Weiß: "Zwei tolle Partien auf Augenhöhe"

Das große Duell findet dieses Jahr schon im Viertelfinale statt. Am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live auf dem YouTube-Kanal des VfL Wolfsburg) tritt der VfL Wolfsburg in der Women's Champions League im Hinspiel bei Titelverteidiger Olympique Lyon an. Torhüterin Lisa Weiß steht dort seit Anfang der Saison unter Vertrag und spricht mit DFB.de über das Spiel.

DFB.de: Frau Weiß, sehen sie es auch so, dass mit Olympique Lyon und dem VfL Wolfsburg die derzeit besten europäischen Frauenfußballmannschaften aufeinandertreffen?

Lisa Weiß: Ja, das stimmt. Ich würde schon sagen, dass Lyon und Wolfsburg vor allem international seit Jahren eine führende Rolle einnehmen.

DFB.de: Die jetzt schon im Viertelfinale der Champions League aufeinandertreffen.

Weiß: Fest steht, dass ein Finalist von 2018 dieses Mal schon im Viertelfinale ausscheiden wird. Trotzdem gehe ich davon aus, dass uns zwei tolle Partien auf Augenhöhe bevorstehen. Wir in Lyon freuen uns riesig auf dieses Kräftemessen. Das sind die Spiele, auf die wir eine ganze Saison hinarbeiten.

DFB.de: Wie ist die Stimmung in Lyon?

Weiß: Sehr gut. Durch einen Sieg zuletzt im Meisterschaftsspiel gegen Bordeaux haben wir uns noch mal Selbstvertrauen holen können. Wir sind bereit, um Wolfsburg hier in Lyon zu empfangen und uns eine gute Ausgangslage für das Rückspiel zu erarbeiten. Das ist unser primäres Ziel.

DFB.de: Wie groß ist der Respekt vor Wolfsburg?

Weiß: Wir haben Respekt vor den Leistungen des VfL und werden sicherlich nicht den Fehler begehen, sie zu unterschätzen. Dennoch sind wir uns unserer Qualitäten bewusst. Wir sind der Titelverteidiger und wollen auch so auftreten.

DFB.de: Könnte das Finale im vergangenen Jahr auch für Wolfsburg noch ein Thema sein?

Weiß: Ich gehe davon aus, dass sie aus dieser Niederlage zusätzliche Motivation ziehen werden. Die Wolfsburgerinnen haben sicher noch eine Rechnung mit uns offen, die sie nun begleichen wollen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Wolfsburg ein?

Weiß: Fakt ist, dass sie Tabellenführer in Deutschland sind. Aber uns ist auch nicht entgangen, dass Bayern München inzwischen wieder punktgleich ist und Wolfsburg kürzlich besiegt hat. Auch Freiburg hat am vergangenen Wochenende nur knapp gegen den VfL verloren. Wolfsburg war zuletzt aus meiner Sicht nicht so souverän, wie man sie kennt. Trotzdem wissen wir, welche Qualität der VfL hat. Vor allem im Mittelfeld und Angriff sind sie überragend besetzt. An einem guten Tag können Pernille Harder oder Ewa Pajor ein Spiel alleine entscheiden. Darauf sind wir vorbereitet. Auch der Teamgeist beim VfL ist sehr ausgeprägt. Viele spielen seit Jahren zusammen auf höchstem Niveau.

DFB.de: In Frankreich ist Olympique Lyon weiterhin das absolute Topteam. Sie haben in dieser Saison alle Pflichtspiele gewonnen, bis auf ein Unentschieden in der Meisterschaft. Ist es nicht langweilig, wenn man so dominierend ist?

Weiß: Für mich ist das eine neue Situation. Bevor ich im vergangenen Sommer nach Lyon gekommen bin, habe ich elf Jahre lang für die SGS Essen gespielt. Da haben wir regelmäßig auch Niederlagen hinnehmen müssen. In Lyon ist das tatsächlich anders. Seitdem ich hier bin, haben wir noch kein Spiel verloren. Langweilig ist es für mich definitiv nicht, jedes Spiel ist eine Herausforderung.

DFB.de: Also haben Sie den Wechsel nach Lyon nie bereut, obwohl Sie nicht so viel gespielt haben bisher?

Weiß: In Essen war ich die klare Nummer eins, das ist auch hier mein Ziel. Ich bin allerdings nicht mit der Illusion nach Lyon gekommen, eine Torhüterin, die über Jahre hier und in der französischen Nationalmannschaft die Nummer eins ist, auf Anhieb zu verdrängen. Das möchte ich mit konstant guten Leistungen aber erreichen. Für Olympique Lyon habe ich bisher acht Begegnungen bestritten. Davon zwei in der Champions League. Darauf bin ich stolz und darauf möchte ich aufbauen.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, Essen nach elf Jahren zu verlassen?

