Vor 30 Jahren: Egidius Braun wird DFB-Präsident

Er gilt als der populärste Präsident in der Geschichte des DFB. Vor 30 Jahren begann die Ära von Egidius Braun, der am 16. März dieses Jahres im Alter von 97 verstorben ist. Nach 15 Jahren als Schatzmeister löste Braun am 24. Oktober 1992 den verstorbenen Hermann Neuberger ab, nun schon als Präsident eines gesamtdeutschen Verbandes.

Die Wahl auf dem 34. DFB-Bundestag in Berlin erfolgte einstimmig, seine Vizepräsidenten wurden Gerhard Mayer-Vorfelder und Ernst Knoesel. Braun sagte damals: "Es ändert sich für den Menschen Braun gar nichts. Ich lasse mich nicht davon abhalten, sonntags 13 Uhr im Kloster der Augustinnerinnen in Aachen-Walheim die Orgel zu spielen zu meinem Wohlbefinden. Ich werde weiterhin für die Kinder in Queretaro und andere soziale Anliegen da sein. Der DFB ist mit 5,5 Millionen Mitgliedern eine große gesellschaftspolitische Bewegung, die Ungeheures bewegen kann." Der Mann hielt Wort, so lange er im Amt blieb war er das soziale Gesicht des DFB – und noch darüber hinaus. Das Präsidentenamt gab er am 28. April 2001 ab, nach seinem Ausscheiden wurde im Juli 2001 die nach ihm benannte Stiftung gegründet.

Der Kosmopolit mit der Schwäche für die Schwachen

Der SV Breinig 1910 ist einer von vielen Sportvereinen im Dreiländereck bei Aachen. Dank seinem im März 2022 verstorbenen prominenten Mitglied Dr. h.c. Egidius Braun ist der SV Breinig 1910 allerdings die bundesweit bekannteste Adresse im Fußball-Amateurlager. Denn immer wenn es sich ergab, und dafür sorgte er schon, streute der ehemalige DFB-Ehrenpräsident einen Hinweis auf die Idylle seines Heimatklubs ein, wo er als Teenager den geraden Schuss und den klassischen Kopfball erlernte. Für den Erhalt dieser und möglichst vieler ähnlich heiler Breinig-Biotope in deutschen Landen, die Kinder noch in ihrem Sozialverhalten fürs Leben schulen, lohne es sich zu kämpfen, fügte er gerne an.

Egidius Braun (der seltene Vorname stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie "Schildhalter") spielte oft als bekennender Katholik häufig sonntags im Kloster der Augustinerinnen in Aachen-Walheim bei der heiligen Messe die Orgel; er machte aus seiner Vorliebe für den so genannten "kleinen Fußball" keinen Hehl und sprach auch sonst darüber, dass er viel Gutes tut. Wer ihn deshalb einen Populisten nannte, tat dem Mann unrecht. Den Fußball, referierte er zu seiner Zeit als DFB-Präsident gerne, vor allem die Nationalspieler, "kann ich eben nur in dieser Position für Sozialarbeiten missbrauchen".

Unter Braun: DFB weitet soziales Engagement aus

Kein Zweifel, mit dem studierten Kaufmann (Ex- und Importbetrieb für Agrarprodukte) und Unternehmensberater Braun als Präsident an der Spitze hatte der DFB sein nationales und internationales Engagement im Sozialbereich ausgeweitet. Der Aachener fühlte sich zwar in vielerlei Hinsicht den Vorgaben seines Wegbegleiters und Freundes Neuberger verpflichtet, trat auch durchaus wie sein Vorgänger als charismatischer Kosmopolit auf, doch verlor er nie seine Chancen aus den Augen, den Schwachen zu helfen, die sich hinter den Schlagzeilen des großen Geschäfts mit dem Ball ducken. Über spöttische Mutmaßungen, mit dieser Fürsorge sei er nicht mehr von dieser Welt und in der Ellenbogen-Gesellschaft eine Fehlbesetzung, ging er mit mildem Lächeln hinweg.

