Uwe Erkenbrecher: Neuanfang in Estland

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Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereins auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen und Spieler gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es etliche Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Spieler. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie Made in Germany. Heute: Weltenbummler Uwe Erkenbrecher.

Uwe Erkenbrecher ist in der Welt herumgekommen. In Indonesien und dem Iran war der Trainer bereits tätig, derzeit hat er einen Job in Estland. Als leidenschaftlicher Weltenbummler möchte sich der Diplomsportlehrer und Fußballlehrer trotzdem nicht bezeichnen lassen. "Wenn man kein Trainer der allerersten Reihe ist, ist die Situation in Deutschland schwierig", sagt er im Gespräch mit DFB.de.

"Die Verhältnisse haben sich mit Insolvenzen und der Wirtschaftskrise geändert. Der internationale Markt bietet somit interessante Perspektiven", so Erkenbrecher weiter. Wobei es in Deutschland auch schöne Zeiten für ihn gegeben hat. In der 2. Liga trainierte er die SpVgg Greuther Fürth und den FC Carl Zeiss Jena, beim VfL Wolfsburg war er zeitweise sogar Interimstrainer in der Bundesliga.

Intermezzo im Iran

Das "Abenteuer Ausland" begann für Uwe Erkenbrecher im Jahre 2003. Mit dem SC Paderborn trainierte er zuvor einen ambitionierten Regionalligisten - bis ein Angebot aus dem Iran kam. Sein guter Freund Roland Koch war Trainer beim Spitzenverein Esteghlal Teheran, Erkenbrecher stieß als Assistent hinzu. Nach vier Monaten war das Intermezzo beendet. Der sportliche Erfolg blieb aus, auch die Arbeitsbedingungen waren nicht wie erwünscht. "Die Spieler kamen zu spät zum Training. Es gab keine ordentlichen Trainingsbedingungen, nicht einmal richtige Umkleidekabinen. Das Land war interessant, aber die Organisation ist eine Katastrophe gewesen", erinnert sich der Trainer.

Die Bereitschaft, Angebote aus dem Ausland anzunehmen, ist geblieben. Ende 2010, nach einigen weiteren Stationen in Deutschland, unterschrieb er einen Zweijahresvertrag beim indonesischen Klub Cenderawasih FC auf der Insel West Papua. Die Fußballbegeisterung in Indonesien ist groß. 15.000 Zuschauer kamen zu den Heimspielen, drei Fernsehsender berichteten ständig über das Geschehen.

Nur mit dem Verband gab es Probleme. "Innerhalb eines Jahres ist alles wieder zusammengebrochen. In diesem riesigen Land mit den vielen Inseln gibt es so viele unterschiedliche Mentalitäten, dass keine einheitliche Linie hinzubekommen ist", erklärt Erkenbrecher. Als der Spielbetrieb über mehrere Monate komplett pausierte, war es für ihn an der Zeit, eine neue Herausforderung zu suchen. In Estland, bei JK Tammeka Tartu, hat er diese nun gefunden.

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"Rahmenbedingungen sind sportlich gut"

Was ihm dort zuerst aufgefallen ist? Die Größe der Fußballer. "In Indonesien waren 13 meiner Spieler unter 1,70 Meter groß. Hier stehen viele Männer von über 1,90 Meter vor mir", erzählt er schmunzelnd. Mögen die Spieler in Tartu größer sein, so ist ansonsten alles etwas kleiner. Das Stadion fasst nur rund 3000 Zuschauer. Für einen Verein, der vergangene Saison nur in der ersten Liga blieb, weil ein Konkurrent sich zurückgezogen hatte, ist das ausreichend.

