Vor 25 Jahren: Als sich Ost- und West-Fußball die Hand reichten

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. November

Vor 60 Jahren schlägt Weltmeister Deutschland Norwegen in Karlsruhe 2:0. 50.000 Zuschauer sehen Tore von Fritz Walter (24.) und Josef Röhrig (27.), aber auch viel Leerlauf. Kein Wunder, Bundestrainer Sepp Herberger experimentiert, auf Rechtsaußen debütiert der Offenbacher Engelbert Kraus, Mittelstürmer Uli Biesinger (zweiter Einsatz) und Linksaußen Erwin Waldner (viertes Länderspiel) sind kaum erfahrener. Das Sport Magazin ruft nach den Helden von Bern: "Zurück zu Rahn und Morlock!" Herberger verspricht angesichts des nächsten Länderspiels: "In Rom wird die Nationalelf anders aussehen."

Vor 30 Jahren wird das Pokal-Achtelfinale fortgesetzt. Beide Nachholpartien haben das gleiche Resultat: 1:3 nach Verlängerung. Bei Zweitliga-Primus FC Homburg setzt sich Borussia Dortmund nach Rückstand durch, zwei Tore markiert Jürgen Wegmann, das 1:3 Joker Daniel Simmes. Auch Drittligist Eintracht Trier geht gegen Bayer Leverkusen in Führung, auch hier bringt ein Doppeltorschütze die Wende: Christian Schreier. Das entscheidende 1:3 glückt Herbert Waas.

Vor 25 Jahren geht es im Westfalenstadion rund. Die heimische Dortmunder Borussia unterliegt dem Vorletzten 1. FC Nürnberg 0:2 und Schiedsrichter Wolfgang Mierswa zeigt fünf Gelbe und zwei Rote Karten: Michael Schulz und Joachim Philipkowski müssen nach 77 Minuten gehen. Schulz, der einen liegenden Gegner getreten hat, hat bereits drei Sperren im Sündenregister und der kicker kommentiert: "Schulz hat nichts gelernt." Der DFB verschafft ihm weitere Bedenkzeit, erst im März darf er wieder spielen. Michael Zorc wird an diesem schwarzen BVB-Freitag neuer Rekordspieler des Klubs, er löst mit seinem 255. Einsatz Lothar Huber ab.

Vor zehn Jahren wird das Teilnehmerfeld für die WM 2006 in Deutschland komplettiert. In den fünf Playoff-Rückspielen setzen sich durch: Schweiz, Tschechien, Spanien, Trinidad/Tobago, Australien. Unschöne Szenen gibt es in Istanbul, wo die Schweiz zwar 2:4 verliert, aber dank des 2:0 im Hinspiel weiterkommt. Das entscheidende Tor erzielt der damalige Stuttgarter Marco Streller. Enttäuschte Zuschauer und Spieler des Gastgebers lassen ihren Unmut an den Schweizern aus, was eine Strafe der Türkei zur Folge haben wird. Sie muss die folgenden sechs Heimspiele auf neutralem Platz und vor leeren Rängen austragen. Australien feiert den früheren Dresdener Torwart Mark Schwarzer, der im Elfmeterschießen gegen Uruguay zwei Elfmeter hält. Tschechien besiegt Norwegen dank eines Treffers des Ex-Dortmunders Tomas Rosicky. Nur Spanien (1:1 in der Slowakei) und Trinidad (1:0 im Bahrain) schaffen es auch ohne die Hilfe von Bundesliga-Legionären nach Deutschland.

17. November

Vor 80 Jahren wechselt der Tabellenführer im Bayern-Gau. Der weiter ungeschlagene 1. FC Nürnberg verspielt bei Wacker München (2:2) eine 2:0-Führung, sehr zur Freude des FC Bayern, der Schweinfurt 05 3:1 schlägt. "Die Bayern lieferten vor der Pause epochenweise ein hervorragendes Kombinationsspiel", lobt der Fußball. Auszusetzen hat das Blatt nur etwas an der Münchner Jugend: "Gibt es in München keine Jugendlichen, die gern Balljungen spielen würden? Das dauernde Ballnachlaufen der Linienrichter und Spieler bei 'Aus' wirkt störend und peinlich." In Württemberg trennen sich der VfB und die Stuttgarter Kickers im Stadtderby vor 12.000 Fans friedlich 2:2, die Kickers bleiben Primus. Meister Schalke 04 stoppt den Siegeszug von Tabellenführer Germania Bochum (2:1), der dennoch Erster bleibt – da die viel gefragten Schalker bereits vier (!) Nachholspiele haben. Das Siegtor erzielt Fritz Szepan.

Vor 75 Jahren bezwingt die Nationalmannschaft Dänemark mit 1:0. Das Publikum auf dem Hamburger Victoria-Platz, 28.000 Zuschauer sind im zweiten Kriegsherbst gekommen, ist unzufrieden. Nichts erinnert mehr an das furiose 8:0 der Breslau-Elf drei Jahre zuvor gegen den gleichen Gegner, es sind auch nur noch vier Spieler vom Mai 1937 dabei. Seltsam die Analyse der Fußball Woche: "Die deutsche Mannschaft starb an einem Überfluss von Technik." Deutlicher wird der ehemalige Reichstrainer Otto Nerz im kicker: "Zum Weiteren blieb unser Sieg so knapp, weil der Sturm als Ganzes ein Versager war." Das einzige Tor gelingt dem Dresdner Helmut Schön in der 62. Minute auf Vorlage des 20-jährigen Fritz Walter, der laut Fußball Woche "der beste Innenstürmer" an diesem Tag ist. Eine Entschuldigung für die schwache Leistung der Deutschen: Die Nacht vor dem Spiel verbringen die Spieler wegen eines britischen Fliegerangriffs auf Hamburg im Luftschutzkeller.