"Pater Braun", wie er in Anlehnung an die berühmte Romanfigur genannt wurde ("Wenn damit beschrieben werden soll, dass mir menschliches Miteinander von großer Bedeutung ist, bin ich damit sehr einverstanden. Wenn damit gemeint ist, dass ich zu allem ja und amen sage, ist das völlig falsch."), wusste er sich durchzusetzen. Wer je mit ihm am Verhandlungstisch saß, hat’s erfahren. Sein Spesensatz - eine altmodische Zahl, mit der er gern kokettierte - belief sich auf 20 Mark am Tag und stand in umgekehrtem Verhältnis zu seinem zeitweiligen Drang, sich als Workaholic zu betätigen. Braun fühlte sich als Anwalt von fast sechseinhalb Millionen Mitgliedern, die im DFB den größten Einzelsportverband der Welt darstellen, "die bedeutendste Gesellschaftsbewegung überhaupt", und ihr Mandat verlieh ihm Durchschlagskraft und seinen Argumenten zusätzliche Stärke.

Zunächst Neubergers Schildhalter

Dass Braun, der seine Karriere in der Sportverwaltung Anfang der siebziger Jahre beim Fußballverband Mittelrhein begann, einmal Neuberger an der Spitze beerben würde, war zunächst nicht abzusehen. Sein Rückblick: "Als ich 1977 zum DFB-Schatzmeister gewählt wurde, galt ich keineswegs als Wunschkandidat des damaligen Präsidiums. Für Hermann Neuberger und mich brachte die Zeit nach der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien ein Schlüsselerlebnis. Nach diesem wenig erfreulichen Turnier forderte ich die Bereitschaft zu interner, harter Selbstkritik. Dies wurde zunächst missverstanden. Doch als ich Neuberger deutlich machte, dass nicht die Kritik an Personen gemeint war, dass ich im Gegenteil mein eigenes Schicksal mit seinem verbinden würde, war dies die Wurzel unserer vertrauensvollen Gemeinsamkeit."

Neuberger und sein "Schildhalter" Braun, sie bildeten zusammen ein starkes Team. Gemeinsam bewältigten sie die Anfeindungen im Vorfeld des Europameisterschaftsturniers 1988 in Deutschland, gemeinsam feierten sie den deutschen WM-Triumph 1990 in Italien, gemeinsam managten sie die Gewinn-Maximierung im TV-Millionenpoker um die Übertragungsrechte der Bundesliga, der Länderspiele und der großen internationalen Turniere. Braun sah sich nach dem Tod seines Freundes und Vorgängers ständig steigendem Druck ausgesetzt, dem Pay-TV für die Fußball-WM 2002 und 2006 unter ausschließlich kommerziellen Gesichtspunkten die Tore zu öffnen. Ein solches Ansinnen ging ans Eingemachte. "Nicht für eine Milliarde Mark", beschied er die Antragsteller, werde er zulassen, "dass den Fußballfans ihre Nationalelf verschlüsselt wird. Das wird es unter mir nicht geben."

Tränen nach Eskalation bei WM 1998

Ebenso kraftvoll setzte sich Egidius Braun für die deutsche WM-Bewerbung ein. Dies, so Braun mit Inbrunst, sei eine optimale Chance, sich als "neues Deutschland im Herzen Europas" darzustellen. Aber nicht ohne zwei Stadien in den neuen Bundesländern. Die Vergabe der Ausrichtung der WM 2006 an Deutschland im Sommer 2000 bleibt also maßgeblich mit der Arbeit von Egidius Braun verbunden. Braun, ein Freund der schönen Künste, der als Delegationsleiter des deutschen Teams in Mexiko (WM 1986) am Flügel für Stimmung sorgte und als Sportdiplomat in der Bonner guten Stube des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aufspielte, wirkte in der Öffentlichkeit außerordentlich liebenswürdig und zugänglich. Zweifellos verstand er es in seiner verbindlichen Art, Menschen zu sich ins Boot zu ziehen. Er zeigte Gefühl, auch wenn ihn Kameras beobachten.

