Thomas Tuchel: "Nie ein Streber, aber wissbegierig"

Thomas Tuchel war fertig mit Fußball. Ein für alle Mal, so schien es. „Mir hat das Herz geblutet, wenn ich daran gedacht habe, dass ich nicht mehr spielen kann“, sagt er. Wer Tuchel heute erlebt, wer ihn sieht, wie er an der Seitenlinie gestikuliert, schreit, springt, der mag sich kaum vorstellen, dass er für etwas anderes geschaffen sein könnte.

Mit Mainz 05 egalisierte er in dieser Saison einen Bundesliga-Rekord: sieben Siege in den ersten sieben Spielen. Tuchel, der Fast-Aussteiger, der dann alle Trainerlizenzen des DFB erwarb und schließlich Fußball-Lehrer wurde, ist einer der Aufsteiger des Jahres.

Und DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen beschreibt, warum dieser Tuchel ein Paradebeispiel für strukturierte Trainerausbildung ist.

Trainer im Glücksrausch

Das Bild des jubelnden Thomas Tuchel mit den ausgebreiteten Armen und den ausgestreckten Zeigefingern – es gehört zu den Bildern, die nach der Saison vermutlich in jedem Rückblick auftauchen werden. Ein vor gut einem Jahr noch so gut wie unbekannter Trainer im Glücksrausch, überwältigt, und alle sahen zu. Waren beeindruckt vom Spiel der jungen Mainzer, den „Bruchweg-Boys“, eingestellt und angetrieben von ihrem jungen Übungsleiter, der Sätze sagte wie „Das ist kein Lauf und auch kein Zufall“. Karneval im Frühherbst. Und Tuchel, der jüngste Trainer im Fußball-Oberhaus, war der Sitzungspräsident.

Doch wie so viele schöne Geschichten beginnt auch die des Thomas Tuchel mit einem traurigen Prolog, der alles beeinflusst, was danach passiert. Mit einem Einschnitt, der ein Weiter-so nicht erlaubt. Bei Tuchel trägt dieses Ereignis einen simplen Namen: Knorpelschaden.

Für den Verteidiger des SSV Ulm 1846, der dreimal für die deutsche U 19 und achtmal für die Stuttgarter Kickers in der 2. Bundesliga gespielt hatte, war die Profikarriere vorbei. Mit 24 kommt ein Fußballer in die, wie man sagt, besten Jahre seiner Laufbahn. Tuchel musste sich mit 24 einen neuen Lebensinhalt suchen, ein neues Ziel.

"Konservativen Weg gegangen, reflexartig"

„Ich bin dann einen sehr konservativen Weg gegangen, eher reflexartig. Ich wollte etwas ganz anderes machen, mich durchbeißen, mir Sicherheit verschaffen“, sagt er. „Darum habe ich BWL studiert, auch wenn das eigentlich so gar nicht meinen Neigungen entsprach. Vielleicht habe ich das auch gemacht, damit meine Eltern ein bisschen ruhiger schlafen konnten.“ Hauptsache kein Fußball, nicht erinnert werden an das, was man hätte schaffen, wo man hätte stehen können. Die pure Verdrängung.

Doch sie hielt nicht lange an, nur einige Monate. Ralf Rangnick, Tuchels Trainer in Ulm, war inzwischen beim VfB Stuttgart in der Verantwortung, und Tuchel, den gerade keine Knieschmerzen plagten, wollte noch einen letzten Versuch unternehmen und in der U 23 des VfB unterkommen.

„Doch schon nach kurzer Zeit wurden die Schmerzen so groß wie vorher. Rangnick hat mir dann eine Trainer-Hospitanz bei der U 17 angeboten“, sagt Tuchel, der vorher nie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, mal Trainer zu werden. Und schon gar nicht mit Mitte 20. Ralf Rangnick sagt heute: „Ich habe damals schon gesehen, dass Thomas gut mit Leuten umgehen kann, gerne kommuniziert, analytisch und immer im Gesamtkontext denkt. Alles Dinge, die du als Trainer brauchst.“

"Schnell Zugang zur Gruppe bekommen"

Diese Erfahrung machte der Novize auch selbst. „Ich habe gemerkt, dass ich sehr schnell Zugang zur Gruppe, zu den Leuten bekomme und dass ich ein gewisses Talent im Einschätzen und Beurteilen junger Spieler habe“, sagt er.

