Vitali Klitschko: Schlagkräftige Argumente

Als Kind war Vitali Klitschko wie jeder kleine Junge ein begeisterter Fußballer, trat mit Leidenschaft gegen die Kugel, wann immer sich die Gelegenheit bot, ob auf einer Wiese, in einem Hinterhof oder auf der Straße. Damals hieß seine Heimat noch Sowjetunion und der größte Fußball-Held der Nation Oleg Blochin, Stürmerstar von Dynamo Kiew, Idol von Millionen kickenden Knirpsen östlich des Eisernen Vorhangs, darunter der kleine Vitali.

Blochin (59) ist heute Fußball-Nationaltrainer der Ukraine und Vitali Klitschko (40) als stärkster Boxer der Welt längst selbst ein Sportheld. Zwei Männer, zwei Generationen, ein Ziel: die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine zu einem Erfolg für ihr Land machen. Die Fußball-Legende am Spielfeldrand, der Box-Star abseits des Rasens.

Hauptarbeitsplatz inzwischen der Schreibtisch

Nur wenige Wochen sind vergangen seit Vitali Klitschkos Sieg gegen den Engländer Dereck Chisora in München, mit dem er seinen Weltmeistertitel im Schwergewicht des Verbandes WBC erfolgreich verteidigt hat. Trotz der Strapazen und einer während des Kampfes erlittenen Schulterverletzung hat sich der 40-Jährige schon kurz danach wieder in die Arbeit gestürzt, und die heißt nicht Faustkampf, sondern Politik. Ein Termin jagt den nächsten, fast pausenlos klingelt eines seiner Handys. Und immer wieder geht es auch um die anstehende EM. Es gibt noch viel zu tun – schlagen wir zu!

Der Hauptarbeitsplatz des Box-Superstars, der mit seinen Kämpfen in Deutschland bis zu 13 Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte lockt, hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr vom Ring an den Schreibtisch verlagert. Die Tatsache, dass die EURO 2012 längst nicht nur ein sportliches Großereignis für das seit 1991 eigenständige Land ist, sondern auch ein politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches, sorgt dafür, dass das Turnier um die kontinentale Fußball-Krone im Juni bei Politiker Klitschko, dem Vorsitzenden der Partei UDAR (Ukrainische demokratische Allianz für Reformen), "tagtäglich auf meiner Agenda steht".

"Nicht nur Europa, die ganze Welt wird auf uns schauen"

Mehr noch: Klitschko gehört dem Organisationskomitee des Co-Ausrichters an, kümmert sich intensiv um das Volunteer-Programm und ist obendrein auch noch EM-Botschafter seines Landes. Man könnte auch sagen: Klitschko ist EM.

Voller Vorfreude blickt "Dr. Eisenfaust" dem Fußballfest entgegen. "Die Europameisterschaft ist eines der größten Ereignisse in der Geschichte unseres Landes. Nicht nur Europa, die ganze Welt wird auf uns schauen", sagt der Zwei-Meter-Hüne, der auch im feinen Zwirn auf dem politischen Parkett eine gute Figur abgibt. Die EM sei für die Ukraine eine "enorme Herausforderung und zugleich eine riesige Chance", betont Klitschko, der für Reformen in seiner Heimat kämpft, mehr Demokratie, mehr Rechtsstaat, weniger Korruption, eine deutliche Annäherung an die EU.



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Als Kind war Vitali Klitschko wie jeder kleine Junge ein begeisterter Fußballer, trat mit Leidenschaft gegen die Kugel, wann immer sich die Gelegenheit bot, ob auf einer Wiese, in einem Hinterhof oder auf der Straße. Damals hieß seine Heimat noch Sowjetunion und der größte Fußball-Held der Nation Oleg Blochin, Stürmerstar von Dynamo Kiew, Idol von Millionen kickenden Knirpsen östlich des Eisernen Vorhangs, darunter der kleine Vitali.

Blochin (59) ist heute Fußball-Nationaltrainer der Ukraine und Vitali Klitschko (40) als stärkster Boxer der Welt längst selbst ein Sportheld. Zwei Männer, zwei Generationen, ein Ziel: die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine zu einem Erfolg für ihr Land machen. Die Fußball-Legende am Spielfeldrand, der Box-Star abseits des Rasens.

