Ulli Stielike: "Unser Ziel ist das Halbfinale"

Vom 18. bis 29. Juli 2005 findet in Nordirland die U 19-Europameisterschaft statt. Mit zu den acht besten Mannschaften des Jahrgangs 1986 gehört die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes. Am Dienstag hat sich das Team in Wegberg zur Vorbereitung getroffen. Bevor es am Freitag zum Turnier fliegt, stand DFB-Trainer Ulli Stielike für ein Interview zur Verfügung.

Frage: Herr Stielike, mit welchen Erwartungen gehen sie in die EM-Endrunde?

Ulli Stielike: Unser Ziel ist das Halbfinale.

Frage: Was stimmt Sie optimistisch, dieses Ziel erreichen zu können?

Ulli Stielike: Die Mannschaft hat in der zweiten Runde der EM-Qualifikation eine sehr gute Leistung gezeigt. Darauf baue ich.

Frage: Ist die Mannschaft aus der Qualifikation mit der identisch, die jetzt die Endrunde bestreitet?

Ulli Stielike: Mit Marc Kruska, Sascha Schrödter, Dennis Aogo, Sören Halfar und Dennis Grote fallen fünf Spieler aus, die in der Tschechischen Republik dabei waren und die wir auch gerne mit nach Nordirland genommen hätten. Es bleibt abzuwarten, wie wir das auffangen können mit den Leuten, die wir jetzt nominiert haben. Ich glaube aber schon, dass die Mannschaft über die Substanz verfügt, um das Ziel zu erreichen.

Frage: Wie würden Sie die Mannschaft charakterisieren, die Sie beisammen haben?

Ulli Stielike: Das ist eine Mannschaft, in der es in dieser Saison relativ viele Veränderungen gab. Trotzdem hat sich das Team in der Tschechischen Republik als gefestigte Einheit präsentiert. Das war ja keine leichte Aufgabe – auswärts gegen die Tschechen und die Niederländer – dort zu bestehen. Ich denke, dass dieser Erfolg uns noch einmal mehr zusammengeschweißt hat.

Frage: Woran lag es, dass Sie so einen langen Findungsprozess hatten?

Ulli Stielike: Ich habe in diesem Team einige Spieler aus dem jüngeren Jahrgang hochgeholt. Die haben sich im Verlauf der Saison mit sehr guten Leistungen aufgedrängt. Ich denke da an einen Sören Halfar und einen Marc Kruska, die sich in der Bundesliga bewährt haben. Aber auch ein Kevin Boateng hat das ganze Jahr bereits bei den Senioren in der Regionalliga gespielt.

Frage: Wo sehen Sie die Stärken Ihrer Mannschaft?

Ulli Stielike: Die sehe ich darin, dass sie ein spielerisch großes Potenzial hat. Es sind nicht die klassischen deutschen Tugenden wie Athletik und Disziplin, die bei ihr im Vordergrund stehen. Wir verfügen über sehr viele technisch sehr gut ausgebildete Spieler, die in der Lage sind, für Überraschungsmomente zu sorgen.

Frage: Wer sind die Führungsspieler im Team?

Ulli Stielike: Allen voran Eugen Polanski. Er ist mein Kapitän. Er übernimmt sehr viel Verantwortung. Außerdem sind die Spieler zu nennen, die schon lange dabei sind, zum Beispiel Pascal Bieler und Robert Müller.

Frage: Bei der Endrunde sind acht Mannschaften dabei. Das heißt, es hat eine starke Auslese stattgefunden. Wie stark schätzen Sie das Teilnehmerfeld ein?

Ulli Stielike: Natürlich sind immer wieder Überraschungsmannschaft mit dabei, wie in unserem Fall Armenien. Aber man muss sich dann auch anschauen, in welchen Gruppen sie sich durchgesetzt haben. Und die Armenier haben zum Beispiel Italien ausgeschaltet. Und das muss man erst einmal schaffen. Schwer einzuschätzen ist für mich nur Nordirland, das sich als Gastgeber automatisch qualifiziert hat. Ansonsten haben sich alle Mannschaften die Teilnahme an der Endrunde verdienen müssen. Deswegen darf man kein Team bei dieser EM unterschätzen.

Frage: Als erster Gegner wartet Serbien & Montenegro – gleich der schwerste Gegner?