Am selben Tag versammeln sich 55.000 Zuschauer im Wiener Prater-Stadion zur Revanche zwischen Admira Wien und Schalke 04, den Finalisten um die Deutsche Meisterschaft. 1939 hat Schalke 9:0 (!) gewonnen. "Die 55.000 kamen nicht, Schalke zu bewundern. Sie kamen, ihre Admira um jeden Preis siegen zu sehen." Das klappt nicht, aber angesichts des 0:9 im Vorjahr ist das 1:1 zumindest ein gefühlter Sieg für Admira, die bis zur 85. Minute führt – dann trifft Ernst Kuzorra. Die kicker-Schlagzeile über ein Freundschaftsspiel, dem das Blatt fast drei Seiten widmet: "Dramatischer als ein Endspiel."

Vor 50 Jahren gibt es noch kein Werder-Wunder im Europapokal. Der Deutsche Meister müht sich vergeblich, die 0:3-Hinspielniederlage bei Partizan Belgrad wettzumachen. Dem 1:0 von "Pico" Schütz (32.) folgen keine Treffer mehr, im Achtelfinale ist Endstation.

Vor 30 Jahren schließt die Nationalmannschaft in München die WM-Qualifikation mit einem 2:2 gegen die CSSR ab. Die Mexiko-Fahrkarte hat sie längst gelöst, die Partie ist relativ belanglos, entsprechend dünn ist die Kulisse. Nur 22.000 Münchner wollen die Beckenbauer-Elf sehen, die meisten davon interessieren sich besonders für Linksaußen Ludwig Kögl. Der 20 Jahre alte Bayern-Spieler bestreitet erst sein zweites Länderspiel, der kicker gibt ihm die Note 4. Damit liegt er im Schnitt, es ist kein gutes Spiel und auch Karl-Heinz Rummenigges später Ausgleich (86.) verhindert das Pfeifkonzert nicht. Bemerkenswert ist im Nachhinein das 1:0 von Andreas Brehme, das als eines der schnellsten Tore in die DFB-Historie eingeht: Es fällt schon nach 40 Sekunden.

Vor 25 Jahren gibt es nur ein Unentschieden in der Bundesliga, aber auch das hat einen Sieger: Pal Csernai, neuer Trainer von Schlusslicht Hertha BSC, trotzt seinem Ex-Klub Bayern München in Berlin ein 0:0 ab. Kurios zudem, dass in der ersten Halbzeit kein einziges Gästetor am 14. Spieltag fällt. Es gibt noch einen Heimvorteil anno 1990, den auch Werder Bremen nutzt: Das 2:0 gegen den KSC ist das elfte Spiel ohne Niederlage für den Tabellenführer. Aus der Reihe tanzt nur der 1. FC Kaiserslautern, dem beim 2:0 in Bochum der einzige Auswärtssieg gelingt. Der Lohn der guten Tat ist Platz zwei.

18. November

Vor 70 Jahren sind nach dem dritten Spieltag der neuen Süddeutschen Fußball-Liga der 1. FC Nürnberg und 1860 München weiterhin verlustpunktfrei. Der Club schlägt Kickers Offenbach 5:2, die Löwen setzen sich vor 8000 Zuschauern gegen Waldhof Mannheim 4:1 durch. Zwei Treffer erzielt Ludwig Janda. "Das bessere Stehvermögen der Löwen gab den Ausschlag", schreibt die Süddeutsche Zeitung. Der VfB Stuttgart fällt durch das 3:3 gegen Fürth auf Platz drei zurück. Weiter sieglos bleiben die Münchner Bayern (1:1 beim FSV Frankfurt). Eintracht Frankfurt rutscht durch das 1:2 in Schweinfurt auf den vorletzten Platz, dahinter liegt nur noch BC Augsburg.

Vor 25 Jahren tritt Willi Entenmann als Trainer des VfB Stuttgart zurück.

Vor 20 Jahren kehrt Lothar Matthäus nach 297-tägiger Pause in die Bayern-Elf zurück. Nach seinem Achillessehnenriss im Januar wird er beim 2:0 gegen Werder in der Saison 1995/1996 erstmals eingesetzt. Die Show stiehlt ihm Mario Basler, den Werder-Trainer Aad de Mos schon nach 32 Minuten auswechselt. Basler ist wütend und bittet lautstark um seine Freigabe. Am gleichen Tag wird Eintracht-Trainer Charly Körbel im 28. Spiel seiner Amtszeit schon zum zweiten Mal auf die Tribüne verwiesen. Beim 1:0 gegen Köln trifft es ihn noch früher als Basler (13. Minute). Körbel ist nicht einsichtig: "Vielleicht muss ich ins DFB-Gefängnis, aber ich werde auch in Zukunft mit Leib und Seele bei der Mannschaft bleiben." Stefan Effenberg wird nicht bestraft, entschuldigt sich aber trotzdem bei seinen Mitspielern. Sein verschossener Elfmeter, den HSV-Torwart Richard Golz pariert, führt zur 1:2-Heimniederlage des Tabellendritten. Hoch her geht es beim Heimspiel von Meister Borussia Dortmund gegen den KSC, das erst nach einem Abseitstor von Jürgen Kohler (66.) in Richtung der Gastgeber verläuft. Am Ende stehen ein 4:1 und fünf gesperrte Spieler – vier erhalten die fünfte Verwarnung, KSC-Verteidiger Dirk Schuster fliegt schon nach 35 Minuten vom Platz. KSC-Trainer Winfried Schäfer: "Da muss der Schiri doch auch im Westfalenstadion mal den Mut haben, Abseits zu pfeifen."

Vor zehn Jahren gibt es in den Freitagsspielen der Bundesliga keine Sieger. Aufsteiger 1. FC Köln trotzt Schalke 04 ein 2:2 ab, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen trennen sich 1:1. "Es ist fatal, gegen diesen 1. FC Köln zwei Punkte liegen zu lassen", schimpft Schalkes Teammanager Andreas Müller. Dabei müssen sie noch froh sein über den einen Punkt, den das späte Tor von Joker Ebbe Sand (86.) sichert. In Mönchengladbach fallen die Tore dagegen eher zu früh für den Geschmack der 50.000 Zuschauer: Das 0:1 von Simon Rolfes (5.) kontert Eugen Polanski zehn Minuten später.

