Video Bayern vs. BVB: Torfestivals, Mill-Missgeschick, Götze-Streich

Der höchste Heimsieg

27. November 1971: FC Bayern München – Borussia Dortmund 11:1

An diesem Tag ist Bayern gegen Dortmund alles andere als ein Gipfeltreffen, der Zweite empfängt den Fünfzehnten. Im Kicker ist zu lesen: "Die Borussen werden am Freitag nur mit der Hoffnung nach München fliegen, nicht zu arg unter die Räder zu kommen." BVB-Trainer Horst Witzler wünscht sich "eine knappe Niederlage". Denn die Bayern spielen 1971/1972 die beste Bundesligasaison jener Ära, am Ende werden 101 Tore gezählt - bis heute einmalig. Mehr als ein Zehntel davon fallen an jenem trüben November-Samstag. 18.000 Besucher finden sich ein im Stadion an der Grünwalder Straße, es ist die letzte Bayern-Saison vor dem Umzug ins Olympiastadion. Mehr als doppelt so viele gehen hinein, aber es ist nicht die Zeit der vollen Stadien. Eine Folge des Bundesliga-Skandals, obwohl beide Klubs darin nicht verwickelt sind.

Bayern-Trainer Udo Lattek beantwortet am Spieltag die letzte offene Frage: Auf Rechtsaußen stürmt Franz Krauthausen statt Edgar Schneider, alle sechs Nationalspieler sind an Bord. Der BVB hat so etwas nicht zu bieten. Torwart Jürgen Rynio sagt Jahrzehnte später entschuldigend übers Debakel: "Ein bis zwei Jahre vorher wäre das nicht passiert, da hatten wir noch einige ältere Spieler in unseren Reihen gehabt. Wir waren eine junge Mannschaft, die im Neuaufbau stand."

Chronologie des Schützenfestes:

6. Minute: Franz "Bulle" Roth trifft den Pfosten.
7. Minute: Franz Krauthausen trifft den Pfosten.
12. Minute: 1:0 Gerd Müller, auf Flanke von Uli Hoeneß.
20. Minute: 2:0 Hoeneß, mit einem "Nachschuss" per Kopf. Den Schuss zuvor hält der wackere Rynio.
22. Minute: Sepp Maier muss den ersten Ball halten, Dieter Weinkauff prüft ihn.
34. Minute: Roth vergibt eine Großchance.
39. Minute: 3:0 Willi Hoffmann, Schlenzer nach Solo.
44. Minute: 4:0 Müller, Volleyschuss.
Halbzeit. Bayerns Ex-Trainer Tschik Cajkovski radebrecht auf der Tribüne: "Die Dortmunder Jungen nicht so schlecht, müssen nur viel, viel offensiver spielen."
Wiederanpfiff: Sepp Maier hat sich eine lange Hose angezogen, es friert ihn zu sehr.
48. Minute: Breitner an den Pfosten.
49. Minute: 5:0 Hoeneß mit scharfem Flachschuss von halbrechts.
54. Minute: 6:0 Beckenbauer nach Solo.
57. Minute: 6:1 Weinkauff nach Koppenhöfers Fehlpass.
59. Minute: 7:1 Breitner trifft aus der zweiten Reihe, Rynio ist die Sicht versperrt. Der arme Torwart fragt sich nun, "ob die eigentlich zweistellige Ergebnisse zeigen können an der Anzeigetafel. An so was denkt man als Torwart, wenn die Dinge so laufen."
64. Minute: 8:1 Roth-Hammer nach Hoeneß-Vorlage.
83. Minute: 9:1 Müller, typischer Drehschuss.
88. Minute: 10:1 Roth schießt ein Tor aus 20 Metern - es ist zweistellig.
90. Minute: 11:1 Müller per Abstauber mit links, Rynio kann Beckenbauers Schuss nicht festhalten.

Fertig ist Bayerns Rekordsieg in der Bundesliga und Borussias damalige Rekordpleite, ehe sie 1978 in Gladbach gar mit 0:12 untergehen wird. In der Bundesliga-Historie hat es überhaupt nur zwei höhere Siege gegeben. In den Katakomben hört man – nanu? – schimpfende Bayern und witzelnde Dortmunder. Uli Hoeneß selbstkritisch: "Wenn wir so hoch führen, fehlt mir einfach der richtige Ehrgeiz. Fünf Tore hätte ich schießen können." Borusse Dieter Weinkauff, der Torschütze, spottet derweil: "Ein Weinkauff ist eben nicht genug." Weshalb Rynio ihm hätte "an die Gurgel gehen können." Noch einen Konjunktiv bringt der Torwart ins Spiel: "Wir hätten ein Timeout wie beim Handball gebraucht."

