"Trainer brauchen die volle Rückendeckung des Vereins"

Sie sind das erfolgreichste Doppelzimmer in der Geschichte der Hennes-Weisweiler-Akademie. Markus Babbel und Christian Ziege wurden 1996 in England Europameister mit der Nationalmannschaft, und auch auf Klubebene holten sie etliche große Titel gemeinsam: zwei Deutsche Meisterschaften mit dem FC Bayern München, den UEFA-Cup 1996 mit dem deutschen und 2001 mit dem englischen Rekordmeister FC Liverpool.

Nun arbeiten die beiden "Spezis" wieder zusammen am Erfolg, wenn auch diesmal in erster Linie auf der Schulbank. An der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln machen sie zurzeit ihren Fußball-Lehrer, die höchste Trainer-Lizenz im deutschen Fußball und gleichbedeutend mit der UEFA-Pro-Lizenz - damit dürfen sie nach erfolgreicher Prüfung Ende März 2010 auch jeden Verein in Europas Topligen trainieren.

In Markus Babbels Fall ist das wohl eher eine theoretische Überlegung - der 37-jährige Teamchef hat den VfB Stuttgart als Novize auf der Trainerbank gleich in die diese Woche beginnende Champions League geführt und ist bei den Schwaben unumstritten. Seinen gleichaltrigen Kollegen würde er in seinem Trainerteam gern aufnehmen, "aber eigentlich halte ich Christian für einen Cheftrainer-Typen", so Babbel im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche".

Ziege wiederum erzählt im ersten Teil des Doppelinterviews mit Redakteur Christian Müller von seiner schwierigen Zeit im Vorjahr, als er die Ausbildung in Köln abbrechen musste: "Ich würde die Entscheidung heute sicher überdenken."

Frage: Herr Babbel, Herr Ziege, Sie haben gerade ein einwöchiges Rhetorikseminar im Westerwald absolviert. Was können so ausgebuffte Medienprofis wie Sie da überhaupt noch lernen?

Markus Babbel: Natürlich sind da schon Tipps und Kniffe dabei, die ich noch nicht kenne. Und wenn es in manchen Dingen nur die Bestätigung dafür ist, dass ich es bisher schon ganz gut gemacht habe, ist das auch okay - aber ich kann schon noch etwas lernen.

Christian Ziege: Ich sehe es genauso: Wie immer im Leben gibt es genug, was man noch nicht weiß. Und bei meiner Arbeit als Sportdirektor in Mönchengladbach musste ich anders sprechen, als es Trainer tun. Da hatte ich Verantwortung für einen größeren Bereich und konnte nicht immer alles so ansprechen, wie ich es eigentlich wollte, weil das aus der Warte des Vereins nicht ging. Insofern erlebe ich jetzt eine ganz neue Situation.

Babbel und Ziege in der Hennes-Weisweiler-Akademie

Frage: Sie sprechen Ihre Gladbacher Zeit an: Verpflichtungen dort zwangen Sie im Oktober 2008 dazu, den Fußball-Lehrer-Lehrgang nach drei Monaten abzubrechen. Jetzt sind Sie wieder in Köln. Was ist anders?

Ziege: Im vergangenen Jahr ging die Ausbildung von Montagmittag bis Donnerstagabend, jetzt von Montagmorgen bis Mittwochabend. Es ist komprimierter und eine Menge an Lehrstoff, der da reingepackt wird. Und es endet ja auch nicht mit den drei Tagen, sondern es muss nachgearbeitet und vorbereitet werden. Insgesamt eine sehr anspruchsvolle Ausbildung, die aber mit dem Trainerschein belohnt wird.

Frage: Haben Sie den Abbruch 2008 schon bereut? Sie könnten schon Bundesliga-Trainer sein...

Ziege: Klar war das schwierig, und ich würde das heute sicher überdenken. Das Problem war, dass wir mit der Borussia akut gefährdet und im Tabellenkeller der Bundesliga waren. Jede Argumentation, die meine Person betraf, wäre so gegangen: Der Ziege ist Sportdirektor, der hat sich um den Verein zu kümmern - stattdessen kümmmert er sich darum, sich zum Trainer ausbilden zu lassen. Dem Argument musste ich vorgreifen, deshalb habe ich mich wohl oder übel so entschieden, wie ich es getan habe.

Frage: Auch Ihre Anwesenheit in der Weisweiler-Akademie ist unter besonderen Umständen zustande gekommen, Herr Babbel. Haben Sie sich mit der Doppelbelastung arrangieren können?

Babbel: Es gab ja keine andere Möglichkeit. Fakt war, dass ich den Schein machen muss, um Cheftrainer bleiben zu dürfen. Wir haben das lange im Verein diskutiert, der VfB unterstützt mich zu 100 Prozent. Und ich habe das große Glück zu wissen, dass ich Leute im Hintergrund habe, die alles dafür tun, dass das Ganze läuft. Ich habe auch der Mannschaft klipp und klar gesagt, dass die Situation kein Alibi ist, sondern im Gegenteil ein Ansporn für uns alle. Ich ziehe das mit vollstem Engagement durch, mit allem, was mein Körper hergibt.

