Winnie Schäfer brennt auch mit 70: "Trainer kennen kein Alter"

Die Erfolge seines ersten großen Fußball-Lehrers hat Winfried "Winnie" Schäfer nicht ganz erreicht, aber wie Hennes Weisweiler hat er sie im Sturm zu erreichen versucht. Neben dem Hang zum Angriffsfußball verbindet beide, dass sie Rheinländer sind und bis ins hohe Alter an der Seitenlinie standen beziehungsweise stehen. Weisweiler starb mit 64, als er noch Grasshopper Zürich trainierte, sein Schüler Winfried Schäfer feiert heute seinen 70. Geburtstag - den er mit einem gewissen Erstaunen zur Kenntnis nimmt: "Ich bin überrascht, dass ich jetzt so alt werde", hat der Trainer von Baniyas SC dieser Tage gesagt. "Ich fühle mich unheimlich jung und wohl."

Baniyas SC nicht zu kennen ist kein Makel, jedenfalls nicht in unseren Breiten, denn es handelt sich um einen Erstligisten aus Abu Dhabi, unteres Tabellendrittel. Und es handelt sich um eine typische Winnie-Schäfer-Station. Der Mann, der "am liebsten immer beim KSC geblieben" wäre, hat sich zum Weltenbummler entwickelt, den es nicht mehr sonderlich interessiert, im Rampenlicht zu stehen, sondern mit jungen Spielern etwas aufzubauen. Von daher sei Job Nummer zwölf in Land Nummer acht "eine reizvolle Aufgabe".

Meister mit Gladbach, Pokalsieger mit Offenbach

Wann und wie sie auch enden wird, Fußballgeschichte hat der rotblonde einstige Mittelfeldspieler aus dem pittoresken Eifelstädtchen Mayen längst geschrieben. In der Provinz wollte er nicht lange bleiben und ergriff die erstbeste Gelegenheit. Vom heimischen TuS Mayen wechselte er 1968 mit einem Rucksack voller Träume zu Borussia Mönchengladbach, wo sie auf den sechsmaligen U 18-Nationalspieler aufmerksam geworden waren. Es war die Zeit von Günter Netzer, Hacki Wimmer und Berti Vogts, ein Mythos war gerade am Entstehen - und Winnie Schäfer durfte dabei sein. In zwei Jahren kam er unter Hennes Weisweiler auf immerhin 43 Bundesligaspiele und erlebte die erste Meisterschaft der Borussia anno 1970 hautnah mit.

Vier Monate später war er auch DFB-Pokalsieger, allerdings mit einem anderen Verein. Bei Kickers Offenbach, gerade in die Bundesliga aufgestiegen, hatte Schäfer die Aussicht auf einen Stammplatz und keinen Netzer vor sich. Da der Pokal wegen der allzu früh ausgetragenen WM in Mexiko erst im August zu Ende gespielt wurde, holte Schäfer bereits im sechsten Spiel für seinen neuen Klub den nächsten Titel - durch ein überraschendes 2:1 im Finale gegen den 1. FC Köln. Am Saisonende stiegen die Kickers trotzdem ab, und "Winnie" spielte ein Jahr im Unterhaus.

Danach erlebte er auch die größte Zeit der Offenbacher Kickers mit, die sich mit Leuten wie Erwin Kostedde und Manfred Ritschel, die Nationalspieler wurden, vier Jahre in der Bundesliga hielten. Auch er wollte Nationalspieler werden, viel fehlte nicht. Zu sechs U 23-Einsätzen kamen unter Jupp Derwall von 1972 bis 1976 noch vier B-Länderspiele, es war die Wartehalle vor dem Einlass zum gelobten Land. Aber er erhielt keinen Einlass, nicht als Spieler von Kickers Offenbach und auch nicht als einer des Karlsruher SC (1975 bis 1977).

"Schönster Moment": Schäfer wird Kult beim KSC

So kehrte er 1977 nach Mönchengladbach zurück, wo nun Udo Lattek regierte. Unter ihm holte der laufstarke und durchaus torgefährliche Mittelfeldrenner (46 Tore in 403 Bundesligaeinsätzen) 1979 sogar den UEFA-Pokal. Auch sein letzter Trainer in der Bundesliga wurde ein Großer, stand aber damals noch am Anfang: Jupp Heynckes.

