Thomas Stamm: "Der Druck ist ein anderer"

DFB.de: Was muss ein Spieler aus Ihrer Sicht mitbringen, um den Sprung in die Bundesliga zu schaffen?

Stamm: Das hängt von drei Säulen ab: Dem Umfeld des Vereins, dem privaten Umfeld und dem Berater. Talent bringen viele Spieler mit, allerdings bestimmen die Säulen die Persönlichkeit des Spielers. Geduld ist ebenfalls sehr wichtig. Nur in sehr wenigen Fällen schafft ein Spieler schon mit 17 Jahren den Sprung nach oben. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Schritt auch über unsere zweite Mannschaft in der Regionalliga Südwest noch gelingen kann.

DFB.de: Vor sechs Jahren haben Sie selbst bereits im Alter von 28 mit dem aktiven Fußball aufgehört. Warum schon so früh?

Stamm: Der Zeitpunkt hat einfach gepasst. Ich habe schon mit 27 beim FC Schaffhausen in der zweiten schweizerischen Liga gemerkt, dass die jüngeren Spieler Druck machen. Da ich auch durch Knieprobleme nicht die Perspektive gesehen habe, vielleicht nochmals den Sprung in die Super League - die höchste Spielklasse in der Schweiz - zu schaffen, habe ich mich dazu entschlossen, parallel meine ersten Erfahrungen im Juniorenbereich als Trainer zu sammeln. Ich war von der U 13 bis zur U 15 im Trainerteam tätig. Und die Arbeit mit jungen Leuten hat mir viel Spaß gemacht.

DFB.de: Wollen Sie in Zukunft im Profibereich trainieren?

Stamm: Der Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen müssten passen. Ich bin aber jemand, der sich keinen besonderen Druck macht. Momentan fühle ich mich in Freiburg sehr wohl und will mit meiner Arbeit den Spielern zu Einsätzen bei den Profis verhelfen.

DFB.de: Wie haben Sie die Länderspielpause in der A-Junioren-Bundesliga überbrückt?

Stamm: In der aktuellen Woche ist unsere Trainingsgruppe verhältnismäßig klein, was aber auch sehr interessant ist. So konnten wir uns intensiver um einige Spieler kümmern. Yannik Keitel ist mit der deutschen Auswahl bei der U 17-Weltmeisterschaft in Indien. Ein Großteil der Jungs ist mit der Südbadischen Fußballauswahl beim Sichtungsturnier der 2000er-Jahrgänge des DFB in Duisburg. Am kommenden Mittwoch sollten wir bis auf Keitel wieder alle Akteure beisammenhaben.

DFB.de: In der Liga geht es gegen den FC Augsburg weiter. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Stamm: Das wird kein leichtes Spiel für uns. Die Augsburger verfügen über eine sehr gute Mentalität und sind in ihrer Spielweise sehr variabel. Das wird ein Duell auf Augenhöhe.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Stamm: Wir gehen die Aufgabe mit Selbstbewusstsein an. Wenn wir da weitermachen, wo wir zuletzt aufgehört haben und die bisherigen Leistungen bestätigen, dann haben wir gute Chancen. Diesmal dürfen es aber ruhig weniger Torchancen für einen Treffer sein.

[mspw]


Maximilian Philipp, Matthias Ginter, Oliver Baumann oder Ömer Toprak: Die Liste der Spieler, die über den Nachwuchs des SC Freiburg den Sprung in die Bundesliga oder sogar in die Nationalmannschaft geschafft haben, ist lang. Seit 2015 ist Thomas Stamm für die U 19 beim Sport-Club verantwortlich. In der aktuellen Saison in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga mischen die Breisgauer im oberen Tabellendrittel mit, belegen nach sieben Spieltagen mit 13 Punkten den vierten Tabellenplatz. Außerdem hat sich der Rekordpokalsieger für das Viertelfinale im DFB-Vereinspokal der Junioren qualifiziert.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der 34-Jährige Schweizer Thomas Stamm mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den guten Saisonstart, seine Erfahrungen als Co-Trainer bei Schweizer Juniorennationalmannschaften und die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Christian Streich, einem seiner Vorgänger bei der Freiburger U 19.

DFB.de: In der Liga steht Ihr Team mit 13 Punkten aus sieben Spielen gut da. Wie zufrieden sind Sie, Herr Stamm?

Thomas Stamm: Punktemäßig wäre sogar noch mehr drin gewesen. So lagen wir gegen Tabellenführer TSG 1899 Hoffenheim bis zur Schlussviertelstunde mit zwei Toren in Führung. Einen dritten Treffer haben wir verpasst und am Ende noch 2:3 verloren. Mit den spielerischen Leistungen sind wir bislang zufrieden. Das gilt es, nun von Woche zu Woche zu bestätigen.

