Von Glücksgriffen und Fehlkäufen

Der 31. Januar ist für Manager aller Couleur ein Fixtermin im Kalender. Es ist die letzte Chance, Schwachstellen und Engpässe im Kader zu korrigieren. Dann nämlich schließt das sogenannte Transferfenster II.

Ein Winterschnäppchen zu machen, das sportlich weiterhilft und den finanziellen Rahmen nicht sprengt, ist ein echtes Kunststück. Glücklich, wer keines braucht. Bezeichnend ist, dass von den 45 Winterzugängen des Vorjahres in der Bundesliga nur noch 21 da sind. Sieben kamen gar nicht zum Einsatz, neun blieben unter fünf Spielen. Hauptgewinne in der Transferlotterie des Winters sind die große Ausnahme.

Madjers Fast-Transfer zu den Bayern

Ein kleiner Streifzug durch die Geschichte der Wintertransfers: Im Januar 1988 stand ein junger Mann, den die Fans des FC Bayern mit gemischten Gefühlen wiedererkannten, beim Münchner Hallenturnier auf dem Parkett und winkte ins Publikum. "Ich freue mich auf München", ließ er seinen Dolmetscher ausrichten, denn Rabah Madjer konnte kein Wort Deutsch. Als Algerier nicht weiter verwunderlich. Doch ließ er auch wissen, dass er nun schon fleißig mit Sprachkassetten lerne, um am 1. Juli 1988 in jeder Hinsicht fit für die Bayern zu sein.

Doch der Mann, der die Münchner mit einem Hackentreffer im Finale von 1987 um den Landesmeister-Pokal brachte (2:1 für Porto), kam trotz eines Vorvertrags nie nach München. Sein aktueller Verein FC Valencia war nicht bereit zu verhandeln und außerdem mehrten sich Zweifel an seiner Fitness und das, wie sich zeigen sollte, zu Recht. Inter Mailand hegte die nicht und kaufte ihn. Madjer war kein klassischer Wintertransfer, weil es das Fenster damals noch gar nicht gab (Einführung 2004/05) und er erst zur neuen Saison kommen sollte.

Trotzdem gilt er als Klassiker der Winterflops. Wenn auch nicht wirtschaftlich. Immerhin erhielten die blamierten Bayern 500.000 DM Entschädigung für einen Spieler, der nie gegen den Ball trat. Das muss man Uli Hoeneß auch erst mal nachmachen.

Sammer führt den BVB in seine goldene Ära

Das krasse Gegenteil stellt die Person Matthias Sammer dar, den der BVB im Januar 1993 für acht Millionen D-Mark aus Mailand in die Bundesliga zurückholte. Bei seiner Präsentation beschwert er sich über den Medienrummel ("Liegt mir nicht so, der ganze Presseraum ist voll, bloß wegen mir"), aber bei Borussia beschwert sich niemand. Mit Sammer beginnt die goldene Ära der Neunziger mit zwei Meistertiteln und dem Gewinn der Champions League 1997.

So viel Wirbel wie um Sammer hat es im Winter nicht mehr gegeben, annähernd groß aber war er im Winter 2002 in Hamburg um den Japaner Naohiro Takahara, den 50 Journalisten aus der Heimat begleiteten und auf Schritt und Tritt beobachteten. Immerhin war er Japans Fußballer des Jahres. Die Boulevard-Presse berichtete in eigenen Rubriken täglich vom "Sushi-Bomber", dessen Bilanz mittelmäßig ausfiel: 13 Tore in dreieinhalb Jahren, immerhin blieb er ein Jahr länger als geplant. Nach einer Stippvisite in Frankfurt ging er 2008 in seine Heimat zurück.

Abel Xavier spielte nur fünfmal

Hannover 96 erregte 2004 Aufmerksamkeit, als unter den fünf Winterschnäppchen auch ein Paradiesvogel mit bekanntem Namen war. Abel Xavier, bei der EM 2000 für Portugal im Einsatz, lächelte mit blondiertem Hahnenkamm in die Kameras. Während 96 Kämpfer gegen den Abstieg suchte, gestand Xavier der Heimatpresse, er sehe Hannover nur als Übergangsstation. Er kam nur auf fünf Bundesliga-Spiele und füllte die Schublade der Winterflops auf.

Einen Volltreffer landete dagegen der FC Bayern mit Luiz Gustavo, der zum Jahreswechsel 2010/2011 aus Hoffenheim kam. Mit 17 Millionen Euro war er bis vergangene Woche der teuerste Wintertransfer der Liga, dann überholte ihn Wolfsburgs Kevin de Bruyne, der 22 Millionen Euro gekostet haben soll. Hoffenheim musste aber einen hohen Preis zahlen mit dem Transfer, denn der darüber verärgerte Erfolgs-Trainer Ralf Rangnick trat spontan zurück.

