Vor 40 Jahren: MSV-Verteidiger "Ennatz" Dietz trifft viermal

3. November

Vor 70 Jahren beginnt an der Kölner Sporthochschule der erste Fußball-Lehrer-Lehrgang nach dem Krieg. Geleitet wird er von Sepp Herberger. Unter den Traineraspiranten befinden sich die Ex-Nationalspieler Paul Janes, Rudi Gellesch und Willy Jürissen.

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Alle vier Tabellenführer bleiben im Amt, nur einer gewinnt nicht: Alemannia Aachen verpasst im Westen durch ein 1:1 gegen Preußen Münster die vorzeitige Herbstmeisterschaft, auf die der Duisburger SV (1:0 in Hamborn) und Schalke (4:2 vs. Sodingen; Otto Laszig trifft aus 40 Metern zum 2:1) noch minimale theoretische Ansprüche erheben. Der Deutsche Meister Borussia Dortmund kann das nicht mehr, fällt nach der 2:4-Heimpleite gegen Fortuna Düsseldorf gar auf Platz acht zurück. In Herne muss der Schiedsrichter nach dem 1:1 gegen RW Essen vor den Gäste-Fans von der Polizei geschützt werden. Im Süden bleibt es beim Dreikampf zwischen Nürnberg (4:0 vs. Regensburg), Eintracht Frankfurt (1:0 in Schweinfurt) und dem Karlsruher SC (2:1 vs. Fürth). Endrunden-Ambitionen demonstriert auch der VfB Stuttgart unter Sepp Herbergers gestrengen Augen mit seinem 6:0 beim VfR Mannheim. Die Bayern kommen in Aschaffenburg mit 1:5 unter die Räder und konzentrieren sich auf den Abstiegskampf. Südwest-Primus FK Pirmasens ist längst Herbstmeister und nach dem 2:0 in Trier dem Verfolgertrio sieben Punkte enteilt. Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern gehört zwar dazu, ist nach dem 3:1 über Phönix Ludwigshafen aber nur ungewohnter Vierter. Im Norden dreht der HSV einsam seine Kreise, nach dem 2:0 gegen Osnabrück sind es schon fünf Punkte Vorsprung auf den neuen Zweiten Eintracht Braunschweig (5:2 vs. Altona). Werder Bremen schießt sich gegen Göttingen (5:1) den Frust vom Leib und vom 15. auf den 11. Platz.

In der 2. Liga Süd fängt sich Schiedsrichter Reichert auf dem Weg in die Kabinen in Helmbrechts eine Ohrfeige von einer Zuschauerin, "die mit seiner Spielleitung nicht einverstanden war", wie der Kicker zu berichten weiß. VfB Helmbrechts unterliegt Ulm 46 mit 1:2.
Nicht ungefährlich verläuft der Sonntag auch für Bernd Trautmann, dem deutschen Torwart bei Manchester City. Er wird bei Arsenal London mit Feuerwerkskörpern beschossen. So was gibt es schon 1957, allerdings nur wegen des "Guy-Fawkes-Day" in Erinnerung an ein Sprengstoffattentat auf das Parlament anno 1605, bei dem in England traditionell gezündelt wird. Trautmann übersteht den Spuk unbeschadet, aber sein Team verliert 1:2.

Vor 30 Jahren ereignet sich im UEFA-Pokal das erste "Wunder von der Weser". In einem unglaublichen Spiel, das live übertragen wird, biegt Werder Bremen gegen Spartak Moskau die 1:4-Hinspielniederlage um. Frank Neubarth sorgt schon nach zehn Minuten für zwei Tore und Stimmung auf den Rängen. 4:1 heißt es nach 79 Minuten durch Gunnar Sauers Tor, in der Verlängerung zieht Werder zur Freude der 16.000 Besucher auf 6:2 davon und in die dritte Runde ein. Norbert Meier sagt nachher: "Ab heute glaube ich daran, dass es einen Fußball-Gott gibt!"

Vor 25 Jahren triumphiert Borussia Dortmund im UEFA-Pokal. Bei Celtic Glasgow gewinnt die Hitzfeld-Elf 2:1. Stephane Chapuisat und Michael Zorc drehen die Partie binnen fünf Minuten und bringen 32.000 Zuschauer im Celtic-Park zum Schweigen. Jeder Spieler freut sich über 8000 DM Prämie.

Vor zehn Jahren macht Eintracht Frankfurts Torwart Oka Nikolov das Spiel seines Lebens. Kurzfristig für Markus Pröll in die Elf gerückt, rettet er seinem Team bei drückend überlegenen Bayern ein 0:0, was bei 16:0 Chancen kaum zu glauben ist. "Nicht alle werden so viel Glück haben wie Eintracht Frankfurt", sagt Münchens Hamit Altintop. So rückt der HSV nach einem 2:1 gegen Hertha BSC bis auf zwei Punkte an die Bayern heran. "Wir stehen sicher nicht zufällig da oben", sagt HSV-Verteidiger Jerome Boateng. Ebenfalls im Klub der Bayern-Jäger: Werder Bremen, nach einem 1:0 gegen Hansa Rostock Dritter. Auch Hannover 96 hat sich seinen 5. Platz hart erarbeitet, diesmal reicht es zu einem 2:1 über Borussia Dortmund. Mit dem Titelrennen hat Meister VfB Stuttgart wenig zu tun, immerhin gibt es in Nürnberg nun die ersten Auswärtspunkte (1:0). Das Tor von Mario Gomez stürzt den Club auf Platz 16 und direkt in die Krise, Sportdirektor Martin Bader gibt Trainer Hans Meyer vorauseilend eine Jobgarantie: "Meyer wird mit uns in die Rückrunde gehen." Bayer Leverkusen gewinnt am höchsten, das 4:0 gegen Bielefeld ist ein Fall für Zwei: Sergej Barbarez und Theofanis Gekas treffen doppelt.

4. November

Vor 100 Jahren gewinnt die Spielvereinigung Fürth ihr Gauliga-Heimspiel gegen den BSC Nürnberg mit 11:0, Walter Lüscher erzielt sieben Tore. Die desolaten Gäste vergeben sogar ihre Elfmeterchance. Damit endet die "Herbstrunde" im Kriegsjahr 1917, die Fürther landen auf Platz zwei – hinter dem 1. FC Nürnberg.