Die Tränen, die Braun nach der schrecklichen Handlung deutscher Krimineller am französischen Polizisten Daniel Nivel im WM-Spielort Lens vergossen hat, rührten Zuschauer in aller Welt an, weil sie ehrlicher Ausdruck seiner Erschütterung waren. "Das war die schwärzeste Stunde meines Lebens", gestand er und verwarf trotzdem den vorübergehenden Gedanken, als Ausdruck der Trauer die Nationalmannschaft aus dem laufenden Turnier zurückzuziehen: "Wir hätten vor dem Ungeist und dem Verbrechen kapituliert." 

2001 zum ersten Ehrenpräsidenten gewählt

Sehr betroffen machten Braun auch die Umstände, die wenige Wochen nach dem WM-Aus der Nationalmannschaft (im Viertelfinale gegen Kroatien) im September 1998 zum Rücktritt des Bundestrainers Berti Vogts führten, mit dem ihn ein besonderes Verhältnis verband.

Einen Monat später bestätigte der DFB-Bundestag Egidius Braun mit großer Mehrheit in seinem Amt. Sein Kampf gegen Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit, Armut in Dritte-Welt-Ländern und osteuropäischen Staaten, für die Integration von Ausländern und die Aufwertung des Ehrenamtes geht dank dem Volkssport Fußball weiter. Braun, der bereits rechtzeitig signalisiert hatte, dass die Amtsperiode bis 2001 seine letzte sei, wurde beim Bundestag im April 2001 in Magdeburg zum ersten Ehrenpräsidenten des DFB gewählt. Zudem wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, die seinen Namen trägt und sein soziales Engagement weiterführt.

Braun war Vizepräsident und Schatzmeister der UEFA, Vorsitzender der Organisationskommission für das vom deutschen Team gewonnene Europameisterschaftsturnier 1996 in England, Mitglied der Organisations-Kommission für den FIFA-Weltpokal France 1998 und Träger zahlreicher Auszeichnungen großer in- und ausländischer Institutionen sowie kleinerer Vereine. Ein Mensch, der den Bezug zum Ball und zur Basis nie verloren hat. Am 16. März 2022 verstarb Braun im Alter von 97 Jahren in seiner Heimatstadt Aachen.

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Er gilt als der populärste Präsident in der Geschichte des DFB. Vor 30 Jahren begann die Ära von Egidius Braun, der am 16. März dieses Jahres im Alter von 97 verstorben ist. Nach 15 Jahren als Schatzmeister löste Braun am 24. Oktober 1992 den verstorbenen Hermann Neuberger ab, nun schon als Präsident eines gesamtdeutschen Verbandes.

Die Wahl auf dem 34. DFB-Bundestag in Berlin erfolgte einstimmig, seine Vizepräsidenten wurden Gerhard Mayer-Vorfelder und Ernst Knoesel. Braun sagte damals: "Es ändert sich für den Menschen Braun gar nichts. Ich lasse mich nicht davon abhalten, sonntags 13 Uhr im Kloster der Augustinnerinnen in Aachen-Walheim die Orgel zu spielen zu meinem Wohlbefinden. Ich werde weiterhin für die Kinder in Queretaro und andere soziale Anliegen da sein. Der DFB ist mit 5,5 Millionen Mitgliedern eine große gesellschaftspolitische Bewegung, die Ungeheures bewegen kann." Der Mann hielt Wort, so lange er im Amt blieb war er das soziale Gesicht des DFB – und noch darüber hinaus. Das Präsidentenamt gab er am 28. April 2001 ab, nach seinem Ausscheiden wurde im Juli 2001 die nach ihm benannte Stiftung gegründet.

Der Kosmopolit mit der Schwäche für die Schwachen

Der SV Breinig 1910 ist einer von vielen Sportvereinen im Dreiländereck bei Aachen. Dank seinem im März 2022 verstorbenen prominenten Mitglied Dr. h.c. Egidius Braun ist der SV Breinig 1910 allerdings die bundesweit bekannteste Adresse im Fußball-Amateurlager. Denn immer wenn es sich ergab, und dafür sorgte er schon, streute der ehemalige DFB-Ehrenpräsident einen Hinweis auf die Idylle seines Heimatklubs ein, wo er als Teenager den geraden Schuss und den klassischen Kopfball erlernte. Für den Erhalt dieser und möglichst vieler ähnlich heiler Breinig-Biotope in deutschen Landen, die Kinder noch in ihrem Sozialverhalten fürs Leben schulen, lohne es sich zu kämpfen, fügte er gerne an.

