Wacker Burghausen vor erneuter "Herkulesaufgabe"

Erneute Zitterpartie vermeiden

Hinter den Kulissen wollen die Verantwortlichen um Präsident Klaus Schultheiss auch im finanziellen Bereich die Weichen dafür stellen, dass es nach dem angestrebten Klassenverbleib nicht erneut zu einer Zitterpartie kommt.

Bemerkenswert: Der SV Wacker profitierte in seiner Drittliga-Geschichte nach einem sportlichen Abstieg bereits zweimal von Lizenzproblemen anderer Vereine, blieb dadurch jeweils in der dritthöchsten Spielklasse. In der Premieren-Saison 2008/2009 zog Kickers Emden den Lizenzantrag zurück, in der Saison 2010/2011 musste Rot Weiss Ahlen Insolvenz anmelden und zwangsabsteigen. Diesmal will Wacker den Verbleib in Liga drei sowohl sportlich als auch finanziell ohne große Umwege unter Dach und Fach bringen - eine "Herkulesaufgabe" eben.

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Das Bangen um den Klassenverbleib in der 3. Liga hatte beim SV Wacker Burghausen kurioserweise erst nach der vergangenen Saison begonnen. Sportlich waren die Bayern nach einem verhaltenen Start nicht mehr in Abstiegsgefahr geraten. In der Endabrechnung stand für den Ex-Zweitligisten Rang acht zu Buche. Das konnte sich sehen lassen.

Die Lizenzierung für die neue Saison 2013/2014, die für den SV Wacker am Samstag, 20. Juli (ab 14 Uhr), mit dem Gastspiel beim Aufstiegsaspiranten SC Preußen Münster beginnt, war allerdings ein Kraftakt. "Noch nie war es so schwer wie in diesem Jahr", sagt Burghausens Präsident Klaus Schultheiss. "Es war eine 'Herkulesaufgabe', die wir da meistern mussten."

Donkov: "Mannschaft muss zügig zusammenwachsen"

Nun wartet aber bereits schon die nächste "Herkulesaufgabe". Nach einem großen Umbruch innerhalb des Drittliga-Kaders muss Trainer Georgi Donkov in kurzer Zeit eine Mannschaft formen, die mit der Konkurrenz mithalten kann.

"Es geht darum, sich so schnell wie möglich zu finden, um möglichst erneut mit dem Abstieg nichts zu tun zu bekommen", sagt Donkov, seit Sommer 2012 Cheftrainer beim Gründungsmitglied der 3. Liga, im Gespräch mit DFB.de. "Entscheidend wird sein, dass die Mannschaft zügig zusammenwächst und ein Gesicht bekommt."

Kaderplanungen konnten erst spät forciert werden

Freilich wirkte und wirkt sich die vorübergehende Ungewissheit im wirtschaftlichen Bereich - sogar die Fans hatten für den Verbleib in der 3. Liga Gelder gesammelt - auf den sportlichen Sektor aus. "Wir konnten die Planungen erst recht spät forcieren", sagt Wacker-Trainer und Ex-Profi Donkov, der einst in der Bundesliga für den 1. FC Köln und den VfL Bochum sowie für die bulgarische Nationalmannschaft am Ball war.

Die Kaderarbeiten fallen umfangreich aus. Aus finanziellen Gründen erhielten die bisherigen Spieler Angebote zu reduzierten Bezügen. Viele nahmen an, einige lehnten ab. Der eigentlich noch bis 2014 gültige Vertrag von Spielmacher Youssef Mokhtari musste sogar aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt werden.

Die Folge: Von der Stammformation der Vorsaison sind unter dem Strich nur noch wenige Spieler übrig geblieben. Gezwungen durch die finanziellen Engpässe und Sparmaßnahmen musste Georgi Donkov schweren Herzens zahlreiche Spieler abgeben. Für den talentierten Mittelfeldspieler Maximilian Thiel (20), der mit zehn Toren in der vergangenen Spielzeit einen großen Anteil am positiven Abschneiden des SV W acker hatte, erhielten die Verantwortlichen der Burghauser vom 1. FC Köln zumindest noch eine Ablösesumme. Ebenfalls in die 2. Bundesliga zog es Torhüter René Vollath (23/Karlsruher SC).

