Tim Borowski: "Arbeit des DFB hat sich gelohnt"

DFB.de: War Ihnen als Profi bewusst, wie viel Arbeit hinter einem Profiverein steckt?

Borowski: Nein. Als Profi bin ich zwar gelegentlich in der Geschäftsstelle gewesen. Aber erst jetzt stelle ich fest, was alles geleistet wird. Ob nun im Marketing, im Scouting, im Ticketing, im sozialen Management oder in den vielen anderen Abteilungen. Den meisten Profis dürfte das nicht bewusst sein.

DFB.de: Zu Ihrer Ausbildung gehören auch Kurse an der Jacobs University. Wurden Sie dort als Fußballstar empfangen?

Borowski: Nein, darauf lege ich auch keinen Wert. Der Professor hat lediglich erwähnt, dass die Gruppe mit mir ein neues Mitglied hat. Als mein Name fiel, hat sich natürlich der eine oder andere zu mir umgeschaut. Ansonsten ist meine Fußballkarriere kein großes Thema. Ich habe bereits einige nette Studenten kennengelernt, mit denen ich mich gut verstehe. Es macht wirklich Spaß.

DFB.de: Und nach Ihrer Ausbildung steigen Sie beim SV Werder Bremen im Management ein?

Borowski: Noch kann ich keine genaue Zielsetzung formulieren. Ich habe erst vier Monate meiner Ausbildung hinter mir. Mein naheliegendes Ziel ist es, auch in den nächsten 14 Monaten viel zu lernen. Alles andere halte ich mir offen. Niemand kann voraussagen, welche Möglichkeiten sich irgendwann ergeben. Daher werde ich mich nicht auf einen bestimmten Bereich festlegen.

DFB.de: Wäre eine Karriere als Trainer denkbar?

Borowski: Völlig ausschließen kann ich das nicht. Aktuell ist das allerdings kein Thema, weil das Trainee-Programm sehr intensiv und interessant ist. Darauf möchte ich mich voll konzentrieren.



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Vom Fußballplatz in die Geschäftstelle: Tim Borowski, der heute 33 Jahre alt wird, hat im vergangenen Jahr auf Grund anhaltender Probleme am rechten Sprunggelenk seine aktive Laufbahn beendet. Nun absolviert er beim SV Werder Bremen, wo er mit Ausnahme einer Spielzeit beim FC Bayern München seine ganze Profikarriere verbracht hat, ein 18-monatiges Trainee-Programm.

Der 33-malige Nationalspieler durchläuft sämtliche Unternehmensbereiche, insbesondere Scouting und Marketing. "Ich sehe das als eine große Chance", sagt Borowski im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen. Dabei spricht er über seine Ausbildung, die Nachwuchsfußballer von heute und die durchwachsene Saison seines SV Werder.

DFB.de: Herr Borowski, Sie durchlaufen eine Ausbildung bei Ihrem langjährigen Verein. Wie kam es dazu?

Tim Borowski: Klaus Filbry (Vorsitzender der Geschäftsführung, Anm. d. Red.) ist auf mich zugekommen und hat mir vorgeschlagen, die Ausbildung als Management-Trainee beim SV Werder Bremen zu absolvieren. Ich brauchte nicht lange darüber nachzudenken, denn mir war klar, dass ich so eine Chance nur einmal bekommen würde.

DFB.de: Was sind momentan Ihre Aufgaben?

Borowski: Wir sind mit der Aktualisierung unserer Nachwuchsdatenbank beschäftigt. Alle relevanten Daten sollen für unsere Trainer und Mitarbeiter abrufbar sein. Für die Beschaffung der Informationen stehe ich zum Beispiel mit der IT-Abteilung, den Trainern, den Verantwortlichen aus dem Nachwuchsleistungszentrum und vielen weiteren Personen im Kontakt.

DFB.de: Wie wird die Ausbildung weitergehen?