Egidius Braun (der seltene Vorname stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie "Schildhalter") spielte oft als bekennender Katholik häufig sonntags im Kloster der Augustinerinnen in Aachen-Walheim bei der heiligen Messe die Orgel; er machte aus seiner Vorliebe für den so genannten "kleinen Fußball" keinen Hehl und sprach auch sonst darüber, dass er viel Gutes tut. Wer ihn deshalb einen Populisten nannte, tat dem Mann unrecht. Den Fußball, referierte er zu seiner Zeit als DFB-Präsident gerne, vor allem die Nationalspieler, "kann ich eben nur in dieser Position für Sozialarbeiten missbrauchen".

Unter Braun: DFB weitet soziales Engagement aus

Kein Zweifel, mit dem studierten Kaufmann (Ex- und Importbetrieb für Agrarprodukte) und Unternehmensberater Braun als Präsident an der Spitze hatte der DFB sein nationales und internationales Engagement im Sozialbereich ausgeweitet. Der Aachener fühlte sich zwar in vielerlei Hinsicht den Vorgaben seines Wegbegleiters und Freundes Neuberger verpflichtet, trat auch durchaus wie sein Vorgänger als charismatischer Kosmopolit auf, doch verlor er nie seine Chancen aus den Augen, den Schwachen zu helfen, die sich hinter den Schlagzeilen des großen Geschäfts mit dem Ball ducken. Über spöttische Mutmaßungen, mit dieser Fürsorge sei er nicht mehr von dieser Welt und in der Ellenbogen-Gesellschaft eine Fehlbesetzung, ging er mit mildem Lächeln hinweg.

"Pater Braun", wie er in Anlehnung an die berühmte Romanfigur genannt wurde ("Wenn damit beschrieben werden soll, dass mir menschliches Miteinander von großer Bedeutung ist, bin ich damit sehr einverstanden. Wenn damit gemeint ist, dass ich zu allem ja und amen sage, ist das völlig falsch."), wusste er sich durchzusetzen. Wer je mit ihm am Verhandlungstisch saß, hat’s erfahren. Sein Spesensatz - eine altmodische Zahl, mit der er gern kokettierte - belief sich auf 20 Mark am Tag und stand in umgekehrtem Verhältnis zu seinem zeitweiligen Drang, sich als Workaholic zu betätigen. Braun fühlte sich als Anwalt von fast sechseinhalb Millionen Mitgliedern, die im DFB den größten Einzelsportverband der Welt darstellen, "die bedeutendste Gesellschaftsbewegung überhaupt", und ihr Mandat verlieh ihm Durchschlagskraft und seinen Argumenten zusätzliche Stärke.

Zunächst Neubergers Schildhalter

Dass Braun, der seine Karriere in der Sportverwaltung Anfang der siebziger Jahre beim Fußballverband Mittelrhein begann, einmal Neuberger an der Spitze beerben würde, war zunächst nicht abzusehen. Sein Rückblick: "Als ich 1977 zum DFB-Schatzmeister gewählt wurde, galt ich keineswegs als Wunschkandidat des damaligen Präsidiums. Für Hermann Neuberger und mich brachte die Zeit nach der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien ein Schlüsselerlebnis. Nach diesem wenig erfreulichen Turnier forderte ich die Bereitschaft zu interner, harter Selbstkritik. Dies wurde zunächst missverstanden. Doch als ich Neuberger deutlich machte, dass nicht die Kritik an Personen gemeint war, dass ich im Gegenteil mein eigenes Schicksal mit seinem verbinden würde, war dies die Wurzel unserer vertrauensvollen Gemeinsamkeit."

