Wie Fans Traditionsklubs wiederbeleben

Im Stadion, vor dem Fernseher, vor dem Radio. Auswärts, zu Hause. Mit und ohne Fanschal. In der Bundesliga, in der Kreisliga, bei der Nationalmannschaft. Wo Fußball gespielt wird, finden sich Fans. Das Fan-Sein hat viele Facetten und Gesichter. DFB.de zeigt sie im Rahmen seiner Fanserie jeden Donnerstag aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Heute: Auferstanden aus Ruinen. Wie die Fans die Traditionsvereine Lok Leipzig und KSV Hessen Kassel wiederbelebten.

Auf einmal war nichts mehr da. Keine Spieler. Keine Mitglieder. Kein Klub. Alles gelöscht, zusammen mit dem Eintrag im Vereinsregister. Die fußballerische Stunde Null. Leipzig und Kassel haben sie erlebt. Alles auf Anfang. Wieder ganz unten beginnen. Mit den Resten aus Erinnerung und Tradition – und mit einer treuen Fanbasis.

"Millionen verlassen ihren Ehepartner, seinen Verein verlässt man nicht"

Lok Leipzig und Hessen Kassel sind zwei Beispiele, wie Vereine auferstanden sind aus Ruinen. Weil es die Fans möglich gemacht haben. Weil die Fans sich nicht abgewendet haben von ihrem neuen, alten Klub. Weil sie sich begeistern ließen und selbst begeisterten. "Es gibt Millionen Menschen in Deutschland, die ihren Ehepartner verlassen", sagt Kassels Vorstand Jens Rose, "aber man verlässt nicht seinen Verein."

Sowohl die Kasseler als auch die Leipziger mussten in der Kreisliga neu starten. Heute sind beide in der Regionalliga zu Hause. Dort stoßen sie an Grenzen. Lok kämpft sogar erneut gegen die Insolvenz. Aber den Stolz, dank der Kraft der Fans damals nicht komplett von der Bildfläche verschwunden zu sein, den lassen sich weder die Nordhessen noch die Sachsen nehmen.

Kassel: Eine Region rückt zusammen

In Kassel waren die Lichter im Winter 1997 ausgegangen. In den 80er Jahren hatte der Verein traurige Bekanntheit erlangt, indem er mehrfach ebenso knapp wie dramatisch den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatte. Einmal wurde Kassel sogar am letzten Spieltag vom ersten auf den vierten Platz durchgereicht.

Etwas mehr als ein Jahrzehnt später war das Scheitern existenziellerer, weil wirtschaftlicher Natur. Die Schulden waren auf 1,8 Millionen D-Mark angewachsen, der Verein beantragte Konkurs, das Amtsgericht lehnte mangels Masse ab. Der FC Hessen Kassel war Geschichte.

Zwei Monate später, im Februar 1998, gründete sich der Nachfolgeverein, der KSV Hessen Kassel. Sportlich ging es im Sommer los, in der Kreisliga A, mit einer Mannschaft, in der auch einige Ex-Profis aus Verbundenheit aufliefen. Die Region rückte zusammen, auf und abseits des Spielfelds. Rund 1000 Zuschauer pilgerten im Schnitt zu den Punktspielen.

Mit dem Schlauchboot zum Auswärtsspiel

Überall, wo der KSV Hessen Kassel auftauchte, bekamen die Platzkassierer der A-Liga glänzende Augen. Die Fans kamen auch mal mit dem Schlauchboot zu den Spielen oder mit historischen Zügen - besondere Aktionen, die dem Verein frisches Leben einhauchten. "Die Unterstützung ging quer durch alle Schichten, der Rentner mit 70 war genauso da wie der 18-Jährige, dessen Vater schon früher im Auestadion gewesen war", erzählt Rose.

Auf dieser Welle ritten die Kasseler von Aufstieg zu Aufstieg. Die erste Niederlage in einem Punktspiel kassierte das Team nach mehr als zwei Jahren. "Ich habe nie eine einfachere Zeit im Fußball erlebt", meint Jens Rose: "Man weiß, man hat kein Geld und kaum Ausgaben, aber ein riesiges Fanpotenzial."