Ulli Stielike: In der Reihenfolge, in der wir die Gegner spielen, so kann man sie auch von der Stärke her einordnen. Wir haben gegen die Serben & Montenegriner in der ersten Qualifikationsrunde gespielt und ein glückliches 1:1 erzielt. Sie waren die klar bessere Mannschaft und sind auch verdient Gruppenerster geworden. Sie haben eine sehr ausgeglichene Mannschaft, spielen auf einem technisch hohem Niveau, bringen die nötige körperliche Robustheit mit, sind im Spiel nach vorne sehr gefährlich – kurzum: sie haben kaum Schwachpunkte.

Frage: Gegen Griechenland hat Ihre Mannschaft im vergangenen Winter auch gespielt – wie schätzen Sie das Team ein?

Ulli Stielike: Die Griechen konnte ich auch in ihrem letzten Qualifikationsspiel gegen die Slowakei sehen. Das ist eine Mannschaft, die auf unserer Augenhöhe liegt.

Frage: Was wissen über das Team aus Nordirland?

Ulli Stielike: Nordirland ist die große Unbekannte. Dadurch, dass wir gegen sie erst im dritten Spiel antreten müssen, haben wir zweimal die Gelegenheit sie vor Ort zu beobachten.

Frage: Fern vom Ergebnisdenken, wie wichtig ist es für einen jungen Spieler, an einem solchen Turnier teilnehmen zu können?

Ulli Stielike: So ein Turnier ist eine tolle Bühne für jeden Jugendspieler. Wer sich hier präsentiert und durchsetzt, erhält dadurch auch ein Gütesiegel für die Zukunft.

Frage: Sie haben nun zum dritten Mal eine Auswahl des DFB zur Endrunde geführt. Wenn Sie zurückdenken, welche Namen kommen Ihnen in den Sinn?

Ulli Stielike: Beim 81-er Jahrgang fällt mir zum Beispiel Benjamin Lauth ein. Beim 83-er denke ich spontan an Philipp Lahm. Beide haben erst sehr spät ihr erstes Jugend-Länderspiel gemacht. In dem Altersbereich sieht man noch einige Spieler, die einen Sprung nach vorne machen können. Und gerade diesen beiden Spielern ist es ja auch gelungen, sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Denen hat die U 19-Europameisterschaft gewiss nicht geschadet.

Frage: Gibt es Namen, auf die man bei der kommenden EM achten sollte?

Ulli Stielike: Ich glaube, wir haben eine gute Qualität in der Mannschaft. Das spricht auch für die verbesserte Nachwuchsarbeit, die in den Vereinen geleistet wird.

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Vom 18. bis 29. Juli 2005 findet in Nordirland die U 19-Europameisterschaft statt. Mit zu den acht besten Mannschaften des Jahrgangs 1986 gehört die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes. Am Dienstag hat sich das Team in Wegberg zur Vorbereitung getroffen. Bevor es am Freitag zum Turnier fliegt, stand DFB-Trainer Ulli Stielike für ein Interview zur Verfügung.



Frage: Herr Stielike, mit welchen Erwartungen gehen sie in die EM-Endrunde?



Ulli Stielike: Unser Ziel ist das Halbfinale.



Frage: Was stimmt Sie optimistisch, dieses Ziel erreichen zu können?



Ulli Stielike: Die Mannschaft hat in der zweiten Runde der EM-Qualifikation eine sehr gute Leistung gezeigt. Darauf baue ich.



Frage: Ist die Mannschaft aus der Qualifikation mit der identisch, die jetzt die Endrunde bestreitet?



Ulli Stielike: Mit Marc Kruska, Sascha Schrödter, Dennis Aogo, Sören Halfar und Dennis Grote fallen fünf Spieler aus, die in der Tschechischen Republik dabei waren und die wir auch gerne mit nach Nordirland genommen hätten. Es bleibt abzuwarten, wie wir das auffangen können mit den Leuten, die wir jetzt nominiert haben. Ich glaube aber schon, dass die Mannschaft über die Substanz verfügt, um das Ziel zu erreichen.



Frage: Wie würden Sie die Mannschaft charakterisieren, die Sie beisammen haben?



Ulli Stielike: Das ist eine Mannschaft, in der es in dieser Saison relativ viele Veränderungen gab. Trotzdem hat sich das Team in der Tschechischen Republik als gefestigte Einheit präsentiert. Das war ja keine leichte Aufgabe – auswärts gegen die Tschechen und die Niederländer – dort zu bestehen. Ich denke, dass dieser Erfolg uns noch einmal mehr zusammengeschweißt hat.



Frage: Woran lag es, dass Sie so einen langen Findungsprozess hatten?



