Weidenfeller: "Von Tag zu Tag sicherer"

In London dauert alles ein wenig länger. Auf dem Weg vom Training zurück zum Hotel steckte die Nationalmannschaft gestern im Stau, mit Verspätung kam das Team im Hotel an. Wer will, kann darin eine Parallele zur Karriere von Roman Weidenfeller sehen - es hat ein wenig gedauert, bis der 33-Jährige im Kreis des DFB-Teams angekommen ist.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet der Dortmunder Keeper über seine ersten Tage in der Nationalmannschaft, den Konkurrenzkampf unter den Torhütern und das Länderpiel gegen England am Dienstag (ab 21 Uhr, live in der ARD), bei dem Weidenfeller sein Debüt feiert.

DFB.de: Herr Weidenfeller, es sind nur noch zwei Torhüter bei der Mannschaft, Sie und René Adler. Ist die Belastung im Training für Sie jetzt viel höher als in den Tagen, als Sie mit Manuel Neuer noch zu dritt waren?

Roman Weidenfeller: Nein, gestern war der zweite Tag nach dem Spiel gegen Italien. Da ist es üblich, dass man es etwas ruhiger angehen lässt. Aber natürlich haben wir sehr akribisch gearbeitet. Es war heute so wie in den Tagen zuvor auch: Die Arbeit mit Andreas Köpke und meinen Torhüterkollegen macht sehr viel Spaß, für mich ist es eine besondere Herausforderung und Freude, in diesem Kreis zu trainieren.

DFB.de: Sie haben es als Ihren Traum bezeichnet, einmal bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Ist dieser Traum für Sie schon jetzt voll verwirklicht - oder fehlt zur Erfüllung der erste Einsatz für das A-Team?

Weidenfeller: Schon mit der Einladung hat sich für mich vieles verwirklicht. Ich bin super aufgenommen worden, fühle mich rundum wohl. Ich wollte erleben, wie es ist, in diesem Kreis dabei zu sein und die DFB-Luft zu schnuppern. Das erlebe ich gerade. Mir bedeutet schon dies sehr viel. Alles Weitere wird man sehen.

DFB.de: Wobei Sie ja nicht zum ersten Mal für eine Auswahl des DFB spielen.

Weidenfeller: Stimmt. Ich habe von der U 15 bis zum Team 2006 alle Stationen durchlaufen. Aber das lässt sich nicht vergleichen. Schon weil die Dimensionen hier viel größer sind. Wir reden hier schließlich von der A-Mannschaft.

DFB.de: Höhepunkt Ihrer DFB-Karriere war bisher die U 17-WM 1997 in Ägypten, oder? Dort wurden Sie zum besten Torhüter gewählt. Wie präsent sind Ihre Erinnerungen an diese Zeit?

Weidenfeller: Das ganze Turnier war ein tolles Erlebnis. Mit 17 Jahren kann man nicht sicher davon ausgehen, eines Tages wirklich Profi zu werden. Deswegen haben dort alle die Eindrücke so intensiv wie möglich aufgesaugt. In der Vorrunde haben wir damals in Kairo vor 100.000 Zuschauern gegen Gastgeber Ägypten gespielt, daran werde ich mich immer erinnern.

DFB.de: Sie sind jetzt seit einer Woche Mitglied des Kaders der deutschen Nationalmannschaft. Mal der Reihe nach: Wie begann Ihre Reise zum A-Team?

Weidenfeller: Wir, die Spieler vom BVB, haben uns in Dortmund getroffen. Von dort aus sind wir gemeinsam mit dem Auto nach Düsseldorf zum Flughafen gefahren. Leider wurde es ein wenig hektisch, weil wir eine zeitlang im Stau standen.

DFB.de: Ein gutes Training für London...

Weidenfeller: Absolut. Aber wir haben die Flieger bekommen und sind nach München geflogen. Dort habe ich mich zunächst einmal ein wenig an meinen Dortmunder Kollegen orientiert. Ich musste ja erst mal die Abläufe kennenlernen, da waren sie eine große Hilfe für mich.

DFB.de: Im Verein sind Sie es, der mit seiner Erfahrung jungen und neuen Spielern bei der Eingewöhnung hilft. Wie ungewohnt ist es für Sie, diese Rolle hier nicht zu haben?

