Thees Uhlmann: „Ich gehe die Sache ähnlich wie Fußballer an“

Thees Uhlmann macht sich derzeit fit für seine Tour. Am 30. Oktober geht es für den Musiker los. 23 Konzerte in 25 Tagen stehen auf dem Programm. Auch eine sportliche Herausforderung, die den 39-Jährigen jedoch nicht schreckt. Schließlich ist er ja selbst nur knapp daran vorbeigeschrammt, Leistungssportler zu werden. In der Jugend des TSV Eiche Warstadt war er zumindest zeitweise Torgarant.

Warum Thees Uhlmann die Fußball-Karriere aufgab, Musiker wurde, immer noch ein Pierre-Littbarski-Poster hat, sich aktuell eine Drei plus in Sport gibt und die Nationalmannschaft gut findet, erklärt er im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer.

fanclub.dfb.de: Herr Uhlmann, befinden Sie sich derzeit im Trainingslager?

Thees Uhlmann: Ich habe jetzt zwei Wochen durchtrainiert und auch Pressekonferenzen gegeben. Als Spielführer und Trainer in einer Person. Das Trainingslager war sehr gut, so dass ich derzeit eine Mischung aus Entmüdungsbecken, Reha und weiteren Pressekonferenzen mache.

fanclub.dfb.de: Ihre Tour beginnt am 30. Oktober. 23 Konzerte in 25 Tagen sind ein sportliches Programm. Wie bereitet man sich darauf vor?

Thees Uhlmann: Ich glaube, Thees Uhlmann und Band sind eine Turnier-Mannschaft. (lacht) Oje, wie komme ich da nur wieder raus? Nein, es stimmt schon, man muss schon überlegen, wie man die Konzerte angeht. Dazu gehört das Proben genauso wie die Fitness, es stimmt schon, dass man konditionell in Topform sein sollte.

fanclub.dfb.de: Wie sportlich sind Sie denn?

Thees Uhlmann: Drei plus – wenn Campino eine eins erhält. Aber bei uns sind die Bühnen auch nicht so groß wie bei den Toten Hosen. Wir haben schon Respekt vor der Tour. Mit 23 Auftritten an 25 Tagen ist das die längste Tour, die wir je gemacht haben. Aber ich gehe die Sache ähnlich wie Fußballer an. Die mögen auch die Englischen Wochen, weil sie diese Konstanz schätzen, weil sie dann einfach in dem Spiel-Modus drin sind. Diese Einstellung habe ich schon immer gemocht, weil ich mich eher als Arbeiter sehe denn als ätherischer Künstler. Wenn der Bus rollt, dann ist alles in Ordnung. Ich genieße das schon sehr.



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Thees Uhlmann macht sich derzeit fit für seine Tour. Am 30. Oktober geht es für den Musiker los. 23 Konzerte in 25 Tagen stehen auf dem Programm. Auch eine sportliche Herausforderung, die den 39-Jährigen jedoch nicht schreckt. Schließlich ist er ja selbst nur knapp daran vorbeigeschrammt, Leistungssportler zu werden. In der Jugend des TSV Eiche Warstadt war er zumindest zeitweise Torgarant.

Warum Thees Uhlmann die Fußball-Karriere aufgab, Musiker wurde, immer noch ein Pierre-Littbarski-Poster hat, sich aktuell eine Drei plus in Sport gibt und die Nationalmannschaft gut findet, erklärt er im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer.

fanclub.dfb.de: Herr Uhlmann, befinden Sie sich derzeit im Trainingslager?

Thees Uhlmann: Ich habe jetzt zwei Wochen durchtrainiert und auch Pressekonferenzen gegeben. Als Spielführer und Trainer in einer Person. Das Trainingslager war sehr gut, so dass ich derzeit eine Mischung aus Entmüdungsbecken, Reha und weiteren Pressekonferenzen mache.

fanclub.dfb.de: Ihre Tour beginnt am 30. Oktober. 23 Konzerte in 25 Tagen sind ein sportliches Programm. Wie bereitet man sich darauf vor?

