Viola Odebrecht und Lena Goeßling: Die neue Mitte

DFB.de: Was funktioniert gut, und woran wollen Sie noch arbeiten?

Goeßling: Was gut funktionierte, war, dass wir die hohen, langen Bälle meistens bekommen haben. Aus meiner Sicht könnten wir noch ein bisschen torgefährlicher von unserer Position aus werden und eher den Abschluss suchen.

Odebrecht: Vielleicht auch noch ein bisschen häufiger die Seite verlagern. Aber das hat nichts speziell mit unserem Zusammenspiel zu tun - einfach generell aus dem Spielverlauf heraus. Auf der Sechs spielt man ja kaum zusammen in dem Sinn, dass man sich den Ball zuschiebt. Solche Querpässe will man nicht sehen, das bedeutet keinen Raumgewinn. Wenn wir den Ball haben, dann versuchen wir eher, der anderen zu helfen, indem wir uns coachen.

DFB.de: Frau Odebrecht, Sie sagten nach dem Türkei-Spiel, dass gelegentlich noch die Ruhe am Ball gefehlt habe. Ist das hier besser geworden?

Odebrecht: Das halte ich definitiv noch für ausbaufähig. Aber ich finde auch, dass es von Spiel zu Spiel besser wird. Ich bin gespannt, wie das jetzt gegen Schweden aussehen wird. Die stehen ja in der Weltrangliste noch höher als China, Island und die Türkei.

DFB.de: Sie werden ab der kommenden Saison auch in Wolfsburg zusammenspielen. Hat das Duo auf dieser Position also Zukunft?

Goeßling: Viola wird uns in Wolfsburg auf jeden Fall weiterhelfen. Wir werden dann aber sehen müssen, wie uns unser Trainer aufstellt, schließlich haben wir noch eine Nadine Kessler, die derzeit auf der Sechs spielt. Da lasse ich mich einfach überraschen.

Odebrecht: Das ist für mich derzeit schwierig zu sagen. Ich bin ja noch nicht in Wolfsburg. Und ich möchte mich auch bis zum Saisonende voll auf die Aufgaben mit Potsdam konzentrieren, wir haben ja noch einiges vor. Grundsätzlich ist es aber so, dass meine Position die Sechs ist. Was die Nationalmannschaft angeht, wird das noch ein harter Konkurrenzkampf werden. Wenn Kim Kulig und Simone Laudehr wieder fit sind, gäbe es vier Spielerinnen für diese beiden Positionen. Lena hat den Vorteil, dass sie auch in der Innenverteidigung spielen kann. Von daher wird es sehr schwer für das Duo Goeßling/Odebrecht auf der Doppelsechs.



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Die Doppelsechs muss stehen: Die Defensive der deutschen Frauen-Nationalmannschaft stand beim Algarve Cup bislang gut, gegen Island und China gab es jeweils ein 1:0. Dass keine Gegentreffer fielen und auch wenige brenzlige Szenen im eigenen Strafraum zu verzeichnen waren, lag auch an Viola Odebrecht und Lena Goeßling.

Die beiden haben von Bundestrainerin Silvia Neid die Rolle der Doppelsechs übertragen bekommen. Sie spielen nicht zum ersten Mal gemeinsam und ersetzen in Portugal die verletzten Kim Kulig und Simone Laudehr, die Stammbesetzung im zentralen Mittelfeld.

Vor dem dritten und entscheidenden Gruppenspiel gegen Schweden heute (ab 16.30 Uhr, live bei Eurosport) beurteilen die 29-jährige Odebrecht und die noch 25 Jahre alte Goeßling im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Niels Barnhofer ihre bisherigen Leistungen, schätzen ihre Zukunft auf der zentralen Position ein und verraten, wie es sich im Bett von Cristiano Ronaldo schläft.

DFB.de: Frau Odebrecht, Frau Goeßling, wie müde werden Sie am kommenden Donnerstag sein?

Viola Odebrecht: Das ist der Tag unserer Rückreise. Ich glaube, wenn wir zu Hause gelandet sind, werde ich richtig müde sein, weil wir den ganzen Tag unterwegs gewesen sein werden. Für mein Empfinden sind diese Reisetage anstrengender als die Spiele.

Lena Goeßling: Ja, mir liegt das auch nicht. In den Fliegern kann man sich zu wenig bewegen und muss die Zeit totschlagen.

DFB.de: Wie steckt man die Belastung eines solchen Turniers weg, bei dem es in acht Tagen vier Spiele zu absolvieren gilt?

Odebrecht: Das werde ich schon merken. Aber so richtig kaputt werde ich nicht sein, ich stecke das eigentlich ganz gut weg. Die kommenden beiden Spiele werden gute Konditionseinheiten sein. Das ist ein guter Rhythmus. Ich habe da wenige Probleme.

