Trainertausch und Papierkugeln: Deutsche Duelle im Europapokal

Borussia Dortmund gegen Bayern München, das erste rein deutsche Endspiel im wichtigsten Klubwettbewerb Europas, heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) im Londoner Wembleystadion. Vor dem geschichtsträchtigen deutschen Duell in der Champions League schaut DFB.de zurück in die Fußballgeschichte.

Deutsche Europapokalduelle sind zwar eine Seltenheit, dennoch haben sie eine über 40-jährige Tradition. Die drei ersten von mittlerweile 16 Duellen (15 zwischen Bundesligisten, eines zwischen Werder Bremen und Zweitligist Hannover 96) fanden stets mit Mönchengladbacher Beteiligung im Uefa-Pokal statt, wo ja stets mindestens vier deutsche Mannschaften teilnahmen. Borussia, in den 70ern fünfmal Meister, kannte kein Pardon und wurde ihrer Favoritenrolle stets gerecht.

1972/73 warf sie Nachbar 1. FC Köln (0:0 und 5:0) und danach den 1. FC Kaiserslautern (2:1 und 7:1) raus, erst Engländer (FC Liverpool) konnten sie im Finale stoppen. 1974/75 kam es zur Neuauflage mit dem 1. FC Köln, wieder blieb Borussia siegreich – 3:1 in Köln und 1:0 kam Bökelberg. Diesmal holte sie auch den Pokal.

Im Herbst 1977 trafen dann Eintracht Frankfurt und der kriselnde FC Bayern München aufeinander. Im Jahr eins nach Franz Beckenbauer drohte Bayern der Abstieg, während die Eintracht in der Spitzengruppe war. Da in den November auch ein Punktspiel fiel, spielten die Bayern binnen drei Tagen zweimal in Frankfurt und verloren jeweils 0:4. Im Uefa-Cup schauten nur 25.000 zu, Samstag in der Liga kamen immerhin 43.000. Auch das Rückspiel in München gewann die Eintracht (2:1), das wollten nur noch 13.000 Neugierige sehen. Das Kuriose an diesem Duell war das Trainer-Theater: ausgerechnet während der Uefa-Cup-Paarung tauschten die Vereine die Trainer, so dass Frankfurts Gyula Lorant im Rückspiel schon auf der Bayern-Bank saß. Dettmar Cramer fing kurz danach in Frankfurt an. Glücklich wurde niemand mit dem Tausch.

1980: Deutsche Hablfinals im Uefa-Cup

1978/79 kam es wieder zu einem West-Duell. Borussia Mönchengladbach behielt auch gegen den MSV Duisburg ihre weiße Weste (2:2, 4:1) und holte später erneut den Pokal.

1979/80 kam es geradezu zu einer Inflation an deutschen Duellen. Im Viertelfinale standen fünf Bundesligisten und am Betzenberg trafen zwei aufeinander: der FCK schlug durch ein Tor des 18-jährigen Axel Brummer den kommenden Meister FC Bayern und führte auch vor nur 30.000 in München, dann aber drehten die Bayern auf und siegten 4:1. Im Halbfinale kam es zur bis heute einmaligen Konstellation, dass alle Klubs aus einem Land waren – die Bundesliga war unter sich. Bayern hatte Los-Pech und musste gegen Angstgegner Eintracht Frankfurt antreten, der sich wie 1977 erneut durchsetzte (0:2, 5:1 n. V.). Auch der spätere "Löwen"-Trainer Werner Lorant war unter den Torschützen. Im Parallelspiel setzte sich Borussia Mönchengladbach auch in ihrem fünften Bundesliga-Duell durch – gegen den VfB Stuttgart. Der hatte zwar in den letzten drei Hinspiel-Minuten noch ein 2:1 herausgeschossen, doch am Bökelberg gewann die nun von Jupp Heynckes trainierte Borussia 2:0. Kassenfüller waren die etwas anderen Europacup-Spiele jedoch nicht; in München kamen nur 14.000 Zuschauer, Gladbach begrüßte 22.000. Ausverkauft war kein Halbfinale.