2002 waren die Nordhessen in der Oberliga angekommen. Dort erlebten sie 2006 den emotionalsten Moment der jungen Vereinsgeschichte. Über die gesamte Saison hatte der FSV Frankfurt die Tabelle angeführt. Dann der letzte Spieltag: Der KSV Hessen gastiert am Bornheimer Hang. Fast 10.000 Zuschauer, davon die Hälfte aus Kassel, werden Zeugen, wie Stürmer Thorsten Bauer trifft, Torwart Oliver Adler alles hält und die Gäste mit einem 1:0-Sieg noch an den Frankfurtern vorbeiziehen. Der Aufstieg in die Regionalliga Süd. Kassels Trainer Matthias Hamann hatte Recht behalten. Der Bruder von Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann hatte in der Winterpause gesagt: "Es kommt nicht darauf an, wer als Erster losläuft, sondern wer als Erster ankommt."

Fan lässt altes Vereinsheim für den KSV umbauen

Der Regionalliga gehört der KSV bis heute an. Die 3. Liga ist bislang ein Traum geblieben. Dafür hat sich strukturell in den vergangenen Jahren viel getan. Das altehrwürdige Auestadion wurde aufwändig modernisiert und war zwischenzeitlich Schauplatz einiger U-Länderspiele. Auf seine Fans kann sich der Klub weiterhin verlassen. Fast 3500 kommen im Schnitt zu den Heimspielen – damit liegt Kassel in der Regionalliga Südwest auf Platz eins vor dem SV Waldhof Mannheim.

Ein KSV-Anhänger und –Gönner hat gerade das alte Vereinsheim gekauft und lässt es für eine Million Euro umbauen – für den Klub. In dem neuen Gebäude sollen künftig die Geschäftsstelle, die Vereinskneipe und der geplante Sport-Kindergarten untergebracht sein. Da ist es nur logisch, wenn Jens Rose feststellt: "Die Fans waren und sind in unserer Entwicklung der entscheidende Faktor."

Leipzigs Weltrekordspiel: 12.420 Zuschauer in der elften Liga

Ähnliches trifft auf den 1. FC Lok Leipzig zu. Dort waren Rummel und Resonanz noch eine Nummer größer als in Kassel. Das erste Pflichtspiel nach der Neugründung 2004, eine Partie im Stadtpokal, wollten 7000 Zuschauer sehen. In der gleichen Saison stellte der Klub einen Weltrekord auf: Die Kreisliga-Partie gegen Eintracht Großdeubern II lockte 12.420 Menschen ins Zentralstadion – die größte Kulisse, die es jemals bei einem Fußballspiel in der 11. Liga gab. Am Saisonende hatten die Leipziger einen unglaublichen Schnitt von 4000 Zuschauern.

Lok war wieder in, Lok war wieder Kult. Die Fans holten ihre alten Schals aus dem Schrank, die sie schon 1987 im Europapokal-Endspiel der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam (0:1) getragen und nach der Umbenennung 1991 in VfB Leipzig zum Teil eingemottet hatten. "Das Interesse war unglaublich", erinnert sich Rene Gruschka, "das war Gänsehaut pur und hat alle mitgerissen."

Gruschka ist seit kurzem Präsidiumsmitglied und seit fast 40 Jahren Lok-Fan. Sein erstes Spiel im Stadion erlebte er 1974 im UEFA-Cup gegen Ipswich Town. Er war beim Finale gegen Ajax in Athen, er erlebte Leipzigs Aufstieg in die Bundesliga, den postwendenden Abstieg, den totalen Niedergang und die Wiedergeburt. Gruschka gründete das Fanradio, sein Auto hat ein "L-OK"-Kennzeichen. "Wir sind nicht steril, wir sind ein Verein zum Anfassen", erklärt er seine Begeisterung und Hingabe.