Weidenfeller: Das ist für mich kein Problem. Ich glaube, dass ich mich auch hier mit meiner Erfahrung einbringen kann. Aber es ist doch klar, dass ich als Neuling erst mal alles und alle kennenlernen will.

DFB.de: Wie gut haben Sie die Bayern-Spieler denn bisher kennengelernt?

Weidenfeller: Man kennt sich ja aus der Bundesliga. Und jetzt lernt man sich als Teamkollegen kennen. Ich bin ein sehr offener Mensch, ich gehe auf meine Mitspieler zu. Und es gibt überhaupt keine Probleme mit irgendeinem Spieler, nur weil er bei einem anderen Verein spielt. Ich bin hier von jedem einzelnen super aufgenommen worden. Wir sind hier bei der Nationalmannschaft - da spielt die Vereinszugehörigkeit keine Rolle.

DFB.de: Gilt dies auch für Manuel Neuer und René Adler? Wie erleben Sie den Konkurrenzkampf zwischen den Torhütern?

Weidenfeller: Absolut positiv. Mit Manu habe ich mich gleich am ersten Tag im Fitnessbereich getroffen und zusammen trainiert. Das hat Spaß gemacht - so wie auch die gemeinsamen Trainingseinheiten auf dem Platz. Für René Adler gilt dies genauso, wobei ich ihn zusätzlich von privaten Treffen aus Köln und Düsseldorf kenne. Ich wüsste auch nicht, warum es da irgendwelche Barrieren geben sollte.

DFB.de: Am ersten Tag Ihrer DFB-Zeit standen Marketingmaßnahmen an, auf den Platz ging es erst am verganenen Dienstag. Ist auch ein so erfahrener Spieler wie Sie vor dem ersten Training mit der Nationalmannschaft noch aufgeregt?

Weidenfeller: Aufregung ist der falsche Begriff. Ich habe mich gefreut. Und natürlich war ich neugierig. Unterschiedliche Trainer haben unterschiedliche Trainingskulturen. Jeder hat ja seine eigenen Vorstellungen, auch Andreas Köpke hat das. Daran musste ich mich gewöhnen, aber wie gesagt: Es macht sehr viel Spaß. Ich habe das Gefühl, dass ich von Tag zu Tag immer sicherer werde. Bei der Nationalmannschaft wird auf hohem Niveau trainiert, und ich trainiere gerne auf hohem Niveau. Jeder muss sich hier jeden Tag aufs Neue beweisen, das steigert die Qualität noch einmal zusätzlich.

DFB.de: Beim Spiel gegen Italien saßen Sie auf der Bank, für Sie eine ungewohnte Situation - im Verein spielen Sie eigentlich immer. Sind Sie ein geduldiger Bankspieler, wie sehr hat es in den Händen gejuckt?

Weidenfeller: Für mich war es einfach nur interessant zu erleben, wie die Abläufe bei einem Länderspiel sind. Wenn man zum ersten Mal dabei ist, hat man viele neue Eindrücke, viele Situationen, aus denen man etwas mitnehmen kann. Ich hätte mich sehr für die Mannschaft gefreut, wenn wir das Spiel noch gewonnen hätten. Leider haben wir kurz vor Schluss die Chance zum 2:1 nicht genutzt. Auch persönlich hätte ich bei meinem Einstand gerne einen Sieg erlebt, aber auch mit dem 1:1 in Italien können wir gut leben.

DFB.de: Nach dem Spiel gegen England folgt in der Bundesliga das Heimspiel des BVB gegen Bayern. Stimmt die Annahme, dass Sie in Ihrer Karriere fünf Tage vor einem Spiel gegen die Bayern noch nie so wenig über das Spiel gegen die Bayern nachgedacht haben wie diesmal?

Weidenfeller: Das ist absolut korrekt. (lacht) Im Moment befasse ich mich nur mit meinen Aufgaben für den DFB und in der Nationalmannschaft. Die Bundesliga zählt für mich erst wieder, wenn wir wieder in Dortmund sind.

