Vogel weiß, wie sich ein Jena-Sieg gegen Ancelotti anfühlt

Vor knapp 36 Jahren hat Carlo Ancelotti schon einmal in Jena gespielt: Am 1. Oktober 1980 unterlag das italienische Mittelfeldtalent in Diensten des AS Rom dem FC Carl Zeiss Jena unter Flutlicht auf dem Ernst-Abbé-Sportfeld mit 0:4 - es war das Aus in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger für die favorisierten Italiener. Wenn Ancelotti heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) in der ersten Runde des DFB-Pokals als neuer Trainer des FC Bayern München nach Jena zurückkehrt, wird sich der 57-Jährige wahrscheinlich an die Pleite von damals erinnern - davon ist auch Eberhard Vogel überzeugt.

Der heute 73-Jährige stand damals mit der Nummer 11 für Jena auf dem Platz und half nach einem 0:3 im Hinspiel, den römischen Catenaccio-Riegel zu knacken. 27 Torschüsse feuerte Jena ab, darunter war auch ein Lattenknaller von Eberhard Vogel. Im DFB.de-Interview spricht der Rekordspieler der DDR-Oberliga mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn über die Sensation vor fast 36 Jahren, die Chancen des Nordost-Regionalligisten aus Thüringen gegen das aktuelle Ancelotti-Team - und seine Leidenschaft für die Münchner.

DFB.de: Herr Vogel, ist Jena für Carlo Ancelotti kein gutes Pflaster?

Eberhard Vogel: (lacht) Der wird schön schwitzen, wenn er Jena hört.

DFB.de: Wie haben Sie die beiden Begegnungen in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger von 1980 gegen den AS Rom in Erinnerung, als Sie die Römer mit Jena rausgeworfen haben?

Vogel: Im Hinspiel im Olympiastadion in Rom haben wir mit 0:3 verloren, aber dann zu Hause haben wir 4:0 gewonnen. Das war eine Sensation, das war Fußball pur.

DFB.de: Wie erinnern Sie sich an Carlo Ancelotti mit der Nummer 10?

Vogel: Er hat damals in Rom das 2:0 gemacht, Falcão hat das 3:0 erzielt nach einer frühen Führung durch Pruzzo. Sie merken, allein die Namen waren schon eine Riesenangelegenheit. Die Römer waren insgesamt eine super Truppe. In der Abwehr haben sie sehr gut gestanden, das war ja ihre Stärke. Aber dass man gegen die auch gewinnen kann, haben wir damals gezeigt.

DFB.de: Nach dem 0:3 in Rom haben die wenigsten daran geglaubt. Wie waren die Reaktionen auf die Hinspielniederlage in der Heimat?

Vogel: Als wir nach Jena zurückgekommen sind, haben alle gesagt: "Mensch, da habt ihr aber richtig eine Büchse gekriegt." Da haben wir uns geschworen, zumindest zu Hause ein gutes Spiel zu machen. Wir hatten gehofft, dass wir wenigstens ein Tor machen, vielleicht zwei. Dass man dann 4:0 gewinnt, das war sagenhaft.



Vor knapp 36 Jahren hat Carlo Ancelotti schon einmal in Jena gespielt: Am 1. Oktober 1980 unterlag das italienische Mittelfeldtalent in Diensten des AS Rom dem FC Carl Zeiss Jena unter Flutlicht auf dem Ernst-Abbé-Sportfeld mit 0:4 - es war das Aus in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger für die favorisierten Italiener. Wenn Ancelotti heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) in der ersten Runde des DFB-Pokals als neuer Trainer des FC Bayern München nach Jena zurückkehrt, wird sich der 57-Jährige wahrscheinlich an die Pleite von damals erinnern - davon ist auch Eberhard Vogel überzeugt.

Der heute 73-Jährige stand damals mit der Nummer 11 für Jena auf dem Platz und half nach einem 0:3 im Hinspiel, den römischen Catenaccio-Riegel zu knacken. 27 Torschüsse feuerte Jena ab, darunter war auch ein Lattenknaller von Eberhard Vogel. Im DFB.de-Interview spricht der Rekordspieler der DDR-Oberliga mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn über die Sensation vor fast 36 Jahren, die Chancen des Nordost-Regionalligisten aus Thüringen gegen das aktuelle Ancelotti-Team - und seine Leidenschaft für die Münchner.