19. November

Vor 40 Jahren macht die Nationalmannschaft einen großen Schritt in Richtung EM 1976. Im Stuttgarter Neckarstadion schlägt der Welt- und Europameister vor 73.058 Zuschauern Bulgarien 1:0 und übernimmt die Tabellenführung in Qualifikations-Gruppe 8. Das goldene Tor erzielt Jupp Heynckes (65.), einer von fünf Mönchengladbachern in der Startelf. Bundestrainer Helmut Schön ist zufrieden: "Hervorragend sind Mannschaftsgeist und Kameradschaft. Unsere Nationalelf brennt wieder."

Vor 30 Jahren geht die Bundesliga mitten im November bei bereits winterlichen Temperaturen in eine Englische Woche. So kommen selbst zum Rheinderby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln (1:3) nur 7200 Zuschauer. Minuskulissen beklagen auch Bochum (7000 beim 3:1 gegen Saarbrücken) und Frankfurt (8000 beim 1:3 gegen Hannover). Der 1. FC Nürnberg begrüßt zwar die meisten Zuschauer des Dienstags (14.000), muss aber gegen Bayer Uerdingen eine 1:2-Niederlage quittieren, obwohl Gäste-Libero Matthias Herget nach absichtlichem Handspiel vom Platz fliegt.

Vor 25 Jahren präsentiert der VfB Stuttgart den Nachfolger für Willi Entenmann: Christoph Daum. Der Neue provoziert bei seinen Spielern mit den ersten Worten auf der Pressekonferenz gleich eine Gänsehaut, wie Maurizio Gaudino verrät. Daum: "Mittwoch 15 Uhr, erstes Training. Donnerstag zweimal Training, Freitag Abschlusstraining. Und am Samstag Sieg über Köln. Sieg und nur Sieg!" VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hat es gefallen: "In der jetzigen Situation brauchen wir einfach einen extrovertierten Trainer."

Vor zehn Jahren entlässt der 1. FC Kaiserslautern unmittelbar nach der 1:3-Heimpleite gegen den 1. FC Nürnberg nach nur vier Monaten den langjährigen Hitzfeld-Assistenten Michael Henke. Der Trainer hinterlässt die Roten Teufel auf Platz 18, Ex-FCK-Profi Wolfgang Wolf ersetzt ihn. Am gleichen Tag lacht die Liga über den Mainzer Nikolce Noveski: Der erzielt gegen Eintracht Frankfurt in den ersten sechs Minuten zwei Eigentore, was Rekord ist, aber dann trifft er auch ins gegnerische Tor. Es reicht noch zum Punkt (2:2) und verschmitzt sagt der Mazedonier: "Das war mein erster Hattrick!" Meister Bayern reicht ein Doppelschlag von Claudio Pizarro zum 2:1 in Bielefeld, das Siegtor strapaziert die Redewendung vom Bayern-Dusel – es fällt in Minute 92. Gegen das Dusel-Gerede wehrt sich Sebastian Deisler: "Das ist mit Sicherheit eine Stärke von uns, dass wir bis zur letzten Minute die Möglichkeit haben, ein Spiel noch zu drehen." Die Stärke von Hans Meyer ist es, aussichtslose Fälle zu einem guten Ende zu führen. Die Premiere mit Schlusslicht 1. FC Nürnberg beweist es: Der Club gewinnt am Betzenberg nach zuvor vier Niederlagen 3:1. Und Borussia Dortmund sieht wieder in eine rosigere Zukunft nach zuvor Tagen der Existenzbedrohung (Insolvenzgefahr) – gegen Hertha BSC spielt das Team der Zukunft. Mit 23,84 Jahren steht die jüngste BVB-Elf aller Zeiten auf dem Platz. Christoph Metzelder, 25 Jahre alt, witzelt: "Langsam muss der BVB daran denken, mich zu verkaufen –weil ich zu alt bin."

20. November

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden gibt es einen Führungswechsel, der VfR Mannheim löst den Karlsruher SC durch einen 2:0-Heimsieg selbst ab. "Seit Jahren hatte Mannheim kein so schönes und dramatisches Spiel gesehen", lobt das Sport Magazin. München sieht immerhin 30.000 Zuschauer, aber eine 2:3-Niederlage der Löwen gegen Verfolger VfB Stuttgart. Und Frankfurt schwärmt von Weltmeister Alfred Pfaff, der die Partie gegen Schweinfurt mit einem Hattrick nach 0:2-Rückstand noch aus dem Feuer reißt. Im Westen ist das Programm reduziert, die spielfreien Dortmunder bleiben Erster, weil Verfolger Fortuna Düsseldorf (3:3 gegen Aachen) nicht gewinnt. Im Gegensatz zu Schalke 04 (3:2 gegen Dellbrück), wodurch sich ein punktgleiches Spitzentrio ergibt. Meister RW Essen hat mit der Spitze nichts mehr zu tun, nach der ersten Heim-Niederlage (0:2 gegen Wuppertal) ist RWE desillusionierter Achter. Im Norden ist es weniger spannend, der HSV nimmt vor 22.000 Fans auch die Auswärtshürde Holstein Kiel und "Uwe schoss sein Tor" – zum 1:0. Jubel auch in St. Pauli, das Eintracht Braunschweig 3:2 schlägt – aber Vorletzter bleibt. Im Südwesten ruht der Ball.

Am selben Tag schlägt die DDR-Auswahl in Berlin-Ost Bulgarien 1:0, vor 65.000 Zuschauern im Stadion der Welt-Jugend trifft Willy Tröger (22.) aus Karl-Marx-Stadt in diesem Freundschaftsspiel.

