Triers Pokallegende Thömmes: "Wir haben Historisches geleistet"

Thömmes: Nein. Es hört sich doof an, aber ich kam nicht zum Trikottausch. Gegen den BVB wurde ich kurz vor Schluss ausgewechselt. Da war so ein Trubel, dass ich kaum noch etwas vom Spiel gesehen habe. Auch gegen Schalke brachen nach dem Schlusspfiff alle Dämme, außerdem waren die Gegner relativ schnell in der Kabine verschwunden. Jens Lehmann hat damals sogar vor Wut die Tür eingetreten. Hätte ich es mir aussuchen können, hätte ich gerne mit Thomas Linke das Trikot getauscht.

DFB.de: Wie schlägt man als Regionalligist innerhalb weniger Wochen den amtierenden UEFA-Cup- und den Champions-League-Gewinner?

Thömmes: Schalke hat uns total unterschätzt, gleichzeitig haben wir zu 100 Prozent unsere Leistung abgerufen und sind von Minute zu Minute selbstbewusster geworden. Beim Gegner fing die Unzufriedenheit und Maulerei untereinander an. Spätestens da haben wir gemerkt, dass etwas geht. Gegen Borussia Dortmund war es ähnlich. Auch der BVB dachte, dass es gegen uns nur spielerisch geht. Letztlich hatten wir zwei Riesentage und das nötige Glück. Anders ist so etwas nicht möglich. Wenn ein Bundesligist mit der richtigen Einstellung in ein Spiel geht, hast du als kleiner Verein keine Chance – egal, wie du spielst.

DFB.de: Trier wäre damals um ein Haar in den Europapokal der Pokalsieger eingezogen. Verhindert hat dies nur das verlorene Elfmeterschießen im Halbfinale gegen den MSV Duisburg. Macht Sie das noch traurig?

Thömmes: Natürlich ärgert man sich. Es hat eine Zeitlang gedauert, bis ich das verarbeitet hatte. Wir hätten ja darüber hinaus das Endspiel in Berlin gegen den FC Bayern bestreiten dürfen. Aber man sollte auf dem Teppich bleiben. Duisburg war zu dieser Zeit eine gute Bundesligamannschaft. Es war trotz der Halbfinalniederlage eine unheimlich schöne Zeit.

DFB.de: War diese Trierer Mannschaft die beste, in der Sie je gespielt haben?

Thömmes: Nein. Als wir 2001 in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind, hatten wir ein noch besseres Team. Wir waren nach der Vorrunde fast abgeschlagen, haben dann 17 Spiele in Folge nicht verloren und noch den Aufstieg geschafft. Für mich war dieser Erfolg noch wichtiger als das Erreichen des DFB-Pokal-Halbfinales 1998, weil wir die ganze Saison für dieses Ziel gearbeitet hatten und vorher oft gescheitert waren.

DFB.de: Vor einigen Wochen sind Sie bei einer Aktion des DFB-Pokal-Partners Volkswagen mit Sport1, dem Magazin 11 Freunde und 90elf als eine von 13 Personen in die inoffizielle Walk of Fame des DFB-Pokals aufgenommen worden. Was bedeutet Ihnen diese symbolische Wahl?



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Ein Drittligist wirft den amtierenden UEFA-Pokal-Sieger aus dem DFB-Pokal. Kann schon mal vorkommen. Der gleiche Drittligist schaltet in der nächsten Runde auch den Champions-League-Gewinner aus. Kaum vorstellbar? Trotzdem passiert. Eintracht Trier gelang dieses Kunststück in der Saison 1997/1998. Momente für die Ewigkeit – vor allem für Rudi Thömmes. Der offensive Mittelfeldspieler traf sowohl zum 1:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 als auch beim 2:1 gegen Borussia Dortmund. Seitdem trägt er den Status "Pokalheld".

Thömmes (44) ist in Trier mittlerweile Co-Trainer. Heute ist wieder DFB-Pokal. David gegen Goliath. Der Südwest-Regionalligist empfängt ab 20.30 Uhr (live bei Sky) den Zweitligisten 1. FC Köln.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Rudi Thömmes über Andenken an die legendären Duelle gegen Schalke und den BVB, seine Aufnahme in die Walk of Fame des Pokals und über die A-Liga.

DFB.de: Herr Thömmes, können Sie die Fragen nach damals noch hören? Oder erzählen Sie immer noch gerne von der legendären DFB-Pokalsaison 1997/1998?

Rudi Thömmes: Ach, mir geht das nicht auf den Keks. Ich beantworte die Fragen immer wieder gerne. Es ist ja nur einmal im Jahr (lacht). Und wir haben damals wirklich Historisches geleistet. Der Rummel nach den Spielen war immens. Auf einmal stand ich vor 20, 30 Kameras – da ging richtig die Post ab.

DFB.de: Welche Andenken haben Sie noch an die Triumphe über Schalke und den BVB?

Thömmes: Ich habe einen großen Bilderrahmen mit vielen Ausschnitten. Außerdem habe ich die Spiele auf Video, darum steht bei mir auch immer noch ein Videorekorder. Mein Sohn schaut sich das ganz gerne mal an, dann gucke ich gelegentlich mit.

DFB.de: Besitzen Sie kein Trikot von damals?