Das meinen DFB.de-User:

"Ich freue mich sehr für Roman Weidenfeller, auch wenn ich Bayern-Fan bin, aber man fühlt sich wohler, wenn man weiß, dass ein erfahrener Torwart dabei ist. Außerdem ist er ein super sympathischer Kerl. Ich freue mich auf Dienstag." (Sandra Schöne)

[sl]

In London dauert alles ein wenig länger. Auf dem Weg vom Training zurück zum Hotel steckte die Nationalmannschaft gestern im Stau, mit Verspätung kam das Team im Hotel an. Wer will, kann darin eine Parallele zur Karriere von Roman Weidenfeller sehen - es hat ein wenig gedauert, bis der 33-Jährige im Kreis des DFB-Teams angekommen ist.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke redet der Dortmunder Keeper über seine ersten Tage in der Nationalmannschaft, den Konkurrenzkampf unter den Torhütern und das Länderpiel gegen England am Dienstag (ab 21 Uhr, live in der ARD), bei dem Weidenfeller sein Debüt feiert.

DFB.de: Herr Weidenfeller, es sind nur noch zwei Torhüter bei der Mannschaft, Sie und René Adler. Ist die Belastung im Training für Sie jetzt viel höher als in den Tagen, als Sie mit Manuel Neuer noch zu dritt waren?

Roman Weidenfeller: Nein, gestern war der zweite Tag nach dem Spiel gegen Italien. Da ist es üblich, dass man es etwas ruhiger angehen lässt. Aber natürlich haben wir sehr akribisch gearbeitet. Es war heute so wie in den Tagen zuvor auch: Die Arbeit mit Andreas Köpke und meinen Torhüterkollegen macht sehr viel Spaß, für mich ist es eine besondere Herausforderung und Freude, in diesem Kreis zu trainieren.

DFB.de: Sie haben es als Ihren Traum bezeichnet, einmal bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Ist dieser Traum für Sie schon jetzt voll verwirklicht - oder fehlt zur Erfüllung der erste Einsatz für das A-Team?

Weidenfeller: Schon mit der Einladung hat sich für mich vieles verwirklicht. Ich bin super aufgenommen worden, fühle mich rundum wohl. Ich wollte erleben, wie es ist, in diesem Kreis dabei zu sein und die DFB-Luft zu schnuppern. Das erlebe ich gerade. Mir bedeutet schon dies sehr viel. Alles Weitere wird man sehen.

DFB.de: Wobei Sie ja nicht zum ersten Mal für eine Auswahl des DFB spielen.

Weidenfeller: Stimmt. Ich habe von der U 15 bis zum Team 2006 alle Stationen durchlaufen. Aber das lässt sich nicht vergleichen. Schon weil die Dimensionen hier viel größer sind. Wir reden hier schließlich von der A-Mannschaft.

DFB.de: Höhepunkt Ihrer DFB-Karriere war bisher die U 17-WM 1997 in Ägypten, oder? Dort wurden Sie zum besten Torhüter gewählt. Wie präsent sind Ihre Erinnerungen an diese Zeit?

Weidenfeller: Das ganze Turnier war ein tolles Erlebnis. Mit 17 Jahren kann man nicht sicher davon ausgehen, eines Tages wirklich Profi zu werden. Deswegen haben dort alle die Eindrücke so intensiv wie möglich aufgesaugt. In der Vorrunde haben wir damals in Kairo vor 100.000 Zuschauern gegen Gastgeber Ägypten gespielt, daran werde ich mich immer erinnern.

DFB.de: Sie sind jetzt seit einer Woche Mitglied des Kaders der deutschen Nationalmannschaft. Mal der Reihe nach: Wie begann Ihre Reise zum A-Team?

Weidenfeller: Wir, die Spieler vom BVB, haben uns in Dortmund getroffen. Von dort aus sind wir gemeinsam mit dem Auto nach Düsseldorf zum Flughafen gefahren. Leider wurde es ein wenig hektisch, weil wir eine zeitlang im Stau standen.

DFB.de: Ein gutes Training für London...

Weidenfeller: Absolut. Aber wir haben die Flieger bekommen und sind nach München geflogen. Dort habe ich mich zunächst einmal ein wenig an meinen Dortmunder Kollegen orientiert. Ich musste ja erst mal die Abläufe kennenlernen, da waren sie eine große Hilfe für mich.

DFB.de: Im Verein sind Sie es, der mit seiner Erfahrung jungen und neuen Spielern bei der Eingewöhnung hilft. Wie ungewohnt ist es für Sie, diese Rolle hier nicht zu haben?