Thees Uhlmann: Ich glaube, Thees Uhlmann und Band sind eine Turnier-Mannschaft. (lacht) Oje, wie komme ich da nur wieder raus? Nein, es stimmt schon, man muss schon überlegen, wie man die Konzerte angeht. Dazu gehört das Proben genauso wie die Fitness, es stimmt schon, dass man konditionell in Topform sein sollte.

fanclub.dfb.de: Wie sportlich sind Sie denn?

Thees Uhlmann: Drei plus – wenn Campino eine eins erhält. Aber bei uns sind die Bühnen auch nicht so groß wie bei den Toten Hosen. Wir haben schon Respekt vor der Tour. Mit 23 Auftritten an 25 Tagen ist das die längste Tour, die wir je gemacht haben. Aber ich gehe die Sache ähnlich wie Fußballer an. Die mögen auch die Englischen Wochen, weil sie diese Konstanz schätzen, weil sie dann einfach in dem Spiel-Modus drin sind. Diese Einstellung habe ich schon immer gemocht, weil ich mich eher als Arbeiter sehe denn als ätherischer Künstler. Wenn der Bus rollt, dann ist alles in Ordnung. Ich genieße das schon sehr.

fanclub.dfb.de: Gilt diese Einschätzung auch für Ihr fußballerisches Talent?

Thees Uhlmann: Ein Grund dafür, warum ich Musik mache, ist das absolute Scheitern meiner Fußballer-Karriere.

fanclub.dfb.de: Erklären Sie den Zusammenhang.

Thees Uhlmann: Ich habe schon als Steppke wahnsinnig gerne Fußball gespielt. Von der E-Jugend an war ich im Verein. Aber ich war unheimlich schlecht. Ich wurde regelmäßig als Letzter in die Mannschaft gewählt. Und das ist natürlich nicht witzig für ein Kind. Das macht etwas mit dem Gehirn. Ich habe schließlich den Entschluss gefasst, wenn es der Fußball nicht bringt, dann muss ich mich für etwas anderes interessieren. So habe ich meine Liebe zur Musik entdeckt und mich an der Gitarre versucht.

fanclub.dfb.de: Woran sind Sie im Fußball gescheitert?

Thees Uhlmann: Ich wünschte, die Geschichte würde nicht stimmen, aber sie ist nun mal wahr. Es gab ein Zeit, da war ich der Torjäger unserer Mannschaft. Weil ich nicht das dünnste Kind der Welt war, wurde ich bei Hallenturnieren zur Ecke immer auf den Platz geschickt. Danach hieß es: Sofort wieder raus! Es war frustrierend für mich, aber für den mächtigen TSV Eiche Warstade war das eine sehr gute taktische Entscheidung.

fanclub.dfb.de: Standen die eigenen Fähigkeiten auch im Widerspruch zu dem, was Sie am Fußball begeistert? Diese Vermutung liegt zumindest nahe, wenn man weiß, dass Sie ein Pierre Littbarski-Poster über dem Bett hängen hatten.

Thees Uhlmann: Das war nur so ein Kindheits-Flash. Da hat man früher in der Bravo in den Horoskopen nachgeschaut, wer am gleichen Tag wie man selbst Geburtstag hat. Und das war halt Pierre Littbarski. Aber davon abgesehen, fand ich ihn auch schon cool. Mit seiner Frisur, mit seinem Entengang – der war anders als die anderen. Das hat mir einen Kick gegeben.

fanclub.dfb.de: Hängt heute noch ein Poster über dem Bett?

Thees Uhlmann: Nein, aber mein Manager hat mir zum Erscheinen meiner ersten Platte ein Geschenk gemacht. Er hatte bei Ebay für viel, viel Geld ein Bravo-Pierre-Littbarski-Poster für mich ersteigert.

fanclub.dfb.de: Und wo kann man das derzeit bestaunen?

