Vor 30 Jahren: "Wunder von der Grotenburg"

20. März

Vor 40 Jahren muss Borussia Mönchengladbach um die Titelverteidigung fürchten. Beim Erzrivalen Bayern München kassiert der Meister ein deftiges 0:4, Uli Hoeneß ist mit zwei Treffern und einer herausragenden Leistung der Mann des Tages im Olympiastadion. Auf dem Weg in die Kabinen tröstet Franz Beckenbauer Borussias Berti Vogts: "Ihr macht’s doch!" Der Vorsprung ist auf zwei Punkte geschmolzen, der HSV kann den Ausrutscher nicht voll nutzen und spielt in Essen 1:1. Dafür rückt Eintracht Braunschweig dank eines Hattricks von Wolfgang Frank zum 4:1 gegen Schalke auf vier Zähler heran. Auch Kölns Dieter Müller gelingen drei Tore, das 4:0 in Duisburg markiert den einzigen Auswärtssieg des 25. Spieltags. An dem gibt es eine echte Besonderheit. Eintracht Frankfurt wird gezwungen, gegen Hannover den dritten Torwart einzusetzen. Der erst seit 25 Tagen 17-jährige Jürgen "Fuzzy" Friedl avanciert zum jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten – und das ohne gültige Spielgenehmigung, wie sich erst später herausstellt. Er gehört noch dem jüngeren A-Jugend-Jahrgang an, für den es keine Genehmigung gegeben hätte. Ein Versehen, das folgenlos bleibt. Nur nicht für die Rekordlisten der Liga. Erst 2006 wird Friedl vom Dortmunder Nuri Sahin abgelöst, noch immer steht er auf Rang zwei.

Vor 25 Jahren überrascht Bayern München im Europapokal der Meister. Nach einem 1:1 im Heimspiel gegen den FC Porto schafft das Team von Jupp Heynckes bei Portugals Meister mit einigen Ersatzspielern ein 2:0. Christian Ziege erzielt in seinem zweiten Europacupspiel das erste Tor, Manfred Bender sorgt für den Endstand.

Am selben Tag beschämen die Fans von Dynamo Dresden alle echten Fußballfreunde: Das Viertelfinalrückspiel des DDR-Meisters gegen Roter Stern Belgrad wird beim Stand von 1:2 in der 78. Minute wegen schwerer Ausschreitungen (Flaschenwürfe auf den Linienrichter) abgebrochen und später mit 0:3 gewertet. Dynamo wird für zwei Jahre international gesperrt.

Am selben Tag schießt Rudi Völler für den AS Rom im UEFA-Cup bei RSC Anderlecht alle Tore zum 3:2-Auswärtssieg.

Vor 20 Jahren ist für Meister Borussia Dortmund in der Champions League erwartungsgemäß Endstation. Bei Ajax Amsterdam hätte die Hitzfeld-Elf mindestens ein 3:1 gebraucht. Doch Ajax gewinnt vor 43.000 Fans 1:0. Der Kicker lobt dennoch: "Dortmund schied mit Anstand aus."

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

14. März

Vor 90 Jahren findet der 6. Spieltag der Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft statt. Bayern München kommt dabei zum fünften Sieg, einem souveränen 6:3 beim Karlsruher FV. Die SpVgg. Fürth tritt beim FSV Frankfurt nur unter Protest an, den sie nach dem 2:1 aber fallen lässt. Beide Tore erzielt Nationalspieler Andreas Franz.

Vor 60 Jahren verliert Weltmeister Deutschland in Düsseldorf gegen die Niederlande ein Testspiel mit 1:2. Auch Rückkehrer Fritz Walter kann die Enttäuschung nicht verhindern. 65.000 Zuschauer füllen an einem Mittwochnachmittag das Rheinstadion und müssen bis zum Seitenwechsel auf Tore warten. Dafür sorgt dann der Niederländer Lenstra besser als von der Masse erhofft, er trifft doppelt (52., 74). Auch für das deutsche Tor sorgt ein Niederländer: van der Hardt misslingt ein Befreiungsschlag (77.). Uwe Seeler ist da schon nicht mehr dabei, er humpelt nach einer Stunde verletzt vom Platz und wird durch Erwin Waldner ersetzt. "Die deutsche Mannschaft war zu verspielt und hat vor allem nicht so gekämpft, wie man erwarten musste", bilanziert DFB-Präsident Peco Bauwens. Mit Jupp Posipal, Horst Eckel, Fritz Walter und Hans Schäfer stehen nur noch vier "Helden von Bern" auf dem Platz. Dem Sport Magazin geht der Umbruch nicht weit genug, es fordert junge Kräfte und titelt: "So nicht, Sepp Herberger".

