Ulms Rathgeber: "Es muss alles passen"

Es ist der 8. August 1999, als sich Fortuna Düsseldorf und der SSV Ulm 1846 Fußball in der 2. Runde im DFB-Pokal gegenüberstehen. Die "Spatzen", unter Trainer Ralf Rangnick gerade in die Bundesliga aufgestiegen, gewinnen bei den zu der Zeit in die Regionalliga abgestürzten Rheinländern 2:0. Heute (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) gibt es ein Wiedersehen in der 2. Runde, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Nun ist Ulm der Regional- und Düsseldorf der Bundesligist – was nichts über den Ausgang der Partie sagen muss, schließlich hat der viertklassige Klub in der 1. Runde keinen Geringeren als den amtierenden Cupsieger Eintracht Frankfurt mit 2:1 aus dem Wettbewerb geworfen.

Thomas Rathgeber ist mit 33 Jahren einer der erfahrensten Kicker im Team von Trainer Holger Bachthaler. Der Mittelstürmer, früher unter anderem für die Spielvereinigung Unterhaching, den VfL Bochum und Kickers Offenbach am Ball, hat zudem den Ruf als ausgewiesener Pokalschreck. Ja, er selbst hat die Fortuna sogar schon einmal im Cup gedemütigt: Im Achtelfinale der Saison 2012/2013 feierte er mit Offenbach ebenfalls ein 2:0 über Düsseldorf. Weitere Husarenstücke im Pokal waren im Jahr 2010 ein 3:0 gegen Bochum und 4:2 (nach Elfmeterschießen) gegen Borussia Dortmund (auch jeweils mit Offenbach) sowie zwei Tore im Trikot des 1. FC Saarbrücken beim 2:1-Zweitrundensieg gegen den SC Paderborn (zuvor hatten die Saarländer Werder Bremen mit 3:1 nach Verlängerung aus dem Wettbewerb geschossen). Im DFB.de-Interview erklärt Thomas Rathgeber, wie in Ulm ein erneuter Pokalcoup gelingen kann.

DFB.de: Thomas Rathgeber, wer den amtierenden DFB-Pokalsieger aus dem Wettbewerb schmeißt, muss das Bundesliga-Schlusslicht nicht fürchten, oder?

Thomas Rathgeber: Wer sich im Profi-Sport vor etwas fürchtet, ist da fehl am Platz, aber auf Ihren Vergleich angesprochen: Natürlich wissen wir, dass wir in der 1. Runde mit dem Sieg gegen Eintracht Frankfurt etwas Großes geschafft haben, dennoch gehen wir die jetzige Aufgabe gegen Düsseldorf mit dem klaren Bewusstsein an, dass wir die Außenseiter sind. Auch wenn die Fortuna aktuell Letzter ist, spielen sie doch immerhin drei Klassen höher als wir. Das heißt, dass wir am Dienstag alles raushauen müssen und alles passen muss, um erneut als Sieger vom Platz zu gehen.

DFB.de: Aber dass der Gegner zuletzt fünfmal in Folge verloren hat, weiß man in Ulm schon?

Rathgeber: Na klar! Düsseldorf wird nicht gerade voller Selbstbewusstsein bei uns auflaufen, das ist unsere kleine Chance. Letztlich kommt es in solch einem Duell, gerade im Pokal und damit in einem K.o.-Wettbewerb, viel auf die Umstände an: Wie läuft das Spiel, kommen wir, wie gegen Frankfurt, gut raus und schaffen eine frühe Führung? Dann ist sicher etwas möglich und dafür werden wir uns zerreißen.

DFB.de: Das letzte Duell gegen Düsseldorf liegt fast zwei Jahrzehnte zurück. Damals hat Ulm die Fortuna in der 2. Runde des DFB-Pokals mit 2:0 nach Hause geschickt.

Thomas Rathgeber: Hört sich gut an (lacht)!

DFB.de: Das Ulmer Publikum ist vielleicht nicht gerade als besonders fanatisch bekannt, aber können die Fans im Donaustadion dennoch ein entscheidender Faktor in diesem Match werden?

Rathgeber: Darauf hoffen wir! Natürlich ist in Ulm die Euphorie spürbar, denn es ist ja schon eine Weile her, dass der SSV den DFB-Pokal überhaupt erreicht hat und dann auch weitergekommen ist. Der Verein hat sich den Erfolg durch die gute Arbeit zuletzt allerdings auch verdient. Als ich vor gut zwei Jahren hierher kam, sah das noch ein wenig anders aus, aber dann gab es einen großen Umbruch und alles wurde auf sehr professionelle Beine gestellt. In Ulm entsteht wieder etwas, das honorieren die Fans und wollen den Verein auf diesem Weg begleiten.

