Werder gegen Köln: Abstiegsdrama, Müllers Sixpack und Littis Sitz-Tor

Noch vier Spiele bis zur 100: Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 16. Bundesliga-Spieltag im Weserstadion das Duell zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Köln. DFB.de blickt auf die Geschichte des Spiels zurück, das bisher 96 Auflagen erlebt hat.

Das erste Duell

Am 23. Mai 1959 treffen der erst nach dem Krieg gegründete 1. FC Köln und Werder Bremen in der Endrunde um die Meisterschaft erstmals aufeinander. 39.000 Zuschauer füllen das nicht ausverkaufte Müngersdorfer Stadion, beide Teams sind mit einer Niederlage in die Endrunde gestartet und haben ihre Fans ernüchtert. Wer im Rennen bleiben will, muss dieses Spiel gewinnen, aber das gelingt keinem. Zweimal gehen die Gastgeber in Führung, vor der Pause durch Franz Brungs (6.), nach der Pause durch Jupp Röhrig (76.). Zweimal gleicht Werder aus: durch Pico Schütz (52.) und - quasi mit dem Schlusspfiff - Willy Schröder (90.). Zerknirscht kommentiert FC-Torwart Fritz Ewert: "Schröders Schuss aus dem Hinterhalt kam zu plötzlich. Ich war völlig überrascht und machte keine Abwehrbewegung." Fazit des Sport Magazins: "Das 2:2 darf man als gerechtes Ergebnis bezeichnen." Im Rückspiel, dem ersten in Bremen am 13. Juni 1959, behält Köln die Oberhand (2:0), aber das Finale erreicht keiner von beiden.

Die Bundesliga-Premiere

Köln und Werder sind in dieser Reihenfolge die beiden ersten Bundesliga-Meister, was das Debüt dieser Paarung im Oberhaus durchaus erahnen lässt. Am 5. Oktober 1963 schlagen die "Geißböcke" die "Stadtmusikanten" 4:3. Lange sieht es vor 25.000 Zuschauern nach Kölns erster Bundesliga-Niederlage überhaupt aus, dem 0:1 durch Theo Klöckner (19.) lässt Dieter Meyer das 0:2 (59.) folgen. Doch in der letzten halben Stunde fallen noch fünf Tore, vier davon für den FC - binnen 14 Minuten. Weltmeister Hans Schäfer (66., 77.) und Christian Müller (74., 80.) teilen sich die Torausbeute gerecht auf. Gerhard Zebrowskis 4:3 (84.) sorgt für bange Schlussminuten, Dieter Meyer köpft noch in letzter Minute an die Kölner Latte. Bremens Ersatzkeeper Dragomir Ilic wird sein Comeback nach zweijähriger Pause so schnell nicht vergessen haben. Merkwürdiges Fazit im Sport Magazin: "Viel Farbe hatte das Spiel nicht."

Der höchste Heimsieg

Am 6. Mai 2006 reist ein desillusionierter 1. FC Köln nach Bremen. Am Wochenende davor ist der Vorletzte bereits abgestiegen, es geht nur noch für die Bremer um etwas, die auf Platz drei vom Einzug in die Champions League träumen. Sie haben die meisten Tore der Saison geschossen und nichts zu verschenken. Werder muss gewinnen, um sich sein "Endspiel" um Platz zwei beim HSV noch zu ermöglichen. Das machen die Grün-Weißen schnell deutlich, die kommenden WM-Teilnehmer Tim Borowski (11., 25.) und Miroslav Klose (19.) sorgen früh für klare Verhältnisse. Der zur Pause für Nelson Valdez eingewechselte Ivan Klasnic sprüht ebenfalls vor Ehrgeiz und erhöht auf 5:0 (51., 69.), den Schlusspunkt setzt Miro Klose (75.). Kölns Trainer Hans-Peter Latour ist über die Leistung so erbost, dass er am Sonntag schon eine Stunde früher (9 Uhr) zum Auslaufen bittet und den freien Montag streicht. Und Werder wird den Schwung nutzen, um sein Endspiel um Platz zwei in Hamburg zu gewinnen (2:1).



