Weltmeister Neuer macht die 300 voll

Fallrückziehertor in der B-Jugend auf Schalke

Eine runde Zahl ist auch das nicht. Und solange Hannover 96 gegen die Bayern nicht zwölf Mal für Ärger bei Neuer sorgt, kann sich aus der Anzahl der Gegentore kein besonderes Spiel ergeben. Aus der Anzahl der erzielten Tore auch nicht. In der Bundesliga hat Neuer drei Tore vorbereitet, aber noch keinen Treffer selber erzielt. Ist ja auch nicht seine Aufgabe. In der Jugend war dies mitunter noch anders. Die Geschichte hierzu aus seiner Zeit in der B-Jugend von Schalke 04 gehört wohl zu seinen schönsten frühen Erinnerungen. Bei einem Spiel ausgerechnet gegen Borussia Dortmund wurde Neuer als Feldspieler eingesetzt – und traf per Fallrückzieher ins Netz.

"Das Tor war nicht schlecht", erzählt er: "Damals hat Dortmund allerdings mit 4:0 geführt, wenn ich mich recht erinnere. In den letzten zehn Minuten wurde ich als Feldspieler eingewechselt. Ich weiß noch, dass sich der Dortmunder Torhüter einiges anhören musste. So nach dem Motto: Jetzt lässt du dir schon vom Keeper eins einschenken. Das Tor war nicht mehr relevant für den Spielausgang, aber eine schöne Erinnerung ist es gleichwohl."

Neuer über Hannover: "Wir sind bereit"

In der Bundesliga ist ihm ähnliches noch nicht gelungen. Er muss sich auf das Vergnügen beschränken, seinen Kollegen beim Torschuss zuzuschauen. So wie am vergangenen Dienstag im DFB-Pokal gegen Darmstadt, als er den Kunstschuss von Xabi Alonso verfolgen konnte. Auf Facebook schrieb Neuer danach: "Es war großartig, diesen Schuss von Xabi Alonso zu sehen. Ich hatte ein ideales Blickfeld." Auch in der Bundesliga hat Neuer oft ein gutes Blickfeld, wenn seine Mannschaften Tore erzielen. Ergibt sich hier möglicherweise ein Jubiläum? Auch nicht. Wenn Neuer im Kasten stand, hat es in der Bundesliga auf der anderen Seite 608 Mal geklingelt.

Die Frage nach der Besonderheit der Partie gegen Hannover 96 ergibt sich aus einer viel simpleren Größe. Für Schalke stand der 29-Jährige 156 Mal in der Bundesliga zwischen den Pfosten. Für die Bayern 143 Mal. Isoliert betrachtet keine spannenden Zahlen, doch wenn Schalke und Bayern zusammenarbeiten, entsteht etwas Großes. In Summe hat Neuer 299 Einsätze in der Bundesliga absolviert. Das finale Spiel des Jahres wird für ihn also zum Jubiläum. 300-mal Neuer, herzlichen Glückwunsch! Seine Worte für dieses Spiel sind nüchtern, der Torhüter ist nicht auf das Jubiläum sondern auf den Sport konzentriert. Auf Facebook schrieb er nach dem Pokalspiel gegen Darmstadt: "Es ist noch nicht vorüber. Nun wartet Hannover. Wir sind bereit."

[sl]


Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Diesmal: Manuel Neuer, der mit Herbstmeister Bayern München heute (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) bei Hannover 96 antritt - zum 300. Mal in der Bundesliga.

Bei allem Respekt vor Hannover 96 – ein besonderes Spiel wird der Auftritt mit den Bayern heute Nachmittag für Manuel Neuer nicht. Nicht aufgrund der Konstellation gegen den Gegner. Neuer wird auf Ron-Robert Zieler treffen, seinen Torhüter-Kollegen aus der Nationalmannschaft. Neuer freut sich darauf, die beiden haben ein gutes Verhältnis. Es geht um einiges, um drei Punkte, darum, den Abstand auf den Zweitplatzierten auszubauen oder zu halten. Um viel mehr als sonst geht es nicht. Das letzte Spiel des Jahres steht an, allerdings nicht nur für den Torhüter. Neuer freut sich auch auf Weihnachten, er freut sich auf den Urlaub, Silvester, Neuer freut sich auf Neujahr. Mit dem Spiel gegen die Niedersachsen hat das alles nicht viel zu tun.