Vor 50 Jahren ist München Deutschlands Fußball-Hauptstadt. Nach dem 13. Spieltag regiert 1860 München (5:0 bei Tasmania) vor Aufsteiger FC Bayern (3:0 gegen Kaiserslautern) die Bundesliga. Meister Werder Bremen fällt nach dem 2:3 bei Kellerkind KSC auf Platz fünf zurück. Das erste Rheinderby in der Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln endet 2:3, Borussia tröstet sich mit der Rekordkulisse des Tages (35.000). Den höchsten Sieg fährt Eintracht Frankfurt bei Borussia Neunkirchen ein (6:1), dreimal trifft Walter Bechtold.

Vor 30 Jahren feiert das Spitzenduo der Bundesliga Auswärtssiege: Werder Bremen (2:1 in Mönchengladbach) bleibt drei Punkte vor den Bayern (2:1 in Leverkusen). Werder-Trainer Otto Rehhagel hat wieder alles richtig gemacht, denn sein 36 Jahre alter Überraschungs-Transfer Manfred Burgsmüller (von Zweitligist RW Oberhausen) trifft gleich im ersten Einsatz – mit einem sehenswerten Lupfer. Rehhagel: "Ich wusste, dass Burgsmüller nicht versagen würde, denn er ist ein großartiger Fußballer." Im Abstiegskampf schöpft Borussia Dortmund nach dem 2:0-Heimsieg gegen VfB Stuttgart Luft. Der zur Pause eingewechselte Ralf Loose trifft schon drei Minuten später zum 1:0, Wolfgang Schüler macht alles klar. Der Verlierer beim Sieger trägt einen großen Namen. "Als Hrubesch ging, kam Dortmund", stellt der kicker fest.

21. November

Vor 100 Jahren feiert Bayern München seinen achten Sieg in Folge: 8:1 gegen den FC Wacker-Turnerschaft München.

Vor 30 Jahren entlässt Aufsteiger Hannover 96 seinen Trainer Werner Biskup trotz eines 3:1-Sieges in Frankfurt wegen gesundheitlicher Probleme. Ersatztorwart Jürgen Rynio übernimmt den Job.

Vor 25 Jahren ist der DDR-Fußball bald Geschichte, auch wenn letztmals ein Meister ausgespielt wird. An diesem Tag aber wird der (ostdeutsche) DFV als Regionalverband Nordost um exakt 11.45 Uhr bereits Teil des DFB, auch im Fußball steht der deutschen Wiedervereinigung nun nichts mehr entgegen. DFB-Präsident Hermann Neuberger und DFV-Präsident Hans-Georg Moldenhauer reichen sich über das Dach eines Trabis in Leipzig symbolisch die Hand an jenem Mittwoch. Ein historischer Moment.

Vor 20 Jahren hat Jürgen Klinsmann einen großen Tag. Das Achtelfinal-Hinspiel im UEFA-Pokal gegen Benfica Lissabon gerät zur One-Man-Show, der Stürmer erzielt binnen zwanzig Minuten alle Bayern-Tore beim 4:1 (3:1) im Olympiastadion. Drei Treffer legt ihm Mehmet Scholl auf. Werder Bremen unterliegt beim PSV Eindhoven 1:2, Marco Bodes Tor aber lässt sie hoffen. Für Aufsehen sorgt die Verbannung Mario Baslers auf die Bank, der von Abwanderungsgelüsten geplagte Nationalspieler darf erst nach der Pause ran. Trainer Aad de Mos: "Es war eine taktische Maßnahme. Man könnte sagen, ich habe ihn in Schutz genommen."

22. November

Vor 90 Jahren stürzt Eintracht Frankfurt im Prestigederby des Mainbezirks Tabellenführer Kickers Offenbach. Und wie – Endstand 6:0 (2:0). Im Fußball steht: "Die Offenbacher Kickers hatten einen außerordentlich schlechten Tag. Es klappte nicht im Sturm, es klappte aber auch nicht in der Verteidigung. Die Läufer kamen manchmal überhaupt nicht mehr mit. Es scheint, daß Offenbachs gute Zeit ein Ende hat…"

Vor 40 Jahren findet der 15. Bundesliga-Spieltag statt. Die Sensation des Tages ereignet sich im Frankfurter Waldstadion, wo Eintracht Frankfurt (zehnter Platz) den amtierenden Europapokalsieger der Meister, Bayern München (Vierter), mit 6:0 deklassiert, schon zur Pause steht es 5:0. Bernd Nickel verwandelt sogar einen Eckball direkt, auch Jürgen Grabowskis 1:0 mit dem linken Außenrist ist ein wahres Kunststück: "Welch ein Schuss! Das konnte bisher nur Eusebio!", staunt Bayern-Trainer Dettmar Cramer, der von "Problemen in allen Mannschaftsgruppen" spricht. Die Eintracht stellt einen Rekord auf, erstmals in der Bundesliga gelingen einer Mannschaft zwei 6:0-Heimsiege in Folge. Großer Sport wird auch im Parkstadion geboten, wo es zwischen Schalke 04 und Meister Borussia Mönchengladbach weit spannender zugeht. "Über 70.000 gerieten in Ekstase", titelt der kicker nach einem Spiel ohne Sieger (2:2). Borussias Held ist der Däne Henning Jensen, der beide Tore erzielt, darunter den Ausgleich (87.), der die zweite Saison-Niederlage des Tabellenführers verhindert. Aber der HSV, stolzer Sieger im Nordderby bei Werder Bremen (3:1), rückt immer näher. Die Bremer stellen einen Bundesliga-Rekord ein, mit Horst-Dieter Höttges und Uwe Bracht vergeben gleich zwei Spieler einen Elfmeter. Der berüchtigte Elfmetertöter Rudi Kargus kann diesmal nichts dafür, beide setzen den Ball übers Tor.