Vor 30 Jahren wird das Spiel von Zweitliga-Tabellenführer FC Homburg bei Alemannia Aachen wenige Stunden vor Abpfiff abgesagt. Grund ist ein Grippevirus, der fast die ganze Mannschaft des FCH (zwölf Spieler lagen flach) erfasst hat, drei weitere waren verletzt oder gesperrt. Der DFB setzt auf die Kunst der Ärzte und das Spiel für den folgenden Dienstag an. 

Vor 20 Jahren unterliegt die Frauen-Nationalmannschaft, damals amtierender Europameister, in Decatur Gastgeber USA mit 0:6. Es ist bis heute ihre Rekordniederlage. Kurios: Die Partie wird von einer US-Amerikanerin gepfiffen.

15. März

Vor 80 Jahren unterliegt die Nationalmannschaft in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1936 zu Berlin in Budapest den Ungarn mit 2:3. Es ist "ein Spiel ohne tote Minute", findet die Fußball Woche. Zur Pause steht es 1:1, Schalkes Alfred Urban hat die ungarische Führung egalisiert. Nach 58 Minuten schießt der erste Dortmunder Nationalspieler August Lenz die DFB-Elf in Front, danach trifft Franz Elbern (Beuel 06) überhastet vor dem leeren Tor nur die Latte. Im Gegenzug gleichen die Ungarn in der 65. Minute aus, 30.000 Fans verwandeln das Nepstadion in einen Hexenkessel. Der Hanauer Torwart Heinrich Sonnrein, der sein zweites und letztes Länderspiel bestreitet, ist chancenlos. In der 83. Minute sieht der Vertreter von Hans Jakob dagegen schlecht aus, im Getümmel wird er im Torraum behindert und verliert den Überblick. Sarosi stochert den Ball über die Linie. Mit Abpfiff rennen Hunderte Fans auf das Spielfeld und feiern die Sieger. "Bis sieben Minuten vor Schluss gegen eine der meistgeachteten Nationalmannschaften gute Aussicht auf ein Unentschieden gehabt zu haben, das ehrt die junge deutsche Mannschaft", bilanziert die Fußball Woche. Aber auch im fünften Versuch gelingt ihr kein Sieg in Budapest.

Am selben Tag fallen in den Gauligaspielen überall im Land Tore. Unter den 55 Partien findet sich kein 0:0. Sachsens Meister Polizei Chemnitz lässt die Punktrunde austrudeln und blamiert sich bei Guts-Muts Dresden (1:5). Auch Fortuna Düsseldorf schont sich schon für die Meisterendrunde und verliert zu Hause gegen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach 2:3. Professionell bleiben die Schalker, die auch ohne Nationalspieler Fritz Szepan zu einem 6:1 gegen Herten kommen und die Runde im Westfalen-Gau mit 35:1 Punkten beenden. Zwei Meisterentscheidungen fallen: In Berlin triumphiert nach 32 Jahren wieder einmal der BSV 92, der nach einem 4:1 bei Viktoria gegenüber Minerva das wesentlich bessere Torverhältnis hat. In Ostpreußen triumphiert Hindenburg Allenstein nach einem 7:2 im Entscheidungsspiel gegen Prussia Samland. Eintracht Frankfurt gewinnt das Spitzenspiel im Südwesten vor 20.000 Zuschauern gegen den FK Pirmasens 1:0 und liegt nach Minuspunkten nach dem vorletzten Spieltag nun vor dem FKP, der bereits alle Spiele absolviert hat. In Niedersachsen hat Werder Bremen mit dem 2:0 gegen Arminia Hannover einen großen Schritt zum Titel getan, da Verfolger Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig patzt (2:2).

Einen besonderen Rekord meldet der Gau VII (Nordmark): Zum Spiel zwischen MSV Hansa Hamburg und Polizei Lübeck (3:6) kommen nur 24 Zuschauer - in der obersten Liga, wohlgemerkt. "Diese Ziffer darf wohl als Anormalität, als ein bedauerlicher Rekord nach unten in der Chronik des deutschen Fußballs verzeichnet werden", schreibt die Fußball Woche.