Vor 50 Jahren spielt die Bundesliga. Vor dem 12. Spieltag richtet sich das Hauptinteresse auf die Partie zwischen dem 1. FC Köln und den noch ungeschlagenen Nürnbergern, doch obwohl die vor 52.000 Zuschauern durchaus furios verläuft (3:3), geht es hinterher vor allem um das Spektakel vom Bökelberg. Borussia Mönchengladbach schafft schon den zweiten zweistelligen Bundesligasieg, fegt Borussia Neunkirchen mit 10:0 (2:0) vom Platz. Peter Meyer trifft allein vier Mal und führt mit sagenhaften 16 Treffern die Torschützenliste an. Gäste-Trainer Zeljko Cajkovski, Bruder von Bayerns "Tschik", nimmt die Schuld auf sich: "Hätte ich nicht in der Halbzeit gesagt, wir müssten offensiver spielen, hätten wir nur 5:0 verloren." Folgen haben auch die Äußerungen von Nürnbergs Trainer Max Merkel in Köln, wo er auch mit Gesten Zuschauer, Spieler und Trainer der Kölner beleidigt. Grund dafür: die allzu harte Kölner Gangart. "Jeder hat gesehen, dass wir zwei uns da unten etwas Böses zu sagen hatte. Ich will in der Öffentlichkeit nicht sagen, was der Max Merkel zu mir gesagt hat, aber ich erwarte eine Entschuldigung.", berichtet Kollege Willi Multhaup. Das Sport Magazin schreibt vom "Trainerkrieg in Köln." Merkel muss später vor das DFB-Sportgericht und wird zu 24.000 DM Strafe verurteilt, entsprechend zweier Monatsgehälter. Mehr mag zunächst geärgert haben, dass die Bayern durch ein Ohlhauser-Tor 1:0 bei Schlusslicht Schalke gewinnen und den Rückstand auf vier Punkte verkürzen. Es ist eins von drei Spielen, die 0:1 enden. Aufsteiger Alemannia Aachen entführt die Punkte aus Bremen und klettert in unerreichte Regionen (Platz 7), der MSV Duisburg gewinnt gar auf dem Betzenberg, ist Fünfter. Davor liegen noch die Gladbacher und Meister Eintracht Braunschweig, dem zuhause gegen den KSC ebenfalls ein Tor von Lothar Ulsaß reicht, um zu siegen. Borussia Dortmund dagegen fällt nach dem 0:3 bei 1860 München schon fast aussichtslos zurück.

Vor 40 Jahren ist der 1. FC Kaiserslautern nach dem Freitagsspiel der Bundesliga für einen Tag Tabellenführer. Nach 0:2-Pausenrückstand gewinnen die Pfälzer noch mit 3:2, ein Elfmeter, ein Eigentor und ein Verteidigertor (von Reinhard Meier) machen es möglich.

Vor 30 Jahren ziehen drei deutsche Teams in die nächste Europapokal-Runde ein. Meister FC Bayern zittert gegen Xamax Neuchatel bis zuletzt, Hansi Pflügler (87.) und Jürgen Wegmann (90.) erzielen die erlösenden Tore. Lothar Matthäus hat zuvor einen Elfmeter verschossen. Am Nachmittag hat der FC Bayern einen prominenten Zugang präsentiert: Mark Hughes wird vom FC Barcelona ausgeliehen. Der Kicker ist besorgt: "Mark Hughes spricht kein Wort Deutsch!"

Im UEFA-Pokal reicht Bayer Leverkusen ein spätes Tor von Christian Schreier, den FC Toulouse auszuschalten (1:0), Borussia Dortmund kann sich bei Velez Mostar eine 1:2-Niederlage leisten. Auch hier ist erst in der 90. Minute alles klar, als Frank Mill das 1:1 erzielt. Das 2:1 im Gegenzug richtet keinen Schaden mehr an. Aus der Reihe tanzt nur Pokalsieger HSV, für den Ajax Amsterdam eine Nummer zu groß ist. Wieder einmal der Sündenbock bei der 0:2-Pleite: Torwart Mladen Pralija. Der Kicker schreibt, Arnold Mührens 22-Meter-Schuss "hätte jeder bessere Bundesliga-Torwart mit der Mütze gehalten."

Vor 25 Jahren scheidet Titelverteidiger Werder Bremen aus dem Europapokal der Pokalsieger aus. Ein 0:1 bei Sparta Prag besiegelt das Aus der Rehhagel-Elf, die nach dem Hinspiel (2:3) bereits schlechte Karten hatte. Wynton Rufer sieht die Rote Karte, als eh alles zu spät ist (89.). Im UEFA-Pokal erwischt es auch Eintracht Frankfurt nach einem 0:1 bei Galatasaray Istanbul, der frühere Bayern-Amateur Ugur Tütüneker schießt nach sechs Minuten das einzige Tor. Besser macht es der 1. FC Kaiserslautern (2:2 bei Sheffield Wednesday), der mit dem am Vortag siegreichen BVB die deutsche Fahne noch hoch hält.

Vor 20 Jahren erreicht der Karlsruher SC die 3. Runde im UEFA-Pokal. Nach einem 2:0 in Metz reicht im Heimspiel ein 1:1, Thomas Häßlers direkt verwandelter Freistoß zum Ausgleich vertreibt die letzten Zweifel. Für 1860 München ist dagegen alles vorbei, der 2:1-Heimsieg gegen Rapid Wien reicht nicht. Dabei führen die Löwen schon nach 23 Minuten mit 2:0 und sind nach einem Platzverweis in Überzahl, schießen aber das fehlende dritte Tor nicht mehr. Stattdessen dezimieren sie sich selbst, Pürk und Stevic fliegen nach der Pause binnen sieben Minuten runter und dann kassieren sie noch ein Tor. "Wir sind so blöd", stellt Harald Cerny treffend fest.

Vor zehn Jahren fallen in den beiden Sonntagsspielen der Bundesliga neun Tore. Acht davon in Bochum, wo Gastgeber VfL den Namensvetter aus Wolfsburg 5:3 schlägt und die Abstiegsränge verlässt. Gäste-Trainer Felix Magath lästert: "Wir waren in Gedanken wohl schon in der Champions League. Der Karlsruher SC obsiegt im Aufsteigerduell gegen den MSV Duisburg mit 1:0 und macht es sich auf Platz vier gemütlich. Dank einer Abwehr, die seit 409 Minuten kein Tor zulässt.

