Waldhof-Legende Sebert: "Fans haben Aufstieg verdient"

Der frühere Bundesligist SV Waldhof Mannheim ist in der Regionalliga Südwest die "Mannschaft der Stunde". In diesen Tagen denkt Günter Sebert, mit über 600 Einsätzen als Spieler und als dreimaliger Trainer eine Vereins-Ikone, gerne an die alten Glanzzeiten zurück. "Als nach unserem sensationellen Bundesliga-Aufstieg im Jahr 1983 der Spielplan rauskam, war das erste Heimspiel gegen den damals von Otto Rehhagel trainierten SV Werder Bremen sofort restlos ausverkauft", sagt Sebert, der seit 2009 als Sportlicher Leiter für den Traditionsverein tätig ist. Bis 1990 hielten sich die "Waldhof-Buben" in der ersten Liga, ehe es nach und nach bergab ging.

Leuchtende Augen bekommt der mittlerweile 64-jährige Sebert aber auch beim Blick auf die aktuelle Tabelle, in der die seit acht Runden unbesiegten Mannheimer als Fünfter im Rennen um die beiden Plätze mitmischen, die im Südwesten zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga berechtigen. Über die sportliche Entwicklung und die Aufstiegschancen des SV Waldhof sowie seine bewegte Vergangenheit im SVW-Trikot mit Kult-Trainer Klaus Schlappner spricht der Buchautor ("Waldhof ist mein Leben") im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander.

DFB.de: 20 von 24 möglichen Punkten hat der SV Waldhof in den vergangenen acht Spielen eingefahren: Dürfen die Mannheimer Fans in Zukunft wieder von deutlichen besseren Zeiten träumen, Herr Sebert?

Günter Sebert: Unsere Erfolgsserie spricht für sich. Es wird aber nach wie vor schwer, auf Platz eins oder zwei zu kommen. Für den Aufstieg kommen sechs oder sieben Mannschaften in Frage. Wir müssen uns mit unserem Kader nicht verstecken, sollten aber die Bodenhaftung nicht verlieren. Zu Saisonbeginn lief es vor allem wegen unserer Verletzungsprobleme nicht rund und es wurde schon alles in Frage gestellt.

DFB.de: Vor wenigen Wochen hatte Waldhof beim 3:2 im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt II einen neuen Zuschauerrekord mit 8500 Besuchern für die Regionalliga Südwest aufgestellt. Ist das Umfeld in Mannheim schon drittliga-tauglich?

Sebert: Absolut. Wenn ich mir beispielsweise unseren benachbarten Zweitligisten SV Sandhausen anschaue, bei dem der Zuschauerschnitt bei 4000 liegt, hätte unser Umfeld den Aufstieg in die 3. Liga allemal verdient. Selbst in der Oberliga sind vor rund zwei Jahren über 4000 Besucher zu unseren Heimspielen gekommen und beim Frankfurt-Spiel hatten wir sogar noch Pech mit dem Wetter. Fest steht: Nach unseren Fans würde sich so mancher Zweitligist die Finger lecken.

DFB.de: In welchem Zeitraum halten Sie den Aufstieg für realistisch?

Sebert: Nach unserem Zwangsabstieg in die Oberliga 2010 hatten wir einen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt, sind aber unverhofft sofort in die Regionalliga zurückgekehrt. Die Entwicklung zeigt in die richtige Richtung. Wenn wir es in diesem Jahr nicht ganz nach oben schaffen, müssen wir spätestens in der nächsten Saison angreifen. Unser gutes Umfeld bedeutet aber auch nicht, dass wir leichtes Spiel haben. In der heutigen Zeit wechselt ein Spieler für 1000 Euro mehr auch zu einem weniger traditionsreichen Klub.

DFB.de: Wie bewerten Sie die sportliche Entwicklung seit Ihrem Amtsantritt im Februar 2009?