DFB.de: Mit welchem Ziel sind Sie in die Saison gestartet?

Stamm: Wir haben uns keine bestimmte Platzierung oder Tabellenregion vorgenommen. Bei uns steht der Ausbildungsgedanke im Vordergrund. Wir wollen möglichst jedes Wochenende gewinnen. Allerdings ist die Liga auch in diesem Jahr wieder sehr ausgeglichen.

DFB.de: Im Pokalwettbewerb steht Ihr Team nach dem 3:2-Heimerfolg nach Elfmeterschießen gegen den VfL Bochum bereits im Viertelfinale. Ihre Gedanken zum Spiel?

Stamm: Wir waren dominant gegen den Tabellenführer der A-Junioren-Bundesliga West und hätten das Spiel schon vorher entscheiden müssen. Unter anderem scheiterte Luca Herrmann in der Nachspielzeit mit einem Strafstoß an Bochums Torhüter Niclas Thiede. Die Verlängerung war dann ausgeglichen. Im Elfmeterschießen ist immer ein Quäntchen Glück notwendig. Das hatten wir uns an diesem Tag erarbeitet.

DFB.de: Hatten Sie mit Ihrem Team im Vorfeld Elfmeterschießen trainiert?

Stamm: Es ist schwer, die Situation eines Elfmeterschießens annähernd nachzustellen. Wir hatten das in der Tat in das Training eingebaut. Ein Elfmeterschießen wird allerdings immer situativ entschieden.

DFB.de: Die U 19 des SC Freiburg ist mit fünf Titeln Rekordsieger im DFB-Vereinspokal der Junioren. Kann Ihre Mannschaft diese Marke weiter ausbauen?

Stamm: Das wäre schön. Wir sind uns aber bewusst, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist. Für die Vergangenheit können wir uns ohnehin nichts kaufen.

DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Stamm: Wenn man an das Pokalspiel gegen Bochum oder das Ligaspiel gegen Hoffenheim denkt, dann ist es vor allem die Chancenverwertung. Das ist aber ein Bereich, den man nur sehr schwer trainieren kann. Das Spiel im letzten Drittel ist stark von der Tagesform der Spieler abhängig. Als Trainerteam müssen wir dafür sorgen, dass die Spieler die besten Voraussetzungen haben, um das Tor zu treffen.

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DFB.de: Sie sind seit Juli 2015 für die A-Junioren des SC Freiburg verantwortlich. Wie kam es zu ihrem Wechsel aus der Schweiz?

Stamm: Mit der U 18 des FC Winterthur haben wir einige Testspiele gegen die Nachwuchsteams des Sport-Clubs bestritten. Da kam ich mit Martin Schweizer, dem heutigen Sportlichen Leiter der Freiburger Fußballschule, ganz automatisch ins Gespräch. Dabei haben wir gemerkt, dass wir sehr ähnliche Spielphilosophien haben. Beide Seiten waren von einer Zusammenarbeit sehr angetan.

DFB.de: Im letzten Jahr Ihrer Tätigkeit bei Winterthur waren Sie parallel zu Ihrer Arbeit auch Co-Trainer der Schweizer U 16-Nationalmannschaft. Eine eher ungewohnte Situation, oder?

Stamm: In der Schweiz ist es oft so, dass Trainer von kleineren Vereinen gleichzeitig bei den Juniorennationalmannschaften tätig sind. Davon profitieren beide Seiten. Die Trainer befinden sich immer wieder im Austausch und lernen voneinander.

DFB.de: Welche Unterschiede sehen Sie zwischen der Arbeit im Verein und bei einer Nationalmannschaft?

Stamm: Im Verein kann ein Trainerteam viel mehr Wert auf die individuelle Förderung der Spieler legen. Die Zeit, die man mit der Nationalmannschaft verbringt, ist dagegen sehr begrenzt. Allein deshalb liegt der Fokus mehr auf der Gruppentaktik.

DFB.de: Den Schweizern sagt man nach, das alles etwas genügsamer abläuft. Auch im Fußball?

Stamm: Zumindest ist es ein anderes Arbeiten. Im Schweizer Juniorenbereich gibt es beispielsweise keine Auf- und Abstiege. Vereine, die die Kriterien des Verbandes erfüllen, werden zu so genannten Ausbildungsvereinen ernannt. Der Leistungsdruck ist daher nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Hier sind der Druck und auch die mediale Aufmerksamkeit allein wegen der Auf- und Abstiege höher.

DFB.de: Welche Spielphilosophie verfolgen Sie beim Sport-Club?