5. November

Vor 40 Jahren wird in der Bundesliga der 14. Spieltag ausgetragen. Er bringt einen spektakulären Rekord, erstmals erzielt ein Verteidiger vier Tore. Nationalspieler Bernard Dietz vom MSV Duisburg hält es im Heimspiel gegen die Bayern nicht hinten, nach 75 Minuten führen die Gäste ja 3:2. Da glückt Dietz, der schon die ersten beiden MSV-Tore erzielt hat, binnen zwei Minuten ein Doppelschlag. Die demoralisierten Bayern brechen völlig ein, verlieren schließlich 3:6. "Als Kapitän habe ich Vorbild zu sein", wiegelt Dietz ab. Die Bayern stürzen auf Platz 14 in Regionen, die sie nicht kennen. Kapitän Gerd Müller: "Das ist schwieriger für uns als für andere Mannschaften. Wir haben jahrelang an der Spitze gespielt und wissen überhaupt nicht, wie es da unten zugeht." Ortsrivale TSV 1860 weiß das umso besser, der Aufsteiger bleibt sieglos, holt gegen Werder Bremen immerhin den dritten Punkt (0:0), aber Herbert Scheller verschießt einen Elfmeter gegen den Konkurrenten im Keller. Das Titelrennen verspricht große Spannung. Die ersten sieben trennen nur drei Punkte. Köln behält nach einem 2:2 in Frankfurt die Spitze, Heinz Flohes Tor rettet ein Remis. Eintracht-Kapitän Jürgen Grabowski schießt sein 100. Bundesligator. Schalke fällt nach der ersten Niederlage in Dortmund seit zehn Jahren auf den 3. Platz, nach dem 1:2 verlieren einige die Nerven. Der Elfmeter, den Lothar Huber in der 87. Minute versenkt, ist umstritten. Ein Schalke-Fan will Schiedsrichter Meuser ans Leder, dem Klaus Fischer dermaßen deutlich die Meinung geigt dass er einen Sonderbericht provoziert. Meister Borussia Mönchengladbach schlägt Saarbrücken mit 6:1 und ist nun Vierter. Saarbrückens Stürmer Werner Heck stellt einen kuriosen Bundesligarekord auf: kaum eingewechselt, unterläuft ihm nach einer Minute ein Eigentor. Es ist das schnellste Joker-Eigentor aller Zeiten. Neu in der Spitzengruppe: der VfB Stuttgart. Auch wenn die Leistung im Aufsteigerduell mit St. Pauli (1:0) zu wünschen übriglässt, nur Walter Kelsch trifft. Der HSV gewinnt sein erstes Heimspiel nach der Trainerentlassung – ohne Rudi Gutendorf reicht es zu einem 3:1 gegen Bochum und Platz sieben. Zwei Tore gelingen Ferdinand Keller. Hertha BSC gewährt Frauen freien Eintritt beim 1:0 gegen Eintracht Braunschweig, für das 22.000 Männer Eintritt zahlen.

Vor 20 Jahren verliert Bayern München in der Champions League bei Paris St. Germain mit 1:3. Markus Babbel macht zwar den frühen Rückstand weg, aber ein Eigentor von Michael Tarnat bringt die Münchner wieder auf die Verliererstraße. Tabellenführer ihrer Gruppe bleiben sie trotzdem. Besser ergeht es Borussia Dortmund (2:0 vs. AC Parma durch zwei Möller-Tore) und Bayer Leverkusen (4:1 vs. Sporting Lissabon). Torjäger Ulf Kirsten muss zwar zur Pause kreidebleich im Gesicht mit Magenkrämpfen ausscheiden, doch andere springen für ihn: Emerson (2), Martin Frydek und Paulo Rink treffen. Im UEFA-Pokal erreicht Titelverteidiger Schalke durch ein 2:1 beim RSC Anderlecht die 3. Runde, obwohl die Belgier zur Pause führen und insgesamt gleich gezogen haben. "Die Jungs haben Moral gezeigt, das war das Wichtigste", lobt Trainer Huub Stevens. Marco van Hoogdalem und Marc Wilmots schießen die Tore, die den Traum von der Titelverteidigung weiter leben lassen. Auf den Rängen kommt es zu Prügeleien zwischen beiden Fan-Lagern.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

30. Oktober

Vor 90 Jahren verfolgen 40.000 Zuschauer das Spitzenspiel der Bezirksliga Main-Hessen zwischen dem FSV Frankfurt und der Eintracht. Beide sind noch ungeschlagen, was sich in den packenden 90 Minuten ändert. Eintracht, offiziell der Gast im von beiden Klubs genutzten Riederwaldstadion, gewinnt mit 2:0. Der Kicker stellt fest: "Eintracht war eine Mannschaft mit der rückhaltgebenden Stärke des gewohnten Zusammenspiels, der Fußballsportverein bildete ein Experimentationsteam, das in ungewohnten Geleisen laufend seine gewohnten Kräfte meist einsetzen konnte. Eintracht hat Haltung in großen Spielen bekommen…". Kicker-Reporter Ludwig Isenburger lässt sich in den ersten 50 Zeilen seines Berichts über den rüden Ordnungsdienst des FSV aus und wirft ein Schlaglicht auf die 1927 noch große Rivalität der Frankfurter Klubs.

Vor 30 Jahren verteidigt Werder Bremen in der Bundesliga die Tabellenführung. An einem Freitagabend schlägt der SVW die Frankfurter Eintracht im Weser-Stadion 2:0. Beide Tore fallen zum ominösen "psychologisch ungünstigen Zeitpunkt" in der 44. und 45. Minute. Nach Mirko Votavas Tor erhöht der Ex-Bremer Dieter Schlindwein mit einem Eigentor auf 2:0.

Vor zehn Jahren beginnt die 2. Runde im DFB-Pokal, die für acht Bundesligisten die letzte ist. Eine Blamage ist an diesem Dienstag aber nur das 0:2 von Hertha BSC bei Regionalligist Wuppertaler SV, der nach dem Platzverweis von Joe Simunic (75.) noch in der regulären Spielzeit zu zwei Toren kommt. "Die Niederlage ist verdient", gesteht Kapitän Arne Friedrich. Manager Dieter Hoeneß warnt Seriensünder Simunic (4. Platzverweis 2007): "So darf es nicht weitergehen, so macht Joe sich alles kaputt." Auch Bochums 2:3 bei Zweitligist Alemannia Aachen ist eine Überraschung, zwei VfL-Profis sehen Rot. In zwei reinen Bundesligaduellen verabschieden sich der Karlsruher SC (0:1 gegen Wolfsburg) und Hannover 96, das es auf Schalke immerhin in die Verlängerung (0:2) schafft. Auch Werders Amateure kommen weiter, im Elfmeterschießen gegen Zweitligist St. Pauli (4:2). Den leichtesten Sieg fährt Hansa Rostock im Zweitligaduell mit Kickers Offenbach (6:0) ein. OFC-Trainer Wolfgang Frank tritt frustriert zurück.

