Video: HSV vs. Bayern - das dramatischste Finale der Bundesligahistorie

Der höchste Heimsieg

1. April 1977: Hamburger SV – Bayern München 5:0

Für die Bayern-Fans war es ein schlechter April-Scherz oder wahlweise ein schwarzer Freitagabend, für die Hamburger ein perfekter Start ins Wochenende. Mit der Meisterschaft hatten beide an diesem 28. Spieltag nichts mehr zu tun, der Siebte empfing den Sechsten, es ging nur noch um den Einzug in den UEFA-Cup. 51.000 Fans wollten die Bayern bei strömendem Regen auch ohne Uli Hoeneß und Gerd Müller (beide verletzt) sehen, mit einem Schützenfest rechnete keiner. Doch es bahnte sich früh an, ein Doppelschlag von Klaus Zaczyk (19.) und Willi Reimann (21.) schockte die Bayern. Auch bei Zaczyk half der Innenpfosten.

Der HSV war "im Spielrausch", wie der kicker fand, Bayern auf verlorenem Posten. Als Conny Torstensson nach 55 Minuten einen Schuss von Caspar Memering unhaltbar für seinen Torwart Sepp Maier abfälschte, war das Spiel entschieden. Was den HSV nicht davon abhielt, weiter aufzutrumpfen. Georg Volkert, von Björn Andersson nie zu stoppen, erhöhte per Foulelfmeter, den Felix Magath herausgeholt hatte, auf 4:0 (67.). Nach Flanke von Manfred Kaltz glückte Arno Steffenhagen per Volleyschuss das 5:0 (77.) und besiegelte den höchsten Saisonsieg der Hanseaten.

Mehr als die Pleite bekümmerte die Bayern die nicht verstummenden Gerüchte um Franz Beckenbauers Wechsel zu Cosmos New York, die der Kaiser nicht kommentieren wollte, "so lange kein konkretes Angebot vorliegt". Das sollte alsbald kommen und angenommen werden. Nach Hamburg kehrte er erst drei Jahre später zurück - als HSV-Spieler. Tragödie am Rande: Auf den steilen Stehplatzrängen kam es zu einem Unglück, Menschen stürzten übereinander, ein 15-Jähriger starb an seinen Verletzungen.

Der höchste Auswärtssieg

4. Mai 1974: Hamburger SV – Bayern München 0:5

Drei Spiele vor Saisonschluss hatten die Bayern nichts zu verschenken, Mönchengladbach saß ihnen mit einem Punkt Rückstand im Nacken. Für den HSV war die Saison schon gelaufen, auf Platz acht war er jenseits von Gut und Böse. Was eine Erklärung für die bis heute höchste Heimniederlage des HSV auch in seiner Bundesligageschichte sein mag. Wie kam sie zustande? Linksverteidiger Paul Breitner erzielte zwei Tore (31., 53.) und zeigte sich bereits in WM-Form, auch Nationalvorstopper Georg "Katsche" Schwarzenbeck traf (18.). Und doch hätte Bayern zur Pause keineswegs zwingend 2:0 führen müssen, der HSV vergab in den ersten zehn Minuten durch Georg Volkert und Horst Heese gleich drei Großchancen.

Die Abgeklärtheit, die den Hamburgern fehlte, zeichnete den kommenden Meister aus. "Die Cleverneß der Bayern, die nüchterne und sachliche Art des Fußballs, welche diese Mannschaft mit einer Perfektion beherrscht, gab den Ton an. Bei den Bayern war alles gekonnt", analysierte der kicker. Rainer Zobel, ein defensiver Mittelfeldspieler, schoss das 0:4 (60.), erst zuletzt traf ein Stürmer: der überragende Uli Hoeneß (80.) per Elfmeter, den er nach Fehlschüssen von Breitner und Gerd Müller ausführen durfte. "Jetzt macht Hoeneß alles", titelte der kicker nach dem ersten Bundesliga-Elfmeter des Jungstars.

Das eigentlich besondere an diesem Schützenfest war: Gerd Müller (damals 29 Saisontore) ging leer aus, wie schon in den Wochen zuvor. Prompt wurde ihm geraten, sich den Schnauzbart abzurasieren. Aber der Bomber der Nation war nicht abergläubisch: "Das ist doch Quatsch." Der HSV tröstete sich mit der Rekordeinnahme seiner Ligahistorie, 54.017 Zuschauer brachten der Klubkasse 605.000 Mark ein. Präsident Peter Krohn versprach: "Ich werde alles tun, damit die Mehreinnahmen zur Verstärkung der Ligamannschaft eingesetzt werden."