Auf der Pressekonferenz sind gemäßigte Töne zu hören. Udo Lattek hat Mitleid mit dem BVB: "Wenn ein Spiel so läuft, dann versucht sich jeder einzelne so gut freizuschwimmen wie es geht. Von Taktik kann man da nicht mehr reden." BVB-Kollege Horst Witzler überrascht niemanden wirklich mit seinem Bekenntnis, es sei "die katastrophalste Niederlage, die ich in meiner 13-jährigen Trainerlaufbahn habe erdulden müssen", gewesen. Er gibt den Schwarzen Peter dem Vorstand, der ihm eine dermaßen unerfahrene Mannschaft überlassen habe ("Sie wurden ja regelrecht vom Lande geholt"), "und nun stehe ich da und muss den Scherbenhaufen kitten". Eine Woche später fliegt Witzler. Ein halbes Jahr später steigt die Borussia ab - mit den meisten Gegentoren ihrer Historie.



Seit ein paar Jahren firmiert dieses Duell unter dem Ehrentitel "deutscher Clasico". Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) trifft Meister und Tabellenführer FC Bayern München zum 96. Mal in der Bundesliga auf den Vierten Borussia Dortmund. Am 28. Spieltag will der Rekordmeister den nächsten Schritt in Richtung Titelverteidgung machen, der BVB kämpft um die direkte Qualifikation für die Champions League. Vorher blickt DFB.de zurück auf die wichtigsten Duelle in München, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

Die Bundesliga-Premiere

16. Oktober 1965: FC Bayern München – Borussia Dortmund 0:2

Sie sind noch ziemlich neu in der Bundesliga, die Bayern. Das Heimspiel gegen DFB-Pokalsieger Borussia ist erst die achte Partie des Aufsteigers, während der BVB schon zum 68. Mal Bundesligaluft schnuppert. Das mag eine Rolle gespielt haben beim ersten Elfmeter von Franz Beckenbauer auf dieser Bühne. Es steht seit der 38. Minute 0:1 durch ein Tor von Reinhold Wosab, da bietet sich dem Jungnationalspieler Beckenbauer, den noch niemand Kaiser nennt, die Ausgleichschance. "Hoppy" Kurrat legt Dieter Brenninger im Strafraum, nach 59 Minuten kommt es zum ersten Elfmeter in Bayerns Bundesligageschichte.

Brenninger fällt als Schütze aus, also nimmt sich der 20-jährige Beckenbauer den Ball. Ihm gegenüber steht Hans Tilkowski, der Fußballer des Jahres 1965 und die deutsche Nummer eins. Sie kennen sich von der Nationalmannschaft. Beckenbauer geht einiges durch den Kopf: "Bei den Lehrgängen habe ich Tilkowski meist mit Schüssen in die linke Ecke bezwungen. Ich suchte mir deshalb die rechte untere Ecke aus, um ihn zu überlisten. Der 'Til' hat meinen Plan förmlich gerochen." Auch wer überlegt, was der andere denken könnte, was man selbst denkt, liegt zuweilen daneben. Nach dem Fehlschuss sind die Bayern gebrochen, Wosab macht noch ein Tor und fertig ist Bayerns erste Heimniederlage in der Bundesliga. Das Lob von Bayern-Trainer Tschik Cajkovski für den Gegner ist leicht vergiftet: "Gegen die Niederlage an sich ist nichts einzuwenden. Eine Tragödie aber, dass Borussia mit acht Mann verteidigen musste. Das ist nicht Bundesligafußball."

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Der höchste Heimsieg

27. November 1971: FC Bayern München – Borussia Dortmund 11:1

An diesem Tag ist Bayern gegen Dortmund alles andere als ein Gipfeltreffen, der Zweite empfängt den Fünfzehnten. Im Kicker ist zu lesen: "Die Borussen werden am Freitag nur mit der Hoffnung nach München fliegen, nicht zu arg unter die Räder zu kommen." BVB-Trainer Horst Witzler wünscht sich "eine knappe Niederlage". Denn die Bayern spielen 1971/1972 die beste Bundesligasaison jener Ära, am Ende werden 101 Tore gezählt - bis heute einmalig. Mehr als ein Zehntel davon fallen an jenem trüben November-Samstag. 18.000 Besucher finden sich ein im Stadion an der Grünwalder Straße, es ist die letzte Bayern-Saison vor dem Umzug ins Olympiastadion. Mehr als doppelt so viele gehen hinein, aber es ist nicht die Zeit der vollen Stadien. Eine Folge des Bundesliga-Skandals, obwohl beide Klubs darin nicht verwickelt sind.