Hauptarbeitsplatz inzwischen der Schreibtisch

Nur wenige Wochen sind vergangen seit Vitali Klitschkos Sieg gegen den Engländer Dereck Chisora in München, mit dem er seinen Weltmeistertitel im Schwergewicht des Verbandes WBC erfolgreich verteidigt hat. Trotz der Strapazen und einer während des Kampfes erlittenen Schulterverletzung hat sich der 40-Jährige schon kurz danach wieder in die Arbeit gestürzt, und die heißt nicht Faustkampf, sondern Politik. Ein Termin jagt den nächsten, fast pausenlos klingelt eines seiner Handys. Und immer wieder geht es auch um die anstehende EM. Es gibt noch viel zu tun – schlagen wir zu!

Der Hauptarbeitsplatz des Box-Superstars, der mit seinen Kämpfen in Deutschland bis zu 13 Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte lockt, hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr vom Ring an den Schreibtisch verlagert. Die Tatsache, dass die EURO 2012 längst nicht nur ein sportliches Großereignis für das seit 1991 eigenständige Land ist, sondern auch ein politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches, sorgt dafür, dass das Turnier um die kontinentale Fußball-Krone im Juni bei Politiker Klitschko, dem Vorsitzenden der Partei UDAR (Ukrainische demokratische Allianz für Reformen), "tagtäglich auf meiner Agenda steht".

"Nicht nur Europa, die ganze Welt wird auf uns schauen"

Mehr noch: Klitschko gehört dem Organisationskomitee des Co-Ausrichters an, kümmert sich intensiv um das Volunteer-Programm und ist obendrein auch noch EM-Botschafter seines Landes. Man könnte auch sagen: Klitschko ist EM.

Voller Vorfreude blickt "Dr. Eisenfaust" dem Fußballfest entgegen. "Die Europameisterschaft ist eines der größten Ereignisse in der Geschichte unseres Landes. Nicht nur Europa, die ganze Welt wird auf uns schauen", sagt der Zwei-Meter-Hüne, der auch im feinen Zwirn auf dem politischen Parkett eine gute Figur abgibt. Die EM sei für die Ukraine eine "enorme Herausforderung und zugleich eine riesige Chance", betont Klitschko, der für Reformen in seiner Heimat kämpft, mehr Demokratie, mehr Rechtsstaat, weniger Korruption, eine deutliche Annäherung an die EU.

"Der Sport hat die Kraft, die Ukraine zu verändern"

In Kiew kandidiert er deshalb zum dritten Mal für das Amt des Bürgermeisters. "Ich glaube an das berühmte Zitat von Nelson Mandela, dass Sport die Welt verändern kann. Ich sage: Der Sport hat die Kraft, die Ukraine zu verändern." Er wünsche sich ein "Volksfest", bei dem die internationalen Gäste "nicht nur die Stadien besuchen, sondern auch das Land erkunden und die Menschen, die hier leben, kennenlernen."

Vorbild für ein solches Fußball-Volksfest sei die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, sagt Klitschko, der vor sechs Jahren gemeinsam mit Bruder Wladimir bei den Spielen der ukrainischen Mannschaft, die es bis ins Viertelfinale schaffte, live auf der Tribüne mitgefiebert und die "wahnsinnig tolle Atmosphäre in den Stadien und drumherum" erlebt und genossen hat. Fröhlich, friedlich, weltoffen, herzlich. Ein solches "Sommermärchen" wünscht sich Klitschko auch für sein Land, das von der Fläche das zweitgrößte in Europa hinter Russland ist, und dessen 46 Millionen Einwohner. Entscheidend dafür ist neben dem Engagement der Menschen in der Ukraine natürlich auch in hohem Maße das Abschneiden ihrer Mannschaft, die als Gastgeber erstmals überhaupt bei einer EM-Endrunde dabei ist.