Sebert: In dieser Zeit musste der Verein einiges durchmachen und bekam die Nachwirkungen einiger zu gut dotierter Spielerverträge aus der Vergangenheit zu spüren. Da habe ich zunächst sogar ehrenamtlich gearbeitet. Meine Hauptaufgabe bestand erst einmal darin, die hohen Kosten zu senken. Früher wurden quasi 12.000 Euro ausgegeben, obwohl nur 3000 zur Verfügung standen. Anschließend mussten wir wieder bei Null anfangen und haben mit einer jungen Mannschaft den direkten Wiederaufstieg geschafft.

DFB.de: Nach dem Zwangsabstieg in die Oberliga hatten Sie Reiner Hollich als neuen Trainer installiert. Warum fiel Ihre Wahl damals auf ihn und welchen Anteil hat er am aktuellen sportlichen Abschneiden?

Sebert: Ich habe während meiner aktiven Karriere noch selbst mit Reiner Hollich zusammengespielt und ihm das sofort zugetraut. Es musste ja auch finanziell passen. Reiner wohnte quasi vor der Haustür und kannte die Oberliga aus seiner Zeit bei der TSG Weinheim. Wir harmonieren als Team. Ein Trainer hat aber immer großen Anteil am Abschneiden einer Mannschaft.

DFB.de: Wird der SV Waldhof in der Winterpause möglicherweise auf den Saisonverlauf reagieren und noch einmal personell nachlegen?

Sebert: Wir müssen abwarten, treten in den nächsten Wochen mit Hessen Kassel, Wormatia Worms, der TuS Koblenz und der SV 07 Elversberg noch gegen zahlreiche direkte Konkurrenten an. Wenn wir zur Winterpause immer noch ganz oben dran sind, dann werden wir uns mit Sicherheit Gedanken machen. Wir werden aber einen Teufel tun und drei, vier Spieler holen, die unser Gehaltsgefüge durcheinanderbringen.

DFB.de: Sie hatten als aktiver Spieler selbst die Glanzzeiten des Vereins in der Bundesliga miterlebt, trugen von der Jugend bis zum Ende Ihrer Karriere das Waldhof-Trikot. Gab es keine Angebote anderer Vereine, bei denen Sie ins Nachdenken gekommen sind?

Sebert: Angebote gab es einige, unter anderem vom Karlsruher SC, Borussia Dortmund und vom TSV 1860 München. Sobald ein anderer Verein angefragt hatte, standen die Waldhof-Verantwortlichen aber sofort vor meiner Tür und haben mich gebeten, unbedingt zu bleiben. Je länger ich in Mannheim war, desto schwerer wurde es, Angebote auszuschlagen. Doch im Nachhinein muss ich sagen: Wir sind damals aufgestiegen und ich habe alles richtig gemacht.

DFB.de: Sie galten bei Mannheim in der Bundesliga als einer der besten Liberos. Warum hat es nicht mit einem Einsatz für die Nationalmannschaft geklappt?

Sebert: Bei unserem Bundesliga-Aufstieg war ich bereits 34. In diesem Alter ist es schwer, noch in die Nationalmannschaft zu kommen.

DFB.de: "Schlichtweg eine Persönlichkeit", nannte Sie Ihr ehemaliger und langjähriger Trainer Klaus Schlappner, der unter anderem durch seinen Pepita-Hut Kultstatus erreicht hatte. Was konnten Sie sich von ihm abschauen?

Sebert: Es gab in meiner langjährigen Zeit bei Waldhof einige gute Trainer, und von jedem nimmt man etwas mit. Doch Klaus Schlappner war jemand aus der Region, der zu 100 Prozent zum SV Waldhof gepasst und mit dem Bundesliga-Aufstieg eine Sensation geschafft hat. Er legte stets großen Wert auf Disziplin und Hierarchie in der Mannschaft. Unter ihm haben wir in der Bundesliga vielleicht nicht den besten Fußball gespielt, sind aber mehr gelaufen als jede andere Mannschaft.