Bayern-Trainer Udo Lattek beantwortet am Spieltag die letzte offene Frage: Auf Rechtsaußen stürmt Franz Krauthausen statt Edgar Schneider, alle sechs Nationalspieler sind an Bord. Der BVB hat so etwas nicht zu bieten. Torwart Jürgen Rynio sagt Jahrzehnte später entschuldigend übers Debakel: "Ein bis zwei Jahre vorher wäre das nicht passiert, da hatten wir noch einige ältere Spieler in unseren Reihen gehabt. Wir waren eine junge Mannschaft, die im Neuaufbau stand."

Chronologie des Schützenfestes:

6. Minute: Franz "Bulle" Roth trifft den Pfosten.
7. Minute: Franz Krauthausen trifft den Pfosten.
12. Minute: 1:0 Gerd Müller, auf Flanke von Uli Hoeneß.
20. Minute: 2:0 Hoeneß, mit einem "Nachschuss" per Kopf. Den Schuss zuvor hält der wackere Rynio.
22. Minute: Sepp Maier muss den ersten Ball halten, Dieter Weinkauff prüft ihn.
34. Minute: Roth vergibt eine Großchance.
39. Minute: 3:0 Willi Hoffmann, Schlenzer nach Solo.
44. Minute: 4:0 Müller, Volleyschuss.
Halbzeit. Bayerns Ex-Trainer Tschik Cajkovski radebrecht auf der Tribüne: "Die Dortmunder Jungen nicht so schlecht, müssen nur viel, viel offensiver spielen."
Wiederanpfiff: Sepp Maier hat sich eine lange Hose angezogen, es friert ihn zu sehr.
48. Minute: Breitner an den Pfosten.
49. Minute: 5:0 Hoeneß mit scharfem Flachschuss von halbrechts.
54. Minute: 6:0 Beckenbauer nach Solo.
57. Minute: 6:1 Weinkauff nach Koppenhöfers Fehlpass.
59. Minute: 7:1 Breitner trifft aus der zweiten Reihe, Rynio ist die Sicht versperrt. Der arme Torwart fragt sich nun, "ob die eigentlich zweistellige Ergebnisse zeigen können an der Anzeigetafel. An so was denkt man als Torwart, wenn die Dinge so laufen."
64. Minute: 8:1 Roth-Hammer nach Hoeneß-Vorlage.
83. Minute: 9:1 Müller, typischer Drehschuss.
88. Minute: 10:1 Roth schießt ein Tor aus 20 Metern - es ist zweistellig.
90. Minute: 11:1 Müller per Abstauber mit links, Rynio kann Beckenbauers Schuss nicht festhalten.

Fertig ist Bayerns Rekordsieg in der Bundesliga und Borussias damalige Rekordpleite, ehe sie 1978 in Gladbach gar mit 0:12 untergehen wird. In der Bundesliga-Historie hat es überhaupt nur zwei höhere Siege gegeben. In den Katakomben hört man – nanu? – schimpfende Bayern und witzelnde Dortmunder. Uli Hoeneß selbstkritisch: "Wenn wir so hoch führen, fehlt mir einfach der richtige Ehrgeiz. Fünf Tore hätte ich schießen können." Borusse Dieter Weinkauff, der Torschütze, spottet derweil: "Ein Weinkauff ist eben nicht genug." Weshalb Rynio ihm hätte "an die Gurgel gehen können." Noch einen Konjunktiv bringt der Torwart ins Spiel: "Wir hätten ein Timeout wie beim Handball gebraucht."

Auf der Pressekonferenz sind gemäßigte Töne zu hören. Udo Lattek hat Mitleid mit dem BVB: "Wenn ein Spiel so läuft, dann versucht sich jeder einzelne so gut freizuschwimmen wie es geht. Von Taktik kann man da nicht mehr reden." BVB-Kollege Horst Witzler überrascht niemanden wirklich mit seinem Bekenntnis, es sei "die katastrophalste Niederlage, die ich in meiner 13-jährigen Trainerlaufbahn habe erdulden müssen", gewesen. Er gibt den Schwarzen Peter dem Vorstand, der ihm eine dermaßen unerfahrene Mannschaft überlassen habe ("Sie wurden ja regelrecht vom Lande geholt"), "und nun stehe ich da und muss den Scherbenhaufen kitten". Eine Woche später fliegt Witzler. Ein halbes Jahr später steigt die Borussia ab - mit den meisten Gegentoren ihrer Historie.

