Vor 49 Jahren: "Pfostenbruch" in Gladbach

Im April 1971 geschah im deutschen Fußball einiges, was es noch nie gegeben hatte. Franz Beckenbauer spielte in Istanbul erstmals seine Paraderolle als Libero auch im Nationaldress und er trug erstmals die DFB-Spielführerbinde. Sein Antipode in der erst erwachenden Glitzerwelt Bundesliga, Mönchengladbachs Günter Netzer, eröffnete als erster Profi-Fußballer seine eigene Disco. Und in der Bundesliga wurden im Abstiegskampf hemmungslos Spiele verschoben, die sie in ihren bis heute größten Skandal stürzten. All das geschah in einer Zeit, wo an Privatfernsehen noch nicht zu denken war und an die digitalen Medien von heute schon mal gar nicht. Aufregung gab es trotzdem, denn das was am 3. April – heute vor 49 Jahren – am Mönchengladbacher Bökelberg geschah, bekam jeder mit, der sich für Fußball interessierte. Was war passiert?

Der aktuelle Meister Borussia Mönchengladbach schickt sich an diesem Samstag an, die an Bayern München verlorene Tabellenführung zurückzuerobern. Doch Werder Bremen, der Tabellenachte, macht es der Weisweiler-Elf schwer. Obwohl Cheftrainer Robert "Zapf" Gebhardt erkrankt ist und sich durch seinen Assistenten, einen Herrn Ackerschott, vertreten lassen muss, und mit Nationalspieler Horst-Dieter Höttges und Torjäger Werner Görts zwei Stammkräfte fehlen, halten sie bis zur 88. Minute ein 1:1. Die Tore sind schon früh gefallen: Horst Köppel (7.) lässt die Borussia jubeln, Heinz-Dieter Hasebrink (17.) die Gäste. Gladbach rennt mit allen Stars an und kommt auf 24:8 Ecken, aber der überragende Günter Bernard im Bremer Tor ist unüberwindlich. Dann endlich fällt es doch noch, das Tor. Aber es jubelt keiner nach Günter Netzers Freistoß, den der eingewechselte Herbert Laumen zu erreichen versuchte. Lassen wir Laumen selbst erzählen (2011):

"Freistoß Netzer, ich steige mit Anlauf hoch, Bremens Torwart Bernard fischt den Ball weg und ich segle rückwärts ins Netz. Ich höre ein Krachen, und schon kippt der Pfosten zur Seite. Wenig später lag ich wie ein Fisch im Netz, ich kam alleine gar nicht mehr raus." Das sollte sich als das kleinere Problem herausstellen. Denn auch nach Laumens Befreiung bleibt die Frage: wie geht es weiter?  Fotos dokumentieren, wie drei Bremer Spieler versuchen den Pfosten wieder aufzurichten. Was gelingt, doch er bleibt nicht stehen, im Innenraum befindliche Zuschauer werfen ihn wieder um. Aus Jux oder um zu dokumentieren, dass in diesem faulen Stück Holz der Wurm ist und es schon beim nächsten Pfostentreffer wieder umfallen würde. Oder weil ihnen daran gelegen ist, dass das Spiel abgebrochen wird? Den Gladbacher Spielern jedenfalls ist es offensichtlich daran gelegen, der junge Schiedsrichter Gerd Meuser aus Ingelheim, der erst sein viertes Bundesligaspiel leitet, fordert Netzer vergeblich auf, aktiv zu werden. Herbert Wimmer gesteht Jahre später: "Netzer, unser Kapitän, stellte sich gegenüber dem Schiri die ganze Zeit über taub, denn das 1:1 war uns zu wenig und wir waren auf ein Wiederholungsspiel aus." Auch Torwart Wolfgang Kleff gestand Jahrzehnte später: "Wir haben alle gehofft es wird wiederholt!"

