Torjäger und vielleicht bald Nationalspieler: Das neue Glück des Chhunly Pagenburg

"Irgendwann ist das ganze Kartenhaus zusammengebrochen"

Ein halbes Jahr München, dann noch einmal sechs Monate Nürnberg, schließlich der Wechsel zum FC Rot-Weiß Erfurt. Nirgendwo fand Pagenburg mehr sein sportliches Glück. Als der Körper streikte, war der Tiefpunkt erreicht. Die Ärzte diagnostizierten einen Knorpelschaden an der Hüfte. Eigentlich keine gewaltige Sache. Das Problem war, dass Pagenburg monatelang mit Schmerzen gespielt hatte und sich Entzündungen gebildet hatten, die im Beckenbereich und in den Rücken ausstrahlten. "Ich war vorher nie groß verletzt, wusste nicht, wie ich handeln soll. Ich war zu ehrgeizig, und irgendwann ist das ganze Kartenhaus zusammengebrochen", erzählt er.

Ein Jahr fiel Pagenburg aus. Nach seiner Rückkehr machte er noch vier Spiele in Erfurts zweiter Mannschaft, bekam aber keinen neuen Vertrag mehr. Glück für den 26-Jährigen: Triers Trainer Roland Seitz, früher lange im bayerischen Raum tätig, erinnerte sich an den gebürtigen Nürnberger und holte ihn zur Eintracht. Eine Verpflichtung, die sich für beide Seiten gelohnt hat. Pagenburg blüht auf, Trier hat einen verlässlichen Torlieferanten.

Erste Einladung zur kambodschanischen Auswahl abgelehnt

Seine Ausbeute der Vorsaison (elf Tore aus 29 Spielen in der Regionalliga West) hat der Deutsch-Kambodschaner jetzt schon gesteigert. Sein Blick geht wieder nach oben. "Ich weiß, dass ich das Potenzial habe, höherklassig zu spielen. Der Zug ist für mich noch nicht abgefahren", meint Pagenburg.

Vielleicht darf er sich bald auch Nationalspieler nennen. Die erste Anfrage aus Kambodscha hat Pagenburg abgelehnt. Er sollte bei einem Turnier mitspielen, wäre dafür aber im Oktober drei Wochen weg gewesen. Zu lange für einen Zeitpunkt mitten in der Saison. "Ich hätte meinem Verein und mir damit keinen Gefallen getan", sagt er. Eine Zukunft im Nationalteam kann sich Chhunly Pagenburg trotzdem vorstellen. "Es wäre eine Ehre für mich", sagt er. Und ein neues Glück. Vielleicht sogar im Frühling.

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Sein Vorname stammt aus dem Kambodschanischen und bedeutet "Glück im Frühling". Glück hat Chhunly Pagenburg dieses Jahr zu jeder Jahreszeit verspürt. Ob Sommer, ob Herbst oder jetzt im Winter – getroffen hat der Angreifer von Eintracht Trier regelmäßig. In 18 Spielen der laufenden Saison sind 16 Tore zusammengekommen, Pagenburg führt damit die Torjägerliste der Regionalliga Südwest an. Jetzt ist er sogar ein Thema für die Nationalmannschaft. In Kambodscha, der Heimat seiner Mutter.

18 Spiele, 16 Tore. Für einen Stürmer, der schon mal in der Bundesliga gespielt hat, ist es eine ordentliche, aber keine außergewöhnliche Quote. Für einen Stürmer, der ein Jahr lang keinen Fußball spielen konnte und bereits weg vom Fenster schien, ist es eine bemerkenswerte Quote. Auf Chhunly Pagenburg trifft beides zu. Der 26-Jährige ist froh, dass er im Sommer 2011 eine neue Chance in Trier bekommen hat. Er ist froh, dass er sie genutzt hat. Und vor allem ist er froh, dass der Körper wieder voll mitspielt und seit 18 Monaten keine Probleme mehr macht.

DFB-Pokalsieger mit dem "Club"

Pagenburg war eines dieser Talente, für das der Weg vorgezeichnet schien. Er durchlief alle Jugendteams beim 1. FC Nürnberg, empfahl sich über die zweite Mannschaft, wurde Profi. Der DFB nominierte Pagenburg für die U 19-Nationalmannschaft, für die er fünf Einsätze bestritt. Bei der EM 2005 in Nordirland wurde er in vier Spielen zweimal eingewechselt, im Tor stand Manuel Neuer, im Mittelfeld Kevin-Prince Boateng.