Als Lothar Matthäus das Lok-Trikot trug

Die ersten Jahre der neuen Ära waren eine denkwürdige und schöne Zeit. Altstars wie Bernd Hobsch, Heiko Scholz und Hennig Frenzel (damals 62 Jahre) liefen noch einmal für Leipzig auf, sogar Rekordnationalspieler Lothar Matthäus streifte sich für eine Partie das Lok-Trikot über. Getragen von der Begeisterung der Fans ging es im Eiltempo bis in die NOFV-Oberliga. Allmählich kehrte wieder Normalität und Alltag ein. "In der Oberliga hat der Kult etwas aufgehört", sagt Gruschka, "der Etat war höher, es gab auf einmal eine VIP-Lounge, das Spieler- und Trainerkarussell begann sich zu drehen. Wir haben uns leider von der Fanbasis entfernt und wurden ein ganz normaler Oberliga-Verein."

Die Gegenwart in Leipzig heißt Regionalliga. Und die Gegenwart steckt voller Sorgen. Die Nummer eins in der Stadt ist RB Leipzig, sportlich und mittlerweile auch in der Zuschauergunst. Fast 6800 Besucher kommen im Schnitt zu RB, rund 2000 mehr als bei Lok. Viel gravierender: Dem Traditionsverein geht es finanziell schlecht, hinter den Kulissen herrscht seit Wochen Unruhe.

Erneut sind die Fans gefragt. Die Rettungsmission ist angelaufen. Mehr als 144.000 Euro sind bereits an Spenden zusammengekommen, die ins Leben gerufene Trikotaktion stößt auf großes Interesse. Loks Heimtrikot soll in den kommenden beiden Jahren mit einem gelben Streifen versehen sein, auf dem 777 Fans mit ihrem Namen verewigt sind. Einzelpersonen zahlen 150 Euro, Fanklubs 200 Euro. 733 Plätze sind bisher vergeben. "Die Fans sind zurzeit unser größter Sponsor", sagt Rene Gruschka. Und die größte Hoffnung, dass es diesmal keine Ruinen gibt.

Das sagen DFB.de-User:

"Schöner Beitrag, vielen Dank! Interessanterweise haben die beiden genannten Vereine ein Freundschaftsspiel zugunsten des ehemaligen Trainers beider Vereine, Hans Ulrich Thomale, ausgetragen. Thomale war Opfer des Tsunami-Unglücks 2004 in Thailand. Gruß aus Nordhessen." (Stefan Lutrop, Kassel)

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Im Stadion, vor dem Fernseher, vor dem Radio. Auswärts, zu Hause. Mit und ohne Fanschal. In der Bundesliga, in der Kreisliga, bei der Nationalmannschaft. Wo Fußball gespielt wird, finden sich Fans. Das Fan-Sein hat viele Facetten und Gesichter. DFB.de zeigt sie im Rahmen seiner Fanserie jeden Donnerstag aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Heute: Auferstanden aus Ruinen. Wie die Fans die Traditionsvereine Lok Leipzig und KSV Hessen Kassel wiederbelebten.

Auf einmal war nichts mehr da. Keine Spieler. Keine Mitglieder. Kein Klub. Alles gelöscht, zusammen mit dem Eintrag im Vereinsregister. Die fußballerische Stunde Null. Leipzig und Kassel haben sie erlebt. Alles auf Anfang. Wieder ganz unten beginnen. Mit den Resten aus Erinnerung und Tradition – und mit einer treuen Fanbasis.

"Millionen verlassen ihren Ehepartner, seinen Verein verlässt man nicht"

Lok Leipzig und Hessen Kassel sind zwei Beispiele, wie Vereine auferstanden sind aus Ruinen. Weil es die Fans möglich gemacht haben. Weil die Fans sich nicht abgewendet haben von ihrem neuen, alten Klub. Weil sie sich begeistern ließen und selbst begeisterten. "Es gibt Millionen Menschen in Deutschland, die ihren Ehepartner verlassen", sagt Kassels Vorstand Jens Rose, "aber man verlässt nicht seinen Verein."

Sowohl die Kasseler als auch die Leipziger mussten in der Kreisliga neu starten. Heute sind beide in der Regionalliga zu Hause. Dort stoßen sie an Grenzen. Lok kämpft sogar erneut gegen die Insolvenz. Aber den Stolz, dank der Kraft der Fans damals nicht komplett von der Bildfläche verschwunden zu sein, den lassen sich weder die Nordhessen noch die Sachsen nehmen.