"Wir sind doch Fußballer, keine Bauarbeiter"

Selbst wenn nicht, was hätten die Spieler, die hinterher der Presse Sätze wie "Wir sind doch Fußballer und keine Bauarbeiter" sagen, auch tun können? Meuser schlägt vor, man möge den Pfosten für die verbleibenden zwei Minuten festhalten, ob Ersatzspieler oder Ordner. Niemand geht darauf ein, angeblich aus versicherungstechnischen Gründen, wie die Borussia vor Gericht sagen wird. Ein Ersatztor gibt es nicht, weil es keine entsprechende Vorschrift gibt. Und der halbherzige Reparaturversuch von Platzwart Willi Evers, der mit Hammer, Nägeln und einem Stück Holz aus den Katakomben zurückkommt und dann sagt "Da kann man nichts machen", scheitert auch. Nach zwölf Minuten Wartezeit bricht Meuser die Partie ab. Erstmals in der Bundesliga, aber nicht im deutschen Fußball auf höchster Ebene. Schon 1952 brach in der Oberliga West beim Essener Derby der Pfosten, gleiches geschah 1953 im Süden bei Karlsruhe gegen Regensburg, 1961 im Norden bei Osnabrück gegen Holstein Kiel und 1962 in der 2. Liga Süd bei FSV-Frankfurt – VfL Neustadt. Während die Partien in Frankfurt und in Osnabrück nach geglückter Reparatur fortgesetzt werden konnte, wurde sie in Essen wiederholt, dagegen wurde der Karlsruher SC für den Vorfall bestraft. Die Punkte gingen in der Berufung an die Gäste, die 3:1 geführt hatten. Zunächst hatte der DFB entschieden, die verbleibenden 20 Minuten nachzuholen. Damit war der Rahmen für die Sportgerichtsverhandlung in Sachen Gladbach-Werder gesteckt: Wiederholung, Wertung für die Gäste oder Nachspielen der Restzeit. Weil sie nur zwei Minuten betrug, warf der "Kicker" noch eine vierte Möglichkeit in die Debatte: "Das Spiel wird 1:1 gewertet." Das sei "die sportlichste Lösung, weil die Begegnung zu 99,9 Prozent so zu Ende gespielt worden wäre." In der Bundesliga hatte es bisher erst zwei Spielabbrüche gegeben – wegen Nebels. Sie wurden wiederholt, höhere Gewalt hatte kein Platzwart zu verantworten. Was aber machte man in diesem Fall? In der noch jungen Bundesliga war er der kniffligste für das DFB-Sportgericht.

Da das Urteil für den Ausgang der Meisterschaft von großer Bedeutung war, war Eile geboten. Am 29. April war es so weit, das Sportgericht entschied auf eine 0:2-Wertung und 1500 D-Mark Geldstrafe gegen Borussia. Dem Meister wurde seine offenkundige Passivität zum Nachteil ausgelegt. Es ging weniger um die technische Lösung des Problems, dessen Unmöglichkeit der wackere Platzwart auch vor den Schranken des Gerichts verdeutlichte. Der Pfosten sei metertief verankert und in Zement gegossen, er hätte "Drillbohrer, Presslufthammer, Flaschenzug und Kran" benötigt. Selbst vom DFB-Beobachter Dr. Julius Engbrocks kamen im Vorfeld entlastende Sätze: "Unmöglich, das Tor in der gegebenen Zeit ordnungsgemäß herzurichten oder ein neues Tor an die Stelle des alten zu setzen."

Gladbacher Passivität entscheidend

Und doch waren schon am Donnerstag darauf neue Tore am Bökelberg eingesetzt worden. Wieder aus Holz, aber rund und kein bisschen faul. Borussia legte umgehend Protest gegen das Urteil ein und scheiterte am 19. Mai – drei Spiele vor Saisonende – in letzter Instanz vor dem DFB-Bundesgericht. Da half es auch nicht, dass diesmal Günter Netzer als neuer Zeuge erschienen war und von seiner aufrichtigen Sorge um die Fortsetzung des Spiels berichtete. "Er hätte sofort den Vize-Präsident Helmut Grasshoff und den Platzwart unterrichtet", schreibt der Kicker. Das Blatt stellt weiter fest: Schiedsrichter Meuser behauptete, dass er niemals abgepfiffen hätte, wenn er gemerkt hätte, dass von Seiten der Borussia etwas unternommen worden wäre. Er wollte sich jedoch nicht lächerlich machen lassen und pfiff deshalb ab, als er die Passivität der Borussen zu sehen glaubte.