1985 erst trennten sich die Wege, mit 35 beendete Schäfer seine Spielerkarriere, um eine als Trainer zu beginnen. Denn schon als Profi hatte er den Amateurklub Viktoria Mennrath (bis 1982) betreut, und der Sport Bild sagte er jetzt, dies sie sogar seine schönste Station gewesen. Ab 1982 war er bei seiner Borussia schon Nachwuchs- und Amateurtrainer, ehe er sich 1986 erneut ins Abenteuer Profifußball stürzte und bei einem weiteren Ex-Klub sein Glück versuchte. Hier, beim Karlsruher SC, machte er sich auf Anhieb einen Namen als Trainer.

Er führte den damals wirtschaftlich am Boden liegenden KSC 1987 in die Bundesliga zurück, der Aufstieg war sein "schönster Moment". Dabei kamen noch viele schöne allein bei dieser Station hinzu. Fast zwölf Jahre coachte er den KSC und wurde Kult. Es war die viertlängste Amtszeit eines Bundesligatrainers, die erst im März 1998 endete, als Präsident Roland Schmider die Abstiegspanik befiel. Schäfer erhielt den entscheidenden Anruf am 25. März 1998 auf seinem Autotelefon - und beendet war die größte Ära des KSC.

Kahn, Scholl und Co.: Durch die Schäfer-Schule zum FC Bayern

Auch hier war er dabei, als ein Stern aufging. Er trägt den Namen "Euro-Eddy" und den Zusatz Valencia. Am 2. November 1993 fegte der KSC in seiner ersten Europacupsaison überhaupt den spanischen Erstligisten im UEFA-Pokal nach einer 1:3-Hinspielniederlage mit 7:0 aus dem Wildpark, Edgar Schmitt erzielte vier Tore. Das Spiel steht an dritter Stelle von Schäfers schönsten Momenten, noch hinter dem 3:0 gegen den AS Rom im selben Wettbewerb. Der KSC erreichte damals das Halbfinale und wurde ein Begriff in Europa.

Spieler wie Michael Sternkopf, Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Michael Tarnat oder Thorsten Fink gingen durch Schäfers Schule - und landeten alle bei Bayern München.

In fünf Monaten zweimal entlassen

Der Karlsruher SC wurde zur festen Größe in der Bundesliga, stand in den Neunzigern für Kontinuität und Talentförderung. Irgendwann wollten sie mehr, und im Februar 1995 präsentierten sie das Konzept "Der KSC auf dem Weg ins Jahr 2000". Schäfer verkündete: "Irgendwann in diesen fünf Jahren wollen wir auch einmal Deutscher Meister werden." 1996 stand er im Pokalfinale, verlor aber 0:1 gegen Absteiger 1. FC Kaiserslautern. Ein böses Omen: Der stete Aderlass war auf Dauer zu groß, selbst die Weltmeister Thomas Häßler und Guido Buchwald konnten schließlich den Abstieg 1998 nicht verhindern. Da war der "wilde Winnie" schon Geschichte, trotz wütender Fanproteste musste er gehen.

Fanproteste gab es auch auf seiner nächsten Station, diesmal weil er gekommen war. Die Rivalität zwischen dem KSC und dem VfB Stuttgart, wo er im Sommer 1998 anheuerte, erwies sich als unüberwindliches Hindernis. Auch mit den Spielern kam es zu Konflikten, und Weltmeister Thomas Berthold traute sich zu sagen: "Entweder man trennt sich von fünf oder sechs Spielern, oder der Trainer muss gehen."

So wurde der lange scheinbar unentlassbare Trainer Schäfer im Jahr 1998 gleich zweimal vor die Tür gesetzt. In Stuttgart blieb er nur fünf Monate, und die Anzahl seiner Bundesligaspiele auf der Bank wuchs nur um 15 auf 386. Das letzte rückte seine Bilanz ins Minus, er gewann 130 und verlor 131.

Mit Kamerun zur WM 2002 - Aus gegen Deutschland

Das war vor 21 Jahren und keins ist mehr dazu gekommen, obwohl Schäfer stets Trainer geblieben ist. Für einige Zeit verschwand er aus dem Fokus der deutschen Öffentlichkeit, eher er 2001 die Nationalmannschaft Kameruns übernahm, 2002 prompt Afrikameister wurde und mit den "Löwen" zur WM nach Japan und Südkorea fuhr. Letzter Vorrundengegner: Deutschland.