Uwe Erkenbrecher spricht positiv von seinem neuen Job, den er Anfang Januar antrat. Die Präsidentin Jane und ihr Mann Babak Afshar leben in Deutschland. Dementsprechend geordnet geht hier alles zu. Das Trainingsgelände, inklusive Laufstrecke und Fitnessstudio, müssen sich die Fußballer zwar mit anderen Vereinen teilen. Aber es sei alles ordentlich und gut organisiert: "Die Rahmenbedingungen sind sportlich gut, nur finanziell noch auf einem wesentlich niedrigerem Niveau als in Deutschland."

Talente "in den internationalen Profifußball" bringen

Als erfahrener Trainer soll Uwe Erkenbrecher funktionierende Strukturen einbringen. "Die gesamte Koordination im Verein, das Scouting und die Ausbildung der Nachwuchstrainer zählt zu meinen Aufgaben. Hier gibt es viele Talente, die wir noch intensiver ausbilden wollen. Wir haben 500 Aktive im Verein", erzählt er. "Durch die EU-Zugehörigkeit ist es sehr interessant, die Talente so weiter zu entwickeln, dass sie den Sprung in den internationalen Profifußball schaffen", so Erkenbrecher.

Seine Spieler gehen dem Sport bereits mit voller Professionalität nach, trainieren sechs- bis siebenmal die Woche. Zumindest so lange sie noch im Studium oder Ausbildung sind. Es ist kaum möglich, mit dem Fußball in Estland eine Familie zu ernähren. "Daher habe ich nur wenig Spieler im Kader, die älter als 25 Jahre sind", sagt Erkenbrecher.

Möglicherweise wird es mit Hilfe von Sponsoren eines Tages gelingen, mehr Gelder zu akquirieren. Das Interesse am Fußball hat in Estland jedenfalls zugenommen. War dieser früher noch als russischer Sport verpönt, weil die sowjetische Besatzung einst den estischen Fußballverband auflöste und die Vereine umbenannte. So handelt es sich mittlerweile wieder um die Sportart Nummer eins. Und wer weiß: Vielleicht hat Uwe Erkenbrecher hier seinen Platz gefunden. Der Vertrag gilt zunächst zwar nur für ein Jahr. Eine langjährige Tätigkeit schließt er aber nicht aus.

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Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereins auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen und Spieler gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es etliche Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Spieler. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie Made in Germany. Heute: Weltenbummler Uwe Erkenbrecher.

Uwe Erkenbrecher ist in der Welt herumgekommen. In Indonesien und dem Iran war der Trainer bereits tätig, derzeit hat er einen Job in Estland. Als leidenschaftlicher Weltenbummler möchte sich der Diplomsportlehrer und Fußballlehrer trotzdem nicht bezeichnen lassen. "Wenn man kein Trainer der allerersten Reihe ist, ist die Situation in Deutschland schwierig", sagt er im Gespräch mit DFB.de.

"Die Verhältnisse haben sich mit Insolvenzen und der Wirtschaftskrise geändert. Der internationale Markt bietet somit interessante Perspektiven", so Erkenbrecher weiter. Wobei es in Deutschland auch schöne Zeiten für ihn gegeben hat. In der 2. Liga trainierte er die SpVgg Greuther Fürth und den FC Carl Zeiss Jena, beim VfL Wolfsburg war er zeitweise sogar Interimstrainer in der Bundesliga.

Intermezzo im Iran

Das "Abenteuer Ausland" begann für Uwe Erkenbrecher im Jahre 2003. Mit dem SC Paderborn trainierte er zuvor einen ambitionierten Regionalligisten - bis ein Angebot aus dem Iran kam. Sein guter Freund Roland Koch war Trainer beim Spitzenverein Esteghlal Teheran, Erkenbrecher stieß als Assistent hinzu. Nach vier Monaten war das Intermezzo beendet. Der sportliche Erfolg blieb aus, auch die Arbeitsbedingungen waren nicht wie erwünscht. "Die Spieler kamen zu spät zum Training. Es gab keine ordentlichen Trainingsbedingungen, nicht einmal richtige Umkleidekabinen. Das Land war interessant, aber die Organisation ist eine Katastrophe gewesen", erinnert sich der Trainer.

