Tim Hoogland: "Schalke hat mich geprägt"

Ex-Bundesligaprofi Tim Hoogland ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Der 36-Jährige, der 2004 aus der "Knappenschmiede" den Sprung in den Lizenzspielerkader des FC Schalke 04 geschafft hatte, ist jetzt Co-Trainer bei der U 17 der "Königsblauen". Im DFB.de-Interview spricht Hoogland mit Mitarbeiter Ralf Debat über den optimalen Saisonstart, einen Trainerlehrgang in Wales und ein mögliches Jubiläum.

DFB.de: Sie sind in Marl geboren, waren viele Jahre Nachwuchsspieler und Profi beim FC Schalke 04, sind eng mit dem Verein verwurzelt. Jetzt kehrten Sie nach sieben Jahren zurück. Wie kam es zum Engagement als Co-Trainer bei der U 17, Herr Hoogland?

Tim Hoogland: Für mich stand schon seit längerer Zeit fest, dass ich nach meiner aktiven Laufbahn als Trainer tätig sein möchte. Nach meiner Rückkehr aus Australien, wo ich zuletzt für Melbourne Victory gespielt hatte, durfte ich für mehrere Wochen bei Schalke 04 hospitieren, habe unter anderem bei der U 23, U 19, U 17 und U 11 sowie im Scoutingbereich wertvolle Einblicke bekommen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir der Verein jetzt die Möglichkeit gibt, erste Trainererfahrungen zu sammeln.

DFB.de: Wie gut liegt Ihnen die Arbeit als Co-Trainer?

Hoogland: Für mich ist die Tätigkeit als Assistent von Onur Cinel ein echter Glücksfall. Deshalb habe ich mich auch bewusst für diesen Weg entschieden. Onur ist ein herausragender Trainer, von dem ich sehr viel lernen kann, etwa im taktischen Bereich sowie bei der Führung und der Einstellung der Mannschaft. Auf der anderen Seite bin ich aber auch so selbstbewusst zu sagen, dass ich mit meiner Erfahrung auch eine Bereicherung für das Team und den gesamten Verein sein kann und sein möchte.

DFB.de: Passt es vielleicht auch deshalb so gut, weil Sie im Gegensatz zu Onur Cinel auf eine erfolgreiche Profikarriere zurückblicken können?

Hoogland: Eines vorweg: Nicht jeder frühere Profi wird auch ein guter Trainer, das ist mir bewusst. Dennoch kann es zumindest nicht schaden, selbst diese Erfahrungen gemacht zu haben. Auf jeden Fall ergänzen wir uns im Trainerteam sehr gut.

DFB.de: Wie würden Sie Ihre Hauptaufgaben beschreiben?

Hoogland: Der Cheftrainer gibt die Philosophie vor, das gesamte Trainerteam arbeitet dann an der entsprechenden Umsetzung. Dabei hat jeder seinen Verantwortungsbereich, bekommt von Onur Cinel den Raum, um sich einzubringen und zu entfalten. So bin ich beispielsweise auch für die Spiel- und Gegneranalyse sowie die Standards zuständig. Dazu trainieren wir oft mit verschiedenen Gruppen. Das alte Klischee vom Co-Trainer als vermeintlicher "Hütchenaufsteller" stimmt schon lange nicht mehr.

DFB.de: Mit sieben Siegen aus sieben Spielen und nur drei Gegentoren ist die U 17 des FC Schalke 04 in der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga optimal in die Saison gestartet. Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf?

Hoogland: Dass es eine gute Saison für uns werden kann, hatte sich aus meiner Sicht schon während der Sommervorbereitung und vor allem während des Trainingslagers abgezeichnet. Es war deutlich zu spüren, wie sehr die Jungs daran arbeiten, sich möglichst in jedem Training zu verbessern. Die Entwicklung ist wirklich bemerkenswert. Es sind ja nicht nur die Ligaspiele. Wenn ich alle Partien seit dem Beginn der Vorbereitung zusammenzähle, komme ich auf 21 Spiele mit 20 Siegen und nur einem Remis in einem Testspiel gegen die TSG Hoffenheim. Das kommt nicht von ungefähr. Auch wenn ich als früherer Abwehrspieler kritisch anmerken muss: Mindestens zwei der drei Gegentore in der Meisterschaft waren absolut vermeidbar. (lacht)

DFB.de: Was zeichnet die Mannschaft ganz besonders aus?

