Von Schwarzenbeck bis Kahn: Deutsche Endspielhelden in der Königsklasse

2009 wurde der Treffer anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums von den Fans zum BVB-Jahrhunderttor gewählt. Bereits im Viertelfinale und Halbfinale der siegreichen Champions-League-Saison war Ricken in entscheidenden Momenten zur Stelle gewesen. Sowohl gegen AJ Auxerre als auch gegen Manchester United erzielte er in den Rückspielen das 1:0-Siegtor. Für die deutsche A-Nationalmannschaft absolvierte Lars Ricken 16 Einsätze (1 Tor).

Oliver Kahn (2001): Seine Reflexe, gigantisch. Seine Aura, respekteinflößend. Sein Ehrgeiz und seine Konzentration, einzigartig. Oliver Kahn (86 Länderspiele) war ein Torwart, der Stürmern das Fürchten lehrte. Als Elfmeterkiller allerdings war er nicht bekannt. Bis zum 23. Mai 2001, bis zum Finale von Mailand. Kahn hielt gegen Zlatko Zahovic, und TV-Kommentator Marcel Reif brüllte: "Oliver Kaaahn, wer sonst." Kahn lenkte den Elfmeter von Amedeo Carboni an die Latte, und Reif brüllte: "Kaaaahn, der ist nicht drin!" Kahn parierte gegen Mauricio Pellegrino, und Reif brüllte: "Kaaahn, die Bayern, die Bayern!" Der Rest war Jubel, geballte Fäuste, Ekstase, gefletschte Zähne, Erleichterung, Spielertraube. Das bayerische Trauma von 1999, der Last-Minute-Schock gegen ManUnited, war verarbeitet. Oliver Kahn wurde zum zweiten Mal Welttorhüter, im Jahr darauf Vizeweltmeister und noch einmal Welttorhüter.

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Zum siebten Mal wird am Samstag eine deutsche Mannschaft die wichtigste Trophäe des europäischen Vereinsfußballs entgegennehmen. Letztmals war das 2001 der Fall, als der FC Bayern München im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia die Champions League gewann. Dreimal hatten die Bayern zuvor im Vorgängerwettbewerb, dem Europapokal der Landesmeister, triumphiert (1974, 1975, 1976). Die übrigen deutschen Titelträger waren der Hamburger SV (1983) und Borussia Dortmund (1997).

Jedes Finale hatte seinen Helden. Und selten waren die etatmäßigen Stars die Größten an den großen Abenden. DFB.de wirft vor dem Finale von Wembley zwischen Bayern und dem BVB (ab 20.45 Uhr, live bei Sky und im ZDF) noch einmal einen Blick auf die prägenden Figuren der deutschen Finaltriumphe in der Köningsklasse. Sie alle waren übrigens deutsche Nationalspieler.

Georg Schwarzenbeck (1974): Er war vieles. Des Fußball-Kaisers wertvollster Adjutant. Ein Vorstopper auf Weltklasseniveau. Ein Kämpfer mit riesigem Herz. Ein Alptraum für Stürmer. Ein bescheidener Sportsmann. Nur ein Torjäger, das war "Katsche", wie ihn alle Welt nannte, nie. Umso legendärer, dass ein Treffer von ihm den Weg zum ersten Titelgewinn eines deutschen Klubs bei den Landesmeistern ebnete. Es war die vorletzte Minute der Verlängerung am 15. Mai 1974 in Brüssel. Atletico Madrid führte gegen den FC Bayern München 1:0, als Schwarzenbeck den Ball rund 30 Meter vor dem gegnerischen Tor in zentraler Position am Fuß hatte. Warum sollte ihn jemand angreifen, diesen Ausputzer, der eigentlich nur zum Toreverhindern da war? Die Spanier hatten nicht damit gerechnet, dass Schwarzenbeck sich entscheiden könnte, aufs Tor zu schießen. Tat er aber. Flach rauschte der Ball ins Eck – 1:1. Kurz danach Abpfiff.

Weil das Elfmeterschießen noch nicht eingeführt war, gab es ein Wiederholungsspiel. Die Bayern fegten Atletico 4:0 vom Rasen. Zweimal Uli Hoeneß, zweimal Gerd Müller. Ohne Schwarzenbecks Überraschungstor wäre das nie möglich gewesen. "So hätte nicht einmal der Pelé treffen können", scherzte er. Wenige Wochen später wurde er in München mit der Nationalmannschaft Weltmeister. Wieder als Beckenbauers wertvollster Adjutant. Auf 44 Länderspiele brachte es Georg Schwarzenbeck in seiner Karriere. Ein Tor erzielte er im DFB-Trikot nie.

