Tobias Schweinsteiger: "Ich hätte eine Tribüne füllen können"

Es sind große Tage für die Schweinsteigers. Auf Bastian wartet am morgigen Samstag (ab 20 Uhr, live bei ZDF und Sky) das DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund und eine Woche später das Endspiel der Champions League in der heimischen Allianz-Arena gegen den FC Chelsea.

Für Tobias (30), den zwei Jahre älteren Bruder des Nationalspielers, geht es mit dem SSV Jahn Regensburg in der Relegation um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Gegner ist der Karlsruher SC. Das Hinspiel wird am heutigen Freitagabend um 20.30 Uhr im mit 11.000 Zuschauern ausverkauften Jahnstadion angepfiffen. Das Rückspiel im Wildparkstadion folgt am Montag, Anstoß ist ebenfalls um 20.30 Uhr.

Die beiden Partien gegen den KSC sind Tobias Schweinsteigers Abschiedsvorstellungen im Regensburger Trikot. Er wechselt zum FC Bayern München II. Der Stürmer hinterlässt in der Mannschaft eine große Lücke. Schweinsteiger ist Kapitän, und er ist mit 14 Treffern der zweitbeste Torjäger der 3. Liga– obwohl er nach der Winterpause wegen einer schweren Verletzung am Sprunggelenk drei Monate ausfiel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Tobias Schweinsteiger über Regensburgs Perspektiven, seinen bevorstehenden Wechsel und über das Verhältnis zu seinem Bruder.

DFB.de: Herr Schweinsteiger, wie viele Kartenanfragen hatten Sie für das Relegations-Hinspiel in Regensburg?

Tobias Schweinsteiger: Es waren einige. Ich hätte bestimmt eine Tribüne füllen können, so wie viele andere Spieler auch. Ein paar Wünsche konnte ich erfüllen.

DFB.de: Und wie viele Kartenanfragen hatten Sie für das Champions-League-Finale des FC Bayern?

Schweinsteiger: Ähnlich viele. Es hat sich die Waage gehalten. Ich glaube, die meisten haben sich gar nicht getraut, nach Tickets für München zu fragen.

DFB.de: Werden Sie beim Champions-League-Endspiel oder dem DFB-Pokalfinale vor Ort sein, um Ihrem Bruder die Daumen zu drücken?

Schweinsteiger: Beim Champions-League-Finale auf jeden Fall, beim DFB-Pokalfinale wahrscheinlich auch. Das dürfte sich zwischen den beiden Relegationsspielen einrichten lassen.

DFB.de: Inwieweit interessiert sich Ihr Bruder für die Geschehnisse beim SSV Jahn Regensburg?

Schweinsteiger: Bastian ist sehr interessiert und informiert sich immer vor den Bundesligaspielen über den Liveticker der 3. Liga. Er wird sich die Relegationsspiele auch im Fernsehen anschauen. Wir haben jeden Tag Kontakt, waren erst diese Woche zusammen beim Basketball.

DFB.de: Wie ist es, der Bruder von Bastian Schweinsteiger zu sein?

Schweinsteiger: Relativ einfach. Ich kenne die Situation seit zehn Jahren, wir gehen beide ganz cool damit um. Es nimmt sich keiner zu wichtig. Wir sind so erzogen, dass wir das alles gut einschätzen können. Für mich war die Konstellation nie problematisch, ich war immer stolz auf meinen Bruder.

DFB.de: Zur Relegation: Eine einmaligen Chance für Jahn Regensburg?

Schweinsteiger: Wenn man sieht, wo wir herkommen, kann man das schon sagen. Angesichts unseres Etats und der Infrastruktur ist der dritte Platz eine Riesensache. Zugetraut hat es uns keiner, manche Konkurrenten bis zum Schluss nicht. Erst hatten alle Heidenheim auf dem Zettel, dann war es Chemnitz, dann hatte Offenbach angeblich die besten Karten. Für uns war es nicht schlecht, im Schatten der anderen zu agieren.

DFB.de: Was spricht in der Relegation für Regensburg?

Schweinsteiger: Wir können nichts verlieren. Die Saison ist jetzt schon weitaus besser verlaufen als erwartet. Im vergangenen Sommer galten wir als Abstiegskandidat. Für den Karlsruher SC geht es dagegen um sehr viel, die Karlsruher können in der Relegation alles verlieren. Ich erwarte ein ausgeglichenes Duell.