In Shizuoka kam es zu einem Endspiel ums Weiterkommen, und Schäfer hatte im Vorfeld kein Mitleid mit seinem Heimatland: "Ich bin ein Löwe. Wir wollen Afrika gut vertreten." Kamerun verlor jedoch trotz nummerischer Überzahl mit 0:2 und schied aus. Eine weitere Niederlage gegen Deutschland, im November 2004 in Leipzig, kostete ihn schließlich seinen Job. Aber er fand immer wieder einen neuen, immer weiter weg von der Heimat und vom großen Fußball. Aber nicht vom Erfolg. Mit Al-Ahli in Dubai wurde er Meister der VAE, es war der erste Titel des Klubs seit 26 Jahren.

Über Thailand und Jamaika nach Abu Dhabi

Eine Serie von fünf Niederlagen führte 2007 zur nächsten Entlassung, und er wurde frei für Al Ain. Mit diesem Klub gewann er in den Emiraten 2009 gleich drei verschiedene Pokale, eine einzige Niederlage führte im Dezember desselben Jahres zur Trennung. Er folgte nun einem Ruf aus Baku (Aserbaidschan), für nur sechs Monate. Danach ging es als Vereins- und Nationaltrainer nach Thailand (2011 bis 2013), wo Schäfer Platz zwei in der Südostasienmeisterschaft erreichte, und als Nationaltrainer nach Jamaika, wo er drei Jahre wirken durfte und 2014 die Karibikmeisterschaft gewann. Den Zug zur WM 2018 aber verpasste Jamaika. Weil der im Alter zwar ergraute, aber immer noch impulsive Schäfer nach der entscheidenden Niederlage das Kabel aus einer Kamera zog, um ein Interview zu beenden, wurde er entlassen.

So zog es den Weltenbummler, dessen Familiensitz seit über 30 Jahren Ettlingen bei Karlsruhe ist, weiter in den Iran (2017 bis 2019). Bei Esteghal Teheran wurde er im April 2019 entlassen, als die Titelchancen nur noch theoretischer Natur waren. Trainerschicksale gleichen sich auf allen Kontinenten. Jetzt, in Abu Dhabi, soll er nicht Meister werden, nur etwas aufbauen. Und dafür fühlt sich der Vater dreier Kinder mit 70 noch jung genug, denn: "Trainer kennen kein Alter."

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Die Erfolge seines ersten großen Fußball-Lehrers hat Winfried "Winnie" Schäfer nicht ganz erreicht, aber wie Hennes Weisweiler hat er sie im Sturm zu erreichen versucht. Neben dem Hang zum Angriffsfußball verbindet beide, dass sie Rheinländer sind und bis ins hohe Alter an der Seitenlinie standen beziehungsweise stehen. Weisweiler starb mit 64, als er noch Grasshopper Zürich trainierte, sein Schüler Winfried Schäfer feiert heute seinen 70. Geburtstag - den er mit einem gewissen Erstaunen zur Kenntnis nimmt: "Ich bin überrascht, dass ich jetzt so alt werde", hat der Trainer von Baniyas SC dieser Tage gesagt. "Ich fühle mich unheimlich jung und wohl."

Baniyas SC nicht zu kennen ist kein Makel, jedenfalls nicht in unseren Breiten, denn es handelt sich um einen Erstligisten aus Abu Dhabi, unteres Tabellendrittel. Und es handelt sich um eine typische Winnie-Schäfer-Station. Der Mann, der "am liebsten immer beim KSC geblieben" wäre, hat sich zum Weltenbummler entwickelt, den es nicht mehr sonderlich interessiert, im Rampenlicht zu stehen, sondern mit jungen Spielern etwas aufzubauen. Von daher sei Job Nummer zwölf in Land Nummer acht "eine reizvolle Aufgabe".

Meister mit Gladbach, Pokalsieger mit Offenbach

Wann und wie sie auch enden wird, Fußballgeschichte hat der rotblonde einstige Mittelfeldspieler aus dem pittoresken Eifelstädtchen Mayen längst geschrieben. In der Provinz wollte er nicht lange bleiben und ergriff die erstbeste Gelegenheit. Vom heimischen TuS Mayen wechselte er 1968 mit einem Rucksack voller Träume zu Borussia Mönchengladbach, wo sie auf den sechsmaligen U 18-Nationalspieler aufmerksam geworden waren. Es war die Zeit von Günter Netzer, Hacki Wimmer und Berti Vogts, ein Mythos war gerade am Entstehen - und Winnie Schäfer durfte dabei sein. In zwei Jahren kam er unter Hennes Weisweiler auf immerhin 43 Bundesligaspiele und erlebte die erste Meisterschaft der Borussia anno 1970 hautnah mit.

