UF Eckernförde: Das Beste aus beiden Welten

[bild1] Cristiano Ronaldo oder Bastian Schweinsteiger? Robin van Persie oder Lukas Podolski? Nicklas Bendtner oder Mario Gomez? Wem die Daumen drücken? In manchem deutschen Amateurverein mit ausländischen Wurzeln kommt es während der EURO zu Interessenskonflikten. Dort können bei den deutschen Partien verschiedene Herzen in einer Brust schlagen. DFB.de stellt Beispiele vor. Heute: UF Eckernförde.

Das Gute an einem Verein mit ausländischen Wurzeln ist, dass man sich aus beiden Kulturkreisen bedienen kann. Wie das geht, macht der UF Eckernförde aus Schleswig-Holstein vor. Der Verein liegt im sogenannten dänischen Viertel von Eckernförde, einem Straßenzug, in dem man "Dänisch" spricht. Hier gibt es dänische Geschäfte, Kindergärten, Schulen, Freizeiteinrichtungen und natürlich das Vereinsgelände des UF Eckernförde. "Das teilen wir uns zusammen mit dem IF Eckernförde, einem zweiten dänischen Verein", erklärt Dr. Hans-Jörg Markau, Jugendtrainer und 1. Vorsitzender des UF.

"Wir bekennen uns ganz klar zum Breitensport"

Die Rollen in der Stadt sind klar verteilt. Während der IF Eckernförde nur Seniorenmannschaften hat, kümmern sich Markau und seinen Kollegen um die Kinder und Jugendlichen, vor allem um die mit dänischer Herkunft. "Von den G- bis zu den D-Junioren stellen wir eigene Mannschaften. Dazu kommen ab der Saison 2012/2013 zwei Spielgemeinschaften für die C- und B-Junioren", so Markau. "95 Prozent der Kinder haben Wurzeln in der Südschleswiger Minderheit." Das bedeutet, dass sie einer dänischen Minderheit angehören, die in Schleswig-Holstein ungefähr 50.000 Menschen umfasst.

Was macht diese Menschen aus? "Sie bringen typisch dänische Eigenschaften mit", erklärt Markau. Zum Beispiel die Vorliebe für "hyggelig", einem Synonym für dänische Lockerheit und Gemütlichkeit. Im Spiel- und Trainingsalltag drückt sich das durch einen sehr humanen Umgang untereinander aus. "Kurzum: Bei uns spielt jeder", stellt Markau klar. "Wir bekennen uns ganz klar zum Breitensport. Unsere Philosophie ist, dass Kinder über die Bewegung an den Fußball herangeführt werden sollen. Da werden Leistungsgedanken außen vor gelassen. Das ist nicht immer erfolgreich, aber das dänische Gemüt hilft uns da weiter."

"Deutsche Tugenden paaren sich mit dänischer Gelassenheit"

Das heißt aber nicht, dass beim UF Eckernförde keine Disziplin herrscht. "Ganz und gar nicht", erklärt Markau. "Nur ist es nicht unser erstes Gebot. Trotzdem wollen wir natürlich erfolgreich sein." Hier kommen dann auch die deutschen Einflüsse ins Spiel. "Bei uns stimmt einfach die Mischung. Einerseits deutsche Tugenden, andererseits dänische Gelassenheit", sagt Markau.

Das hat sich herumgesprochen. Angefangen hatte der Verein 2008 mit sieben Kindern. Mittlerweile sind es 140 Mitglieder. Viele wollen von den verschiedenen Kulturkreisen profitieren. Zugänge aus anderen Vereinen, die dort keine Einsatzzeiten hatten oder deren Trainer stark leistungsorientiert dachten, sind keine Seltenheit.

[bild2] Ein weiterer Vorteil des UF Eckernförde: Der Verein ist sowohl beim DFB (bzw. beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband) als auch beim SDU angemeldet. Dabei handelt es sich um den "Sydslesvigs danske Ungdomsforeninger", die Dachorganisation der dänischen Sport- und Jugendvereine in Südschleswig, in dem alle Vereine mit südschleswiger Wurzeln organisiert sind. Mehrmals im Jahr veranstaltet der SdU Fußballturniere, an denen bis zu 25 Vereine aus Deutschland und Dänemark teilnehmen, von den Bambini bis zu den Alten Herren. "Das ist dann eine exklusive dänische Runde", verrät Markau stolz.