DFB.de: Herr Vogel, ist Jena für Carlo Ancelotti kein gutes Pflaster?

Eberhard Vogel: (lacht) Der wird schön schwitzen, wenn er Jena hört.

DFB.de: Wie haben Sie die beiden Begegnungen in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger von 1980 gegen den AS Rom in Erinnerung, als Sie die Römer mit Jena rausgeworfen haben?

Vogel: Im Hinspiel im Olympiastadion in Rom haben wir mit 0:3 verloren, aber dann zu Hause haben wir 4:0 gewonnen. Das war eine Sensation, das war Fußball pur.

DFB.de: Wie erinnern Sie sich an Carlo Ancelotti mit der Nummer 10?

Vogel: Er hat damals in Rom das 2:0 gemacht, Falcão hat das 3:0 erzielt nach einer frühen Führung durch Pruzzo. Sie merken, allein die Namen waren schon eine Riesenangelegenheit. Die Römer waren insgesamt eine super Truppe. In der Abwehr haben sie sehr gut gestanden, das war ja ihre Stärke. Aber dass man gegen die auch gewinnen kann, haben wir damals gezeigt.

DFB.de: Nach dem 0:3 in Rom haben die wenigsten daran geglaubt. Wie waren die Reaktionen auf die Hinspielniederlage in der Heimat?

Vogel: Als wir nach Jena zurückgekommen sind, haben alle gesagt: "Mensch, da habt ihr aber richtig eine Büchse gekriegt." Da haben wir uns geschworen, zumindest zu Hause ein gutes Spiel zu machen. Wir hatten gehofft, dass wir wenigstens ein Tor machen, vielleicht zwei. Dass man dann 4:0 gewinnt, das war sagenhaft.

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DFB.de: Was hat Trainer Hans Meyer Ihnen und der Mannschaft vor dem Rückspiel mit auf den Weg gegeben?

Vogel: Wenn man auswärts 0:3 verliert, hast du keine Hoffnung, in die nächste Runde zu kommen. Der Hans hat uns psychologisch ein bisschen aufgebaut und versucht, das Beste daraus zu machen. Den Zuschauern - das waren bloß 16.000, dann war das Stadion voll - wollten wir guten Fußball zeigen. Wir waren ja keine schlechte Truppe, sondern hatten viele Nationalspieler im Team.

DFB.de: Wie sind Sie persönlich ans Rückspiel herangegangen?

Vogel: Ich glaube, ich war der Einzige, der ein bisschen Selbstvertrauen hatte und gesagt hat: "Mensch, wir haben 'ne Chance hier!" Die anderen meinten: "Warten wir erst mal, das wird schwer." (lacht) Aber wir haben dann nicht rumgejammert, sondern uns gestrafft.

DFB.de: Taugt diese Sensation als Vorbild für die heutige Carl-Zeiss-Mannschaft, wenn Carlo Ancelotti mit den Bayern nach Jena kommt?

Vogel: (lacht) Ich will Jena ja nicht wehtun, aber so etwas ist hier im Moment nicht machbar. Wir haben damals in der ersten Liga gespielt, sie spielen jetzt in der vierten Liga. Das ist schon ein Unterschied. Wir hatten damals eine richtig starke Mannschaft. Sie sind zwar mit vier Siegen in vier Spielen gut in die Saison gestartet, und der neue Trainer Mark Zimmermann sagt: "Wir dürfen keine Angst vor deren Weltklassespielern haben." Aber normalerweise kann eine viertklassige Mannschaft wie Jena so ein Spiel nicht gewinnen.

DFB.de: Was muss passieren, damit es doch eine Pokalsensation gibt?

Vogel: Die Bayern müssten schon total verrückt sein. Wenn sie überheblich und lässig in das Spiel gehen, dann hat Jena eine Chance. Fußball spielen können die auch. Wir hoffen das Beste. Ich denke schon, dass Bayern ein kleines bisschen aufpassen muss. Aber wenn alles normal läuft, hat Jena null Chance. Ancelotti kann das Spiel also in Ruhe angehen.

DFB.de: Er ist ja auch vorgewarnt.

Vogel: Ja, ja. Wenn der Jena hört, weiß er: Da war ich doch schon mal, und verloren haben wir auch.