Borowski: Ich durchlaufe mehrere Abteilungen im Verein. Ein weiterer Schwerpunkt wird ab Januar 2014 das Marketing sein.

DFB.de: War Ihnen als Profi bewusst, wie viel Arbeit hinter einem Profiverein steckt?

Borowski: Nein. Als Profi bin ich zwar gelegentlich in der Geschäftsstelle gewesen. Aber erst jetzt stelle ich fest, was alles geleistet wird. Ob nun im Marketing, im Scouting, im Ticketing, im sozialen Management oder in den vielen anderen Abteilungen. Den meisten Profis dürfte das nicht bewusst sein.

DFB.de: Zu Ihrer Ausbildung gehören auch Kurse an der Jacobs University. Wurden Sie dort als Fußballstar empfangen?

Borowski: Nein, darauf lege ich auch keinen Wert. Der Professor hat lediglich erwähnt, dass die Gruppe mit mir ein neues Mitglied hat. Als mein Name fiel, hat sich natürlich der eine oder andere zu mir umgeschaut. Ansonsten ist meine Fußballkarriere kein großes Thema. Ich habe bereits einige nette Studenten kennengelernt, mit denen ich mich gut verstehe. Es macht wirklich Spaß.

DFB.de: Und nach Ihrer Ausbildung steigen Sie beim SV Werder Bremen im Management ein?

Borowski: Noch kann ich keine genaue Zielsetzung formulieren. Ich habe erst vier Monate meiner Ausbildung hinter mir. Mein naheliegendes Ziel ist es, auch in den nächsten 14 Monaten viel zu lernen. Alles andere halte ich mir offen. Niemand kann voraussagen, welche Möglichkeiten sich irgendwann ergeben. Daher werde ich mich nicht auf einen bestimmten Bereich festlegen.

DFB.de: Wäre eine Karriere als Trainer denkbar?

Borowski: Völlig ausschließen kann ich das nicht. Aktuell ist das allerdings kein Thema, weil das Trainee-Programm sehr intensiv und interessant ist. Darauf möchte ich mich voll konzentrieren.

DFB.de: Ehemalige Nationalspieler sind auch als Fernsehexperten sehr gefragt. Wäre das etwas für Sie?

Borowski: Hauptberuflich kann ich mir das im Moment nicht vorstellen. Aber ich hätte nichts dagegen einzuwenden, gelegentlich einer Expertenrunde beizuwohnen.

DFB.de: Was ist eigentlich anstrengender: die Arbeit in der Geschäftsstelle oder die eines Fußballprofis?

Borowski: Das ist schwer zu vergleichen. Leistungssportler durchleben über ein oder zwei Trainingseinheiten eine intensive körperliche Anstrengung. Am Wochenende kommt die mentale Belastung dazu. Auch der ganze Reisestress, wenn man zum Beispiel zusätzlich noch mit der Nationalmannschaft unterwegs ist oder international spielt, ist nicht zu verkennen.

DFB.de: Und der Bürojob…

Borowski: … hat einfach eine andere Qualität. Man ist rund zehn Stunden im Büro, hat viele Termine, nimmt viele Dinge auf, telefoniert viel, ist gelegentlich auch unterwegs. Das ist eine ganz andere Herausforderung. Ob nun als Profi oder als Trainee - am Ende des Tages bin ich jedenfalls müde.

DFB.de: Der zeitliche Arbeitsaufwand dürfte als Trainee höher sein.

Borowski: Das ist richtig. Aber es wäre falsch anzunehmen, dass ein Profi nur 90 Minuten auf dem Platz steht. Man muss sich mental auf die Spiele vorbereiten, ist ständig unterwegs. Nichtsdestotrotz genießen Profifußballer ein privilegiertes Leben.

DFB.de: Haben Sie manchmal das Bedürfnis, noch einmal auf den Fußballplatz zurückzukehren?