Neuberger und sein "Schildhalter" Braun, sie bildeten zusammen ein starkes Team. Gemeinsam bewältigten sie die Anfeindungen im Vorfeld des Europameisterschaftsturniers 1988 in Deutschland, gemeinsam feierten sie den deutschen WM-Triumph 1990 in Italien, gemeinsam managten sie die Gewinn-Maximierung im TV-Millionenpoker um die Übertragungsrechte der Bundesliga, der Länderspiele und der großen internationalen Turniere. Braun sah sich nach dem Tod seines Freundes und Vorgängers ständig steigendem Druck ausgesetzt, dem Pay-TV für die Fußball-WM 2002 und 2006 unter ausschließlich kommerziellen Gesichtspunkten die Tore zu öffnen. Ein solches Ansinnen ging ans Eingemachte. "Nicht für eine Milliarde Mark", beschied er die Antragsteller, werde er zulassen, "dass den Fußballfans ihre Nationalelf verschlüsselt wird. Das wird es unter mir nicht geben."

Tränen nach Eskalation bei WM 1998

Ebenso kraftvoll setzte sich Egidius Braun für die deutsche WM-Bewerbung ein. Dies, so Braun mit Inbrunst, sei eine optimale Chance, sich als "neues Deutschland im Herzen Europas" darzustellen. Aber nicht ohne zwei Stadien in den neuen Bundesländern. Die Vergabe der Ausrichtung der WM 2006 an Deutschland im Sommer 2000 bleibt also maßgeblich mit der Arbeit von Egidius Braun verbunden. Braun, ein Freund der schönen Künste, der als Delegationsleiter des deutschen Teams in Mexiko (WM 1986) am Flügel für Stimmung sorgte und als Sportdiplomat in der Bonner guten Stube des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aufspielte, wirkte in der Öffentlichkeit außerordentlich liebenswürdig und zugänglich. Zweifellos verstand er es in seiner verbindlichen Art, Menschen zu sich ins Boot zu ziehen. Er zeigte Gefühl, auch wenn ihn Kameras beobachten.

Die Tränen, die Braun nach der schrecklichen Handlung deutscher Krimineller am französischen Polizisten Daniel Nivel im WM-Spielort Lens vergossen hat, rührten Zuschauer in aller Welt an, weil sie ehrlicher Ausdruck seiner Erschütterung waren. "Das war die schwärzeste Stunde meines Lebens", gestand er und verwarf trotzdem den vorübergehenden Gedanken, als Ausdruck der Trauer die Nationalmannschaft aus dem laufenden Turnier zurückzuziehen: "Wir hätten vor dem Ungeist und dem Verbrechen kapituliert." 

2001 zum ersten Ehrenpräsidenten gewählt

Sehr betroffen machten Braun auch die Umstände, die wenige Wochen nach dem WM-Aus der Nationalmannschaft (im Viertelfinale gegen Kroatien) im September 1998 zum Rücktritt des Bundestrainers Berti Vogts führten, mit dem ihn ein besonderes Verhältnis verband.

Einen Monat später bestätigte der DFB-Bundestag Egidius Braun mit großer Mehrheit in seinem Amt. Sein Kampf gegen Drogenmissbrauch, Arbeitslosigkeit, Armut in Dritte-Welt-Ländern und osteuropäischen Staaten, für die Integration von Ausländern und die Aufwertung des Ehrenamtes geht dank dem Volkssport Fußball weiter. Braun, der bereits rechtzeitig signalisiert hatte, dass die Amtsperiode bis 2001 seine letzte sei, wurde beim Bundestag im April 2001 in Magdeburg zum ersten Ehrenpräsidenten des DFB gewählt. Zudem wurde eine Stiftung ins Leben gerufen, die seinen Namen trägt und sein soziales Engagement weiterführt.

Braun war Vizepräsident und Schatzmeister der UEFA, Vorsitzender der Organisationskommission für das vom deutschen Team gewonnene Europameisterschaftsturnier 1996 in England, Mitglied der Organisations-Kommission für den FIFA-Weltpokal France 1998 und Träger zahlreicher Auszeichnungen großer in- und ausländischer Institutionen sowie kleinerer Vereine. Ein Mensch, der den Bezug zum Ball und zur Basis nie verloren hat. Am 16. März 2022 verstarb Braun im Alter von 97 Jahren in seiner Heimatstadt Aachen.

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