Wenige Monate später, am 25. Februar 2006, feierte Pagenburg unter Hans Meyer sein Debüt in der Bundesliga. Bei der 0:2-Auswärtsniederlage gegen den FC Schalke 04 durfte er 17 Minuten mittun. Es sollte sein einziger Einsatz in dieser Saison bleiben. Dann kam die Spielzeit 2006/2007. Ein außergewöhnliches Jahr - für den 1. FC Nürnberg und für Pagenburg. Der "Club" gewann den DFB-Pokal, der begabte Offensivspieler nutzte die Rückrunde, um richtig auf sich aufmerksam zu machen. Im April 2007 stand Pagenburg gegen Alemannia Aachen erstmals in der Startelf, am Saisonende hatte er es auf zehn Einsätze gebracht.

Der Aufbruchstimmung folgt der große Kater

In Nürnberg herrschte Aufbruchstimmung. Nach vielen Jahren hatten die Franken endlich wieder einen Titel gewonnen und waren in einem europäischen Wettbewerb vertreten. Chhunly Pagenburg erlebte im UEFA-Cup gegen den FC Everton seinen ersten (und einzigen) internationalen Einsatz auf Vereinsebene.

Was folgte, war der große Kater. Nürnberg rutschte in der Bundesliga in den Tabellenkeller und stieg ab. Pagenburg erlebte den Alptraum schon nicht mehr mit. Er hatte vor dem verschärften Konkurrenzkampf im Kader kapituliert und im Winter die Flucht zum TSV 1860 München angetreten. "Vielleicht war ich zu ungeduldig", sagt er heute – in dem Wissen, dass damals sein persönlicher Abstieg begann.

"Irgendwann ist das ganze Kartenhaus zusammengebrochen"

Ein halbes Jahr München, dann noch einmal sechs Monate Nürnberg, schließlich der Wechsel zum FC Rot-Weiß Erfurt. Nirgendwo fand Pagenburg mehr sein sportliches Glück. Als der Körper streikte, war der Tiefpunkt erreicht. Die Ärzte diagnostizierten einen Knorpelschaden an der Hüfte. Eigentlich keine gewaltige Sache. Das Problem war, dass Pagenburg monatelang mit Schmerzen gespielt hatte und sich Entzündungen gebildet hatten, die im Beckenbereich und in den Rücken ausstrahlten. "Ich war vorher nie groß verletzt, wusste nicht, wie ich handeln soll. Ich war zu ehrgeizig, und irgendwann ist das ganze Kartenhaus zusammengebrochen", erzählt er.

Ein Jahr fiel Pagenburg aus. Nach seiner Rückkehr machte er noch vier Spiele in Erfurts zweiter Mannschaft, bekam aber keinen neuen Vertrag mehr. Glück für den 26-Jährigen: Triers Trainer Roland Seitz, früher lange im bayerischen Raum tätig, erinnerte sich an den gebürtigen Nürnberger und holte ihn zur Eintracht. Eine Verpflichtung, die sich für beide Seiten gelohnt hat. Pagenburg blüht auf, Trier hat einen verlässlichen Torlieferanten.

Erste Einladung zur kambodschanischen Auswahl abgelehnt

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Seine Ausbeute der Vorsaison (elf Tore aus 29 Spielen in der Regionalliga West) hat der Deutsch-Kambodschaner jetzt schon gesteigert. Sein Blick geht wieder nach oben. "Ich weiß, dass ich das Potenzial habe, höherklassig zu spielen. Der Zug ist für mich noch nicht abgefahren", meint Pagenburg.

Vielleicht darf er sich bald auch Nationalspieler nennen. Die erste Anfrage aus Kambodscha hat Pagenburg abgelehnt. Er sollte bei einem Turnier mitspielen, wäre dafür aber im Oktober drei Wochen weg gewesen. Zu lange für einen Zeitpunkt mitten in der Saison. "Ich hätte meinem Verein und mir damit keinen Gefallen getan", sagt er. Eine Zukunft im Nationalteam kann sich Chhunly Pagenburg trotzdem vorstellen. "Es wäre eine Ehre für mich", sagt er. Und ein neues Glück. Vielleicht sogar im Frühling.