Von Albanien bis Zypern: Bloß Vorsicht vor den "Kleinen"!

Geht es nach der FIFA-Weltrangliste, dann müsste heute wohl gar nicht erst angepfiffen werden. Deutschland belegt den 13. Platz, Estland ist Nummer 96, hinter den Kap Verden, Curaçao oder Luxemburg. Wenn der Außenseiter auch noch ein Unbekannter ist – das letzte von drei allesamt gewonnenen Duellen datiert von 1939 – ist schnell von Exoten die Rede. Die Geschichte der Qualifikationsspiele gegen diese Teams lehrt jedoch: Vorsicht ist angebracht!

Mit Zypern fing alles an. Vor der WM 1966 musste sich die Nationalmannschaft erstmals überhaupt mit den Kickern des Mittelmeerstaates messen und das Sport Magazin schrieb: "Zypern, die geheimnisvolle Sphinx, von der man nicht viel weiß, ist kein populärer Gegner." Aber er füllte den Karlsruher Wildpark am 24. April 1965 mit 45.000 Zuschauern, die es aber lieber gesehen hätten, wenn Zyperns Torwart auch seinen Kasten voll bekommen hätte. Das 5:0 reichte dem Publikum nicht, und Bundestrainer Helmut Schön gab nach seinem ersten Sieg im neuen Amt zu: "Ich kann mich weder über das Spiel noch über das Ergebnis freuen." Auch wegen des Wadenbeinbruchs von Bernd Patzke. Schön stöhnte: "Solche Mannschaften sind einfach undankbar."

Müller-SDiegtor auf knüppelhartem Sandplatz

Das Rückspiel auf einem knüppelharten Sandplatz endete 6:0, und so hielt sich die Furcht vor der nächsten Reise nach Nikosia - im November 1968 - in Grenzen. Aber der Exot hatte dazugelernt und erst, als schon keiner mehr daran glaubte, glückte Gerd Müller sein obligatorisches Tor - in Minute 92. Helmut Schön monierte den Untergrund: "Dieser Platz ist ein Handicap. Die Zyprioten sind herzliche Gastgeber. Aber wenn sie schon darauf dringen, an der WM-Qualifikation teilzunehmen, sollte ihr Platz auch internationalen Gepflogenheiten genügen."

Denen entsprachen aber auch die Bedingungen im Rückspiel nicht. Im Mai 1969 gab es in Essen ein 12:0-Schützenfest. Das Georg-Melches-Stadion war überfüllt, Zuschauer standen am Spielfeldrand und ein Vorwitziger schoss sogar ein Tor, das zu seinem Leidwesen annulliert wurde. Volksfeststimmung in einem ungleichen Spiel. "Stan" Libuda gab zu: "Ich habe in der Bundesliga nie gegen so schwache Leute gespielt." Nach der WM 2006 ließ Deutschland bei seiner dritten Nikosia-Reise erstmals Federn (1:1). Diesmal auf Rasen.

Dann kam Strack

Gegen Albanien dauerte es nicht so lange. Die "Skipetaren" waren ein sehr spezieller Gegner aus einem Land, aus dem in den Sechzigern kaum eine Kunde drang. Ein stalinistisches Regime schottete sein Volk ab, wie es heute noch in Nordkorea der Fall ist. Aber es wollte doch teilhaben an den schönen Dingen des Lebens, auch am Fußball. Und so nahmen die Albaner ab 1963 an der EM-Qualifikation teil. Vor der EM 1968 führte sie das Los in eine Gruppe mit Vize-Weltmeister Deutschland. Vor dem Spiel am 8. April 1967 tappten die Journalisten im Dunkeln, das Sport Magazin wusste in seiner Vorschau außer den elf Namen nichts über den Gegner zu berichten. Im Spielschema standen weder Alter noch Vereinsangaben. Das Blatt schrieb über "den kleinen Unbekannten von der Adria": "Albanien ist nach landläufigen Begriffen für den Vizeweltmeister kein Gegner und keine Aufgabe." Das Stadion "Rote Erde" war auch nicht ausverkauft, 10.000 der 40.000 Karten blieben an den Kassen liegen. Die Kulisse sah immerhin einen Nachkriegsrekord: Gerd Müller schoss seine ersten Länderspieltore - vier auf einmal. Nach dem 6:0 lästerte ein Zuschauer über die harmlosen Gäste: "In der Bundesliga würden die absteigen."