Nach dem Erwerb der B-Lizenz übernahm er die C-Junioren des VfB Stuttgart. Tuchel lernte den Beruf des Trainers im Nachwuchsleis­tungszentrum des Bundesligisten von der Pike auf. 2002 folgte die A-Lizenz, dazu kamen regelmäßige Fortbildungen vom Verein wie vom DFB. „Für mich war das eine optimale Schule. Das Niveau der Ausbildung ist sehr hoch“, sagt der 37-Jährige.

Ballorientierte Verteidigung, schnelles Umschalten

Beim VfB formte sich auch sein Verständnis, seine Vorstellung vom Fußball, „mit einer ballorientierten Verteidigung, mit schnellem Umschalten, mit einer Viererkette, die bis zur Perfektion trainiert wurde. Das war damals noch nicht so implementiert wie heute und ein echter Wettbewerbsvorteil“. Das BWL-Studium schloss er auch noch ab. „Das war mir wichtig, für mich selbst“, sagt er dazu nur. Doch, dass er Trainer sein wollte und nur das, das wusste er längst.

Über den FC Augsburg, wo er Sportlicher Leiter des Nachwuchsleitungszentrums war, kam er 2008 zum FSV Mainz 05, um die A-Junioren zu trainieren. Zwei Jahre zuvor hatte er den Fußball-Lehrer-Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie besucht – und mit der Note 1,4 als Zweitbester abgeschlossen. „Ich war nie ein Streber, aber ich war und bin sehr wissbegierig“, sagt er. „Ich merkte einfach, dass dieser Beruf für mich eine absolute Herzensangelegenheit wurde. Und ich wollte das ganze Talent, das ich hatte, mit einbringen.“

Der Beruf des Trainers sei viel schwieriger und komplexer, als manche denken. „Das fängt damit an, dass man vor einer Gruppe steht, ein Training leitet“, sagt Tuchel. „Man muss Bescheid wissen über Belas­tungssteuerung, Methodik, Trainingsaufbau. Man steht auf der anderen Seite, und genauso ist der Beruf ein völlig anderer.“

Trainerberuf ist Ausbildungsberuf

Für Tuchel ist offensichtlich, dass auch in vielen Vereinen ein Bewusstsein dafür entstanden ist, dass der Trainerberuf ein Ausbildungs­beruf ist, wie wertvoll diese Ausbildung ist - und dass nicht die Zahl der Länderspiele dafür verantwortlich ist, ob man ein guter oder ein schlechter Trainer ist.

Acht der 18 aktuellen Bundesliga-Trainer haben nie in dieser Klasse gespielt. Siehe Rangnick in Hoffenheim, Dutt in Freiburg oder Slomka in Hannover. Und Tuchel seit 2009 in Mainz, wo der damals Namenlose vom Trainer der A-Junioren, mit denen er Deutscher Meister geworden war, zum Chefcoach des Profiteams befördert wurde.

"Er verkörpert ein Stück Mainz 05"

„Er verkörpert mit seiner Fußball-Philosophie ein Stück Mainz 05“, sagte Manager Christian Heidel bei der Vorstellung des neuen Coachs, der die Aufgabe ohne großes Zögern übernahm. Nicht wegen der Aufmerksamkeit, nicht wegen des Rampenlichts, sondern wegen der Herausforderung, so hoch wie möglich arbeiten zu können, an sich.

„Mir war es immer wichtig, mich mit voller Überzeugung einsetzen, gestalten, mich einbringen zu können. Die Altersklasse und die Aufmerksamkeit waren dabei nebensächlich“, sagt er. „Ich brauche für meine Zufriedenheit nicht die öffentliche Bestätigung. Davon hängt mein Lebensglück nicht ab.“

Was nicht heißt, dass er es nicht genießt, wenn seine jungen, schnellen, technisch begabten Spieler siebenmal in sieben Spielen gewinnen, dass es ihn nicht freut, wenn seine Spieler André Schürrle und Lewis Holtby Nationalspieler werden.