Thömmes: Nein. Es hört sich doof an, aber ich kam nicht zum Trikottausch. Gegen den BVB wurde ich kurz vor Schluss ausgewechselt. Da war so ein Trubel, dass ich kaum noch etwas vom Spiel gesehen habe. Auch gegen Schalke brachen nach dem Schlusspfiff alle Dämme, außerdem waren die Gegner relativ schnell in der Kabine verschwunden. Jens Lehmann hat damals sogar vor Wut die Tür eingetreten. Hätte ich es mir aussuchen können, hätte ich gerne mit Thomas Linke das Trikot getauscht.

DFB.de: Wie schlägt man als Regionalligist innerhalb weniger Wochen den amtierenden UEFA-Cup- und den Champions-League-Gewinner?

Thömmes: Schalke hat uns total unterschätzt, gleichzeitig haben wir zu 100 Prozent unsere Leistung abgerufen und sind von Minute zu Minute selbstbewusster geworden. Beim Gegner fing die Unzufriedenheit und Maulerei untereinander an. Spätestens da haben wir gemerkt, dass etwas geht. Gegen Borussia Dortmund war es ähnlich. Auch der BVB dachte, dass es gegen uns nur spielerisch geht. Letztlich hatten wir zwei Riesentage und das nötige Glück. Anders ist so etwas nicht möglich. Wenn ein Bundesligist mit der richtigen Einstellung in ein Spiel geht, hast du als kleiner Verein keine Chance – egal, wie du spielst.

DFB.de: Trier wäre damals um ein Haar in den Europapokal der Pokalsieger eingezogen. Verhindert hat dies nur das verlorene Elfmeterschießen im Halbfinale gegen den MSV Duisburg. Macht Sie das noch traurig?

Thömmes: Natürlich ärgert man sich. Es hat eine Zeitlang gedauert, bis ich das verarbeitet hatte. Wir hätten ja darüber hinaus das Endspiel in Berlin gegen den FC Bayern bestreiten dürfen. Aber man sollte auf dem Teppich bleiben. Duisburg war zu dieser Zeit eine gute Bundesligamannschaft. Es war trotz der Halbfinalniederlage eine unheimlich schöne Zeit.

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DFB.de: War diese Trierer Mannschaft die beste, in der Sie je gespielt haben?

Thömmes: Nein. Als wir 2001 in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind, hatten wir ein noch besseres Team. Wir waren nach der Vorrunde fast abgeschlagen, haben dann 17 Spiele in Folge nicht verloren und noch den Aufstieg geschafft. Für mich war dieser Erfolg noch wichtiger als das Erreichen des DFB-Pokal-Halbfinales 1998, weil wir die ganze Saison für dieses Ziel gearbeitet hatten und vorher oft gescheitert waren.

DFB.de: Vor einigen Wochen sind Sie bei einer Aktion des DFB-Pokal-Partners Volkswagen mit Sport1, dem Magazin 11 Freunde und 90elf als eine von 13 Personen in die inoffizielle Walk of Fame des DFB-Pokals aufgenommen worden. Was bedeutet Ihnen diese symbolische Wahl?

Thömmes: Als ich den Anruf bekommen habe, war ich sehr überrascht. Aber man trifft und gewinnt eben nicht täglich gegen den UEFA-Cup- und Champions-League-Sieger. Mir bedeutet es sehr viel, unter so großen Namen wie Günter Netzer, Thomas Schaaf, Klaus Allofs und Frank Rost vertreten zu sein.

DFB.de: Sollte Cheftrainer Roland Seitz vielleicht Ihnen als Pokalspezialist die Einstimmung auf das anstehende Erstrundenspiel gegen den 1. FC Köln überlassen?

Thömmes: Nein, nein (lacht). Unser Trainer weiß schon genau, wie er die Mannschaft einzustimmen hat. Eintracht Trier ist ohnehin eine Pokalmannschaft. Vor zwei Jahren haben wir den FC St. Pauli geschlagen und hatten den Hamburger SV am Rande einer Niederlage. Trier ist seit vielen Jahren regelmäßig im DFB-Pokal vertreten. Ich glaube, es gibt günstigere Lose als uns im Amateurtopf.

DFB.de: Und was halten Sie vom Los 1. FC Köln?

Thömmes: Ein sehr gutes Los. Köln ist ein Traditionsklub mit vielen Fans. Und eine Überraschung ist nicht unmöglich.

DFB.de: Spielen Sie eigentlich selbst noch aktiv?

Thömmes: Ja, bei meinem Heimatverein SG Ehrang-Pfalzel in der A-Liga mit meinen beiden Brüdern, jetzt schon in der dritten Saison. Mein jüngster Bruder ist Trainer des Teams. Es macht immer noch einen Riesenspaß. Die Jungs sind alle in Ordnung, und ich kann mich weiterhin fit halten. Nach meinem Achillessehnenriss im November, der übrigens nicht beim Fußball passiert ist, sieht es schon wieder gut aus. Ich würde gerne irgendwann mit der Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksliga schaffen.

DFB.de: Im Vergleich zu früher…

Thömmes: … bin ich deutlich lauffauler geworden (lacht). Früher war ich auf dem Platz viel unterwegs. Nicht verändert hat sich meine Position. Ich spiele bis heute als hängende Spitze. Etwas anderes kann ich nicht, etwas anderes möchte ich auch nicht.