Was im Rückspiel nur acht Monate später geschah, ahnte an diesem Tag niemand. In Tirana blamierte sich die DFB-Auswahl bis auf die Knochen, kam über ein 0:0 nicht hinaus und verpasste die EM. Der Boulevard forderte den Rücktritt von Helmut Schön, aber er überstand den ersten Tiefschlag, der Deutschland von einem Exoten verabreicht wurde. Einen zweiten gab es gegen Albanien in den folgenden zwölf Spielen zwar nicht mehr, aber oft genug wurde gezittert - wie beim 2:1 im Herbst 1983 in Saarbrücken, als sich dezimierte Albaner erst in den Schlussminuten geschlagen gaben und ein Kopfballtor von Gerd Strack die EM-Fahrkarte löste, oder beim Sieg in der WM-Qualifikation im März 2001 in Leverkusen, bei dem Miroslav Klose bei seinem Debüt zum 2:1 traf. Spätestens seit Albanien 2016 erstmals zu einer EM-Endrunde reiste, sieht man diesen Exoten ohnehin mit anderen Augen.



Geht es nach der FIFA-Weltrangliste, dann müsste heute wohl gar nicht erst angepfiffen werden. Deutschland belegt den 13. Platz, Estland ist Nummer 96, hinter den Kap Verden, Curaçao oder Luxemburg. Wenn der Außenseiter auch noch ein Unbekannter ist – das letzte von drei allesamt gewonnenen Duellen datiert von 1939 – ist schnell von Exoten die Rede. Die Geschichte der Qualifikationsspiele gegen diese Teams lehrt jedoch: Vorsicht ist angebracht!

Mit Zypern fing alles an. Vor der WM 1966 musste sich die Nationalmannschaft erstmals überhaupt mit den Kickern des Mittelmeerstaates messen und das Sport Magazin schrieb: "Zypern, die geheimnisvolle Sphinx, von der man nicht viel weiß, ist kein populärer Gegner." Aber er füllte den Karlsruher Wildpark am 24. April 1965 mit 45.000 Zuschauern, die es aber lieber gesehen hätten, wenn Zyperns Torwart auch seinen Kasten voll bekommen hätte. Das 5:0 reichte dem Publikum nicht, und Bundestrainer Helmut Schön gab nach seinem ersten Sieg im neuen Amt zu: "Ich kann mich weder über das Spiel noch über das Ergebnis freuen." Auch wegen des Wadenbeinbruchs von Bernd Patzke. Schön stöhnte: "Solche Mannschaften sind einfach undankbar."

Müller-SDiegtor auf knüppelhartem Sandplatz

Das Rückspiel auf einem knüppelharten Sandplatz endete 6:0, und so hielt sich die Furcht vor der nächsten Reise nach Nikosia - im November 1968 - in Grenzen. Aber der Exot hatte dazugelernt und erst, als schon keiner mehr daran glaubte, glückte Gerd Müller sein obligatorisches Tor - in Minute 92. Helmut Schön monierte den Untergrund: "Dieser Platz ist ein Handicap. Die Zyprioten sind herzliche Gastgeber. Aber wenn sie schon darauf dringen, an der WM-Qualifikation teilzunehmen, sollte ihr Platz auch internationalen Gepflogenheiten genügen."

Denen entsprachen aber auch die Bedingungen im Rückspiel nicht. Im Mai 1969 gab es in Essen ein 12:0-Schützenfest. Das Georg-Melches-Stadion war überfüllt, Zuschauer standen am Spielfeldrand und ein Vorwitziger schoss sogar ein Tor, das zu seinem Leidwesen annulliert wurde. Volksfeststimmung in einem ungleichen Spiel. "Stan" Libuda gab zu: "Ich habe in der Bundesliga nie gegen so schwache Leute gespielt." Nach der WM 2006 ließ Deutschland bei seiner dritten Nikosia-Reise erstmals Federn (1:1). Diesmal auf Rasen.

