Turnierspiele gegen die Schweiz: Lange nicht gesehen

Es ist eigentlich kaum zu glauben, aber unter den 56 Länderspielen gegen die Schweiz findet sich kein einziges bei einer Europameisterschaft. Das Gruppenspiel am Sonntag ist also eine Premiere. Nur bei Weltmeisterschaften traf man sich, weshalb sich dieser Turnierrückblick auf vier WM-Partien beschränkt.

Alles begann in unseligen Zeiten bei der WM 1938. Es gab nur 16 Teilnehmer und es galt der K.o.-Modus. Mit Pech bestritt man also nur ein WM-Spiel. Das Los führte Deutschland im Achtelfinale mit der Schweiz zusammen. Die Ausgangslage war ungünstig, weil Trainer Sepp Herberger nach dem "Anschluss" Österreichs im März vom Fachamt Fußball, in das der DFB aufgegangen war, zu einer Mischung aus deutschen und Wiener Spielern im Verhältnis 6:5 gezwungen wurde. So formierte sich am 4. Juni in Paris eine Mannschaft, die noch nie miteinander gespielt hatte. 35.000 Zuschauer füllten den Prinzen-Park bei Gluthitze restlos. Angreifer Ernst Lehner erinnerte sich: "Zu der sommerlichen Hitze kam die politische Erhitzung der Gemüter, die sich schon zu Beginn durch grelle Fingerpfiffe Luft machte. Kein Zweifel, das 35.000-köpfige Publikum hatten wir zum größten Teil gegen uns." Tomaten, Eier und sogar Flaschen wurden beim Einlaufen geworfen.

Wiederholungsspiel bei drückender Hitze

Von Anfang an dominierten die "Hopp Schwyz"-Rufe im weiten Rund. Was den guten deutschen Start nicht verhindern konnte. Nach 26 Minuten fiel das erste Tor durch Mittelstürmer Jupp Gauchel (TuS Neuendorf). Nach 43 Minuten jedoch glich André Abegglen aus (43.). Mehr Tore fielen nicht, auch nicht in der Verlängerung. Allerdings landete der Wiener Johann Pesser noch einen folgenschweren Treffer: sein Foul an Severino Minelli führte zum ersten Platzverweis der DFB-Historie bei einer WM. Weil noch niemand an Elfmeterschießen dachte, sah man sich fünf Tage später zum Wiederholungsspiel wieder.

Das nahm bei drückender Hitze zunächst einen guten Verlauf: Nach acht Minuten traf Willi Hahnemann zum 1:0, nach 21 Minuten sah es nach einem deutschen Sieg aus, der Schweizer Ernest Lörtscher lenkte einen von Leopold Neumer an den Pfosten geschossenen Ball unglücklich ins eigene Tor. 2:0! "Waren die Tore zu früh gefallen?", fragte die Fußball Woche hinterher. Die Stimmung kippte nun vollends, Schweizer und Franzosen bildeten eine Einheit und wollten einen anderen Sieger als der, der sich da anbahnte. "Ein Deutscher brauchte sich nur zu erlauben, seinen Aktionen etwas größeren Nachdruck zu geben, dann brüllte ihn die Masse gleich nieder, als wäre er mit dem offenen Messer auf den Gegner losgegangen", las man in der Fußball Woche. Am Ende hieß es 2:4. Eugène Walaschek (41.), Fredy Bickel (64.) und wieder André Abegglen (75., 78.) drehten die Partie. Zum einzigen Mal in der WM-Geschichte verlor Deutschland nach Zwei-Tore-Führung. Herberger zog ein bitteres Fazit: "Wir haben in einem tobenden Hexenkessel verloren, in dem sich alles gegen uns verschworen hat. Glauben Sie mir, es war eine furchtbare Schlacht, es war kein Spiel mehr."

Sieg in Südamerika

Zum Glück gab es danach nur noch sportlich-faire Begegnungen mit dem Nachbarn, auch wenn es um viel ging und immer noch manchmal wehtat. Wie im zweiten Vorrundenspiel bei der WM 1962 in Chile, das am 3. Juni in der Hauptstadt Santiago de Chile stattfand. Nur Sepp Herberger war immer noch dabei, seine vierte WM wurde seine letzte. Deutschland war mit einem 0:0 gegen Italien gestartet, die Schweiz stand nach der Auftaktniederlage gegen Chile schon mit dem Rücken zur Wand.

