Tommy Haas: "Sonst hätte ich das deutsche Trikot angezogen"

Tommy Haas: 3:0 für Deutschland.

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Seit Montag laufen die French Open in Paris. Mit dabei: Tommy Haas. Mal wieder, muss man sagen. Denn der 35-Jährige geht als ältester Teilnehmer in das zweite Grand-Slam-Turnier der Saison. Das Alter macht ihn jedoch keineswegs zum Außenseiter. Anfang Mai gewann er das Sandplatz-Turnier in München. Derzeit steht er in der Weltrangliste auf Platz 14 – und ist damit bester Deutscher. In Paris hat er denn auch die zweite Runde erreicht, durch ein 7:6 (7:4), 6:1, 6:3 gegen den zwölf Jahre jüngeren Franzosen Guillaume Rufin.

Dass Tommy Haas im "weißen Sport" die deutschen Farben vertritt, ist dabei gar nicht so selbstverständlich. Seit 21 Jahren lebt er in den USA. In Bradenton, Florida, hat er seinen Hauptwohnsitz. Der Tennisprofi hat mit der Schauspielerin Sara Forster eine amerikanisch Frau, deren gemeinsam Tochter in den USA geboren ist. Mittlerweile besitzt Tommy Haas auch die US-amerikanisch Staatsbürgerschaft.

Dennoch kann er seine Heimatverbundenheit nicht leugnen. Gerade wenn es um Fußball geht. Im fanclub.dfb.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer spricht Tommy Haas über Tennis im Fußballtrikot, Nationalspieler beim Tennis, Fußball vor und nach dem Tennis.

fanclub.dfb.de: Herr Haas, Sie besitzen die deutsche und die us-amerikanische Staatsbürgerschaft. Welche Fahne werden Sie schwenken, wenn am 2. Juni die DFB-Auswahl auf das US-Team in Washington trifft?

Tommy Haas: Nach so vielen Jahren in den Staaten ist man natürlich ein großer Fan des US-Sports, aber im Fußball drücke ich der DFB-Auswahl die Daumen. Ich hoffe, dass dieses junge und dynamische Team bald einen großen Titel holt.

fanclub.dfb.de: Sie leben seit 21 Jahren in den USA, sind mit einer Amerikanerin verheiratet, ihre Tochter ist in den USA geboren – wie sehr sind Sie „amerikanisiert“?

Tommy Haas: Ich habe mich von Anfang an in den USA sehr wohl gefühlt. Aber ich muss auch zugeben, dass ich hier ab und zu die deutsche Mentalität vermisse.

fanclub.dfb.de: Was an Ihnen ist „deutsch“?

Tommy Haas: Das kann man nicht so pauschal sagen. Aber meine Disziplin und meine Wille zu kämpfen, egal um was es geht, sind schon sehr deutsch.

fanclub.dfb.de: Gehört das Interesse für den Fußball eventuell zu Ihrer deutschen Seite?

Tommy Haas: Definitiv, Amerika ist ja auch nicht gerade eine Fußball-Nation, obwohl der Frauenfußball in den Staaten einen hohen Stellenwert besitzt.

fanclub.dfb.de: Sie haben mit vier Jahren begonnen, Tennis zu spielen. Hatten Sie es auch mal mit Fußball probiert?

Tommy Haas: Wie jeder Jugendlicher habe ich auch gerne Fußball gespielt, aber ich habe früh gemerkt, dass der Tennissport mir mehr Spaß macht und ich dort mehr Erfolg habe.

fanclub.dfb.de: Gehört Fußball zu Ihrem Trainingsprogramm?

Tommy Haas: Zum Trainingsprogramm nicht direkt, aber wir spielen gerne mal ein paar Bälle zum Warm-Up, dadurch bringe ich meinem Körper ein bisschen auf Temperatur und fange danach mit meinem spezifischen Aufwärmprogramm an.

fanclub.dfb.de: Sie haben in Sao Paulo ein Show-Match gegen Roger Federer im Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft bestritten. Wann tragen Sie zu einem solchen Anlass einmal das Trikot der DFB-Auswahl?

Tommy Haas: Das war natürlich mit den Organisatoren vor Ort so abgesprochen. Roger Federer hatte auch ein brasilianisches Trikot an, sonst hätte ich natürlich das deutsche Trikot angezogen.

fanclub.dfb.de: Welchen Bezug haben Sie zur deutschen Nationalmannschaft?

Tommy Haas: Wenn ich nicht gerade ein Match spiele, versuche ich mir jedes Spiel der DFB-Auswahl anzuschauen.

fanclub.dfb.de: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren?

Tommy Haas: Ich finde, dass dieses Team eine fantastische Entwicklung gemacht hat, man kann deutlich sehen, dass sich in den vergangenen Jahren einiges beim DFB – insbesondere in Sachen Jugendarbeit – getan hat.

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fanclub.dfb.de: Haben Sie Lieblingsspieler?

Tommy Haas: Bastian Schweinsteiger.

fanclub.dfb.de: Als Sie das Turnier in München Anfang Mai gewannen, saßen auch einige Nationalspieler im Publikum. Haben Sie das mitbekommen? Gab es einen Kontakt zwischen den Fußballern und Ihnen?

Tommy Haas: Ja, ich wusste, dass ein paar Nationalspieler vor Ort waren, aber wird sind uns leider nicht über den Weg gelaufen. (lacht)

fanclub.dfb.de: Sie haben Ihren Wohnsitz in Bradenton, Florida. Wären Sie Zuhause gewesen, hätten Sie die Fahrt nach Boca Raton auf sich genommen, um sich das Länderspiel zwischen der DFB-Auswahl und Ecuador live anzuschauen?

Tommy Haas: Eventuell schon, da ich die Gegend sehr gut kenne. Aber ich verbringe derzeit lieber jede freie Minute mit meiner kleinen Tochter, da mein Trainings- und Turnierplan zurzeit nicht so viele Freiräume bietet.

fanclub.dfb.de: Am Tag des Länderspiels geht die erste Woche der French Open zu Ende. Wir gehen davon aus, dass Sie dann noch im Turnier sind. Damit stellt sich die Frage, ob Sie in Ihrem Hotel deutsches Fernsehen empfangen?

Tommy Haas: Ich denke schon, dass ich das Spiel sehen kann. Natürlich muss man erst einmal eine Top-Leistung abrufen, um auch noch in der zweiten Woche der French Open mit dabei zu sein.

fanclub.dfb.de: Was tun Sie, wenn es im Hotel kein deutsches Fernsehen gibt?

Tommy Haas: Eventuell schaue ich mir das Länderspiel dann mit ein paar Spielern in der Players-Lounge an, irgendwo wird es sicherlich übertragen.

fanclub.dfb.de: Ihr Tipp: Wie geht das Länderspiel gegen die USA aus?

Tommy Haas: 3:0 für Deutschland.