Frage: Haben Sie sich darüber schon mal mit Holger Stanislawski unterhalten? Er war im letzten Lehrgang in vergleichbarer Situation und trotzdem Musterschüler: Er war hier Lehrgangsbester und hat gleichzeitig mit St. Pauli die Klasse er- und seinen Job behalten.

Babbel: Ja, ich habe mich mit ihm und Manager Helmut Schulte unterhalten. Entscheidend war, dass der Verein absolut hinter Holger stand. Der Manager hat mir bestätigt: Es hätte kommen können, was wollte - sie hätten an Holger Stanislawski festgehalten. Das ist die perfekte Ausgangssituation.

Frage: Und dieses Gefühl haben Sie in Stuttgart auch?

Babbel: Ja! Man weiß natürlich nie, wie es ist, wenn es mal richtig brennt - aber ich spüre die volle Rückendeckung des Vereins. Wirklich jeder hilft dabei, dass alles funktioniert. Das ist die beste und einzige Basis, um die nicht einfache Situation zu bewältigen.

Frage: Markus Babbel ist der einzige Bundesliga-Chefcoach im aktuellen Lehrgang. Macht das einen Unterschied im Umgang mit ihm?

Ziege: Nein, wir kennen uns schon so lange, da spielt das doch keine Rolle. Man muss auch sagen, dass wir Teilnehmer haben, die in der 2. Bundesliga und 3. Liga arbeiten - die haben die gleichen Probleme. Auch die brauchen die Rückendeckung ihrer Vereine, vor allem dann, wenn die Ergebnisse mal nicht so stimmen. Die Rückendeckung hatte zum Beispiel ein Christian Wück in der vergangenen Rückrunde nicht und wurde in Ahlen entlassen.

Frage: Sie haben gemeinsam als Spieler viel erlebt und Titel geholt. Erlebnisse, die auch für die Trainerausbildung verbinden?

Babbel: Ja, natürlich. Wir waren schon bei der Beobachtung der U 21-EM in Schweden auf einem Zimmer, jetzt im Westerwald erneut. Da kommen die gemeinsam erlebten Geschichten immer mal wieder hoch. Es war schön für mich, mit Christian gleich einen Fixpunkt zu haben, als ich neu hierhin kam. Wobei ich sagen muss: Es ist eine harmonische Gruppe. Die Jungs haben schnell gemerkt, dass wir ganz normal sind, auch wenn wir ein paar Spiele in der Bundesliga und Nationalmannschaft gemacht haben.

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Sie sind das erfolgreichste Doppelzimmer in der Geschichte der Hennes-Weisweiler-Akademie. Markus Babbel und Christian Ziege wurden 1996 in England Europameister mit der Nationalmannschaft, und auch auf Klubebene holten sie etliche große Titel gemeinsam: zwei Deutsche Meisterschaften mit dem FC Bayern München, den UEFA-Cup 1996 mit dem deutschen und 2001 mit dem englischen Rekordmeister FC Liverpool.

Nun arbeiten die beiden "Spezis" wieder zusammen am Erfolg, wenn auch diesmal in erster Linie auf der Schulbank. An der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln machen sie zurzeit ihren Fußball-Lehrer, die höchste Trainer-Lizenz im deutschen Fußball und gleichbedeutend mit der UEFA-Pro-Lizenz - damit dürfen sie nach erfolgreicher Prüfung Ende März 2010 auch jeden Verein in Europas Topligen trainieren.

In Markus Babbels Fall ist das wohl eher eine theoretische Überlegung - der 37-jährige Teamchef hat den VfB Stuttgart als Novize auf der Trainerbank gleich in die diese Woche beginnende Champions League geführt und ist bei den Schwaben unumstritten. Seinen gleichaltrigen Kollegen würde er in seinem Trainerteam gern aufnehmen, "aber eigentlich halte ich Christian für einen Cheftrainer-Typen", so Babbel im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche".

Ziege wiederum erzählt im ersten Teil des Doppelinterviews mit Redakteur Christian Müller von seiner schwierigen Zeit im Vorjahr, als er die Ausbildung in Köln abbrechen musste: "Ich würde die Entscheidung heute sicher überdenken."

Frage: Herr Babbel, Herr Ziege, Sie haben gerade ein einwöchiges Rhetorikseminar im Westerwald absolviert. Was können so ausgebuffte Medienprofis wie Sie da überhaupt noch lernen?

Markus Babbel: Natürlich sind da schon Tipps und Kniffe dabei, die ich noch nicht kenne. Und wenn es in manchen Dingen nur die Bestätigung dafür ist, dass ich es bisher schon ganz gut gemacht habe, ist das auch okay - aber ich kann schon noch etwas lernen.

Christian Ziege: Ich sehe es genauso: Wie immer im Leben gibt es genug, was man noch nicht weiß. Und bei meiner Arbeit als Sportdirektor in Mönchengladbach musste ich anders sprechen, als es Trainer tun. Da hatte ich Verantwortung für einen größeren Bereich und konnte nicht immer alles so ansprechen, wie ich es eigentlich wollte, weil das aus der Warte des Vereins nicht ging. Insofern erlebe ich jetzt eine ganz neue Situation.