Magath scheitert an Zugängen, Choupo-Moting am Fax

Wenig später musste auch Felix Magath auf Schalke seinen Hut nehmen, was auch mit Wintertransfers zu tun hatte. Als er den Kader im Januar 2011 mit den Alt-Stars Ali Karimi und Angelos Charisteas aufrüstete, gab es einen regelrechten Fan-Aufstand gegen Magaths Transferpolitik, dem er alsbald zum Opfer fiel. Charisteas und Karimi blieben eine Kurzepisode auf Schalke.

Es gab aber auch Wintertransfers, die scheiterten ohne dass jemand etwas dagegen gehabt hätte. Die Geschichte des armen Eric-Maxim Choupo-Moting mit dem Titel "Wie ich beinahe nach Köln gewechselt wäre" war der Lacherfolg desselben Winters. Am 31. Januar 2011 legte der Vater des HSV-Stürmers den unterschriebenen Vertrag des Sohnes auf's Faxgerät, doch wegen eines Staus kam das ersehnte Dokument erst drei Minuten nach sechs in Köln an, von wo aus es noch zur DFL musste.

Franca: das große Missverständnis

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Der Einsendeschluss 18 Uhr konnte also gar nicht mehr geschafft werden, die Kölner probierten es trotzdem und argumentierten, der Absendezeitpunkt müsse doch auch berücksichtigt werden. Die DFL war anderer Meinung und untersagte den Transfer. "Das Schicksal wollte es so, er muss in Hamburg bleiben", sagte Vater Choupo-Moting. Wer weiß wozu es gut war. Heute schießt er seine Tore für Mainz in der Bundesliga, während die Kölner ihre zweite Saison in Folge im Unterhaus absolvieren.

Die lustigste Winterschote des vergangenen Jahr kam wieder aus Hannover. Der Klub blamierte sich mit der Verpflichtung des brasilianischen Abwehrspielers Franca, der nur auf Videos besichtigt worden war und nach allgemeiner Überraschung acht Zentimeter kleiner war als gedacht. Manager Jörg Schmadtke hatte Trainer Mirko Slomka einen 1,90 Meter-Hünen versprochen. Hannover hatte den Schaden, der Spott kam von selbst und für den armen Franca erwies sich die Bundesliga als eine Nummer zu groß. Gespielt hat er nie, jetzt kehrte er in seine Heimat zurück. Bloß weg aus dem deutschen Winter…

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Der 31. Januar ist für Manager aller Couleur ein Fixtermin im Kalender. Es ist die letzte Chance, Schwachstellen und Engpässe im Kader zu korrigieren. Dann nämlich schließt das sogenannte Transferfenster II.

Ein Winterschnäppchen zu machen, das sportlich weiterhilft und den finanziellen Rahmen nicht sprengt, ist ein echtes Kunststück. Glücklich, wer keines braucht. Bezeichnend ist, dass von den 45 Winterzugängen des Vorjahres in der Bundesliga nur noch 21 da sind. Sieben kamen gar nicht zum Einsatz, neun blieben unter fünf Spielen. Hauptgewinne in der Transferlotterie des Winters sind die große Ausnahme.

Madjers Fast-Transfer zu den Bayern

Ein kleiner Streifzug durch die Geschichte der Wintertransfers: Im Januar 1988 stand ein junger Mann, den die Fans des FC Bayern mit gemischten Gefühlen wiedererkannten, beim Münchner Hallenturnier auf dem Parkett und winkte ins Publikum. "Ich freue mich auf München", ließ er seinen Dolmetscher ausrichten, denn Rabah Madjer konnte kein Wort Deutsch. Als Algerier nicht weiter verwunderlich. Doch ließ er auch wissen, dass er nun schon fleißig mit Sprachkassetten lerne, um am 1. Juli 1988 in jeder Hinsicht fit für die Bayern zu sein.

Doch der Mann, der die Münchner mit einem Hackentreffer im Finale von 1987 um den Landesmeister-Pokal brachte (2:1 für Porto), kam trotz eines Vorvertrags nie nach München. Sein aktueller Verein FC Valencia war nicht bereit zu verhandeln und außerdem mehrten sich Zweifel an seiner Fitness und das, wie sich zeigen sollte, zu Recht. Inter Mailand hegte die nicht und kaufte ihn. Madjer war kein klassischer Wintertransfer, weil es das Fenster damals noch gar nicht gab (Einführung 2004/05) und er erst zur neuen Saison kommen sollte.

Trotzdem gilt er als Klassiker der Winterflops. Wenn auch nicht wirtschaftlich. Immerhin erhielten die blamierten Bayern 500.000 DM Entschädigung für einen Spieler, der nie gegen den Ball trat. Das muss man Uli Hoeneß auch erst mal nachmachen.