Am 5. Spieltag der Bundesliga empfängt der Hamburger SV am Samstag (ab 15.30 Uhr, live auf Sky) den deutschen Rekordmeister Bayern München zum Nord-Süd-Klassiker. Vorher wirft DFB.de einen Blick in die Historie dieses Duells, das es in der Bundesliga bislang 102-mal gab.

Das erste Bundesligaspiel

20. Oktober 1965: Hamburger SV – Bayern München 0:4

Die Hamburg-Premiere der Münchner in der Bundesliga war auch eine Wochentagspremiere. Der 9. Spieltag fand an einem Mittwoch statt, 71.000 Zuschauer waren neugierig auf den kecken Aufsteiger (dritter Platz) und füllten das Volksparkstadion restlos. Schon nach 19 Minuten hieß es nach Toren von Rudolf Nafziger (9.) und Gerd Müller, der in seiner Karriere 26 Bundesliga-Tore gegen den HSV erzielte, 0:2. Zweimal war Holz im Spiel, beim 0:1 ging der Ball vom Innenpfosten ins Tor, vor dem 0:2 traf Ohlhauser die Latte. Und Müller bewies seine Reaktionsschnelligkeit, als es galt, den Abpraller als erstes zu erwischen. Dann war Gerd Müller in anderer Rolle gefragt. Als sich Sepp Maier am Knie verletzte (33.) und behandelt wurde, vertrat ihn der untersetzte "Bomber" für einige Minuten und blieb unbezwungen.

Nach der Pause erhöhte der HSV den Druck, aber die Bayern um den jungen Franz Beckenbauer hielten Stand. In der Schlussphase sorgten erneut Rudolf Nafziger (80.) und Dieter Brenninger (82.) für ein sensationelles 0:4. Selbst die HSV-Fans spendeten Beifall, und das Hamburger Abendblatt wählte ein Bild aus der Zeit der Befreiungskriege. Der HSV wurde demnach "geschlagen mit Mann und Roß und Wagen".

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Der höchste Heimsieg

1. April 1977: Hamburger SV – Bayern München 5:0

Für die Bayern-Fans war es ein schlechter April-Scherz oder wahlweise ein schwarzer Freitagabend, für die Hamburger ein perfekter Start ins Wochenende. Mit der Meisterschaft hatten beide an diesem 28. Spieltag nichts mehr zu tun, der Siebte empfing den Sechsten, es ging nur noch um den Einzug in den UEFA-Cup. 51.000 Fans wollten die Bayern bei strömendem Regen auch ohne Uli Hoeneß und Gerd Müller (beide verletzt) sehen, mit einem Schützenfest rechnete keiner. Doch es bahnte sich früh an, ein Doppelschlag von Klaus Zaczyk (19.) und Willi Reimann (21.) schockte die Bayern. Auch bei Zaczyk half der Innenpfosten.

Der HSV war "im Spielrausch", wie der kicker fand, Bayern auf verlorenem Posten. Als Conny Torstensson nach 55 Minuten einen Schuss von Caspar Memering unhaltbar für seinen Torwart Sepp Maier abfälschte, war das Spiel entschieden. Was den HSV nicht davon abhielt, weiter aufzutrumpfen. Georg Volkert, von Björn Andersson nie zu stoppen, erhöhte per Foulelfmeter, den Felix Magath herausgeholt hatte, auf 4:0 (67.). Nach Flanke von Manfred Kaltz glückte Arno Steffenhagen per Volleyschuss das 5:0 (77.) und besiegelte den höchsten Saisonsieg der Hanseaten.

Mehr als die Pleite bekümmerte die Bayern die nicht verstummenden Gerüchte um Franz Beckenbauers Wechsel zu Cosmos New York, die der Kaiser nicht kommentieren wollte, "so lange kein konkretes Angebot vorliegt". Das sollte alsbald kommen und angenommen werden. Nach Hamburg kehrte er erst drei Jahre später zurück - als HSV-Spieler. Tragödie am Rande: Auf den steilen Stehplatzrängen kam es zu einem Unglück, Menschen stürzten übereinander, ein 15-Jähriger starb an seinen Verletzungen.