Vor 20 Jahren rettet sich Borussia Dortmund erstmals ins Viertelfinale der Champions League. Bei Juventus Turin, das bereits qualifiziert ist, kommt der BVB vor 35.000 Zuschauern zu einem 2:1 durch Tore von Michael Zorc und Lars Ricken. "Wir sind weiter, das ist sensationell", sagt Nationalspieler Steffen Freund überglücklich.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

16. November

Vor 60 Jahren schlägt Weltmeister Deutschland Norwegen in Karlsruhe 2:0. 50.000 Zuschauer sehen Tore von Fritz Walter (24.) und Josef Röhrig (27.), aber auch viel Leerlauf. Kein Wunder, Bundestrainer Sepp Herberger experimentiert, auf Rechtsaußen debütiert der Offenbacher Engelbert Kraus, Mittelstürmer Uli Biesinger (zweiter Einsatz) und Linksaußen Erwin Waldner (viertes Länderspiel) sind kaum erfahrener. Das Sport Magazin ruft nach den Helden von Bern: "Zurück zu Rahn und Morlock!" Herberger verspricht angesichts des nächsten Länderspiels: "In Rom wird die Nationalelf anders aussehen."

Vor 30 Jahren wird das Pokal-Achtelfinale fortgesetzt. Beide Nachholpartien haben das gleiche Resultat: 1:3 nach Verlängerung. Bei Zweitliga-Primus FC Homburg setzt sich Borussia Dortmund nach Rückstand durch, zwei Tore markiert Jürgen Wegmann, das 1:3 Joker Daniel Simmes. Auch Drittligist Eintracht Trier geht gegen Bayer Leverkusen in Führung, auch hier bringt ein Doppeltorschütze die Wende: Christian Schreier. Das entscheidende 1:3 glückt Herbert Waas.

Vor 25 Jahren geht es im Westfalenstadion rund. Die heimische Dortmunder Borussia unterliegt dem Vorletzten 1. FC Nürnberg 0:2 und Schiedsrichter Wolfgang Mierswa zeigt fünf Gelbe und zwei Rote Karten: Michael Schulz und Joachim Philipkowski müssen nach 77 Minuten gehen. Schulz, der einen liegenden Gegner getreten hat, hat bereits drei Sperren im Sündenregister und der kicker kommentiert: "Schulz hat nichts gelernt." Der DFB verschafft ihm weitere Bedenkzeit, erst im März darf er wieder spielen. Michael Zorc wird an diesem schwarzen BVB-Freitag neuer Rekordspieler des Klubs, er löst mit seinem 255. Einsatz Lothar Huber ab.

Vor zehn Jahren wird das Teilnehmerfeld für die WM 2006 in Deutschland komplettiert. In den fünf Playoff-Rückspielen setzen sich durch: Schweiz, Tschechien, Spanien, Trinidad/Tobago, Australien. Unschöne Szenen gibt es in Istanbul, wo die Schweiz zwar 2:4 verliert, aber dank des 2:0 im Hinspiel weiterkommt. Das entscheidende Tor erzielt der damalige Stuttgarter Marco Streller. Enttäuschte Zuschauer und Spieler des Gastgebers lassen ihren Unmut an den Schweizern aus, was eine Strafe der Türkei zur Folge haben wird. Sie muss die folgenden sechs Heimspiele auf neutralem Platz und vor leeren Rängen austragen. Australien feiert den früheren Dresdener Torwart Mark Schwarzer, der im Elfmeterschießen gegen Uruguay zwei Elfmeter hält. Tschechien besiegt Norwegen dank eines Treffers des Ex-Dortmunders Tomas Rosicky. Nur Spanien (1:1 in der Slowakei) und Trinidad (1:0 im Bahrain) schaffen es auch ohne die Hilfe von Bundesliga-Legionären nach Deutschland.

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17. November

Vor 80 Jahren wechselt der Tabellenführer im Bayern-Gau. Der weiter ungeschlagene 1. FC Nürnberg verspielt bei Wacker München (2:2) eine 2:0-Führung, sehr zur Freude des FC Bayern, der Schweinfurt 05 3:1 schlägt. "Die Bayern lieferten vor der Pause epochenweise ein hervorragendes Kombinationsspiel", lobt der Fußball. Auszusetzen hat das Blatt nur etwas an der Münchner Jugend: "Gibt es in München keine Jugendlichen, die gern Balljungen spielen würden? Das dauernde Ballnachlaufen der Linienrichter und Spieler bei 'Aus' wirkt störend und peinlich." In Württemberg trennen sich der VfB und die Stuttgarter Kickers im Stadtderby vor 12.000 Fans friedlich 2:2, die Kickers bleiben Primus. Meister Schalke 04 stoppt den Siegeszug von Tabellenführer Germania Bochum (2:1), der dennoch Erster bleibt – da die viel gefragten Schalker bereits vier (!) Nachholspiele haben. Das Siegtor erzielt Fritz Szepan.

Vor 75 Jahren bezwingt die Nationalmannschaft Dänemark mit 1:0. Das Publikum auf dem Hamburger Victoria-Platz, 28.000 Zuschauer sind im zweiten Kriegsherbst gekommen, ist unzufrieden. Nichts erinnert mehr an das furiose 8:0 der Breslau-Elf drei Jahre zuvor gegen den gleichen Gegner, es sind auch nur noch vier Spieler vom Mai 1937 dabei. Seltsam die Analyse der Fußball Woche: "Die deutsche Mannschaft starb an einem Überfluss von Technik." Deutlicher wird der ehemalige Reichstrainer Otto Nerz im kicker: "Zum Weiteren blieb unser Sieg so knapp, weil der Sturm als Ganzes ein Versager war." Das einzige Tor gelingt dem Dresdner Helmut Schön in der 62. Minute auf Vorlage des 20-jährigen Fritz Walter, der laut Fußball Woche "der beste Innenstürmer" an diesem Tag ist. Eine Entschuldigung für die schwache Leistung der Deutschen: Die Nacht vor dem Spiel verbringen die Spieler wegen eines britischen Fliegerangriffs auf Hamburg im Luftschutzkeller.