Das meinen DFB.de-User:

"Endlich geht es wieder bergauf bei unserem SV Waldhof. Wenn es so weitergeht, dann ist es hoffentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir in die 3. Liga beziehungsweise irgendwann auch zumindest in die 2. Liga zurückkehren. Denn da gehört der Waldhof mit seinen Fans auf jeden Fall hin." (Thomas Pientka, Mannheim)

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Der frühere Bundesligist SV Waldhof Mannheim ist in der Regionalliga Südwest die "Mannschaft der Stunde". In diesen Tagen denkt Günter Sebert, mit über 600 Einsätzen als Spieler und als dreimaliger Trainer eine Vereins-Ikone, gerne an die alten Glanzzeiten zurück. "Als nach unserem sensationellen Bundesliga-Aufstieg im Jahr 1983 der Spielplan rauskam, war das erste Heimspiel gegen den damals von Otto Rehhagel trainierten SV Werder Bremen sofort restlos ausverkauft", sagt Sebert, der seit 2009 als Sportlicher Leiter für den Traditionsverein tätig ist. Bis 1990 hielten sich die "Waldhof-Buben" in der ersten Liga, ehe es nach und nach bergab ging.

Leuchtende Augen bekommt der mittlerweile 64-jährige Sebert aber auch beim Blick auf die aktuelle Tabelle, in der die seit acht Runden unbesiegten Mannheimer als Fünfter im Rennen um die beiden Plätze mitmischen, die im Südwesten zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga berechtigen. Über die sportliche Entwicklung und die Aufstiegschancen des SV Waldhof sowie seine bewegte Vergangenheit im SVW-Trikot mit Kult-Trainer Klaus Schlappner spricht der Buchautor ("Waldhof ist mein Leben") im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander.

DFB.de: 20 von 24 möglichen Punkten hat der SV Waldhof in den vergangenen acht Spielen eingefahren: Dürfen die Mannheimer Fans in Zukunft wieder von deutlichen besseren Zeiten träumen, Herr Sebert?

Günter Sebert: Unsere Erfolgsserie spricht für sich. Es wird aber nach wie vor schwer, auf Platz eins oder zwei zu kommen. Für den Aufstieg kommen sechs oder sieben Mannschaften in Frage. Wir müssen uns mit unserem Kader nicht verstecken, sollten aber die Bodenhaftung nicht verlieren. Zu Saisonbeginn lief es vor allem wegen unserer Verletzungsprobleme nicht rund und es wurde schon alles in Frage gestellt.

DFB.de: Vor wenigen Wochen hatte Waldhof beim 3:2 im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt II einen neuen Zuschauerrekord mit 8500 Besuchern für die Regionalliga Südwest aufgestellt. Ist das Umfeld in Mannheim schon drittliga-tauglich?

Sebert: Absolut. Wenn ich mir beispielsweise unseren benachbarten Zweitligisten SV Sandhausen anschaue, bei dem der Zuschauerschnitt bei 4000 liegt, hätte unser Umfeld den Aufstieg in die 3. Liga allemal verdient. Selbst in der Oberliga sind vor rund zwei Jahren über 4000 Besucher zu unseren Heimspielen gekommen und beim Frankfurt-Spiel hatten wir sogar noch Pech mit dem Wetter. Fest steht: Nach unseren Fans würde sich so mancher Zweitligist die Finger lecken.

DFB.de: In welchem Zeitraum halten Sie den Aufstieg für realistisch?

Sebert: Nach unserem Zwangsabstieg in die Oberliga 2010 hatten wir einen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt, sind aber unverhofft sofort in die Regionalliga zurückgekehrt. Die Entwicklung zeigt in die richtige Richtung. Wenn wir es in diesem Jahr nicht ganz nach oben schaffen, müssen wir spätestens in der nächsten Saison angreifen. Unser gutes Umfeld bedeutet aber auch nicht, dass wir leichtes Spiel haben. In der heutigen Zeit wechselt ein Spieler für 1000 Euro mehr auch zu einem weniger traditionsreichen Klub.

DFB.de: Wie bewerten Sie die sportliche Entwicklung seit Ihrem Amtsantritt im Februar 2009?