Babbel und Ziege in der Hennes-Weisweiler-Akademie

Frage: Sie sprechen Ihre Gladbacher Zeit an: Verpflichtungen dort zwangen Sie im Oktober 2008 dazu, den Fußball-Lehrer-Lehrgang nach drei Monaten abzubrechen. Jetzt sind Sie wieder in Köln. Was ist anders?

Ziege: Im vergangenen Jahr ging die Ausbildung von Montagmittag bis Donnerstagabend, jetzt von Montagmorgen bis Mittwochabend. Es ist komprimierter und eine Menge an Lehrstoff, der da reingepackt wird. Und es endet ja auch nicht mit den drei Tagen, sondern es muss nachgearbeitet und vorbereitet werden. Insgesamt eine sehr anspruchsvolle Ausbildung, die aber mit dem Trainerschein belohnt wird.

Frage: Haben Sie den Abbruch 2008 schon bereut? Sie könnten schon Bundesliga-Trainer sein...

Ziege: Klar war das schwierig, und ich würde das heute sicher überdenken. Das Problem war, dass wir mit der Borussia akut gefährdet und im Tabellenkeller der Bundesliga waren. Jede Argumentation, die meine Person betraf, wäre so gegangen: Der Ziege ist Sportdirektor, der hat sich um den Verein zu kümmern - stattdessen kümmmert er sich darum, sich zum Trainer ausbilden zu lassen. Dem Argument musste ich vorgreifen, deshalb habe ich mich wohl oder übel so entschieden, wie ich es getan habe.

Frage: Auch Ihre Anwesenheit in der Weisweiler-Akademie ist unter besonderen Umständen zustande gekommen, Herr Babbel. Haben Sie sich mit der Doppelbelastung arrangieren können?

Babbel: Es gab ja keine andere Möglichkeit. Fakt war, dass ich den Schein machen muss, um Cheftrainer bleiben zu dürfen. Wir haben das lange im Verein diskutiert, der VfB unterstützt mich zu 100 Prozent. Und ich habe das große Glück zu wissen, dass ich Leute im Hintergrund habe, die alles dafür tun, dass das Ganze läuft. Ich habe auch der Mannschaft klipp und klar gesagt, dass die Situation kein Alibi ist, sondern im Gegenteil ein Ansporn für uns alle. Ich ziehe das mit vollstem Engagement durch, mit allem, was mein Körper hergibt.

Frage: Haben Sie sich darüber schon mal mit Holger Stanislawski unterhalten? Er war im letzten Lehrgang in vergleichbarer Situation und trotzdem Musterschüler: Er war hier Lehrgangsbester und hat gleichzeitig mit St. Pauli die Klasse er- und seinen Job behalten.

Babbel: Ja, ich habe mich mit ihm und Manager Helmut Schulte unterhalten. Entscheidend war, dass der Verein absolut hinter Holger stand. Der Manager hat mir bestätigt: Es hätte kommen können, was wollte - sie hätten an Holger Stanislawski festgehalten. Das ist die perfekte Ausgangssituation.

Frage: Und dieses Gefühl haben Sie in Stuttgart auch?

Babbel: Ja! Man weiß natürlich nie, wie es ist, wenn es mal richtig brennt - aber ich spüre die volle Rückendeckung des Vereins. Wirklich jeder hilft dabei, dass alles funktioniert. Das ist die beste und einzige Basis, um die nicht einfache Situation zu bewältigen.

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Frage: Markus Babbel ist der einzige Bundesliga-Chefcoach im aktuellen Lehrgang. Macht das einen Unterschied im Umgang mit ihm?

Ziege: Nein, wir kennen uns schon so lange, da spielt das doch keine Rolle. Man muss auch sagen, dass wir Teilnehmer haben, die in der 2. Bundesliga und 3. Liga arbeiten - die haben die gleichen Probleme. Auch die brauchen die Rückendeckung ihrer Vereine, vor allem dann, wenn die Ergebnisse mal nicht so stimmen. Die Rückendeckung hatte zum Beispiel ein Christian Wück in der vergangenen Rückrunde nicht und wurde in Ahlen entlassen.

Frage: Sie haben gemeinsam als Spieler viel erlebt und Titel geholt. Erlebnisse, die auch für die Trainerausbildung verbinden?

Babbel: Ja, natürlich. Wir waren schon bei der Beobachtung der U 21-EM in Schweden auf einem Zimmer, jetzt im Westerwald erneut. Da kommen die gemeinsam erlebten Geschichten immer mal wieder hoch. Es war schön für mich, mit Christian gleich einen Fixpunkt zu haben, als ich neu hierhin kam. Wobei ich sagen muss: Es ist eine harmonische Gruppe. Die Jungs haben schnell gemerkt, dass wir ganz normal sind, auch wenn wir ein paar Spiele in der Bundesliga und Nationalmannschaft gemacht haben.