Dann kam Strack

Gegen Albanien dauerte es nicht so lange. Die "Skipetaren" waren ein sehr spezieller Gegner aus einem Land, aus dem in den Sechzigern kaum eine Kunde drang. Ein stalinistisches Regime schottete sein Volk ab, wie es heute noch in Nordkorea der Fall ist. Aber es wollte doch teilhaben an den schönen Dingen des Lebens, auch am Fußball. Und so nahmen die Albaner ab 1963 an der EM-Qualifikation teil. Vor der EM 1968 führte sie das Los in eine Gruppe mit Vize-Weltmeister Deutschland. Vor dem Spiel am 8. April 1967 tappten die Journalisten im Dunkeln, das Sport Magazin wusste in seiner Vorschau außer den elf Namen nichts über den Gegner zu berichten. Im Spielschema standen weder Alter noch Vereinsangaben. Das Blatt schrieb über "den kleinen Unbekannten von der Adria": "Albanien ist nach landläufigen Begriffen für den Vizeweltmeister kein Gegner und keine Aufgabe." Das Stadion "Rote Erde" war auch nicht ausverkauft, 10.000 der 40.000 Karten blieben an den Kassen liegen. Die Kulisse sah immerhin einen Nachkriegsrekord: Gerd Müller schoss seine ersten Länderspieltore - vier auf einmal. Nach dem 6:0 lästerte ein Zuschauer über die harmlosen Gäste: "In der Bundesliga würden die absteigen."

Was im Rückspiel nur acht Monate später geschah, ahnte an diesem Tag niemand. In Tirana blamierte sich die DFB-Auswahl bis auf die Knochen, kam über ein 0:0 nicht hinaus und verpasste die EM. Der Boulevard forderte den Rücktritt von Helmut Schön, aber er überstand den ersten Tiefschlag, der Deutschland von einem Exoten verabreicht wurde. Einen zweiten gab es gegen Albanien in den folgenden zwölf Spielen zwar nicht mehr, aber oft genug wurde gezittert - wie beim 2:1 im Herbst 1983 in Saarbrücken, als sich dezimierte Albaner erst in den Schlussminuten geschlagen gaben und ein Kopfballtor von Gerd Strack die EM-Fahrkarte löste, oder beim Sieg in der WM-Qualifikation im März 2001 in Leverkusen, bei dem Miroslav Klose bei seinem Debüt zum 2:1 traf. Spätestens seit Albanien 2016 erstmals zu einer EM-Endrunde reiste, sieht man diesen Exoten ohnehin mit anderen Augen.

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"Auf dem Platz kann man vielleicht Tennis oder Murmeln spielen"

Aber auf der Fußball-Landkarte gibt es in Europa noch genügend andere Exoten. Zum Beispiel Malta. Auf die Mittelmeerinsel musste der amtierende Weltmeister zwei Tage vor Weihnachten 1974. Gespielt wurde um EM-Punkte auf einem Ascheplatz, Torwart Norbert Nigbur spielte mit einer eigens wattierten Trainingshose. So überstanden sie die buchstäbliche Härteprobe vor 30.000 enthusiastischen Zuschauern, von denen Hunderte auf dem Tribünendach standen, und waren froh über die Punkte. Gesichert wurden sie durch ein Tor von Bernd Cullmann. Beim Rückspiel in Dortmund am 28. Februar 1976 strömten 54.000 in der Hoffnung auf ein Schützenfest ins Westfalenstadion und wurden nicht enttäuscht: 8:0! Helmut Schön sagte: "Wir können unsere Elf nach diesem Spiel nicht hochleben lassen, aber wir können sie auch nicht schlecht machen." Ein Pflichtsieg mit Unterhaltungswert, für den insbesondere das Tor zum 7:0 sorgte. In seinem 69. Länderspiel glückte Verteidiger Berti Vogts sein einziger Treffer. Die Malteser nahmen das Debakel auch sportlich, Libero Gouder amüsierte sich über die "Hau-Ruck"-Rufe vor jedem Abschlag und Torwart Scibberas verfolgte Sepp Maier bis in die deutsche Kabine, um Maiers Trikot zu erhaschen.