Weiß: Es war eine der bisher schwersten Entscheidungen in meinem Leben. Essen war für mich wie eine zweite Familie. Ich war dort glücklich und habe mich total wohl gefühlt. Wir waren ein tolles Team, haben das bestmögliche herausgeholt mit unseren Möglichkeiten und sind eine Einheit geworden. Mein Torwarttrainer Volker Meßmann hat es mir bis zum Schluss nicht leicht gemacht und alles versucht, mich in Essen zu halten. Aber auch ihm musste ich dann leider mitteilen, dass es Zeit ist für eine Veränderung. Mein Ziel war es immer, in der Champions League zu spielen und diese Chance hat sich mir dann im Sommer geboten. Ich bin froh darüber, dass ich mutig war und den Schritt gemacht habe, noch mal eine neue Herausforderung anzunehmen. Ich bin hier in Lyon sehr herzlich aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl. Ich verfolge aber regelmäßig, was die SGS so macht. (lächelt)

DFB.de: Wie wichtig ist es für Sie, dass mit Carolin Simon und Dzsenifer Marozsán zwei deutsche Kolleginnen in Lyon unter Vertrag stehen?

Weiß: Das hat mir am Anfang natürlich geholfen. Ich denke, für uns drei ist es generell schön, ab und zu deutsch sprechen zu können. Aber auch Ada Hegerberg und Saki Kumagai, die beide sehr gut deutsch und französisch sprechen, waren mir in den ersten Monaten eine große Hilfe. Inzwischen habe ich auch Französischunterricht. Mir ist es wichtig, die Sprache zu lernen, um mich auf und neben dem Platz zu verständigen.

DFB.de: Sie haben auch vier Begegnungen für die DFB-Auswahl bestritten. Ist die Nationalmannschaft für Sie noch ein Thema?

Weiß: Die Nationalmannschaft ist für mich zur Zeit kein Thema. Ich konzentriere mich ganz auf meine Aufgabe bei Olympique Lyon. Es war immer mein Traum, für Deutschland zu spielen und die Nummer 1 zu werden. Deswegen kann ich nicht ausschließen, dass das noch einmal ein Thema werden könnte. Für die WM in Frankreich drücke ich selbstverständlich der Mannschaft die Daumen. Mit Martina Voss-Tecklenburg hat der DFB eine hervorragende Bundestrainerin. Ich kenne sie noch aus ihrer Zeit in der Verbandsauswahl und bin überzeugt, dass sie die Mannschaft weiterentwickeln kann.

[sw]

Das große Duell findet dieses Jahr schon im Viertelfinale statt. Am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live auf dem YouTube-Kanal des VfL Wolfsburg) tritt der VfL Wolfsburg in der Women's Champions League im Hinspiel bei Titelverteidiger Olympique Lyon an. Torhüterin Lisa Weiß steht dort seit Anfang der Saison unter Vertrag und spricht mit DFB.de über das Spiel.

DFB.de: Frau Weiß, sehen sie es auch so, dass mit Olympique Lyon und dem VfL Wolfsburg die derzeit besten europäischen Frauenfußballmannschaften aufeinandertreffen?

Lisa Weiß: Ja, das stimmt. Ich würde schon sagen, dass Lyon und Wolfsburg vor allem international seit Jahren eine führende Rolle einnehmen.

DFB.de: Die jetzt schon im Viertelfinale der Champions League aufeinandertreffen.

Weiß: Fest steht, dass ein Finalist von 2018 dieses Mal schon im Viertelfinale ausscheiden wird. Trotzdem gehe ich davon aus, dass uns zwei tolle Partien auf Augenhöhe bevorstehen. Wir in Lyon freuen uns riesig auf dieses Kräftemessen. Das sind die Spiele, auf die wir eine ganze Saison hinarbeiten.

DFB.de: Wie ist die Stimmung in Lyon?

Weiß: Sehr gut. Durch einen Sieg zuletzt im Meisterschaftsspiel gegen Bordeaux haben wir uns noch mal Selbstvertrauen holen können. Wir sind bereit, um Wolfsburg hier in Lyon zu empfangen und uns eine gute Ausgangslage für das Rückspiel zu erarbeiten. Das ist unser primäres Ziel.

DFB.de: Wie groß ist der Respekt vor Wolfsburg?

Weiß: Wir haben Respekt vor den Leistungen des VfL und werden sicherlich nicht den Fehler begehen, sie zu unterschätzen. Dennoch sind wir uns unserer Qualitäten bewusst. Wir sind der Titelverteidiger und wollen auch so auftreten.

DFB.de: Könnte das Finale im vergangenen Jahr auch für Wolfsburg noch ein Thema sein?

Weiß: Ich gehe davon aus, dass sie aus dieser Niederlage zusätzliche Motivation ziehen werden. Die Wolfsburgerinnen haben sicher noch eine Rechnung mit uns offen, die sie nun begleichen wollen.

DFB.de: Wie schätzen Sie Wolfsburg ein?

