was bedeutet die direkte Qualifikation für Sie als Teammanager?

Bierhoff: Sie bedeutet in erster Linie einmal Planungssicherheit. Alles, was wir bisher angedacht haben, kann jetzt auch tatsächlich konkret umgesetzt werden. Solange wir nicht qualifiziert waren, mussten einige Entscheidungen aufgeschoben werden.

Frage: Steht der "Fahrplan" bis zur WM im kommenden Jahr?

Bierhoff: Es gibt ein Grobkonzept, an dem wir weiter arbeiten. Für die detaillierte Planung hängt jetzt natürlich viel von der WM-Auslosung ab. Je nachdem in welcher Gruppe wir sind, kann sich der zeitliche Ablauf um fünf Tage nach hinten verschieben. Gleichzeitig entscheidet sich anhand der Auslosung natürlich auch die Gegnerauswahl für die Vorbereitungsspiele.

Frage: Ist bereits festgelegt, wo das Trainingslager vor der WM stattfinden wird?

[bild2]

Bierhoff: Grundsätzlich ist angedacht, nach der langen Saison wieder vier, fünf Tage mit den Spielern eine regenerative Phase einzulegen. Dann werden wir in Mitteleuropa, voraussichtlich in der Region Österreich, Schweiz, Südtirol ein Quartier beziehen, wo wir uns zwei, zweieinhalb Wochen detailliert vorbereiten können.

Frage: Das Quartier in Südafrika ist bereits gebucht. Warum fiel die Wahl auf das Hotel Velmore in der Nähe von Pretoria?

Bierhoff: Unser Anforderungsprofil ist sehr eng gestrickt, sodass nicht sehr viele Quartiere in Frage kamen. Ich war einige Male in Südafrika und habe mir vor Ort viele Hotels angeschaut. Das trockene Klima in der Gauteng-Region hat die Entscheidung für diese Gegend gegeben. Innerhalb der Gauteng-Region bietet uns dieses Hotel genug Platz für Fitnessbereich, Medien und all die anderen Erfordernisse. Viele andere Hotels waren zu klein oder hatten schlichtweg schlechte Trainingsbedingungen.

Frage: Stellt eine WM in Südafrika organisatorisch eine besondere Herausforderung da?

Bierhoff: Ganz sicher, allein schon aufgrund der Distanzen. Wir müssen in unseren Planungen die Gegebenheiten und Geflogenheiten vor Ort einkalkulieren. Es wird sicher an vielen Stellen anders laufen als bei der WM in Deutschland, aber das macht auch den Reiz dieser WM aus. Ich bin sicher, dass wir uns gut organisieren werden.

Frage: Ist die Infrastruktur im Ausrichterland für die Mannschaft ein Problem?

Bierhoff: Ein wichtiges Kriterium für ein geeignetes Quartier war ein nahegelegener Flughafen, den wir mit einer großen Maschine anfliegen können. Einen solchen Flughafen haben wir in 20 Minuten Entfernung von unserem Hotel. Dadurch ist es für uns kein Problem, schnell in die Spielstädte zu kommen.

Frage: Und wie gehen Sie mit dem Klima um. Während des Turniers ist es in Südafrika Winter. Anders als bei anderen Sommerturnieren werden Aktivitäten im Freien nur eingeschränkt möglich sein.

Bierhoff: Für das Training und die Spiele ist das Klima kein Problem, weil es doch sehr unserem ähnelt. Aber ansonsten ist es schon eine ungewöhnliche Situation. Es wird zu dieser Jahreszeit dort bereits gegen 17, 17.30 Uhr dunkel. Damit verbunden ist ein Temperatursturz, teilweise von 18 auf 5 Grad. Wir machen uns sehr intensive Gedanken, wie wir die Spieler beschäftigen können. Es muss eine gewisse Aktivität vorhanden sein, damit kein Lagerkoller und keine Langeweile entstehen. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass ein gutes Umfeld und eine gute Atmosphäre auch wichtige Faktoren für den Erfolg sind.

Frage: Bleibt das noch Thema Sicherheit. Wie geht der DFB mit der erhöhten Gefährdungslage in Südafrika um?

Bierhoff: Natürlich nehmen wir auch dieses Thema ernst. Wir stehen mit dem BKA in engen Kontakt und haben unsere Sicherheitsleute dabei. Der Veranstalter wird außerdem dafür Sorge tragen, dass für die Mannschaften höchste Sicherheit gewährleistet ist. Aber diese Sicherheit bedeutet natürlich auch, dass wir den Spielern nicht die Freiheiten geben können, die sie bei der WM in Deutschland oder der EM in der Schweiz hatten. In der Konsequenz bedeutet das somit auch eine Einengung der Aktivitäten.

Frage: Die nächste Dienstreise nach Südafrika steht am 4. Dezember an. Nach der souveränen Qualifikation wird Deutschland bei der Auslosung jetzt noch mehr als ohnehin schon zum Favoritenkreis gehören.

Bierhoff: Es wird nicht so sein, dass wir wie die Spanier als Topfavorit gehandelt werden. Aber Deutschland hat immer den Anspruch, zu den Favoriten zu gehören. Und dieser Druck, das hat man gegen Russland wieder gesehen, tut der Mannschaft gut. Ich freue mich, dass wir die Mannschaft dazu gebracht haben, dass sie als einer der Favoriten nach Südafrika fährt. Selbstbewusst, mit einer guten Stimmung. Und die großen Hoffnungen unserer Fans sind immer wieder ein Antrieb für die unsere Spieler, Höchstleistungen zu bringen.