"Trainer-Ausbildung in Köln ist wirklich sehr gut"

DFB.de: Herr Babbel, würden Sie den Spieler Christian Ziege gerne im Kader haben?

Babbel: Nee, dem Kerl hätte ich einen Tritt in den Allerwertesten gegeben (lacht). Christian war ein begnadeter Fußballer, er war laufstark, er war schnell, er hatte einen überragenden linken und einen sehr guten rechten Fuß. Er war kopfballstark und technisch versiert. Er hat alles gehabt.

DFB.de: Aber?

Babbel: Wenn man sich die Laufbahn von Christian anschaut, dann sieht man, dass er eine erfolgreiche Karriere hinter sich hat. Wenn man ihn kennt, dann weiß man aber auch, dass er, wenn er nicht ganz so faul gewesen wäre, noch mehr hätte erreichen können.

DFB.de: Und Herr Ziege, würden Ihnen der Spieler Markus Babbel im Kader von Arminia Bielefeld gefallen?

Ziege: Unbedingt. Für mich war bei Markus beeindruckend, dass er immer alles gegeben hat. Überragend und exemplarisch waren seine Leistungen bei der Europameisterschaft 1996. Er wurde im ersten Spiel eingewechselt, weil sich Jürgen Kohler verletzt hat. Es war keine einfache Situation für Markus. Und was macht er? Er spielt das ganze Turnier in einer Art und Weise, die absolut phänomenal war. Man konnte sich auf Markus immer verlassen, deswegen, na klar, einen Spieler wie Markus will jeder Trainer gerne in seinem Team haben.

DFB.de: Sie haben auf Ihrem sportlichen Weg viele Stationen geteilt. Wo hatten Sie die schönste gemeinsame Zeit?

Babbel: Privat mit Sicherheit in Liverpool, weil wir uns dort sehr nahe gekommen und Freunde geworden sind. Sportlich natürlich die Zeit bei Bayern München. Wir haben dort tolle Erfolge gefeiert, Christian war ein überragender linker Verteidiger, ich habe meine Position gefunden. Sportlich hat in München wirklich alles gepasst, privat in Liverpool.



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Der eine ist Trainer in Bielfeld, der andere in Berlin. Markus Babbel hat mit Hertha BSC den Aufstieg als Ziel, Christian Ziege will mit Bielefeld "leidenschaftlichen" Fußball zeigen. Unterschiedliche Voraussetzungen, unterschiedliche Typen, die in ihrer fußballerischen Vita viele Überschneidungen haben.

Am gestrigen Sonntag standen Sie sich zum ersten Mal als Kontrahenten an der Linie gegenüber, beim 3:1 über Bielefeld wurde Hertha seiner Favoritenrolle gerecht. Im DFB.de-Interview mit Onlineredakteur Steffen Lüdeke reden die beiden Fußball-Lehrer, Ex-Nationalspieler und Europameister von 1996 über sportliche und private Unterschiede, ihre Ziele mit ihren Vereinen und darüber, wie aus anfänglicher Abneigung eine enge Freundschaft entstanden ist.

DFB.de: Christian Ziege, Markus Babbel. Wie bewerten Sie die 90 Minuten im Berliner Olympiastadion?

Markus Babbel: Wir sind sehr gut aus den Startlöchern gekommen. Die Mannschaft war von Anfang an sehr aggressiv und darüber hinaus sehr erfolgreich. Wichtig war, dass wir vor solch einem tollen Publikum ein Ausrufezeichen setzen konnten.

Christian Ziege: Hertha hat das Spiel verdient gewonnen. Meine Mannschaft hat nicht das umgesetzt, was wir uns am Anfang vorgenommen hatten. Das Spiel war eigentlich nach sieben Minuten gelaufen. Wir haben jetzt drei Spiele verloren, jetzt heißt es für uns, noch mehr zu arbeiten.

DFB.de: Das Spiel war Ihr erstes Aufeinandertreffen als Trainer. Von welchem Trainer haben Sie in Ihrer Karriere am meisten gelernt?