31. Oktober

Vor 80 Jahren beginnt das Achtelfinale im Tschammer-Pokal, dem Vorläufer des DFB-Pokals. Nur fünf Partien finden statt und die zwischen Borussia Dortmund und FV Duisburg (1:1) muss in die Wiederholung, als hätten beide Teams nicht schon genug Schaden angerichtet. Nach zwei Platzverweisen und etlichen Verletzten tadelt der Fußball: "Nein, Kinder, so denken wir uns unseren Sport, unser Fußballsiel nicht!" Eine Wiederholungspartie droht auch dem Meister. Schalke 04 kommt erst durch ein Handelfmeter-Tor von Ernst Pörtgen in Braunschweig in der letzten Minute der Verlängerung weiter. 22.000 Zuschauer applaudieren auch dem tapferen Verlierer, für den Kicker ist die Eintracht "eine Mannschaft mit Zukunft". Nur nicht im laufenden Pokal. Um den spielen noch der Dresdner SC (3:0 vs. TV Eimsbüttel), alle Tore markiert Helmut Schön, der VfB Stuttgart (2:1 vs. Hannover 96) und der Berliner SV 92 (1:0 vs. SpVgg. Fürth), obwohl Feldspieler Paul Holzhaus den BSV-Torwart von Beginn an vertreten muss. Die restlichen Partien folgen am ersten November-Sonntag anno 1937.

Im Ligabetrieb läuft nicht nur wegen des Pokals weniger als sonst, in Baden ruht bereits seit zwei Wochen "zur Verhütung der Verbreitung der Maul- und Klauenseuche" der Ball.

Vor 30 Jahren wird der 14. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spitzentrio punktet geschlossen. Nach Bremens Sieg am Vortag zieht der weiter ungeschlagene 1. FC Köln nach, Klaus Allofs schießt das Tor des Tages gegen den HSV (1:0). Einen Punkt hinter dem Duo lauert Meister Bayern, der in Bochum 2:0 gewinnt. Glück für die Bayern: Lothar Woelk schießt beim Stand von 0:0 einen Elfmeter hoch übers Tor, vielleicht auch weil Michael Rummenigge den Ball unbemerkt vom Schiedsrichter noch ein Stückchen versetzt hat? Apropos Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder, der humorvolle Typ aus dem Revier (und dem Leben), pfeift in Hannover sein 100. Bundesliga-Spiel und erhält von beiden Spielführern Blumen. Er dankt es mit je einem Elfmeter und nur je einer Gelben Karte. Borussia Mönchengladbach gewinnt 3:0 auf Schalke, der VfB Stuttgart 4:1 gegen Bayer Leverkusen. VfB-Verteidiger Michael Schröder schnürt seinen ersten Tore-Doppelpack in der Bundesliga. Aufsteiger Karlsruher SC rückt auf Platz sechs vor, weil Trainer Winfried Schäfer gegen Schlusslicht FC Homburg die richtigen Leute einwechselt: Helmut Hermann und Jochen Heisig sind Joker, die stechen. Borussia Dortmund verliert 1:2 in Uerdingen und rutscht auf Platz 17. Uerdingens Trainer Horst Köppel erklärt auf der Pressekonferenz das kleine Fußball-Einmaleins: "Drei halbe Elfmeter sind kein ganzer". Eine Anspielung auf einen vermeintlichen Konzessionselfmeter für den BVB.

Vor 25 Jahren wird der zwölfte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Im furiosen Süd-Schlager in Stuttgart verteidigt der FC Bayern Punkte und Spitze. Nach torloser erster Hälfte geht der VfB in Führung, am Ende lachen die Bayern (3:2), bei denen der bis dahin unbekannte Österreicher Harald Cerny (ein Tor, zwei Tor-Vorlagen) herausragt. Ein Kuriosum ereignet sich in Saarbrücken, es sieht nur keiner: in der Halbzeit wird Dortmunds Ersatzkeeper Wolfgang "Teddy" de Beer in der Kabine eingeschlossen. Er schlägt eine Scheibe ein und befreit sich selbst. Glück bringen die Scherben nicht, Borussia verliert 1:3. In Nürnberg kommt es zum Duell der konkurrierenden Nationaltorhüter Bodo Illgner (Köln) und Andy Köpke, in der 45. Minute kommen sie sich ziemlich nahe. Da verwandelt Köpke den Elfmeter zum 1:1 und sagt später: "Ich habe nicht an Bodo gedacht. Wir lagen hinten und brauchten das Tor." In Bochum fliegen nach dem 1:3 gegen Kaiserslautern Flaschen, auch hier klirren Scheiben. Auf Platz 18 wird es ungemütlich für den Trainer, VfL-Vorstand Horst Christopeit fragt sich: "Ist dem Holger Osieck das Arbeiten hier menschlich noch zuzumuten?"

Vor 20 Jahren startet die Bundesliga furios in den 13. Spieltag. In den drei Freitagspartien fallen 16 Tore. Neun allein sind in Duisburg zu bestaunen, wo der MSV gegen Borussia Mönchengladbach 4:5 unterliegt. Der MSV holt einen 2:4-Rückstand bis zur 88. Minute auf, da sticht Borussen-Joker Andrzej Juskowiak zum zweiten Mal in seinem nur 21minütigen Einsatz. MSV-Trainer Friedhelm Funkel: "Wir müssen die Partie ganz schnell vergessen, auch wenn's ein Riesenspiel war!" Tabellenführer und Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern holt nach 0:2-Rückstand noch ein 2:2 bei Borussia Dortmund, Olaf Marschall trifft doppelt und Weltmeister Andreas Brehme gibt alle Zurückhaltung auf: "Ich werde nächste Woche 37, am Saisonende ist Schluss. Da wäre es natürlich das Größte, wenn ich als Meister abtrete."

Vor zehn Jahren wird die 2. Pokalrunde mit dem Klassiker Bayern München – Borussia Mönchengladbach abgeschlossen. Allerdings sind die Gäste 2007/08 zweitklassig. Umso respektabler ist das Resultat von 3:1 für den Tabellenführer der Bundesliga, der erst nach der Pause trifft. Luca Toni glückt ein Doppelschlag, nach Marcel Ndjengs 2:1 muss Joker Miroslav Klose nachlegen. "Wir haben versucht, uns nicht zu verstecken", sagt Borussen-Coach Jos Luhukay. Versuch geglückt! Auch in den beiden Bundesligaduellen gewinnen die Gastgeber. Borussia Dortmund schlägt Eintracht Frankfurt mit 2:1. Der MSV Duisburg ist in Bremen chancenlos (0:4). Der HSV erledigt seine Pflicht im Heimspiel gegen den SC Freiburg (3:1), Joker Rafael sticht und entscheidet die Partie mit seinem Tor in letzter Minute. Eine böse Überraschung erlebt Titelverteidiger 1. FC Nürnberg, der ausgerechnet bei Trainer Hans Meyers Ex-Klub Carl Zeiss Jena zwei Mal führt, letztlich ins Elfmeterschießen muss und 4:5 verliert – weil Dominik Reinhardt übers Tor drischt. Nur knapp davon kommen Meister VfB Stuttgart (3:2 im Heimspiel gegen SC Paderborn) und Arminia Bielefeld (2:1 in Koblenz), beide brauchen gegen die Zweitligisten die Verlängerung. Stuttgart wird erst in der 118. Minute durch Mario Gomez erlöst. Dagegen erwischt es Zweitligist Kaiserslautern bei Regionalligist Rot-Weiß Essen, nach dem 1:2 singt der Anhang "Wir haben die Schnauze voll". Trainer Kjetil Rekdal: "Einfach nur frustrierend, wie wir hier aufgetreten sind."