Gelernt ist gelernt

Verändern lässt er sich durch all diese Erfolge nicht. Weil er vorbereitet war, wie er sagt: „Ähnliche Situationen hatte ich schon als Trainer im Jugendbereich erlebt, in der Zeit meiner Ausbildung.“

Er ist überzeugt davon, „dass man in den Nachwuchsleistungszentren oder bei den Senioren bis zur Regionalliga am besten lernen kann, weil dort die Anonymität größer ist. Man hat so die Möglichkeit, einen eigenen Stil zu entwickeln, fußballerisch, aber auch, was die Menschenführung angeht.“

Gelernt ist gelernt. Dazu kommt seine scheinbar natürliche Souveränität auch nach außen. Als er nach dem Sieg in Bremen gefragt wurde, warum er im Vergleich zur Vorwoche fünf Wechsel in der Startelf vorgenommen habe, antwortete er so schlicht wie überzeugend: „Es ist sehr anstrengend, für Mainz 05 zu spielen.“

"Ehrlich und sehr direkt in der Ansprache"

Seine Spieler müssen ihn nicht siezen, „das ist eine künstliche Instanz, die ich nicht brauche“. Aber wer das „Sie“ braucht, darf ihn so anreden. „Ich würde mich als jemanden beschreiben, der seine Ziele klar formuliert, der ehrlich ist und sehr direkt in der Ansprache. Wenn man zu überzeugen weiß, spielt es auch keine Rolle, ob man 37 oder 47 ist“, sagt er.

Als im vergangenen Jahr zwei Spieler in einem Interview sagten, die bereits geholten Punkte seien ein gutes Polster für schlechte Zeiten, zitierte Tuchel die beiden zu sich. Wer von ihnen wisse, dass schlechte Zeiten kommen würden, sagte der Trainer, der müsse das sagen, damit er ihn dann draußen lassen könne. So ist Tuchel. „Ich predige immer, dass wir uns nicht zu klein machen sollen“, sagt er.

So glücklich er ist in Mainz, mit der großen Herausforderung Bundesliga, sagt er doch immer noch: „Ich würde jedes Trainerjahr für ein weiteres Spielerjahr hergeben. Es gibt nichts Schöneres als zu spielen.“ Genau diese Einstellung will er auch seinen Spielern vermitteln. Er sagt das ohne Bitterkeit. Die eine Wegstrecke war früher zu Ende als gehofft, dafür verspricht die andere ungleich erfolgreicher zu werden.

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Thomas Tuchel war fertig mit Fußball. Ein für alle Mal, so schien es. „Mir hat das Herz geblutet, wenn ich daran gedacht habe, dass ich nicht mehr spielen kann“, sagt er. Wer Tuchel heute erlebt, wer ihn sieht, wie er an der Seitenlinie gestikuliert, schreit, springt, der mag sich kaum vorstellen, dass er für etwas anderes geschaffen sein könnte.

Mit Mainz 05 egalisierte er in dieser Saison einen Bundesliga-Rekord: sieben Siege in den ersten sieben Spielen. Tuchel, der Fast-Aussteiger, der dann alle Trainerlizenzen des DFB erwarb und schließlich Fußball-Lehrer wurde, ist einer der Aufsteiger des Jahres.

Und DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen beschreibt, warum dieser Tuchel ein Paradebeispiel für strukturierte Trainerausbildung ist.

Trainer im Glücksrausch

Das Bild des jubelnden Thomas Tuchel mit den ausgebreiteten Armen und den ausgestreckten Zeigefingern – es gehört zu den Bildern, die nach der Saison vermutlich in jedem Rückblick auftauchen werden. Ein vor gut einem Jahr noch so gut wie unbekannter Trainer im Glücksrausch, überwältigt, und alle sahen zu. Waren beeindruckt vom Spiel der jungen Mainzer, den „Bruchweg-Boys“, eingestellt und angetrieben von ihrem jungen Übungsleiter, der Sätze sagte wie „Das ist kein Lauf und auch kein Zufall“. Karneval im Frühherbst. Und Tuchel, der jüngste Trainer im Fußball-Oberhaus, war der Sitzungspräsident.

Doch wie so viele schöne Geschichten beginnt auch die des Thomas Tuchel mit einem traurigen Prolog, der alles beeinflusst, was danach passiert. Mit einem Einschnitt, der ein Weiter-so nicht erlaubt. Bei Tuchel trägt dieses Ereignis einen simplen Namen: Knorpelschaden.

