Torschütze und Vorbereiter mit 17: Als Toni Kroos die Bayern rettete

27. Oktober

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Nur im Norden gibt es ein torloses Spiel, zwischen Altona und Holstein Kiel. Kein Tabellenführer wird gestürzt, aber nur zwei gewinnen. Südwest-Primus FK Pirmasens gewinnt das mit Spannung erwartete Spitzenspiel gegen Meister 1. FC Kaiserslautern mit 4:3, 20.000 Zuschauer am "Horeb" sehen drei FKP-Tore von Helmut Kapitulski. Das entscheidende 4:3 nach Fritz Walters Ausgleich erzielt jedoch Heini Seebach per Kopf. "Ein Unentschieden wäre meines Erachtens gerechter gewesen", sagt FCK-Trainer Richard Schneider. Im Norden sorgt Uwe Seeler – wer sonst? – für den 1:0-Sieg des HSV bei Hannover 96, vor 40.000 im Niedersachsen-Stadion. Da Lokalrivale FC St. Pauli den VfL Osnabrück 3:1 schlägt, enteilt der HSV schon um vier Punkte – vor Außenseitertipp Phönix Lübeck. Eintracht Braunschweig gewinnt das Prestigeduell gegen Werder Bremen 3:2. Im Süden dagegen muss der 1. FC Nürnberg bei Eintracht Frankfurt Federn lassen, nach der 1:2-Niederlage gegen seinen schärfsten Verfolger beträgt der Vorsprung nur noch einen Punkt. Vor 35.000 schießen Richard Kreß und Erich Geiger ein 2:0 heraus, Max Morlock kann nur noch verkürzen.

Im Westen kann sich Alemannia Aachen bei fünf Punkten Vorsprung ein 1:1 in Wuppertal leisten, es ist erst das zweite nicht gewonnene Spiel des Spitzenreiters, der mit Vergnügen die Meldung der Meidericher Pleite in Sodingen (1:2) registriert. Auch das 1:1 von Meister Borussia Dortmund gegen Westfalia Herne spielt Alemannia in die Karten. Neuer Zweiter ist nun Schalke, das den höchsten Sieg des Sonntags zustande bringt: 7:1 gegen RW Oberhausen, dreimal trifft Manfred Kreuz.
An diesem Sonntag läuft auch die Sperre für die nach dem Volksaufstand 1956 aus Ungarn geflohenen Spieler ab. So debütiert Arpad Fazekas im Tor der Bayern beim 4:1 gegen Kickers Stuttgart, Meszaros dirigiert den Sturm des VfR Mannheim beim 3:1 gegen 1860 München. Die meiste Aufregung gibt es in Hamborn, wo die Polizei den Schiedsrichter nach der 0:1-Heimniederlage der Sportfreunde gegen Viktoria Köln "aus der tobenden Masse herausgeschlagen" hat und ihn dann im Peterwagen aus dem Stadion eskortiert. Auslöser ist der Platzverweis für Hamborns Adolf Schönborn nach einem Revanchefoul an Jean Löring.

Vor 40 Jahren trennt sich der HSV von Trainer Rudi Gutendorf, Nachfolger wird sein Assistent Arkoc Öczan. Offiziell ist es ein Rücktritt, aber er kommt allen gelegen. Ein Spielervotum (15:3 gegen den Trainer) spricht Bände. Gutendorf wird mit 250.000 DM abgefunden.

Vor zehn Jahren wird der 11. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. In den sechs Samstagspartien fallen nur elf Tore, vier davon in Wolfsburg. Der VfL schlägt Nürnberg mit 3:1. Immerhin zwei sehen die Zuschauer in Berlin beim 2:0 ihrer Hertha gegen Bochum. 1:1 endet das Verfolgerduell zwischen Schalke und Bremen, ebenso wie die Partie Arminia Bielefeld – Energie Cottbus. Die Lausitzer sind auch nach elf Spielen sieglos, es hat nur vier längere Serien bis dahin gegeben. Das fehlende Tor schießt Andreas Beck für den kriselnden Meister VfB Stuttgart im Heimspiel gegen Leverkusen, was ihn nicht abheben lässt: "Es ist egal, wer das Tor macht." Dabei ist es sein erstes in der Bundesliga… Hansa Rostock und der KSC trennen sich im Aufsteigerduell 0:0. Kein Tag für Feinschmecker.

28. Oktober

Vor 50 Jahren spielt die Bundesliga. "Wir haben gewonnen", stellt HSV-Trainer Georg Knöpfle nochmal fest, was 16.000 Zuschauer und alle Journalisten im Volkspark-Stadion gesehen haben. Und zwar mit 3:1 gegen den 1. FC Köln, dank eines Doppelschlags von Uwe Seeler entfernt sich der HSV etwas von den Abstiegsplätzen. Wie Knöpfle das findet und was er sonst so denkt, bleibt sein Geheimnis. Beleidigt über die Kritik der letzten Wochen sind ihm nicht mehr als diese drei Worte zu entlocken. Ein früher Ernst Happel, der an gleicher Stelle rund 20 Jahre später oft auch nicht gesprächiger war. Keinen Grund zur Klage hat Max Merkel, dessen Nürnberger auch den Punktrekord nach elf Spieltagen (19:3) brechen, Kaiserslautern mühelos 4:1 abfertigen. Da das Münchner Derby keinen Sieger hat (2:2), hat der Club bereits fünf Punkte Vorsprung auf die Bayern, die wieder mal vergeblich auf Müller-Tore warten. Dieter Koulmann muss einspringen und einen Punkt retten (87.), der daneben greifende Petar Radenkovic im Löwen-Tor steht Pate. Auch Borussia Dortmund fällt zurück, Meister Braunschweig gewinnt dank eines Ulsaß-Treffers erstmals auf Rote Erde 1:0 und pirscht sich auf Platz vier vor. Im Keller gibt es Bewegung, der KSC schlägt überraschend Mönchengladbach (3:2) und übergibt den vorletzten Platz an Neunkirchen (2:2 vs. Frankfurt). Nur Schalke verliert immer weiter, behält nach dem 1:2 in Hannover, für das Jupp Heynckes zum 2:0 trifft, die Rote Laterne. Die defintiv ungemütlichste Partie steigt am Aachener Tivoli, wo die Alemannia, der VfB Stuttgart, das Schiedsrichterteam, die Betreuer und 20.000 Unentwegte peitschendem Regen und Windböen ausgesetzt sind. Dafür entwickelt sich die "Wasserschlacht am Tivoli" sehr unterhaltsam, Aachen gewinnt vor allem dank seines Doppeltorschützen Erwin Hoffmann mit 3:2. Werder Bremen und der MSV Duisburg trennen sich 1:1, wofür sich nur 8500 Personen interessieren.