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1. November

Vor 75 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ihr vorletztes Länderspiel während des Krieges und das letzte auf deutschem Boden. Kroatien wird in einem Test in Stuttgart 5:1 (2:0) besiegt, die Tore teilen sich Ernst Willimowski (2), Paul Janes, Fritz Walter und August Klingler. Für die Flügelzange der legendären Breslau-Elf, Ernst Lehner und Adolf Urban, ist es bereits das letzte Länderspiel. Rekordnationalspieler Janes wird vor der Partie für sein 70. Spiel mit einem Blumengebinde geehrt. Mit einem Elfmeter eröffnet er den Torreigen, Fritz Walter gelingt noch vor der Pause eines seiner seltenen Kopfballtore. Der deutsche Sieg fällt etwas zu hoch aus.

Am selben Tag finden Gau-Liga-Spiele statt. Ein kleiner Streifzug: Das Hamburger Derby zwischen St. Pauli und dem HSV hat keinen Sieger (2:2), ebenso wenig das Frankfurter zwischen Eintracht und FSV (1:1). Werder Bremen unterliegt Tabellenführer Wilhelmshaven 05 mit 3:4, Schalke gewinnt beim VfL Bochum 5:3, 1860 München in Straubing mit 10:1. Das Rekord-Ergebnis vermeldet der Mitte-Gau: SV 05 Dessau – 1. SV Gera 17:0, Stürmer Schmeißer gelingen neun Tore. Auch im Sudetenland fallen 17 Tore, Aussig macht es gegen Prosetitz etwas gnädiger (15:2).

Vor 25 Jahren ist der KSC eine echte Spitzenmannschaft. Im Sonntags-Spiel der Bundesliga schlagen die Karlsruher Eintracht Frankfurt nach Rückstand 4:1 und klettern auf den dritten Platz. Die Eintracht, vorher Aspirant auf die Tabellenführung, fällt auf Platz vier zurück. Ärger gibt es beim KSC trotzdem, SAT.1 überträgt das Spiel entgegen den Erwartungen nicht. Trainer Winfried Schäfer: "Das wäre eine einmalige Chance gewesen, auch einem kleinen Klub mal etwas zukommen zu lassen." Der Sender lehnt ab, man fürchte eine "Übersättigung der Zuschauer".

Vor 20 Jahren wird der 13. Bundesligaspieltag ausgetragen. In München schlagen die Wellen der Empörung hoch. Das Derby zwischen den Bayern und 1860 hat keinen Sieger (2:2), aber viele Verlierer. Schiedsrichter Hellmut Krug zückt in der harten Partie sechs Gelbe Karten, Bayerns Sammy Kuffour schickt er gar vom Platz. Die Entscheidung führt zu Tumulten, Bayerns Mario Basler gerät mit 1860-Trainer Werner Lorant an der Seitenlinie aneinander, auch mit dessen Assistenten Peter Pacult reibt sich Basler. Manager Uli Hoeneß schimpft über Krug und versichert: "Wir werden ihn künftig ablehnen!". Schiedsrichter-Obmann Volker Roth weist Hoeneß zurecht: "Ich lasse mich von niemandem in meiner Ansetzung beeinflussen. Es kann sein, dass ich Hellmut Krug in drei, vier Wochen wieder für ein Bayern-Spiel einteile."

Glückliche Mienen dagegen bei Hertha BSC nach dem ersten Auswärtssieg (2:0 in Bremen), mit dem die Ablösung von Trainer Jürgen Röber kein Thema mehr ist. In Köln sehen sie, dass ein Trainerwechsel auch kein Allheilmittel ist, Lorenz-Günther Köstner hat das Team nicht aus den Abstiegsrängen manövrieren können. Es setzt ein 1:3 in Karlsruhe, ausgerechnet FC-Idol Thomas Häßler sorgt mit einem Doppelschlag für den Genickbruch.

2. November

Vor 70 Jahren spielen die drei Oberligen. Im Süden kommt es zur Sensation, die noch ungeschlagenen Bayern verlieren ausgerechnet bei Schlusslicht Um 46 mit 1:2. Held des Tages ist Ulms Torwart Toni Turek, der im DFB-Dress noch andere Heldentaten vollbringen wird. Bayern bleibt trotzdem Erster, spürt aber nun den heißen Atem von Lokalrivale TSV 1860 (3:1 bei RW Frankfurt), auch der 1. FC Nürnberg (3:0 vs. Schweinfurt) ist in Schlagdistanz. Auf keinem Tippzettel steht das 6:0 von Phönix Mühlburg über die Frankfurter Eintracht, die in die untere Tabellenhälfte abrutscht. Im Spiel der Sportfreunde Stuttgart gegen Viktoria Aschaffenburg gibt es die größte Aufregung: nach einem im Nachschuss verwandelten Elfmeter der Heimelf wird fünf Minuten debattiert, dann das Tor annulliert. Da Franz Kronenbitter den Pfosten getroffen hat (ohne Torwartberührung), hätte er nicht nachschießen dürfen.

Der Westen meldet nach dem 8. Spieltag schon seinen fünften Tabellenführer. Nun regieren die Außenseiter der Sportfreunde Katernberg das 13er-Feld, nach einem 5:1 in Witten und einer 0:1-Pleite von Oberhausen in Aachen. Schalke 04 kommt endlich zum ersten Sieg, ohne die 42-Jährigen Kuzorra und Szepan läuft es plötzlich. Herbert Burdenski schießt alle Tore zum 4:2 über Preußen Dellbrück und vergibt noch einen Elfmeter, was er sich an diesem Tag leisten kann. Nur im Norden gibt es noch ungeschlagene Teams: St. Pauli (3:0 in Braunschweig) führt das Feld an, der HSV (2:2 bei Concordia Hamburg vor 22.500 Zuschauern am Millerntor) und der spielfreie VfL Osnabrück. Im Norden gibt es auch die einzig punktlose Elf: Hannover 96 verliert sogar das Heimspiel gegen den bis dahin ebenfalls "blanken" Bremer SV mit 2:3 und begrüßt nur noch 5000 Zuschauer.