Babbel: Gelernt im klassischen Sinn habe ich am meisten von Giovanni Trapattoni. Was Technik und Taktik betrifft, hat er mich sehr viel weiter gebracht. Er hat sich damals in München viel mit jungen Spielern beschäftigt, ich war ein junger Spieler. Auch die Arbeit mit Ottmar Hitzfeld war für mich eine ganz prägende Erfahrung. Bei ihm hat mir die Art und Weise, wie er mit der Mannschaft umgegangen ist, sehr imponiert. Ich hatte insgesamt das große Glück, viele gute Trainer in meiner Karriere erlebt zu haben. Und auch wenn mir ein Trainer mal nicht so gut gefallen hat, dann ist auch dies für meine Tätigkeit als Trainer hilfreich. Denn so weiß ich, an welchen Stellen ich gewisse Dinge anders und besser machen will.

Ziege: Stimmt. Egal ob gut oder schlecht – im Nachhinein nimmt man immer etwas mit. Jeder Trainer hat seine Stärken, aber generell würde ich die italienischen Trainer und insbesondere Fabio Capello nennen. Bei ihm war sehr viel Substanz dahinter. Man hat gemerkt, dass er wusste, wovon er spricht. Bei ihm hatte jede Trainingseinheit einen Sinn. Und er war gut darin, den Spielern diesen Sinn zu vermitteln und sie von seinen Ideen zu überzeugen.

DFB.de: Herr Babbel, würden Sie den Spieler Christian Ziege gerne im Kader haben?

Babbel: Nee, dem Kerl hätte ich einen Tritt in den Allerwertesten gegeben (lacht). Christian war ein begnadeter Fußballer, er war laufstark, er war schnell, er hatte einen überragenden linken und einen sehr guten rechten Fuß. Er war kopfballstark und technisch versiert. Er hat alles gehabt.

DFB.de: Aber?

Babbel: Wenn man sich die Laufbahn von Christian anschaut, dann sieht man, dass er eine erfolgreiche Karriere hinter sich hat. Wenn man ihn kennt, dann weiß man aber auch, dass er, wenn er nicht ganz so faul gewesen wäre, noch mehr hätte erreichen können.

DFB.de: Und Herr Ziege, würden Ihnen der Spieler Markus Babbel im Kader von Arminia Bielefeld gefallen?

Ziege: Unbedingt. Für mich war bei Markus beeindruckend, dass er immer alles gegeben hat. Überragend und exemplarisch waren seine Leistungen bei der Europameisterschaft 1996. Er wurde im ersten Spiel eingewechselt, weil sich Jürgen Kohler verletzt hat. Es war keine einfache Situation für Markus. Und was macht er? Er spielt das ganze Turnier in einer Art und Weise, die absolut phänomenal war. Man konnte sich auf Markus immer verlassen, deswegen, na klar, einen Spieler wie Markus will jeder Trainer gerne in seinem Team haben.

DFB.de: Sie haben auf Ihrem sportlichen Weg viele Stationen geteilt. Wo hatten Sie die schönste gemeinsame Zeit?

Babbel: Privat mit Sicherheit in Liverpool, weil wir uns dort sehr nahe gekommen und Freunde geworden sind. Sportlich natürlich die Zeit bei Bayern München. Wir haben dort tolle Erfolge gefeiert, Christian war ein überragender linker Verteidiger, ich habe meine Position gefunden. Sportlich hat in München wirklich alles gepasst, privat in Liverpool.

Ziege: Da kann ich mich nur anschließen. Was den Fußball angeht, war für uns neben der Zeit in München natürlich die EM 1996 die wichtigste und schönste Zeit. Aber privat gibt es kein besseres Erlebnis, als unsere gemeinsamen Monate in Liverpool.

DFB.de: Was hat die Zeit in Liverpool so schön gemacht?

Ziege: Da muss ich ein wenig weiter ausholen. Wir hatten in München privat nur wenige Berührungspunkte, weil wir völlig verschiedene Ansichten hatten…

Babbel: Sag es halt Christian. Wir haben uns nicht leiden können.

