Thomas Müller: "Wir sind nun weiter und gefestigter"

Schlagfertig, gut gelaunt, immer einen Spruch auf den Lippen. Thomas Müller macht gute Laune. Neben dem Platz. Und natürlich darauf. Der Nationalspieler hat die EM abgehakt, mit seinen Leistungen hat er erheblichen Anteil am starken Saisonstart der Bayern.

Mit der Nationalmannschaft will er am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) beim Testländerspiel gegen die Niederlande das Jahr 2012 zu einem guten Ende bringen. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht er über seine Anfänge in der Nationalmannschaft, seine aktuelle Form und neue Ziele.

DFB.de: Herr Müller, Bundestrainer Joachim Löw hat für das Spiel gegen die Niederlande mit Roman Neustädter und Sebastian Jung zwei Spieler zum ersten Mal nominiert. Ihre erste Berufung liegt schon drei Jahre zurück. Zum ersten Mal im Kreis des A-Teams waren Sie bei den Marketing-Tagen in Stuttgart. Waren Sie damals verbal zurückhaltender als Sie es heute sind?

Thomas Müller: Wenn man ganz neu dazukommt, dann tastet man sich erst mal ein bisschen heran. Für mich war gut, dass damals schon viele Bayern-Spieler zur Nationalmannschaft gehört haben. Mir hat das bei der Integration geholfen, obwohl ich eigentlich nie große Schwierigkeiten habe, mich in einer neuen Gruppe zurecht zu finden.

DFB.de: Haben Sie dennoch Tipps für Jung und Neustädter - welche Fehler sollte man in den ersten Tagen beim A-Team vermeiden?

Müller: Die beiden sind alt genug, sie wissen schon, wie man sich zu verhalten hat. Außerdem sind sie ja keine ganz unbekannten Gesichter. Es ist auch überhaupt nicht schwer, hier ins Team reinzukommen. Unsere Mannschaft ist sehr jung, die Spieler sind sehr offen. Wir sind ja hier bei einer Fußballmannschaft - und nicht beim Militär.

DFB.de: Sie haben in den letzten drei Spielzeiten für die Bayern jeweils alle 34 Spiele in der Bundesliga bestritten, dazu kommen etliche internationale Einsätze mit Verein und Nationalmannschaft. Wie viel Müdigkeit spüren Sie auf Grund dieser Belastung?

Müller: Die Zeit nach der EM war vom Kopf her nicht einfach. Da habe ich gemerkt, dass der Punkt erreicht ist, dass es sich irgendwie komisch anfühlt. Aber mit Beginn der neuen Saison sind die Gedanken wieder auf Null gestellt, man ist auf neue Ziele fokussiert. Geholfen hat natürlich auch, dass es für uns von Beginn an gut gelaufen ist. Da kommen Freude und Begeisterung schnell zurück.



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Schlagfertig, gut gelaunt, immer einen Spruch auf den Lippen. Thomas Müller macht gute Laune. Neben dem Platz. Und natürlich darauf. Der Nationalspieler hat die EM abgehakt, mit seinen Leistungen hat er erheblichen Anteil am starken Saisonstart der Bayern.

Mit der Nationalmannschaft will er am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD) beim Testländerspiel gegen die Niederlande das Jahr 2012 zu einem guten Ende bringen. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht er über seine Anfänge in der Nationalmannschaft, seine aktuelle Form und neue Ziele.

DFB.de: Herr Müller, Bundestrainer Joachim Löw hat für das Spiel gegen die Niederlande mit Roman Neustädter und Sebastian Jung zwei Spieler zum ersten Mal nominiert. Ihre erste Berufung liegt schon drei Jahre zurück. Zum ersten Mal im Kreis des A-Teams waren Sie bei den Marketing-Tagen in Stuttgart. Waren Sie damals verbal zurückhaltender als Sie es heute sind?

Thomas Müller: Wenn man ganz neu dazukommt, dann tastet man sich erst mal ein bisschen heran. Für mich war gut, dass damals schon viele Bayern-Spieler zur Nationalmannschaft gehört haben. Mir hat das bei der Integration geholfen, obwohl ich eigentlich nie große Schwierigkeiten habe, mich in einer neuen Gruppe zurecht zu finden.

