Toprak: "Ich habe viel von Streich gelernt"

Toprak: Das kann ich schwer einschätzen. Da müsste man Christian Streich fragen. Er kennt mich einfach am besten.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat für Sie Sami Hyppiä als aktueller Bayer-Trainer und ehemaliger Weltklasseverteidiger? Ist es ein Vorteil, dass er die gleiche Position gespielt hat wie Sie?

Toprak: Diese Parallelen sind sicher ein Vorteil. Er kann mir immer wieder Tipps mit auf den Weg geben. Diese versuche ich natürlich anzunehmen und auf dem Platz umzusetzen.

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Rückkehr in die Heimat, Rückkehr an den alten Arbeitsplatz: Für Ömer Toprak ist das Achtelfinalduell im DFB-Pokal zwischen dem SC Freiburg und Bayer 04 Leverkusen am Mittwoch (ab 19 Uhr, live bei Sky) eine ganz besondere Begegnung. Denn für den ehemaligen deutschen U 19-Nationalspieler ist es vor allem ein Wiedersehen mit vielen ehemaligen Weggefährten.

"Ich hatte in Freiburg eine tolle Zeit", sagt der Bayer-Innenverteidiger im DFB.de-Gespräch der Woche mit Mitarbeiter Sven Winterschladen. "Ich drücke dem Klub immer die Daumen, außer wenn sie gegen uns spielen."

Toprak hat mit den Breisgauern große Erfolge gefeiert. Mit 16 Jahren wechselte er ins Jugendinternat des SCF. Mit den A-Junioren gewann er die Deutsche Meisterschaft, mit der zweiten Mannschaft stieg er in die Regionalliga auf und mit den Profis in Deutschlands höchste Spielklasse. Mehr ging nicht. Deshalb folgte im Sommer 2011 der Wechsel nach Leverkusen - den der 24-Jährige bis heute keinen Augenblick bereut hat.

DFB.de: Herr Toprak, ist das Spiel in Freiburg auch zweieinhalb Jahre nach Ihrem Abschied noch eine besondere Begegnung?

Ömer Toprak: Auf jeden Fall. In Freiburg bin ich zum Profi geworden. Dort wurden die Grundlagen gelegt. Als 16-Jähriger bin ich dorthin gewechselt. Wir haben gemeinsam große Erfolge gefeiert. Ich kenne noch viele Spieler und Verantwortliche in Freiburg. Den Trainer natürlich auch. Zu Christian Streich habe ich noch öfter Kontakt. Ich freue mich jedes Mal auf das Wiedersehen mit den ehemaligen Freiburger Kollegen.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit unter Christian Streich?

Toprak: Nur positive. Ich habe unheimlich viel von ihm gelernt. Er war mit den meisten Juniorenteams erfolgreich, die er damals betreut hat. Deshalb war mir auch klar, dass es genau die richtige Entscheidung des Vereins war, ihn zum Cheftrainer zu machen. Als er die Mannschaft vor fast zwei Jahren übernommen hat, war Freiburg abgeschlagen am Tabellenende der Bundesliga. Aber in diesem Moment war ich mir sicher, dass Freiburg nicht absteigen wird. Ich bin überzeugt von seinem fußballerischen Wissen und von seiner Art als Trainer. Er ist unheimlich akribisch. Dass die Freiburger dieses Jahr Probleme bekommen könnten, war auch abzusehen - plötzlich Dreifachbelastung, dazu der Umbruch im Sommer, dazu die vielen Verletzten. Dennoch gehe ich davon aus, dass es für uns im Pokal eine sehr, sehr schwere Aufgabe wird.

DFB.de: Bereits mit 16 Jahren sind Sie ins Internat des SC Freiburg gegangen. Wie sind Sie damals als Jugendlicher mit dem Schritt weg von zu Hause klar gekommen?

Toprak: Das war nicht einfach am Anfang. Ich musste bei meinen Eltern ausziehen, in eine andere Stadt, ich kannte dort niemanden. Aber ich wollte diesen Schritt unbedingt machen. Ich habe die Chance und den Weg gesehen, den ich gerne gehen wollte. Ich bin damals nach Freiburg zum Probetraining bei Christian Streich gekommen. Und offenbar konnte ich ihn überzeugen. Es war ein Traum, als mir dann der Platz im Internat zugesagt wurde. Da habe ich dann Gas geben, in jedem Training. Ich wollte unbedingt den Schritt in den Profifußball schaffen.

DFB.de: Wie blicken Sie auf die Zeit in Freiburg zurück?

Toprak: Es war eine sehr erfolgreiche Zeit. Mit den A-Junioren sind wir Deutscher Meister geworden, mit der zweiten Mannschaft sind wir in die Regionalliga aufgestiegen, mit den Profis haben wir den Sprung in die Bundesliga geschafft. Es lief perfekt. Rückblickend kann ich nur sagen, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich habe noch viele Freunde dort. Denen wünsche ich immer alles Gute, außer in den Spielen gegen uns.