Ziege: Ja. In der Münchner Zeit waren wir absolute Gegenpole. Wir haben bei Bayern unsere Arbeit gemacht, hatten aber außerhalb rein gar nichts miteinander zu tun und konnten nach dem Training nicht schnell genug getrennte Wege gehen. Markus war so gar nicht die Art Mensch, mit der ich mich privat umgeben wollte. Umgekehrt ging es ihm genau so.

Babbel: Stimmt. Für mich war Christian ein oberflächlicher Schnösel, der sein Talent verschleudert und nicht verstanden hat, wie man sich als Profi verhalten muss (lacht).

DFB.de: Dann waren Sie nicht sonderlich froh, als Christian Ziege Ihnen im Jahr 2000 nach Liverpool gefolgt ist. Was haben Sie gedacht, als Sie von dem Transfer gehört haben?

Babbel: Du lieber Himmel, jetzt kommt der schon wieder.

DFB.de: Heute sind Sie gut befreundet. Wie hat sich das ergeben?

Ziege: Es fing damit an, dass nicht nur Markus, sondern auch Didi Hamann in Liverpool gespielt hat. Für mich gab es also kein Grund, nicht dorthin zu gehen, nur weil Markus auch da ist. Das wäre ja auch albern gewesen.

DFB.de: Das beschreibt ja immer noch keine Freundschaft.

Ziege: Es wurde auch erst später eine Freundschaft daraus. Willst du erzählen, Markus?

Babbel: Nö, mach Du mal. Ich höre gerne zu.

Ziege: Ich weiß das noch ziemlich genau. Es war ungefähr drei Monate, nachdem ich in Liverpool angekommen. Ich habe mich nicht sonderlich wohl gefühlt. In der Stadt nicht. Und auch sonst nicht. Es hat ständig geregnet, und ich saß ziemlich viel alleine in meinem Hotelzimmer.

Babbel: Es ging Christian nicht gut, dass haben wir alle in der Mannschaft so wahrgenommen. Sogar ich. Also habe ich mich irgendwann überwunden und zum Telefonhörer gegriffen.

Ziege: Es war ein Sonntag, als mich Markus auf meinem Hotelzimmer angerufen und zu sich eingeladen hat. Ich hab gesagt: "Nee, ich kann nicht kommen, meine Schwiegereltern sind da." Da hat er gesagt: "Komm lad sie ein, bring sie mit." Zu meiner Verwunderung hat er das dann wirklich gemacht. Und was ist passiert? Wir hatten einen überragenden Nachmittag mit unseren Familien. Das wird der Markus genau so erzählen.

Babbel: Ja, es war wirklich erstaunlich. Alles, was uns vorher unterschieden hat, war auf einmal nicht mehr da.

Ziege: Und wie es der Zufall will, habe ich wenig später ein Haus gefunden, dass direkt neben dem von Markus lag. Es war auf einmal ein sensationelles Verhältnis, die Familien haben sich ständig ausgetauscht, wir haben viel Zeit miteinander verbracht und sind Freunde geworden. Es war für mich deswegen sehr schade, dass ich bereits nach neun Monaten wieder gehen musste - nicht nur sportlich.

DFB.de: Haben Sie aus dieser Erfahrung gelernt, dass unterschiedliche Charaktertypen dennoch eine gute Kombination ergeben können?

Ziege: Im Rückblick glaube ich aber gar nicht, dass wir vom Wesen so verschieden sind. Insbesondere auf die Bayern-Zeit bezogen. Es war vielmehr so, dass die Auffassungen vom Leben und auch die Lebenssituationen zu dieser Zeit einfach unterschiedlich waren. Markus war verheiratet, hatte zwei Kinder. Ich war mehr oder weniger Single. Überzeugt. Allein daraus ergaben sich schon unterschiedliche Auffassungen. Aber ich denke nicht - insbesondere je länger wir uns kennen -, dass wir völlig verschiedene Charaktere haben. Sonst könnten wir uns nicht so gut verstehen.

DFB.de: Vor dieser Saison haben Sie an der Hennes-Weisweiler-Akademie ihre Fußball-Lehrer-Lizenz erworben. In der Abschlussnote gehörte Christian Ziege als Dritter zu den besten Absolventen. Wundert Sie das, Herr Babbel?