Thees Uhlmann: Das steht gerahmt bei mir in der Ecke – weil ich gerade umziehe.

fanclub.dfb.de: Wer würde heute über Ihrem Bett hängen?

Thees Uhlmann: Oh (überlegt)... (überlegt lange)... Timo Schultz, der U 23-Trainer von St. Pauli. Was ich bei dem Verein derzeit sehr gut finde, ist, dass er sein eigenes shakespearisches Drama einhält. Timo Schultz gehört für mich der goldenen Generation an. Er spielte in der ersten Liga und war beim Derby-Sieg gegen den HSV dabei. Seitdem sucht die Mannschaft und der Verein sich. Der Erfolg gegen den HSV war eine riesige Nummer für die Fans und für das Viertel. Einmal das Gefühl zu haben, Stadtmeister zu sein. Das hält vor. Timo Schultz und Fabian Boll stehen symbolisch für diesen Sieg.

fanclub.dfb.de: Muss man als St. Pauli-Fan leidensfähig sein?

Thees Uhlmann: Och (schnauft). Muss man das nicht bei 80 Prozent aller Vereine sein? Wird nicht erst die Freude durch das Leiden schön? Es ist doch das Gleiche, wie mit einer Person, in die man sich verliebt. Wenn es der nicht gut geht, dann steht man ihr ja auch bei und tut alles, damit es ihr besser geht. So funktioniert das halt. Was müssen die Fans des Hamburger SV oder von Werder Bremen derzeit durchmachen. Die stehen im Stadion und können vor lauter Kopfschütteln nicht einmal mehr die Finger zum Pfeifen in den Mund nehmen. Ganz klar: Fan zu sein, ist eine emotionale Sache. Dadurch wird es interessant. Dadurch wird es schön. Wir brauchen mehr Drama!

fanclub.dfb.de: Dem Verein beistehen, fällt unter diese Rubrik auch das Lied „Das hier ist Fußball“, das Sie für den FC St. Pauli geschrieben haben?

Thees Uhlmann: Viel mehr kann man als Musiker nicht erreichen. Wenn man einen Fußball-Song schreibt und die Leute verstehen ihn so, wie er gemeint ist. Eben diese traurige, tragische Seite des Fußballs wahrzunehmen. Das ist mir eigentlich mehr wert, als eine goldene Schallplatte zu bekommen. Ich habe das Lied geschrieben, als St. Pauli in der 3. Liga spielte und es überall hieß, der Party-Klub, die Piraten. Da war es mir ein Bedürfnis, mal zu sagen: Nein, dem ist nicht so. Hier hat Uli Hoeneß gerade 20 Milliarden T-Shirts gekauft, damit der Verein nicht den Bach runtergeht. Das sah eine ganze Zeit lang nicht gut aus für St. Pauli. Da war kein Happyend in Sicht. Und dass dieses Lied gespielt wird, wenn zum Beispiel Spieler verabschiedet werden, ist eine richtig schöne Sache für mich.

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fanclub.dfb.de: Könnte man dieses Gefühl noch steigern. Etwa wenn die Fans aus einem Ihrer Lied einen Fan-Chant machen würden?

Thees Uhlmann: Nein, ich glaube nicht. Mir gefällt es so am besten, wie es ist. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison konnte ich nicht im Stadion sein. Bruns und Ebbers wurden verabschiedet. Ich war im Nieselregen mit meinem Kind auf einem Spielplatz in Berlin, hatte einen Knopf im Ohr und St. Pauli-Radio gehört. Habe mitbekommen, wie die Leute das Lied singen. Da habe ich gedacht: Schön, wenn ich da wäre. Aber so könnte ich jetzt diese Geschichte nicht erzählen.

fanclub.dfb.de: Wie wichtig ist Ihnen Erfolg?