Vier Monate später war er auch DFB-Pokalsieger, allerdings mit einem anderen Verein. Bei Kickers Offenbach, gerade in die Bundesliga aufgestiegen, hatte Schäfer die Aussicht auf einen Stammplatz und keinen Netzer vor sich. Da der Pokal wegen der allzu früh ausgetragenen WM in Mexiko erst im August zu Ende gespielt wurde, holte Schäfer bereits im sechsten Spiel für seinen neuen Klub den nächsten Titel - durch ein überraschendes 2:1 im Finale gegen den 1. FC Köln. Am Saisonende stiegen die Kickers trotzdem ab, und "Winnie" spielte ein Jahr im Unterhaus.

Danach erlebte er auch die größte Zeit der Offenbacher Kickers mit, die sich mit Leuten wie Erwin Kostedde und Manfred Ritschel, die Nationalspieler wurden, vier Jahre in der Bundesliga hielten. Auch er wollte Nationalspieler werden, viel fehlte nicht. Zu sechs U 23-Einsätzen kamen unter Jupp Derwall von 1972 bis 1976 noch vier B-Länderspiele, es war die Wartehalle vor dem Einlass zum gelobten Land. Aber er erhielt keinen Einlass, nicht als Spieler von Kickers Offenbach und auch nicht als einer des Karlsruher SC (1975 bis 1977).

"Schönster Moment": Schäfer wird Kult beim KSC

So kehrte er 1977 nach Mönchengladbach zurück, wo nun Udo Lattek regierte. Unter ihm holte der laufstarke und durchaus torgefährliche Mittelfeldrenner (46 Tore in 403 Bundesligaeinsätzen) 1979 sogar den UEFA-Pokal. Auch sein letzter Trainer in der Bundesliga wurde ein Großer, stand aber damals noch am Anfang: Jupp Heynckes.

1985 erst trennten sich die Wege, mit 35 beendete Schäfer seine Spielerkarriere, um eine als Trainer zu beginnen. Denn schon als Profi hatte er den Amateurklub Viktoria Mennrath (bis 1982) betreut, und der Sport Bild sagte er jetzt, dies sie sogar seine schönste Station gewesen. Ab 1982 war er bei seiner Borussia schon Nachwuchs- und Amateurtrainer, ehe er sich 1986 erneut ins Abenteuer Profifußball stürzte und bei einem weiteren Ex-Klub sein Glück versuchte. Hier, beim Karlsruher SC, machte er sich auf Anhieb einen Namen als Trainer.

Er führte den damals wirtschaftlich am Boden liegenden KSC 1987 in die Bundesliga zurück, der Aufstieg war sein "schönster Moment". Dabei kamen noch viele schöne allein bei dieser Station hinzu. Fast zwölf Jahre coachte er den KSC und wurde Kult. Es war die viertlängste Amtszeit eines Bundesligatrainers, die erst im März 1998 endete, als Präsident Roland Schmider die Abstiegspanik befiel. Schäfer erhielt den entscheidenden Anruf am 25. März 1998 auf seinem Autotelefon - und beendet war die größte Ära des KSC.

Kahn, Scholl und Co.: Durch die Schäfer-Schule zum FC Bayern

Auch hier war er dabei, als ein Stern aufging. Er trägt den Namen "Euro-Eddy" und den Zusatz Valencia. Am 2. November 1993 fegte der KSC in seiner ersten Europacupsaison überhaupt den spanischen Erstligisten im UEFA-Pokal nach einer 1:3-Hinspielniederlage mit 7:0 aus dem Wildpark, Edgar Schmitt erzielte vier Tore. Das Spiel steht an dritter Stelle von Schäfers schönsten Momenten, noch hinter dem 3:0 gegen den AS Rom im selben Wettbewerb. Der KSC erreichte damals das Halbfinale und wurde ein Begriff in Europa.

Spieler wie Michael Sternkopf, Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Michael Tarnat oder Thorsten Fink gingen durch Schäfers Schule - und landeten alle bei Bayern München.