Auch das erste Endspiel am Bökelberg nicht, 7000 Plätze blieben am 7. Mai 1980 leer. Borussia schlug die Eintracht nach 1:2-Rückstand noch 3:2, Lothar Matthäus schoss auch ein Tor. Das Spiel wurde live übertragen, aber nur in den dritten Programmen. Im Rückspiel wurde der 19-jährige Fred Schaub zum Helden des Abends. 81 Minuten hielt Borussia das 0:0, dann traf der vier Minuten zuvor eingewechselte Schaub zum 1:0. 59.000 feierten den ersten und bisher einzigen Europapokal-Titel der Eintracht und deren Idol Jürgen Grabowski, der als Verletzter seine Karriere beenden musste und von den Kollegen auf Schultern getragen wurde. Ein deutsches Finale hat es bis heute nicht mehr gegeben, Wembley wird das ändern.

1980: Köln dreht 1:3 gegen Stuttgart um

Weiterhin fanden die Bundesliga-Duelle nur auf der Uefa-Cup-Bühne statt. Im Dezember 1980 glückte dem 1. FC Köln ein kleines Wunder, da er ein 1:3 in Stuttgart noch umdrehte. Nach Konopkas Kopfball-Eigentor in der 85. Minute zum 2:1 schien der VfB weiter, doch schon im Gegenzug erzielte Manndecker Gerd Strack sein zweites Tor. 3:1 - Verlängerung. In der machte sich Millionen-Einkauf Tony Woodcock bezahlt und schoss das 4:1. 22.000 Zuschauer waren eine damals zeitgemäße Kulisse, aber nach Europapokal fühlte es sich nicht an.

1988 kamen zum ersten Halbfinale zwischen Bayer Leverkusen und dem kommenden Meister Werder Bremen gar nur 15.000 – aber mehr passten nicht ins erstmals ausverkaufte Ulrich-Haberland-Stadion. Es sah einen Außenseiter-Sieg (1:0) der Ribbeck-Elf gegen die Rehhagel-Schützlinge. Das einzige Europapokal-Tor im Leben von Alois Reinhardt sollte fürs Finale reichen, denn in Bremen fielen keine Tore. Bayer gewann dann gegen Espanyol Barcelona den Cup.

1992: Pokalsieger Hannover scheitert an Werder

Vier Jahre später kam es dann zur Premiere im längst abgeschafften Pokalsieger-Pokal. Den hatte Werder Bremen 1992 gewonnen und weil Zweitligist Hannover 96 den DFB-Pokal gewann, gab es ausnahmsweise zwei deutsche Vertreter. Besonders tragisch für 96, dass sich auf Reisen durch Europa freute, dass man gleich in Runde 1 auf die Bremer traf. Schier frustrierend war die Resonanz beim Nord-Derby: 17.000 in Bremen (3:1), immerhin 27.000 in Hannover (2:1). Die Einnahmen von 2,8 Millionen DM dienten dem Zweitligisten der Schuldentilgung, aber nach 180 Minuten gegen den großen Nachbarn aus der Hansestadt war der Traum von Europa geplatzt.

Für fast sechs Jahre war es das letzte deutsche Duell, dann ging es plötzlich auf der Bühne der Champions League weiter. Mit der Paarung, die uns auch Samstag in den Bann zieht. Titelverteidiger Borussia Dortmund und Meister Bayern München trafen sich im Viertelfinale. Es fiel nur ein Tor, was nicht verwundert, kamen doch beide Trainer (Trapattoni und Scala) aus Italien.

Bayerns innerdeutsche Champions-League-Duelle

In München endete es 0:0, in Dortmund dauerte es an jenem 18. März 1998 bis zur 109. Minute, ehe Stephané Chapuisat auf Vorlage von Michael Zorc Oliver Kahn zum Tor des Tages überwand. Es reichte gegen harmlose Bayern, die nunmehr 545 Minuten ohne Tor waren. Diesmal waren beide Spiele ausverkauft – erstmals bei einem deutschen Duell im Europacup.

Exakt ein Jahr später trafen die Münchner auf Sensations-Meister 1. FC Kaiserslautern, der es bis ins Viertelfinale geschafft hatte. In München legten sie ein 2:0 vor, auf dem von ihnen einst so gefürchteten Betzenberg wurde es noch einfacher: 4:0 für die Gäste, schon zur Pause war alles klar! Ausgerechnet der Ex-Lauterer Mario Basler verhöhnte den Gegner, indem er Mätzchen machte und auf den Ball stieg.