Die Deutschen spielten zunächst besser und der kicker-Reporter protokollierte: "Nach einer knappen Viertelstunde stellen wir fest, daß heute Fußball gespielt wird. Noch kein nennenswertes, das heißt böses Foul." Kurz danach kommt es dann doch: Horst Szymaniak rauschte in Norbert Eschmann hinein, der vom Feld getragen wurde. Wechsel waren bis 1970 verboten. In Überzahl kamen die Deutschen zu weiteren Chancen. Nach zehn Minuten Behandlungspause kam Eschmann zurück (27.). "Es begeistert die Zuschauer, heute von diesen beiden europäischen Mannschaften fairen und auch fürs Auge schönen Fußball vorgeführt zu bekommen", betonte der kicker angesichts rüder Szenen in den anderen Gruppenspielen jener WM. Uwe Seeler riskierte einen 30-Meter-Schuss, der am Pfosten endete. Rudi Michel war weniger begeistert, er sagte in der Fernsehaufzeichnung: "Es schien so, als ob unsere Mannschaft in ihrem mittleren Vorrundenspiel auch nur den mittleren Gang eingelegt hätte."

Herberger: "Schweiz einer unserer gefährlichsten Gegner"

Die erste Hälfte schien torlos zu enden, aber dann verwertete Albert Brülls ein scharfes Schäfer-Zuspiel, schlug einen Haken um seinen Gegenspieler und traf mit einem strammen Aufsetzer aus 18 Metern mit links zum 1:0 (44.)! Halbzeit. Die Schweizer kamen ohne den armen Eschmann, der nur noch auf dem rechten Bein humpelte, aus den Kabinen zurück. 45 Minuten Überzahl – diese Chance wurde genutzt. Hans Schäfer schlug einen 40-Meter-Pass auf Seeler, der Schneiter enteilte und Karl Elsener eiskalt überwand (59.). Seeler und Willi Koslowski (an den Außenpfosten) vergaben das 3:0, und so durften die Schweizer noch einmal nah herankommen: Nach einer indirekt ausgeführten Ecke faustete Wolfgang Fahrian den Ball unglücklich in die Mitte und Heinz Schneiter wagte einfach mal einen Volleyschuss aus 15 Metern – Tor! Es folgten unerwartet turbulente Schlussminuten, von der Überzahl der Deutschen, geschweige denn einer Überlegenheit, war nichts mehr zu spüren. Zweimal musste Fahrian noch retten, dann folgte der erlösende Schlusspfiff.

"Der deutsche Sieg war natürlich verdient, aber wir haben uns schwergetan, schwerer jedenfalls als erwartet", sagte Rudi Michel den TV-Zuschauern. Für die Schweiz war es ein bitterer Tag, nun war sie ausgeschieden – und beide Länder miteinander quitt. Immerhin nahm sie ein Herberger-Kompliment mit nach Hause: "Die Schweiz war schon immer einer unserer gefährlichsten Gegner."

Kaiserliches Debüt mit zwei Toren

Eine Aussage, die nicht ganz zum bis dato letzten Turnierspiel vor 58 Jahren (!) am 12. Juli 1966 in Sheffield passte. Der Start in die England-WM war bis 2002 der beste einer deutschen Mannschaft, am Ende stand ein furioses 5:0 und die Welt schaute auf einen neuen Stern am Fußballhimmel: Franz Beckenbauer. Der 20-Jährige war der Jüngste in der Mannschaft von Helmut Schön, der seine erste WM als Bundestrainer absolvierte. Es war also die erste ohne Herberger. Noch ein Novum gab es: Gleich drei "Italiener" standen im Aufgebot (Karl-Heinz Schnellinger, Helmut Haller und Albert Brülls). Die Schweizer unkten schon: "Wir haben gegen Deutschland kaum eine Chance, die sind viel stärker als 1962." Wie wahr. Kapitän Uwe Seeler gewann die Seitenwahl gegen Heinz Schneiter, die beiden kannten sich von der WM 1962. Die Schweiz verblüffte mit einem furiosen Start. Torwart Hans Tilkowski rettete vor Friedrich Künzli und wenig später gegen den durchgebrochenen Heinz Bäni.