Der höchste Auswärtssieg

4. Mai 1974: Hamburger SV – Bayern München 0:5

Drei Spiele vor Saisonschluss hatten die Bayern nichts zu verschenken, Mönchengladbach saß ihnen mit einem Punkt Rückstand im Nacken. Für den HSV war die Saison schon gelaufen, auf Platz acht war er jenseits von Gut und Böse. Was eine Erklärung für die bis heute höchste Heimniederlage des HSV auch in seiner Bundesligageschichte sein mag. Wie kam sie zustande? Linksverteidiger Paul Breitner erzielte zwei Tore (31., 53.) und zeigte sich bereits in WM-Form, auch Nationalvorstopper Georg "Katsche" Schwarzenbeck traf (18.). Und doch hätte Bayern zur Pause keineswegs zwingend 2:0 führen müssen, der HSV vergab in den ersten zehn Minuten durch Georg Volkert und Horst Heese gleich drei Großchancen.

Die Abgeklärtheit, die den Hamburgern fehlte, zeichnete den kommenden Meister aus. "Die Cleverneß der Bayern, die nüchterne und sachliche Art des Fußballs, welche diese Mannschaft mit einer Perfektion beherrscht, gab den Ton an. Bei den Bayern war alles gekonnt", analysierte der kicker. Rainer Zobel, ein defensiver Mittelfeldspieler, schoss das 0:4 (60.), erst zuletzt traf ein Stürmer: der überragende Uli Hoeneß (80.) per Elfmeter, den er nach Fehlschüssen von Breitner und Gerd Müller ausführen durfte. "Jetzt macht Hoeneß alles", titelte der kicker nach dem ersten Bundesliga-Elfmeter des Jungstars.

Das eigentlich besondere an diesem Schützenfest war: Gerd Müller (damals 29 Saisontore) ging leer aus, wie schon in den Wochen zuvor. Prompt wurde ihm geraten, sich den Schnauzbart abzurasieren. Aber der Bomber der Nation war nicht abergläubisch: "Das ist doch Quatsch." Der HSV tröstete sich mit der Rekordeinnahme seiner Ligahistorie, 54.017 Zuschauer brachten der Klubkasse 605.000 Mark ein. Präsident Peter Krohn versprach: "Ich werde alles tun, damit die Mehreinnahmen zur Verstärkung der Ligamannschaft eingesetzt werden."

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Das wichtigste Spiel

19. Mai 2001: Hamburger SV – Bayern München 1:1

In Umfragen zum 50-jährigen Bundesliga-Bestehen wurden die Ereignisse des 19. Mai 2001, als die Bayern um ein Haar im neuen Hamburger Stadion die Meisterschaft verspielt hätten, als absolutes Highlight mehrheitlich hervorgehoben. Nie endete eine Saison dramatischer. Ein Punkt hätte dem Meister im Fernduell mit Schalke (zu Hause gegen Unterhaching) genügt, doch in der 90. Minute köpfte Sergej Barbarez das 1:0 für den HSV. Die Bayern warfen sich zu Boden, Entsetzen auf der Bank. Nur einer gab nicht auf: Torwart Oliver Kahn rüttelte die Mitspieler auf und rief seine legendär geworden Worte aus: "Weitermachen, immer weitermachen."

Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit, auf Schalke feierte man nach dem 5:3-Heimsieg schon die Meisterschaft, da gab Schiedsrichter Markus Merk nach einem Rückpass von Tomas Ujfalusi auf Torwart Matthias Schober indirekten Freistoß im HSV-Strafraum. Es war der wohl dramatischste Moment der Bundesliga-Geschichte, jedenfalls auf dem Rasen. Oliver Kahn eilte nach vorne, er wollte sogar selbst schießen. Kapitän Stefan Effenberg verjagte ihn, und Kahn rempelte die Hamburger, die sich in einer langen Reihe auf der Torlinie postiert hatten, an. Nicht fair, aber lebenswichtig. Es war ein Signal an die Kollegen: Hier glaubt noch einer an Wunder.

Das Wunder geschah: Stefan Effenberg tippte den Ball kurz zu Patrik Andersson, der noch nie ein Tor für Bayern geschossen hatte. Der Schwede fand irgendwie eine Lücke zwischen Pfosten und Abwehrbeinen, flach rauschte der Ball knapp neben dem rechten Pfosten ins Netz und Oliver Kahn riss vor Freude eine Eckfahne heraus. 1:1 - das Remis, das ein Sieg war. "Dieses Glück hat hier in Deutschland nur der FC Bayern", sagte Giovane Elber nach dem Abpfiff. Kahn sah es sachlicher: "Man kann die Dinge anscheinend erzwingen. Genau dieser Charakter hat uns zum Meister gemacht." Vier Tage später gewannen die Bayern auch die Chamnpions League - nach Elfmeterschießen gegen den FC Valencia, dank eines Oliver Kahn, der das Glück noch einmal erzwang.