Franz Roth (1975 und 1976): Die Bayern der 70er Jahre, das waren in der Erinnerung und öffentlichen Wahrnehmung vor allem Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier, vielleicht noch Uli Hoeneß und Paul Breitner. Der Mann für die Endspiele aber war ein anderer: Franz "Bulle" Roth. Bereits 1967 hatte er für die Münchner den goldenen Treffer zum 1:0-Sieg im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen die Glasgow Rangers erzielt. "Mein wichtigstes Spiel, dieser Titel war für uns der Durchbruch", sagt er im Rückblick.

Roth traf auch 1975 und 1976, im Endspiel des Landesmeisterwettbewerbs, gegen Leeds United (2:0) und AS St. Etienne (1:0), jeweils zum 1:0. Schauplätze waren das Pariser Prinzenparkstadion und der Hampden Park in Glasgow. Heute ist Roth 67 und regelmäßiger Gast in der Allianz Arena. Seinen Spitznamen hat er dem einstigen Trainer Zlatko "Tschik" Cajkovski zu verdanken. "Der sagte immer: 'Franz hat Kraft wie eine Muh. Der Maier Sepp sagte dann: 'Das heißt bei uns Bulle.' Dabei ist es dann geblieben", erzählt Roth, der es fast auf ebenso viele europäische Endspieltore wie Länderspiele (4) gebracht hat.

Felix Magath (1983): Der Hamburger SV war zu dieser Zeit eine Macht in Deutschland – und trotzdem krasser Außenseiter im Finale von Athen. Der Gegner hieß Juventus Turin, das größte Starensemble des Kontinents, gespickt mit italienischen Weltmeistern von 1982, veredelt durch Europas Fußballer des Jahres, Michel Platini, und Zbigniew Boniek, einen der besten polnischen Spieler aller Zeiten. Zum großen Spielverderber für Juve wurde Wolfgang Felix Magath, 29 Jahre, aus Aschaffenburg stammend, Nationalspieler, Vizeweltmeister. Sein Schuss mit links in den Winkel, verfolgt von den hoffnungslos-flehenden Blicken der Torwartlegende Dino Zoff, bedeutete schon in der achten Minute das Ende der Turiner Träume. HSV-Keeper Uli Stein vernagelte anschließend seinen Kasten, Hamburg gewann 1:0, Juve war vom programmierten Sieger zum fassungslosen Verlierer mutiert. Dank Felix Magaths Geniestreich.

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Lars Ricken (1997): Ja, Karl-Heinz Riedle hatte mit seinen beiden Treffern wohl den größten Anteil am 3:1-Erfolg von Borussia Dortmund gegen Juventus Turin. Aber mal ehrlich, welches Bild verbindet man als erstes mit dem Champions-League-Finale von 1997 im Münchner Olympiastadion? Na klar, den Heber des eingewechselten Lars Ricken zum 3:1, der den Turinern den Knock-out versetzte. Weil er so listig, so überraschend, so frech, so clever war. Und so entscheidend. Dortmund war damit der erste deutsche Titelträger in der 1992 eingeführten Champions League.

2009 wurde der Treffer anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums von den Fans zum BVB-Jahrhunderttor gewählt. Bereits im Viertelfinale und Halbfinale der siegreichen Champions-League-Saison war Ricken in entscheidenden Momenten zur Stelle gewesen. Sowohl gegen AJ Auxerre als auch gegen Manchester United erzielte er in den Rückspielen das 1:0-Siegtor. Für die deutsche A-Nationalmannschaft absolvierte Lars Ricken 16 Einsätze (1 Tor).

Oliver Kahn (2001): Seine Reflexe, gigantisch. Seine Aura, respekteinflößend. Sein Ehrgeiz und seine Konzentration, einzigartig. Oliver Kahn (86 Länderspiele) war ein Torwart, der Stürmern das Fürchten lehrte. Als Elfmeterkiller allerdings war er nicht bekannt. Bis zum 23. Mai 2001, bis zum Finale von Mailand. Kahn hielt gegen Zlatko Zahovic, und TV-Kommentator Marcel Reif brüllte: "Oliver Kaaahn, wer sonst." Kahn lenkte den Elfmeter von Amedeo Carboni an die Latte, und Reif brüllte: "Kaaaahn, der ist nicht drin!" Kahn parierte gegen Mauricio Pellegrino, und Reif brüllte: "Kaaahn, die Bayern, die Bayern!" Der Rest war Jubel, geballte Fäuste, Ekstase, gefletschte Zähne, Erleichterung, Spielertraube. Das bayerische Trauma von 1999, der Last-Minute-Schock gegen ManUnited, war verarbeitet. Oliver Kahn wurde zum zweiten Mal Welttorhüter, im Jahr darauf Vizeweltmeister und noch einmal Welttorhüter.