Kassel: Eine Region rückt zusammen

In Kassel waren die Lichter im Winter 1997 ausgegangen. In den 80er Jahren hatte der Verein traurige Bekanntheit erlangt, indem er mehrfach ebenso knapp wie dramatisch den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatte. Einmal wurde Kassel sogar am letzten Spieltag vom ersten auf den vierten Platz durchgereicht.

Etwas mehr als ein Jahrzehnt später war das Scheitern existenziellerer, weil wirtschaftlicher Natur. Die Schulden waren auf 1,8 Millionen D-Mark angewachsen, der Verein beantragte Konkurs, das Amtsgericht lehnte mangels Masse ab. Der FC Hessen Kassel war Geschichte.

Zwei Monate später, im Februar 1998, gründete sich der Nachfolgeverein, der KSV Hessen Kassel. Sportlich ging es im Sommer los, in der Kreisliga A, mit einer Mannschaft, in der auch einige Ex-Profis aus Verbundenheit aufliefen. Die Region rückte zusammen, auf und abseits des Spielfelds. Rund 1000 Zuschauer pilgerten im Schnitt zu den Punktspielen.

Mit dem Schlauchboot zum Auswärtsspiel

Überall, wo der KSV Hessen Kassel auftauchte, bekamen die Platzkassierer der A-Liga glänzende Augen. Die Fans kamen auch mal mit dem Schlauchboot zu den Spielen oder mit historischen Zügen - besondere Aktionen, die dem Verein frisches Leben einhauchten. "Die Unterstützung ging quer durch alle Schichten, der Rentner mit 70 war genauso da wie der 18-Jährige, dessen Vater schon früher im Auestadion gewesen war", erzählt Rose.

Auf dieser Welle ritten die Kasseler von Aufstieg zu Aufstieg. Die erste Niederlage in einem Punktspiel kassierte das Team nach mehr als zwei Jahren. "Ich habe nie eine einfachere Zeit im Fußball erlebt", meint Jens Rose: "Man weiß, man hat kein Geld und kaum Ausgaben, aber ein riesiges Fanpotenzial."

2002 waren die Nordhessen in der Oberliga angekommen. Dort erlebten sie 2006 den emotionalsten Moment der jungen Vereinsgeschichte. Über die gesamte Saison hatte der FSV Frankfurt die Tabelle angeführt. Dann der letzte Spieltag: Der KSV Hessen gastiert am Bornheimer Hang. Fast 10.000 Zuschauer, davon die Hälfte aus Kassel, werden Zeugen, wie Stürmer Thorsten Bauer trifft, Torwart Oliver Adler alles hält und die Gäste mit einem 1:0-Sieg noch an den Frankfurtern vorbeiziehen. Der Aufstieg in die Regionalliga Süd. Kassels Trainer Matthias Hamann hatte Recht behalten. Der Bruder von Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann hatte in der Winterpause gesagt: "Es kommt nicht darauf an, wer als Erster losläuft, sondern wer als Erster ankommt."

Fan lässt altes Vereinsheim für den KSV umbauen

Der Regionalliga gehört der KSV bis heute an. Die 3. Liga ist bislang ein Traum geblieben. Dafür hat sich strukturell in den vergangenen Jahren viel getan. Das altehrwürdige Auestadion wurde aufwändig modernisiert und war zwischenzeitlich Schauplatz einiger U-Länderspiele. Auf seine Fans kann sich der Klub weiterhin verlassen. Fast 3500 kommen im Schnitt zu den Heimspielen – damit liegt Kassel in der Regionalliga Südwest auf Platz eins vor dem SV Waldhof Mannheim.

Ein KSV-Anhänger und –Gönner hat gerade das alte Vereinsheim gekauft und lässt es für eine Million Euro umbauen – für den Klub. In dem neuen Gebäude sollen künftig die Geschäftsstelle, die Vereinskneipe und der geplante Sport-Kindergarten untergebracht sein. Da ist es nur logisch, wenn Jens Rose feststellt: "Die Fans waren und sind in unserer Entwicklung der entscheidende Faktor."