Vor 40 Jahren gibt es im Freitagsspiel der 2. Liga Süd reichlich Tore und einen Rekord. Der 1. FC Nürnberg schlägt Darmstadt 98 mit 6:4, nachdem die Hessen einen 1:4-Rückstand wettgemacht haben. Doch dann gibt es weitere zwei Elfmeter für Nürnberg, das schon vor der Pause einen erhalten hatte. Horst Weyerich verwandelt alle drei und stellt einen Rekord im deutschen Profifußball auf.

Vor 30 Jahren gewinnt die DDR ihr letztes Spiel in der EM-Qualifikation gegen Norwegen in Magdeburg mit 3:1 (2:1). Ulf Kirsten (2) und Andreas Thom schießen die Tore, die EM-Endrunde verpassen beide Teams.

Vor 20 Jahren gibt es im DFB-Pokal eine Riesensensation. Regionalligist Eintracht Trier wirft nach Uefa-Cup-Sieger Schalke 04 nun auch Champions League-Sieger Borussia Dortmund raus. Nach 90 Minuten im Mosel-Stadion heißt es 2:1 für die Trierer, für die wie gegen Schalke Rudi Thömmes das erste Tor erzielt. Dann holt er den Elfmeter raus, den Marek Czakon zum 2:0 (50.) verwandelt. Jürgen Kohler (53.) kann noch verkürzen, mehr kriegt der mit sechs deutschen Nationalspielern angetretene BVB nicht zustande. Aus im Achtelfinale, 14. In der Bundesliga, die Krise ist nicht mehr wegzuleugnen. Kohler: "Für Borussia Dortmund hat der Abstiegskampf begonnen. Wer das nicht sieht, sollte lieber den Verein wechseln." Sportdirektor Ottmar Hitzfeld hat Mitleid mit seinem Vorgänger auf der Bank: "Scala ist derzeit der ärmste Mensch der Welt." Freude dagegen bei den Trierern nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Aber Kapitän Peter Seufert verspricht: "Wir werden nicht abheben." Sogar das Spitzenspiel der besten Bundesligateams wird vom Trierer Wunder überschattet. Am Abend gewinnt Meister FC Bayern bei Tabellenführer Kaiserslautern mit 2:1, Carsten Jancker verwertet Mehmet Scholls Zuspiel in der 75. Minute zum Siegtor. Die Pfälzer trösten sich mit 503.640 DM als Erlös aus der Liveübertragung in der ARD.

Vor zehn Jahren fällt in den beiden Sonntagsspielen der Bundesliga nur ein Tor. Vincent Kompanys Rechtsschuss bringt dem HSV drei Punkte in Duisburg und Platz zwei ein. Zu den Bayern fehlen noch vier Zähler, die kommen bei Borussia Dortmund nur zu einem 0:0. Der BVB ist und bleibt Elfter, trotzdem spricht Trainer Thomas Doll von "zwei verschenkten Punkten". Die Bayern spielen erstmals seit Ottmar Hitzfelds Rückkehr im Februar 2007 0:0, Michael Rensing vertritt den verletzten Oliver Kahn gut.

29. Oktober

Vor 40 Jahren wird in der Bundesliga ein turbulenter Spieltag ausgetragen. Meister Borussia Mönchengladbach, bis dahin enttäuschend, gewinnt 6:0 in Braunschweig, wo die Eintracht alle Saisonspiele gewonnen hatte. Mann des Tages ist der Däne Allan Simonsen, dem vor der Pause ein Hattrick gelingt. "Schade, Trainer, dass mir so schöne Tore gelungen sind. Das wollte ich wirklich nicht", sagt Simonsen zu Udo Lattek. Eine Anspielung auf den häufig geäußerten Vorwurf, Simonsen spiele gern für die Galerie und wolle am liebsten besonders schöne Tore machen. Mehr Tore fallen in Köln, wo man den neuen, alten Tabellenführer sieht. Der 1. FC schlägt das abgeschlagene Schlusslicht 1860 München mit 6:2 und holt sich Platz eins von den Schalkern zurück. Die haben gegen den HSV quasi schon gewonnen nach zwei Fischer-Treffern, unterschätzen jedoch den Effekt des Trainerwechsels. Mit Öczan für Gutendorf auf der Bank bäumt sich der HSV auf und kommt durch Ferdinand Keller und Peter Nogly noch zu zwei späten Treffern. "Das war ein neuer Anfang", jubelt Libero Manfred Kaltz, "ich bin sicher dass wir bald wieder an frühere schöne Zeiten erinnern." Das würden auch die Bayern gern, doch im Jahr eins nach Beckenbauer durchleben sie düstere Zeiten. Nach der zweiten und bis heute letzten Heimniederlage gegen Hertha BSC (0:2) sind sie "schon in Abstiegsnähe", wie der kicker angesichts von Platz 13 titelt. Bayern-Trainer Dettmar Cramer fand dennoch: "Das Spiel musste nicht verloren werden." Erleichterung bei Kollege Kuno Klötzer, dessen Stuhl nach einer Indiskretion ins Wackeln geraten war. Der Inhalt eines Blauen Briefs des Vorstands war in die Öffentlichkeit geraten, unter anderem wurde Klötzer "zu intensiver Alkoholgenuss" vorgeworfen. Weshalb er das von den Bayern bereitgestellte Bier auf der Pressekonferenz dankend zurückweist, "sonst heißt es gleich wieder…". Während die Hertha der Abstiegszone zu entkommen scheint, hat sich der FC St. Pauli darin festgesetzt, im Heimspiel gegen Kaiserslautern setzt es ein 0:3. Werder Bremen überholt die Kiez-Kicker durch ein 4:2 zuhause gegen Duisburg, bleibt aber auf einem Abstiegsrang da der VfL Bochum ebenfalls siegt (1:0 vs. Stuttgart). Eintracht Frankfurt ist auch nach 13 Spielen noch ohne Unentschieden. In Düsseldorf hält sie bis zur 84. Minute ein 1:1, dann schlägt Fortunas Vorstopper Gerd Zimmermann erneut zu. Keine Sieger gibt es zwischen Saarbrücken und Dortmund (2:2).

