Werres: "Meine Frau hat mich für verrückt erklärt"

[bild1]

Hermann-Josef Werres ist der dritte Mann beim B-Junioren-Bundesligisten Euskirchener TSC. Der 56-Jährige sprang Ende Januar bei der U 17 der Mittelrheiner kurzfristig für den zurückgetretenen polnischen Ex-Nationalspieler Andrzej Rudy ein, der zuvor auf Aufstiegstrainer Helge Hohl gefolgt war. Dabei betrat Werres komplettes Neuland.

Obwohl der 173-malige Zweitligaspieler des SC Fortuna Köln zuvor ausschließlich im unterklassigen Seniorenbereich gearbeitet und sich im in der Region (Aufstiege mit Germania Dattenfeld, FC Hennef 05 und der ersten Mannschaft des TSC Euskirchen) einen Namen gemacht hatte, steuert er nun mit der seiner neuen Mannschaft auf den Klassenverbleib in der höchsten deutschen B-Junioren-Spielklasse zu.

Dass die U 17 des Mittelrheinlgisten den Klassenverbleib vor dem letzten Spieltag am Sonntag (ab 11 Uhr) beim VfL Bochum bei zwei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz sogar in der eigenen Hand hat, ist für den Verein aus dem 55.000-Einwohner-Ort, rund 35 Kilometer von der Rheinmetropole Köln gelegen, schon jetzt ein großer Erfolg. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Hermann-Josef Werres, der im Hauptberuf für die Stadt Bonn tätig ist, mit dem Journalisten Dominik Sander über einen möglichen Klassenverbleib unter schwierigen Voraussetzungen, sein Fingerspitzengefühl bei der Arbeit mit jungen Spielern und die Junioren-Bundesliga als Bühne für Trainer.

DFB.de: Der Euskirchener TSC, dessen erste Mannschaft in der fünfklassigen Mittelrheinliga kickt, ist in der B-Junioren-Bundesliga nur noch einen Schritt vom Klassenverbleib entfernt. Kommt das einer Sensation gleich, Herr Werres?

Hermann-Josef Werres: Unter diesen Voraussetzungen definitiv. Einige unserer Spieler kommen aus dem Raum Köln. Weil in den letzten Tagen nach dem großen Unwetter die Bahn nicht mehr gefahren ist, musste ich teilweise mit nur acht Jungs trainieren. Andere sind zum jetzigen Zeitpunkt schon zu sehr damit beschäftigt, bei welchem Verein sie in der nächsten Saison spielen. Um ganz ehrlich zu: Das Training in den vergangenen zwei bis drei Wochen war alles andere als optimal.

DFB.de: "Wunderdinge sind von mir nicht zu erwarten“, lautete eines Ihrer Zitate beim Amtsantritt im Januar!

Werres: Ich hatte keinen Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders und habe den Verantwortlichen des TSC deshalb auch in den Gesprächen zunächst geraten, lieber einen Trainer zu holen, der mehr Erfahrungen im Juniorenbereich mitbringt. Als ich den Job dann Ende Januar kurzfristig doch antrat, wurde ich zunächst sogar von meiner eigenen Frau für verrückt erklärt (lächelt). Ich bin jetzt aber froh, dass ich die für mich komplett neuen Erfahrungen im Nachwuchsbereich mitnehmen konnte. Doch die vergangenen Monate haben auch Nerven gekostet. Das jetzige erfolgreiche Abschneiden geht auch auf das Konto meines Co-Trainers Hartmut Pitten und von Jugendleiter Dietmar Butzke.

DFB.de: Woran mussten Sie im Vergleich zum Senioren-Fußball gewöhnen?

Werres: Durch unseren kleinen Kader konnten wir selten konstant das gleiche Trainingsprogramm durchziehen. Außerdem musste ich auch Rücksicht auf die Spieler nehmen, die sich während der Klausuren-Phase mehr auf die Schule konzentrieren mussten. So war es im Training oft ein sehr großes Auf und Ab. Es gab Tage, an denen die Mannschaft sehr konzentriert gearbeitet hat, aber auch Phasen, in denen nichts zusammenlief und die Spieler nicht an einem Strang gezogen haben.