DFB.de: Fiel der Abschied im Sommer 2011 dann schwer?

Toprak: Ja, obwohl die letzten Wochen nicht mehr so schön waren. Es gab einige Probleme, zuletzt wurde ich im Stadion etwas ausgepfiffen. Das tat weh. Ich denke schon, dass ich dem Verein auch etwas zurückgegeben hatte. Da ist es keine schöne Erfahrung, wenn man dann plötzlich ausgepfiffen wird. Einige Wochen vorher war ich bei der Bekanntgabe der Aufstellung immer als Fußballgott ausgerufen worden. So ist das Geschäft leider manchmal. Aber jetzt bin ich froh, in Leverkusen zu sein. Ich bin froh, dass ich damals so entschieden habe.

DFB.de: Rechnen Sie diesmal wieder mit Pfiffen?

Toprak: Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube eher nicht. Und selbst wenn es so kommen sollte - ich kann es ja sowieso nicht ändern. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Denn ich habe immer alles für den SC Freiburg gemacht. Aber irgendwann wurde mir klar, dass ich eine Veränderung brauchte. Deshalb der Wechsel nach Leverkusen.

DFB.de: Mit Bayer 04 haben Sie sich längst in der Spitzengruppe etabliert. Was macht die Mannschaft so stark?

Toprak: Wir harmonieren sehr gut, auf und neben dem Platz. Schon in der vergangenen Saison waren wir am Ende für viele überraschend auf dem dritten Platz. Aber wir wussten, dass wir eine gute Runde spielen werden, wenn wir unser Potenzial ausschöpfen können. Und so ist es auch in dieser Spielzeit. Man merkt, dass wir uns untereinander gut verstehen. Schlechte Auftritte wie neulich beim 0:1 gegen Braunschweig werfen uns nicht um. Wir machen einfach weiter, weil wir um unsere Qualitäten wissen. Und diese wollen wir dann auch immer zeigen.

DFB.de: Ist die Mannschaft vielleicht noch einen Schritt weiter als in der vergangenen Saison? Schauen Sie auch nach ganz oben?

Toprak: Für uns ist es nicht wichtig, über irgendwelche Plätze zu sprechen. Es mag blöd klingen, aber wir schauen wirklich nur von Spiel zu Spiel. Bis Weihnachten ist unser Programm so stramm, da können wir keine Ablenkung gebrauchen. Es kann so schnell gehen - in beide Richtungen. Natürlich wollen wir oben bleiben. Aber das geht nur, wenn wir uns ausschließlich auf uns konzentrieren.

DFB.de: Auch Sie persönlich haben sich noch einmal verbessert. Wo kommt dieser Leistungsschub her?

Toprak: Nach meinem schweren Kartunfall im Juni 2009 habe ich schon einige Zeit gebraucht, um wieder richtig fit zu werden. Danach haben mich immer wieder kleinere Verletzungen zurückgeworfen. Das hat mich belastet. Ich stand zwar wieder auf dem Platz, aber ich habe gemerkt, dass ich noch lange nicht wieder meine ganze Qualität durchbringen konnte. Das nagt am Selbstvertrauen. Zwangsläufig habe ich mir die Frage gestellt, ob ich jemals wieder so gut werden würde wie vor der dem Unfall. Zum Glück haben meine Trainer in dieser nicht einfachen Zeit immer zu mir gehalten - vor allem Christian Streich und Robin Dutt. Dafür bin ich dankbar.

DFB.de: Auch in Leverkusen hatten Sie anfangs Probleme…

Toprak: … ja, aber damit hatte ich gerechnet. Es ist einfach ein riesiger Sprung von Freiburg nach Leverkusen. Die Belastung ist ganz anders. Aber in der vergangenen Saison hatte ich mich bereits stabilisiert, und in dieser Serie ist es noch etwas konstanter. Ich fühle mich jetzt total wohl und bin absolut fit. So kann ich der Mannschaft natürlich am meisten helfen.

DFB.de: Glauben Sie, dass Sie inzwischen stärker sind als vor dem Kartunfall?

Toprak: Das kann ich schwer einschätzen. Da müsste man Christian Streich fragen. Er kennt mich einfach am besten.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat für Sie Sami Hyppiä als aktueller Bayer-Trainer und ehemaliger Weltklasseverteidiger? Ist es ein Vorteil, dass er die gleiche Position gespielt hat wie Sie?

Toprak: Diese Parallelen sind sicher ein Vorteil. Er kann mir immer wieder Tipps mit auf den Weg geben. Diese versuche ich natürlich anzunehmen und auf dem Platz umzusetzen.