Die Bereitschaft, Angebote aus dem Ausland anzunehmen, ist geblieben. Ende 2010, nach einigen weiteren Stationen in Deutschland, unterschrieb er einen Zweijahresvertrag beim indonesischen Klub Cenderawasih FC auf der Insel West Papua. Die Fußballbegeisterung in Indonesien ist groß. 15.000 Zuschauer kamen zu den Heimspielen, drei Fernsehsender berichteten ständig über das Geschehen.

Nur mit dem Verband gab es Probleme. "Innerhalb eines Jahres ist alles wieder zusammengebrochen. In diesem riesigen Land mit den vielen Inseln gibt es so viele unterschiedliche Mentalitäten, dass keine einheitliche Linie hinzubekommen ist", erklärt Erkenbrecher. Als der Spielbetrieb über mehrere Monate komplett pausierte, war es für ihn an der Zeit, eine neue Herausforderung zu suchen. In Estland, bei JK Tammeka Tartu, hat er diese nun gefunden.

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"Rahmenbedingungen sind sportlich gut"

Was ihm dort zuerst aufgefallen ist? Die Größe der Fußballer. "In Indonesien waren 13 meiner Spieler unter 1,70 Meter groß. Hier stehen viele Männer von über 1,90 Meter vor mir", erzählt er schmunzelnd. Mögen die Spieler in Tartu größer sein, so ist ansonsten alles etwas kleiner. Das Stadion fasst nur rund 3000 Zuschauer. Für einen Verein, der vergangene Saison nur in der ersten Liga blieb, weil ein Konkurrent sich zurückgezogen hatte, ist das ausreichend.

Uwe Erkenbrecher spricht positiv von seinem neuen Job, den er Anfang Januar antrat. Die Präsidentin Jane und ihr Mann Babak Afshar leben in Deutschland. Dementsprechend geordnet geht hier alles zu. Das Trainingsgelände, inklusive Laufstrecke und Fitnessstudio, müssen sich die Fußballer zwar mit anderen Vereinen teilen. Aber es sei alles ordentlich und gut organisiert: "Die Rahmenbedingungen sind sportlich gut, nur finanziell noch auf einem wesentlich niedrigerem Niveau als in Deutschland."

Talente "in den internationalen Profifußball" bringen

Als erfahrener Trainer soll Uwe Erkenbrecher funktionierende Strukturen einbringen. "Die gesamte Koordination im Verein, das Scouting und die Ausbildung der Nachwuchstrainer zählt zu meinen Aufgaben. Hier gibt es viele Talente, die wir noch intensiver ausbilden wollen. Wir haben 500 Aktive im Verein", erzählt er. "Durch die EU-Zugehörigkeit ist es sehr interessant, die Talente so weiter zu entwickeln, dass sie den Sprung in den internationalen Profifußball schaffen", so Erkenbrecher.

Seine Spieler gehen dem Sport bereits mit voller Professionalität nach, trainieren sechs- bis siebenmal die Woche. Zumindest so lange sie noch im Studium oder Ausbildung sind. Es ist kaum möglich, mit dem Fußball in Estland eine Familie zu ernähren. "Daher habe ich nur wenig Spieler im Kader, die älter als 25 Jahre sind", sagt Erkenbrecher.

Möglicherweise wird es mit Hilfe von Sponsoren eines Tages gelingen, mehr Gelder zu akquirieren. Das Interesse am Fußball hat in Estland jedenfalls zugenommen. War dieser früher noch als russischer Sport verpönt, weil die sowjetische Besatzung einst den estischen Fußballverband auflöste und die Vereine umbenannte. So handelt es sich mittlerweile wieder um die Sportart Nummer eins. Und wer weiß: Vielleicht hat Uwe Erkenbrecher hier seinen Platz gefunden. Der Vertrag gilt zunächst zwar nur für ein Jahr. Eine langjährige Tätigkeit schließt er aber nicht aus.