An den beiden bis dato letzten Liga-Duellen war der HSV beteiligt - jeweils im Uefa-Pokal. Und jeweils zogen die Hanseaten den Kürzeren. 2008 unterlagen sie im Viertelfinale bei Bayer Leverkusen durchaus aussichtsreich mit 0:1, erst spät traf Theofanis Gekas. Ein Online-Portal schrieb: "In den ersten 45 Minuten spielten die 22 Akteure, als wollten sie die 22.500 Zuschauer in die Flucht treiben." Im Rückspiel drohte zunächst Langeweile, Bayer führte nach einer Stunde mit 2:1. Dann drehte der HSV noch mal auf, aber wegen der Auswärtstor-Regelung waren die Treffer von Rafael van der Vaart und Paulo Guerero zu wenig. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", gestand Bayer-Coach Michael Skibbe.

2009: Papierkugel entscheidet Nordderby

Im Frühjahr 2009 kam es in der letzten Uefa-Cup-Saison – danach wurde die Europa League geboren – zum legendären hanseatischen Derby im Halbfinale, das auch noch eingebettet war in Pokal- und Bundesliga-Spiele. Vier Derbys binnen 18 Tagen – einmalig. Nachdem Werder zunächst in Hamburg im Pokal glücklich weiter gekommen war (im Elfmeterschießen), stieg am 30. April das erste Uefa-Cup-Halbfinale in Bremen. Der HSV nahm Revanche, Trochowskis Tor reichte zum Sieg und verschaffte eine gute Ausgangsposition. Am 7. Mai 2009 sah es zunächst noch besser aus, als Ivica Olic zum 1:0 einschoss. Doch Diego glich alsbald aus und so blieb es bis zur 66. Minute beim 1:1, dann traf Claudio Pizarro zum 1:2.

Dann ereignete sich eine aberwitzige Szene, die keinem Regisseur eingefallen wäre. Eine Papierkugel, Bestandteil einer Choreographie, sorgte dafür, dass dem HSV-Verteidiger Gravgaard der Ball versprang und ohne Not eine Ecke provozierte. Aus der entsprang prompt das 1:3 durch Frank Baumann, das 2:3 von Olic kam zu spät. Wieder war der HSV an der Auswärtstor-Regel gescheitert – und an einer Papierkugel, die heute im Werder-Museum liegt. Sage noch einer, Bundesliga-Duelle im Europapokal seien uninteressant. Heute sagt das bestimmt keiner.

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Borussia Dortmund gegen Bayern München, das erste rein deutsche Endspiel im wichtigsten Klubwettbewerb Europas, heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) im Londoner Wembleystadion. Vor dem geschichtsträchtigen deutschen Duell in der Champions League schaut DFB.de zurück in die Fußballgeschichte.

Deutsche Europapokalduelle sind zwar eine Seltenheit, dennoch haben sie eine über 40-jährige Tradition. Die drei ersten von mittlerweile 16 Duellen (15 zwischen Bundesligisten, eines zwischen Werder Bremen und Zweitligist Hannover 96) fanden stets mit Mönchengladbacher Beteiligung im Uefa-Pokal statt, wo ja stets mindestens vier deutsche Mannschaften teilnahmen. Borussia, in den 70ern fünfmal Meister, kannte kein Pardon und wurde ihrer Favoritenrolle stets gerecht.

1972/73 warf sie Nachbar 1. FC Köln (0:0 und 5:0) und danach den 1. FC Kaiserslautern (2:1 und 7:1) raus, erst Engländer (FC Liverpool) konnten sie im Finale stoppen. 1974/75 kam es zur Neuauflage mit dem 1. FC Köln, wieder blieb Borussia siegreich – 3:1 in Köln und 1:0 kam Bökelberg. Diesmal holte sie auch den Pokal.

Im Herbst 1977 trafen dann Eintracht Frankfurt und der kriselnde FC Bayern München aufeinander. Im Jahr eins nach Franz Beckenbauer drohte Bayern der Abstieg, während die Eintracht in der Spitzengruppe war. Da in den November auch ein Punktspiel fiel, spielten die Bayern binnen drei Tagen zweimal in Frankfurt und verloren jeweils 0:4. Im Uefa-Cup schauten nur 25.000 zu, Samstag in der Liga kamen immerhin 43.000. Auch das Rückspiel in München gewann die Eintracht (2:1), das wollten nur noch 13.000 Neugierige sehen. Das Kuriose an diesem Duell war das Trainer-Theater: ausgerechnet während der Uefa-Cup-Paarung tauschten die Vereine die Trainer, so dass Frankfurts Gyula Lorant im Rückspiel schon auf der Bayern-Bank saß. Dettmar Cramer fing kurz danach in Frankfurt an. Glücklich wurde niemand mit dem Tausch.

