Thom gegen Schneider: "Der Titel wäre die Krönung"

Thom: Wir müssen zumindest nicht reisen. Darüber hinaus glaube ich jedoch nicht, dass der Heimvorteil von großer Bedeutung ist. Beide Mannschaften werden sehr nervös sein. Wir werden sehen, wer damit besser zurechtkommt.

Schneider: Das sehen wir am Samstag. Vielleicht ist es ein kleiner Vorteil für die Berliner, dass sie zu Hause spielen. Wir haben im Laufe der Saison aber bewiesen, dass wir auswärtsstark sind - zuletzt bei unserem 4:1 im Halbfinal-Rückspiel beim 1. FC Nürnberg.

DFB.de: Auf was für ein Spiel können sich die Zuschauer einstellen?

Thom: Ähnlich wie im Halbfinale gehe ich von einem harten und spannenden Duell aus. Das Besondere ist, dass die Entscheidung diesmal auf jeden Fall in einer Partie, vielleicht sogar erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen, fallen wird.

Schneider: Unser Spiel ist darauf ausgelegt, dass wir offensiv agieren. Bei Hertha BSC ist es ähnlich. Ich gehe davon aus, dass man beiden Mannschaften zu Beginn die Nervosität anmerkt. Dann wird sich aber ein Spiel auf hohem Niveau entwickeln.

DFB.de: Zu welchem Zeitpunkt der Saison war Ihnen klar, dass Ihre Mannschaft das Endspiel erreichen kann?

Thom: Eigentlich erst, als der Gewinn der Meisterschaft in der Staffel Nord/Nordost endgültig feststand. Wir sind zwar mit drei Punkten und acht Toren Vorsprung auf Verfolger Hannover 96 in das letzte Meisterschaftsspiel gegangen, aber im Fußball sind auch solche Situationen schon in die Hose gegangen. Meine Mannschaft stand also deshalb unter Druck, mindestens einen Punkt holen zu müssen. Wir haben das mit dem 6:0 im Derby bei Hertha 03 Zehlendorf gut gelöst. Das hat uns weiteren Auftrieb gegeben.

Schneider: Mitte der Hinrunde war es uns gelungen, eine Serie von sechs Siegen und einem Unentschieden hinzulegen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht und die Mannschaft über das Potenzial verfügt, ganz oben mitzuspielen, wenn sie von Verletzungen verschont bleibt.

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Zwei ehemalige Bundesligaprofis wollen am Samstag (ab 14 Uhr, live bei DFB-TV) ein Stück Fußballgeschichte schreiben. Im Finale um die deutsche B-Junioren-Meisterschaft stehen sich im Berliner Stadion am Wurfplatz der Nord/Nordost-Meister Hertha BSC mit Trainer Andreas Thom und der von Thomas Schneider trainierte VfB Stuttgart, Vizemeister in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga, gegenüber. Für beide Ex-Profis wäre es der erste Titelgewinn als Trainer im U 17-Bereich.

Der 39-jährige ehemalige Abwehrspieler Schneider hatte in seiner Laufbahn 133 Erstligaeinsätze für den VfB Stuttgart und acht Partien für Hannover 96 bestritten. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere war er zunächst U 19-Trainer beim FC Dingolfing, dann Cheftrainer der ersten Mannschaft. Seit Saisonbeginn betreut der Fußballlehrer die B-Junioren des VfB Stuttgart und hat sie auf Anhieb ins Finale geführt.

Der 46-jährige Thom stürmte während seiner erfolgreichen Profikarriere für den BFC Dynamo, Bayer 04 Leverkusen, Celtic Glasgow und Hertha BSC, bestritt insgesamt 61 Länderspiele (18 Tore) für die ehemalige DDR und den DFB. Als Trainer arbeitete er bereits für die Profis der Hertha und als "Co" von Falko Götz bei Holstein Kiel. Die U 17 von Hertha BSC übernahm er zu Beginn der Saison 2010/2011. Vor dem Endspiel hat der Journalist Thomas Ziehn für DFB.de mit den beiden prominenten Trainern gesprochen.

DFB.de: Am Samstag geht es in Berlin um die nationale B-Junioren-Krone. Welche Bedeutung hat für Sie die Meisterschaft im U 17-Bereich?

Andreas Thom: Unsere Final-Teilnahme ist das Produkt von dem, was sich meine Mannschaft im Laufe der gesamten Saison erarbeitet hat. Es ist uns nicht nur gelungen, Staffel-Meister zu werden, sondern auch im Halbfinale mit dem Titelverteidiger 1. FC Köln eine sehr starke Mannschaft auszuschalten. Jetzt dieses Endspiel bestreiten zu dürfen, ist das, was man sich als Fußballer wünscht. Wir können einer ausgezeichneten Saison am Samstag das i-Tüpfelchen aufsetzen.