DFB.de: Ihr prominenter Vorgänger Andrzej Rudy vermisste den Willen bei den Spielern und trat nach nur einem Monat wieder zurück. Wie haben Sie die Jungs angepackt?

Werres: Von der Mentalität her ist die Mannschaft in der Tat schwierig. Einige Spieler glauben, dass sie in ein paar Jahren in der Bundesliga spielen. Ich hatte zunächst Bedenken, ob ich die Jungs nicht zu hart anpacke. Daher war auch Fingerspitzengefühl gefragt. Ich denke, wenn wir am Sonntag den Klassenverbleib packen, können wir durchaus stolz auf das Erreichte sein und eine Feier steigen lassen.

[bild2]

DFB.de: Ihre Mannschaft geht mit einem Punkt Vorsprung auf den SC Preußen Münster in das Saisonfinale und liegt sogar zwei Zähler vor dem Bonner SC, der den ersten Abstiegsplatz belegt. Wie bewerten Sie die Ausgangslage vor dem Saisonfinale in Bochum?

Werres: Unsere Mannschaft hat schon mehrfach bewiesen, dass sie auch nach einer schlechten Trainingswoche 120 Prozent abrufen kann. Bochum verfügt über die stärkste Offensive der Liga. Da kommt Schwerstarbeit auf uns zu, zumal mit Burak Koyuncu unser bester Abwehrspieler wegen einer Rotsperre fehlt. Da unser Konkurrent Preußen Münster beim FC Schalke 04 eine mindestens ebenso so schwere Aufgabe zu lösen hat, sollte eigentlich nichts anbrennen. Im Fußball läuft es aber manchmal nicht normal.

DFB.de: Wie groß wäre die Enttäuschung, wenn Euskirchen ausgerechnet am letzten Spieltag noch auf einen Abstiegsplatz zurückfallen sollte?

Werres: Dann wären wir mit Sicherheit traurig, müssten uns aber auch den Vorwurf gefallen lassen, zweimal die Chance zum vorzeitigen Klassenverbleib nicht genutzt zu haben. Ich denke da unser 0:1 gegen Arminia Bielefeld und das jüngste 1:1 gegen den bereits abgestiegenen BV 04 Düsseldorf. Da hätten wir uns schon in Sicherheit bringen können.

DFB.de: Welche Spieler im Kader besitzen eine Perspektive in Richtung A-Junioren-Bundesliga?

Werres: Jens Bauer traue ich zu, sich in der U 19 des 1. FC Köln durchzusetzen. Lennard Bär wird in der kommenden Saison für Viktoria Köln ebenso in der A-Junioren-Bundesliga auflaufen wie Tarik Dogan beim Bonner SC.

DFB.de: Sehen wir den Trainer Hermann-Josef Werres unabhängig vom Klassenverbleib auch weiterhin im Nachwuchsbereich?

Werres: Auch ich sage niemals nie, aber mein Ziel ist es, wieder eine Seniorenmannschaft zu übernehmen. In der Region Mittelrhein verfüge ich über ein gutes Netzwerk und sehe meine Stärken darin, eine Mannschaft zusammenzustellen. Im Nachwuchsbereich wäre ich zu sehr auf fremde Hilfe angewiesen.

DFB.de: Frank Leicht (RB Leipzig) oder Arie van Lent (Borussia Mönchengladbach) sind nur einige Beispiele für Trainer, die vom Seniorenbereich zum Nachwuchs zurückgekehrt sind. Entwickelt sich die Junioren-Bundesliga auch für Trainer zu einer immer besseren Bühne?

Werres: Auf jeden Fall. Der Aufwand ist auch bei kleineren Vereinen wie Euskirchen hoch und es ist äußerst reizvoll, sich mit Spitzenmannschaften wie Schalke 04, Borussia Dortmund oder dem 1. FC Köln zu messen.