Richter Dr. Rückert zog einen Schlussstrich unter die sechswöchige Affäre: "Wir sehen es als erwiesen an, dass Gladbach zumindest fahrlässig gehandelt hat. Es wurde nicht mit genügender Sorgfalt versucht, das Tor wieder in Ordnung zu bringen." Der Nicht-Versuch kann also auch strafbar sein. Borussias Fans schimpften noch eine Weile und malten böse Sprüche auf Transparente und Trainer Hennes Weisweiler grollte, er wolle die Meisterschale nicht anfassen, aber als sie sie am 5. Juni in einem Herzschlagfinale doch noch bekamen, war alles vergessen. Zumindest der Ärger. Für Herbert Laumen gehört der Pfostenbruch zu seinem Leben wie die Werbe-Tonne zu Jürgen Klinsmann. Mancher nannte ihn nur noch "Pfostenbruch" und zum 40. Jubiläum des gefallenen Tores, das in keiner Statistik steht, veräppelte ihn sogar seine Borussia. 

Auf der Homepage stand, Laumen habe alles geplant und den Pfosten schon in der Nacht zuvor angesägt, weil er eine Firma zur Produktion der bald danach eingeführten Aluminium-Tore gegründet habe. Aber das war nur ein April-Scherz. Die Aluminium-Tore wurden allerdings wirklich Pflicht, Holz-Pfosten kann man nur noch im Museum sehen. Der vom Bökelberg ist jedenfalls noch zu besichtigen – im Museum des neuen Stadions, das übrigens auch eine Loge namens "Pfostenbruch" besitzt.

"Zufällig auf einer Müllkippe einen Pfosten gesehen"

Ganz original ist der Pfosten nicht mehr. Er wurde noch etwas aufgehübscht mit den Autogrammen der Borussen von 1971, sogar einige Bremer haben sich verewigt auf dem morschen Stück Fußballgeschichte.

Es war übrigens nicht der letzte Pfostenbruch im Profifußball. 1973 krachte in der Regionalliga West beim Spiel Westfalia Herne – SpVgg. Erkenschwick noch ein Tor zusammen, nachdem der Gästekeeper gegen die Latte gesprungen war. Der Schiedsrichter ließ der Westfalia eine halbe Stunde Zeit, das Problem zu lösen. Sie schaffte es, "denn zufällig hatte ich auf einer Müllkippe einen Torpfosten gesehen", erzählte Westfalia-Trainer Mozin. 

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Im April 1971 geschah im deutschen Fußball einiges, was es noch nie gegeben hatte. Franz Beckenbauer spielte in Istanbul erstmals seine Paraderolle als Libero auch im Nationaldress und er trug erstmals die DFB-Spielführerbinde. Sein Antipode in der erst erwachenden Glitzerwelt Bundesliga, Mönchengladbachs Günter Netzer, eröffnete als erster Profi-Fußballer seine eigene Disco. Und in der Bundesliga wurden im Abstiegskampf hemmungslos Spiele verschoben, die sie in ihren bis heute größten Skandal stürzten. All das geschah in einer Zeit, wo an Privatfernsehen noch nicht zu denken war und an die digitalen Medien von heute schon mal gar nicht. Aufregung gab es trotzdem, denn das was am 3. April – heute vor 49 Jahren – am Mönchengladbacher Bökelberg geschah, bekam jeder mit, der sich für Fußball interessierte. Was war passiert?

Der aktuelle Meister Borussia Mönchengladbach schickt sich an diesem Samstag an, die an Bayern München verlorene Tabellenführung zurückzuerobern. Doch Werder Bremen, der Tabellenachte, macht es der Weisweiler-Elf schwer. Obwohl Cheftrainer Robert "Zapf" Gebhardt erkrankt ist und sich durch seinen Assistenten, einen Herrn Ackerschott, vertreten lassen muss, und mit Nationalspieler Horst-Dieter Höttges und Torjäger Werner Görts zwei Stammkräfte fehlen, halten sie bis zur 88. Minute ein 1:1. Die Tore sind schon früh gefallen: Horst Köppel (7.) lässt die Borussia jubeln, Heinz-Dieter Hasebrink (17.) die Gäste. Gladbach rennt mit allen Stars an und kommt auf 24:8 Ecken, aber der überragende Günter Bernard im Bremer Tor ist unüberwindlich. Dann endlich fällt es doch noch, das Tor. Aber es jubelt keiner nach Günter Netzers Freistoß, den der eingewechselte Herbert Laumen zu erreichen versuchte. Lassen wir Laumen selbst erzählen (2011):