Stamm: Es geht darum, mutig zu sein und selbst die Initiative zu ergreifen. Unsere Spielphilosophie besteht aus zahlreichen Spielprinzipien und ist sehr komplex. Wir wollen im eigenen Ballbesitz den Ball und somit den Gegner und das Spiel kontrollieren. Und wenn wir mal nicht den Ball haben, wollen wir ihn schnell wieder zurück, indem wir Druck und Stress auf den Gegner ausüben.

DFB.de: Die Nachwuchsarbeit beim SC Freiburg gilt als vorbildlich. Merkt man das in der täglichen Arbeit?

Stamm: Der SC Freiburg steht für einen guten Übergang vom Junioren- in den Profibereich und das versuchen wir, den Spielern auch vorzuleben. Die Trainerteams der einzelnen Jahrgänge und des Bundesligateams tauschen sich regelmäßig aus und lernen voneinander. Alle zwei bis drei Wochen trainieren die besten Spieler der verschiedenen Altersgruppen gemeinsam. Unser Ziel ist eine hohe Identifikation der Spieler mit dem Verein.

DFB.de: Welche Rolle spielt dabei Cheftrainer Christian Streich, der selbst 15 Jahre lang Trainer der U 19 war?

Stamm: Mit unter anderem Matthias Ginter oder Maximilian Philipp haben unter seiner Regie in der jüngeren Vergangenheit viele Eigengewächse beim SC Freiburg den Sprung in die Bundesliga geschafft. Es ist für uns ein enormer Faktor und Vorteil, dass Christian Streich die Spieler und die Arbeit im Juniorenbereich in- und auswendig kennt.

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DFB.de: Was muss ein Spieler aus Ihrer Sicht mitbringen, um den Sprung in die Bundesliga zu schaffen?

Stamm: Das hängt von drei Säulen ab: Dem Umfeld des Vereins, dem privaten Umfeld und dem Berater. Talent bringen viele Spieler mit, allerdings bestimmen die Säulen die Persönlichkeit des Spielers. Geduld ist ebenfalls sehr wichtig. Nur in sehr wenigen Fällen schafft ein Spieler schon mit 17 Jahren den Sprung nach oben. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Schritt auch über unsere zweite Mannschaft in der Regionalliga Südwest noch gelingen kann.

DFB.de: Vor sechs Jahren haben Sie selbst bereits im Alter von 28 mit dem aktiven Fußball aufgehört. Warum schon so früh?

Stamm: Der Zeitpunkt hat einfach gepasst. Ich habe schon mit 27 beim FC Schaffhausen in der zweiten schweizerischen Liga gemerkt, dass die jüngeren Spieler Druck machen. Da ich auch durch Knieprobleme nicht die Perspektive gesehen habe, vielleicht nochmals den Sprung in die Super League - die höchste Spielklasse in der Schweiz - zu schaffen, habe ich mich dazu entschlossen, parallel meine ersten Erfahrungen im Juniorenbereich als Trainer zu sammeln. Ich war von der U 13 bis zur U 15 im Trainerteam tätig. Und die Arbeit mit jungen Leuten hat mir viel Spaß gemacht.

DFB.de: Wollen Sie in Zukunft im Profibereich trainieren?

Stamm: Der Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen müssten passen. Ich bin aber jemand, der sich keinen besonderen Druck macht. Momentan fühle ich mich in Freiburg sehr wohl und will mit meiner Arbeit den Spielern zu Einsätzen bei den Profis verhelfen.

DFB.de: Wie haben Sie die Länderspielpause in der A-Junioren-Bundesliga überbrückt?

Stamm: In der aktuellen Woche ist unsere Trainingsgruppe verhältnismäßig klein, was aber auch sehr interessant ist. So konnten wir uns intensiver um einige Spieler kümmern. Yannik Keitel ist mit der deutschen Auswahl bei der U 17-Weltmeisterschaft in Indien. Ein Großteil der Jungs ist mit der Südbadischen Fußballauswahl beim Sichtungsturnier der 2000er-Jahrgänge des DFB in Duisburg. Am kommenden Mittwoch sollten wir bis auf Keitel wieder alle Akteure beisammenhaben.

DFB.de: In der Liga geht es gegen den FC Augsburg weiter. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Stamm: Das wird kein leichtes Spiel für uns. Die Augsburger verfügen über eine sehr gute Mentalität und sind in ihrer Spielweise sehr variabel. Das wird ein Duell auf Augenhöhe.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Stamm: Wir gehen die Aufgabe mit Selbstbewusstsein an. Wenn wir da weitermachen, wo wir zuletzt aufgehört haben und die bisherigen Leistungen bestätigen, dann haben wir gute Chancen. Diesmal dürfen es aber ruhig weniger Torchancen für einen Treffer sein.

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