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Vor 50 Jahren trifft der TSV 1860 München im Messe-Cup auf den FC Chelsea. Das Viertelfinalhinspiel an der Grünwalder Straße hat keinen Sieger (2:2). Die Löwen-Führung durch Wilfried Kohlars (17.) wandelt Tambling in einen Rückstand um (34., 55.), ehe Friedhelm Konietzka (75.) noch ausgleicht. Trainer Max Merkel verspricht, man wolle in London "mit einem schönen und fairen Spiel aufwarten" und denkt lieber an die Bundesliga: "Ein Sieg in Schalke ist wichtiger." Gästetrainer Tom Docherty: "Ich glaube, das 2:2 reicht uns."

Vor 30 Jahren fallen in der Bundesliga 35 Tore. Ein Siebtel geht auf das Konto von Jürgen Klinsmann, der beim spektakulären 7:0 des VfB Stuttgart in Düsseldorf fünf Tore erzielt. Auswärts ist das noch keinem Bundesligaspieler gelungen. Klinsmann schwärmt von "einem Tag, wo alles läuft", weist aber Spekulationen um eine Berufung in die Nationalmannschaft bescheiden zurück: "Zu Beckenbauer? Oh Gott, ich weiß, was mir noch fehlt." Auch in Mannheim sieht es nach einem Schützenfest für die Gäste aus, aber Meister Bayern begnügt sich mit der 4:0-Führung, die er nach 34 Minuten herausgeschossen hat. Tabellenführer bleibt Werder Bremen (2:0 in Frankfurt), die Rehhagel-Elf ist seit elf Spielen ungeschlagen.

Vor 25 Jahren wechselt die Tabellenführung in der Bundesliga schon am Freitagabend. Während Werder Bremen beim HSV 2:3 unterliegt, ziehen die Bayern mühelos vorbei und schlagen Karlsruhe standesgemäß 3:0. Oliver Kahn verhindert ein viertes Tor seines künftigen Klubs, der KSC-Torwart meistert einen Elfmeter von Olaf Thon. Die Bayern müssen in der ersten Viertelstunde ohne den harten Kern ihrer Fans auskommen, die Südkurve demonstriert gegen die angedachte Abschaffung der Stehplätze.

Vor 20 Jahren unterliegt Werder Bremen in der Bundesliga dem SC Freiburg 0:2. Dank der Treffer des Niederländers Harry Decheiver avancieren die Breisgauer zur besten Rückrundenmannschaft 1995/1996. Der 1. FC Köln verschafft sich im Abstiegskampf etwas Luft und schlägt 1860 München ebenfalls 2:0. Die Tore zum erst vierten Saisonsieg erzielen Stefan Kohn und Bjarne Goldbaek, aber für einen Teil der FC-Fans hat der Matchwinner vier Beine. Geißbock Hennes IV gibt sein Debüt an der Seitenlinie. Manager Bernd Cullmann bleibt auf dem Boden: "Ich denke, die Gefahr der Euphorie ist auszuschließen."

Vor zehn Jahren scheidet der HSV aus dem UEFA-Pokal aus. Eine starke Leistung und ein 3:1 über Rapid Bukarest werden nicht mit dem Viertelfinaleinzug belohnt. Das Auswärtstor der Gäste gibt den Ausschlag. Für den HSV treffen Benjamin Lauth, Sergej Barbarez und Rafael van der Vaart. Trainer Thomas Doll sieht das Positive: "Wir haben ein Zeichen in Europa gesetzt. Die Jungs haben sich eben in der Kabine geschworen, dass wir jetzt richtig die Champions League angreifen."

Am selben Tag gewinnt die Frauen-Mannschaft des DFB in Faro den Algarve-Cup. Nach torlosen 120 Minuten schlägt sie die USA im Elfmeterschießen mit 4:3. Den entscheidenden Elfmeter verwandelt Petra Wimbersky, die schon im Halbfinale gegen Norwegen (1:0) für den Siegtreffer gesorgt hatte.