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

23. Oktober

Vor 90 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Altona gegen Norwegen und gewinnt mit 6:2. Danach sieht es zur Pause (0:2) keineswegs aus, aber dann reißt sich die Mannschaft von Reichstrainer Otto Nerz zusammen. "Plötzlich ist in ihr der göttliche Funke erwacht", steht in einer Länderspielchronik von 1937, "so hat Deutschland nie gesiegt." Durch Georg Hochgesang (55., 89.), Josef Pöttinger (67., 69.), Hans Kalb (78.) mit 35-Meter-Freistoß und Ludwig Hofmann (82.) kommt die Mannschaft zu sechs Toren binnen 34 Minuten. Bis dahin einmalig! 40.000 Zuschauer applaudieren begeistert und vergessen den Dauerregen an diesem ungemütlichen und doch historischen Nachmittag vor den Toren Hamburgs.

Vor 30 Jahren zittert sich der 1. FC Kaiserslautern in die 3. Pokal-Runde. Zweitligist Blau-Weiß Berlin hält bis zur 88. Minute auf dem Betzenberg ein 3:3, dann erlöst Sergio Allievi die wenigen Zuschauer (9715). Titelverteidiger HSV hat bei den Amateuren von Werder Bremen wenig Mühe und gewinnt 3:1, das Ehrentor im etwas anderen Nord-Derby schießt ein gewisser Dieter Eilts.

Vor 25 Jahren steht es schlecht um den HSV. Nach dem 1:2 gegen Schalke 04 ist das Gründungs-Mitglied der Bundesliga Vorletzter. Allerdings spielt das Team von Trainer Benno Möhlmann ganz hervorragend, weshalb Schalke-Keeper Holger Gehrke gesteht: "Die Hamburger tun mir leid. Da brennen sie ein Feuerwerk ab und sitzen jetzt in der Kabine und trauern." Möhlmann sagt: "Wir haben noch nie so guten Fußball gespielt und lassen den Kopf nicht hängen." In Dresden hat man weniger Mitgefühl an diesem Freitag. Das 1:2 gegen Nürnberg ist die dritte Pleite in Folge für Dynamo, Trainer Klaus Sammer gerät in die Kritik. Manager Reinhard Häfner wählt einen merkwürdigen Vergleich: "So wie unsere Schulden sind, so hat die Mannschaft gespielt." Auch das ist die Bundesliga 1992: Das Spiel zwischen Wattenscheid 09 und Aufsteiger 1. FC Saarbrücken (3:1) wollen nur 3800 Menschen sehen.

Vor 20 Jahren erreicht der VfB Stuttgart das Viertelfinale im Europapokal der Pokalsieger. Wenn auch nicht offiziell, aber "da passiert nichts mehr", versichert Fredi Bobic nach dem 4:0 bei Germinal Ekeren, zu dem er und Jonathan Akpoborie je zwei Tore beisteuern.

Vor zehn Jahren verliert der VfB Stuttgart auch sein drittes Gruppenspiel der Champions League und liegt nach dem 0:2 im Heimspiel gegen Olympique Lyon aussichtslos zurück. Es ist der schlechteste Start einer deutschen Mannschaft in diesem Wettbewerb, den Trainer Armin Veh schon nach der Hälfte des Weges abhakt. "Wir sollten uns jetzt auf die Bundesliga konzentrieren." Eine abfällige Geste von Stürmer Cacau provoziert Konsequenzen, der Vorstand erwirkt eine Entschuldigung. Sportdirektor Horst Heldt: "Es muss eine einmalige Sache gewesen sein. Bei der nächsten Entgleisung gibt es erhebliche Konsequenzen, egal gegen wen."

24. Oktober

Vor 80 Jahren hält der Siegeszug der Breslau-Elf an. Die Nationalmannschaft unter dem neuen Reichstrainer Sepp Herberger gewinnt auch das vierte Spiel nach dem legendären 8:0 gegen Dänemark, diesmal wieder in identischer Formation. 100.000 Zuschauer bejubeln im Olympiastadion Berlin ein 3:0 gegen Norwegen, der Mannheimer Otto Siffling war für alle Tore verantwortlich. Damit ist die Revanche für das Aus bei den Olympischen Spielen im Vorjahr – damals im Berliner Post-Stadion – geglückt. Der kicker zählt noch sechs Pfostentreffer und schreibt: "Wir haben großartig gespielt und klar gewonnen. Wir hatten auch außergewöhnliches Pech für ein Länderspiel. Fünf oder sechs Pfostenschüsse fallen aus dem Rahmen dessen, was man als normal ansehen darf. Siffling hat drei prächtige Tore erzielt und auch wundervoll ohne Ball gespielt."