Ulli Stielike: Ich habe in diesem Team einige Spieler aus dem jüngeren Jahrgang hochgeholt. Die haben sich im Verlauf der Saison mit sehr guten Leistungen aufgedrängt. Ich denke da an einen Sören Halfar und einen Marc Kruska, die sich in der Bundesliga bewährt haben. Aber auch ein Kevin Boateng hat das ganze Jahr bereits bei den Senioren in der Regionalliga gespielt.



Frage: Wo sehen Sie die Stärken Ihrer Mannschaft?



Ulli Stielike: Die sehe ich darin, dass sie ein spielerisch großes Potenzial hat. Es sind nicht die klassischen deutschen Tugenden wie Athletik und Disziplin, die bei ihr im Vordergrund stehen. Wir verfügen über sehr viele technisch sehr gut ausgebildete Spieler, die in der Lage sind, für Überraschungsmomente zu sorgen.



Frage: Wer sind die Führungsspieler im Team?



Ulli Stielike: Allen voran Eugen Polanski. Er ist mein Kapitän. Er übernimmt sehr viel Verantwortung. Außerdem sind die Spieler zu nennen, die schon lange dabei sind, zum Beispiel Pascal Bieler und Robert Müller.



Frage: Bei der Endrunde sind acht Mannschaften dabei. Das heißt, es hat eine starke Auslese stattgefunden. Wie stark schätzen Sie das Teilnehmerfeld ein?



Ulli Stielike: Natürlich sind immer wieder Überraschungsmannschaft mit dabei, wie in unserem Fall Armenien. Aber man muss sich dann auch anschauen, in welchen Gruppen sie sich durchgesetzt haben. Und die Armenier haben zum Beispiel Italien ausgeschaltet. Und das muss man erst einmal schaffen. Schwer einzuschätzen ist für mich nur Nordirland, das sich als Gastgeber automatisch qualifiziert hat. Ansonsten haben sich alle Mannschaften die Teilnahme an der Endrunde verdienen müssen. Deswegen darf man kein Team bei dieser EM unterschätzen.



Frage: Als erster Gegner wartet Serbien & Montenegro – gleich der schwerste Gegner?



Ulli Stielike: In der Reihenfolge, in der wir die Gegner spielen, so kann man sie auch von der Stärke her einordnen. Wir haben gegen die Serben & Montenegriner in der ersten Qualifikationsrunde gespielt und ein glückliches 1:1 erzielt. Sie waren die klar bessere Mannschaft und sind auch verdient Gruppenerster geworden. Sie haben eine sehr ausgeglichene Mannschaft, spielen auf einem technisch hohem Niveau, bringen die nötige körperliche Robustheit mit, sind im Spiel nach vorne sehr gefährlich – kurzum: sie haben kaum Schwachpunkte.



Frage: Gegen Griechenland hat Ihre Mannschaft im vergangenen Winter auch gespielt – wie schätzen Sie das Team ein?



Ulli Stielike: Die Griechen konnte ich auch in ihrem letzten Qualifikationsspiel gegen die Slowakei sehen. Das ist eine Mannschaft, die auf unserer Augenhöhe liegt.



Frage: Was wissen über das Team aus Nordirland?



Ulli Stielike: Nordirland ist die große Unbekannte. Dadurch, dass wir gegen sie erst im dritten Spiel antreten müssen, haben wir zweimal die Gelegenheit sie vor Ort zu beobachten.



Frage: Fern vom Ergebnisdenken, wie wichtig ist es für einen jungen Spieler, an einem solchen Turnier teilnehmen zu können?



Ulli Stielike: So ein Turnier ist eine tolle Bühne für jeden Jugendspieler. Wer sich hier präsentiert und durchsetzt, erhält dadurch auch ein Gütesiegel für die Zukunft.



Frage: Sie haben nun zum dritten Mal eine Auswahl des DFB zur Endrunde geführt. Wenn Sie zurückdenken, welche Namen kommen Ihnen in den Sinn?



Ulli Stielike: Beim 81-er Jahrgang fällt mir zum Beispiel Benjamin Lauth ein. Beim 83-er denke ich spontan an Philipp Lahm. Beide haben erst sehr spät ihr erstes Jugend-Länderspiel gemacht. In dem Altersbereich sieht man noch einige Spieler, die einen Sprung nach vorne machen können. Und gerade diesen beiden Spielern ist es ja auch gelungen, sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Denen hat die U 19-Europameisterschaft gewiss nicht geschadet.



Frage: Gibt es Namen, auf die man bei der kommenden EM achten sollte?



Ulli Stielike: Ich glaube, wir haben eine gute Qualität in der Mannschaft. Das spricht auch für die verbesserte Nachwuchsarbeit, die in den Vereinen geleistet wird.