Babbel: Nein, überhaupt nicht. Ich bin sehr stolz auf ihn und auch stolz darauf, dass einer aus der Fußballzunft, einer der aktiv sehr, sehr gut gespielt hat, es geschafft hat, dort den dritten Platz zu belegen. Das ist eine sensationelle Leistung. Aber überrascht hat mich das nicht. Ich kenne den Christian, er ist unheimlich ehrgeizig. Mittlerweile jedenfalls. Er hat sich akribisch auf die Prüfungen vorbereitet, und es freut mich einfach, dass einer aus der Praxis den dritten Platz gemacht hat.

DFB.de: Sie hatten Vorsprung, Herr Ziege. Schon im Vorjahr hatten Sie einige Monate den Unterricht besucht, die Ausbildung dann aber wegen Ihrer Verpflichtungen als Sportdirektor in Mönchengladbach abgebrochen. Haben Sie sich deswegen zu Beginn des Kurses gelangweilt?

Ziege: Am Anfang sind viele Themen unterrichtet worden, die ich schon kannte. Aber ich muss auch sagen, dass die ganze Zeit mit unserem Kurs richtig viel Spaß gemacht hat. Wir hatten einen unglaublichen Zusammenhalt. Für mich war natürlich auch schön, dass Markus diesmal im Lehrgang dabei war.

DFB.de: Herr Babbel, Herr Ziege, war es für Sie manchmal merkwürdig, wieder die Schulbank drücken zu müssen?

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Babbel: Eine Katastrophe war das. Insbesondere, wenn man so gestrickt ist wie ich. Ich bin jemand, der sich auf dem Platz wohlfühlt, sich aber sehr schwer tut, lange still zu sitzen. Es hat unheimlich viel Energie und Kraft gekostet, aber jetzt bin ich natürlich stolz, dass ich es geschafft habe. Ich habe durch den Lehrgang viele wichtige Erkenntnisse hinzu gewonnen, die Ausbildung ist wirklich sehr gut. Man ist danach besser auf den Trainerjob vorbereitet als vorher.

Ziege: Das geht mir genau so. Ich habe in den zehn Monaten der Ausbildung viele neue Erfahrungen gemacht und viele interessante Menschen kennengelernt.

DFB.de: Wie Mario Himsl und Ralf Santelli, die mittlerweile als Ihre Co-Trainer in Bielefeld fungieren.

Ziege: Richtig, beide habe ich während der Ausbildung kennen und sehr schätzen gelernt. Sie sind absolute Experten und bereichern unser Team enorm.

DFB.de: Herr Babbel, Ihr Ziel in Berlin ist klar formuliert: Aufstieg. Ihr Kader ist der teuerste und beste der Liga. Was muss alles schiefgehen, damit Hertha den Aufstieg nicht schafft?

Babbel: Der Aufstieg wird kein Selbstläufer, das haben wir auch in den drei Spielen bislang gesehen. Sehr wichtig ist die richtige Einstellung. Das hat die Mannschaft bisher sehr gut umgesetzt. Gegen uns wird jeder hoch motiviert und mit vollem Kampfgeist antreten. Diesen Kampf müssen wir annehmen, spielerisch haben wir sicher die Qualität zum Aufstieg.

DFB.de: Herr Ziege, wie sicher sind Sie, dass Hertha in der Saison 2011/2012 wieder in der ersten Liga spielt?

Ziege: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Hertha BSC in dieser Saison zu den besten drei Teams in der 2. Bundesliga gehören wird, außerdem halte ich Markus für einen sehr guten Trainer.

DFB.de: Und wann spielen Sie mit Bielfeld das erste Duell gegen Markus Babbel in der Bundesliga?

Ziege: Der Aufstieg steht in dieser Saison bei uns nicht im Fokus. Für Arminia Bielefeld geht es einzig um die sportliche und finanzielle Konsolidierung. Aber klar ist auch, dass ein Verein wie Bielefeld irgendwann die Bundesligazugehörigkeit anstreben muss. Ich hoffe, dass Markus und ich beide dann noch in ihrem jetzigen Amt sind (lacht).