Vor 30 Jahren wird die 2. Hauptrunde im DFB-Pokal ausgetragen und die bringt eine Sensation. Drittligist Viktoria Aschaffenburg wirft den in der Bundesliga 1987/1988 noch ungeschlagenen 1. FC Köln raus. Das 1:0 ist wahrlich kein schönes Geburtstagsgeschenk für Gäste-Trainer Christoph Daum, der an diesem Samstag 34 Jahre alt wird. "Das ist eine ganz bittere Sache, ich bin maßlos enttäuscht." Der Schalker Ex-Profi Uwe Höfer vermasselt Daum die Party mit seinem Tor und brockt noch jemandem Schwierigkeiten ein. Ein Viktoria-Fan pilgert nun nach Altötting, was er im Falle eines Sieges geschworen hat. Im Bundesliga-Duell zwischen Karlsruhe und Nürnberg muss es nach einem 1:1 Wiederholung geben.

Am selben Tag bestreitet Werder Bremen ein Europacup-Spiel an einem Samstag. Das wegen Nebels ausgefallene Spiel bei Spartak Moskau wird am Pokal-Wochenende in Deutschland nachgeholt. Das Pokalspiel in Wolfsburg muss dafür verlegt werden. Europacup am Samstag und dann noch Minusgrade – Werder findet nicht zu seinem Spiel. Spartak Moskau gewinnt das Hinspiel mit 4:1, nur Manni Burgsmüllers Ehrentor spendet etwas Hoffnung.

Vor 25 Jahren erhält der DFB einen neuen Präsidenten. Auf dem 34. Bundestag in Berlin wird der bisherige Schatzmeister Egidius Braun einstimmig zum Nachfolger des verstorbenen Hermann Neuberger gewählt. Braun sagt: "Es ändert sich für den Menschen Braun gar nichts. Ich lasse mich nicht davon abhalten, sonntags 13 Uhr im Kloster der Augustinerinnen in Aachen-Walheim die Orgel zu spielen zu meinem Wohlbefinden. Ich werde weiterhin für die Kinder in Queretaro und andere soziale Anliegen da sein. Der DFB ist mit 5,5 Millionen Mitgliedern eine große gesellschaftspolitische Bewegung, die Ungeheures bewegen kann." Er steht nun an deren Spitze, vor den neuen Vizepräsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder und Ernst Knoesel. Wichtigste Beschlüsse des Bundestags: Auch Frauen spielen künftig 90 statt zuvor 80 Minuten, im DFB-Pokal spielen nur noch 64 Mannschaften in der 1. Hauptrunde und Profis müssen auch bei Testspielen mit Dopingkontrollen rechnen.

Am Nachmittag wird der 11. Bundesliga-Spieltag komplettiert. Es kommt zu dem seltenen Umstand, dass alle 18 Mannschaften treffen. Bayern Münchens Hoffnung, die Vorrunde ungeschlagen zu überstehen, wird zerstört. Der kommende Meister Werder Bremen, damals nur Siebter, gewinnt im Olympiastadion mit 3:1 und kommt auf zwei Punkte heran. Die Bayern empören sich über Schiedsrichter, Lothar Matthäus will "noch nie so einen arroganten" wie Hans-Peter Dellwing gesehen haben. Auslöser der Tirade ist ein umstrittener Elfmeter für die Bremer. Wynton Rufer (2) und Andreas Herzog schießen einen beruhigenden Vorsprung heraus, das 1:3 durch Olaf Thons Elfmeter kommt zu spät. "Ein Rückfall. In dieser Verfassung nicht titelverdächtig", richtet die Münchner Abendzeitung hart über die Bayern. Somit bleibt nur Eintracht Frankfurt ungeschlagen in der Saison 1992/1993, aber die Hessen vergeben beim einzigen Remis des Tages gegen Leverkusen (2:2) die Chance auf Platz eins. Die Krise von Meister VfB setzt sich fort, das Team von Christoph Daum verliert auch bei Schlusslicht 1. FC Köln 1:3 – und Spielmacher Maurizio Gaudino per Platzverweis (Handspiel). Einen Platzverweis gibt es auch am Betzenberg, wo Martin Wagner ein Foul zu viel macht. In Überzahl feiert der Gast aus Karlsruhe ein 3:2 – erst der dritte in 18 Spielen in Kaiserslautern, das auch noch den verletzten Torwart Gerry Ehrmann verliert. Neues Schlusslicht ist der VfL Bochum nach einem 1:2 in Uerdingen.

Vor 20 Jahren verteidigt Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern die Tabellenspitze der Bundesliga. Das magere 1:0 gegen den MSV Duisburg wird schon im Stile eines Champions eingefahren, nach Olaf Marschalls frühem Treffer lässt das Team von Trainer Otto Rehhagel nichts mehr anbrennen. So kommt auch Schalke 04, das an diesem Freitag gegen Bochum 2:0 gewinnt, nicht näher als auf sieben Punkte heran. Marschall führt mit elf Treffern auch nach dem 12. Spieltag die Torjägerliste an.

Vor zehn Jahren holt Werder Bremen seine ersten Punkte in der Champions League 2007/08. Nach dem 2:1 über Lazio Rom ist wieder alles drin für die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf, für die Boubacar Sanogo und Hugo Almeida treffen. Sanogo liefert auch das Bild des Tages und feiert sein Tor mit einem perfekten Salto, in Erinnerung an Vorgänger Miroslav Klose. Schalke 04 dagegen verliert bei Chelsea London mit 0:2, ausgerechnet Torwarttalent Manuel Neuer patzt vor dem 0:1 und wird zum "Problemfall" (kicker). Doch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer wiegelt ab und prophezeit im Fernsehen, Neuer werde noch "der beste Torwart der Welt" werden.

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25. Oktober

Vor 75 Jahren werden die Pokalfinalisten ermittelt. Meister Schalke 04 hat ein Heimspiel gegen Werder Bremen und gewinnt dank Treffer von Alfred Urban (3.) und Ernst Kalwitzki (20.) mit 2:0. "25.000 Zuschauer umrahmten den Kampf", schrieb der kicker. Kurios: Jede Mannschaft hatte einen Tibulski, Hans stürmt für Werder, Otto verteidigt für Schalke. Vor dem Spiel geben sich die Brüder die Hand. Ein Bruder-Duell ist anno 1942 im Fußball noch eine ausgesprochene Seltenheit, die vom Publikum "mit beifälligem Schmunzeln aufgenommen" wird. Leichter erreicht 1860 München das Finale, gegen die Oberschlesier von TuS Lipine gewinnen sie glatt 6:0 (4:0). Auch in diesem Duell sticht der Heimvorteil. Nationalspieler Ernst Willimowski, selbst Oberschlesier, schießt gegen seine Landsleute vier Tore.