Weiß: Fakt ist, dass sie Tabellenführer in Deutschland sind. Aber uns ist auch nicht entgangen, dass Bayern München inzwischen wieder punktgleich ist und Wolfsburg kürzlich besiegt hat. Auch Freiburg hat am vergangenen Wochenende nur knapp gegen den VfL verloren. Wolfsburg war zuletzt aus meiner Sicht nicht so souverän, wie man sie kennt. Trotzdem wissen wir, welche Qualität der VfL hat. Vor allem im Mittelfeld und Angriff sind sie überragend besetzt. An einem guten Tag können Pernille Harder oder Ewa Pajor ein Spiel alleine entscheiden. Darauf sind wir vorbereitet. Auch der Teamgeist beim VfL ist sehr ausgeprägt. Viele spielen seit Jahren zusammen auf höchstem Niveau.

DFB.de: In Frankreich ist Olympique Lyon weiterhin das absolute Topteam. Sie haben in dieser Saison alle Pflichtspiele gewonnen, bis auf ein Unentschieden in der Meisterschaft. Ist es nicht langweilig, wenn man so dominierend ist?

Weiß: Für mich ist das eine neue Situation. Bevor ich im vergangenen Sommer nach Lyon gekommen bin, habe ich elf Jahre lang für die SGS Essen gespielt. Da haben wir regelmäßig auch Niederlagen hinnehmen müssen. In Lyon ist das tatsächlich anders. Seitdem ich hier bin, haben wir noch kein Spiel verloren. Langweilig ist es für mich definitiv nicht, jedes Spiel ist eine Herausforderung.

DFB.de: Also haben Sie den Wechsel nach Lyon nie bereut, obwohl Sie nicht so viel gespielt haben bisher?

Weiß: In Essen war ich die klare Nummer eins, das ist auch hier mein Ziel. Ich bin allerdings nicht mit der Illusion nach Lyon gekommen, eine Torhüterin, die über Jahre hier und in der französischen Nationalmannschaft die Nummer eins ist, auf Anhieb zu verdrängen. Das möchte ich mit konstant guten Leistungen aber erreichen. Für Olympique Lyon habe ich bisher acht Begegnungen bestritten. Davon zwei in der Champions League. Darauf bin ich stolz und darauf möchte ich aufbauen.

DFB.de: Wie schwer war es für Sie, Essen nach elf Jahren zu verlassen?

Weiß: Es war eine der bisher schwersten Entscheidungen in meinem Leben. Essen war für mich wie eine zweite Familie. Ich war dort glücklich und habe mich total wohl gefühlt. Wir waren ein tolles Team, haben das bestmögliche herausgeholt mit unseren Möglichkeiten und sind eine Einheit geworden. Mein Torwarttrainer Volker Meßmann hat es mir bis zum Schluss nicht leicht gemacht und alles versucht, mich in Essen zu halten. Aber auch ihm musste ich dann leider mitteilen, dass es Zeit ist für eine Veränderung. Mein Ziel war es immer, in der Champions League zu spielen und diese Chance hat sich mir dann im Sommer geboten. Ich bin froh darüber, dass ich mutig war und den Schritt gemacht habe, noch mal eine neue Herausforderung anzunehmen. Ich bin hier in Lyon sehr herzlich aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl. Ich verfolge aber regelmäßig, was die SGS so macht. (lächelt)

DFB.de: Wie wichtig ist es für Sie, dass mit Carolin Simon und Dzsenifer Marozsán zwei deutsche Kolleginnen in Lyon unter Vertrag stehen?

Weiß: Das hat mir am Anfang natürlich geholfen. Ich denke, für uns drei ist es generell schön, ab und zu deutsch sprechen zu können. Aber auch Ada Hegerberg und Saki Kumagai, die beide sehr gut deutsch und französisch sprechen, waren mir in den ersten Monaten eine große Hilfe. Inzwischen habe ich auch Französischunterricht. Mir ist es wichtig, die Sprache zu lernen, um mich auf und neben dem Platz zu verständigen.

DFB.de: Sie haben auch vier Begegnungen für die DFB-Auswahl bestritten. Ist die Nationalmannschaft für Sie noch ein Thema?

Weiß: Die Nationalmannschaft ist für mich zur Zeit kein Thema. Ich konzentriere mich ganz auf meine Aufgabe bei Olympique Lyon. Es war immer mein Traum, für Deutschland zu spielen und die Nummer 1 zu werden. Deswegen kann ich nicht ausschließen, dass das noch einmal ein Thema werden könnte. Für die WM in Frankreich drücke ich selbstverständlich der Mannschaft die Daumen. Mit Martina Voss-Tecklenburg hat der DFB eine hervorragende Bundestrainerin. Ich kenne sie noch aus ihrer Zeit in der Verbandsauswahl und bin überzeugt, dass sie die Mannschaft weiterentwickeln kann.

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