[mspw]

[bild1]

Hermann-Josef Werres ist der dritte Mann beim B-Junioren-Bundesligisten Euskirchener TSC. Der 56-Jährige sprang Ende Januar bei der U 17 der Mittelrheiner kurzfristig für den zurückgetretenen polnischen Ex-Nationalspieler Andrzej Rudy ein, der zuvor auf Aufstiegstrainer Helge Hohl gefolgt war. Dabei betrat Werres komplettes Neuland.

Obwohl der 173-malige Zweitligaspieler des SC Fortuna Köln zuvor ausschließlich im unterklassigen Seniorenbereich gearbeitet und sich im in der Region (Aufstiege mit Germania Dattenfeld, FC Hennef 05 und der ersten Mannschaft des TSC Euskirchen) einen Namen gemacht hatte, steuert er nun mit der seiner neuen Mannschaft auf den Klassenverbleib in der höchsten deutschen B-Junioren-Spielklasse zu.

Dass die U 17 des Mittelrheinlgisten den Klassenverbleib vor dem letzten Spieltag am Sonntag (ab 11 Uhr) beim VfL Bochum bei zwei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz sogar in der eigenen Hand hat, ist für den Verein aus dem 55.000-Einwohner-Ort, rund 35 Kilometer von der Rheinmetropole Köln gelegen, schon jetzt ein großer Erfolg. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Hermann-Josef Werres, der im Hauptberuf für die Stadt Bonn tätig ist, mit dem Journalisten Dominik Sander über einen möglichen Klassenverbleib unter schwierigen Voraussetzungen, sein Fingerspitzengefühl bei der Arbeit mit jungen Spielern und die Junioren-Bundesliga als Bühne für Trainer.

DFB.de: Der Euskirchener TSC, dessen erste Mannschaft in der fünfklassigen Mittelrheinliga kickt, ist in der B-Junioren-Bundesliga nur noch einen Schritt vom Klassenverbleib entfernt. Kommt das einer Sensation gleich, Herr Werres?

Hermann-Josef Werres: Unter diesen Voraussetzungen definitiv. Einige unserer Spieler kommen aus dem Raum Köln. Weil in den letzten Tagen nach dem großen Unwetter die Bahn nicht mehr gefahren ist, musste ich teilweise mit nur acht Jungs trainieren. Andere sind zum jetzigen Zeitpunkt schon zu sehr damit beschäftigt, bei welchem Verein sie in der nächsten Saison spielen. Um ganz ehrlich zu: Das Training in den vergangenen zwei bis drei Wochen war alles andere als optimal.

DFB.de: "Wunderdinge sind von mir nicht zu erwarten“, lautete eines Ihrer Zitate beim Amtsantritt im Januar!

Werres: Ich hatte keinen Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders und habe den Verantwortlichen des TSC deshalb auch in den Gesprächen zunächst geraten, lieber einen Trainer zu holen, der mehr Erfahrungen im Juniorenbereich mitbringt. Als ich den Job dann Ende Januar kurzfristig doch antrat, wurde ich zunächst sogar von meiner eigenen Frau für verrückt erklärt (lächelt). Ich bin jetzt aber froh, dass ich die für mich komplett neuen Erfahrungen im Nachwuchsbereich mitnehmen konnte. Doch die vergangenen Monate haben auch Nerven gekostet. Das jetzige erfolgreiche Abschneiden geht auch auf das Konto meines Co-Trainers Hartmut Pitten und von Jugendleiter Dietmar Butzke.

DFB.de: Woran mussten Sie im Vergleich zum Senioren-Fußball gewöhnen?

Werres: Durch unseren kleinen Kader konnten wir selten konstant das gleiche Trainingsprogramm durchziehen. Außerdem musste ich auch Rücksicht auf die Spieler nehmen, die sich während der Klausuren-Phase mehr auf die Schule konzentrieren mussten. So war es im Training oft ein sehr großes Auf und Ab. Es gab Tage, an denen die Mannschaft sehr konzentriert gearbeitet hat, aber auch Phasen, in denen nichts zusammenlief und die Spieler nicht an einem Strang gezogen haben.