Hoogland: Wir kommen vor allem über den Teamspirit und die mannschaftliche Geschlossenheit. Das gesamte Team verteidigt sehr gut, ist aber auch in der Offensive immer in der Lage, wirkungsvolle Nadelstiche zu setzen.

DFB.de: Sie haben selbst als Spieler den Sprung aus der Schalker "Knappenschmiede" zu den Profis geschafft. Hören Ihnen die jungen Spieler deshalb noch aufmerksamer zu?

Hoogland: Die meisten haben mich wahrscheinlich erst einmal gegoogelt, um sich zu informieren. (lacht) Aber Spaß beiseite: Die Jungs wissen schon, dass ich früher selbst bei Schalke 04 gespielt habe und rund 16 Jahre als Profi aktiv war. Ich thematisiere das in den Gesprächen aber selbst nicht. Ich will nicht viel über mich erzählen, sondern den Jungs dabei helfen, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln und sich kontinuierlich zu steigern.

DFB.de: Wo sehen Sie die größten Unterschiede zu Ihrer eigenen Jugendzeit?

Hoogland: Heute geht alles viel schneller. Das hat seine positiven, aber auch seine negativen Seiten. Die Spieler müssen sich viel früher professionell verhalten. Toptalente schaffen oft bereits im Juniorenalter den Sprung zu den Profis und können dort sogar schon Leistungsträger sein, wenn ich etwa an Jude Bellingham beim BVB denke. Die Nachwuchsspieler sind jetzt ungemein wissbegierig, stellen auch viele Fragen. Wir haben uns damals nicht so einen Kopf gemacht, sondern einfach trainiert. Und wenn du dann als junger Spieler zu den Profis kamst, konntest du dir erst einmal nicht viel erlauben, sondern musstest dich erst einmal hinten anstellen. Jetzt sind die Jungs selbstbewusster, werden aber auch in allen möglichen Bereichen intensiver betreut. Bei uns hat vom Verein niemand meine Hausaufgaben kontrolliert oder eine Klausur durchgeschaut. Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht gewesen. (lacht) Auch athletisch sind die Jungs heute deutlich weiter. Was Technik oder Passspiel angeht, würde ich aber sagen, dass wir zumindest auf Augenhöhe waren.

DFB.de: Was muss ein Nachwuchstalent grundsätzlich mitbringen, um es bis ganz nach oben zu schaffen?

Hoogland: Über außerordentliche Qualität verfügen alle. Sonst wären sie gar nicht bei uns. Umso wichtiger ist die Einstellung. Der Spruch "Mentalität schlägt Qualität" enthält sehr viel Wahrheit. Nur absolute Ausnahmetalente kommen vielleicht mal mit 90, 95 Prozent durch. Nur wer bereit ist, täglich hart an sich zu arbeiten und an seine Grenzen zu gehen, hat gute Chancen.

DFB.de: Unter diesen Voraussetzungen könnten ja einige künftige Profis im U 17-Kader stehen, oder?

Hoogland: Wie schon gesagt: Die Mentalität ist herausragend. Die Jungs haben ein klares Ziel vor Augen, pushen sich gegenseitig. So etwas habe ich im Juniorenbereich bisher sehr selten gesehen. Wenn sie so weitermachen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir den einen oder anderen eines Tages im Profibereich sehen werden. Erst einmal geht es jedoch darum, sie bestmöglich an den U 19-Kader von Norbert Elgert heranzuführen. Dort können und sollen sie dann den nächsten Schritt machen.

DFB.de: Sie sind aktuell im 13. Jahr beim FC Schalke 04. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Hoogland: Ich komme aus der Region, habe schon ab der U 14 für Schalke gespielt und durfte hier auch meine ersten Schritte als Profi machen. Daher gibt es zweifellos eine besondere Bindung. Ich habe mich auch bei Mainz 05, beim VfB Stuttgart, beim VfL Bochum und auf meinen Auslandsstationen sehr wohl gefühlt. Schalke 04 hat mich aber am meisten geprägt. Umso dankbarer bin ich auch, jetzt die Chance als Trainer zu erhalten.

