"Wichtiges Signal für mehr gesellschaftliche Verantwortung"

Sein Preisgeld in Höhe von 5000 Euro stiftet er dem "Netz-gegen-Nazis", einer Aktion der "Zeit" in Kooperation mit dem DFB, der Deutschen Fußball Liga und dem Deutschen Olympischen Sportbund. "Ihr journalistisches Wirken zielte immer gegen jede Form von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus", lobte DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Di Lorenzo wünschte sich für den Julius Hirsch Preis vor allem eines: "Möge er eine Ermutigung sein, nicht nachzulassen und sich für die Werte unserer Gesellschaft einzusetzen."

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Das größte Kompliment bekamen die Sieger des Julius Hirsch Preises vom Enkel des Namensgebers. "Ich bin ein Fan der Löwenfans gegen Rechts", sagte Andreas Hirsch im alten Rathaus von Hannover. Dann machte das Familienmitglied des in Auschwitz ermordeten jüdischen Nationalspielers eine kurze Pause und schloss seine Laudatio mit einem bewegenden Satz: "Wenn mein Großvater zuschauen könnte, wäre er bei dieser Preisverleihung sicher aufgestanden."

Es gab danach viel Beifall für diejenigen, die sich die Auszeichnung durch ihre Zivilcourage und soziale Verantwortung verdient hatten. Egal ob die "Löwenfans gegen Rechts", der Verein "Hintertorperspektive" aus Jena oder das "Fanprojekt Hannover" – sie alle hatten ganz genau hingeschaut, wo andere sich lieber abwenden. Sie alle hatten angepackt, wo andere vielleicht abwinken. Sie alle hatten einen Beitrag gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung, Antisemitismus geleistet. Und damit ganz viel für ein respektvolles Miteinander erreicht.

Zwanziger: "Wir haben die Lehren gezogen"

"Wir haben die Lehren aus der Aufarbeitung der Vergangenheit gezogen. Dieser Preis ist heute wichtiger als vor fünf Jahren. Und er wird in zehn Jahren noch wichtiger sein. Für den DFB wird es eine dauerhafte Aufgabe sein und ich bin froh, dass sie von vielen engagierten Menschen mitgetragen wird", sagte Dr. Zwanziger anlässlich der zum 5. Mal vorgenommenen Preisverleihung. Und er machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihn die Geschichte von Julius Hirsch bewegt.

In einem Film wurde noch einmal in kurzen Auszügen die unvorstellbare Leidensgeschichte eines hochbegabten Fußballers und selbstlosen Familienvaters gezeigt, der von den Nazis gedemütigt, gequält und am Ende getötet wurde. Sein Schicksal steht stellvertretend für das schwer fassbare Leid Millionen anderer Juden und Angehöriger von Minderheiten, die wegen ihrer Religion oder Kultur verfolgt wurden. "Jeder, der Menschlichkeit in sich trägt, muss davon berührt sein", sagte Zwanziger und mahnte die gesamtgesellschaftliche Verantwortung an. Der Kampf gegen jede Form von Diskriminierung und Intoleranz müsse ein zentrales Anliegen für jeden bleiben. "Denn das Böse kommt oft in der Maske des Guten."

Dass der DFB seine gesamtgesellschaftliche Verantwortung auf vielen Ebenen beispielhaft wahrnimmt, lobte Niedersachsens Innenminister. "Der DFB setzt Zeichen gegen Diskriminierung. Es ist ein wichtiges Signal, dass der Deutsche Fußball-Bund als wichtiges gesellschaftliches Organ Verantwortung übernimmt", sagte Uwe Schünemann. Und der frühere Nationalspieler Patrick Owomoyela, der wegen einer diskriminierenden Flyer-Aktion der NPD selbst als Nebenkläger gegen den dafür verantwortlichen Parteivorsitzenden aufgetreten war, ergänzte: "Jeder, der sich für Toleranz einsetzt, verdient hohen Respekt."

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Ehrenpreis für Giovanni di Lorenzo

Nicht nur für die Jury des Julius Hirsch Preises trifft das in besonderen Maße zu, auch auf Giovanni di Lorenzo. Der Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" wurde mit dem erstmals vergeben Ehrenpreis ausgezeichnet. In einer bemerkenswerten Rede sprach di Lorenzo über seine eigenen Kindheitserfahrungen als Italiener im Deutschland der 70er Jahre. Über verdeckten und offenen Rassismus. Über fehlende Zivilcourage der Menschen, über tatenloses Zuschauen. "Ich habe selbst erlebt, wie gefährlich Schweigen und Passivität sein können", sagte di Lorenzo.

Sein Preisgeld in Höhe von 5000 Euro stiftet er dem "Netz-gegen-Nazis", einer Aktion der "Zeit" in Kooperation mit dem DFB, der Deutschen Fußball Liga und dem Deutschen Olympischen Sportbund. "Ihr journalistisches Wirken zielte immer gegen jede Form von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus", lobte DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach. Di Lorenzo wünschte sich für den Julius Hirsch Preis vor allem eines: "Möge er eine Ermutigung sein, nicht nachzulassen und sich für die Werte unserer Gesellschaft einzusetzen."