Vor 40 Jahren lässt die Bundesliga Federn im Europapokal. Nach der 2. Runde sind von sechs Teams nur noch vier dabei. Pokalsieger-Cup-Verteidiger HSV reicht ein 1:1 und eine starke Leistung beim RSC Anderlecht nicht, immerhin gibt's Expertenlob. "Um diesen HSV war es schade", titelt der Kicker, der mit dem anderen Verlierer des Abends weniger rücksichtsvoll umgeht: "Schalke völlig von der Rolle". Die Königsblauen verabschieden sich vor 70.600 enttäuschten Anhängern mit einem 1:3 gegen den FC Magdeburg aus dem UEFA-Cup. Schon zur Pause steht es 0:2, nach dem 2:4 im Hinspiel ist längst alles gelaufen. "Magdeburg führte die Schsalker in der 1. Halbzeit regelrecht vor". Jürgen Pommerenke schießt noch sein zweites Tor, das 1:3 von Erwin Kremers interessiert nur die Statistiker. Erfolgreicher dagegen der Auftritt von Meister Borussia Mönchengladbach im Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad (5:1), das Allan Simonsens Doppelschlag schon nach 32 Minuten entschieden hat (nach 3:0 im Hinspiel). Auch Eintracht Braunschweig (4:0 vs. Start Kristiansand) und Eintracht Frankfurt (4:3 vs. FC Zürich) erfüllen ihre Pflicht. Bayern München macht es unerwartet spannend und rettet nur noch einen Treffer von seinem klaren Hinspielvorsprung (3:0) gegen die Bulgaren von Marek Stanke Dimitrov, die schon nach 37 Minuten 2:0 führen – und es dabei belassen. Vor dem Spiel gibt es Ärger, Jupp Kapellmann beschwert sich über seine Ersatzspielerrolle bei Präsident Wilhelm Neudecker. Kapellmann: "Unser Trainer geht immer den Weg des geringsten Widerstands. Ich bin sauer!" Neudecker fällt es jedoch nicht ein, Dettmar Cramer in die Aufstellung rein zu regieren. Nach der Pause darf Kapellmann helfen, den Vorsprung über die Zeit zu retten. Die DDR-Vertreter werden halbiert. Meister Dynamo Dresden feiert immerhin einen Achtungserfolg gegen Liverpool (2:1), hätte aber vier Tore mehr gebraucht. Pokalsieger Lok Leipzig unterliegt 1:2 bei Betis Sevilla. Carl Zeiss Jena muss nach einem 1:1 gegen RWD Molenbeek ins Elfmeterschießen und gewinnt vor eigenem Publikum 6:5, zieht mit Magdeburg ins Achtelfinale des UEFA-Pokals ein.

Vor 25 Jahren trennt sich der VfL Bochum im Bundesliga-Abstiegskampf von Trainer Holger Osieck. Präsident Ottokar Wüst spricht von "einer Entscheidung zum Wohle des Vereins."

Vor zehn Jahren feiert Schlusslicht Energie Cottbus zum Auftakt des 12. Bundesligaspieltags endlich den ersten Sieg. Sekunden nach der Pause fällt im Heimspiel gegen Schalke der einzige Treffer durch Christian Basilla, wofür sich der Franzose beinahe entschuldigt: "Mein Job ist es eigentlich nicht, Tore zu machen."

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3. November

Vor 70 Jahren beginnt an der Kölner Sporthochschule der erste Fußball-Lehrer-Lehrgang nach dem Krieg. Geleitet wird er von Sepp Herberger. Unter den Traineraspiranten befinden sich die Ex-Nationalspieler Paul Janes, Rudi Gellesch und Willy Jürissen.

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Alle vier Tabellenführer bleiben im Amt, nur einer gewinnt nicht: Alemannia Aachen verpasst im Westen durch ein 1:1 gegen Preußen Münster die vorzeitige Herbstmeisterschaft, auf die der Duisburger SV (1:0 in Hamborn) und Schalke (4:2 vs. Sodingen; Otto Laszig trifft aus 40 Metern zum 2:1) noch minimale theoretische Ansprüche erheben. Der Deutsche Meister Borussia Dortmund kann das nicht mehr, fällt nach der 2:4-Heimpleite gegen Fortuna Düsseldorf gar auf Platz acht zurück. In Herne muss der Schiedsrichter nach dem 1:1 gegen RW Essen vor den Gäste-Fans von der Polizei geschützt werden. Im Süden bleibt es beim Dreikampf zwischen Nürnberg (4:0 vs. Regensburg), Eintracht Frankfurt (1:0 in Schweinfurt) und dem Karlsruher SC (2:1 vs. Fürth). Endrunden-Ambitionen demonstriert auch der VfB Stuttgart unter Sepp Herbergers gestrengen Augen mit seinem 6:0 beim VfR Mannheim. Die Bayern kommen in Aschaffenburg mit 1:5 unter die Räder und konzentrieren sich auf den Abstiegskampf. Südwest-Primus FK Pirmasens ist längst Herbstmeister und nach dem 2:0 in Trier dem Verfolgertrio sieben Punkte enteilt. Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern gehört zwar dazu, ist nach dem 3:1 über Phönix Ludwigshafen aber nur ungewohnter Vierter. Im Norden dreht der HSV einsam seine Kreise, nach dem 2:0 gegen Osnabrück sind es schon fünf Punkte Vorsprung auf den neuen Zweiten Eintracht Braunschweig (5:2 vs. Altona). Werder Bremen schießt sich gegen Göttingen (5:1) den Frust vom Leib und vom 15. auf den 11. Platz.

In der 2. Liga Süd fängt sich Schiedsrichter Reichert auf dem Weg in die Kabinen in Helmbrechts eine Ohrfeige von einer Zuschauerin, "die mit seiner Spielleitung nicht einverstanden war", wie der Kicker zu berichten weiß. VfB Helmbrechts unterliegt Ulm 46 mit 1:2.
Nicht ungefährlich verläuft der Sonntag auch für Bernd Trautmann, dem deutschen Torwart bei Manchester City. Er wird bei Arsenal London mit Feuerwerkskörpern beschossen. So was gibt es schon 1957, allerdings nur wegen des "Guy-Fawkes-Day" in Erinnerung an ein Sprengstoffattentat auf das Parlament anno 1605, bei dem in England traditionell gezündelt wird. Trautmann übersteht den Spuk unbeschadet, aber sein Team verliert 1:2.