Am selben Tag wird auch in den Gau-Ligen gespielt. In Nordbayern verteidigt der 1. FC Nürnberg mit einem 4:2 gegen Meister Schweinfurt 05 die Spitze und der kicker stellt fest: "So befriedigt und zuversichtlich wie am letzten Oktober-Sonntag gingen die Zuschauer schon lange nicht mehr heimwärts." In Hamburg sehen 10.000 den Favoritensturz im Lokalderby: Victoria schlägt den HSV mit 2:1 und hat beste Chancen, Herbstmeister der Nordmark zu werden. In der Westmark droht dem 1. FC Kaiserslautern nach dem 2:5 in Neunkirchen allmählich der Abstieg, der 9. Platz ist in damaligen Zeiten der vorletzte. Torjäger des Sonntags ist mal wieder Helmut Schön, der beim 12:0 des konkurrenzlosen Dresdner SC gegen Döbeln alleine sechs Treffer erzielt. In Westfalen regiert immer noch Dorf-Klub SpVgg. Röhlinghausen (2:0 bei Horst Emscher), Zweiter ist der VfL Bochum (4:1 vs. Arminia Bielefeld). Borussia Dortmund trennt sich von Gelsenguss Gelsenkirchen 4:4, Schalke 04 hat spielfrei. Hannover 96 gewinnt in der Hannover/Braunschweig-Liga das Ortsderby gegen Arminia 2:0, Eintracht Braunschweig bleibt trotz des ersten Punktverlusts oben – in Linden gibt es ein seltenes 5:5.

Vor 30 Jahren wird die 2. Pokalrunde abgeschlossen. Jedenfalls ist es der Versuch, denn der Klassiker Gladbach – Bayern, den das ZDF live überträgt, muss wiederholt werden. Nach rassigen 120 Minuten steht es 2:2, zweimal gleicht Borussia Bayerns Führung aus. Held des Abends ist Joker Günter Thiele, der nach 100 Minuten das 2:2 köpft. Am selben Tag kommt Borussia Dortmund mit einem blauen Auge davon. Beim Dorf-Klub FSV Salmrohr aus der Oberliga Südwest gewinnt der BVB 1:0, muss aber nach Norbert Dickels Platzverweis 50 Minuten in Unterzahl bestreiten – und zittern.

Am selben Tag steht die U 20 in Chile im WM-Finale. Das Glück aber steht auf der Seite der Jugoslawen, die nach 120 Minuten (1:1) im Elfmeterschießen die Nase vorn haben. Ausgerechnet Marcel Witeczek, der im Spiel noch einen Elfmeter zum Ausgleich verwandelt, patzt als Einziger. 65.000 Zuschauer bilden eine würdige Kulisse für das Spiel. Während auf deutscher Seite nur Andreas Möller A-Nationalspieler werden wird, spielen bei Jugoslawien mit Robert Prosinecki, Davor Suker und Zvonimir Boban kommende Welt-Stars. DFB-Trainer Berti Vogts: "Ich bin zufrieden, wir sind Vize-Weltmeister. Mehr war nicht herauszuholen. Wir sind in sechs Spielen ungeschlagen geblieben, Elfmeterschießen ist immer Glückssache."

Vor 25 Jahren ist das Nachholspiel der Bundesliga auch das absolute Spitzenspiel. An einem Dienstag-Abend trifft Eintracht Frankfurt auf die punktgleichen Bayern und nach 90 Minuten (1:1) sind sie es immer noch. Rudi Bommers Führung mit dem Pausenpfiff gleicht Verteidiger Oliver Kreuzer aus (50.), 59.000 sehen im Waldstadion ein ausgeglichenes Spiel mit dem passenden Resultat.

Vor 20 Jahren wird der 12. Bundesligaspieltag ausgetragen. Zur erwarteten zweiten Trainerentlassung der Saison kommt es nicht, da vor allem Jürgen Röber sein Schicksalsspiel mit Hertha BSC gegen den Karlsruher SC im Endspurt 3:1 gewinnt. Letzter bleibt die Hertha dennoch, aber für die Fans ist der Aufstiegstrainer "der beste Mann". Präsident Manfred Zemaitat will ihm dennoch keine Arbeitsplatzgarantie geben, sieht in dem Sieg aber "einen Fingerzeig". Röber: "Diese Situation wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht." Auch Hannes Bongartz bleibt im Amt, weil Patrik Andersson in vorletzter Minute einen Freistoß im Leverkusener Tor unterbringt und Mönchengladbach das 2:2 rettet. Es ist das einzige Unentschieden des Tages, nun will der Vorstand mehr. Präsident Wilfried Jacobs: "Freitag in Duisburg sitzt Bongartz auf der Bank. Er kennt die Vorgabe: Sieg!" Dortmunds Nevio Scala kann ebenfalls aufatmen. Die Borussia verlässt durch ein 3:2 über Hansa Rostock die Abstiegsplätze, die Weltmeister Andreas Möller (2) und Jürgen Kohler treffen. Aber auch Platz 14 ist indiskutabel für den amtierenden Sieger der Champions League.

Im Titelrennen hetzt Meister Bayern Aufsteiger Kaiserslautern hinterher, verteidigt mit dem 2:0 gegen Werder Bremen immerhin Platz zwei. Für den HSV geht es abwärts, er leistet sich gegen 1860 München die einzige Heimniederlage des Tages (1:2).