Leipzigs Weltrekordspiel: 12.420 Zuschauer in der elften Liga

Ähnliches trifft auf den 1. FC Lok Leipzig zu. Dort waren Rummel und Resonanz noch eine Nummer größer als in Kassel. Das erste Pflichtspiel nach der Neugründung 2004, eine Partie im Stadtpokal, wollten 7000 Zuschauer sehen. In der gleichen Saison stellte der Klub einen Weltrekord auf: Die Kreisliga-Partie gegen Eintracht Großdeubern II lockte 12.420 Menschen ins Zentralstadion – die größte Kulisse, die es jemals bei einem Fußballspiel in der 11. Liga gab. Am Saisonende hatten die Leipziger einen unglaublichen Schnitt von 4000 Zuschauern.

Lok war wieder in, Lok war wieder Kult. Die Fans holten ihre alten Schals aus dem Schrank, die sie schon 1987 im Europapokal-Endspiel der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam (0:1) getragen und nach der Umbenennung 1991 in VfB Leipzig zum Teil eingemottet hatten. "Das Interesse war unglaublich", erinnert sich Rene Gruschka, "das war Gänsehaut pur und hat alle mitgerissen."

Gruschka ist seit kurzem Präsidiumsmitglied und seit fast 40 Jahren Lok-Fan. Sein erstes Spiel im Stadion erlebte er 1974 im UEFA-Cup gegen Ipswich Town. Er war beim Finale gegen Ajax in Athen, er erlebte Leipzigs Aufstieg in die Bundesliga, den postwendenden Abstieg, den totalen Niedergang und die Wiedergeburt. Gruschka gründete das Fanradio, sein Auto hat ein "L-OK"-Kennzeichen. "Wir sind nicht steril, wir sind ein Verein zum Anfassen", erklärt er seine Begeisterung und Hingabe.

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Als Lothar Matthäus das Lok-Trikot trug

Die ersten Jahre der neuen Ära waren eine denkwürdige und schöne Zeit. Altstars wie Bernd Hobsch, Heiko Scholz und Hennig Frenzel (damals 62 Jahre) liefen noch einmal für Leipzig auf, sogar Rekordnationalspieler Lothar Matthäus streifte sich für eine Partie das Lok-Trikot über. Getragen von der Begeisterung der Fans ging es im Eiltempo bis in die NOFV-Oberliga. Allmählich kehrte wieder Normalität und Alltag ein. "In der Oberliga hat der Kult etwas aufgehört", sagt Gruschka, "der Etat war höher, es gab auf einmal eine VIP-Lounge, das Spieler- und Trainerkarussell begann sich zu drehen. Wir haben uns leider von der Fanbasis entfernt und wurden ein ganz normaler Oberliga-Verein."

Die Gegenwart in Leipzig heißt Regionalliga. Und die Gegenwart steckt voller Sorgen. Die Nummer eins in der Stadt ist RB Leipzig, sportlich und mittlerweile auch in der Zuschauergunst. Fast 6800 Besucher kommen im Schnitt zu RB, rund 2000 mehr als bei Lok. Viel gravierender: Dem Traditionsverein geht es finanziell schlecht, hinter den Kulissen herrscht seit Wochen Unruhe.

Erneut sind die Fans gefragt. Die Rettungsmission ist angelaufen. Mehr als 144.000 Euro sind bereits an Spenden zusammengekommen, die ins Leben gerufene Trikotaktion stößt auf großes Interesse. Loks Heimtrikot soll in den kommenden beiden Jahren mit einem gelben Streifen versehen sein, auf dem 777 Fans mit ihrem Namen verewigt sind. Einzelpersonen zahlen 150 Euro, Fanklubs 200 Euro. 733 Plätze sind bisher vergeben. "Die Fans sind zurzeit unser größter Sponsor", sagt Rene Gruschka. Und die größte Hoffnung, dass es diesmal keine Ruinen gibt.

Das sagen DFB.de-User:

"Schöner Beitrag, vielen Dank! Interessanterweise haben die beiden genannten Vereine ein Freundschaftsspiel zugunsten des ehemaligen Trainers beider Vereine, Hans Ulrich Thomale, ausgetragen. Thomale war Opfer des Tsunami-Unglücks 2004 in Thailand. Gruß aus Nordhessen." (Stefan Lutrop, Kassel)