DFB.de: Ihr prominenter Vorgänger Andrzej Rudy vermisste den Willen bei den Spielern und trat nach nur einem Monat wieder zurück. Wie haben Sie die Jungs angepackt?

Werres: Von der Mentalität her ist die Mannschaft in der Tat schwierig. Einige Spieler glauben, dass sie in ein paar Jahren in der Bundesliga spielen. Ich hatte zunächst Bedenken, ob ich die Jungs nicht zu hart anpacke. Daher war auch Fingerspitzengefühl gefragt. Ich denke, wenn wir am Sonntag den Klassenverbleib packen, können wir durchaus stolz auf das Erreichte sein und eine Feier steigen lassen.

[bild2]

DFB.de: Ihre Mannschaft geht mit einem Punkt Vorsprung auf den SC Preußen Münster in das Saisonfinale und liegt sogar zwei Zähler vor dem Bonner SC, der den ersten Abstiegsplatz belegt. Wie bewerten Sie die Ausgangslage vor dem Saisonfinale in Bochum?

Werres: Unsere Mannschaft hat schon mehrfach bewiesen, dass sie auch nach einer schlechten Trainingswoche 120 Prozent abrufen kann. Bochum verfügt über die stärkste Offensive der Liga. Da kommt Schwerstarbeit auf uns zu, zumal mit Burak Koyuncu unser bester Abwehrspieler wegen einer Rotsperre fehlt. Da unser Konkurrent Preußen Münster beim FC Schalke 04 eine mindestens ebenso so schwere Aufgabe zu lösen hat, sollte eigentlich nichts anbrennen. Im Fußball läuft es aber manchmal nicht normal.

DFB.de: Wie groß wäre die Enttäuschung, wenn Euskirchen ausgerechnet am letzten Spieltag noch auf einen Abstiegsplatz zurückfallen sollte?

Werres: Dann wären wir mit Sicherheit traurig, müssten uns aber auch den Vorwurf gefallen lassen, zweimal die Chance zum vorzeitigen Klassenverbleib nicht genutzt zu haben. Ich denke da unser 0:1 gegen Arminia Bielefeld und das jüngste 1:1 gegen den bereits abgestiegenen BV 04 Düsseldorf. Da hätten wir uns schon in Sicherheit bringen können.

DFB.de: Welche Spieler im Kader besitzen eine Perspektive in Richtung A-Junioren-Bundesliga?

Werres: Jens Bauer traue ich zu, sich in der U 19 des 1. FC Köln durchzusetzen. Lennard Bär wird in der kommenden Saison für Viktoria Köln ebenso in der A-Junioren-Bundesliga auflaufen wie Tarik Dogan beim Bonner SC.

DFB.de: Sehen wir den Trainer Hermann-Josef Werres unabhängig vom Klassenverbleib auch weiterhin im Nachwuchsbereich?

Werres: Auch ich sage niemals nie, aber mein Ziel ist es, wieder eine Seniorenmannschaft zu übernehmen. In der Region Mittelrhein verfüge ich über ein gutes Netzwerk und sehe meine Stärken darin, eine Mannschaft zusammenzustellen. Im Nachwuchsbereich wäre ich zu sehr auf fremde Hilfe angewiesen.

DFB.de: Frank Leicht (RB Leipzig) oder Arie van Lent (Borussia Mönchengladbach) sind nur einige Beispiele für Trainer, die vom Seniorenbereich zum Nachwuchs zurückgekehrt sind. Entwickelt sich die Junioren-Bundesliga auch für Trainer zu einer immer besseren Bühne?

Werres: Auf jeden Fall. Der Aufwand ist auch bei kleineren Vereinen wie Euskirchen hoch und es ist äußerst reizvoll, sich mit Spitzenmannschaften wie Schalke 04, Borussia Dortmund oder dem 1. FC Köln zu messen.