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16. März

Vor 75 Jahren strömen 35.000 Zuschauer zu einem Freundschaftsspiel ins Dresdener Ostra-Gehege. Der heimische DSC trifft in der Pause vor der Meisterendrunde auf Titelverteidiger Schalke 04, der in stärkster Besetzung antritt. Trotz oder gerade wegen Kriegszeiten heißt das für den Kicker: "Alle Kanonen dabei". Auf schwer bespielbarem Boden nehmen die Dresdner Revanche für die Finalniederlage des Vorjahres, nach der sie in 30 Spielen ungeschlagen geblieben sind. Auch gegen Schalke hält die Serie, der DSC gewinnt 4:2 (2:1). Fritz Machate schießt an seinem 27. Geburtstag zwei Tore, Helmut Schön geht ausnahmsweise leer aus. Der große Ernst Kuzorra trifft zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Kurios: In der Pause wechseln die Schalker die Hosen, von blau auf weiß. Am selben Tag gewinnt die Bayern-Auswahl vor 25.000 Zuschauern in Frankfurt das Reichsbund-Pokalspiel gegen Südwest 5:1. Herausragend: Anderl Kupfer (Schweinfurt), Mitglied der mythischen Breslau-Elf. Der Ligabetrieb läuft vereinzelt auch weiter, in Württemberg fällt eine Vorentscheidung zugunsten der Stuttgarter Kickers, die dank eines Treffers von Albert Sing den VfB vor 15.000 Zuschauern 1:0 schlagen. Im zweigeteilten Niedersachsen-Gau ist der VfL Osnabrück dank eines Last-Minute-Treffers von Matthias Billen in Wilhelmshaven schon am ersten Etappenziel (Staffelsieg), muss aber nun noch gegen den anderen Staffelmeister Hannover 96 antreten. in Pommern wird der LSV Stettin (2:0 gegen Germania Stolp) Meister.

Vor 50 Jahren scheidet DDR-Pokalsieger 1. FC Magdeburg aus dem Europacup aus. Das 0:1 im Hinspiel gegen West Ham United mit den kommenden Weltmeistern Geoff Hurst und Bobby Moore ist zwar in der 77. Minute des Rückspiels egalisiert (durch Joachim Walter), doch schon im Gegenzug gleicht Sissons aus. Als Trost bleibt die Einnahme, die 40.000 Zuschauer dem FCM in die Kassen bringen.

Vor 25 Jahren wird der 21. Bundesligaspieltag abgeschlossen. Im Titelrennen bleibt der 1. FC Kaiserslautern, der das Debüt des neuen Hertha-Trainers Peter Neururer verdirbt und in Berlin 2:0 siegt. Erst im Nachhinein bedeutend wird das Mittelfeldduell zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfB Stuttgart. Die Gäste gewinnen 1:0, da Club-Verteidiger Vlado Kasalo ein Eigentor köpft. In Nürnberg glaubt man schon bald nicht mehr an Zufall. Zumindest einen Blackout hat auch der Dortmunder Stadionsprecher, der bei Gast Fortuna Düsseldorf einen Auswechselspieler vermeldet, der gar nicht bei Fortuna, sondern in Karlsruhe spielt. "Mit der Nummer acht hat das Feld verlassen: Lars Schmidt." Die Nummer acht heißt in Wahrheit nicht mal so ähnlich: Michael Schütz. Freude bei Borussia Mönchengladbach, der ausgerechnet bei Rheinrivale 1. FC Köln der erste Auswärtssieg (1:3) der Saison gelingt. Das Eigentor von Falko Götz stellt früh die Weichen. Auch dem VfL Bochum unterläuft in Frankfurt (1:1) ein Eigentor, doch angesichts des besseren Ergebnisses ist auch die Laune besser beim Sündenbock. Rob Reekers: "Mein erstes Saisontor, das wird gefeiert!"

In der Oberliga Nordost hat Torsten Gütschow einen großen Tag. Gegen Chemie Halle schießt er alle Tore zum 3:1 Dynamo Dresdens. 10.844 Zuschauer bilden die Rekordkulisse des 17. Spieltages in der letzten Saison vor der fußballerischen Wiedervereinigung der deutschen Staaten. Letzter Ost-Meister will Hansa Rostock werden, das gegen FC Berlin (3:2) Platz eins verteidigt.

Vor 20 Jahren unterstreicht Meister Borussia Dortmund seine Titelambitionen und gewinnt in der Liga beim VfB Stuttgart 5:0, der seine höchste Heimniederlage überhaupt erleidet. Überragender Mann ist ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Matthias Sammer, den prompt das Gewissen plagt: "Ich muss sagen, dass mir dieser Sieg auch ein bisschen weh tut." Verfolger Bayern München schlägt den Vorletzten Kaiserslautern 2:0, nach Platzverweisen geht es 1:1 aus. Zunächst sieht Lauterns Harry Koch Gelb-Rot, kurz vor Schluss folgt ihm Mehmet Scholl. Im Lauterer Lager ist die Stimmung angespannt. Kameradschaftlich klingt es jedenfalls nicht, was Martin Wagner über Mitspieler Axel Roos, der die allgemeine Einstellung moniert, sagt: "Herr Roos muss aufpassen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Herr Roos weit aus dem Fenster lehnt." Dicke Luft auch bei Eintracht Frankfurt, die auf schon fahrlässige Weise den Heimsieg gegen Bayer Leverkusen vergibt und sich den Abstiegsrängen unmerklich nähert. Zunächst scheitert Michael Anicic mit einem Elfmeter an Dirk Heinen und als Thomas Doll einen zweiten in letzter Minute verwandelt, kassiert man im Gegenzug den Ausgleich durch Holger Fach. Da gerät die Freude über die Verlängerung des Vertrags mit Trainer Charly Körbel, wovon das Team am Spieltag in der Mannschaftssitzung erfährt, in den Hintergrund.