Weidenfeller: Das ist für mich kein Problem. Ich glaube, dass ich mich auch hier mit meiner Erfahrung einbringen kann. Aber es ist doch klar, dass ich als Neuling erst mal alles und alle kennenlernen will.

DFB.de: Wie gut haben Sie die Bayern-Spieler denn bisher kennengelernt?

Weidenfeller: Man kennt sich ja aus der Bundesliga. Und jetzt lernt man sich als Teamkollegen kennen. Ich bin ein sehr offener Mensch, ich gehe auf meine Mitspieler zu. Und es gibt überhaupt keine Probleme mit irgendeinem Spieler, nur weil er bei einem anderen Verein spielt. Ich bin hier von jedem einzelnen super aufgenommen worden. Wir sind hier bei der Nationalmannschaft - da spielt die Vereinszugehörigkeit keine Rolle.

DFB.de: Gilt dies auch für Manuel Neuer und René Adler? Wie erleben Sie den Konkurrenzkampf zwischen den Torhütern?

Weidenfeller: Absolut positiv. Mit Manu habe ich mich gleich am ersten Tag im Fitnessbereich getroffen und zusammen trainiert. Das hat Spaß gemacht - so wie auch die gemeinsamen Trainingseinheiten auf dem Platz. Für René Adler gilt dies genauso, wobei ich ihn zusätzlich von privaten Treffen aus Köln und Düsseldorf kenne. Ich wüsste auch nicht, warum es da irgendwelche Barrieren geben sollte.

DFB.de: Am ersten Tag Ihrer DFB-Zeit standen Marketingmaßnahmen an, auf den Platz ging es erst am verganenen Dienstag. Ist auch ein so erfahrener Spieler wie Sie vor dem ersten Training mit der Nationalmannschaft noch aufgeregt?

Weidenfeller: Aufregung ist der falsche Begriff. Ich habe mich gefreut. Und natürlich war ich neugierig. Unterschiedliche Trainer haben unterschiedliche Trainingskulturen. Jeder hat ja seine eigenen Vorstellungen, auch Andreas Köpke hat das. Daran musste ich mich gewöhnen, aber wie gesagt: Es macht sehr viel Spaß. Ich habe das Gefühl, dass ich von Tag zu Tag immer sicherer werde. Bei der Nationalmannschaft wird auf hohem Niveau trainiert, und ich trainiere gerne auf hohem Niveau. Jeder muss sich hier jeden Tag aufs Neue beweisen, das steigert die Qualität noch einmal zusätzlich.

DFB.de: Beim Spiel gegen Italien saßen Sie auf der Bank, für Sie eine ungewohnte Situation - im Verein spielen Sie eigentlich immer. Sind Sie ein geduldiger Bankspieler, wie sehr hat es in den Händen gejuckt?

Weidenfeller: Für mich war es einfach nur interessant zu erleben, wie die Abläufe bei einem Länderspiel sind. Wenn man zum ersten Mal dabei ist, hat man viele neue Eindrücke, viele Situationen, aus denen man etwas mitnehmen kann. Ich hätte mich sehr für die Mannschaft gefreut, wenn wir das Spiel noch gewonnen hätten. Leider haben wir kurz vor Schluss die Chance zum 2:1 nicht genutzt. Auch persönlich hätte ich bei meinem Einstand gerne einen Sieg erlebt, aber auch mit dem 1:1 in Italien können wir gut leben.

DFB.de: Nach dem Spiel gegen England folgt in der Bundesliga das Heimspiel des BVB gegen Bayern. Stimmt die Annahme, dass Sie in Ihrer Karriere fünf Tage vor einem Spiel gegen die Bayern noch nie so wenig über das Spiel gegen die Bayern nachgedacht haben wie diesmal?

Weidenfeller: Das ist absolut korrekt. (lacht) Im Moment befasse ich mich nur mit meinen Aufgaben für den DFB und in der Nationalmannschaft. Die Bundesliga zählt für mich erst wieder, wenn wir wieder in Dortmund sind.

Das meinen DFB.de-User:

"Ich freue mich sehr für Roman Weidenfeller, auch wenn ich Bayern-Fan bin, aber man fühlt sich wohler, wenn man weiß, dass ein erfahrener Torwart dabei ist. Außerdem ist er ein super sympathischer Kerl. Ich freue mich auf Dienstag." (Sandra Schöne)