DFB.de: Wie verkraftet Ihr Team die Unruhe um Trainer Markus Weinzierl, der mit dem FC Augsburg in Verbindung gebracht wird?

Schweinsteiger: Die Spieler gehen damit am lockersten von allen um. Wir wissen, dass es auch ein Lob für uns ist, wenn unser Trainer eine Anfrage aus der Bundesliga hat. Wir machen unsere Späße darüber, der Trainer bekommt auch mal einen Spruch zu hören. Als wir vor ein paar Tagen mit der Mannschaft essen waren, ist der Kellner mit einer Schwabenpfanne vorbeigelaufen. Da haben wir gesagt, die muss für unseren Coach sein. (lacht) Es gibt keinen hier, der es Markus Weinzierl nicht gönnen würde. Und wer sich ein bisschen auskennt, weiß, dass er schon länger auf den Zetteln größerer Klubs steht. Daher kommt die Geschichte nicht aus heiterem Himmel.

DFB.de: Die Mannschaft scheint nach der Saison an Stärke zu verlieren. Mit Ihnen, Binder und Bickel stehen drei Abgänge bereits fest. Muss Regensburg da nicht Bange vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga sein?

Schweinsteiger: Nein. Ich sehe da gar keine Gefahr. Die 2. Bundesliga ist leichter zu finanzieren, und es gibt genug gute Spieler auf dem Markt. Außerdem hat Regensburg in der Vergangenheit gezeigt, dass der Verein immer junge Spieler findet und sich trotzdem weiterentwickelt.

DFB.de: Sie wechseln zu Bayern München II in die Regionalliga. Keine Lust auf die 2. Bundesliga?

Schweinsteiger: Was heißt Lust? Ich habe lange überlegt, bis ich die Entscheidung getroffen hatte. Natürlich ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich in der Regionalliga vor 200 Leuten spiele und mit Regensburg könnte ich vielleicht vor 40.000 Zuschauern in Kaiserslautern auflaufen. Aber ich habe eine besondere Rolle beim FC Bayern, als einer von drei erfahrenen Spielern neben Stefan Buck und Altin Lala. Wir sollen die jungen Spieler führen, Teil ihrer Ausbildung sein. Das ist eine sehr interessante Aufgabe bei einem der besten Vereine der Welt. Ich habe an meinem Bruder gemerkt, wie wichtig die älteren Spieler für die Entwicklung sind. Auch wenn wir mit Regensburg aufsteigen: Ich stehe weiterhin zu 100 Prozent zu meiner Entscheidung.

DFB.de: Ihr Karriere verlief sehr unstet, es gab viele Vereinswechsel. Warum?

Schweinsteiger: Man muss berücksichtigen, dass ich erst mit 22 Jahren Profi geworden bin. Bis 20 bin ich noch Ski gefahren. Später haben immer wieder verschiedene Umstände zu meinen Wechseln geführt. Ich war beim VfB Lübeck, dort lief mein Vertrag aus. Ich bin zu Eintracht Braunschweig gewechselt, und wir sind aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Also bin ich zurück nach Lübeck. Nach der Insolvenz dort ging ich nach Unterhaching. Teilweise spielen Komponenten eine Rolle, die man nicht beeinflussen kann – zum Beispiel wenn ein Trainer Klaus Augenthaler in Unterhaching meint, dass ich trotz 14 Saisontoren nicht das Zeug für die 3. Liga habe.

DFB.de: Sind Sie eigentlich traurig, dass wohl nur Ihre schwere Sprunggelenksverletzung zu Beginn des Jahres verhindert hat, dass Sie Torschützenkönig in der 3. Liga werden?

Schweinsteiger: Den Gedanken hatte ich schon, aber ich bin froh, dass ich in dieser Saison überhaupt noch spielen konnte. Die erste Diagnose nach der Operation war, dass die Saison für mich vorbei ist. Ich habe mich sechs Wochen auf Krücken bewegt. Bei meinem Comeback hatte ich natürlich nicht die gewohnte Form, doch ich habe mich wieder herangearbeitet. Mit der Form vom Herbst hätte es mit der Torjägerkrone sicherlich klappen können. Mir ist aber viel wichtiger, dass wir den Aufstieg schaffen. Marcel Reichwein wäre es sicherlich auch lieber gewesen, er wäre mit Erfurt aufgestiegen statt Torschützenkönig zu werden.