Thees Uhlmann: Erfolg sind Sachen, die passieren, wenn man etwas mit reinem Herzen macht. Natürlich ist es ein Erfolg beim Hurricane Festival vor 40.000 Leuten zu spielen. Das bringt megamäßig Spaß. Das wird man nie vergessen. Aber ich war noch nie der Karrieretyp. Als ich anfing, aufzutreten, da war für mich der größte Erfolg, den ich mir vorstellen konnte, in der Roten Flora in einem kleinen Punker-Keller zu spielen. Und dieses Gefühl, zu sagen: Oh, wow, Du hast es geschafft, aus dem Dorf raus zu kommen, das war für mich Erfolg! Was ich damit sagen will, Erfolg ist immer nur etwas graduell anderes zu dem, was ich damals in diesem Punker-Keller empfunden habe.

fanclub.dfb.de: Lässt sich ja auch prima auf den Fußball anwenden.

Thees Uhlmann: Ja, das stimmt. Aber ich hätte auch nichts dagegen, im Mittelfeld der Bundesliga mitzuspielen. Und da gegen ein paar Große mal ein Unentschieden herauszugrätschen, wäre natürlich auch super.

fanclub.dfb.de: Ihr aktuelles Album heißt #2 und es ist in den Charts auf Platz 2 eingestiegen. Damit erinnern Sie ein wenig an Vize-Kusen. Schlimm?

Thees Uhlmann: (lacht) Ich küre diese Frage zu einer der Top 5 der Interview-Saison. Ich lege mich fest und sage: Bayer Leverkusen wird in dieser Saison Meister! Ich glaube an die Leverkusener, weil Bayern München und Borussia Dortmund sich zu sehr darauf konzentrieren werden, in der Champions League erfolgreich zu sein. Natürlich ist es immer schön, die Nummer 1 zu sein. Aber ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie das ist, ganz oben in den Charts zu stehen. Ich arbeite mit einer kleinen Plattenfirma, da sind Freunde und Bekannte angestellt. Und wenn man sich vor diesem Hintergrund das Musik-Business anschaut, dann ist das so, als wäre der SC Freiburg auf Platz 2 der Bundesliga.

fanclub.dfb.de: Wie halten Sie es mit der Nationalmannschaft?

Thees Uhlmann: Sehr gut! Die politisch und kulturelle Wichtigkeit der Nationalmannschaft ist in Gold nicht aufzuwiegen. Ich komme noch aus einer Zeit, in der Mölln, Solingen, Rostock passiert sind. Man hat gebibbert, ob es bei der WM 2006 wieder so knallt wie in Frankreich 1998. Aber das hat sich dann ja in einen wahren Fußball- und Feier-Wahn aufgelöst. Deutschland strahlte eine Freundlichkeit und Friedlichkeit aus. Das hat mich beeindruckt.

fanclub.dfb.de: Ihre Meinung zum aktuellen Team?

Thees Uhlmann: Die Mannschaft gefällt mir gut. Ich finde mit Klinsmann und jetzt Löw hat die Nationalmannschaft zwei Trainer gehabt, die das Land gut repräsentieren können und die eloquent sind. Und der Fußball der Nationalmannschaft bringt zu großen Teilen auch wahnsinnig Spaß. Dass man in der Quali nicht erwarten darf, dass die Spiele 10:0 ausgehen, ist doch auch eigentlich klar. Dafür sind die Teams doch mittlerweile zu nah beieinander.

fanclub.dfb.de: Wie passt es dann ins Bild, dass Sie am 15. und 19. November Konzerte geben, obwohl zwei Länderspiele anstehen?

Thees Uhlmann: Rock’n’Roll ist immer noch wichtiger als Fußball! Aber es gibt ja auch Möglichkeiten, sich dennoch zu informieren. Es gibt Leute in der Band, die halten sich über ihren Laptop auf dem Laufenden. Und es gibt doch nichts Schöneres, als bis zehn Minuten vor dem Auftritt Fußball zu gucken und dann auf die Bühne zu gehen. Wir werden dann auf jeden Fall auf dem Laufenden gehalten.