Für den Verteidiger des SSV Ulm 1846, der dreimal für die deutsche U 19 und achtmal für die Stuttgarter Kickers in der 2. Bundesliga gespielt hatte, war die Profikarriere vorbei. Mit 24 kommt ein Fußballer in die, wie man sagt, besten Jahre seiner Laufbahn. Tuchel musste sich mit 24 einen neuen Lebensinhalt suchen, ein neues Ziel.

"Konservativen Weg gegangen, reflexartig"

„Ich bin dann einen sehr konservativen Weg gegangen, eher reflexartig. Ich wollte etwas ganz anderes machen, mich durchbeißen, mir Sicherheit verschaffen“, sagt er. „Darum habe ich BWL studiert, auch wenn das eigentlich so gar nicht meinen Neigungen entsprach. Vielleicht habe ich das auch gemacht, damit meine Eltern ein bisschen ruhiger schlafen konnten.“ Hauptsache kein Fußball, nicht erinnert werden an das, was man hätte schaffen, wo man hätte stehen können. Die pure Verdrängung.

Doch sie hielt nicht lange an, nur einige Monate. Ralf Rangnick, Tuchels Trainer in Ulm, war inzwischen beim VfB Stuttgart in der Verantwortung, und Tuchel, den gerade keine Knieschmerzen plagten, wollte noch einen letzten Versuch unternehmen und in der U 23 des VfB unterkommen.

„Doch schon nach kurzer Zeit wurden die Schmerzen so groß wie vorher. Rangnick hat mir dann eine Trainer-Hospitanz bei der U 17 angeboten“, sagt Tuchel, der vorher nie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, mal Trainer zu werden. Und schon gar nicht mit Mitte 20. Ralf Rangnick sagt heute: „Ich habe damals schon gesehen, dass Thomas gut mit Leuten umgehen kann, gerne kommuniziert, analytisch und immer im Gesamtkontext denkt. Alles Dinge, die du als Trainer brauchst.“

"Schnell Zugang zur Gruppe bekommen"

Diese Erfahrung machte der Novize auch selbst. „Ich habe gemerkt, dass ich sehr schnell Zugang zur Gruppe, zu den Leuten bekomme und dass ich ein gewisses Talent im Einschätzen und Beurteilen junger Spieler habe“, sagt er.

Nach dem Erwerb der B-Lizenz übernahm er die C-Junioren des VfB Stuttgart. Tuchel lernte den Beruf des Trainers im Nachwuchsleis­tungszentrum des Bundesligisten von der Pike auf. 2002 folgte die A-Lizenz, dazu kamen regelmäßige Fortbildungen vom Verein wie vom DFB. „Für mich war das eine optimale Schule. Das Niveau der Ausbildung ist sehr hoch“, sagt der 37-Jährige.

Ballorientierte Verteidigung, schnelles Umschalten

Beim VfB formte sich auch sein Verständnis, seine Vorstellung vom Fußball, „mit einer ballorientierten Verteidigung, mit schnellem Umschalten, mit einer Viererkette, die bis zur Perfektion trainiert wurde. Das war damals noch nicht so implementiert wie heute und ein echter Wettbewerbsvorteil“. Das BWL-Studium schloss er auch noch ab. „Das war mir wichtig, für mich selbst“, sagt er dazu nur. Doch, dass er Trainer sein wollte und nur das, das wusste er längst.

Über den FC Augsburg, wo er Sportlicher Leiter des Nachwuchsleitungszentrums war, kam er 2008 zum FSV Mainz 05, um die A-Junioren zu trainieren. Zwei Jahre zuvor hatte er den Fußball-Lehrer-Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie besucht – und mit der Note 1,4 als Zweitbester abgeschlossen. „Ich war nie ein Streber, aber ich war und bin sehr wissbegierig“, sagt er. „Ich merkte einfach, dass dieser Beruf für mich eine absolute Herzensangelegenheit wurde. Und ich wollte das ganze Talent, das ich hatte, mit einbringen.“

Der Beruf des Trainers sei viel schwieriger und komplexer, als manche denken. „Das fängt damit an, dass man vor einer Gruppe steht, ein Training leitet“, sagt Tuchel. „Man muss Bescheid wissen über Belas­tungssteuerung, Methodik, Trainingsaufbau. Man steht auf der anderen Seite, und genauso ist der Beruf ein völlig anderer.“

Trainerberuf ist Ausbildungsberuf

Für Tuchel ist offensichtlich, dass auch in vielen Vereinen ein Bewusstsein dafür entstanden ist, dass der Trainerberuf ein Ausbildungs­beruf ist, wie wertvoll diese Ausbildung ist - und dass nicht die Zahl der Länderspiele dafür verantwortlich ist, ob man ein guter oder ein schlechter Trainer ist.