DFB.de: In der Regionalliga gab es am vergangenen Freitagabend ein 1:1 im Verfolgerduell beim 1. FC Saarbrücken. Waldhof Mannheim scheint in der Staffel Südwest allerdings allen Konkurrenten davon zu marschieren. Wie sehen Sie die Ulmer Aussichten in Sachen Aufstieg in die 3. Liga?

Rathgeber: Da muss man realistisch sein und sagen, dass das für den SSV sicher noch zu früh käme. Wir freuen uns, dass wir vorne mit dabei sind, aber vom Aufstieg spricht hier in Ulm keiner. Wir wollen uns gegenüber den beiden Vorjahren verbessern, als wir zweimal Neunter geworden sind. Dabei sind wir auf einem guten Weg. Der Pokal gibt uns zusätzliche Motivation und stärkt unser Selbstvertrauen. Auch wenn wir die ersten beiden Spiele nach dem Sieg gegen Frankfurt verloren haben: Danach ging's bergauf.

DFB.de: Sie haben lange höherklassig gespielt, unter anderem mit dem VfL Bochum in der 1. und 2. Bundesliga. Warum sind Sie 2016 nach Ulm zurückgekehrt, wo Sie schon in der Jugend gekickt haben?

Rathgeber: Das hatte mehrere Gründe. Erstens komme ich aus Kempten im Allgäu und konnte mit meiner Familie zurück in die Heimat ziehen. Der SSV hat mir dann neben einer guten sportlichen Perspektive mit einem Job bei einem Sponsor auch eine schöne berufliche Zukunft geboten. Ich bin kein Vollprofi mehr, sondern habe schon vorher an der FernUni Hagen Wirtschaftswissenschaften studiert, um möglichst einen guten Übergang vom Fußball in den Job zu haben. Nun arbeite ich 30 Stunden in der Woche als Finanzcontroller in einem örtlichen Unternehmen und kann so Sport und Beruf sehr gut unter einen Hut bringen.

[hb]

Es ist der 8. August 1999, als sich Fortuna Düsseldorf und der SSV Ulm 1846 Fußball in der 2. Runde im DFB-Pokal gegenüberstehen. Die "Spatzen", unter Trainer Ralf Rangnick gerade in die Bundesliga aufgestiegen, gewinnen bei den zu der Zeit in die Regionalliga abgestürzten Rheinländern 2:0. Heute (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) gibt es ein Wiedersehen in der 2. Runde, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Nun ist Ulm der Regional- und Düsseldorf der Bundesligist – was nichts über den Ausgang der Partie sagen muss, schließlich hat der viertklassige Klub in der 1. Runde keinen Geringeren als den amtierenden Cupsieger Eintracht Frankfurt mit 2:1 aus dem Wettbewerb geworfen.

Thomas Rathgeber ist mit 33 Jahren einer der erfahrensten Kicker im Team von Trainer Holger Bachthaler. Der Mittelstürmer, früher unter anderem für die Spielvereinigung Unterhaching, den VfL Bochum und Kickers Offenbach am Ball, hat zudem den Ruf als ausgewiesener Pokalschreck. Ja, er selbst hat die Fortuna sogar schon einmal im Cup gedemütigt: Im Achtelfinale der Saison 2012/2013 feierte er mit Offenbach ebenfalls ein 2:0 über Düsseldorf. Weitere Husarenstücke im Pokal waren im Jahr 2010 ein 3:0 gegen Bochum und 4:2 (nach Elfmeterschießen) gegen Borussia Dortmund (auch jeweils mit Offenbach) sowie zwei Tore im Trikot des 1. FC Saarbrücken beim 2:1-Zweitrundensieg gegen den SC Paderborn (zuvor hatten die Saarländer Werder Bremen mit 3:1 nach Verlängerung aus dem Wettbewerb geschossen). Im DFB.de-Interview erklärt Thomas Rathgeber, wie in Ulm ein erneuter Pokalcoup gelingen kann.

DFB.de: Thomas Rathgeber, wer den amtierenden DFB-Pokalsieger aus dem Wettbewerb schmeißt, muss das Bundesliga-Schlusslicht nicht fürchten, oder?