Die erste deutsche Großchance hatte Franz Beckenbauer, aber Karl Elsener wehrte seinen Rechtsschuss zur Ecke. Rudi Michel, auch wieder am Mikrofon bei dieser Paarung, gefiel das Anfangstempo: "Wie Rennpferde sind sie aufeinander los gegangen." Nach 16 Minuten gab es den ersten Torjubel der rund 8.000 Deutschen auf den Rängen des Hillsborough-Stadions. Siggi Held brach links durch, legte für Seeler auf, der den Ball an den Pfosten setzte. Held staubte aus wenigen Zentimetern ab. Das 2:0 war ein Glanzstück von Haller, der beim AC Bologna sein Geld verdiente. Er lief mit dem Ball übers halbe Feld und schob flach an Elsener vorbei. Michel staunte: "Ein eiskalter Vogel ist das."

"Ein Teufelskerl, dieser Münchner"

Spielend einfach sah die Entstehung des dritten deutschen Tores aus. Über Wolfgang Overath und Seeler kam der Ball zu Beckenbauer, der in den Strafraum eindrang und im Fallen mit links abschloss! "Das sind Kombinationen aus der Fußballfibel. Es ist unglaublich, welche Spielerpersönlichkeiten wir doch haben! Von dieser Kombination wird man in Sheffield und auch anderswo noch lange sprechen", jauchzte Michel. Von den Rängen schallte "So ein Tag…", dann ging es in die Kabinen. Das Spiel war schon entschieden, aber es hatte noch eine zweite Hälfte.

Das 4:0 ging wieder auf das Konto von Beckenbauer (52.), der sein WM-Debüt mit einem zweiten Treffer krönte. Er schwebte schier durch die gegnerischen Reihen. "Ein Teufelskerl, dieser Münchner!", pries der kicker den Doppelschützen. Nach 77 Minuten holte Seeler einen Elfmeter heraus, Schneiter hatte ihn gelegt. Haller verwandelte mit rechts zum Endstand. "Dieses Spiel wird das Urteil über den deutschen Fußball ändern", glaubte Michel, denn "sie spielen nicht Kraftfußball, sie spielen technisch gekonnt."

Das ist 58 Jahre später ebenso der Fall. Nächste Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen: die EM-Premiere gegen die Schweiz.

[dfb]

Es ist eigentlich kaum zu glauben, aber unter den 56 Länderspielen gegen die Schweiz findet sich kein einziges bei einer Europameisterschaft. Das Gruppenspiel am Sonntag ist also eine Premiere. Nur bei Weltmeisterschaften traf man sich, weshalb sich dieser Turnierrückblick auf vier WM-Partien beschränkt.

Alles begann in unseligen Zeiten bei der WM 1938. Es gab nur 16 Teilnehmer und es galt der K.o.-Modus. Mit Pech bestritt man also nur ein WM-Spiel. Das Los führte Deutschland im Achtelfinale mit der Schweiz zusammen. Die Ausgangslage war ungünstig, weil Trainer Sepp Herberger nach dem "Anschluss" Österreichs im März vom Fachamt Fußball, in das der DFB aufgegangen war, zu einer Mischung aus deutschen und Wiener Spielern im Verhältnis 6:5 gezwungen wurde. So formierte sich am 4. Juni in Paris eine Mannschaft, die noch nie miteinander gespielt hatte. 35.000 Zuschauer füllten den Prinzen-Park bei Gluthitze restlos. Angreifer Ernst Lehner erinnerte sich: "Zu der sommerlichen Hitze kam die politische Erhitzung der Gemüter, die sich schon zu Beginn durch grelle Fingerpfiffe Luft machte. Kein Zweifel, das 35.000-köpfige Publikum hatten wir zum größten Teil gegen uns." Tomaten, Eier und sogar Flaschen wurden beim Einlaufen geworfen.

Wiederholungsspiel bei drückender Hitze

Von Anfang an dominierten die "Hopp Schwyz"-Rufe im weiten Rund. Was den guten deutschen Start nicht verhindern konnte. Nach 26 Minuten fiel das erste Tor durch Mittelstürmer Jupp Gauchel (TuS Neuendorf). Nach 43 Minuten jedoch glich André Abegglen aus (43.). Mehr Tore fielen nicht, auch nicht in der Verlängerung. Allerdings landete der Wiener Johann Pesser noch einen folgenschweren Treffer: sein Foul an Severino Minelli führte zum ersten Platzverweis der DFB-Historie bei einer WM. Weil noch niemand an Elfmeterschießen dachte, sah man sich fünf Tage später zum Wiederholungsspiel wieder.