Thomas Schneider: Auch für uns wäre der Titel der krönende Abschluss der Runde. Das Finale zu gewinnen, wäre nach einer langen Saison das Größte. Ich hatte das Glück, mit dem VfB als Spieler zweimal Deutscher A-Junioren-Meister werden zu dürfen. So ein Erlebnis vergisst man nie. Aus der Historie im U 17-Bereich ergibt sich für den VfB Stuttgart fast schon so etwas wie eine Verpflichtung. Immerhin sind wir mit nun zwölf Finalteilnahmen und sechs B-Junioren-Meisterschaften Rekordhalter.

DFB.de: Gibt es eine besondere Vorbereitung auf das Finale?

Thom: Wir machen alles wie immer. Ich habe meiner Mannschaft nur mit auf den Weg gegeben, dass sie sich auf dieses zusätzliche Bonbon freuen soll.

Schneider: Die Trainingswoche haben wir ganz normal geplant. Je näher das Endspiel rückt, desto mehr merken meine Spieler besondere Umstände wie die große mediale Aufmerksamkeit. Auch das DFB-Bankett einen Tag vor dem Spiel zeigt die Besonderheit des Finales.

DFB.de: Sind Titelgewinne im Nachwuchsbereich auf dem langen Weg zum Bundesliga-Profi hilfreich?

Thom: Das ist schwer zu sagen. Titel sind immer etwas, an das sich Spieler gerne zurückerinnern. Ob das aber dem einzelnen Spieler bei seiner Entwicklung entscheidend hilft, lässt sich kaum abschätzen. Fest steht für mich aber, dass jeder meiner Spieler am Samstag unbedingt gewinnen will. Das gilt jedoch auch für die Stuttgarter.

Schneider: Titel machen auf jeden Fall Lust auf mehr. Ich glaube schon, dass es Spieler beflügelt, wenn sie merken, dass sie zur nationalen Spitze gehören. Außerdem ist es die Bestätigung für harte Arbeit Aus den bisherigen Meistermannschaften hat es jedoch trotzdem nur ein kleiner Prozentteil der Spieler auch bis in die Bundesliga geschafft.

DFB.de: Was benötigt ein junges Talent, um bis in die Bundesliga zu kommen?

Thom: Der Großteil meiner Jungs wird sich in der kommenden Saison erst einmal bei den A-Junioren beweisen müssen. Mit Blick auf den Profifußball geht für sie also noch viel Zeit ins Land. Ganz wichtig wird sein, dass sie konzentriert an ihrer Weiterentwicklung arbeiten.

Schneider: Entscheidend sind die Mentalität und die Einstellung. Talent haben viele. Man muss aber auch die nötige Charakterstärke besitzen und auf sich auf sein Ziel fokussieren können.

DFB.de: Ist es für Hertha BSC ein Vorteil, dass das Finale in Berlin ausgetragen wird?

Thom: Wir müssen zumindest nicht reisen. Darüber hinaus glaube ich jedoch nicht, dass der Heimvorteil von großer Bedeutung ist. Beide Mannschaften werden sehr nervös sein. Wir werden sehen, wer damit besser zurechtkommt.

Schneider: Das sehen wir am Samstag. Vielleicht ist es ein kleiner Vorteil für die Berliner, dass sie zu Hause spielen. Wir haben im Laufe der Saison aber bewiesen, dass wir auswärtsstark sind - zuletzt bei unserem 4:1 im Halbfinal-Rückspiel beim 1. FC Nürnberg.

DFB.de: Auf was für ein Spiel können sich die Zuschauer einstellen?

Thom: Ähnlich wie im Halbfinale gehe ich von einem harten und spannenden Duell aus. Das Besondere ist, dass die Entscheidung diesmal auf jeden Fall in einer Partie, vielleicht sogar erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen, fallen wird.

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Schneider: Unser Spiel ist darauf ausgelegt, dass wir offensiv agieren. Bei Hertha BSC ist es ähnlich. Ich gehe davon aus, dass man beiden Mannschaften zu Beginn die Nervosität anmerkt. Dann wird sich aber ein Spiel auf hohem Niveau entwickeln.

DFB.de: Zu welchem Zeitpunkt der Saison war Ihnen klar, dass Ihre Mannschaft das Endspiel erreichen kann?

Thom: Eigentlich erst, als der Gewinn der Meisterschaft in der Staffel Nord/Nordost endgültig feststand. Wir sind zwar mit drei Punkten und acht Toren Vorsprung auf Verfolger Hannover 96 in das letzte Meisterschaftsspiel gegangen, aber im Fußball sind auch solche Situationen schon in die Hose gegangen. Meine Mannschaft stand also deshalb unter Druck, mindestens einen Punkt holen zu müssen. Wir haben das mit dem 6:0 im Derby bei Hertha 03 Zehlendorf gut gelöst. Das hat uns weiteren Auftrieb gegeben.

Schneider: Mitte der Hinrunde war es uns gelungen, eine Serie von sechs Siegen und einem Unentschieden hinzulegen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht und die Mannschaft über das Potenzial verfügt, ganz oben mitzuspielen, wenn sie von Verletzungen verschont bleibt.