1980: Deutsche Hablfinals im Uefa-Cup

1978/79 kam es wieder zu einem West-Duell. Borussia Mönchengladbach behielt auch gegen den MSV Duisburg ihre weiße Weste (2:2, 4:1) und holte später erneut den Pokal.

1979/80 kam es geradezu zu einer Inflation an deutschen Duellen. Im Viertelfinale standen fünf Bundesligisten und am Betzenberg trafen zwei aufeinander: der FCK schlug durch ein Tor des 18-jährigen Axel Brummer den kommenden Meister FC Bayern und führte auch vor nur 30.000 in München, dann aber drehten die Bayern auf und siegten 4:1. Im Halbfinale kam es zur bis heute einmaligen Konstellation, dass alle Klubs aus einem Land waren – die Bundesliga war unter sich. Bayern hatte Los-Pech und musste gegen Angstgegner Eintracht Frankfurt antreten, der sich wie 1977 erneut durchsetzte (0:2, 5:1 n. V.). Auch der spätere "Löwen"-Trainer Werner Lorant war unter den Torschützen. Im Parallelspiel setzte sich Borussia Mönchengladbach auch in ihrem fünften Bundesliga-Duell durch – gegen den VfB Stuttgart. Der hatte zwar in den letzten drei Hinspiel-Minuten noch ein 2:1 herausgeschossen, doch am Bökelberg gewann die nun von Jupp Heynckes trainierte Borussia 2:0. Kassenfüller waren die etwas anderen Europacup-Spiele jedoch nicht; in München kamen nur 14.000 Zuschauer, Gladbach begrüßte 22.000. Ausverkauft war kein Halbfinale.

Auch das erste Endspiel am Bökelberg nicht, 7000 Plätze blieben am 7. Mai 1980 leer. Borussia schlug die Eintracht nach 1:2-Rückstand noch 3:2, Lothar Matthäus schoss auch ein Tor. Das Spiel wurde live übertragen, aber nur in den dritten Programmen. Im Rückspiel wurde der 19-jährige Fred Schaub zum Helden des Abends. 81 Minuten hielt Borussia das 0:0, dann traf der vier Minuten zuvor eingewechselte Schaub zum 1:0. 59.000 feierten den ersten und bisher einzigen Europapokal-Titel der Eintracht und deren Idol Jürgen Grabowski, der als Verletzter seine Karriere beenden musste und von den Kollegen auf Schultern getragen wurde. Ein deutsches Finale hat es bis heute nicht mehr gegeben, Wembley wird das ändern.

1980: Köln dreht 1:3 gegen Stuttgart um

Weiterhin fanden die Bundesliga-Duelle nur auf der Uefa-Cup-Bühne statt. Im Dezember 1980 glückte dem 1. FC Köln ein kleines Wunder, da er ein 1:3 in Stuttgart noch umdrehte. Nach Konopkas Kopfball-Eigentor in der 85. Minute zum 2:1 schien der VfB weiter, doch schon im Gegenzug erzielte Manndecker Gerd Strack sein zweites Tor. 3:1 - Verlängerung. In der machte sich Millionen-Einkauf Tony Woodcock bezahlt und schoss das 4:1. 22.000 Zuschauer waren eine damals zeitgemäße Kulisse, aber nach Europapokal fühlte es sich nicht an.

1988 kamen zum ersten Halbfinale zwischen Bayer Leverkusen und dem kommenden Meister Werder Bremen gar nur 15.000 – aber mehr passten nicht ins erstmals ausverkaufte Ulrich-Haberland-Stadion. Es sah einen Außenseiter-Sieg (1:0) der Ribbeck-Elf gegen die Rehhagel-Schützlinge. Das einzige Europapokal-Tor im Leben von Alois Reinhardt sollte fürs Finale reichen, denn in Bremen fielen keine Tore. Bayer gewann dann gegen Espanyol Barcelona den Cup.