In fünf Monaten zweimal entlassen

Der Karlsruher SC wurde zur festen Größe in der Bundesliga, stand in den Neunzigern für Kontinuität und Talentförderung. Irgendwann wollten sie mehr, und im Februar 1995 präsentierten sie das Konzept "Der KSC auf dem Weg ins Jahr 2000". Schäfer verkündete: "Irgendwann in diesen fünf Jahren wollen wir auch einmal Deutscher Meister werden." 1996 stand er im Pokalfinale, verlor aber 0:1 gegen Absteiger 1. FC Kaiserslautern. Ein böses Omen: Der stete Aderlass war auf Dauer zu groß, selbst die Weltmeister Thomas Häßler und Guido Buchwald konnten schließlich den Abstieg 1998 nicht verhindern. Da war der "wilde Winnie" schon Geschichte, trotz wütender Fanproteste musste er gehen.

Fanproteste gab es auch auf seiner nächsten Station, diesmal weil er gekommen war. Die Rivalität zwischen dem KSC und dem VfB Stuttgart, wo er im Sommer 1998 anheuerte, erwies sich als unüberwindliches Hindernis. Auch mit den Spielern kam es zu Konflikten, und Weltmeister Thomas Berthold traute sich zu sagen: "Entweder man trennt sich von fünf oder sechs Spielern, oder der Trainer muss gehen."

So wurde der lange scheinbar unentlassbare Trainer Schäfer im Jahr 1998 gleich zweimal vor die Tür gesetzt. In Stuttgart blieb er nur fünf Monate, und die Anzahl seiner Bundesligaspiele auf der Bank wuchs nur um 15 auf 386. Das letzte rückte seine Bilanz ins Minus, er gewann 130 und verlor 131.

Mit Kamerun zur WM 2002 - Aus gegen Deutschland

Das war vor 21 Jahren und keins ist mehr dazu gekommen, obwohl Schäfer stets Trainer geblieben ist. Für einige Zeit verschwand er aus dem Fokus der deutschen Öffentlichkeit, eher er 2001 die Nationalmannschaft Kameruns übernahm, 2002 prompt Afrikameister wurde und mit den "Löwen" zur WM nach Japan und Südkorea fuhr. Letzter Vorrundengegner: Deutschland.

In Shizuoka kam es zu einem Endspiel ums Weiterkommen, und Schäfer hatte im Vorfeld kein Mitleid mit seinem Heimatland: "Ich bin ein Löwe. Wir wollen Afrika gut vertreten." Kamerun verlor jedoch trotz nummerischer Überzahl mit 0:2 und schied aus. Eine weitere Niederlage gegen Deutschland, im November 2004 in Leipzig, kostete ihn schließlich seinen Job. Aber er fand immer wieder einen neuen, immer weiter weg von der Heimat und vom großen Fußball. Aber nicht vom Erfolg. Mit Al-Ahli in Dubai wurde er Meister der VAE, es war der erste Titel des Klubs seit 26 Jahren.

Über Thailand und Jamaika nach Abu Dhabi

Eine Serie von fünf Niederlagen führte 2007 zur nächsten Entlassung, und er wurde frei für Al Ain. Mit diesem Klub gewann er in den Emiraten 2009 gleich drei verschiedene Pokale, eine einzige Niederlage führte im Dezember desselben Jahres zur Trennung. Er folgte nun einem Ruf aus Baku (Aserbaidschan), für nur sechs Monate. Danach ging es als Vereins- und Nationaltrainer nach Thailand (2011 bis 2013), wo Schäfer Platz zwei in der Südostasienmeisterschaft erreichte, und als Nationaltrainer nach Jamaika, wo er drei Jahre wirken durfte und 2014 die Karibikmeisterschaft gewann. Den Zug zur WM 2018 aber verpasste Jamaika. Weil der im Alter zwar ergraute, aber immer noch impulsive Schäfer nach der entscheidenden Niederlage das Kabel aus einer Kamera zog, um ein Interview zu beenden, wurde er entlassen.

So zog es den Weltenbummler, dessen Familiensitz seit über 30 Jahren Ettlingen bei Karlsruhe ist, weiter in den Iran (2017 bis 2019). Bei Esteghal Teheran wurde er im April 2019 entlassen, als die Titelchancen nur noch theoretischer Natur waren. Trainerschicksale gleichen sich auf allen Kontinenten. Jetzt, in Abu Dhabi, soll er nicht Meister werden, nur etwas aufbauen. Und dafür fühlt sich der Vater dreier Kinder mit 70 noch jung genug, denn: "Trainer kennen kein Alter."

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