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17. März

Vor 70 Jahren trägt die Oberliga Süd ihren dritten Rückrundenspieltag aus. Es gibt zwei Auswärtssiege, die unterschiedliche Aufmerksamkeit erregen. Mit dem 3:2 von Tabellenführer 1. FC Nürnberg bei Kickers Offenbach war zu rechnen, mit dem 6:0 des VfB Stuttgart in Fürth nicht – schon gar nicht in der Höhe. Zur Pause steht es noch 0:1, dann dreht der von Robert Schlienz (zwei Tore) angetriebene VfB vor 10.000 Zuschauern kräftig auf. Trotz des Kantersiegs bleibt der VfB Vierter, da auch die Nürnberg-Verfolger Schwaben Augsburg (1:1 beim Karlsruher FV) und Waldhof Mannheim (3:0 gegen 1860 München) punkten. Kuriosum am Rande: Vom 2:2 zwischen Eintracht Frankfurt und dem Schweinfurter FC erhält der Süddeutsche Verband keinen offiziellen Bericht, wie er der Eintracht zwei Monate später mitteilt. Man wisse nicht mal, wer das Spiel geleitet habe. Die Eintracht weiß es, weshalb der Mannheimer Schiedsrichter Schmitt von ihr nachdrücklich aufgefordert wird, den Bericht einzureichen. Die Bürokratie funktioniert schon wieder im Jahr eins nach dem Krieg, jedenfalls eine Vorstellung davon.

Vor 40 Jahren erreichen drei Bundesligisten das Europacup-Halbfinale. Titelverteidiger Bayern München gewinnt im Landesmeister-Cup nach torlosem Hinspiel bei Benfica Lissabon in München 5:1. Alle Tore fallen nach der Pause, die meist unauffällige Fleißbiene Bernd Dürnberger stellt mit einem Doppelschlag die Weichen, auch Gerd Müller trifft doppelt, für das 3:0 sorgt Karl-Heinz Rummenigge. 74.000 Zuschauer bringen den Bayern zudem eine satte Einnahme von 1,2 Millionen DM, das ZDF zahlt noch 80.000 für die Live-Übertragung. Die Spieler werden mit 10.000 DM pro Kopf entlohnt. Keinen Lohn erhält dagegen Meister Borussia Mönchengladbach, der sich bei Real Madrid betrogen fühlt. Vor 125.000 Zuschauern im Bernabeu-Stadion scheidet er nach einem 1:1 wegen der Auswärtstorregelung aus, der Treffer von Jupp Heynckes ist zu wenig. Allerdings werden ihr gleich zwei Treffer durch Henning Jensen und Hans-Jürgen Wittkamp vom niederländischen Referee Leonardus van der Kroft aberkannt. Die Empörung darüber hält noch mehrere Tage an. Der Kicker titelt noch schlicht: "Borussia bleibt vom Pech verfolgt". Pokalsieger Eintracht Frankfurt und UEFA-Cup-Teilnehmer HSV dagegen kommen durch 1:0-Siege weiter. Für die Eintracht trifft Bernd Hölzenbein (gegen Sturm Graz), den HSV rettet Abwehr-Chef Peter Nogly (in Mielec). Kurios: die Partie wird bereits um 12.30 Uhr angepfiffen. Nach Abpfiff jubelt Manager Peter Krohn: "Das war der Sprung in die europäische Spitzenklasse!"

Vor 30 Jahren tritt Trainer Jörg Berger bei Bundesliga-Schlusslicht Hannover 96 nach nur fünf Spielen ohne Punktgewinn zurück. Er sagt: "Ich musste so handeln. Ich musste mein Gesicht wahren." Vierter Trainer der Saison wird Manager Helmut Kalthoff.