Das nahm bei drückender Hitze zunächst einen guten Verlauf: Nach acht Minuten traf Willi Hahnemann zum 1:0, nach 21 Minuten sah es nach einem deutschen Sieg aus, der Schweizer Ernest Lörtscher lenkte einen von Leopold Neumer an den Pfosten geschossenen Ball unglücklich ins eigene Tor. 2:0! "Waren die Tore zu früh gefallen?", fragte die Fußball Woche hinterher. Die Stimmung kippte nun vollends, Schweizer und Franzosen bildeten eine Einheit und wollten einen anderen Sieger als der, der sich da anbahnte. "Ein Deutscher brauchte sich nur zu erlauben, seinen Aktionen etwas größeren Nachdruck zu geben, dann brüllte ihn die Masse gleich nieder, als wäre er mit dem offenen Messer auf den Gegner losgegangen", las man in der Fußball Woche. Am Ende hieß es 2:4. Eugène Walaschek (41.), Fredy Bickel (64.) und wieder André Abegglen (75., 78.) drehten die Partie. Zum einzigen Mal in der WM-Geschichte verlor Deutschland nach Zwei-Tore-Führung. Herberger zog ein bitteres Fazit: "Wir haben in einem tobenden Hexenkessel verloren, in dem sich alles gegen uns verschworen hat. Glauben Sie mir, es war eine furchtbare Schlacht, es war kein Spiel mehr."

Sieg in Südamerika

Zum Glück gab es danach nur noch sportlich-faire Begegnungen mit dem Nachbarn, auch wenn es um viel ging und immer noch manchmal wehtat. Wie im zweiten Vorrundenspiel bei der WM 1962 in Chile, das am 3. Juni in der Hauptstadt Santiago de Chile stattfand. Nur Sepp Herberger war immer noch dabei, seine vierte WM wurde seine letzte. Deutschland war mit einem 0:0 gegen Italien gestartet, die Schweiz stand nach der Auftaktniederlage gegen Chile schon mit dem Rücken zur Wand.

Die Deutschen spielten zunächst besser und der kicker-Reporter protokollierte: "Nach einer knappen Viertelstunde stellen wir fest, daß heute Fußball gespielt wird. Noch kein nennenswertes, das heißt böses Foul." Kurz danach kommt es dann doch: Horst Szymaniak rauschte in Norbert Eschmann hinein, der vom Feld getragen wurde. Wechsel waren bis 1970 verboten. In Überzahl kamen die Deutschen zu weiteren Chancen. Nach zehn Minuten Behandlungspause kam Eschmann zurück (27.). "Es begeistert die Zuschauer, heute von diesen beiden europäischen Mannschaften fairen und auch fürs Auge schönen Fußball vorgeführt zu bekommen", betonte der kicker angesichts rüder Szenen in den anderen Gruppenspielen jener WM. Uwe Seeler riskierte einen 30-Meter-Schuss, der am Pfosten endete. Rudi Michel war weniger begeistert, er sagte in der Fernsehaufzeichnung: "Es schien so, als ob unsere Mannschaft in ihrem mittleren Vorrundenspiel auch nur den mittleren Gang eingelegt hätte."

Herberger: "Schweiz einer unserer gefährlichsten Gegner"

Die erste Hälfte schien torlos zu enden, aber dann verwertete Albert Brülls ein scharfes Schäfer-Zuspiel, schlug einen Haken um seinen Gegenspieler und traf mit einem strammen Aufsetzer aus 18 Metern mit links zum 1:0 (44.)! Halbzeit. Die Schweizer kamen ohne den armen Eschmann, der nur noch auf dem rechten Bein humpelte, aus den Kabinen zurück. 45 Minuten Überzahl – diese Chance wurde genutzt. Hans Schäfer schlug einen 40-Meter-Pass auf Seeler, der Schneiter enteilte und Karl Elsener eiskalt überwand (59.). Seeler und Willi Koslowski (an den Außenpfosten) vergaben das 3:0, und so durften die Schweizer noch einmal nah herankommen: Nach einer indirekt ausgeführten Ecke faustete Wolfgang Fahrian den Ball unglücklich in die Mitte und Heinz Schneiter wagte einfach mal einen Volleyschuss aus 15 Metern – Tor! Es folgten unerwartet turbulente Schlussminuten, von der Überzahl der Deutschen, geschweige denn einer Überlegenheit, war nichts mehr zu spüren. Zweimal musste Fahrian noch retten, dann folgte der erlösende Schlusspfiff.