DFB.de: Sie haben Ihre Vereine im Ausland angesprochen. Zunächst ging es 2014 nach England zum FC Fulham. Was haben Sie dort mitgenommen?

Hoogland: Ich wollte eigentlich schon immer mal in England Fußball spielen, um meinen Horizont zu erweitern. Als mein Vertrag bei Schalke 04 nicht mehr verlängert wurde, ergab sich durch das Engagement von Felix Magath in Fulham die Chance, dorthin zu wechseln. Es war eine wunderbare Erfahrung, mit der Familie in London zu leben und das Mutterland des Fußballs richtig kennenzulernen. Besonders imponiert hat mir die Motivation, mit der alle dort jedes Training und jedes Spiel angehen.

DFB.de: Nach insgesamt 240 Erst- und Zweitligaspielen ließen Sie Ihre Karriere in Australien bei Melbourne Victory ausklingen. Mit welchen Erfahrungen sind Sie zurückgekehrt?

Hoogland: Schon durch die gemeinsame Zeit mit dem australischen Nationalspieler Robbie Kruse beim VfL Bochum war die A-League ein Thema. So kam dann auch der Kontakt zustande. Auch dort war die Familie mit dabei, die Lebensqualität ist unglaublich. Leider hatte ich in Melbourne großes Verletzungspech, konnte deshalb nur sechs Spiele absolvieren. Dennoch konnte ich auch sportlich einiges mitnehmen. Wir haben uns beispielsweise das Trainingsgelände mit einem Rugbyteam und einer Mannschaft aus dem Australian Football, einer Mischung aus Fußball und Rugby, geteilt. Zu erleben, wie in anderen Sportarten trainiert wird, hat mich sehr beeindruckt.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer? Wollen Sie es auch in die Bundesliga schaffen?

Hoogland: Langsam, langsam. Ich bin jetzt erst einmal froh, als Co-Trainer lernen zu dürfen. Irgendwann möchte ich sicherlich auch als Cheftrainer arbeiten. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Aktuell bin ich gerade dabei, in Wales an meiner A-Lizenz zu arbeiten.

DFB.de: Warum ausgerechnet in Wales?

Hoogland: Nach Felix Magath war Kit Symons mein Trainer beim FC Fulham. Er ist jetzt Co-Trainer der walisischen A-Nationalmannschaft. Der Kontakt zu ihm war nie abgerissen. Da ich als Profi auf der Insel gespielt habe, ergab sich die Möglichkeit, dort den Trainerlehrgang zu besuchen und im besten Fall innerhalb eines Jahres die B- und A-Lizenz zu erwerben. Vieles läuft dabei online, ich war aber auch schon für vier Tage zum Blockunterricht in Cardiff. Es ist sehr spannend, auch einen anderen Blick auf den Fußball zu bekommen. Ich hoffe, dass ich im Mai oder Juni die A-Lizenz erhalten werde.

DFB.de: Zum Abschluss noch einmal zurück zu Ihrem aktuellen Team: Sie wurden in der Saison 2001/2002 mit dem FC Schalke 04 unter Trainer Manfred Dubski Deutscher B-Junioren-Meister. Es war für "Königsblau" der bislang jüngste Titelgewinn in dieser Altersklasse. Trauen Sie der jetzigen U 17 das ebenfalls zu?

Hoogland: So weit sollten wir nicht denken. Wenn wir an die bisherigen Leistungen anknüpfen können, dann ist es mit Sicherheit möglich, bis zum Saisonende um die ersten beiden Tabellenplätze in der West-Staffel und damit um die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Dort stehen die Chancen dann immer 50:50. Für mich persönlich sind die Erinnerungen an die damalige Endrunde, die noch ab dem Viertelfinale ausgetragen wurde, nach wie vor sehr präsent. Wir haben Hertha BSC und Eintracht Frankfurt ausgeschaltet und dann das Endspiel gegen den VfB Stuttgart mit Mario Gomez, Tobias Weis, Christian Gentner und Marvin Compper in der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn 3:1 nach Verlängerung gewonnen. Das ist im nächsten Frühjahr exakt 20 Jahre her. Es wäre schon ein cooles Jubiläum, dann erneut mit der U 17 um die Deutsche Meisterschaft zu spielen.