DFB.de: Haben Sie dennoch Tipps für Jung und Neustädter - welche Fehler sollte man in den ersten Tagen beim A-Team vermeiden?

Müller: Die beiden sind alt genug, sie wissen schon, wie man sich zu verhalten hat. Außerdem sind sie ja keine ganz unbekannten Gesichter. Es ist auch überhaupt nicht schwer, hier ins Team reinzukommen. Unsere Mannschaft ist sehr jung, die Spieler sind sehr offen. Wir sind ja hier bei einer Fußballmannschaft - und nicht beim Militär.

DFB.de: Sie haben in den letzten drei Spielzeiten für die Bayern jeweils alle 34 Spiele in der Bundesliga bestritten, dazu kommen etliche internationale Einsätze mit Verein und Nationalmannschaft. Wie viel Müdigkeit spüren Sie auf Grund dieser Belastung?

Müller: Die Zeit nach der EM war vom Kopf her nicht einfach. Da habe ich gemerkt, dass der Punkt erreicht ist, dass es sich irgendwie komisch anfühlt. Aber mit Beginn der neuen Saison sind die Gedanken wieder auf Null gestellt, man ist auf neue Ziele fokussiert. Geholfen hat natürlich auch, dass es für uns von Beginn an gut gelaufen ist. Da kommen Freude und Begeisterung schnell zurück.

DFB.de: Wie viel geistige Frische und Lockerheit benötigt man, um ein Tor wie das zum 2:0 gegen den HSV zu schießen?

Müller: Das hat mit Lockerheit nicht viel zu tun. Es gab keine andere Lösung, um aus der Situation ein Tor zu machen. Wenn man sich die Zeitlupe anschaut, sieht man ganz gut, dass ich mich schon ein bisschen drehe, während ich zum Ball laufe. René Adler hat mir Druck gemacht, ich musste also schnell eine Lösung finden. Ich war gezwungen, sofort abzuschließen, das ging nicht anders.

DFB.de: Aber es war schon ein sehr schönes Tor.

Müller: In Ausführung und Entstehung war das Tor ein besonderes Tor, das stimmt.

DFB.de: Nicht nur dieses Tores wegen - Sie sind in dieser Saison generell gut drauf. Sieben Tore nach zehn Spielen, das ist die Anzahl, die nach der gesamten Saison 2011/2012 hinter Ihrem Namen stand. Was macht Sie zurzeit so stark?

Müller: Es ist eine Phase, ein Abschnitt in meinem fußballerischen Leben. Zurzeit läuft es gut, zurzeit gehen die Bälle wieder ins Tor. Das ist natürlich schön für mich, ich kann das aber einordnen. Es ist immer entscheidend, wie man mit den verschiedenen Phasen in einer Karriere umgeht. Wenn ich acht Wochen lang kein Tor erziele, dann heißt es schnell, dass ich keine gute Phase habe. Obwohl die Anzahl der Tore nicht allein relevant dafür ist, ob ich ein gutes Spiel gemacht habe. Ich habe schon schlechte Spiele gemacht, obwohl ich getroffen habe und viele gute, in denen mir kein Tor gelungen ist.

DFB.de: Gut drauf sind Sie gleichwohl. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Müller: Ich habe nichts anders gemacht, ich trainiere nicht anders, ernähre mich nicht anders. Es war ja auch nicht so, dass in der vergangenen Saison alles schlecht war und ich deswegen die Notwendigkeit hatte, irgendetwas zu ändern. Mir ist es gelungen, den Kopf auf neue Ziele zu richten, das ist wohl entscheidend. Und auf dem Platz mache ich zurzeit oft die richtigen Dinge. Warum das so ist, will ich gar nicht so genau wissen. Hauptsache es ist so.

DFB.de: Es ist kein Geheimnis, dass das Jahr 2012 für Sie auch Enttäuschungen gebracht hat. Aus Niederlagen lernt man, sagt man. Haben Sie persönlich aus Champions-League-Finale und EM-Halbfinale etwas gelernt?