Acht der 18 aktuellen Bundesliga-Trainer haben nie in dieser Klasse gespielt. Siehe Rangnick in Hoffenheim, Dutt in Freiburg oder Slomka in Hannover. Und Tuchel seit 2009 in Mainz, wo der damals Namenlose vom Trainer der A-Junioren, mit denen er Deutscher Meister geworden war, zum Chefcoach des Profiteams befördert wurde.

"Er verkörpert ein Stück Mainz 05"

„Er verkörpert mit seiner Fußball-Philosophie ein Stück Mainz 05“, sagte Manager Christian Heidel bei der Vorstellung des neuen Coachs, der die Aufgabe ohne großes Zögern übernahm. Nicht wegen der Aufmerksamkeit, nicht wegen des Rampenlichts, sondern wegen der Herausforderung, so hoch wie möglich arbeiten zu können, an sich.

„Mir war es immer wichtig, mich mit voller Überzeugung einsetzen, gestalten, mich einbringen zu können. Die Altersklasse und die Aufmerksamkeit waren dabei nebensächlich“, sagt er. „Ich brauche für meine Zufriedenheit nicht die öffentliche Bestätigung. Davon hängt mein Lebensglück nicht ab.“

Was nicht heißt, dass er es nicht genießt, wenn seine jungen, schnellen, technisch begabten Spieler siebenmal in sieben Spielen gewinnen, dass es ihn nicht freut, wenn seine Spieler André Schürrle und Lewis Holtby Nationalspieler werden.

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Gelernt ist gelernt

Verändern lässt er sich durch all diese Erfolge nicht. Weil er vorbereitet war, wie er sagt: „Ähnliche Situationen hatte ich schon als Trainer im Jugendbereich erlebt, in der Zeit meiner Ausbildung.“

Er ist überzeugt davon, „dass man in den Nachwuchsleistungszentren oder bei den Senioren bis zur Regionalliga am besten lernen kann, weil dort die Anonymität größer ist. Man hat so die Möglichkeit, einen eigenen Stil zu entwickeln, fußballerisch, aber auch, was die Menschenführung angeht.“

Gelernt ist gelernt. Dazu kommt seine scheinbar natürliche Souveränität auch nach außen. Als er nach dem Sieg in Bremen gefragt wurde, warum er im Vergleich zur Vorwoche fünf Wechsel in der Startelf vorgenommen habe, antwortete er so schlicht wie überzeugend: „Es ist sehr anstrengend, für Mainz 05 zu spielen.“

"Ehrlich und sehr direkt in der Ansprache"

Seine Spieler müssen ihn nicht siezen, „das ist eine künstliche Instanz, die ich nicht brauche“. Aber wer das „Sie“ braucht, darf ihn so anreden. „Ich würde mich als jemanden beschreiben, der seine Ziele klar formuliert, der ehrlich ist und sehr direkt in der Ansprache. Wenn man zu überzeugen weiß, spielt es auch keine Rolle, ob man 37 oder 47 ist“, sagt er.

Als im vergangenen Jahr zwei Spieler in einem Interview sagten, die bereits geholten Punkte seien ein gutes Polster für schlechte Zeiten, zitierte Tuchel die beiden zu sich. Wer von ihnen wisse, dass schlechte Zeiten kommen würden, sagte der Trainer, der müsse das sagen, damit er ihn dann draußen lassen könne. So ist Tuchel. „Ich predige immer, dass wir uns nicht zu klein machen sollen“, sagt er.

So glücklich er ist in Mainz, mit der großen Herausforderung Bundesliga, sagt er doch immer noch: „Ich würde jedes Trainerjahr für ein weiteres Spielerjahr hergeben. Es gibt nichts Schöneres als zu spielen.“ Genau diese Einstellung will er auch seinen Spielern vermitteln. Er sagt das ohne Bitterkeit. Die eine Wegstrecke war früher zu Ende als gehofft, dafür verspricht die andere ungleich erfolgreicher zu werden.