[mspw]

Ex-Bundesligaprofi Tim Hoogland ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Der 36-Jährige, der 2004 aus der "Knappenschmiede" den Sprung in den Lizenzspielerkader des FC Schalke 04 geschafft hatte, ist jetzt Co-Trainer bei der U 17 der "Königsblauen". Im DFB.de-Interview spricht Hoogland mit Mitarbeiter Ralf Debat über den optimalen Saisonstart, einen Trainerlehrgang in Wales und ein mögliches Jubiläum.

DFB.de: Sie sind in Marl geboren, waren viele Jahre Nachwuchsspieler und Profi beim FC Schalke 04, sind eng mit dem Verein verwurzelt. Jetzt kehrten Sie nach sieben Jahren zurück. Wie kam es zum Engagement als Co-Trainer bei der U 17, Herr Hoogland?

Tim Hoogland: Für mich stand schon seit längerer Zeit fest, dass ich nach meiner aktiven Laufbahn als Trainer tätig sein möchte. Nach meiner Rückkehr aus Australien, wo ich zuletzt für Melbourne Victory gespielt hatte, durfte ich für mehrere Wochen bei Schalke 04 hospitieren, habe unter anderem bei der U 23, U 19, U 17 und U 11 sowie im Scoutingbereich wertvolle Einblicke bekommen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir der Verein jetzt die Möglichkeit gibt, erste Trainererfahrungen zu sammeln.

DFB.de: Wie gut liegt Ihnen die Arbeit als Co-Trainer?

Hoogland: Für mich ist die Tätigkeit als Assistent von Onur Cinel ein echter Glücksfall. Deshalb habe ich mich auch bewusst für diesen Weg entschieden. Onur ist ein herausragender Trainer, von dem ich sehr viel lernen kann, etwa im taktischen Bereich sowie bei der Führung und der Einstellung der Mannschaft. Auf der anderen Seite bin ich aber auch so selbstbewusst zu sagen, dass ich mit meiner Erfahrung auch eine Bereicherung für das Team und den gesamten Verein sein kann und sein möchte.

DFB.de: Passt es vielleicht auch deshalb so gut, weil Sie im Gegensatz zu Onur Cinel auf eine erfolgreiche Profikarriere zurückblicken können?

Hoogland: Eines vorweg: Nicht jeder frühere Profi wird auch ein guter Trainer, das ist mir bewusst. Dennoch kann es zumindest nicht schaden, selbst diese Erfahrungen gemacht zu haben. Auf jeden Fall ergänzen wir uns im Trainerteam sehr gut.

DFB.de: Wie würden Sie Ihre Hauptaufgaben beschreiben?

Hoogland: Der Cheftrainer gibt die Philosophie vor, das gesamte Trainerteam arbeitet dann an der entsprechenden Umsetzung. Dabei hat jeder seinen Verantwortungsbereich, bekommt von Onur Cinel den Raum, um sich einzubringen und zu entfalten. So bin ich beispielsweise auch für die Spiel- und Gegneranalyse sowie die Standards zuständig. Dazu trainieren wir oft mit verschiedenen Gruppen. Das alte Klischee vom Co-Trainer als vermeintlicher "Hütchenaufsteller" stimmt schon lange nicht mehr.

DFB.de: Mit sieben Siegen aus sieben Spielen und nur drei Gegentoren ist die U 17 des FC Schalke 04 in der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga optimal in die Saison gestartet. Wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf?

Hoogland: Dass es eine gute Saison für uns werden kann, hatte sich aus meiner Sicht schon während der Sommervorbereitung und vor allem während des Trainingslagers abgezeichnet. Es war deutlich zu spüren, wie sehr die Jungs daran arbeiten, sich möglichst in jedem Training zu verbessern. Die Entwicklung ist wirklich bemerkenswert. Es sind ja nicht nur die Ligaspiele. Wenn ich alle Partien seit dem Beginn der Vorbereitung zusammenzähle, komme ich auf 21 Spiele mit 20 Siegen und nur einem Remis in einem Testspiel gegen die TSG Hoffenheim. Das kommt nicht von ungefähr. Auch wenn ich als früherer Abwehrspieler kritisch anmerken muss: Mindestens zwei der drei Gegentore in der Meisterschaft waren absolut vermeidbar. (lacht)

DFB.de: Was zeichnet die Mannschaft ganz besonders aus?