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Es sind große Tage für die Schweinsteigers. Auf Bastian wartet am morgigen Samstag (ab 20 Uhr, live bei ZDF und Sky) das DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund und eine Woche später das Endspiel der Champions League in der heimischen Allianz-Arena gegen den FC Chelsea.

Für Tobias (30), den zwei Jahre älteren Bruder des Nationalspielers, geht es mit dem SSV Jahn Regensburg in der Relegation um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Gegner ist der Karlsruher SC. Das Hinspiel wird am heutigen Freitagabend um 20.30 Uhr im mit 11.000 Zuschauern ausverkauften Jahnstadion angepfiffen. Das Rückspiel im Wildparkstadion folgt am Montag, Anstoß ist ebenfalls um 20.30 Uhr.

Die beiden Partien gegen den KSC sind Tobias Schweinsteigers Abschiedsvorstellungen im Regensburger Trikot. Er wechselt zum FC Bayern München II. Der Stürmer hinterlässt in der Mannschaft eine große Lücke. Schweinsteiger ist Kapitän, und er ist mit 14 Treffern der zweitbeste Torjäger der 3. Liga– obwohl er nach der Winterpause wegen einer schweren Verletzung am Sprunggelenk drei Monate ausfiel.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Tobias Schweinsteiger über Regensburgs Perspektiven, seinen bevorstehenden Wechsel und über das Verhältnis zu seinem Bruder.

DFB.de: Herr Schweinsteiger, wie viele Kartenanfragen hatten Sie für das Relegations-Hinspiel in Regensburg?

Tobias Schweinsteiger: Es waren einige. Ich hätte bestimmt eine Tribüne füllen können, so wie viele andere Spieler auch. Ein paar Wünsche konnte ich erfüllen.

DFB.de: Und wie viele Kartenanfragen hatten Sie für das Champions-League-Finale des FC Bayern?

Schweinsteiger: Ähnlich viele. Es hat sich die Waage gehalten. Ich glaube, die meisten haben sich gar nicht getraut, nach Tickets für München zu fragen.

DFB.de: Werden Sie beim Champions-League-Endspiel oder dem DFB-Pokalfinale vor Ort sein, um Ihrem Bruder die Daumen zu drücken?

Schweinsteiger: Beim Champions-League-Finale auf jeden Fall, beim DFB-Pokalfinale wahrscheinlich auch. Das dürfte sich zwischen den beiden Relegationsspielen einrichten lassen.

DFB.de: Inwieweit interessiert sich Ihr Bruder für die Geschehnisse beim SSV Jahn Regensburg?

Schweinsteiger: Bastian ist sehr interessiert und informiert sich immer vor den Bundesligaspielen über den Liveticker der 3. Liga. Er wird sich die Relegationsspiele auch im Fernsehen anschauen. Wir haben jeden Tag Kontakt, waren erst diese Woche zusammen beim Basketball.

DFB.de: Wie ist es, der Bruder von Bastian Schweinsteiger zu sein?

Schweinsteiger: Relativ einfach. Ich kenne die Situation seit zehn Jahren, wir gehen beide ganz cool damit um. Es nimmt sich keiner zu wichtig. Wir sind so erzogen, dass wir das alles gut einschätzen können. Für mich war die Konstellation nie problematisch, ich war immer stolz auf meinen Bruder.

DFB.de: Zur Relegation: Eine einmaligen Chance für Jahn Regensburg?

Schweinsteiger: Wenn man sieht, wo wir herkommen, kann man das schon sagen. Angesichts unseres Etats und der Infrastruktur ist der dritte Platz eine Riesensache. Zugetraut hat es uns keiner, manche Konkurrenten bis zum Schluss nicht. Erst hatten alle Heidenheim auf dem Zettel, dann war es Chemnitz, dann hatte Offenbach angeblich die besten Karten. Für uns war es nicht schlecht, im Schatten der anderen zu agieren.

DFB.de: Was spricht in der Relegation für Regensburg?

Schweinsteiger: Wir können nichts verlieren. Die Saison ist jetzt schon weitaus besser verlaufen als erwartet. Im vergangenen Sommer galten wir als Abstiegskandidat. Für den Karlsruher SC geht es dagegen um sehr viel, die Karlsruher können in der Relegation alles verlieren. Ich erwarte ein ausgeglichenes Duell.

