Weidenfeller und Co.: Auch ohne Wunder wunderbar

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Das Bild dieses denkwürdigen Abends liefert Jürgen Klopp. Demonstrativ schiebt der Trainer von Borussia Dortmund direkt nach dem Schlusspfiff seine Hände hinter die Ohren. Motto: Kommt schon Leute, lasst noch mal hören! Als der infernale Lärm dann noch einmal losgebrochen ist, stellt sich Klopp zur Südtribüne. Er applaudiert seiner Mannschaft, als deren Fan er sich in diesem Moment outet.

Einer Mannschaft, die zwar wegen der 0:3-Hinspielniederlage in Madrid im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden ist, die aber das Rückspiel gegen Real 2:0 und dabei abermals Sympathien in ganz Europa gewonnen hat. Die entscheidenden Szenen zu diesem mitreißenden, nein: hinreißenden Spiel lieferten zwei deutsche Nationalspieler: Roman Weidenfeller und Marco Reus.

Weidenfeller setzt erstes Ausrufezeichen

Der Torwart fügte seiner beachtlichen Sammlung an außergewöhnlichen Leistungen in der "Königsklasse" eine weitere hinzu. Schon nach 16 Minuten hätte Angel di Maria aus elf Metern den Stecker für das elektrisierte Dortmunder Publikum ziehen können - doch Weidenfeller parierte den nicht mal schlecht geschossenen Strafstoß.

Alles, was dann folgte, wäre sonst nicht passiert. Das Aus der Borussia wäre nach einer Viertelstunde besiegelt, zu fern das fürs Weiterkommen mindestens nötige 5:1 gewesen. So aber war es die Initialzündung für einen Abend, der letztlich auch ohne Wunder wunderbar werden sollte. Für einen Abend, der Werbung war für den deutschen Fußball. Und für ein Spiel, das der BVB am Ende wiederum dank seines Torwarts zu Null gewann, weil er mehrfach gegen Gareth Bale parierte.

Hummels: "Ein Abend, den man nicht so schnell vergisst"

Schon in Madrid waren mit dem Waliser und Cristiano Ronaldo die beiden teuersten Fußballer der Welt reihenweise an Weidenfeller gescheitert. Schon in der vergangenen Saison hatte Dortmunds Nummer eins auf dem Weg ins Champions-League-Finale immer wieder erstklassige Ballvirtuosen zur Verzweiflung gebracht - und im Endspiel Arjen Robben, bis der Holländer vom FC Bayern doch noch zum 2:1 netzte.

Erinnert sei auch ans letztjährige Gruppenspiel gegen Madrid, an das spektakuläre Privatduell mit Joe Hart von Manchester City oder an die eminent wichtigen Taten beim auf den ersten Blick so glatten Sieg in Amsterdam. Die "Königsklasse" scheint Weidenfellers Bühne zu sein.

"Dies war ein Abend, den man nicht so schnell vergisst", bescheinigte auch Mats Hummels. Der wieder einmal glänzende, weil umsichtige und extrem zweikampfstarke Nationalspieler war auch zu späterer Stunde noch mitgenommen, hin- und hergerissen vom eigenen Spiel. "Wir hatten mehrere Möglichkeiten auf das 3:0 und hätten so eine der größten Sensationen in der Fußball-Geschichte schaffen können", führte er aus und fügte an: "So war es nur ein geiler Abend, an dem wir bewiesen haben, was in uns steckt."

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Reus dreht auf

Bei Marco Reus ist das in dieser entscheidenden Saisonphase unermesslich viel. Seit seiner Nichtberücksichtigung für das Länderspiel gegen Chile und der damit einhergehenden Pause in Folge zweier Muskelverletzungen dreht Borussias Kabinen-DJ richtig auf. An den letzten acht Dortmunder Treffern war Borusse Nummer elf direkt beteiligt; sieben erzielte er selbst, einen weiteren bereitete er vor.

In Hannover (3:0) hat er den Endstand besorgt. In Stuttgart (3:2) hat er den VfB mit drei Treffern im Alleingang erlegt. Gegen Wolfsburg (2:1) hat er erst das 1:1 von Robert Lewandowski vorbereitet und später selbst das Siegtor geschossen. Am Dienstagabend nun ramponierte er Real, um ein Haar hätten Reus und Kollegen die "Königlichen" sogar ruiniert.