Hoogland: Wir kommen vor allem über den Teamspirit und die mannschaftliche Geschlossenheit. Das gesamte Team verteidigt sehr gut, ist aber auch in der Offensive immer in der Lage, wirkungsvolle Nadelstiche zu setzen.

DFB.de: Sie haben selbst als Spieler den Sprung aus der Schalker "Knappenschmiede" zu den Profis geschafft. Hören Ihnen die jungen Spieler deshalb noch aufmerksamer zu?

Hoogland: Die meisten haben mich wahrscheinlich erst einmal gegoogelt, um sich zu informieren. (lacht) Aber Spaß beiseite: Die Jungs wissen schon, dass ich früher selbst bei Schalke 04 gespielt habe und rund 16 Jahre als Profi aktiv war. Ich thematisiere das in den Gesprächen aber selbst nicht. Ich will nicht viel über mich erzählen, sondern den Jungs dabei helfen, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln und sich kontinuierlich zu steigern.

DFB.de: Wo sehen Sie die größten Unterschiede zu Ihrer eigenen Jugendzeit?

Hoogland: Heute geht alles viel schneller. Das hat seine positiven, aber auch seine negativen Seiten. Die Spieler müssen sich viel früher professionell verhalten. Toptalente schaffen oft bereits im Juniorenalter den Sprung zu den Profis und können dort sogar schon Leistungsträger sein, wenn ich etwa an Jude Bellingham beim BVB denke. Die Nachwuchsspieler sind jetzt ungemein wissbegierig, stellen auch viele Fragen. Wir haben uns damals nicht so einen Kopf gemacht, sondern einfach trainiert. Und wenn du dann als junger Spieler zu den Profis kamst, konntest du dir erst einmal nicht viel erlauben, sondern musstest dich erst einmal hinten anstellen. Jetzt sind die Jungs selbstbewusster, werden aber auch in allen möglichen Bereichen intensiver betreut. Bei uns hat vom Verein niemand meine Hausaufgaben kontrolliert oder eine Klausur durchgeschaut. Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht gewesen. (lacht) Auch athletisch sind die Jungs heute deutlich weiter. Was Technik oder Passspiel angeht, würde ich aber sagen, dass wir zumindest auf Augenhöhe waren.

DFB.de: Was muss ein Nachwuchstalent grundsätzlich mitbringen, um es bis ganz nach oben zu schaffen?

Hoogland: Über außerordentliche Qualität verfügen alle. Sonst wären sie gar nicht bei uns. Umso wichtiger ist die Einstellung. Der Spruch "Mentalität schlägt Qualität" enthält sehr viel Wahrheit. Nur absolute Ausnahmetalente kommen vielleicht mal mit 90, 95 Prozent durch. Nur wer bereit ist, täglich hart an sich zu arbeiten und an seine Grenzen zu gehen, hat gute Chancen.

DFB.de: Unter diesen Voraussetzungen könnten ja einige künftige Profis im U 17-Kader stehen, oder?

Hoogland: Wie schon gesagt: Die Mentalität ist herausragend. Die Jungs haben ein klares Ziel vor Augen, pushen sich gegenseitig. So etwas habe ich im Juniorenbereich bisher sehr selten gesehen. Wenn sie so weitermachen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir den einen oder anderen eines Tages im Profibereich sehen werden. Erst einmal geht es jedoch darum, sie bestmöglich an den U 19-Kader von Norbert Elgert heranzuführen. Dort können und sollen sie dann den nächsten Schritt machen.

DFB.de: Sie sind aktuell im 13. Jahr beim FC Schalke 04. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Hoogland: Ich komme aus der Region, habe schon ab der U 14 für Schalke gespielt und durfte hier auch meine ersten Schritte als Profi machen. Daher gibt es zweifellos eine besondere Bindung. Ich habe mich auch bei Mainz 05, beim VfB Stuttgart, beim VfL Bochum und auf meinen Auslandsstationen sehr wohl gefühlt. Schalke 04 hat mich aber am meisten geprägt. Umso dankbarer bin ich auch, jetzt die Chance als Trainer zu erhalten.