Goeßling: Man wird das bestimmt nach dem Turnier merken. Vier Spiele in so kurzer Zeit steckt man nicht einfach so weg. Aber bisher komme ich gut über die Runden. Das liegt auch daran, dass wir ziemlich gut zwischen den Spielen regenerieren.

DFB.de: Und das, obwohl Sie auf einer sehr laufintensiven Position spielen.

Odebrecht: Ich spiele ja schon eine Weile auf der Position. Die Kilometerzahlen, die ich in einem Spiel abreiße, bin ich mittlerweile gewohnt.

Goeßling: In der Bundesliga laufen wir ja auch viel. Auf internationalem Niveau wie hier ist es vielleicht noch ein bisschen mehr.

DFB.de: Ist es gut, zu diesem Zeitpunkt des Jahres so viel Spielpraxis zu erhalten?

Goeßling: Die Spielpraxis, die wir hier sammeln können, ist ganz wichtig. Wir haben in diesem Jahr noch kein einziges Pflichtspiel absolviert. Von daher gibt es noch einige Baustellen. Man kann eben noch nicht die Feinabstimmung haben, man ist einfach noch nicht im Spielrhythmus.

Odebrecht: Ich denke, wenn der Algarve Cup nach der Bundesligasaison stattfinden würde, würde man das mehr in den Knochen spüren. Weil man dann die lange Spielzeit mit Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League und Länderspielen auf dem Buckel hat. Uns kommt es jetzt zugute, noch nicht so viele Spiele in den Beinen zu haben.

DFB.de: Ist es gut, dass Sie beide die Spielzeit gemeinsam erhalten?

Odebrecht: Schlecht ist es definitiv nicht. Wir wollen uns ja schließlich beweisen. Und wenn das auch so klappt wie gegen Island und China, dann freut man sich auch. Es tut gut, dass wir beide in der Startformation stehen. Aber die Aufstellung macht immer noch die Trainerin. Ich hoffe, dass wir auch heute gegen Schweden und im Platzierungsspiel zusammen spielen dürfen.

Goeßling: Ich finde, die Abstimmung klappt ganz gut zwischen uns beiden. Was mich aber auch nicht verwundert, weil wir beim SC 07 Bad Neuenahr schon als Doppelsechs gespielt haben. Das passt im Moment gut. Und es macht einfach Spaß, mit Viola zu spielen.

DFB.de: Gegen Island und China wurden nicht viele Chancen zugelassen. Wie groß ist Ihr Verdienst daran?

Odebrecht: Das würde ich nicht einer Position zuschreiben. Das System in der Nationalmannschaft bedingt, dass alle elf Spielerinnen in der Defensive mitarbeiten müssen. Wenn zum Beispiel die Angreiferinnen aus diesem Verbund ausreißen, würden wir auf der Sechs doof aussehen. Wenn die offensiven Außen taktisch nicht mitspielen würden, würden wir ebenso alt aussehen. Also: Bisher hat die Defensivarbeit des kompletten Teams so gut funktioniert, dass wir wenige Chancen zugelassen haben. Und dazu haben wir unseren Teil beigetragen.

Goeßling: Ich finde auch, dass wir die Vorgaben unseres Trainerteams gut umgesetzt haben. Wir stehen mit der gesamten Mannschaft kompakt. Jede ist für jede da, niemand ist sich zu schade, für die andere mal einen zusätzlichen Meter zu laufen.

DFB.de: Wie sind die Rollen zwischen Ihnen verteilt?

Odebrecht: So wie das taktische System aufgemalt wird, bin ich eigentlich diejenige, die hinter Lena spielt. Aber es wird gefordert, dass beide Sechser gehen und bleiben, je nachdem wo der Ball gerade ist. Unsere Offensiv- und Defensivanteil würde ich mit 50-zu-50 beziffern.

Goeßling: Ich sehe das auch so. Ich glaube, Viola ist diejenige, die ein bisschen mehr redet im Spiel. Aber ansonsten ist alles ziemlich gleich aufgeteilt. Es ist nicht so, dass die eine mehr nach vorne und die andere mehr nach hinten macht. Das ist schon ausgewogen.

DFB.de: Was funktioniert gut, und woran wollen Sie noch arbeiten?

Goeßling: Was gut funktionierte, war, dass wir die hohen, langen Bälle meistens bekommen haben. Aus meiner Sicht könnten wir noch ein bisschen torgefährlicher von unserer Position aus werden und eher den Abschluss suchen.

Odebrecht: Vielleicht auch noch ein bisschen häufiger die Seite verlagern. Aber das hat nichts speziell mit unserem Zusammenspiel zu tun - einfach generell aus dem Spielverlauf heraus. Auf der Sechs spielt man ja kaum zusammen in dem Sinn, dass man sich den Ball zuschiebt. Solche Querpässe will man nicht sehen, das bedeutet keinen Raumgewinn. Wenn wir den Ball haben, dann versuchen wir eher, der anderen zu helfen, indem wir uns coachen.

