Von Happel bis van Gaal: Guardiolas Vorfahren

Pep Guardiola muss sich also andere Ziele setzen. Kleine Anregung: Noch hat kein Ausländer in der Bundesliga einen Titel-Hattrick geschafft...

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Mit Josep "Pep" Guardiola haben sich die Bayern einen renommierten ausländischen Trainer geangelt. Nur selten hatte eine Trainerverpflichtung eine ähnliche Wirkung, was schon die Tatsache verdeutlicht, dass er erst der zweite ist, der als Champions-League-Sieger in die Bundesliga kommt. Den Bann brach 2009 Louis van Gaal, auch den Niederländer (1995 Sieger mit Ajax Amsterdam) zog es bekanntlich zu den Bayern. Für DFB.de zeichnet der Autor und Historiker Udo Muras die prominentesten Trainertransfers aus dem Ausland nach.

Der bislang letzte war auch eine der schillerndsten Figuren. Van Gaals Ära wird zwiespältig bewertet. In Erinnerung bleibt die fantastische Saison 2010/2011, als den Bayern um ein Haar das Triple gelungen wäre und ihr Trainer auf dem Rathaus-Balkon bei der Party zu Meisterschaft und DFB-Pokaltriumph zum "Feierbiest" wurde. Aber schon in jener Saison stand er im Herbst unmittelbar vor der Entlassung, sein Umgang mit verdienten Spielern (Lucio, Luca Toni, später Mark van Bommel) wurde ihm kritisch angelastet.

Nach einem denkwürdigen TV-Auftritt seines Präsidenten Uli Hoeneß, der van Gaal öffentlich Sturheit und schlechte Menschenführung vorwarf, war der Stern des einstigen (und heutigen) Bondscoachs am Sinken. Wenn es stimmt, dass der letzte Eindruck bleibt, war sein Engagement ein Fehlschlag, doch Fakt ist auch, dass Bayern seit seiner Entlassung im April 2011 keine Titel mehr geholt hat.

Happel holt Europapokal nach Deutschland

Vor Einführung der Champions League wurde um den Landesmeister-Pokal gespielt. Immerhin zwei ausländische Trainer, die ihn gewannen, arbeiteten auch in der Bundesliga: Ernst Happel und Giovanni Trapattoni. Happel, 1970 triumphierte er mit Feyenoord Rotterdam, mehrte sein Ansehen bei der WM 1978, wo der Österreicher kurz vor dem Turnier die niederländische Auswahl übernahm und ins Finale führte.

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Als er 1981 zum HSV ging, hatte er bereits elf Titel gewonnen. Nun kamen sie auch an die Elbe. Die sechsjährige Ära des Österreichers gilt noch immer als die beste in der HSV-Historie. Wobei die Erfolge gleich zu Beginn eintraten: zwei Meisterschaften (1982, 1983) wurden vom Landesmeister-Pokal (1983) gekrönt. Zweimal wurde der HSV noch Vizemeister, zum Abschied schenkte die Elf Happel 1987 den DFB-Pokal. Nie traf die Formel "Großer Name, große Erfolge" besser zu.

Trapattoni: Mehr als "Flasche leer"

Giovanni Trapattoni, 1985 Europapokalsieger mit Juventus Turin, erfüllte die Erwartungen in München zunächst nicht. Er sollte zumindest den von Franz Beckenbauer geholten Meistertitel verteidigen, doch nur mit Mühe erreichte das Star-Ensemble einen UEFA-Cup-Platz. Da stand bereits fest, dass der Italiener seine Zelte abbrechen würde. Sprach- und Integrationsprobleme führten ihn in seine Heimat zurück, zum Leidwesen der Spieler. Einige Jüngere vergossen Tränen, der "Mister" war eine Art Vaterfigur für die Generation Scholl/Ziege/Nerlinger.

Das hatte Uli Hoeneß noch im Hinterkopf, als er schon ein Jahr später einen Nachfolger für Otto Rehhagel suchte. Trapattoni musste nicht lange überredet werden und kam zurück. Noch immer konnte der "Mister" nur leidlich gut Deutsch, aber er verstand sich auch so mit den Spielern. Zwar fielen in die Saison 1996/1997 turbulente Ereignisse wie das Theater um Lothar Matthäus und sein Tagebuch oder Klinsmanns Tonnentritt, aber am Ende wurden die Bayern Meister.

Im Jahr darauf nicht, und als einige Spieler den Aufstand wagten, hielt Trapattoni im März 1998 seine legendäre Wutrede ("Flasche leer"). Das berühmte Schlusswort "Ich habe fertig" sollte auch für seine Bayern-Zeit gelten, er gab Hoeneß das Vertragsangebot in einem Umschlag zurück - ohne Unterschrift. Immerhin ging auch er als DFB-Pokalsieger, nach einem 2:1 gegen Duisburg.

Scala erfüllt BVB-Erwartungen nicht

Sein Comeback in der Bundesliga stand unter einem schlechten Stern: Mittlerweile 66 Jahre und nun auch ehemaliger Nationaltrainer Italiens, versuchte er es noch mal beim VfB Stuttgart. Als die Schwaben im Januar 2006 einen neuen Manager erhielten - Horst Heldt -, war dessen erste Amtshandlung die Entlassung des Trainers, der nur fünf von 20 Spielen gewonnen hatte.

Weit an den Erwartungen schlitterte der zweite Italiener der Liga, Nevio Scala, vorbei. Weltruf genoss er zwar nicht, als er 1997 zu Champions-League-Sieger Borussia Dortmund ging, aber immerhin hatte er mit dem kleinen AC Parma zwei Europapokale gewonnen (Pokalsieger, UEFA-Cup). In Dortmund gewann er gar nichts, landete auf Platz zehn und bat 1998 um Vertragsauflösung.

Merkel top, McClaren floppt

Die ereilte Anfang 2011 auch Steve McClaren in Wolfsburg. Der vormalige englische Nationaltrainer war den Verantwortlichen einfach nicht hart genug, um eine Bundesligamannschaft zu führen. Platz 13 lag weit unter den Ansprüchen des Werksklubs - und so trennte man sich.

Als die Bundesliga, die im Sommer 50 Jahre alt wird, laufen lernte, saß übrigens nur ein Ausländer auf der Bank: der Österreicher Max Merkel. Zwar war er schon mit 37 Bondscoach der Niederlande gewesen, aber erst die Bundesliga machte ihn groß. Als erster Trainer überhaupt holte er zwei Meisterschaften - 1966 mit 1860 München und 1968 mit Nürnberg.

Pep Guardiola muss sich also andere Ziele setzen. Kleine Anregung: Noch hat kein Ausländer in der Bundesliga einen Titel-Hattrick geschafft...