Vor zehn Jahren gewinnen alle drei Bundesligisten das Auftaktspiel in der Gruppenphase der Europa League. Alles spricht von Toni Kroos, der zehn Minuten vor Schluss in Belgrad in die Bayern-Mannschaft kommt, das 2:2 von Miro Klose vorbereitet und mit einem allerdings haltbaren Freistoß in der Nachspielzeit das 3:2 erzielt. Die Medien feiern den 17-Jährigen, Manager Uli Hoeneß dämpft: "Ich habe bei Sebastian Deisler erlebt, was passieren kann wenn man die Jungs zu sehr hoch lobt. Allerdings ist Kroos stabil und er hat Qualitäten. Aber das Freistoßtor wollte er doch gar nicht. Für diesen Treffer muss man den Belgrader Torwart nach Sibirien schicken." Der HSV gewinnt 1:0 bei Brann Bergen (Schütze: Vincent Kompany), Bayer Leverkusen reicht ebenfalls ein Treffer (Stefan Kießling) gegen Toulouse zum Sieg.

26. Oktober

Vor 70 Jahren spielen die drei Oberligen. Der Sport titelt: "Tagesgespräch: Schalkes Sturz". Denn die Sorgen der Anhänger von Schalke 04 wachsen an, selbst bei Vohwinkel 80, einem Klub aus Wuppertal, verlieren sie. Vohwinkel trifft binnen 45 Sekunden zweimal, Fritz Szepans Anschlusstor ist zu wenig. Weiter sieglos in der neuen Oberliga West liegen die Königsblauen auf dem 11. von 13. Plätzen. Und fast genauso schlimm: Borussia Dortmund ist nach dem 2:1 gegen Erkenschwick neuer Tabellenführer, weil Fortuna Düsseldorf in Hamborn beinahe schon traditionell verliert (1:2). Eine Rarität selbst in jenen Tagen der Not, aber doch kein Novum: Aus dem Punktspiel zwischen VfL Witten und RW Oberhausen (0:2) wird ein Privatspiel, da der Schiedsrichter nicht auftaucht. Dem Publikum zuliebe spielt man trotzdem, aber nur 80 Minuten. Im Süden schüttelt Bayern München im Spitzenspiel Verfolger Waldhof Mannheim ab, beim 3:1 vor 28.000 an der Grünwalder Straße schießt Hans Hädelt zwei Tore. Neuer Zweiter sind die Stuttgarter Kickers nach ihrem 9:0-Kantersieg über den mit dem Ersatztorwart aufgelaufenen VfL Neckarau, Alt-Nationalspieler Edmund Conen schießt auch zwei Tore – wie Max Morlock beim 3:1 des 1. FC Nürnberg gegen Ulm 46. 1860 München bleibt dank des einzigen Auswärtssiegs des Sonntags (1:0 beim VfR Mannheim) in der Spitzengruppe. Im Norden sind noch drei Teams ungeschlagen: Tabellenführer FC St. Pauli (2:0 vs. Werder Bremen), der VfL Osnabrück (5:1 vs. Hannover 96) und natürlich der diesmal spielfreie HSV. Hannover 96 ziert mit 0:12 Punkten das Tabellenende, auch wenn der Bremer SV nur ein besseres Torverhältnis hat.

In der Französischen Zone ist die "Walter-Elf nicht zu bremsen". Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt auch sein fünftes Saisonspiel, nun 5:0 bei Eintracht Trier. Fritz Walter schießt drei Tore! Wormatia Worms rückt durch ein 2:0 beim 1. FC Saarbrücken, wo man auf Asche spielt (der Platz heißt "Kieselhumes") auf Platz zwei vor.

Vor 40 Jahren wird auch in Saarbrücken auf Gras gespielt. Zum Gruppenspiel der Amateur-Europameisterschaft empfängt Deutschland Belgien und gewinnt mit 2:0. Die Elf von Jupp Derwall beendet die Gruppe mit 8:0 Punkten als Erster und erreicht die Endrunde. Beide Tore erzielt der Stuttgarter Hans Müller, den alle Hansi rufen. In der Abwehr steht sein Stuttgarter Kamerad Karl-Heinz Förster, er wird ebenso wie der Bochumer Matthias Herget noch öfter den Adler tragen – auch bei "richtigen" Europameisterschaften.

Am selben Tag kündigt HSV-Manager Dr. Peter Krohn aufgrund interner Querelen insbesondere mit Trainer Rudi Gutendorf seinen Vertrag zum Saisonende auf.

Vor 20 Jahren schöpft der 1. FC Köln im Abstiegskampf neue Hoffnung und schlägt Pokalsieger VfB Stuttgart mit 4:2, zwei Tore erzielt der Rumäne Ion Vladoiu.

Vor zehn Jahren treffen sich in Köln 53 lizensierte Spielervermittler zum Zwecke der Vorbereitung einer Verbandsgründung. Zunächst wird eine Satzung entworfen.

Am Abend wird der elfte Bundesligaspieltag mit einem trostlosen 0:0 zwischen Eintracht Frankfurt und Hannover 96 eröffnet. Frankfurts Albert Streit gibt zu: "Es war ein grausamer Kick, als Zuschauer hätte ich auch gepfiffen." Es ist der Auftakt eines der torärmsten Spieltage aller Zeiten, der Minusrekord (elf) wird nur um ein Tor verfehlt.

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27. Oktober

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Nur im Norden gibt es ein torloses Spiel, zwischen Altona und Holstein Kiel. Kein Tabellenführer wird gestürzt, aber nur zwei gewinnen. Südwest-Primus FK Pirmasens gewinnt das mit Spannung erwartete Spitzenspiel gegen Meister 1. FC Kaiserslautern mit 4:3, 20.000 Zuschauer am "Horeb" sehen drei FKP-Tore von Helmut Kapitulski. Das entscheidende 4:3 nach Fritz Walters Ausgleich erzielt jedoch Heini Seebach per Kopf. "Ein Unentschieden wäre meines Erachtens gerechter gewesen", sagt FCK-Trainer Richard Schneider. Im Norden sorgt Uwe Seeler – wer sonst? – für den 1:0-Sieg des HSV bei Hannover 96, vor 40.000 im Niedersachsen-Stadion. Da Lokalrivale FC St. Pauli den VfL Osnabrück 3:1 schlägt, enteilt der HSV schon um vier Punkte – vor Außenseitertipp Phönix Lübeck. Eintracht Braunschweig gewinnt das Prestigeduell gegen Werder Bremen 3:2. Im Süden dagegen muss der 1. FC Nürnberg bei Eintracht Frankfurt Federn lassen, nach der 1:2-Niederlage gegen seinen schärfsten Verfolger beträgt der Vorsprung nur noch einen Punkt. Vor 35.000 schießen Richard Kreß und Erich Geiger ein 2:0 heraus, Max Morlock kann nur noch verkürzen.