"Freistoß Netzer, ich steige mit Anlauf hoch, Bremens Torwart Bernard fischt den Ball weg und ich segle rückwärts ins Netz. Ich höre ein Krachen, und schon kippt der Pfosten zur Seite. Wenig später lag ich wie ein Fisch im Netz, ich kam alleine gar nicht mehr raus." Das sollte sich als das kleinere Problem herausstellen. Denn auch nach Laumens Befreiung bleibt die Frage: wie geht es weiter?  Fotos dokumentieren, wie drei Bremer Spieler versuchen den Pfosten wieder aufzurichten. Was gelingt, doch er bleibt nicht stehen, im Innenraum befindliche Zuschauer werfen ihn wieder um. Aus Jux oder um zu dokumentieren, dass in diesem faulen Stück Holz der Wurm ist und es schon beim nächsten Pfostentreffer wieder umfallen würde. Oder weil ihnen daran gelegen ist, dass das Spiel abgebrochen wird? Den Gladbacher Spielern jedenfalls ist es offensichtlich daran gelegen, der junge Schiedsrichter Gerd Meuser aus Ingelheim, der erst sein viertes Bundesligaspiel leitet, fordert Netzer vergeblich auf, aktiv zu werden. Herbert Wimmer gesteht Jahre später: "Netzer, unser Kapitän, stellte sich gegenüber dem Schiri die ganze Zeit über taub, denn das 1:1 war uns zu wenig und wir waren auf ein Wiederholungsspiel aus." Auch Torwart Wolfgang Kleff gestand Jahrzehnte später: "Wir haben alle gehofft es wird wiederholt!"

"Wir sind doch Fußballer, keine Bauarbeiter"

Selbst wenn nicht, was hätten die Spieler, die hinterher der Presse Sätze wie "Wir sind doch Fußballer und keine Bauarbeiter" sagen, auch tun können? Meuser schlägt vor, man möge den Pfosten für die verbleibenden zwei Minuten festhalten, ob Ersatzspieler oder Ordner. Niemand geht darauf ein, angeblich aus versicherungstechnischen Gründen, wie die Borussia vor Gericht sagen wird. Ein Ersatztor gibt es nicht, weil es keine entsprechende Vorschrift gibt. Und der halbherzige Reparaturversuch von Platzwart Willi Evers, der mit Hammer, Nägeln und einem Stück Holz aus den Katakomben zurückkommt und dann sagt "Da kann man nichts machen", scheitert auch. Nach zwölf Minuten Wartezeit bricht Meuser die Partie ab. Erstmals in der Bundesliga, aber nicht im deutschen Fußball auf höchster Ebene. Schon 1952 brach in der Oberliga West beim Essener Derby der Pfosten, gleiches geschah 1953 im Süden bei Karlsruhe gegen Regensburg, 1961 im Norden bei Osnabrück gegen Holstein Kiel und 1962 in der 2. Liga Süd bei FSV-Frankfurt – VfL Neustadt. Während die Partien in Frankfurt und in Osnabrück nach geglückter Reparatur fortgesetzt werden konnte, wurde sie in Essen wiederholt, dagegen wurde der Karlsruher SC für den Vorfall bestraft. Die Punkte gingen in der Berufung an die Gäste, die 3:1 geführt hatten. Zunächst hatte der DFB entschieden, die verbleibenden 20 Minuten nachzuholen. Damit war der Rahmen für die Sportgerichtsverhandlung in Sachen Gladbach-Werder gesteckt: Wiederholung, Wertung für die Gäste oder Nachspielen der Restzeit. Weil sie nur zwei Minuten betrug, warf der "Kicker" noch eine vierte Möglichkeit in die Debatte: "Das Spiel wird 1:1 gewertet." Das sei "die sportlichste Lösung, weil die Begegnung zu 99,9 Prozent so zu Ende gespielt worden wäre." In der Bundesliga hatte es bisher erst zwei Spielabbrüche gegeben – wegen Nebels. Sie wurden wiederholt, höhere Gewalt hatte kein Platzwart zu verantworten. Was aber machte man in diesem Fall? In der noch jungen Bundesliga war er der kniffligste für das DFB-Sportgericht.