1992: Pokalsieger Hannover scheitert an Werder

Vier Jahre später kam es dann zur Premiere im längst abgeschafften Pokalsieger-Pokal. Den hatte Werder Bremen 1992 gewonnen und weil Zweitligist Hannover 96 den DFB-Pokal gewann, gab es ausnahmsweise zwei deutsche Vertreter. Besonders tragisch für 96, dass sich auf Reisen durch Europa freute, dass man gleich in Runde 1 auf die Bremer traf. Schier frustrierend war die Resonanz beim Nord-Derby: 17.000 in Bremen (3:1), immerhin 27.000 in Hannover (2:1). Die Einnahmen von 2,8 Millionen DM dienten dem Zweitligisten der Schuldentilgung, aber nach 180 Minuten gegen den großen Nachbarn aus der Hansestadt war der Traum von Europa geplatzt.

Für fast sechs Jahre war es das letzte deutsche Duell, dann ging es plötzlich auf der Bühne der Champions League weiter. Mit der Paarung, die uns auch Samstag in den Bann zieht. Titelverteidiger Borussia Dortmund und Meister Bayern München trafen sich im Viertelfinale. Es fiel nur ein Tor, was nicht verwundert, kamen doch beide Trainer (Trapattoni und Scala) aus Italien.

Bayerns innerdeutsche Champions-League-Duelle

In München endete es 0:0, in Dortmund dauerte es an jenem 18. März 1998 bis zur 109. Minute, ehe Stephané Chapuisat auf Vorlage von Michael Zorc Oliver Kahn zum Tor des Tages überwand. Es reichte gegen harmlose Bayern, die nunmehr 545 Minuten ohne Tor waren. Diesmal waren beide Spiele ausverkauft – erstmals bei einem deutschen Duell im Europacup.

Exakt ein Jahr später trafen die Münchner auf Sensations-Meister 1. FC Kaiserslautern, der es bis ins Viertelfinale geschafft hatte. In München legten sie ein 2:0 vor, auf dem von ihnen einst so gefürchteten Betzenberg wurde es noch einfacher: 4:0 für die Gäste, schon zur Pause war alles klar! Ausgerechnet der Ex-Lauterer Mario Basler verhöhnte den Gegner, indem er Mätzchen machte und auf den Ball stieg.

An den beiden bis dato letzten Liga-Duellen war der HSV beteiligt - jeweils im Uefa-Pokal. Und jeweils zogen die Hanseaten den Kürzeren. 2008 unterlagen sie im Viertelfinale bei Bayer Leverkusen durchaus aussichtsreich mit 0:1, erst spät traf Theofanis Gekas. Ein Online-Portal schrieb: "In den ersten 45 Minuten spielten die 22 Akteure, als wollten sie die 22.500 Zuschauer in die Flucht treiben." Im Rückspiel drohte zunächst Langeweile, Bayer führte nach einer Stunde mit 2:1. Dann drehte der HSV noch mal auf, aber wegen der Auswärtstor-Regelung waren die Treffer von Rafael van der Vaart und Paulo Guerero zu wenig. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", gestand Bayer-Coach Michael Skibbe.

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2009: Papierkugel entscheidet Nordderby

Im Frühjahr 2009 kam es in der letzten Uefa-Cup-Saison – danach wurde die Europa League geboren – zum legendären hanseatischen Derby im Halbfinale, das auch noch eingebettet war in Pokal- und Bundesliga-Spiele. Vier Derbys binnen 18 Tagen – einmalig. Nachdem Werder zunächst in Hamburg im Pokal glücklich weiter gekommen war (im Elfmeterschießen), stieg am 30. April das erste Uefa-Cup-Halbfinale in Bremen. Der HSV nahm Revanche, Trochowskis Tor reichte zum Sieg und verschaffte eine gute Ausgangsposition. Am 7. Mai 2009 sah es zunächst noch besser aus, als Ivica Olic zum 1:0 einschoss. Doch Diego glich alsbald aus und so blieb es bis zur 66. Minute beim 1:1, dann traf Claudio Pizarro zum 1:2.

Dann ereignete sich eine aberwitzige Szene, die keinem Regisseur eingefallen wäre. Eine Papierkugel, Bestandteil einer Choreographie, sorgte dafür, dass dem HSV-Verteidiger Gravgaard der Ball versprang und ohne Not eine Ecke provozierte. Aus der entsprang prompt das 1:3 durch Frank Baumann, das 2:3 von Olic kam zu spät. Wieder war der HSV an der Auswärtstor-Regel gescheitert – und an einer Papierkugel, die heute im Werder-Museum liegt. Sage noch einer, Bundesliga-Duelle im Europapokal seien uninteressant. Heute sagt das bestimmt keiner.