Am selben Tag versammeln sich 55.000 Zuschauer im Wiener Prater-Stadion zur Revanche zwischen Admira Wien und Schalke 04, den Finalisten um die Deutsche Meisterschaft. 1939 hat Schalke 9:0 (!) gewonnen. "Die 55.000 kamen nicht, Schalke zu bewundern. Sie kamen, ihre Admira um jeden Preis siegen zu sehen." Das klappt nicht, aber angesichts des 0:9 im Vorjahr ist das 1:1 zumindest ein gefühlter Sieg für Admira, die bis zur 85. Minute führt – dann trifft Ernst Kuzorra. Die kicker-Schlagzeile über ein Freundschaftsspiel, dem das Blatt fast drei Seiten widmet: "Dramatischer als ein Endspiel."

Vor 50 Jahren gibt es noch kein Werder-Wunder im Europapokal. Der Deutsche Meister müht sich vergeblich, die 0:3-Hinspielniederlage bei Partizan Belgrad wettzumachen. Dem 1:0 von "Pico" Schütz (32.) folgen keine Treffer mehr, im Achtelfinale ist Endstation.

Vor 30 Jahren schließt die Nationalmannschaft in München die WM-Qualifikation mit einem 2:2 gegen die CSSR ab. Die Mexiko-Fahrkarte hat sie längst gelöst, die Partie ist relativ belanglos, entsprechend dünn ist die Kulisse. Nur 22.000 Münchner wollen die Beckenbauer-Elf sehen, die meisten davon interessieren sich besonders für Linksaußen Ludwig Kögl. Der 20 Jahre alte Bayern-Spieler bestreitet erst sein zweites Länderspiel, der kicker gibt ihm die Note 4. Damit liegt er im Schnitt, es ist kein gutes Spiel und auch Karl-Heinz Rummenigges später Ausgleich (86.) verhindert das Pfeifkonzert nicht. Bemerkenswert ist im Nachhinein das 1:0 von Andreas Brehme, das als eines der schnellsten Tore in die DFB-Historie eingeht: Es fällt schon nach 40 Sekunden.

Vor 25 Jahren gibt es nur ein Unentschieden in der Bundesliga, aber auch das hat einen Sieger: Pal Csernai, neuer Trainer von Schlusslicht Hertha BSC, trotzt seinem Ex-Klub Bayern München in Berlin ein 0:0 ab. Kurios zudem, dass in der ersten Halbzeit kein einziges Gästetor am 14. Spieltag fällt. Es gibt noch einen Heimvorteil anno 1990, den auch Werder Bremen nutzt: Das 2:0 gegen den KSC ist das elfte Spiel ohne Niederlage für den Tabellenführer. Aus der Reihe tanzt nur der 1. FC Kaiserslautern, dem beim 2:0 in Bochum der einzige Auswärtssieg gelingt. Der Lohn der guten Tat ist Platz zwei.

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18. November

Vor 70 Jahren sind nach dem dritten Spieltag der neuen Süddeutschen Fußball-Liga der 1. FC Nürnberg und 1860 München weiterhin verlustpunktfrei. Der Club schlägt Kickers Offenbach 5:2, die Löwen setzen sich vor 8000 Zuschauern gegen Waldhof Mannheim 4:1 durch. Zwei Treffer erzielt Ludwig Janda. "Das bessere Stehvermögen der Löwen gab den Ausschlag", schreibt die Süddeutsche Zeitung. Der VfB Stuttgart fällt durch das 3:3 gegen Fürth auf Platz drei zurück. Weiter sieglos bleiben die Münchner Bayern (1:1 beim FSV Frankfurt). Eintracht Frankfurt rutscht durch das 1:2 in Schweinfurt auf den vorletzten Platz, dahinter liegt nur noch BC Augsburg.

Vor 25 Jahren tritt Willi Entenmann als Trainer des VfB Stuttgart zurück.

Vor 20 Jahren kehrt Lothar Matthäus nach 297-tägiger Pause in die Bayern-Elf zurück. Nach seinem Achillessehnenriss im Januar wird er beim 2:0 gegen Werder in der Saison 1995/1996 erstmals eingesetzt. Die Show stiehlt ihm Mario Basler, den Werder-Trainer Aad de Mos schon nach 32 Minuten auswechselt. Basler ist wütend und bittet lautstark um seine Freigabe. Am gleichen Tag wird Eintracht-Trainer Charly Körbel im 28. Spiel seiner Amtszeit schon zum zweiten Mal auf die Tribüne verwiesen. Beim 1:0 gegen Köln trifft es ihn noch früher als Basler (13. Minute). Körbel ist nicht einsichtig: "Vielleicht muss ich ins DFB-Gefängnis, aber ich werde auch in Zukunft mit Leib und Seele bei der Mannschaft bleiben." Stefan Effenberg wird nicht bestraft, entschuldigt sich aber trotzdem bei seinen Mitspielern. Sein verschossener Elfmeter, den HSV-Torwart Richard Golz pariert, führt zur 1:2-Heimniederlage des Tabellendritten. Hoch her geht es beim Heimspiel von Meister Borussia Dortmund gegen den KSC, das erst nach einem Abseitstor von Jürgen Kohler (66.) in Richtung der Gastgeber verläuft. Am Ende stehen ein 4:1 und fünf gesperrte Spieler – vier erhalten die fünfte Verwarnung, KSC-Verteidiger Dirk Schuster fliegt schon nach 35 Minuten vom Platz. KSC-Trainer Winfried Schäfer: "Da muss der Schiri doch auch im Westfalenstadion mal den Mut haben, Abseits zu pfeifen."

Vor zehn Jahren gibt es in den Freitagsspielen der Bundesliga keine Sieger. Aufsteiger 1. FC Köln trotzt Schalke 04 ein 2:2 ab, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen trennen sich 1:1. "Es ist fatal, gegen diesen 1. FC Köln zwei Punkte liegen zu lassen", schimpft Schalkes Teammanager Andreas Müller. Dabei müssen sie noch froh sein über den einen Punkt, den das späte Tor von Joker Ebbe Sand (86.) sichert. In Mönchengladbach fallen die Tore dagegen eher zu früh für den Geschmack der 50.000 Zuschauer: Das 0:1 von Simon Rolfes (5.) kontert Eugen Polanski zehn Minuten später.