Noch vier Spiele bis zur 100: Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) steigt am 16. Bundesliga-Spieltag im Weserstadion das Duell zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Köln. DFB.de blickt auf die Geschichte des Spiels zurück, das bisher 96 Auflagen erlebt hat.

Das erste Duell

Am 23. Mai 1959 treffen der erst nach dem Krieg gegründete 1. FC Köln und Werder Bremen in der Endrunde um die Meisterschaft erstmals aufeinander. 39.000 Zuschauer füllen das nicht ausverkaufte Müngersdorfer Stadion, beide Teams sind mit einer Niederlage in die Endrunde gestartet und haben ihre Fans ernüchtert. Wer im Rennen bleiben will, muss dieses Spiel gewinnen, aber das gelingt keinem. Zweimal gehen die Gastgeber in Führung, vor der Pause durch Franz Brungs (6.), nach der Pause durch Jupp Röhrig (76.). Zweimal gleicht Werder aus: durch Pico Schütz (52.) und - quasi mit dem Schlusspfiff - Willy Schröder (90.). Zerknirscht kommentiert FC-Torwart Fritz Ewert: "Schröders Schuss aus dem Hinterhalt kam zu plötzlich. Ich war völlig überrascht und machte keine Abwehrbewegung." Fazit des Sport Magazins: "Das 2:2 darf man als gerechtes Ergebnis bezeichnen." Im Rückspiel, dem ersten in Bremen am 13. Juni 1959, behält Köln die Oberhand (2:0), aber das Finale erreicht keiner von beiden.

Die Bundesliga-Premiere

Köln und Werder sind in dieser Reihenfolge die beiden ersten Bundesliga-Meister, was das Debüt dieser Paarung im Oberhaus durchaus erahnen lässt. Am 5. Oktober 1963 schlagen die "Geißböcke" die "Stadtmusikanten" 4:3. Lange sieht es vor 25.000 Zuschauern nach Kölns erster Bundesliga-Niederlage überhaupt aus, dem 0:1 durch Theo Klöckner (19.) lässt Dieter Meyer das 0:2 (59.) folgen. Doch in der letzten halben Stunde fallen noch fünf Tore, vier davon für den FC - binnen 14 Minuten. Weltmeister Hans Schäfer (66., 77.) und Christian Müller (74., 80.) teilen sich die Torausbeute gerecht auf. Gerhard Zebrowskis 4:3 (84.) sorgt für bange Schlussminuten, Dieter Meyer köpft noch in letzter Minute an die Kölner Latte. Bremens Ersatzkeeper Dragomir Ilic wird sein Comeback nach zweijähriger Pause so schnell nicht vergessen haben. Merkwürdiges Fazit im Sport Magazin: "Viel Farbe hatte das Spiel nicht."

Der höchste Heimsieg

Am 6. Mai 2006 reist ein desillusionierter 1. FC Köln nach Bremen. Am Wochenende davor ist der Vorletzte bereits abgestiegen, es geht nur noch für die Bremer um etwas, die auf Platz drei vom Einzug in die Champions League träumen. Sie haben die meisten Tore der Saison geschossen und nichts zu verschenken. Werder muss gewinnen, um sich sein "Endspiel" um Platz zwei beim HSV noch zu ermöglichen. Das machen die Grün-Weißen schnell deutlich, die kommenden WM-Teilnehmer Tim Borowski (11., 25.) und Miroslav Klose (19.) sorgen früh für klare Verhältnisse. Der zur Pause für Nelson Valdez eingewechselte Ivan Klasnic sprüht ebenfalls vor Ehrgeiz und erhöht auf 5:0 (51., 69.), den Schlusspunkt setzt Miro Klose (75.). Kölns Trainer Hans-Peter Latour ist über die Leistung so erbost, dass er am Sonntag schon eine Stunde früher (9 Uhr) zum Auslaufen bittet und den freien Montag streicht. Und Werder wird den Schwung nutzen, um sein Endspiel um Platz zwei in Hamburg zu gewinnen (2:1).