DFB.de: Frau Odebrecht, Sie sagten nach dem Türkei-Spiel, dass gelegentlich noch die Ruhe am Ball gefehlt habe. Ist das hier besser geworden?

Odebrecht: Das halte ich definitiv noch für ausbaufähig. Aber ich finde auch, dass es von Spiel zu Spiel besser wird. Ich bin gespannt, wie das jetzt gegen Schweden aussehen wird. Die stehen ja in der Weltrangliste noch höher als China, Island und die Türkei.

DFB.de: Sie werden ab der kommenden Saison auch in Wolfsburg zusammenspielen. Hat das Duo auf dieser Position also Zukunft?

Goeßling: Viola wird uns in Wolfsburg auf jeden Fall weiterhelfen. Wir werden dann aber sehen müssen, wie uns unser Trainer aufstellt, schließlich haben wir noch eine Nadine Kessler, die derzeit auf der Sechs spielt. Da lasse ich mich einfach überraschen.

Odebrecht: Das ist für mich derzeit schwierig zu sagen. Ich bin ja noch nicht in Wolfsburg. Und ich möchte mich auch bis zum Saisonende voll auf die Aufgaben mit Potsdam konzentrieren, wir haben ja noch einiges vor. Grundsätzlich ist es aber so, dass meine Position die Sechs ist. Was die Nationalmannschaft angeht, wird das noch ein harter Konkurrenzkampf werden. Wenn Kim Kulig und Simone Laudehr wieder fit sind, gäbe es vier Spielerinnen für diese beiden Positionen. Lena hat den Vorteil, dass sie auch in der Innenverteidigung spielen kann. Von daher wird es sehr schwer für das Duo Goeßling/Odebrecht auf der Doppelsechs.

Goeßling: Das stimmt, aber man wird sehen müssen, wie schnell Kim und Simone zurückkommen. Aber wenn sie wieder zur Verfügung stehen, haben wir ganz klar zwei Persönlichkeiten mehr, die schon in der Vergangenheit gezeigt haben, was sie zu leisten im Stande sind. Insofern sagt mir auch mein Gefühl, dass wir beiden in der Nationalmannschaft eher nicht mehr zusammen auf der Sechs spielen werden. Kim und Simone sind halt starke Spielerinnen, die wir derzeit vermissen.

DFB.de: Die bisherigen Siege beim Algarve Cup - nur das Warm-up für die verbleibenden Topspiele?

Odebrecht: Ja, schon ein wenig. Unsere Managerin Doris Fitschen hat gesagt: Wenn wir jetzt gegen Schweden mit 1:0 und dann auch im Endspiel mit 1:0 gewinnen, sind wir auch Turniersieger. Die Torausbeute ist sicherlich noch zu verbessern. Aber mittlerweile ist es auch gegen gute Gegner so, dass man maximal drei, vier gute Chancen erhält, und die muss man dann konsequent nutzen.

Goeßling: Ich halte Schweden für den stärksten Gegner in unserer Gruppe. Trotzdem wollen wir gewinnen. Egal, wie.

Odebrecht: Kann meinetwegen auch ein 6:5 sein.

DFB.de: Welche Erwartungen haben Sie bezüglich des sportlichen Abschneidens bei dem Turnier?

Goeßling: Es sollte mindestens das Finale sein.

Odebrecht: Ich will das Turnier gewinnen.

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DFB.de: Wie wichtig ist es, sich hier für die Spiele in der EM-Qualifikation einzuspielen?

Odebrecht: Sehr wichtig. Wir wollen keinen Punkt mehr in der Qualifikation lassen. Vor allem wollen wir den Spanierinnen nach dem 2:2 im Hinspiel zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Insofern ist es wichtig, hier zu einem guten Zusammenspiel zu finden, um dann gegen Spanien stark auflaufen können.

Goeßling: Das sehe ich ganz genauso.

DFB.de: Zurück zur Müdigkeit: Frau Goeßling, Sie schlafen im Zimmer, in dem Cristiano Ronaldo nächtigte, als er jüngst mit der portugiesischen Nationalmannschaft im Ria Park Hotel abstieg. Hilft der Gedanke daran beim Einschlafen?

Goeßling: Das habe ich vor kurzem auch gehört. Zuvor ist mir das nicht aufgefallen. Ich konnte auch so ohne Probleme einschlafen.

DFB.de: Was tun Sie, Frau Odebrecht, um gut einzuschlafen?

Odebrecht: Ich brauche keine Einschlafhilfen. Ich kann immer sehr, sehr gut schlafen. Nur die Wolldecken hier sind ein wenig gewöhnungsbedürftig.