Im Westen kann sich Alemannia Aachen bei fünf Punkten Vorsprung ein 1:1 in Wuppertal leisten, es ist erst das zweite nicht gewonnene Spiel des Spitzenreiters, der mit Vergnügen die Meldung der Meidericher Pleite in Sodingen (1:2) registriert. Auch das 1:1 von Meister Borussia Dortmund gegen Westfalia Herne spielt Alemannia in die Karten. Neuer Zweiter ist nun Schalke, das den höchsten Sieg des Sonntags zustande bringt: 7:1 gegen RW Oberhausen, dreimal trifft Manfred Kreuz.
An diesem Sonntag läuft auch die Sperre für die nach dem Volksaufstand 1956 aus Ungarn geflohenen Spieler ab. So debütiert Arpad Fazekas im Tor der Bayern beim 4:1 gegen Kickers Stuttgart, Meszaros dirigiert den Sturm des VfR Mannheim beim 3:1 gegen 1860 München. Die meiste Aufregung gibt es in Hamborn, wo die Polizei den Schiedsrichter nach der 0:1-Heimniederlage der Sportfreunde gegen Viktoria Köln "aus der tobenden Masse herausgeschlagen" hat und ihn dann im Peterwagen aus dem Stadion eskortiert. Auslöser ist der Platzverweis für Hamborns Adolf Schönborn nach einem Revanchefoul an Jean Löring.

Vor 40 Jahren trennt sich der HSV von Trainer Rudi Gutendorf, Nachfolger wird sein Assistent Arkoc Öczan. Offiziell ist es ein Rücktritt, aber er kommt allen gelegen. Ein Spielervotum (15:3 gegen den Trainer) spricht Bände. Gutendorf wird mit 250.000 DM abgefunden.

Vor zehn Jahren wird der 11. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. In den sechs Samstagspartien fallen nur elf Tore, vier davon in Wolfsburg. Der VfL schlägt Nürnberg mit 3:1. Immerhin zwei sehen die Zuschauer in Berlin beim 2:0 ihrer Hertha gegen Bochum. 1:1 endet das Verfolgerduell zwischen Schalke und Bremen, ebenso wie die Partie Arminia Bielefeld – Energie Cottbus. Die Lausitzer sind auch nach elf Spielen sieglos, es hat nur vier längere Serien bis dahin gegeben. Das fehlende Tor schießt Andreas Beck für den kriselnden Meister VfB Stuttgart im Heimspiel gegen Leverkusen, was ihn nicht abheben lässt: "Es ist egal, wer das Tor macht." Dabei ist es sein erstes in der Bundesliga… Hansa Rostock und der KSC trennen sich im Aufsteigerduell 0:0. Kein Tag für Feinschmecker.

28. Oktober

Vor 50 Jahren spielt die Bundesliga. "Wir haben gewonnen", stellt HSV-Trainer Georg Knöpfle nochmal fest, was 16.000 Zuschauer und alle Journalisten im Volkspark-Stadion gesehen haben. Und zwar mit 3:1 gegen den 1. FC Köln, dank eines Doppelschlags von Uwe Seeler entfernt sich der HSV etwas von den Abstiegsplätzen. Wie Knöpfle das findet und was er sonst so denkt, bleibt sein Geheimnis. Beleidigt über die Kritik der letzten Wochen sind ihm nicht mehr als diese drei Worte zu entlocken. Ein früher Ernst Happel, der an gleicher Stelle rund 20 Jahre später oft auch nicht gesprächiger war. Keinen Grund zur Klage hat Max Merkel, dessen Nürnberger auch den Punktrekord nach elf Spieltagen (19:3) brechen, Kaiserslautern mühelos 4:1 abfertigen. Da das Münchner Derby keinen Sieger hat (2:2), hat der Club bereits fünf Punkte Vorsprung auf die Bayern, die wieder mal vergeblich auf Müller-Tore warten. Dieter Koulmann muss einspringen und einen Punkt retten (87.), der daneben greifende Petar Radenkovic im Löwen-Tor steht Pate. Auch Borussia Dortmund fällt zurück, Meister Braunschweig gewinnt dank eines Ulsaß-Treffers erstmals auf Rote Erde 1:0 und pirscht sich auf Platz vier vor. Im Keller gibt es Bewegung, der KSC schlägt überraschend Mönchengladbach (3:2) und übergibt den vorletzten Platz an Neunkirchen (2:2 vs. Frankfurt). Nur Schalke verliert immer weiter, behält nach dem 1:2 in Hannover, für das Jupp Heynckes zum 2:0 trifft, die Rote Laterne. Die defintiv ungemütlichste Partie steigt am Aachener Tivoli, wo die Alemannia, der VfB Stuttgart, das Schiedsrichterteam, die Betreuer und 20.000 Unentwegte peitschendem Regen und Windböen ausgesetzt sind. Dafür entwickelt sich die "Wasserschlacht am Tivoli" sehr unterhaltsam, Aachen gewinnt vor allem dank seines Doppeltorschützen Erwin Hoffmann mit 3:2. Werder Bremen und der MSV Duisburg trennen sich 1:1, wofür sich nur 8500 Personen interessieren.