Markau:"Am Sonntag spüre ich das deutsche Herz stärker"

Die dänischen Einflüsse sind beim Vorsitzenden des UF Eckernförde nicht nur im Fußball zu spüren. Seine Kinder gingen in den dänischen Kindergarten, sind mittlerweile auf einer dänischen Schule. Auf Festen und Veranstaltungen der dänischen Gemeinde ist die Familie Markau Stammgast. "Wir fühlen uns in beiden Kulturkreisen wohl. Neben dem angeborenen deutschen Herz, schlägt noch ein dänisches in meiner Brust. Aber ich würde nicht sagen, dass ich Däne bin."

Woran Markau das festmachen kann? "Wenn Deutschland am Sonntag gegen Dänemark spielt, spüre ich das deutsche Herz schon stärker." Das trifft auch auf den Großteil der Vereinsmitglieder zu, allerdings nicht auf alle. "Unter den 140 Mitgliedern haben wir auch zahlreiche gebürtige Dänen. Dazu kommen einige Jugendspieler, bei denen ich in den letzten Tagen verwundert gehört habe, dass sie den Dänen die Daumen drücken."

Ein 1:1 als Wunschergebnis

Am liebsten wäre Hans Jörg Markau natürlich, wenn beide Mannschaften weiterkommen. So rechnet der 44-Jährige vor: "Ein 1:1 ist mein Wunschergebnis. Dann müssten nur noch die Holländer gewinnen, und beide Herzen wären bedient", sagt Markau lachend.

Dänemark gegen Deutschland - in Eckernförde wird man am Sonntagabend genau hinsehen. Das Gute an einem Verein mit ausländischen Wurzeln ist, dass man beim Duell mit Deutschland irgendwie mit allen Ergebnissen leben kann.

[PS]

[bild1] Cristiano Ronaldo oder Bastian Schweinsteiger? Robin van Persie oder Lukas Podolski? Nicklas Bendtner oder Mario Gomez? Wem die Daumen drücken? In manchem deutschen Amateurverein mit ausländischen Wurzeln kommt es während der EURO zu Interessenskonflikten. Dort können bei den deutschen Partien verschiedene Herzen in einer Brust schlagen. DFB.de stellt Beispiele vor. Heute: UF Eckernförde.

Das Gute an einem Verein mit ausländischen Wurzeln ist, dass man sich aus beiden Kulturkreisen bedienen kann. Wie das geht, macht der UF Eckernförde aus Schleswig-Holstein vor. Der Verein liegt im sogenannten dänischen Viertel von Eckernförde, einem Straßenzug, in dem man "Dänisch" spricht. Hier gibt es dänische Geschäfte, Kindergärten, Schulen, Freizeiteinrichtungen und natürlich das Vereinsgelände des UF Eckernförde. "Das teilen wir uns zusammen mit dem IF Eckernförde, einem zweiten dänischen Verein", erklärt Dr. Hans-Jörg Markau, Jugendtrainer und 1. Vorsitzender des UF.

"Wir bekennen uns ganz klar zum Breitensport"

Die Rollen in der Stadt sind klar verteilt. Während der IF Eckernförde nur Seniorenmannschaften hat, kümmern sich Markau und seinen Kollegen um die Kinder und Jugendlichen, vor allem um die mit dänischer Herkunft. "Von den G- bis zu den D-Junioren stellen wir eigene Mannschaften. Dazu kommen ab der Saison 2012/2013 zwei Spielgemeinschaften für die C- und B-Junioren", so Markau. "95 Prozent der Kinder haben Wurzeln in der Südschleswiger Minderheit." Das bedeutet, dass sie einer dänischen Minderheit angehören, die in Schleswig-Holstein ungefähr 50.000 Menschen umfasst.