Vor 30 Jahren ereignet sich im UEFA-Pokal das erste "Wunder von der Weser". In einem unglaublichen Spiel, das live übertragen wird, biegt Werder Bremen gegen Spartak Moskau die 1:4-Hinspielniederlage um. Frank Neubarth sorgt schon nach zehn Minuten für zwei Tore und Stimmung auf den Rängen. 4:1 heißt es nach 79 Minuten durch Gunnar Sauers Tor, in der Verlängerung zieht Werder zur Freude der 16.000 Besucher auf 6:2 davon und in die dritte Runde ein. Norbert Meier sagt nachher: "Ab heute glaube ich daran, dass es einen Fußball-Gott gibt!"

Vor 25 Jahren triumphiert Borussia Dortmund im UEFA-Pokal. Bei Celtic Glasgow gewinnt die Hitzfeld-Elf 2:1. Stephane Chapuisat und Michael Zorc drehen die Partie binnen fünf Minuten und bringen 32.000 Zuschauer im Celtic-Park zum Schweigen. Jeder Spieler freut sich über 8000 DM Prämie.

Vor zehn Jahren macht Eintracht Frankfurts Torwart Oka Nikolov das Spiel seines Lebens. Kurzfristig für Markus Pröll in die Elf gerückt, rettet er seinem Team bei drückend überlegenen Bayern ein 0:0, was bei 16:0 Chancen kaum zu glauben ist. "Nicht alle werden so viel Glück haben wie Eintracht Frankfurt", sagt Münchens Hamit Altintop. So rückt der HSV nach einem 2:1 gegen Hertha BSC bis auf zwei Punkte an die Bayern heran. "Wir stehen sicher nicht zufällig da oben", sagt HSV-Verteidiger Jerome Boateng. Ebenfalls im Klub der Bayern-Jäger: Werder Bremen, nach einem 1:0 gegen Hansa Rostock Dritter. Auch Hannover 96 hat sich seinen 5. Platz hart erarbeitet, diesmal reicht es zu einem 2:1 über Borussia Dortmund. Mit dem Titelrennen hat Meister VfB Stuttgart wenig zu tun, immerhin gibt es in Nürnberg nun die ersten Auswärtspunkte (1:0). Das Tor von Mario Gomez stürzt den Club auf Platz 16 und direkt in die Krise, Sportdirektor Martin Bader gibt Trainer Hans Meyer vorauseilend eine Jobgarantie: "Meyer wird mit uns in die Rückrunde gehen." Bayer Leverkusen gewinnt am höchsten, das 4:0 gegen Bielefeld ist ein Fall für Zwei: Sergej Barbarez und Theofanis Gekas treffen doppelt.

4. November

Vor 100 Jahren gewinnt die Spielvereinigung Fürth ihr Gauliga-Heimspiel gegen den BSC Nürnberg mit 11:0, Walter Lüscher erzielt sieben Tore. Die desolaten Gäste vergeben sogar ihre Elfmeterchance. Damit endet die "Herbstrunde" im Kriegsjahr 1917, die Fürther landen auf Platz zwei – hinter dem 1. FC Nürnberg.

Vor 50 Jahren spielt die Bundesliga. Vor dem 12. Spieltag richtet sich das Hauptinteresse auf die Partie zwischen dem 1. FC Köln und den noch ungeschlagenen Nürnbergern, doch obwohl die vor 52.000 Zuschauern durchaus furios verläuft (3:3), geht es hinterher vor allem um das Spektakel vom Bökelberg. Borussia Mönchengladbach schafft schon den zweiten zweistelligen Bundesligasieg, fegt Borussia Neunkirchen mit 10:0 (2:0) vom Platz. Peter Meyer trifft allein vier Mal und führt mit sagenhaften 16 Treffern die Torschützenliste an. Gäste-Trainer Zeljko Cajkovski, Bruder von Bayerns "Tschik", nimmt die Schuld auf sich: "Hätte ich nicht in der Halbzeit gesagt, wir müssten offensiver spielen, hätten wir nur 5:0 verloren." Folgen haben auch die Äußerungen von Nürnbergs Trainer Max Merkel in Köln, wo er auch mit Gesten Zuschauer, Spieler und Trainer der Kölner beleidigt. Grund dafür: die allzu harte Kölner Gangart. "Jeder hat gesehen, dass wir zwei uns da unten etwas Böses zu sagen hatte. Ich will in der Öffentlichkeit nicht sagen, was der Max Merkel zu mir gesagt hat, aber ich erwarte eine Entschuldigung.", berichtet Kollege Willi Multhaup. Das Sport Magazin schreibt vom "Trainerkrieg in Köln." Merkel muss später vor das DFB-Sportgericht und wird zu 24.000 DM Strafe verurteilt, entsprechend zweier Monatsgehälter. Mehr mag zunächst geärgert haben, dass die Bayern durch ein Ohlhauser-Tor 1:0 bei Schlusslicht Schalke gewinnen und den Rückstand auf vier Punkte verkürzen. Es ist eins von drei Spielen, die 0:1 enden. Aufsteiger Alemannia Aachen entführt die Punkte aus Bremen und klettert in unerreichte Regionen (Platz 7), der MSV Duisburg gewinnt gar auf dem Betzenberg, ist Fünfter. Davor liegen noch die Gladbacher und Meister Eintracht Braunschweig, dem zuhause gegen den KSC ebenfalls ein Tor von Lothar Ulsaß reicht, um zu siegen. Borussia Dortmund dagegen fällt nach dem 0:3 bei 1860 München schon fast aussichtslos zurück.

Vor 40 Jahren ist der 1. FC Kaiserslautern nach dem Freitagsspiel der Bundesliga für einen Tag Tabellenführer. Nach 0:2-Pausenrückstand gewinnen die Pfälzer noch mit 3:2, ein Elfmeter, ein Eigentor und ein Verteidigertor (von Reinhard Meier) machen es möglich.

Vor 30 Jahren ziehen drei deutsche Teams in die nächste Europapokal-Runde ein. Meister FC Bayern zittert gegen Xamax Neuchatel bis zuletzt, Hansi Pflügler (87.) und Jürgen Wegmann (90.) erzielen die erlösenden Tore. Lothar Matthäus hat zuvor einen Elfmeter verschossen. Am Nachmittag hat der FC Bayern einen prominenten Zugang präsentiert: Mark Hughes wird vom FC Barcelona ausgeliehen. Der Kicker ist besorgt: "Mark Hughes spricht kein Wort Deutsch!"

Im UEFA-Pokal reicht Bayer Leverkusen ein spätes Tor von Christian Schreier, den FC Toulouse auszuschalten (1:0), Borussia Dortmund kann sich bei Velez Mostar eine 1:2-Niederlage leisten. Auch hier ist erst in der 90. Minute alles klar, als Frank Mill das 1:1 erzielt. Das 2:1 im Gegenzug richtet keinen Schaden mehr an. Aus der Reihe tanzt nur Pokalsieger HSV, für den Ajax Amsterdam eine Nummer zu groß ist. Wieder einmal der Sündenbock bei der 0:2-Pleite: Torwart Mladen Pralija. Der Kicker schreibt, Arnold Mührens 22-Meter-Schuss "hätte jeder bessere Bundesliga-Torwart mit der Mütze gehalten."