DFB.de: Sie haben Ihre Vereine im Ausland angesprochen. Zunächst ging es 2014 nach England zum FC Fulham. Was haben Sie dort mitgenommen?

Hoogland: Ich wollte eigentlich schon immer mal in England Fußball spielen, um meinen Horizont zu erweitern. Als mein Vertrag bei Schalke 04 nicht mehr verlängert wurde, ergab sich durch das Engagement von Felix Magath in Fulham die Chance, dorthin zu wechseln. Es war eine wunderbare Erfahrung, mit der Familie in London zu leben und das Mutterland des Fußballs richtig kennenzulernen. Besonders imponiert hat mir die Motivation, mit der alle dort jedes Training und jedes Spiel angehen.

DFB.de: Nach insgesamt 240 Erst- und Zweitligaspielen ließen Sie Ihre Karriere in Australien bei Melbourne Victory ausklingen. Mit welchen Erfahrungen sind Sie zurückgekehrt?

Hoogland: Schon durch die gemeinsame Zeit mit dem australischen Nationalspieler Robbie Kruse beim VfL Bochum war die A-League ein Thema. So kam dann auch der Kontakt zustande. Auch dort war die Familie mit dabei, die Lebensqualität ist unglaublich. Leider hatte ich in Melbourne großes Verletzungspech, konnte deshalb nur sechs Spiele absolvieren. Dennoch konnte ich auch sportlich einiges mitnehmen. Wir haben uns beispielsweise das Trainingsgelände mit einem Rugbyteam und einer Mannschaft aus dem Australian Football, einer Mischung aus Fußball und Rugby, geteilt. Zu erleben, wie in anderen Sportarten trainiert wird, hat mich sehr beeindruckt.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer? Wollen Sie es auch in die Bundesliga schaffen?

Hoogland: Langsam, langsam. Ich bin jetzt erst einmal froh, als Co-Trainer lernen zu dürfen. Irgendwann möchte ich sicherlich auch als Cheftrainer arbeiten. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Aktuell bin ich gerade dabei, in Wales an meiner A-Lizenz zu arbeiten.

DFB.de: Warum ausgerechnet in Wales?

Hoogland: Nach Felix Magath war Kit Symons mein Trainer beim FC Fulham. Er ist jetzt Co-Trainer der walisischen A-Nationalmannschaft. Der Kontakt zu ihm war nie abgerissen. Da ich als Profi auf der Insel gespielt habe, ergab sich die Möglichkeit, dort den Trainerlehrgang zu besuchen und im besten Fall innerhalb eines Jahres die B- und A-Lizenz zu erwerben. Vieles läuft dabei online, ich war aber auch schon für vier Tage zum Blockunterricht in Cardiff. Es ist sehr spannend, auch einen anderen Blick auf den Fußball zu bekommen. Ich hoffe, dass ich im Mai oder Juni die A-Lizenz erhalten werde.

DFB.de: Zum Abschluss noch einmal zurück zu Ihrem aktuellen Team: Sie wurden in der Saison 2001/2002 mit dem FC Schalke 04 unter Trainer Manfred Dubski Deutscher B-Junioren-Meister. Es war für "Königsblau" der bislang jüngste Titelgewinn in dieser Altersklasse. Trauen Sie der jetzigen U 17 das ebenfalls zu?

Hoogland: So weit sollten wir nicht denken. Wenn wir an die bisherigen Leistungen anknüpfen können, dann ist es mit Sicherheit möglich, bis zum Saisonende um die ersten beiden Tabellenplätze in der West-Staffel und damit um die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Dort stehen die Chancen dann immer 50:50. Für mich persönlich sind die Erinnerungen an die damalige Endrunde, die noch ab dem Viertelfinale ausgetragen wurde, nach wie vor sehr präsent. Wir haben Hertha BSC und Eintracht Frankfurt ausgeschaltet und dann das Endspiel gegen den VfB Stuttgart mit Mario Gomez, Tobias Weis, Christian Gentner und Marvin Compper in der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn 3:1 nach Verlängerung gewonnen. Das ist im nächsten Frühjahr exakt 20 Jahre her. Es wäre schon ein cooles Jubiläum, dann erneut mit der U 17 um die Deutsche Meisterschaft zu spielen.

###more###