DFB.de: Wie erleben Sie Carlo Ancelotti an der Seitenlinie, wenn Sie ihn als Bayern-Coach im Fernsehen sehen?

Vogel: Das könnte schon passen mit ihm. Ich bin ja auch Bayern-Fan und muss sagen, er hat eine saustarke Mannschaft. Davor kann man nur den Hut ziehen.

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DFB.de: Sie sind Bayern-Fan?

Vogel: Ich bin Bayern-Fan, jawoll. Ich hatte sie mir damals auch zehnmal angeguckt, bevor sie hier in Magdeburg im DFB-Pokal gespielt haben. Das war am 1. November 2000: 1. FC Magdeburg gegen Bayern München.

DFB.de: Da haben Sie auch eine Sensation geschafft und die Bayern rausgeworfen - diesmal als Trainer.

Vogel: Da haben wir als Oberligist gezeigt, dass auch die Bayern schlagbar sind. Die hatten eine starke Mannschaft: Oliver Kahn im Tor, Michael Tarnat, Thomas Strunz, Carsten Jancker, Paulo Sergio und viele mehr, dazu Ottmar Hitzfeld als Trainer. Bei dieser Mannschaft haben wir vorher auch nicht gesagt: "Wir gewinnen!" Aber wir haben das Ding geholt, mit 5:3 nach Elfmeterschießen. Das war natürlich eine Riesensensation. Da hat Hitzfeld auch dumm geguckt, das ist klar.

DFB.de: Was hatten Sie Ihren Spielern vor dem ungleichen Duell gesagt?

Vogel: (lacht) "Das Beste kann für uns nur sein, wenn der Gegner uns unterschätzt. Das ist das A und O." Wenn eine Mannschaft wie Bayern kommt, und die geht lässig und leger ins Spiel, dann hat man eine Chance. Wenn man dann ein Unentschieden holt und bis ins Elfmeterschießen kommt, kann man auch gewinnen. So war's dann.

DFB.de: Und wie weit sind Sie mit Magdeburg dann noch im DFB-Pokalwettbewerb gekommen?

Vogel: Das war die zweite Runde, vorher hatten wir 5:2 gegen den 1. FC Köln gewonnen. Ich muss zugeben, wir hatten eine ganz gute Mannschaft. Im Achtelfinale haben wir den Karlsruher SC mit 5:3 nach Verlängerung besiegt und sind dann im Viertelfinale zu Hause gegen den späteren Pokalsieger Schalke mit 0:1 knapp ausgeschieden. Anschließend haben wir in der Meisterschaft den Sprung in die Regionalliga geschafft, damals die dritte Liga.

DFB.de: Sie wohnen in Jena. Wie groß ist in diesen Tagen die Vorfreude auf die Bayern?

Vogel: Die Leute sind wirklich verrückt auf die Bayern, die Euphorie ist riesengroß. Für unsere Zuschauer ist das eine Riesensensation, die hier zu sehen. Es wurden neue Tribünen aufgebaut, um so viele Zuschauer wie möglich ins Stadion zu kriegen. Ich selbst habe meine vier Karten an meine Kinder verteilt und schaue mir die Partie im Fernsehen an.

DFB.de: Was tippen Sie, wie das Spiel ausgeht?

Vogel: 0:5. Ich glaube nicht, dass Jena eine Chance hat. Für sie ist es wichtig, ordentlich mitzuspielen und ein bisschen Erfahrung zu sammeln. Da sind viele junge Spieler in der Mannschaft. Aber für eine Pokalsensation braucht man schon auch ein paar Erfahrene. Davon haben sie mit René Klingbeil und Manfred Starke nur zwei Mann.

DFB.de: Warum wird der Rekordpokalsieger Ihrer Meinung nach so deutlich siegen?

Vogel: Der Klassenunterschied ist einfach zu groß. Die Jenaer Mannschaft hat nicht die Qualität, das schaffen sie nicht. Zwar haben sie 2015 in der ersten Runde gegen Hamburg gewonnen, aber der HSV war im vergangenen Jahr auch eine Katastrophe. In der zweiten Runde ist Jena dann gegen Stuttgart ausgeschieden. Das muss man halt erst mal schaffen, einen Bundesligisten zu schlagen - und erst Recht die Bayern.

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