18. März

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden bewirbt sich Tabellenführer Karlsruhe eindrucksvoll um die Meisterschaft, vor 21.000 Besuchern am Zabo schlägt er den 1. FC Nürnberg 2:1. Verfolger VfB Stuttgart lässt in Regensburg (1:1) einen Punkt liegen, der Angriff des VfR Mannheim, der Reutlingen 9:1 zerlegt, kommt zu spät. Ernst-Otto Meyer glückt ein klassischer Hattrick. Doch die Ereignisse im Abstiegskampf stellen alles in den Schatten, es wird noch einmal spannend. Zum einen, weil Schlusslicht 1860 München Viktoria Aschaffenburg 1:0 schlägt, zum anderen wegen der Ungewissheit, die das Kellerderby zwischen Schwaben Augsburg und Fürth verursacht. Beim Stand von 2:0 gegen sie verlassen die Fürther den Platz, sie fühlen sich vom Schiedsrichter benachteiligt. Sowohl beim ersten Tor (Elfmeter) als auch beim zweiten (Abseits?) sind sie anderer Meinung. Die Betreuer versuchen vergebens, die Kleeblätter zum Weiterspielen zu bewegen, auf den Rängen kommt es zu Schlägereien und zum Einsatz der Polizei. Im Westen sind die Verhältnisse fast überall geklärt. Borussia Dortmund marschiert weiter vorneweg, hat nach dem 5:1 bei Preußen Dellbrück weiter fünf Punkte Vorsprung auf Schalke (1:0 in Duisburg) und in Fred Kelbassa an diesem Sonntag einen besonders torhungrigen Stürmer (drei Treffer). Um Endrundenplatz zwei bewirbt sich noch Alemannia Aachen (2:0 gegen Meister RW Essen). Hamborn (3:4 gegen Münster) plant neben Leverkusen nun auch für die 2. Liga West. Im Norden steuert der HSV (4:3 vor 25.000 Zuschauern in Braunschweig) auf Meisterkurs, aber noch bleibt Hannover 96 (1:0 gegen Wolfsburg) dran. Im Südwesten lässt der schon feststehende Meister 1. FC Kaiserslautern nicht nach und fertigt den 1. FC Saarbrücken 6:3 ab, Fritz Walter erzielt ein Tor. Seine Mannschaft nimmt damit die 100-Tore-Marke (101). Tus Neuendorf verteidigt Platz zwei durch ein 1:0 in Frankenthal, Pirmasens bleibt aber in Lauerstellung (2:0 gegen Andernach).

Vor 30 Jahren erreicht der 1. FC Köln das Halbfinale des UEFA-Pokals. Nach einem 1:1 bei Sporting Lissabon gibt es vor eigenem Publikum ein 2:0, das Klaus Allofs und Uwe Bein herausschießen. Bein verzögert die Entscheidung etwas, als er nach 80 Minuten mit einem Elfmeter an Gästekeeper Damas scheitert. Doch es reicht. "So müssten unsere Jungs immer kämpfen", lobt Kapitän Harald Schumacher, "das war einer der wichtigsten Siege der letzten Jahre."

Vor zehn Jahren wird der 26. Bundesligaspieltag ausgetragen. In den sieben Samstagpartien fallen im Schnitt jeweils drei Tore. Alle drei Teams auf den Abstiegsplätzen verlieren auswärts, der MSV Duisburg bekommt in Frankfurt (2:5) die größte Packung. Eintracht-Stürmer Ioannis Amanatidis schießt erstmals drei Bundesligatore in einem Spiel. Der HSV festigt Platz zwei und schiebt Wolfsburg durch das 1:0 beim VfL noch näher an den Abgrund. Das Tor des Tages erzielt Benjamin Lauth. Der 1. FC Nürnberg stiehlt sich allmählich aus der bedrohten Region, serviert Werder Bremen 3:1 ab. Sportdirektor Klaus Allofs ist frustriert: "Wir sind nur noch Außenseiter im Kampf um die Champions League". Der UEFA-Cup-Platz ist immerhin sicher, zwischen Platz vier (Werder) und fünf (VfB Stuttgart) liegen nach dem 1:1 der Schwaben in Mönchengladbach satte 14 Punkte. In der Mitte ballt sich alles, so kann auch der Achte Borussia Dortmund (2:1 gegen Kaiserslautern) noch träumen. Bayer Leverkusen aber muss befürchten, den Zug nach Europa zu verpassen – nach der 1:2-Heimpleite gegen Mainz 05 titelt der Kicker: "Dramatischer Verfall – Bayer nur noch ein Scherbenhaufen." Mainz feiert seinen Ägypter Mo Zidan, der beide Tore erzielt.