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Der höchste Auswärtssieg

19. Oktober 1991: FC Bayern München – Borussia Dortmund 0:3

Verwundbarer ist der FC Bayern nie gewesen als im Herbst 1991. Zweitligist FC Homburg im DFB-Pokal und die Aufsteiger Hansa Rostock, Kickers Stuttgart und Dynamo Dresden hatten schon im Olympiastadion gewonnen. Platz zwölf ist die Konsequenz eines Katastrophenstarts und führt zum Trainerwechsel. Jupp Heynckes muss gehen, auf der Bank sitzt ein Debütant, den die Fans trotzdem kennen - als Spieler. Der Däne Sören Lerby kehrt nach fünf Jahren nach München zurück. Uli Hoeneß hat ihn den Kölnern vor der Nase weggeschnappt, doch die sind hinterher ganz froh darüber. Unter Lerby setzt sich die Münchner Talfahrt fort. Gleich im ersten Spiel gegen die Dortmunder, deren Trainer Ottmar Hitzfeld vorher tönt: "Wo sollen wir denn sonst gewinnen wenn nicht in München?"

Seine Mannschaft erhört ihn. Der Ex-Münchner Michael Rummenigge läutet vor nur noch 27.000 Zuschauern die nächste Heimpleite der Bayern ein (25.), Fleming Povlsen stabilisiert die Führung (47.) und ein Slapstick-Tor sorgt für die Entscheidung. Bayerns Ersatzkeeper Gerald Hillringhaus, der den am Knie operierten Raimond Aumann vertritt, schießt Verteidiger Markus Münch an, der Ball fliegt in hohem Bogen ins eigene Tor. Lerbys Debüt wird zum Desaster, ebenso wie die revolutionäre Taktik ohne Libero, die in Europa 1991 noch nicht mehrheitsfähig ist. Erstmals auf der Bayern-Bank als Co-Trainer zu sehen ist an diesem Tag auch Hermann Gerland. Um korrekt zu sein: Er und Lerby sitzen auf Klappstühlen noch dichter am Spielfeldrand. Aber deshalb klappt es auch nicht besser. Thomas Berthold meutert bereits: "Es muss einer hintendrin stehen. In unserer Situation ist es sehr gewagt, mit vier Mann auf einer Linie zu spielen." Den Libero führt später erst der dritte Trainer der Saison wieder ein, Erich Ribbeck.

12. April 2014: FC Bayern München – Borussia Dortmund 0:3

An diesem Tag wird der höchste BVB-Sieg in München eingestellt. Doch er schmerzt den Verlierer weniger. Zwar ist es ein "Spitzenspiel", doch trennen den Ersten vom Zweiten 20 Punkte - die Bayern sind bereits Meister. Für Trainer Pep Guardiola ist "die Bundesliga vorbei", was sich aufs Personal auswirkt: Jerome Boateng, Thomas Müller und Toni Kroos sitzen auf der Bank, nach der Pause kommt mit Lukas Raeder der dritte Torhüter zum Einsatz. Priorität hat die Champions League.

Der BVB dagegen will laut Pierre-Emerick Aubameyang "unbedingt die drei Punkte", um in der Königsklasse auch wieder mittun zu können. So kommt es zum verdienten Auswärtserfolg, für den Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer ausnahmsweise "totales Verständnis" äußert. Henrikh Mkhitaryan (20.), Marco Reus (49.) und Jonas Hofmann (56.), der Robert Lewandowski vorgezogen wurde, treffen. Lewandowskis Wechsel nach München stand bereits fest, Trainer Jürgen Klopp hält es für klüger, ihm erst beim Stand von 0:3 zu bringen. Unschönes Ende: Rafinha greift Henrikh Mkhitaryan ins Gesicht (90.) und fliegt vom Platz - bereits zum zweiten Mal gegen den BVB.