19. November

Vor 40 Jahren macht die Nationalmannschaft einen großen Schritt in Richtung EM 1976. Im Stuttgarter Neckarstadion schlägt der Welt- und Europameister vor 73.058 Zuschauern Bulgarien 1:0 und übernimmt die Tabellenführung in Qualifikations-Gruppe 8. Das goldene Tor erzielt Jupp Heynckes (65.), einer von fünf Mönchengladbachern in der Startelf. Bundestrainer Helmut Schön ist zufrieden: "Hervorragend sind Mannschaftsgeist und Kameradschaft. Unsere Nationalelf brennt wieder."

Vor 30 Jahren geht die Bundesliga mitten im November bei bereits winterlichen Temperaturen in eine Englische Woche. So kommen selbst zum Rheinderby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln (1:3) nur 7200 Zuschauer. Minuskulissen beklagen auch Bochum (7000 beim 3:1 gegen Saarbrücken) und Frankfurt (8000 beim 1:3 gegen Hannover). Der 1. FC Nürnberg begrüßt zwar die meisten Zuschauer des Dienstags (14.000), muss aber gegen Bayer Uerdingen eine 1:2-Niederlage quittieren, obwohl Gäste-Libero Matthias Herget nach absichtlichem Handspiel vom Platz fliegt.

Vor 25 Jahren präsentiert der VfB Stuttgart den Nachfolger für Willi Entenmann: Christoph Daum. Der Neue provoziert bei seinen Spielern mit den ersten Worten auf der Pressekonferenz gleich eine Gänsehaut, wie Maurizio Gaudino verrät. Daum: "Mittwoch 15 Uhr, erstes Training. Donnerstag zweimal Training, Freitag Abschlusstraining. Und am Samstag Sieg über Köln. Sieg und nur Sieg!" VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hat es gefallen: "In der jetzigen Situation brauchen wir einfach einen extrovertierten Trainer."

Vor zehn Jahren entlässt der 1. FC Kaiserslautern unmittelbar nach der 1:3-Heimpleite gegen den 1. FC Nürnberg nach nur vier Monaten den langjährigen Hitzfeld-Assistenten Michael Henke. Der Trainer hinterlässt die Roten Teufel auf Platz 18, Ex-FCK-Profi Wolfgang Wolf ersetzt ihn. Am gleichen Tag lacht die Liga über den Mainzer Nikolce Noveski: Der erzielt gegen Eintracht Frankfurt in den ersten sechs Minuten zwei Eigentore, was Rekord ist, aber dann trifft er auch ins gegnerische Tor. Es reicht noch zum Punkt (2:2) und verschmitzt sagt der Mazedonier: "Das war mein erster Hattrick!" Meister Bayern reicht ein Doppelschlag von Claudio Pizarro zum 2:1 in Bielefeld, das Siegtor strapaziert die Redewendung vom Bayern-Dusel – es fällt in Minute 92. Gegen das Dusel-Gerede wehrt sich Sebastian Deisler: "Das ist mit Sicherheit eine Stärke von uns, dass wir bis zur letzten Minute die Möglichkeit haben, ein Spiel noch zu drehen." Die Stärke von Hans Meyer ist es, aussichtslose Fälle zu einem guten Ende zu führen. Die Premiere mit Schlusslicht 1. FC Nürnberg beweist es: Der Club gewinnt am Betzenberg nach zuvor vier Niederlagen 3:1. Und Borussia Dortmund sieht wieder in eine rosigere Zukunft nach zuvor Tagen der Existenzbedrohung (Insolvenzgefahr) – gegen Hertha BSC spielt das Team der Zukunft. Mit 23,84 Jahren steht die jüngste BVB-Elf aller Zeiten auf dem Platz. Christoph Metzelder, 25 Jahre alt, witzelt: "Langsam muss der BVB daran denken, mich zu verkaufen –weil ich zu alt bin."

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20. November

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden gibt es einen Führungswechsel, der VfR Mannheim löst den Karlsruher SC durch einen 2:0-Heimsieg selbst ab. "Seit Jahren hatte Mannheim kein so schönes und dramatisches Spiel gesehen", lobt das Sport Magazin. München sieht immerhin 30.000 Zuschauer, aber eine 2:3-Niederlage der Löwen gegen Verfolger VfB Stuttgart. Und Frankfurt schwärmt von Weltmeister Alfred Pfaff, der die Partie gegen Schweinfurt mit einem Hattrick nach 0:2-Rückstand noch aus dem Feuer reißt. Im Westen ist das Programm reduziert, die spielfreien Dortmunder bleiben Erster, weil Verfolger Fortuna Düsseldorf (3:3 gegen Aachen) nicht gewinnt. Im Gegensatz zu Schalke 04 (3:2 gegen Dellbrück), wodurch sich ein punktgleiches Spitzentrio ergibt. Meister RW Essen hat mit der Spitze nichts mehr zu tun, nach der ersten Heim-Niederlage (0:2 gegen Wuppertal) ist RWE desillusionierter Achter. Im Norden ist es weniger spannend, der HSV nimmt vor 22.000 Fans auch die Auswärtshürde Holstein Kiel und "Uwe schoss sein Tor" – zum 1:0. Jubel auch in St. Pauli, das Eintracht Braunschweig 3:2 schlägt – aber Vorletzter bleibt. Im Südwesten ruht der Ball.

Am selben Tag schlägt die DDR-Auswahl in Berlin-Ost Bulgarien 1:0, vor 65.000 Zuschauern im Stadion der Welt-Jugend trifft Willy Tröger (22.) aus Karl-Marx-Stadt in diesem Freundschaftsspiel.