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19. März

Vor 50 Jahren spitzt sich das Titelrennen weiter zu. Tabellenführer Borussia Dortmund kommt aus Nürnberg mit einem Punkt (0:0) zurück, über den er noch froh ist, da Verteidiger Friedhelm Groppe schon nach zehn Minuten verletzt ausscheidet und nicht ersetzt werden darf. Aber die Konkurrenz schläft nicht, 1860 München gewinnt auf Schalke 2:0 und zieht nach Punkten gleich. Die Bayern wittern nach dem 3:0 gegen den HSV auch wieder ihre Chance, theoretisch sind auch die ersten Bundesligameister 1. FC Köln (3:0 gegen Braunschweig) und Werder Bremen (3:2 gegen Frankfurt) noch im Rennen. Im Abstiegskampf verliert Borussia Neunkirchen zwar in Meiderich 0:1, aber nicht weiter an Boden. Denn alle Bedrohten verlieren, auch Schalke und der KSC (0:1 in Kaiserslautern)

Vor 30 Jahren erlebt der Fußball eine magische Nacht. In der Krefelder Grotenburg-Kampfbahn gewinnt Bayer Uerdingen im deutsch-deutschen Duell im Europacup der Pokalsieger gegen Dynamo Dresden 7:3! Zur Halbzeit steht es noch 1:3, in der Summe beider Spiele 1:5. Da muss Dynamo den Torwart wechseln, und der unerfahrene Jens Ramme erlebt den schlimmsten Tag seiner Karriere. Von Trainer Kalli Feldkamp in der Pause noch mal angestachelt, sich zumindest ordentlich zu verabschieden, brennen die Uerdinger ein Feuerwerk ab. Wolfgang Funkels Elfmetertor ist das Signal zum Aufbruch, neun Minuten später steht es schon 4:3. Ein Doppelschlag in der 78. und 79. Minute, durch Dietmar Klinger und einen weiteren Funkel-Elfmeter demoralisieren die Dynamos endgültig. Wolfgang Schäfer macht dann das historische 7:3 perfekt. Er muss schon nach dem verwandelten Elfmeter zum 6:3 vor Anspannung weinen, nach dem Abpfiff dann vor Freude. "Das ist wie ein Wunder", sagt er. Es ist eins – und wird verfilmt ("Das Wunder von der Grotenburg"). Die Zeitschrift 11Freunde lässt ihre Leser fast drei Jahrzehnte später abstimmen, und die wählen diese Partie unter 200 zum besten Spiel aller Zeiten.

Am selben Tag scheidet Bayern München bei RSC Anderlecht aus dem Meisterpokal aus (0:2). Das ist kein Wunder, nur eine Enttäuschung. Ein Doppelschlag vor der Pause trifft den Meister hart, Wohlfarth und Kögl vergeben in der Schlussphase die Chance, noch die Verlängerung zu erreichen. Ex-Bayer Karl-Heinz Rummenigge erreicht dagegen mit Inter Mailand (3:3 in Nantes) das Halbfinale des UEFA-Cups, das Uli Stielike mit Xamax Neuchatel verpasst. Der Europameister von 1980 trifft zwar beim 2:0 gegen seinen Ex-Klub Real Madrid, aber das Hinspielpolster (3:0) reicht den Königlichen.

Vor 25 Jahren fällt erst zu Frühlingsbeginn die Entscheidung, wer inoffizieller Herbstmeister 1990/1991 wird. Da Kaiserslautern in einem zur Vorrunde gehörenden Nachholspiel gegen 1. FC Köln nur 2:2 spielt, geht der "Titel" an Werder Bremen. Nach 0:2-Rückstand sind die Pfälzer über den Punkt aber noch froh, sie verdanken ihn den beiden Jokern Bernhard Winkler und Marco Haber, die nach der Pause kommen und stechen. 2:2 trennen sich auch der KSC und der HSV, hier ist es der Gastgeber, der eine 2:0-Führung verspielt. Bayer Leverkusen ist der einzige Sieger des Nachholspieltags, das Heimspiel gegen Schlusslicht Hertha gerät zur leichten Pflichtübung (3:1). Auch hier sticht ein Joker: Ulf Kirsten braucht nicht mal eine Minute, um es auf die Anzeigetafel zu schaffen. Das Berliner Tor erzielt Ex-Nationalspieler Uwe Rahn.