Beim dritten Aufeinandertreffen am 25. Februar 1979 ließ Deutschland seinen einzigen Punkt liegen gegen die Malteser. Unter Bundestrainer Jupp Derwall gab es im Gżira-Stadion nur ein 0:0 gegen Amateure, die 600 bis 800 Mark im Monat verdienten – auf dem Weg zum EM-Triumph 1980 in Rom war es offenbar ein Dämpfer zur rechten Zeit. Wieder wurde der Platz angeprangert. "Auf dem kann man vielleicht Tennis oder Murmeln spielen, aber nicht Fußball", schimpfte Torwart Sepp Maier. Auswärts blieben die Malteser harmlos. Wieder endete das Rückspiel 8:0 – nun in Bremen. Im Dezember 1984 ging es um Punkte für die Teilnahme an der WM in Mexiko. Im neuen Nationalstadion Ta’Qali lag tatsächlich Rasen. Und erstmals schossen die Malteser sogar Tore. Busuttil und Xuereb überwanden Toni Schumacher, aber dazwischen lagen drei deutsche Treffer durch Klaus Allofs (zwei) und Karlheinz Förster. Teamchef Franz Beckenbauer war nicht begeistert, als er Bilanz zog: "Das Positive an diesem Spiel sind nur die zwei Punkte, der Kampfgeist unserer Mannschaft und das glänzende Debüt von Olaf Thon." Der 18 Jahre alte Schalker durfte eine Halbzeit mitmachen. Im Rückspiel in Saarbrücken gab es ein ungefährdetes 6:0.

Vogts' Premiere als Bundestrainer

Seine erste Dienstreise auf dem Weg zur EM 1992 führte den neuen Bundestrainer Berti Vogts am 31. Oktober 1990 nach Luxemburg. Vogts stellte neun Weltmeister auf, von Leichtsinn keine Spur. Er stellte sich erst im Spiel ein, eine scheinbare sichere 3:0-Führung und die Dorfplatz-Kulisse von nur 9512 Zuschauern ließen die Konzentration schwinden. Nach 65 Minuten hatten die Gastgeber auf 2:3 verkürzt, dabei blieb es. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, weil sich die Luxemburger mit dem 2:3 zufriedengegeben haben, statt alles auf eine Karte zu setzen", analysierte Torschütze Rudi Völler. Exoten lassen Gnade walten – eine ganz neue Erfahrung. Im Rückspiel schossen Lothar Matthäus, Guido Buchwald, Karl-Heinz Riedle und Thomas Häßler einen Pflichtsieg (4:0) heraus. Auch das erste WM-Qualispiel der DFB-Historie wurde gegen Luxemburg bestritten, ein müheloses 9:1 reichte am 11. März 1934 bereits für die WM-Teilnahme in Italien.

Das Albanien der Gegenwart sind die Färöer, die vor dem ersten Treffen im Herbst 2002 die Nummer 119 der Weltrangliste waren. Jeder Berliner Kiez hat mehr Einwohner als die Schafsinseln im Nordatlantik, und von den 45.000 spielen gerade mal 6000 Fußball. In Hannover trotzten fünf Halbprofis und sechs Amateure, darunter ein Eisverkäufer, dem Vizeweltmeister ein 1:2 ab. Fußball-Deutschland war fassungslos. Im Rückspiel war es nicht besser, bis zur 88. Minute stand es 0:0. Dann glückten Fredi Bobic und Miroslav Klose in einem Stadion ohne Tribünendach noch zwei Tore für die DFB-Auswahl. Auch unter Joachim Löw fiel im September 2012 das Schützenfest aus. Immerhin gab es in Hannover ein 3:0, so endete auch das Rückspiel vor 3500 Zuschauern in Tórshavn.