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Müller: Man muss in der Lage sein, Enttäuschungen und Niederlagen schnell abzuhaken. Der Fußball dreht sich immer weiter. Man muss sich mitdrehen. Eine Saison ist vorbei, die neue kommt. Es gibt alle zwei Jahre ein großes Turnier. Erfolgreichen Spielern gelingt es, den Spaß am Spiel nicht zu verlieren, auch wenn die Belastung hoch ist. Gerade nach Niederlagen ist es gut, dass man sich schnell auf neue Ziele einstellen kann.

DFB.de: Ein neues Ziel ist die Qualifikation für die WM 2014. Das letzte Spiel gegen Schweden war sehr speziell. Eigentlich waren es zwei Spiele. Die ersten 60 Minuten waren überragend. Habe Sie schon viele Mannschaften besser Fußball spielen sehen als die deutsche bis zum 4:0?

Müller: Ich habe schon viele Spiele erlebt, in denen wir den Gegner beherrscht und dominiert haben. Die ersten 60 Minuten gegen Schweden gehören aber schon weit nach oben. Wir haben hinten nichts zugelassen, und vorne haben wir schön und effizient gespielt. Es hat lange Zeit großen Spaß gemacht.

DFB.de: Nach dem 4:4 haben Sie auf Facebook gepostet, dass Sie keine Ahnung haben, wie das passieren konnte. Haben Sie das heute

Müller: Nein. Man kann von jedem der vier Gegentore eine Fehleranalyse machen. Für jedes Tor gibt es eine individuelle Erklärung. Das sagt aber nicht, warum diese Fehler in dieser Häufigkeit und in so kurzer Zeit passieren konnten.

DFB.de: Wie wichtig ist es, so ein Spiel detailliert aufzuarbeiten?

Müller: Natürlich müssen und werden wir das Spiel aufarbeiten. Auf die einzelnen Fehler wird uns der Trainer noch hinweisen, das ist auch wichtig. Noch wichtiger aber finde ich, dass wir künftig in vergleichbaren Situationen wach sind. Wir haben im ersten Spiel nach der Partie gegen Schweden mit den Bayern ein Spiel gehabt, in dem wir auch schnell mit 4:0 geführt haben, in Düsseldorf war das. Da habe ich schon an Schweden gedacht und mir gesagt: "So, das passiert jetzt aber nicht wieder." Ich bin sicher, dass uns die letzte halbe Stunde gegen Schweden eine Lehre für die Zukunft sein wird.

DFB.de: Wie wichtig wäre es, das Länderspieljahr 2012 am Mittwoch mit einem positiven Erlebnis abzuschließen?

Müller: Das letzte Spiel ist immer bedeutend, der letzte Eindruck bleibt. Wir wollen mit einem guten und überzeugenden Spiel aus dem Jahr gehen.

DFB.de: Können Sie mit einem Begriff wie Prestigeduell etwas anfangen?

Müller: Klar, Spiele gegen den Nachbarn sind immer etwas Bedeutendes. Für die Zuschauer ist das Spiel aufgrund der Rivalität interessant, für uns Spieler aber auch.

DFB.de: Coach der Niederlande ist Louis van Gaal, Ihr Förderer zum Profistart beim FC Bayern. Macht dies das Spiel in Amsterdam für Sie noch einmal spezieller?

Müller: Ich freue mich einfach darauf, ihn wieder zu sehen. Wie spielen aber nicht gegen Louis van Gaal, sondern gegen die Nationalmannschaft der Niederlande. Wir kennen einige der Spieler aus der Bundesliga, schon deswegen wird es ein interessantes Spiel.

DFB.de: Ihr Münchner Teamkollege Arjen Robben hat für Mittwoch dem deutschen Team klar die Favoritenrolle zugeschoben. Wie sehen Sie die Chancen?

Müller: Arjen versucht, damit den Druck von den Niederländern zu nehmen, das ist doch klar. Man muss aber auch sehen, dass im Team der Niederlande nach der EM ein kleiner Umbruch stattgefunden hat. Louis van Gaal versucht, viele junge Spieler in die Mannschaft zu integrieren. Deswegen würde ich auch sagen, dass wir als Mannschaft weiter und gefestigter sind. Wobei man wegen der vielen Ausfälle auch sehen muss, dass wir mit einer Aufstellung antreten werden, mit der wir noch nie gespielt haben.