Der besondere Moment

24. September 2005: Hamburger SV – Bayern München 2:0

Neben der im Chaos endenden Meisterfeier des HSV am 9. Juni 1979 (1:2), als die Hamburger Fans vor lauter Begeisterung einen Zaun im Volksparkstadion eindrückten und Krankenwagen nach Abpfiff auf die Tartanbahn fuhren, um 71 Verletzte abzutransportieren, verdient ein sportliches Highlight Erwähnung. Eines, an das sich die HSV-Fans gern erinnern. Am 24. September 2005 beendeten Tore von Rafael van der Vaart und Piotr Trochowski in Hamburg Bayerns imposante Siegesserie, damals die längste der Bundesligahistorie (15 Spiele) - und nebenbei auch die schwarze HSV-Serie nach neun sieglosen Jahren. Nach Abpfiff führten die Hanseaten, inspiriert vom Kameruner Timothy Atouba, eine Art Kriegstanz am Mittelkreis auf, und Oliver Kahn wunderte sich, der HSV feiere, als wäre er gerade Meister geworden. Ekstase pur im kühlen Norden.

Die Bayern wurden damals übrigens ausgerechnet von HSV-Legende Felix Magath trainiert. Der war voll des Lobes für den Gegner, der den Rückstand auf den Meister auf einen Punkt verkürzt hatte und erster Bayern-Jäger im September 2005 war: "Wer jetzt oben steht, kann dies auch nach 34 Spieltagen tun. Also ist der HSV ein ernsthafter Meisterschaftskonkurrent." Was nicht zuletzt auch jene Serie bestätigte, die an diesem Tag nicht riss: 17 Pflichtspiele war der HSV unter Trainer Thomas Doll nunmehr unbesiegt. Da war es nicht leicht, am Boden zu bleiben. Rafael van der Vaart, der schon nach zehn Minuten mit rechts zum 1:0 getroffen hatte, meinte: "Es war auf jeden Fall mein größter Sieg, seit ich beim HSV bin." Sergej Barbarez fand, man habe "Fußball mit Kopf vom Allerfeinsten gespielt". Und der sonst so zurückhaltende Sportchef Dietmar Beiersdorfer gab die Parole aus, man wolle "mittelfristig in der Champions League spielen". Was ihnen sogar kurzfristig gelingen sollte, 2006/2007 kam der HSV als Dritter in den begehrtesten Klubwettbewerb.

Der Sieg über den amtierenden und kommenden Meister vor 55.800 Zuschauern im Volkspark, den der Ex-Bayer Trochowski mit einem Traumtor (62.) sicherte, war verdient, da war sich die Fachwelt einig. Nach Chancen hieß es 6:4, und die Tatsache, dass die Bayern in 90 Minuten nur eine Ecke bekamen, sprach Bände. Bayern-Manager Uli Hoeneß gab es auch zu: "Wenn ich gewinne, will ich auch verdient gewinnen. Und das wäre in Hamburg sicherlich nicht der Fall gewesen." Oliver Kahn sah das Positive: "Wir haben mal eine gebraucht", und meinte damit eine Niederlage. Es sei ein "unangenehmer Druck" mit jedem Sieg entstanden, "jetzt können wir uns endlich wieder der Normalität widmen." Und Meister werden...

Anekdote am Rande: Der fünfjährige Sohn des HSV-Präsidenten Bernd Hoffmann, Mats, träumte in der Nacht vor dem Spiel von einem Trochowski-Tor. Und bekam dafür das Trikot des deutschen Nationalspielers, als Lohn dafür, dass ein schöner Traum wahr wurde.

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Fakten

Gesamtbilanz: 19-22-61
Heimbilanz: 14-14-23
- Bayern seit 13 Duellen ungeschlagen
- Letzter HSV-Sieg: 26. September 2009 (1:0)
- HSV gewann nur drei der letzten 20 Heimduelle
- Am 19. Mai 2001 (1:1) wurde Bayern in Hamburg Meister
- Im September hat Bayern die letzten fünf Gastspiele nicht gewonnen, einzige Ausnahme am 23. September 1970 (1:5)
- Seit 17 Jahren fiel in der ersten Halbzeit in Hamburg maximal ein Tor

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