Klitschko setzt auf die Begeisterung

Klitschko setzt darauf, dass die Begeisterung der Einheimischen den "Zhovto-Blakytni", den Gelb-Blauen, wie die Nationalmannschaft genannt wird, Flügel verleiht. Die wird das Team um Stürmerstar Andrej Schewtschenko und Bayern-Profi Anatoli Timoschtschuk auch brauchen. Die Ukraine hat mit England, Frankreich und Schweden nicht gerade Laufkundschaft als Vorrundengegner zugelost bekommen. "Es wird natürlich schwer, aber wir haben Heimvorteil. Ich hoffe, dass unsere Mannschaft weit kommt", sagt Klitschko.

Die Spiele der ukrainischen Mannschaft wird er sich selbstverständlich live im Stadion anschauen. Während des Turniers wird er vor allem repräsentative Aufgaben übernehmen. "Ich möchte ein guter Gastgeber sein und bin sehr motiviert", sagt er. Und hofft, dass ihm genügend Zeit bleibt, um auch die Auftritte des Teams seiner zweiten Heimat aus nächster Nähe verfolgen zu können. Zu seiner Freude bestreitet die DFB-Auswahl ihre Vorrundenspiele in der Gruppe B allesamt in der Ukraine, zwei in Lwiw, eines in Charkiw.

Klitschko traut Löw-Team den Titelgewinn zu

"Deutschland hat eine junge, sehr starke Mannschaft. Sie spielt einen tollen Fußball", lobt der dreifache Familienvater, der dem Team von Bundestrainer Joachim Löw den Gewinn des EM-Titels zutraut.

In Fußballstadien fühlt sich Vitali Klitschko zu Hause. Und das nicht nur als Zuschauer, sondern auch als Sportler. Zweimal in den vergangenen zwei Jahren hat er in einer Fußballarena geboxt. Im Mai 2010 auf Schalke und im September vergangenen Jahres in Breslau, wo er mit dem Kampf gegen den besten Boxer Polens, Tomasz Adamek, das neue EM-Stadion der Stadt offiziell einweihte.

Gegen den Ball tritt der Box-Champion nur noch selten

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Ein symbolträchtiges Event, eine gelungene ukrainisch-polnische Co-Produktion und ein atmosphärischer Vorgeschmack auf den kommenden Sommer. Und ein Ereignis mit einem gewohnten Ausgang: K.-o.-Sieg für Klitschko.

Gegen den Ball tritt der 40-Jährige nur noch ganz selten. Das Knie. "Seit meinem Kreuzbandriss vor zehn Jahren ist das zu gefährlich", sagt der promovierte Sportwissenschaftler. Seither belässt er es beim Zuschauen. Eine Ausnahme macht er manchmal für seine Söhne Jegor-Daniel und Max. Oder für Kinder in Dritte-Welt-Ländern, die er in seiner Funktion als UNESCO-Botschafter besucht und mit ihnen ein wenig kickt. Das sieht nicht immer elegant aus, sorgt aber für strahlende Gesichter und baut Berührungsängste ab.

Deutschland gegen Ukraine als Traumfinale

Die verbindende Kraft des Fußballs – in solchen Momenten spürt er sie. Ein Träumer ist Vitali Klitschko ganz sicher nicht. Er ist ein Mann, der sich als Boxer wie als Politiker konkrete, meist hohe Ziele setzt und sie ehrgeizig und fokussiert verfolgt. Er ist Realist. Und Optimist. Sonst hätte er sich nie in die Politik seines Landes gewagt. Aber wenn es um die EM 2012 geht, dann erlaubt er sich den Wunsch als Vater des Gedankens – und spricht ihn aus: "Mein Traumfinale ist Deutschland gegen die Ukraine".

Am 1. Juli im Olympiastadion von Kiew, seiner Heimatstadt, in der einst Oleg Blochin mit Dynamo die Menschen in ihren Bann zog und doch nicht verhindern konnte, dass der kleine Vitali nicht am Ball blieb, sondern sich mit 13 Jahren dem Faustkampf zuwandte. Dennoch: Seine Leidenschaft für das große Spiel mit dem kleinen Ball hat er nie ganz verloren. Seit der Zeit, als er noch auf Hinterhöfen kickte. Diesen Sommer wird er auf der Tribüne sitzen und mitfiebern. Und die Faust ballen, wenn seine Mannschaft zuschlägt.