Thomas Rathgeber: Wer sich im Profi-Sport vor etwas fürchtet, ist da fehl am Platz, aber auf Ihren Vergleich angesprochen: Natürlich wissen wir, dass wir in der 1. Runde mit dem Sieg gegen Eintracht Frankfurt etwas Großes geschafft haben, dennoch gehen wir die jetzige Aufgabe gegen Düsseldorf mit dem klaren Bewusstsein an, dass wir die Außenseiter sind. Auch wenn die Fortuna aktuell Letzter ist, spielen sie doch immerhin drei Klassen höher als wir. Das heißt, dass wir am Dienstag alles raushauen müssen und alles passen muss, um erneut als Sieger vom Platz zu gehen.

DFB.de: Aber dass der Gegner zuletzt fünfmal in Folge verloren hat, weiß man in Ulm schon?

Rathgeber: Na klar! Düsseldorf wird nicht gerade voller Selbstbewusstsein bei uns auflaufen, das ist unsere kleine Chance. Letztlich kommt es in solch einem Duell, gerade im Pokal und damit in einem K.o.-Wettbewerb, viel auf die Umstände an: Wie läuft das Spiel, kommen wir, wie gegen Frankfurt, gut raus und schaffen eine frühe Führung? Dann ist sicher etwas möglich und dafür werden wir uns zerreißen.

DFB.de: Das letzte Duell gegen Düsseldorf liegt fast zwei Jahrzehnte zurück. Damals hat Ulm die Fortuna in der 2. Runde des DFB-Pokals mit 2:0 nach Hause geschickt.

Thomas Rathgeber: Hört sich gut an (lacht)!

DFB.de: Das Ulmer Publikum ist vielleicht nicht gerade als besonders fanatisch bekannt, aber können die Fans im Donaustadion dennoch ein entscheidender Faktor in diesem Match werden?

Rathgeber: Darauf hoffen wir! Natürlich ist in Ulm die Euphorie spürbar, denn es ist ja schon eine Weile her, dass der SSV den DFB-Pokal überhaupt erreicht hat und dann auch weitergekommen ist. Der Verein hat sich den Erfolg durch die gute Arbeit zuletzt allerdings auch verdient. Als ich vor gut zwei Jahren hierher kam, sah das noch ein wenig anders aus, aber dann gab es einen großen Umbruch und alles wurde auf sehr professionelle Beine gestellt. In Ulm entsteht wieder etwas, das honorieren die Fans und wollen den Verein auf diesem Weg begleiten.

DFB.de: In der Regionalliga gab es am vergangenen Freitagabend ein 1:1 im Verfolgerduell beim 1. FC Saarbrücken. Waldhof Mannheim scheint in der Staffel Südwest allerdings allen Konkurrenten davon zu marschieren. Wie sehen Sie die Ulmer Aussichten in Sachen Aufstieg in die 3. Liga?

Rathgeber: Da muss man realistisch sein und sagen, dass das für den SSV sicher noch zu früh käme. Wir freuen uns, dass wir vorne mit dabei sind, aber vom Aufstieg spricht hier in Ulm keiner. Wir wollen uns gegenüber den beiden Vorjahren verbessern, als wir zweimal Neunter geworden sind. Dabei sind wir auf einem guten Weg. Der Pokal gibt uns zusätzliche Motivation und stärkt unser Selbstvertrauen. Auch wenn wir die ersten beiden Spiele nach dem Sieg gegen Frankfurt verloren haben: Danach ging's bergauf.

DFB.de: Sie haben lange höherklassig gespielt, unter anderem mit dem VfL Bochum in der 1. und 2. Bundesliga. Warum sind Sie 2016 nach Ulm zurückgekehrt, wo Sie schon in der Jugend gekickt haben?

Rathgeber: Das hatte mehrere Gründe. Erstens komme ich aus Kempten im Allgäu und konnte mit meiner Familie zurück in die Heimat ziehen. Der SSV hat mir dann neben einer guten sportlichen Perspektive mit einem Job bei einem Sponsor auch eine schöne berufliche Zukunft geboten. Ich bin kein Vollprofi mehr, sondern habe schon vorher an der FernUni Hagen Wirtschaftswissenschaften studiert, um möglichst einen guten Übergang vom Fußball in den Job zu haben. Nun arbeite ich 30 Stunden in der Woche als Finanzcontroller in einem örtlichen Unternehmen und kann so Sport und Beruf sehr gut unter einen Hut bringen.

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