Borowski: Die Karriere ist vorbei, und das ist auch gut so. Trotzdem gibt es Momente, in denen ich gerne spielen würde. Zum Beispiel, wenn ein Spiel unter Flutlicht ansteht. Die Lust auf Fußball wird immer in mir stecken. Selbst wenn ich 80 Jahre alt bin.

DFB.de: Spielen Sie denn noch gelegentlich Fußball?

Borowski: Ab und zu mit den Kollegen oder mit Freunden. Ich spiele auch gelegentlich Tennis oder gehe Joggen, um fit zu bleiben.

DFB.de: Sie sprachen Ihre Arbeit an der Nachwuchsdatenbank an. Sie selbst kamen als 16-Jähriger zum SV Werder Bremen, mit 21 debütierten Sie bei den Profis. Inwiefern hat sich die Nachwuchsarbeit seitdem verändert?

Borowski: Die Durchlassquote und das spielerische Niveau sind viel höher geworden. Mario Götze gab zum Beispiel mit 17 Jahren sein Bundesligadebüt. Ich selbst kam als 19-Jähriger ganz gemächlich aus der A-Jugend, habe daraufhin erst mal ein Jahr bei den Amateuren gespielt. Es lief also Step by Step. Für meine Entwicklung war das richtig. Aber heutzutage schaffen es die jungen Spieler viel schneller in die Bundesliga.

DFB.de: Wird mit jungen Spielern vielleicht auch professioneller gearbeitet?

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Borowski: Ich hatte auch damals gute Trainer. Ich würde eher sagen, dass sich die Schwerpunkte im Training verändert haben. Den Jungs wird ein guter Mix aus den wichtigsten Tugenden vermittelt. Der deutsche Nachwuchs soll nicht nur eine Turniermannschaft sein. Die Spieler bringen mittlerweile eine gute Athletik, ein tolles Passspiel und eine tolle Technik mit. Wenn man sieht, welche großen Talente im Nachwuchsbereich nachkommen, hat sich die Arbeit des DFB in den letzten Jahren bereits gelohnt.

DFB.de: Lassen Sie uns abschließend noch einmal über die aktuelle Situation des SV Werder Bremen sprechen. Sind Sie überrascht, dass sich der Verein im unteren Tabellendrittel befindet?

Borowski: Nicht unbedingt. Im Sommer hat ein Umbruch stattgefunden. Teilweise lief die jüngste Mannschaft der Vereinsgeschichte auf. Das birgt Risiken. Wir haben eine gute Hinrunde gespielt, in der einige Punkte sogar noch verschenkt wurden. Nun in der Rückrunde läuft es weniger rund. Vielleicht fehlt in einigen Spielen der Erfahrungswert, um mit einem 0:0 nach Hause zu fahren oder geduldig weiterzuspielen und ein dreckiges 1:0 einzufahren. Diese Erfahrungen müssen die jungen Spieler sammeln. Genauso wie ich sie früher gesammelt habe.

DFB.de: Was stimmt Sie denn positiv, dass es in den kommenden Jahren wieder bergauf geht?

Borowski: Die Frage ist, welche Spieler der Verein halten kann und welche Spieler hinzukommen. Das kann ich in meiner Position nicht beurteilen. Natürlich muss das Selbstvertrauen gestärkt werden. Der Glaube, dass jede Mannschaft kommen kann und danach punktlos wieder nach Hause fährt, muss zurückkehren.

DFB.de: Muss sich das Umfeld vielleicht daran gewöhnen, dass Werder Bremen auch in den nächsten Jahren kein Champions-League-Aspirant sein wird?

Borowski: Ich denke, dass die große Erwartungshaltung unter den Fans bereits abgenommen hat. Die Zuschauer bleiben ruhig. In anderen Stadien sähe das vielleicht anders aus. Wir haben eben ein Jahr des Umbruchs. Ich hoffe, dass man mit diesem Fundament die Zukunft bestreiten und in einigen Jahren wieder über Champions-League-Plätze reden kann.