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Der höchste Auswärtssieg

Am 24. Mai 1980 steht Werder Bremen das Wasser bis zum Hals. Die Hanseaten sind Vorletzter, liegen vor dem 33. Spieltag zwei Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Zwei Punkte, 1980 bedeutet das: ein Sieg. Doch Werder spielt die schlechteste Saison seiner Klubhistorie, hinter Nationalkeeper Dieter Burdenski hat es bereits 83-mal eingeschlagen. Zuletzt gab es eine Serie von drei Niederlagen. Die Kölner haben auch enttäuscht, nehmen bei 33:31 Punkten trotzdem den fünften Platz ein, der zum UEFA-Cup reicht. Aber sie haben seit neun Spielen nicht gewonnen und sechs Verfolger im Nacken. Da zählen nicht nur Punkte, da zählt jedes Tor.

17.000 Zuschauer sind zum letzten Saisonspiel ins Weserstadion geströmt, noch besteht ja Hoffnung. In der ersten Hälfte stehen sich noch zwei gleichwertige Mannschaften gegenüber, die Gästeführung durch Anthony Woodcock, den Stareinkauf aus Nottingham, ist schmeichelhaft. Aber sie ist auch vorentscheidend, belehrt Kölns Trainer Karl-Heinz Heddergott hinterher die Presse: "Wer das erste Tor schießt, der hat in diesem Spiel gewonnen, das war ja ganz klar. Dann war die Sache ja eigentlich gelaufen, danach konnten wir die Bremer fast nach Belieben auskontern."

Und das tun sie. Dieter Müller trifft zum 0:2 (50.), nun bricht Werder zusammen. "Diese Partie ist nur in der ersten Halbzeit mit normalen Maßstäben zu messen", schreibt der kicker. Und doch will einer die zweite Halbzeit gewiss nicht missen: Anthony Woodcock sorgt zwischen der 66. und 87. Minute für den ersten Hattrick eines Engländers in der Bundesliga - es kam bis heute keiner hinzu. Kommentar des Topscorers: "I am happy!" Mit 0:5 geht es in die Kabinen, die Bremer haben Tränen in den Augen. Doch Präsident Dr. Franz Böhmert verspricht: "Wir kommen wieder. Das ist ganz sicher!"

Der besondere Moment

Am 17. August 1977 stellt Kölns Mittelstürmer Dieter Müller im Heimspiel gegen Werder (7:2) einen noch immer gültigen Bundesliga-Rekord auf: Er erzielt sechs Tore, der Höchstwert eines Spielers innerhalb einer Partie. Bemerkenswert ist auch das Tor des Jahres von Pierre Littbarski am 25. April 1985 zum 3:1 im Heimspiel gegen die Bremer (3:2). Er lupft den Ball im Sitzen ins kurze Eck!