Vor 25 Jahren scheidet Titelverteidiger Werder Bremen aus dem Europapokal der Pokalsieger aus. Ein 0:1 bei Sparta Prag besiegelt das Aus der Rehhagel-Elf, die nach dem Hinspiel (2:3) bereits schlechte Karten hatte. Wynton Rufer sieht die Rote Karte, als eh alles zu spät ist (89.). Im UEFA-Pokal erwischt es auch Eintracht Frankfurt nach einem 0:1 bei Galatasaray Istanbul, der frühere Bayern-Amateur Ugur Tütüneker schießt nach sechs Minuten das einzige Tor. Besser macht es der 1. FC Kaiserslautern (2:2 bei Sheffield Wednesday), der mit dem am Vortag siegreichen BVB die deutsche Fahne noch hoch hält.

Vor 20 Jahren erreicht der Karlsruher SC die 3. Runde im UEFA-Pokal. Nach einem 2:0 in Metz reicht im Heimspiel ein 1:1, Thomas Häßlers direkt verwandelter Freistoß zum Ausgleich vertreibt die letzten Zweifel. Für 1860 München ist dagegen alles vorbei, der 2:1-Heimsieg gegen Rapid Wien reicht nicht. Dabei führen die Löwen schon nach 23 Minuten mit 2:0 und sind nach einem Platzverweis in Überzahl, schießen aber das fehlende dritte Tor nicht mehr. Stattdessen dezimieren sie sich selbst, Pürk und Stevic fliegen nach der Pause binnen sieben Minuten runter und dann kassieren sie noch ein Tor. "Wir sind so blöd", stellt Harald Cerny treffend fest.

Vor zehn Jahren fallen in den beiden Sonntagsspielen der Bundesliga neun Tore. Acht davon in Bochum, wo Gastgeber VfL den Namensvetter aus Wolfsburg 5:3 schlägt und die Abstiegsränge verlässt. Gäste-Trainer Felix Magath lästert: "Wir waren in Gedanken wohl schon in der Champions League. Der Karlsruher SC obsiegt im Aufsteigerduell gegen den MSV Duisburg mit 1:0 und macht es sich auf Platz vier gemütlich. Dank einer Abwehr, die seit 409 Minuten kein Tor zulässt.

5. November

Vor 40 Jahren wird in der Bundesliga der 14. Spieltag ausgetragen. Er bringt einen spektakulären Rekord, erstmals erzielt ein Verteidiger vier Tore. Nationalspieler Bernard Dietz vom MSV Duisburg hält es im Heimspiel gegen die Bayern nicht hinten, nach 75 Minuten führen die Gäste ja 3:2. Da glückt Dietz, der schon die ersten beiden MSV-Tore erzielt hat, binnen zwei Minuten ein Doppelschlag. Die demoralisierten Bayern brechen völlig ein, verlieren schließlich 3:6. "Als Kapitän habe ich Vorbild zu sein", wiegelt Dietz ab. Die Bayern stürzen auf Platz 14 in Regionen, die sie nicht kennen. Kapitän Gerd Müller: "Das ist schwieriger für uns als für andere Mannschaften. Wir haben jahrelang an der Spitze gespielt und wissen überhaupt nicht, wie es da unten zugeht." Ortsrivale TSV 1860 weiß das umso besser, der Aufsteiger bleibt sieglos, holt gegen Werder Bremen immerhin den dritten Punkt (0:0), aber Herbert Scheller verschießt einen Elfmeter gegen den Konkurrenten im Keller. Das Titelrennen verspricht große Spannung. Die ersten sieben trennen nur drei Punkte. Köln behält nach einem 2:2 in Frankfurt die Spitze, Heinz Flohes Tor rettet ein Remis. Eintracht-Kapitän Jürgen Grabowski schießt sein 100. Bundesligator. Schalke fällt nach der ersten Niederlage in Dortmund seit zehn Jahren auf den 3. Platz, nach dem 1:2 verlieren einige die Nerven. Der Elfmeter, den Lothar Huber in der 87. Minute versenkt, ist umstritten. Ein Schalke-Fan will Schiedsrichter Meuser ans Leder, dem Klaus Fischer dermaßen deutlich die Meinung geigt dass er einen Sonderbericht provoziert. Meister Borussia Mönchengladbach schlägt Saarbrücken mit 6:1 und ist nun Vierter. Saarbrückens Stürmer Werner Heck stellt einen kuriosen Bundesligarekord auf: kaum eingewechselt, unterläuft ihm nach einer Minute ein Eigentor. Es ist das schnellste Joker-Eigentor aller Zeiten. Neu in der Spitzengruppe: der VfB Stuttgart. Auch wenn die Leistung im Aufsteigerduell mit St. Pauli (1:0) zu wünschen übriglässt, nur Walter Kelsch trifft. Der HSV gewinnt sein erstes Heimspiel nach der Trainerentlassung – ohne Rudi Gutendorf reicht es zu einem 3:1 gegen Bochum und Platz sieben. Zwei Tore gelingen Ferdinand Keller. Hertha BSC gewährt Frauen freien Eintritt beim 1:0 gegen Eintracht Braunschweig, für das 22.000 Männer Eintritt zahlen.

Vor 20 Jahren verliert Bayern München in der Champions League bei Paris St. Germain mit 1:3. Markus Babbel macht zwar den frühen Rückstand weg, aber ein Eigentor von Michael Tarnat bringt die Münchner wieder auf die Verliererstraße. Tabellenführer ihrer Gruppe bleiben sie trotzdem. Besser ergeht es Borussia Dortmund (2:0 vs. AC Parma durch zwei Möller-Tore) und Bayer Leverkusen (4:1 vs. Sporting Lissabon). Torjäger Ulf Kirsten muss zwar zur Pause kreidebleich im Gesicht mit Magenkrämpfen ausscheiden, doch andere springen für ihn: Emerson (2), Martin Frydek und Paulo Rink treffen. Im UEFA-Pokal erreicht Titelverteidiger Schalke durch ein 2:1 beim RSC Anderlecht die 3. Runde, obwohl die Belgier zur Pause führen und insgesamt gleich gezogen haben. "Die Jungs haben Moral gezeigt, das war das Wichtigste", lobt Trainer Huub Stevens. Marco van Hoogdalem und Marc Wilmots schießen die Tore, die den Traum von der Titelverteidigung weiter leben lassen. Auf den Rängen kommt es zu Prügeleien zwischen beiden Fan-Lagern.

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