Neuer: "Kann mir kein Gegentor vorstellen, über das ich mich freuen würde"

Wer die Besonderheit dieser Partie sehen will, muss mit seinen Augen einen Ausflug ins Reich der Nummern machen. Liegt ja irgendwie nah – bei der Nummer eins. In seiner Karriere hat der Torhüter bislang insgesamt 26.851 Minuten auf dem Platz gestanden. Eine stolze Zahl – aber kein Jubiläum, kein Rekord, nichts dergleichen. In seinen Werten finden sich viele bemerkenswerte Zahlen, auch solche, die an sich beeindruckend und ihm gleichwohl unangenehm sind. Etwa diese: 238-mal hat er sich mächtig geärgert. Über ein Gegentor. Alle 112 Minuten. Wenig – und doch viel zu oft. Jedenfalls für Neuer und angesichts seiner Aversion gegen Gegentore. Er sagt: "Ich kann mir kein Gegentor vorstellen, über das ich mich freuen würde. Die schlimmsten Gegentore sind die, durch die Spiele gegen uns entschieden werden. Wenn wir 4:0 führen und ein Gegentor kassieren, hat mein Ärger darüber ein anderes Ausmaß, als wenn es 0:0 steht und wir in der Nachspielzeit das 0:1 kassieren."

Wer sich vor Augen führt, wie sehr Neuer bei Gegentoren leidet, für den ist klar, dass Neuer kaum eine andere Wahl hatte: Ein Durchschnittstorhüter durfte er nicht werden. Für Neuer war es eine Frage des Selbstschutzes, der Weltbeste unter allen Fußball-Torhütern geworden zu sein. Die Gleichung ist simpel. Wenige Gegentore bedeuten weniger Ärger - mit dieser Formel lebt Neuer seit geraumer Zeit ziemlich gesund. Mit Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft ist er für zwei Teams im Einsatz, deren exzellente Defensivarbeit die Wahrscheinlichkeit von Gegentoren zusätzlich minimiert. Auf Null reduziert ist sie nicht, hin und wieder verirrt sich ein Ball an Neuer vorbei ins Netz. Wie gesagt: In der Bundesliga 238 Mal.

###more###

Fallrückziehertor in der B-Jugend auf Schalke

Eine runde Zahl ist auch das nicht. Und solange Hannover 96 gegen die Bayern nicht zwölf Mal für Ärger bei Neuer sorgt, kann sich aus der Anzahl der Gegentore kein besonderes Spiel ergeben. Aus der Anzahl der erzielten Tore auch nicht. In der Bundesliga hat Neuer drei Tore vorbereitet, aber noch keinen Treffer selber erzielt. Ist ja auch nicht seine Aufgabe. In der Jugend war dies mitunter noch anders. Die Geschichte hierzu aus seiner Zeit in der B-Jugend von Schalke 04 gehört wohl zu seinen schönsten frühen Erinnerungen. Bei einem Spiel ausgerechnet gegen Borussia Dortmund wurde Neuer als Feldspieler eingesetzt – und traf per Fallrückzieher ins Netz.

"Das Tor war nicht schlecht", erzählt er: "Damals hat Dortmund allerdings mit 4:0 geführt, wenn ich mich recht erinnere. In den letzten zehn Minuten wurde ich als Feldspieler eingewechselt. Ich weiß noch, dass sich der Dortmunder Torhüter einiges anhören musste. So nach dem Motto: Jetzt lässt du dir schon vom Keeper eins einschenken. Das Tor war nicht mehr relevant für den Spielausgang, aber eine schöne Erinnerung ist es gleichwohl."

Neuer über Hannover: "Wir sind bereit"

In der Bundesliga ist ihm ähnliches noch nicht gelungen. Er muss sich auf das Vergnügen beschränken, seinen Kollegen beim Torschuss zuzuschauen. So wie am vergangenen Dienstag im DFB-Pokal gegen Darmstadt, als er den Kunstschuss von Xabi Alonso verfolgen konnte. Auf Facebook schrieb Neuer danach: "Es war großartig, diesen Schuss von Xabi Alonso zu sehen. Ich hatte ein ideales Blickfeld." Auch in der Bundesliga hat Neuer oft ein gutes Blickfeld, wenn seine Mannschaften Tore erzielen. Ergibt sich hier möglicherweise ein Jubiläum? Auch nicht. Wenn Neuer im Kasten stand, hat es in der Bundesliga auf der anderen Seite 608 Mal geklingelt.

Die Frage nach der Besonderheit der Partie gegen Hannover 96 ergibt sich aus einer viel simpleren Größe. Für Schalke stand der 29-Jährige 156 Mal in der Bundesliga zwischen den Pfosten. Für die Bayern 143 Mal. Isoliert betrachtet keine spannenden Zahlen, doch wenn Schalke und Bayern zusammenarbeiten, entsteht etwas Großes. In Summe hat Neuer 299 Einsätze in der Bundesliga absolviert. Das finale Spiel des Jahres wird für ihn also zum Jubiläum. 300-mal Neuer, herzlichen Glückwunsch! Seine Worte für dieses Spiel sind nüchtern, der Torhüter ist nicht auf das Jubiläum sondern auf den Sport konzentriert. Auf Facebook schrieb er nach dem Pokalspiel gegen Darmstadt: "Es ist noch nicht vorüber. Nun wartet Hannover. Wir sind bereit."

###more###