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Das wichtigste Spiel

Am 6. Mai 1989 treffen sich die Klubs im Verfolgerduell in Bremen. Beide jagen die Bayern, Köln liegt vor Werder. Da wäre mancher Trainer mit einem Punkt zufrieden. Christoph Daum ist es nicht und pusht sein Team mit einem originellen Trick. Sein Geschäftsführer Schänzler muss 35.000 Mark in großen Scheinen besorgen, es ist die Meisterprämie pro Spieler. Um zu visualisieren, worum es in diesem Spiel geht, kleben Daum und sein Co-Trainer Roland Koch die Scheine auf einen Din A1-Bogen, den sie an die Kabinenwand heften. Bayern-Trainer Jupp Heynckes, von Daum stark angefeindet in jenen Tagen, weiß davon nichts. Nachhelfen will er trotzdem, bietet Werder-Manager Willi Lemke eine Kiste Champagner. Nun, der Reiz des Geldes ist offenbar stärker. Trotz früher Bremer Führung durch Frank Ordenewitz (5.) gewinnen die Kölner noch 2:1 - denn auch deren Stürmer treffen: 1:1 durch Pierre Littbarski (24.), 1:2 durch Fleming Povlsen (58.). Es ist ein echtes Spitzenspiel, 32.700 Fans sind hin- und hergerissen, Werder gewinnt zumindest nach Chancen (11:7). Kölns Povlsen jubelt: "Jetzt sind wir ganz nah dran an der Meisterschaft." Eine Meisterprämie haben die Kölner trotzdem nicht ausgezahlt, bis heute nicht.

Das wichtigste Spiel außerhalb der Bundesliga

DFB-Pokalfinale am 22. Juni 1991: Die Bremer hatten in den beiden Jahren zuvor schon das Finale erreicht, aber verloren. Beim "Hattrick", droht Trainer Otto Rehhagel, würde er zurücktreten. Sein Linksaußen Klaus Allofs beruhigt ihn: "Die Bundesliga-Tabelle zeigt, dass wir die bessere Mannschaft sind." Das Spiel zeigt es nicht. Angeheizt von ihrem kämpferischen Kapitän Pierre Littbarski ("Jeder muss wissen: Ich bin nicht Pelé, ich bin Schwarzenbeck"), leistet der FC erbitterten Widerstand. Das geht auf Kosten des Niveaus. Rainer Holzschuh kommentiert im kicker: "Es war zweifellos eines der schwächsten Pokalspiele überhaupt und das langweiligste, seit 1985 Berlin der Austragungsort ist." Und doch endet es dramatisch. Nach dem 1:0 von Dieter Eilts (48.) aus 18 Metern und dem Ausgleich von Maurice Banach (62.) passiert kaum noch etwas; dass es auch nach 120 Minuten keinen Sieger gibt, empfinden viele Beobachter als gerecht. Doch es muss einen geben, und er wird vom Kreidepunkt ermittelt.

Kölns Andrzej Rudy verschießt gleich den ersten Elfmeter, aber auch Allofs scheitert - an Bodo Illgner. Dann treffen beide Teams (Alfons Higl für Köln, Wynton Ruferfür Werder), ehe ausgerechnet Weltmeister Pierre Littbarski Nerven zeigt, der Bremer Oliver Reck pariert. Die folgenden Elfmeter sitzen alle, den entscheidenden verwandelt Uli Borowka. Der stellt fest: "Wir waren diesmal dran, da konnte eigentlich gar nichts schiefgehen." Dann verrät er noch, was ihm die Mitspieler vor dem letzten Schuss zugerufen haben: "Mach et, Uli!" Und Otto Rehhagel erklärt den Journalisten die Welt: "Wenn du lange genug darauf wartest und dich ordentlich benimmst, kommt die Glücksgöttin Fortuna eines Tages nicht mehr an dir vorbei."

Serien und Fakten

In der Bundesliga gab es bislang 86 Duelle.

Die Bilanz ist ausgeglichen: 33-20-33, nur die Tore (148:140) sprechen für Köln.

Die Heimbilanz ist erdrückend positiv für Werder: 27-9-7.

In Bremen fielen mit Ausnahme des Spiels am 30. Januar 1965 stets Tore.

Zwölf der 14 Elfmeter dieses Duells in Bremen gab es für Werder.

Werder hat seit drei Duellen nicht mehr gegen den FC gewonnen, in Bremen hieß es im Vorjahr 0:1.

Das Tor von Anthony Ujah 2014/2015, jetzt bei Werder, markierte den einzigen Kölner Sieg in Bremen in den vergangenen 20 Jahren.

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