Drei Spieler von der SpVgg Unterhaching verpflichtet

Außerdem verließ auch das "Urgestein" die Schwarz-Weißen. Ronald Schmidt kehrte dem SV Wacker Burghausen nach elf Jahren Vereinszugehörigkeit den Rücken. Er kam auf insgesamt 279 Pflichtspiele für die Bayern, unter anderem lange in der 2. Bundesliga. Auch Josef Cinar, Fabian Aupperle, Felix Luz und Ex-Kapitän Youssef Mokhtari waren in der vergangenen Saison noch feste Größen, stehen jetzt aber nicht mehr zur Verfügung.

Bei der Suche nach Ersatz sind die Bayern ausgerechnet beim Lokalkonkurrenten SpVgg Unterhaching gleich dreimal fündig geworden. Innenverteidiger Maximilian Drum, Mittelfeldspieler Stephan Thee und U 19-Spieler Florian Brachtel fanden den Weg aus der Münchner Vorstadt zum SV Wacker.

Für Tore soll Angelo Hauk sorgen. Der Angreifer, der mit vollem Namen Angelo Silvio Renaldo Hauk heißt, kam ebenfalls von einem Konkurrent aus dem Liga-Alltag. Hauk war zuvor für den Halleschen FC auf Torejagd gegangen. Für den Kasten holte der SVW den früheren ivorischen Nationaltorhüter Stephane Loboué (31), der in Deutschland unter anderem schon für Greuther Fürth, den SC Paderborn 07, Rot-Weiß Oberhausen und Eintracht Trier aktiv war.

Schlüsselrolle für Thorsten Burkhardt

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Eine Schlüsselrolle im Mittelfeld soll Thorsten Burkhardt übernehmen. Der 32-Jährige war im Winter aus familiären Gründen vom Drittliga-Konkurrenten SV Wehen Wiesbaden nach Burghausen zurückgekehrt. Der zentrale Mittelfeldspieler hatte einst sogar schon in der 2. Liga für den SVW gespielt. "Mit seiner Erfahrung ist er für eine Führungsposition eingeplant", so Geschäftsführer Florian Hahn.

Eine wichtige Rolle für die Zukunft des SV Wacker soll auch der Nachwuchsbereich spielen. Es ist geplant, die U 23 (Bayernliga Süd) stärker an die erste Mannschaft anzubinden. Dazu soll ein Förderkader entstehen, der aus Jugendspielern besteht, die auf dem Sprung zu den Profis sind. Der neue U 23-Cheftrainer Christian Wimmer gehört als zweiter Co-Trainer auch zum Trainerstab von Georgi Donkov. Zu den Aufgaben des 28-Jährigen zählt es unter anderem, individuell gestaltete Trainingseinheiten für den Förderkader zu entwickeln. "Christian Wimmer passt menschlich und charakterlich sehr gut zu uns", so Hahn über den ehemaligen Nachwuchsspieler des FC Bayern München.

Erneute Zitterpartie vermeiden

Hinter den Kulissen wollen die Verantwortlichen um Präsident Klaus Schultheiss auch im finanziellen Bereich die Weichen dafür stellen, dass es nach dem angestrebten Klassenverbleib nicht erneut zu einer Zitterpartie kommt.

Bemerkenswert: Der SV Wacker profitierte in seiner Drittliga-Geschichte nach einem sportlichen Abstieg bereits zweimal von Lizenzproblemen anderer Vereine, blieb dadurch jeweils in der dritthöchsten Spielklasse. In der Premieren-Saison 2008/2009 zog Kickers Emden den Lizenzantrag zurück, in der Saison 2010/2011 musste Rot Weiss Ahlen Insolvenz anmelden und zwangsabsteigen. Diesmal will Wacker den Verbleib in Liga drei sowohl sportlich als auch finanziell ohne große Umwege unter Dach und Fach bringen - eine "Herkulesaufgabe" eben.