Doch hadern wollte Jürgen Klopp deshalb nicht. Bei ihm setzte sich sofort der Stolz gegen die Enttäuschung durch. "Unter einer Million Möglichkeiten auszuscheiden, war das die beste", tat Dortmunds Trainer kund - und fügte mit Zufriedenheit hinzu: "Wir haben Real so unter Druck gesetzt, dass sie zu Mitteln greifen mussten, zu denen sie sonst nicht greifen müssen." Dass all dies mit einer Mannschaft gelang, in der acht zum Stamm zählende Spieler fehlten, potenziert das Geleistete.

Drei Reservisten als Hauptdarsteller

Um es einmal Schwarz auf Weiß zu sehen: In der Mittelfeldzentrale des BVB spielten gegen Real Madrid nicht etwa Ilkay Gündogan und Sven Bender - oder Nuri Sahin und Sebastian Kehl -, sondern Oliver Kirch und Milos Jojic. Und in der Innenverteidigung spielte neben Hummels nicht Neven Subotic und auch nicht der überspielte Sokratis, sondern Manuel Friedrich.

"Alle drei", lobte Klopp, "waren extrem stark." So viel Selbstverständlichkeit wie beim erst 21-jährigen Jojic, der zum ersten Mal überhaupt in der Dortmunder Startelf stand, habe er selten erlebt. "Und Oli Kirch ist die größte Entwicklung, die ich je bei einem 30-Jährigen gesehen habe", so der Trainer. "Es hat gedauert bei ihm, aber er war heute brutal stark."

Auch deshalb war es Klopp so wichtig, dass der Seismograf nach dem Schlusspfiff noch einmal richtig ausschlug: "Die Spieler sollten das alles mitbekommen. Sie hatten ja während des Spiels kaum Gelegenheit dazu, weil sie so viel laufen mussten." Und so liefert dieser Abend von Dortmund auch ohne Wunder eine wunderbare Botschaft. Formuliert hat sie Dortmunds Trainer: "Dieses Spiel muss man konservieren und allen Mannschaften zeigen, die irgendwo mal 0:3 verlieren. Um ihnen sagen zu können: Da geht noch was."

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Das Bild dieses denkwürdigen Abends liefert Jürgen Klopp. Demonstrativ schiebt der Trainer von Borussia Dortmund direkt nach dem Schlusspfiff seine Hände hinter die Ohren. Motto: Kommt schon Leute, lasst noch mal hören! Als der infernale Lärm dann noch einmal losgebrochen ist, stellt sich Klopp zur Südtribüne. Er applaudiert seiner Mannschaft, als deren Fan er sich in diesem Moment outet.

Einer Mannschaft, die zwar wegen der 0:3-Hinspielniederlage in Madrid im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden ist, die aber das Rückspiel gegen Real 2:0 und dabei abermals Sympathien in ganz Europa gewonnen hat. Die entscheidenden Szenen zu diesem mitreißenden, nein: hinreißenden Spiel lieferten zwei deutsche Nationalspieler: Roman Weidenfeller und Marco Reus.

Weidenfeller setzt erstes Ausrufezeichen

Der Torwart fügte seiner beachtlichen Sammlung an außergewöhnlichen Leistungen in der "Königsklasse" eine weitere hinzu. Schon nach 16 Minuten hätte Angel di Maria aus elf Metern den Stecker für das elektrisierte Dortmunder Publikum ziehen können - doch Weidenfeller parierte den nicht mal schlecht geschossenen Strafstoß.

Alles, was dann folgte, wäre sonst nicht passiert. Das Aus der Borussia wäre nach einer Viertelstunde besiegelt, zu fern das fürs Weiterkommen mindestens nötige 5:1 gewesen. So aber war es die Initialzündung für einen Abend, der letztlich auch ohne Wunder wunderbar werden sollte. Für einen Abend, der Werbung war für den deutschen Fußball. Und für ein Spiel, das der BVB am Ende wiederum dank seines Torwarts zu Null gewann, weil er mehrfach gegen Gareth Bale parierte.