DFB.de: Wie verkraftet Ihr Team die Unruhe um Trainer Markus Weinzierl, der mit dem FC Augsburg in Verbindung gebracht wird?

Schweinsteiger: Die Spieler gehen damit am lockersten von allen um. Wir wissen, dass es auch ein Lob für uns ist, wenn unser Trainer eine Anfrage aus der Bundesliga hat. Wir machen unsere Späße darüber, der Trainer bekommt auch mal einen Spruch zu hören. Als wir vor ein paar Tagen mit der Mannschaft essen waren, ist der Kellner mit einer Schwabenpfanne vorbeigelaufen. Da haben wir gesagt, die muss für unseren Coach sein. (lacht) Es gibt keinen hier, der es Markus Weinzierl nicht gönnen würde. Und wer sich ein bisschen auskennt, weiß, dass er schon länger auf den Zetteln größerer Klubs steht. Daher kommt die Geschichte nicht aus heiterem Himmel.

DFB.de: Die Mannschaft scheint nach der Saison an Stärke zu verlieren. Mit Ihnen, Binder und Bickel stehen drei Abgänge bereits fest. Muss Regensburg da nicht Bange vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga sein?

Schweinsteiger: Nein. Ich sehe da gar keine Gefahr. Die 2. Bundesliga ist leichter zu finanzieren, und es gibt genug gute Spieler auf dem Markt. Außerdem hat Regensburg in der Vergangenheit gezeigt, dass der Verein immer junge Spieler findet und sich trotzdem weiterentwickelt.

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DFB.de: Sie wechseln zu Bayern München II in die Regionalliga. Keine Lust auf die 2. Bundesliga?

Schweinsteiger: Was heißt Lust? Ich habe lange überlegt, bis ich die Entscheidung getroffen hatte. Natürlich ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich in der Regionalliga vor 200 Leuten spiele und mit Regensburg könnte ich vielleicht vor 40.000 Zuschauern in Kaiserslautern auflaufen. Aber ich habe eine besondere Rolle beim FC Bayern, als einer von drei erfahrenen Spielern neben Stefan Buck und Altin Lala. Wir sollen die jungen Spieler führen, Teil ihrer Ausbildung sein. Das ist eine sehr interessante Aufgabe bei einem der besten Vereine der Welt. Ich habe an meinem Bruder gemerkt, wie wichtig die älteren Spieler für die Entwicklung sind. Auch wenn wir mit Regensburg aufsteigen: Ich stehe weiterhin zu 100 Prozent zu meiner Entscheidung.

DFB.de: Ihr Karriere verlief sehr unstet, es gab viele Vereinswechsel. Warum?

Schweinsteiger: Man muss berücksichtigen, dass ich erst mit 22 Jahren Profi geworden bin. Bis 20 bin ich noch Ski gefahren. Später haben immer wieder verschiedene Umstände zu meinen Wechseln geführt. Ich war beim VfB Lübeck, dort lief mein Vertrag aus. Ich bin zu Eintracht Braunschweig gewechselt, und wir sind aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Also bin ich zurück nach Lübeck. Nach der Insolvenz dort ging ich nach Unterhaching. Teilweise spielen Komponenten eine Rolle, die man nicht beeinflussen kann – zum Beispiel wenn ein Trainer Klaus Augenthaler in Unterhaching meint, dass ich trotz 14 Saisontoren nicht das Zeug für die 3. Liga habe.

DFB.de: Sind Sie eigentlich traurig, dass wohl nur Ihre schwere Sprunggelenksverletzung zu Beginn des Jahres verhindert hat, dass Sie Torschützenkönig in der 3. Liga werden?

Schweinsteiger: Den Gedanken hatte ich schon, aber ich bin froh, dass ich in dieser Saison überhaupt noch spielen konnte. Die erste Diagnose nach der Operation war, dass die Saison für mich vorbei ist. Ich habe mich sechs Wochen auf Krücken bewegt. Bei meinem Comeback hatte ich natürlich nicht die gewohnte Form, doch ich habe mich wieder herangearbeitet. Mit der Form vom Herbst hätte es mit der Torjägerkrone sicherlich klappen können. Mir ist aber viel wichtiger, dass wir den Aufstieg schaffen. Marcel Reichwein wäre es sicherlich auch lieber gewesen, er wäre mit Erfurt aufgestiegen statt Torschützenkönig zu werden.