Kaum besser besucht war die DFB-Premiere in San Marino. Im zweiten Pflichtspiel der Ära Löw gewann Deutschland in Serravalle 13:0 und bescherte den Gastgebern ein ausverkauftes Haus: Im September 2006 versammelten sich exakt 5019 Neugierige. Aber selbst dieses Spiel hatte seinen Wert: In der DFB-Chronik findet sich kein höherer Auswärtssieg, weshalb manch einer sich vom Rückspiel in Nürnberg mehr erwartete als ein 6:0. Vor der WM 2018 sah man sich wieder. Auswärts gewann Deutschland mit 8:0 und Serge Gnabry stellte den Torrekord für einen Debütanten (drei Treffer) ein, im Nürnberger Rückspiel (7:0) glückten Hoffenheims Sandro Wagner ebenfalls drei Tore.

Klarer Sieg in Faro

Gnädig machte es die Löw-Auswahl auf ihrem Weg zur WM 2010 auch mit Liechtenstein. Dem 6:0 im September 2008 in Vaduz folgte ein 4:0 vor ausverkauftem Haus in Leipzig. "Gegen einen solchen Gegner ist es schwer, Analysen zu treffen und Rückschlüsse zu ziehen", sagte Oliver Bierhoff. Das galt auch für die Duelle mit Gibraltar vor der EM 2016. Das 4:0 von Nürnberg war fraglos eine Enttäuschung gegen zehn Amateure und einen englischen Drittligaspieler. "Wie bei einem Freizeitspiel", befand Jérôme Boateng. Nach den drei Toren vor der Pause ließ das Team gravierend nach, nur ein Eigentor kam hinzu. Im Rückspiel, das im portugiesischen Faro stattfand, war es etwas besser (7:0). Zwar begann es wieder zäh (Halbzeitstand 1:0), Bastian Schweinsteiger verschoss noch einen Elfmeter, ehe vor allem Joker Max Kruse (zwei Tore) und der dreimalige Torschütze André Schürrle für ein standesgemäßes Resultat sorgten. Es kann aber auch schwerer kommen.

Jedenfalls empfiehlt es sich, Gegner aus der zerfallenen Sowjetunion nicht zu unterschätzen. Sind die Bilanzen gegen Aserbaidschan (sechs Spiele, sechs Siege), Kasachstan (vier/vier) oder Armenien (drei/drei) noch makellos, so gab es mit Vertretern des Baltikums, wie Estland einer ist, mehr Probleme. Vor der EM 2004 gab es bei der Premiere mit Litauen auswärts zwar ein 2:0, doch in Nürnberg gefährdete ein 1:1 das Ticket nach Portugal. Die frühe Führung durch Carsten Ramelow (8.) per Hacke gab dem Team von Rudi Völler nicht die nötige Sicherheit und da es für 11:2-Ecken keinen Zusatztreffer gab, fiel das erlösende 2:0 nicht, stattdessen der Ausgleich nach 73 Minuten. Und man hörte, was man normalerweise gegen Exoten in der Mixed Zone eher nicht zu hören bekommt. "Ich hatte manchmal das Gefühl, es war zu viel Angst im Spiel, Angst davor, sich zu blamieren – und dann passiert es erst recht", sagte Kapitän Oliver Kahn. Der Spott des Exoten kam obendrauf. "Es war ein einfaches Spiel für uns", sagte Torschütze Tomas Ražanauskas, und der Mainzer Zweitligakicker Igoris Morinas tadelte: "Sie haben gedacht, dass kleine Länder kleinen Fußball spielen."

Die öffentliche Erwartungshaltung hat ihren Teil daran. Als die Lose für die EM 2004 gezogen waren, war ein Spiel schon von vorneherein gewonnen: das gegen EM-Debütant Lettland. "Gegen die Letten dürften wir keine Schwierigkeiten haben", ließ auch der kommende Bayern-Trainer Felix Magath verlauten. Irrtum. Am Ende stand ein trostloses 0:0, die Letten reklamierten zweimal vergeblich Elfmeter und haderten damit, dass es Fußballzwergen eben an der Lobby fehle. Darauf allein sollte und wird sich das deutsche Team heute bestimmt nicht verlassen.

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