Sammer führt den BVB in seine goldene Ära

Das krasse Gegenteil stellt die Person Matthias Sammer dar, den der BVB im Januar 1993 für acht Millionen D-Mark aus Mailand in die Bundesliga zurückholte. Bei seiner Präsentation beschwert er sich über den Medienrummel ("Liegt mir nicht so, der ganze Presseraum ist voll, bloß wegen mir"), aber bei Borussia beschwert sich niemand. Mit Sammer beginnt die goldene Ära der Neunziger mit zwei Meistertiteln und dem Gewinn der Champions League 1997.

So viel Wirbel wie um Sammer hat es im Winter nicht mehr gegeben, annähernd groß aber war er im Winter 2002 in Hamburg um den Japaner Naohiro Takahara, den 50 Journalisten aus der Heimat begleiteten und auf Schritt und Tritt beobachteten. Immerhin war er Japans Fußballer des Jahres. Die Boulevard-Presse berichtete in eigenen Rubriken täglich vom "Sushi-Bomber", dessen Bilanz mittelmäßig ausfiel: 13 Tore in dreieinhalb Jahren, immerhin blieb er ein Jahr länger als geplant. Nach einer Stippvisite in Frankfurt ging er 2008 in seine Heimat zurück.

Abel Xavier spielte nur fünfmal

Hannover 96 erregte 2004 Aufmerksamkeit, als unter den fünf Winterschnäppchen auch ein Paradiesvogel mit bekanntem Namen war. Abel Xavier, bei der EM 2000 für Portugal im Einsatz, lächelte mit blondiertem Hahnenkamm in die Kameras. Während 96 Kämpfer gegen den Abstieg suchte, gestand Xavier der Heimatpresse, er sehe Hannover nur als Übergangsstation. Er kam nur auf fünf Bundesliga-Spiele und füllte die Schublade der Winterflops auf.

Einen Volltreffer landete dagegen der FC Bayern mit Luiz Gustavo, der zum Jahreswechsel 2010/2011 aus Hoffenheim kam. Mit 17 Millionen Euro war er bis vergangene Woche der teuerste Wintertransfer der Liga, dann überholte ihn Wolfsburgs Kevin de Bruyne, der 22 Millionen Euro gekostet haben soll. Hoffenheim musste aber einen hohen Preis zahlen mit dem Transfer, denn der darüber verärgerte Erfolgs-Trainer Ralf Rangnick trat spontan zurück.

Magath scheitert an Zugängen, Choupo-Moting am Fax

Wenig später musste auch Felix Magath auf Schalke seinen Hut nehmen, was auch mit Wintertransfers zu tun hatte. Als er den Kader im Januar 2011 mit den Alt-Stars Ali Karimi und Angelos Charisteas aufrüstete, gab es einen regelrechten Fan-Aufstand gegen Magaths Transferpolitik, dem er alsbald zum Opfer fiel. Charisteas und Karimi blieben eine Kurzepisode auf Schalke.

Es gab aber auch Wintertransfers, die scheiterten ohne dass jemand etwas dagegen gehabt hätte. Die Geschichte des armen Eric-Maxim Choupo-Moting mit dem Titel "Wie ich beinahe nach Köln gewechselt wäre" war der Lacherfolg desselben Winters. Am 31. Januar 2011 legte der Vater des HSV-Stürmers den unterschriebenen Vertrag des Sohnes auf's Faxgerät, doch wegen eines Staus kam das ersehnte Dokument erst drei Minuten nach sechs in Köln an, von wo aus es noch zur DFL musste.

Franca: das große Missverständnis

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Der Einsendeschluss 18 Uhr konnte also gar nicht mehr geschafft werden, die Kölner probierten es trotzdem und argumentierten, der Absendezeitpunkt müsse doch auch berücksichtigt werden. Die DFL war anderer Meinung und untersagte den Transfer. "Das Schicksal wollte es so, er muss in Hamburg bleiben", sagte Vater Choupo-Moting. Wer weiß wozu es gut war. Heute schießt er seine Tore für Mainz in der Bundesliga, während die Kölner ihre zweite Saison in Folge im Unterhaus absolvieren.

Die lustigste Winterschote des vergangenen Jahr kam wieder aus Hannover. Der Klub blamierte sich mit der Verpflichtung des brasilianischen Abwehrspielers Franca, der nur auf Videos besichtigt worden war und nach allgemeiner Überraschung acht Zentimeter kleiner war als gedacht. Manager Jörg Schmadtke hatte Trainer Mirko Slomka einen 1,90 Meter-Hünen versprochen. Hannover hatte den Schaden, der Spott kam von selbst und für den armen Franca erwies sich die Bundesliga als eine Nummer zu groß. Gespielt hat er nie, jetzt kehrte er in seine Heimat zurück. Bloß weg aus dem deutschen Winter…