Da das Urteil für den Ausgang der Meisterschaft von großer Bedeutung war, war Eile geboten. Am 29. April war es so weit, das Sportgericht entschied auf eine 0:2-Wertung und 1500 D-Mark Geldstrafe gegen Borussia. Dem Meister wurde seine offenkundige Passivität zum Nachteil ausgelegt. Es ging weniger um die technische Lösung des Problems, dessen Unmöglichkeit der wackere Platzwart auch vor den Schranken des Gerichts verdeutlichte. Der Pfosten sei metertief verankert und in Zement gegossen, er hätte "Drillbohrer, Presslufthammer, Flaschenzug und Kran" benötigt. Selbst vom DFB-Beobachter Dr. Julius Engbrocks kamen im Vorfeld entlastende Sätze: "Unmöglich, das Tor in der gegebenen Zeit ordnungsgemäß herzurichten oder ein neues Tor an die Stelle des alten zu setzen."

Gladbacher Passivität entscheidend

Und doch waren schon am Donnerstag darauf neue Tore am Bökelberg eingesetzt worden. Wieder aus Holz, aber rund und kein bisschen faul. Borussia legte umgehend Protest gegen das Urteil ein und scheiterte am 19. Mai – drei Spiele vor Saisonende – in letzter Instanz vor dem DFB-Bundesgericht. Da half es auch nicht, dass diesmal Günter Netzer als neuer Zeuge erschienen war und von seiner aufrichtigen Sorge um die Fortsetzung des Spiels berichtete. "Er hätte sofort den Vize-Präsident Helmut Grasshoff und den Platzwart unterrichtet", schreibt der Kicker. Das Blatt stellt weiter fest: Schiedsrichter Meuser behauptete, dass er niemals abgepfiffen hätte, wenn er gemerkt hätte, dass von Seiten der Borussia etwas unternommen worden wäre. Er wollte sich jedoch nicht lächerlich machen lassen und pfiff deshalb ab, als er die Passivität der Borussen zu sehen glaubte.

Richter Dr. Rückert zog einen Schlussstrich unter die sechswöchige Affäre: "Wir sehen es als erwiesen an, dass Gladbach zumindest fahrlässig gehandelt hat. Es wurde nicht mit genügender Sorgfalt versucht, das Tor wieder in Ordnung zu bringen." Der Nicht-Versuch kann also auch strafbar sein. Borussias Fans schimpften noch eine Weile und malten böse Sprüche auf Transparente und Trainer Hennes Weisweiler grollte, er wolle die Meisterschale nicht anfassen, aber als sie sie am 5. Juni in einem Herzschlagfinale doch noch bekamen, war alles vergessen. Zumindest der Ärger. Für Herbert Laumen gehört der Pfostenbruch zu seinem Leben wie die Werbe-Tonne zu Jürgen Klinsmann. Mancher nannte ihn nur noch "Pfostenbruch" und zum 40. Jubiläum des gefallenen Tores, das in keiner Statistik steht, veräppelte ihn sogar seine Borussia. 

Auf der Homepage stand, Laumen habe alles geplant und den Pfosten schon in der Nacht zuvor angesägt, weil er eine Firma zur Produktion der bald danach eingeführten Aluminium-Tore gegründet habe. Aber das war nur ein April-Scherz. Die Aluminium-Tore wurden allerdings wirklich Pflicht, Holz-Pfosten kann man nur noch im Museum sehen. Der vom Bökelberg ist jedenfalls noch zu besichtigen – im Museum des neuen Stadions, das übrigens auch eine Loge namens "Pfostenbruch" besitzt.

"Zufällig auf einer Müllkippe einen Pfosten gesehen"

Ganz original ist der Pfosten nicht mehr. Er wurde noch etwas aufgehübscht mit den Autogrammen der Borussen von 1971, sogar einige Bremer haben sich verewigt auf dem morschen Stück Fußballgeschichte.

Es war übrigens nicht der letzte Pfostenbruch im Profifußball. 1973 krachte in der Regionalliga West beim Spiel Westfalia Herne – SpVgg. Erkenschwick noch ein Tor zusammen, nachdem der Gästekeeper gegen die Latte gesprungen war. Der Schiedsrichter ließ der Westfalia eine halbe Stunde Zeit, das Problem zu lösen. Sie schaffte es, "denn zufällig hatte ich auf einer Müllkippe einen Torpfosten gesehen", erzählte Westfalia-Trainer Mozin. 

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