Vor 20 Jahren schafft der FC Bayern im UEFA-Cup-Viertelfinale den höchsten deutschen Sieg bei einer englischen Mannschaft und demütigt Nottingham Forest beim 5:1. Überragend ist Doppeltorschütze Jürgen Klinsmann. Damit ziehen die Bayern ins Halbfinale ein. Am selben Tag werden drei Nachholspiele der Bundesliga ausgetragen. Der HSV verschenkt gegen Abstiegskandidat 1. FC Köln (0:0) Punkte im Kampf um Europa, die sich Bayer Leverkusen gegen Aufsteiger Hansa Rostock holt (2:0). Beide Tore erzielt Defensivspezialist Carsten Ramelow. "Nicht im entferntesten habe ich damit rechnen können", gibt der bescheidene Blondschopf zu. Schlusslicht KFC Uerdingen schnuppert gegen den VfB Stuttgart nach zweimaliger Führung am Überraschungssieg, unterliegt letztlich aber mit 3:4. "Die Moral ist erst einmal am Ende", beklagt Uerdingens Horst Steffen.

Vor zehn Jahren gewinnt Bayern München das Topspiel der Bundesliga gegen Schalke 04 3:0. Alle Tore durch Hasan Salihamidzic, Claudio Pizarro und Roy Makaay fallen nach der Pause, während der Präsident Franz Beckenbauer wieder einmal eine Wutrede hält. Nicht an die Mannschaft, aber ans Volk – via TV-Mikrofon. "Das ist Untergiesing gegen Obergiesing. Eine Katastrophe." Die bleibt dann aus, Bayern feiert den 12. Heimsieg im 13. Spiel. Und viele glauben, was der Kicker so beschreibt: "Beckenbauer tobt – dann läuft's!"

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20. März

Vor 40 Jahren muss Borussia Mönchengladbach um die Titelverteidigung fürchten. Beim Erzrivalen Bayern München kassiert der Meister ein deftiges 0:4, Uli Hoeneß ist mit zwei Treffern und einer herausragenden Leistung der Mann des Tages im Olympiastadion. Auf dem Weg in die Kabinen tröstet Franz Beckenbauer Borussias Berti Vogts: "Ihr macht’s doch!" Der Vorsprung ist auf zwei Punkte geschmolzen, der HSV kann den Ausrutscher nicht voll nutzen und spielt in Essen 1:1. Dafür rückt Eintracht Braunschweig dank eines Hattricks von Wolfgang Frank zum 4:1 gegen Schalke auf vier Zähler heran. Auch Kölns Dieter Müller gelingen drei Tore, das 4:0 in Duisburg markiert den einzigen Auswärtssieg des 25. Spieltags. An dem gibt es eine echte Besonderheit. Eintracht Frankfurt wird gezwungen, gegen Hannover den dritten Torwart einzusetzen. Der erst seit 25 Tagen 17-jährige Jürgen "Fuzzy" Friedl avanciert zum jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten – und das ohne gültige Spielgenehmigung, wie sich erst später herausstellt. Er gehört noch dem jüngeren A-Jugend-Jahrgang an, für den es keine Genehmigung gegeben hätte. Ein Versehen, das folgenlos bleibt. Nur nicht für die Rekordlisten der Liga. Erst 2006 wird Friedl vom Dortmunder Nuri Sahin abgelöst, noch immer steht er auf Rang zwei.

Vor 25 Jahren überrascht Bayern München im Europapokal der Meister. Nach einem 1:1 im Heimspiel gegen den FC Porto schafft das Team von Jupp Heynckes bei Portugals Meister mit einigen Ersatzspielern ein 2:0. Christian Ziege erzielt in seinem zweiten Europacupspiel das erste Tor, Manfred Bender sorgt für den Endstand.

Am selben Tag beschämen die Fans von Dynamo Dresden alle echten Fußballfreunde: Das Viertelfinalrückspiel des DDR-Meisters gegen Roter Stern Belgrad wird beim Stand von 1:2 in der 78. Minute wegen schwerer Ausschreitungen (Flaschenwürfe auf den Linienrichter) abgebrochen und später mit 0:3 gewertet. Dynamo wird für zwei Jahre international gesperrt.

Am selben Tag schießt Rudi Völler für den AS Rom im UEFA-Cup bei RSC Anderlecht alle Tore zum 3:2-Auswärtssieg.

Vor 20 Jahren ist für Meister Borussia Dortmund in der Champions League erwartungsgemäß Endstation. Bei Ajax Amsterdam hätte die Hitzfeld-Elf mindestens ein 3:1 gebraucht. Doch Ajax gewinnt vor 43.000 Fans 1:0. Der Kicker lobt dennoch: "Dortmund schied mit Anstand aus."