Hummels: "Ein Abend, den man nicht so schnell vergisst"

Schon in Madrid waren mit dem Waliser und Cristiano Ronaldo die beiden teuersten Fußballer der Welt reihenweise an Weidenfeller gescheitert. Schon in der vergangenen Saison hatte Dortmunds Nummer eins auf dem Weg ins Champions-League-Finale immer wieder erstklassige Ballvirtuosen zur Verzweiflung gebracht - und im Endspiel Arjen Robben, bis der Holländer vom FC Bayern doch noch zum 2:1 netzte.

Erinnert sei auch ans letztjährige Gruppenspiel gegen Madrid, an das spektakuläre Privatduell mit Joe Hart von Manchester City oder an die eminent wichtigen Taten beim auf den ersten Blick so glatten Sieg in Amsterdam. Die "Königsklasse" scheint Weidenfellers Bühne zu sein.

"Dies war ein Abend, den man nicht so schnell vergisst", bescheinigte auch Mats Hummels. Der wieder einmal glänzende, weil umsichtige und extrem zweikampfstarke Nationalspieler war auch zu späterer Stunde noch mitgenommen, hin- und hergerissen vom eigenen Spiel. "Wir hatten mehrere Möglichkeiten auf das 3:0 und hätten so eine der größten Sensationen in der Fußball-Geschichte schaffen können", führte er aus und fügte an: "So war es nur ein geiler Abend, an dem wir bewiesen haben, was in uns steckt."

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Reus dreht auf

Bei Marco Reus ist das in dieser entscheidenden Saisonphase unermesslich viel. Seit seiner Nichtberücksichtigung für das Länderspiel gegen Chile und der damit einhergehenden Pause in Folge zweier Muskelverletzungen dreht Borussias Kabinen-DJ richtig auf. An den letzten acht Dortmunder Treffern war Borusse Nummer elf direkt beteiligt; sieben erzielte er selbst, einen weiteren bereitete er vor.

In Hannover (3:0) hat er den Endstand besorgt. In Stuttgart (3:2) hat er den VfB mit drei Treffern im Alleingang erlegt. Gegen Wolfsburg (2:1) hat er erst das 1:1 von Robert Lewandowski vorbereitet und später selbst das Siegtor geschossen. Am Dienstagabend nun ramponierte er Real, um ein Haar hätten Reus und Kollegen die "Königlichen" sogar ruiniert.

Doch hadern wollte Jürgen Klopp deshalb nicht. Bei ihm setzte sich sofort der Stolz gegen die Enttäuschung durch. "Unter einer Million Möglichkeiten auszuscheiden, war das die beste", tat Dortmunds Trainer kund - und fügte mit Zufriedenheit hinzu: "Wir haben Real so unter Druck gesetzt, dass sie zu Mitteln greifen mussten, zu denen sie sonst nicht greifen müssen." Dass all dies mit einer Mannschaft gelang, in der acht zum Stamm zählende Spieler fehlten, potenziert das Geleistete.

Drei Reservisten als Hauptdarsteller

Um es einmal Schwarz auf Weiß zu sehen: In der Mittelfeldzentrale des BVB spielten gegen Real Madrid nicht etwa Ilkay Gündogan und Sven Bender - oder Nuri Sahin und Sebastian Kehl -, sondern Oliver Kirch und Milos Jojic. Und in der Innenverteidigung spielte neben Hummels nicht Neven Subotic und auch nicht der überspielte Sokratis, sondern Manuel Friedrich.

"Alle drei", lobte Klopp, "waren extrem stark." So viel Selbstverständlichkeit wie beim erst 21-jährigen Jojic, der zum ersten Mal überhaupt in der Dortmunder Startelf stand, habe er selten erlebt. "Und Oli Kirch ist die größte Entwicklung, die ich je bei einem 30-Jährigen gesehen habe", so der Trainer. "Es hat gedauert bei ihm, aber er war heute brutal stark."

Auch deshalb war es Klopp so wichtig, dass der Seismograf nach dem Schlusspfiff noch einmal richtig ausschlug: "Die Spieler sollten das alles mitbekommen. Sie hatten ja während des Spiels kaum Gelegenheit dazu, weil sie so viel laufen mussten." Und so liefert dieser Abend von Dortmund auch ohne Wunder eine wunderbare Botschaft. Formuliert hat sie Dortmunds Trainer: "Dieses Spiel muss man konservieren und allen Mannschaften zeigen, die irgendwo mal 0:3 verlieren. Um ihnen sagen zu können: Da geht noch was."