Was macht diese Menschen aus? "Sie bringen typisch dänische Eigenschaften mit", erklärt Markau. Zum Beispiel die Vorliebe für "hyggelig", einem Synonym für dänische Lockerheit und Gemütlichkeit. Im Spiel- und Trainingsalltag drückt sich das durch einen sehr humanen Umgang untereinander aus. "Kurzum: Bei uns spielt jeder", stellt Markau klar. "Wir bekennen uns ganz klar zum Breitensport. Unsere Philosophie ist, dass Kinder über die Bewegung an den Fußball herangeführt werden sollen. Da werden Leistungsgedanken außen vor gelassen. Das ist nicht immer erfolgreich, aber das dänische Gemüt hilft uns da weiter."

"Deutsche Tugenden paaren sich mit dänischer Gelassenheit"

Das heißt aber nicht, dass beim UF Eckernförde keine Disziplin herrscht. "Ganz und gar nicht", erklärt Markau. "Nur ist es nicht unser erstes Gebot. Trotzdem wollen wir natürlich erfolgreich sein." Hier kommen dann auch die deutschen Einflüsse ins Spiel. "Bei uns stimmt einfach die Mischung. Einerseits deutsche Tugenden, andererseits dänische Gelassenheit", sagt Markau.

Das hat sich herumgesprochen. Angefangen hatte der Verein 2008 mit sieben Kindern. Mittlerweile sind es 140 Mitglieder. Viele wollen von den verschiedenen Kulturkreisen profitieren. Zugänge aus anderen Vereinen, die dort keine Einsatzzeiten hatten oder deren Trainer stark leistungsorientiert dachten, sind keine Seltenheit.

[bild2] Ein weiterer Vorteil des UF Eckernförde: Der Verein ist sowohl beim DFB (bzw. beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband) als auch beim SDU angemeldet. Dabei handelt es sich um den "Sydslesvigs danske Ungdomsforeninger", die Dachorganisation der dänischen Sport- und Jugendvereine in Südschleswig, in dem alle Vereine mit südschleswiger Wurzeln organisiert sind. Mehrmals im Jahr veranstaltet der SdU Fußballturniere, an denen bis zu 25 Vereine aus Deutschland und Dänemark teilnehmen, von den Bambini bis zu den Alten Herren. "Das ist dann eine exklusive dänische Runde", verrät Markau stolz.

Markau:"Am Sonntag spüre ich das deutsche Herz stärker"

Die dänischen Einflüsse sind beim Vorsitzenden des UF Eckernförde nicht nur im Fußball zu spüren. Seine Kinder gingen in den dänischen Kindergarten, sind mittlerweile auf einer dänischen Schule. Auf Festen und Veranstaltungen der dänischen Gemeinde ist die Familie Markau Stammgast. "Wir fühlen uns in beiden Kulturkreisen wohl. Neben dem angeborenen deutschen Herz, schlägt noch ein dänisches in meiner Brust. Aber ich würde nicht sagen, dass ich Däne bin."

Woran Markau das festmachen kann? "Wenn Deutschland am Sonntag gegen Dänemark spielt, spüre ich das deutsche Herz schon stärker." Das trifft auch auf den Großteil der Vereinsmitglieder zu, allerdings nicht auf alle. "Unter den 140 Mitgliedern haben wir auch zahlreiche gebürtige Dänen. Dazu kommen einige Jugendspieler, bei denen ich in den letzten Tagen verwundert gehört habe, dass sie den Dänen die Daumen drücken."

Ein 1:1 als Wunschergebnis

Am liebsten wäre Hans Jörg Markau natürlich, wenn beide Mannschaften weiterkommen. So rechnet der 44-Jährige vor: "Ein 1:1 ist mein Wunschergebnis. Dann müssten nur noch die Holländer gewinnen, und beide Herzen wären bedient", sagt Markau lachend.

Dänemark gegen Deutschland - in Eckernförde wird man am Sonntagabend genau hinsehen. Das Gute an einem Verein mit ausländischen Wurzeln ist, dass man beim Duell mit Deutschland irgendwie mit allen Ergebnissen leben kann.