Vor 50 Jahren ist München Deutschlands Fußball-Hauptstadt. Nach dem 13. Spieltag regiert 1860 München (5:0 bei Tasmania) vor Aufsteiger FC Bayern (3:0 gegen Kaiserslautern) die Bundesliga. Meister Werder Bremen fällt nach dem 2:3 bei Kellerkind KSC auf Platz fünf zurück. Das erste Rheinderby in der Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln endet 2:3, Borussia tröstet sich mit der Rekordkulisse des Tages (35.000). Den höchsten Sieg fährt Eintracht Frankfurt bei Borussia Neunkirchen ein (6:1), dreimal trifft Walter Bechtold.

Vor 30 Jahren feiert das Spitzenduo der Bundesliga Auswärtssiege: Werder Bremen (2:1 in Mönchengladbach) bleibt drei Punkte vor den Bayern (2:1 in Leverkusen). Werder-Trainer Otto Rehhagel hat wieder alles richtig gemacht, denn sein 36 Jahre alter Überraschungs-Transfer Manfred Burgsmüller (von Zweitligist RW Oberhausen) trifft gleich im ersten Einsatz – mit einem sehenswerten Lupfer. Rehhagel: "Ich wusste, dass Burgsmüller nicht versagen würde, denn er ist ein großartiger Fußballer." Im Abstiegskampf schöpft Borussia Dortmund nach dem 2:0-Heimsieg gegen VfB Stuttgart Luft. Der zur Pause eingewechselte Ralf Loose trifft schon drei Minuten später zum 1:0, Wolfgang Schüler macht alles klar. Der Verlierer beim Sieger trägt einen großen Namen. "Als Hrubesch ging, kam Dortmund", stellt der kicker fest.

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21. November

Vor 100 Jahren feiert Bayern München seinen achten Sieg in Folge: 8:1 gegen den FC Wacker-Turnerschaft München.

Vor 30 Jahren entlässt Aufsteiger Hannover 96 seinen Trainer Werner Biskup trotz eines 3:1-Sieges in Frankfurt wegen gesundheitlicher Probleme. Ersatztorwart Jürgen Rynio übernimmt den Job.

Vor 25 Jahren ist der DDR-Fußball bald Geschichte, auch wenn letztmals ein Meister ausgespielt wird. An diesem Tag aber wird der (ostdeutsche) DFV als Regionalverband Nordost um exakt 11.45 Uhr bereits Teil des DFB, auch im Fußball steht der deutschen Wiedervereinigung nun nichts mehr entgegen. DFB-Präsident Hermann Neuberger und DFV-Präsident Hans-Georg Moldenhauer reichen sich über das Dach eines Trabis in Leipzig symbolisch die Hand an jenem Mittwoch. Ein historischer Moment.

Vor 20 Jahren hat Jürgen Klinsmann einen großen Tag. Das Achtelfinal-Hinspiel im UEFA-Pokal gegen Benfica Lissabon gerät zur One-Man-Show, der Stürmer erzielt binnen zwanzig Minuten alle Bayern-Tore beim 4:1 (3:1) im Olympiastadion. Drei Treffer legt ihm Mehmet Scholl auf. Werder Bremen unterliegt beim PSV Eindhoven 1:2, Marco Bodes Tor aber lässt sie hoffen. Für Aufsehen sorgt die Verbannung Mario Baslers auf die Bank, der von Abwanderungsgelüsten geplagte Nationalspieler darf erst nach der Pause ran. Trainer Aad de Mos: "Es war eine taktische Maßnahme. Man könnte sagen, ich habe ihn in Schutz genommen."

22. November

Vor 90 Jahren stürzt Eintracht Frankfurt im Prestigederby des Mainbezirks Tabellenführer Kickers Offenbach. Und wie – Endstand 6:0 (2:0). Im Fußball steht: "Die Offenbacher Kickers hatten einen außerordentlich schlechten Tag. Es klappte nicht im Sturm, es klappte aber auch nicht in der Verteidigung. Die Läufer kamen manchmal überhaupt nicht mehr mit. Es scheint, daß Offenbachs gute Zeit ein Ende hat…"

Vor 40 Jahren findet der 15. Bundesliga-Spieltag statt. Die Sensation des Tages ereignet sich im Frankfurter Waldstadion, wo Eintracht Frankfurt (zehnter Platz) den amtierenden Europapokalsieger der Meister, Bayern München (Vierter), mit 6:0 deklassiert, schon zur Pause steht es 5:0. Bernd Nickel verwandelt sogar einen Eckball direkt, auch Jürgen Grabowskis 1:0 mit dem linken Außenrist ist ein wahres Kunststück: "Welch ein Schuss! Das konnte bisher nur Eusebio!", staunt Bayern-Trainer Dettmar Cramer, der von "Problemen in allen Mannschaftsgruppen" spricht. Die Eintracht stellt einen Rekord auf, erstmals in der Bundesliga gelingen einer Mannschaft zwei 6:0-Heimsiege in Folge. Großer Sport wird auch im Parkstadion geboten, wo es zwischen Schalke 04 und Meister Borussia Mönchengladbach weit spannender zugeht. "Über 70.000 gerieten in Ekstase", titelt der kicker nach einem Spiel ohne Sieger (2:2). Borussias Held ist der Däne Henning Jensen, der beide Tore erzielt, darunter den Ausgleich (87.), der die zweite Saison-Niederlage des Tabellenführers verhindert. Aber der HSV, stolzer Sieger im Nordderby bei Werder Bremen (3:1), rückt immer näher. Die Bremer stellen einen Bundesliga-Rekord ein, mit Horst-Dieter Höttges und Uwe Bracht vergeben gleich zwei Spieler einen Elfmeter. Der berüchtigte Elfmetertöter Rudi Kargus kann diesmal nichts dafür, beide setzen den Ball übers Tor.

Vor 20 Jahren rettet sich Borussia Dortmund erstmals ins Viertelfinale der Champions League. Bei Juventus Turin, das bereits qualifiziert ist, kommt der BVB vor 35.000 Zuschauern zu einem 2:1 durch Tore von Michael Zorc und Lars Ricken. "Wir sind weiter, das ist sensationell", sagt Nationalspieler Steffen Freund überglücklich.