"Der deutsche Sieg war natürlich verdient, aber wir haben uns schwergetan, schwerer jedenfalls als erwartet", sagte Rudi Michel den TV-Zuschauern. Für die Schweiz war es ein bitterer Tag, nun war sie ausgeschieden – und beide Länder miteinander quitt. Immerhin nahm sie ein Herberger-Kompliment mit nach Hause: "Die Schweiz war schon immer einer unserer gefährlichsten Gegner."

Kaiserliches Debüt mit zwei Toren

Eine Aussage, die nicht ganz zum bis dato letzten Turnierspiel vor 58 Jahren (!) am 12. Juli 1966 in Sheffield passte. Der Start in die England-WM war bis 2002 der beste einer deutschen Mannschaft, am Ende stand ein furioses 5:0 und die Welt schaute auf einen neuen Stern am Fußballhimmel: Franz Beckenbauer. Der 20-Jährige war der Jüngste in der Mannschaft von Helmut Schön, der seine erste WM als Bundestrainer absolvierte. Es war also die erste ohne Herberger. Noch ein Novum gab es: Gleich drei "Italiener" standen im Aufgebot (Karl-Heinz Schnellinger, Helmut Haller und Albert Brülls). Die Schweizer unkten schon: "Wir haben gegen Deutschland kaum eine Chance, die sind viel stärker als 1962." Wie wahr. Kapitän Uwe Seeler gewann die Seitenwahl gegen Heinz Schneiter, die beiden kannten sich von der WM 1962. Die Schweiz verblüffte mit einem furiosen Start. Torwart Hans Tilkowski rettete vor Friedrich Künzli und wenig später gegen den durchgebrochenen Heinz Bäni.

Die erste deutsche Großchance hatte Franz Beckenbauer, aber Karl Elsener wehrte seinen Rechtsschuss zur Ecke. Rudi Michel, auch wieder am Mikrofon bei dieser Paarung, gefiel das Anfangstempo: "Wie Rennpferde sind sie aufeinander los gegangen." Nach 16 Minuten gab es den ersten Torjubel der rund 8.000 Deutschen auf den Rängen des Hillsborough-Stadions. Siggi Held brach links durch, legte für Seeler auf, der den Ball an den Pfosten setzte. Held staubte aus wenigen Zentimetern ab. Das 2:0 war ein Glanzstück von Haller, der beim AC Bologna sein Geld verdiente. Er lief mit dem Ball übers halbe Feld und schob flach an Elsener vorbei. Michel staunte: "Ein eiskalter Vogel ist das."

"Ein Teufelskerl, dieser Münchner"

Spielend einfach sah die Entstehung des dritten deutschen Tores aus. Über Wolfgang Overath und Seeler kam der Ball zu Beckenbauer, der in den Strafraum eindrang und im Fallen mit links abschloss! "Das sind Kombinationen aus der Fußballfibel. Es ist unglaublich, welche Spielerpersönlichkeiten wir doch haben! Von dieser Kombination wird man in Sheffield und auch anderswo noch lange sprechen", jauchzte Michel. Von den Rängen schallte "So ein Tag…", dann ging es in die Kabinen. Das Spiel war schon entschieden, aber es hatte noch eine zweite Hälfte.

Das 4:0 ging wieder auf das Konto von Beckenbauer (52.), der sein WM-Debüt mit einem zweiten Treffer krönte. Er schwebte schier durch die gegnerischen Reihen. "Ein Teufelskerl, dieser Münchner!", pries der kicker den Doppelschützen. Nach 77 Minuten holte Seeler einen Elfmeter heraus, Schneiter hatte ihn gelegt. Haller verwandelte mit rechts zum Endstand. "Dieses Spiel wird das Urteil über den deutschen Fußball ändern", glaubte Michel, denn "sie spielen nicht Kraftfußball, sie spielen technisch gekonnt."

Das ist 58 Jahre später ebenso der Fall. Nächste Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen: die EM-Premiere gegen die Schweiz.

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