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Der besondere Moment

9. August 1986: FC Bayern München – Borussia Dortmund 2:2

Am 1. Spieltag der Nach-WM-Saison 1986/1987 wurde die Mutter aller vergebenen Torchancen geboren. Geburtsort: das Münchner Olympiastadion. Die "Eltern": Dortmunds Frank Mill und der, vom Schützen aus gesehen, rechte Torpfosten. Es passiert beim Stand von 1:1 in der 41. Minute. Nach einem Pass von Daniel Simmes dringt Mill in den Strafraum ein und überspielt Torwart Jean-Marie Pfaff. Der Neu-Borusse will, dass sein erstes Tor eine Besonderheit wird, lässt er noch Jahre später wissen. "Ich hätte genug Zeit gehabt, den Ball einfach ins Tor zu schieben, doch ich wollte es machen wie Pierre Littbarski", so Mill. "Mein Plan: ausholen, den Ball zwischen die Füße klemmen und nach einem Übersteiger elegant einschieben. Dann sah ich etwas im Augenwinkel - es war Pfaff, der mit letzter Kraft zurückwetzte. Panik stieg in mir auf. Ich schoss - und traf den Pfosten. Das war der schlimmste Moment überhaupt: zu begreifen, dass der Ball nicht im Tor lag. Die nächsten Wochen wurden richtig böse für mich. An jeder Ecke musste ich mich verarschen lassen, sogar von den Teamkollegen."

Bayern-Trainer Udo Lattek bedankt sich auf der Pressekonferenz bei Mill: "Ich überlege noch, welche Prämie ich ihm gebe - wenn er sie denn annimmt." Immerhin legt Frank Mill noch den Ausgleichstreffer von Michael Zorc auf. Das Tor verfolgt ihn bis heute und überallhin. In der Winterpause 1986/1987 macht Mill Urlaub in San Francisco und sieht seine Szene in China-Town auf dem Hotelzimmer im Rahmen einer "Pannenshow". Wenn er heute Kinder in seiner Fußballschule begrüßt, sagt er als erstes: "Jungs, ihr dürft mich alles fragen, aber nicht: "Wie war das damals in München?"

Das wichtigste Spiel

19. November 2011: FC Bayern München – Borussia Dortmund 0:1

Im Vorjahr ist der BVB Meister geworden, hat auch in München gewonnen (3:1). Nun sieht es wieder nach einer "normalen" Saison aus. Die Bayern führen mit fünf Punkten Vorsprung vor dem BVB, dem die Liga die Daumen drückt. Es ist nicht nur ein Kampf um drei Punkte, sondern auch einer um die Spannung in der Bundesliga. Nach 90 Minuten kehrt sie zurück, dieser November-Tag hat entscheidende Bedeutung für den Verlauf der Saison. Der zuvor instabile Meister zieht Kraft aus dem Triumph, Bayern bricht ein und ist schon zwei Spieltage später auf Platz drei zurückgefallen. Der Mann, der sie aus der Bahn wirft, heißt Mario Götze und wird zwei Jahre später verpflichtet. Götzes düpiert in der 65. Minute Jerome Boateng und erzielt das Tor des Tages. "Götze hält die Liga spannend", titelt der Kicker am Montag.

Davon kann sich auch die Welt überzeigen, der neue deutsche Classico wird am Samstagabend in 200 Länder übertragen. Ein Spektakel ist es nicht, was an Borussias Defensivleistung liegt. Nur 39 Prozent Ballbesitz zeugen von der taktischen Ausrichtung. Jürgen Klopp witzelt: "Wir haben diesmal nicht die Sterne vom Himmel gespielt, sondern vom Himmel verteidigt." Dafür laufen die Dortmunder 121,4 Kilometer - elf mehr als die Bayern. In München holt sich Borussia den Antrieb zur am Ende geglückten Titelverteidigung.

Fakten und Zahlen

- Gesamt-Bilanz: 42-29-24
- Heim-Bilanz: 28-10-9
- Hinspiel: 1:0
- Bayern ist zwei Duelle ohne Sieg und ohne Tor (204 Minuten)
- nur vier Heimsiege in den letzten zwölf Duellen
- zuletzt zwei Heimsiege für Bayern
- letzter BVB-Sieg in München: 12. April 2014 (0:3), die erste Heimniederlage der Guardiola-Ära
- drei BVB-Siege in den letzten sechs Gastspielen schaffte in München sonst kein Bundesligist
- seit acht Jahren BVB-Tore in München
- letztes 0:0 in München am 20. 10. 1996
- vier der fünf Platzverweise in München gegen den BVB; keine Gelb-Rote gegen die Bayern
- BVB blieb zwischen 1993 und 2010 17-mal sieglos in München
- Torquote dieser Paarung: 2,77

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