Sebert: In dieser Zeit musste der Verein einiges durchmachen und bekam die Nachwirkungen einiger zu gut dotierter Spielerverträge aus der Vergangenheit zu spüren. Da habe ich zunächst sogar ehrenamtlich gearbeitet. Meine Hauptaufgabe bestand erst einmal darin, die hohen Kosten zu senken. Früher wurden quasi 12.000 Euro ausgegeben, obwohl nur 3000 zur Verfügung standen. Anschließend mussten wir wieder bei Null anfangen und haben mit einer jungen Mannschaft den direkten Wiederaufstieg geschafft.

DFB.de: Nach dem Zwangsabstieg in die Oberliga hatten Sie Reiner Hollich als neuen Trainer installiert. Warum fiel Ihre Wahl damals auf ihn und welchen Anteil hat er am aktuellen sportlichen Abschneiden?

Sebert: Ich habe während meiner aktiven Karriere noch selbst mit Reiner Hollich zusammengespielt und ihm das sofort zugetraut. Es musste ja auch finanziell passen. Reiner wohnte quasi vor der Haustür und kannte die Oberliga aus seiner Zeit bei der TSG Weinheim. Wir harmonieren als Team. Ein Trainer hat aber immer großen Anteil am Abschneiden einer Mannschaft.

DFB.de: Wird der SV Waldhof in der Winterpause möglicherweise auf den Saisonverlauf reagieren und noch einmal personell nachlegen?

Sebert: Wir müssen abwarten, treten in den nächsten Wochen mit Hessen Kassel, Wormatia Worms, der TuS Koblenz und der SV 07 Elversberg noch gegen zahlreiche direkte Konkurrenten an. Wenn wir zur Winterpause immer noch ganz oben dran sind, dann werden wir uns mit Sicherheit Gedanken machen. Wir werden aber einen Teufel tun und drei, vier Spieler holen, die unser Gehaltsgefüge durcheinanderbringen.

DFB.de: Sie hatten als aktiver Spieler selbst die Glanzzeiten des Vereins in der Bundesliga miterlebt, trugen von der Jugend bis zum Ende Ihrer Karriere das Waldhof-Trikot. Gab es keine Angebote anderer Vereine, bei denen Sie ins Nachdenken gekommen sind?

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Sebert: Angebote gab es einige, unter anderem vom Karlsruher SC, Borussia Dortmund und vom TSV 1860 München. Sobald ein anderer Verein angefragt hatte, standen die Waldhof-Verantwortlichen aber sofort vor meiner Tür und haben mich gebeten, unbedingt zu bleiben. Je länger ich in Mannheim war, desto schwerer wurde es, Angebote auszuschlagen. Doch im Nachhinein muss ich sagen: Wir sind damals aufgestiegen und ich habe alles richtig gemacht.

DFB.de: Sie galten bei Mannheim in der Bundesliga als einer der besten Liberos. Warum hat es nicht mit einem Einsatz für die Nationalmannschaft geklappt?

Sebert: Bei unserem Bundesliga-Aufstieg war ich bereits 34. In diesem Alter ist es schwer, noch in die Nationalmannschaft zu kommen.

DFB.de: "Schlichtweg eine Persönlichkeit", nannte Sie Ihr ehemaliger und langjähriger Trainer Klaus Schlappner, der unter anderem durch seinen Pepita-Hut Kultstatus erreicht hatte. Was konnten Sie sich von ihm abschauen?

Sebert: Es gab in meiner langjährigen Zeit bei Waldhof einige gute Trainer, und von jedem nimmt man etwas mit. Doch Klaus Schlappner war jemand aus der Region, der zu 100 Prozent zum SV Waldhof gepasst und mit dem Bundesliga-Aufstieg eine Sensation geschafft hat. Er legte stets großen Wert auf Disziplin und Hierarchie in der Mannschaft. Unter ihm haben wir in der Bundesliga vielleicht nicht den besten Fußball gespielt, sind aber mehr gelaufen als jede andere Mannschaft.

Das meinen DFB.de-User:

"Endlich geht es wieder bergauf bei unserem SV Waldhof. Wenn es so weitergeht, dann ist es hoffentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir in die 3. Liga beziehungsweise irgendwann auch zumindest in die 2. Liga zurückkehren. Denn da gehört der Waldhof mit seinen Fans auf jeden Fall hin." (Thomas Pientka, Mannheim)