Vor 40 Jahren gibt es im Freitagsspiel der 2. Liga Süd reichlich Tore und einen Rekord. Der 1. FC Nürnberg schlägt Darmstadt 98 mit 6:4, nachdem die Hessen einen 1:4-Rückstand wettgemacht haben. Doch dann gibt es weitere zwei Elfmeter für Nürnberg, das schon vor der Pause einen erhalten hatte. Horst Weyerich verwandelt alle drei und stellt einen Rekord im deutschen Profifußball auf.

Vor 30 Jahren gewinnt die DDR ihr letztes Spiel in der EM-Qualifikation gegen Norwegen in Magdeburg mit 3:1 (2:1). Ulf Kirsten (2) und Andreas Thom schießen die Tore, die EM-Endrunde verpassen beide Teams.

Vor 20 Jahren gibt es im DFB-Pokal eine Riesensensation. Regionalligist Eintracht Trier wirft nach Uefa-Cup-Sieger Schalke 04 nun auch Champions League-Sieger Borussia Dortmund raus. Nach 90 Minuten im Mosel-Stadion heißt es 2:1 für die Trierer, für die wie gegen Schalke Rudi Thömmes das erste Tor erzielt. Dann holt er den Elfmeter raus, den Marek Czakon zum 2:0 (50.) verwandelt. Jürgen Kohler (53.) kann noch verkürzen, mehr kriegt der mit sechs deutschen Nationalspielern angetretene BVB nicht zustande. Aus im Achtelfinale, 14. In der Bundesliga, die Krise ist nicht mehr wegzuleugnen. Kohler: "Für Borussia Dortmund hat der Abstiegskampf begonnen. Wer das nicht sieht, sollte lieber den Verein wechseln." Sportdirektor Ottmar Hitzfeld hat Mitleid mit seinem Vorgänger auf der Bank: "Scala ist derzeit der ärmste Mensch der Welt." Freude dagegen bei den Trierern nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Aber Kapitän Peter Seufert verspricht: "Wir werden nicht abheben." Sogar das Spitzenspiel der besten Bundesligateams wird vom Trierer Wunder überschattet. Am Abend gewinnt Meister FC Bayern bei Tabellenführer Kaiserslautern mit 2:1, Carsten Jancker verwertet Mehmet Scholls Zuspiel in der 75. Minute zum Siegtor. Die Pfälzer trösten sich mit 503.640 DM als Erlös aus der Liveübertragung in der ARD.

Vor zehn Jahren fällt in den beiden Sonntagsspielen der Bundesliga nur ein Tor. Vincent Kompanys Rechtsschuss bringt dem HSV drei Punkte in Duisburg und Platz zwei ein. Zu den Bayern fehlen noch vier Zähler, die kommen bei Borussia Dortmund nur zu einem 0:0. Der BVB ist und bleibt Elfter, trotzdem spricht Trainer Thomas Doll von "zwei verschenkten Punkten". Die Bayern spielen erstmals seit Ottmar Hitzfelds Rückkehr im Februar 2007 0:0, Michael Rensing vertritt den verletzten Oliver Kahn gut.

29. Oktober

Vor 40 Jahren wird in der Bundesliga ein turbulenter Spieltag ausgetragen. Meister Borussia Mönchengladbach, bis dahin enttäuschend, gewinnt 6:0 in Braunschweig, wo die Eintracht alle Saisonspiele gewonnen hatte. Mann des Tages ist der Däne Allan Simonsen, dem vor der Pause ein Hattrick gelingt. "Schade, Trainer, dass mir so schöne Tore gelungen sind. Das wollte ich wirklich nicht", sagt Simonsen zu Udo Lattek. Eine Anspielung auf den häufig geäußerten Vorwurf, Simonsen spiele gern für die Galerie und wolle am liebsten besonders schöne Tore machen. Mehr Tore fallen in Köln, wo man den neuen, alten Tabellenführer sieht. Der 1. FC schlägt das abgeschlagene Schlusslicht 1860 München mit 6:2 und holt sich Platz eins von den Schalkern zurück. Die haben gegen den HSV quasi schon gewonnen nach zwei Fischer-Treffern, unterschätzen jedoch den Effekt des Trainerwechsels. Mit Öczan für Gutendorf auf der Bank bäumt sich der HSV auf und kommt durch Ferdinand Keller und Peter Nogly noch zu zwei späten Treffern. "Das war ein neuer Anfang", jubelt Libero Manfred Kaltz, "ich bin sicher dass wir bald wieder an frühere schöne Zeiten erinnern." Das würden auch die Bayern gern, doch im Jahr eins nach Beckenbauer durchleben sie düstere Zeiten. Nach der zweiten und bis heute letzten Heimniederlage gegen Hertha BSC (0:2) sind sie "schon in Abstiegsnähe", wie der kicker angesichts von Platz 13 titelt. Bayern-Trainer Dettmar Cramer fand dennoch: "Das Spiel musste nicht verloren werden." Erleichterung bei Kollege Kuno Klötzer, dessen Stuhl nach einer Indiskretion ins Wackeln geraten war. Der Inhalt eines Blauen Briefs des Vorstands war in die Öffentlichkeit geraten, unter anderem wurde Klötzer "zu intensiver Alkoholgenuss" vorgeworfen. Weshalb er das von den Bayern bereitgestellte Bier auf der Pressekonferenz dankend zurückweist, "sonst heißt es gleich wieder…". Während die Hertha der Abstiegszone zu entkommen scheint, hat sich der FC St. Pauli darin festgesetzt, im Heimspiel gegen Kaiserslautern setzt es ein 0:3. Werder Bremen überholt die Kiez-Kicker durch ein 4:2 zuhause gegen Duisburg, bleibt aber auf einem Abstiegsrang da der VfL Bochum ebenfalls siegt (1:0 vs. Stuttgart). Eintracht Frankfurt ist auch nach 13 Spielen noch ohne Unentschieden. In Düsseldorf hält sie bis zur 84. Minute ein 1:1, dann schlägt Fortunas Vorstopper Gerd Zimmermann erneut zu. Keine Sieger gibt es zwischen Saarbrücken und Dortmund (2:2).

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